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Veröffentlicht am 08.02.2018

Spannende Recherche mit Jan und Mütze

Das Lied der toten Mädchen (Jan-Römer-Krimi 3)
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Im Herbst 1997 wird auf dem Wilzenberg im sauerländischen Schmallenberg die 19jährige Sonja Risse ermordet - am Tatort findet sich eine Spieluhr. Der Fall konnte nie aufgeklärt werden und Jan und Mütze ...

Im Herbst 1997 wird auf dem Wilzenberg im sauerländischen Schmallenberg die 19jährige Sonja Risse ermordet - am Tatort findet sich eine Spieluhr. Der Fall konnte nie aufgeklärt werden und Jan und Mütze möchten diesen Fall ein wenig recherchieren für ihre interessante Zeitungsserie um ungeklärte Mordfälle. Sie befragen damals involvierte Personen und stoßen auf sehr viel Ablehnung, Schweigen und auch Widersprüche. Kurz darauf wird eine der befragten Personen ermordet und auch bei ihrer Leiche steht eine Spieldose mit der gleichen Melodie...

Ich mag die Krimis von Linus Geschke und dies ist schon der dritte Band der Reihe um Jan Römer und Mütze Stefanie Schneider. Gekonnt strickt Geschke ein Netz aus Informationen, das teils aus den Rechercheergebnissen stammt, teils jedoch aus jenen Kapiteln, die aus Sicht eines Tat-Verdächtigen geschrieben wurden. Es werden natürlich eine Reihe falscher Fährten gelegt und einige Umwege gegangen, so wie es sich für einen guten Krimi gehört. Am Ende fügt sich alles zu einem großen Puzzle zusammen und die Auflösung ist jedenfalls überraschend aber trotzdem nachvollziehbar und insgesamt stimmig.
Dankbarerweise verzichtet Geschke auf unnötige Action sowie übertriebene Nebenschauplätze. Sicher hat Jan Römer auch ein Privatleben, in dem es zugegebenermaßen nicht besonders rosig aussieht, doch nimmt dies immer nur einen sehr kleinen Teil der Story ein. Mützes Privatleben ist bislang immer noch ein großes Fragezeichen, aber ich ahne bereits, dass es sich mehr mit dem von Jan verquicken wird in den Folgebänden. Sie scheint zudem an einem großen Problem aus der Vergangenheit zu knabbern, das sie jedoch Jan gegenüber noch nicht offenbart hat.
Besonders gut gefallen mir die Auftritte von Jans Freund Arslan, weil er eine gehörige Portion Humor in die Geschichte bringt und alles etwas auflockert. Sehr gut finde ich, dass alle Bände unabhängig voneinander zu lesen sind und den Leser nicht vor großartige Herausforderungen stellen, was Einzelheiten in den Vorbänden angeht.
Geschkes Schreibstil gefällt mir ausgesprochen gut. Man ist sofort in der Story und kann entspannt und gut unterhalten der Geschichte folgen. Das Ganze mit einer Prise Humor gewürzt und mit der nötigen Spannung -
was will man mehr?
Informativ auch das Nachwort, indem einiges erläutert wird zur Buchentstehung.
Auf den letzten Seiten des Buches kommt eine leichte Ahnung, dass es bald weitergeht mit Jan und Mütze. Ich freu mich jedenfalls darauf!

Veröffentlicht am 11.01.2018

Es ist nicht einfach, erwachsen zu werden!

Der gefährlichste Ort der Welt
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Das Buch führt uns in die Welt des Städtchens Mill Valley in der Nähe von San Francisco. Eine Stadt für die Besserverdienenden, die dort in großzügigen Villen leben. Ein beschaulicher Ort, in dem sich ...

