Zwei Frauen - Zwei Schicksale
Das Lied des NordwindsCaroline Kabus ist ein sehr eindrucksvolles Porträt zweier starker Frauen gelungen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Liv, aus ärmlichen Verhältnissen stammend und eine Dienstmagd einerseits, ...
Caroline Kabus ist ein sehr eindrucksvolles Porträt zweier starker Frauen gelungen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Liv, aus ärmlichen Verhältnissen stammend und eine Dienstmagd einerseits, und Karoline eine junge Gräfin aus dem fernen Schlesien.
Aber eines haben beide Frauen gemeinsam: im Laufe ihrer Entwicklung wird ihnen klar, dass sie ein selbstbestimmtes, freies Leben führen möchten, unabhängig von den damals herrschenden Konventionen, die das Leben einer Frau im besten Fall als Ehefrau und Mutter bestimmten, andererseits, wie im Falle von Liv, in der Abhängigkeit von einem Dienstherrn.
Sehr eindrucksvoll beschreibt die Autorin diese Entwicklung und einen Weg, der nicht leicht zu gehen ist, besonders, wenn man die damaligen politischen Verhältnisse zugrunde legt. Norwegen befindet sich im Umbruch und auf dem Weg in die Unabhängigkeit.
Kurz angerissen werden die Kriegsbewegungen zwischen Schweden und Norwegen, hier hätte ich mir aus historischen Gründen mehr Raum für diese Ereignisse gewünscht. Karoline erkennt im Lauf der Zeit, dass sie ihr Leben sinnvoll nutzen möchte, indem sie Armen und Kranken hilft, Liv hingegen setzt sich aufopferungsvoll für den kleinen Elias ein, dem ein schlimmes Schicksal bevorsteht.
Beide Lebenswege verlaufen in nebeneinander herlaufenden Handlungs-strängen und haben kaum Berührungspunkte, bis sich gegen Ende des Buches ihre Wege kreuzen, ein Stilmittel, welches die Spannung hoch hält.
Sprache und Erzählstil sind einfühlsam und leicht zu lesen, es gibt eindrucksvolle Landschaftsbeschreibungen und die Hauptcharaktere wie auch die Nebenfiguren sind so ausgearbeitet, dass man sie sich gut vor deminneren Auge vorstellen kann. Dramatische Szenen wechseln sich mit etwas längeren, für meinen Geschmack etwas zu langatmigen Passagen ab, werden allerdings durch das gut konstruierte Ende wieder etwas relativieren.
Im Großen und Ganzen hat mich dieser Roman gut unterhalten, die historischen Gegebenheiten sind gut recherchiert und die Lebensgeschichten dieser beiden ungleichen Frauen bezeichnend für die Zeit in welcher das Buch spielt.
Daher vergebe ich gerne 4 Sterne und eine Leseempfehlung.