Das Buch führt uns in die Welt des Städtchens Mill Valley in der Nähe von San Francisco. Eine Stadt für die Besserverdienenden, die dort in großzügigen Villen leben. Ein beschaulicher Ort, in dem sich eigentlich ruhig und sicher leben ließe. Wenn da nicht der für Jugendliche offenbar gefährlichste Ort der Welt wäre: die Schule...
Das Buch wird mit einem Aufsatz Tristan Blochs über Mill Valley eingeleitet. Es folgen 3 Teile, die von unterschiedlichen Schuljahren handeln: 8., 11. und 12. Schuljahr. Tristan ist ein sensibler Junge, der aus dem üblichen Rahmen fällt. Er scheint auch etwas "besonders" zu sein - in Richtung Asperger vielleicht. Jedenfalls verhält er sich wie das Gros der Schüler, ist ausgesprochen uncool und schon von der Erscheinung her auffallend. Dann verliebt er sich auch noch in Cally und begeht den Fehler, ihr einen Liebesbrief zu schreiben.
Cally ist einerseits geschockt, andererseits überfordert und lässt sich von ihrer besten Freundin überreden, den Brief ihrem Ex zu zeigen, damit der "etwas unternimmt" gegen den komischen Tristan. Es kommt was kommen muss: Ein Shitstorm ergießt sich über Tristan in den SocialMedias und dieser ist dem auf Dauer nicht gewachsen und nimmt sich nach wenigen Wochen das Leben.
Danach beginnt der 2. und folgend der 3. Teil des Buches. Nach und nach erfährt der Leser mehr über Tristans Mitschüler, zumindest diejenigen, zu denen er einen Bezug hatte oder die in das Geschehen der 8. Klasse irgendwie eingebunden waren. Der Storyverlauf ist äußerst geschickt angelegt. Beginnend mit einem Kapitel über Callys ehemals beste Freundin Abigail entwickelt sich eine fortlaufende Geschichte. In jedem Kapitel wird einem der/die entsprechende Jugendliche näher gebracht, bis es jeweils auf einen für diesen Protagonisten wichtigen Endpunkt hinausläuft. An diesem Endpunkt startet das Kapitel des nächsten Protagonisten und so fort. Das hat mir ausgesprochen gut gefallen, da die einzelnen persönlichen Geschichten sich so zwar immer wieder überkreuzten - in Rückblicken - jedoch insgesamt ausschließlich nur am jeweils Betroffenen orientiert waren. Alles wurde in der dritten Person absolut sachlich geschildert, sodass keine Wertungen vorgenommen wurden. Trotzdem erfuhr man auch die Gefühle und Gedanken desjenigen, weshalb irgendwann klar war, dass es eigentlich keinen Guten oder Bösen gab in dieser Story. Selbst die erst unsympathischen Protagonisten wurden so menschlicher und man konnte irgendwann zumindest verstehen, warum sie irgendwann auf die schiefe Bahn gerieten oder zu dem Ekel wurden, das sie waren.

Eigentlich getrauert oder zumindest nachhaltig berührt von Tristans Selbstmord wurden offensichtlich lediglich Cally, die sich daraufhin auch gänzlich in ihrem Verhalten und Auftreten änderte, sowie Dave, der seit der Einschulung einst Tristans bester Freund war. Der offensichtliche Bösewicht Ryan hatte ihn allerdings auch nicht vergessen und schien sogar von seiner Macht, die er ausgeübt hatte, betroffen. Ansonsten lebten eigentlich alle weiter vor sich hin und versuchten, irgendwie zu überleben und heil aus der Schule ins "richtige Leben" zu geraten - was nicht jedem gelang.
Insgesamt hat mir das Buch wirklich gut gefallen, auch wenn ich ihm nicht die volle Punktzahl geben kann. Eine Stelle störte mich massiv, denn war m. E. ein Logikfehler. Außerdem hatte das Buch mittig einige Längen. Trotzdem war es sehr gut zu lesen gerade die fließenden Übergänge zu den nächsten Kapiteln haben mir sehr gut gefallen. Berührt hat mich das letzte Kapitel über Cally, die irgendwie ja Auslöser des ganzen Desasters um Tristan war, auch wenn sie eigentlich keine wirkliche Schuld traf.
Johnson hat für mich einen sehr guten Ton getroffen, nicht rührselig aber trotzdem berührend zu schreiben. Auch wenn ich mit der Wortwahl so manches Mal haderte. Etliche Worte hätte ich nachschlagen müssen, weil sich mir der Jugendslang nicht erschließt. Ich habe es dann aber einfach überlesen, weil es für den Verlauf quasi uninteressant war.
Das deutsche Cover finde ich sehr unglücklich gewählt. Das Cover der Originalausgabe gefällt mir da wesentlich besser, auch wenn es nicht so schön daher kommt.

Fazit:
Ein sehr intensives Buch über die Hölle der Pubertät und die tlw. unerfüllbaren Ansprüche, die Eltern, Schule und vor allem soziales Umfeld an Jugendliche stellen. Ein wunderbarer Filmstoff!

Veröffentlicht am 04.01.2018

Wunderbares Wörter-Märchen

Der Wortschatz
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Ein Buch für Erwachsene als sie noch Kinder waren...

So steht es auf dem Einband und im Buch zu lesen - und genau das bewahrheitete sich auch!
Es handelt sich hier um einen Roman-Erstling, nicht nur ...

Ein Buch für Erwachsene als sie noch Kinder waren...

So steht es auf dem Einband und im Buch zu lesen - und genau das bewahrheitete sich auch!
Es handelt sich hier um einen Roman-Erstling, nicht nur des Autors sondern auch der Illustratorin und der Designerin. Man merkt es nicht! Das Buch ist rundum gelungen - hier stimmt und passt alles für den ersten Auftritt. Angefangen bei der Papierfarbe und -haptik - die durchaus etwas altertümlich daher kommt, was jedoch hervorragend zur Geschichte harmoniert - über die einfallsreichen Illustrationen um die Initiale des jeweils beginnenden Kapitels, die sich hier über die komplette gegenüberliegende Seite erstreckt bis hin zum ganz zauberhaft gestalteten Einband. Perfekt! So können die Drei ruhig weitermachen!
Jetzt zur Geschichte selbst:
Es handelt sich um ein Märchen, in dem ein Wort die Hauptrolle übernimmt. Das Wort ist noch recht jung - pubertär vielleicht, denn es streitet nach Herzens Lust mit seinem Vater über den Sinn seines Lebens. Während eines ausführlichen Gesprächs mit seinem taubstummen Wort-Freund Zeig werden er und sämtliche Bedienstete Zeigs (allesamt ebenfalls Wörter) durch zwei bedrohliche Stimmbänder geradewegs in einen Menschen hinein gesogen und von diesem ausgesprochen - was für ein Wort nahe an den Tod heran kommt. Als es wieder zu sich kommt, kann es sich an kaum etwas erinnern, nicht einmal an seinen Sinn, seine Bedeutung. Also macht es sich auf die Suche.
Elias Vorpahl entführt uns in die märchenhafte Welt der Wörter. Und das macht er so vortrefflich, dass ich schon auf Seite 2 der Geschichte wissen wollte, wie der Protagonist - das Wort - denn wohl heißen mag. Wörter bekamen plötzlich vor meinem geistigen Auge Gestalt und Wesen. Und ich tatsächlich fast ein schlechtes Gewissen, weil ich sie tagtäglich unbedarft ausspreche. Irgendwann fand ich mich dann sogar selbst in dieser Geschichte wieder.

Man muss sich darauf einlassen können. Man muss eine latente Schwäche für das Märchenhafte haben und genügend Phantasie, um mit dem Wort durch dieses Buch zu streifen und lauter kleine Geschichten zu erleben. Es ist z. T. eine paradoxe Geschichte, jedoch im besten Sinne des Wortes. Es ist auch eine gewisse Vorliebe für Wortspiele förderlich, um dieses Buch richtig genießen zu können.
Ich habe es definitiv genossen, auch wenn die ein oder andere Stelle kleinere Längen aufwies. Die Story ist auch durchaus spannend, denn man tappt doch lange Zeit im Dunkeln, wie denn das Wort wohl heißt.
Kein Buch, das man eben mal so runter reißt. Eher eines für den ruhigen Leseabend mit Kakao und Plätzchen am Kaminofen. Ein echtes Wohlfühlbuch.

Fazit: Ein Buch für Erwachsene die sich kindliche Neugier bewahrt haben!

Veröffentlicht am 29.12.2017

Eine echte Enttäuschung!

Die Bucht, die im Mondlicht versank
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Vorweg: Die Aufmachung des Buches ist sehr schön - vor allem der mit blauen Seesternen bedruckte Buchschnitt.

Sarah und Isla sind eng befreundet seit ihrer Jugendzeit. Als sie erwachsen sind kaufen sie ...

Vorweg: Die Aufmachung des Buches ist sehr schön - vor allem der mit blauen Seesternen bedruckte Buchschnitt.

Sarah und Isla sind eng befreundet seit ihrer Jugendzeit. Als sie erwachsen sind kaufen sie sich nebeneinander liegende Strandhäuser, wo sie regelmäßig den Sommer verbringen.
Beide bekommen zeitnah Söhne - Isla ist alleinerziehend und Sarah inzwischen mit Islas Exfreund verheiratet - die allerbeste Freunde werden. Am 10. Geburtstag von Sarahs Sohn Jacob ertrinkt Marley im Meer. Beide Kinder spielten unbeaufsichtigt am Strand und waren unerlaubt schwimmen gegangen.
Auf den Tag 7 Jahre später verschwindet auch Jacob an fast der gleichen Stelle. Er kehrt nicht von seiner Geburtstagsfeier bei Freunden zurück und es gibt keine Spur, was genau passiert ist.

So verheißungsvoll der Plot auch ist, die Geschichte und vor allem der Schreibstil konnten mich wirklich nur enttäuschen.
Die Geschichte windet sich durch immerhin über 400 Seiten auf eine Art und Weise, dass ich teilweise nur den Kopf schütteln konnte. Die Ich-Erzählerinnen Sarah und Isla schildern abwechselnd die Folgetage nach Jacobs Verschwinden bzw. in Rückblicken die Zeit nach Marleys Ertrinken, wobei auch dieser nie gefunden wurde. Auffallend war für mich, dass Sarah sich eigentlich ausschließlich für sich selbst interessierte und Isla sich seit 7 Jahren inbrünstig in ihrer Leidensrolle suhlte. Ich fand beide rundum unsympathisch.
Ich könnte mir vorstellen, dass diese Geschichte als Film sogar unterhaltsam sein könnte. Hätte ich lieber so lange gewartet...

Die Autorin hat leider einen Schreibstil, der mich absolut nicht mitnehmen kann. Unecht wirkende Dialoge und holprige, gestelzte Schreibweise haben es mir echt nicht leicht gemacht, dieses Buch bis zum Ende durchzuhalten. Es hatte teilweise etwas Pilchereskes an sich, was es für mich schwer lesbar machte.
Es tauchten infolge regelmäßig irgendwelche Sachverhalte und Leute auf, die die bisherigen Ermittlungen alle wieder über den Haufen warfen. Gegen Ende lief das alles im Eiltempo ab und alle paar Seiten präsentierte sich eine neue Verwirrung -
Verzeihung: Erkenntnis. Insgesamt alles etwas überkonstruiert. Meines Erachtens hat sich die Autorin an der selbst gestellten Aufgabe, ein psychologisches Drama zu entwickeln, eindeutig verhoben.

Spoiler
Gegen Ende die Beruhigung - hach... die ganze Aufregung umsonst. Um dann ganz am Ende das Drama doch noch seinen Lauf nehmen zu lassen. Was für ein Quark!

Fazit: Na ja.... Das Thema hatte so viel Potential - für mich war es verschwendete Lesezeit!

Veröffentlicht am 24.12.2017

Der Fall Kallmann...

Der Fall Kallmann
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Es hört sich am Anfang nach einen Krimi an...

Leon Berger tritt im Jahre 1995 in der Kleinstadt K. die Nachfolge des unter rätselhaften Umständen ums Leben gekommenen Lehrers Eugen Kallmann an. Für Leon ...

Es hört sich am Anfang nach einen Krimi an...

Leon Berger tritt im Jahre 1995 in der Kleinstadt K. die Nachfolge des unter rätselhaften Umständen ums Leben gekommenen Lehrers Eugen Kallmann an. Für Leon ist es ein kompletter Neuanfang nachdem er Frau und Tochter bei einem Schiffsunglück verloren hat. Vermittelt wird er durch seine ehemalige Studienkollegin Ludmilla, die aktuell an dieser Schule unterrichtet. Er entdeckt beim Aufräumen des Schreibtischs die Tagebücher seines Vorgängers, wodurch er und zwei weitere Kollegen zu Nachforschungen auf eigenen Faust ermuntert werden. Im weiteren Verlauf geschieht noch ein Mord an einem Schüler, der bei den örtlichen Neonazis wohl eine recht bedeutende Rolle gespielt hat. Auch Drohbriefe mit rassistischem Inhalt tauchen an der Schule auf. Besteht hier ein Zusammenhang?

Was nach einem soliden Krimi klingt ist aber keiner. Die „Krimihandlung“ dient nur als Rahmen für das Bild, das Hakan Nesser von der Gesellschaft zeichnet, kombiniert mit seinen gewohnt philosophischen Betrachtungen über Menschen, deren Verhalten und Einstellungen zum Leben. Dadurch dass er die Geschichte aus immer wechselnden Perspektiven in der Ich-Form erzählt, kommt am Anfang etwas Verwirrung auf, bis man die ganzen Personen eingeordnet hat. Aber es ist dadurch auch der Blick aus der Sicht von mehreren Generationen, was dem ganzen einen zusätzlichen Reiz verleiht.

Die Auflösung geschieht erst nach Jahren und ist meiner Meinung nach sehr schlüssig und rundet das Gesamtbild ab.

Alles in allem ein Buch mit dem an sich Zeit lassen sollte um sich drauf einzulassen, weit weg vom manchen Krimis bei den Aktion die mangelnde Handlung übertüncht.