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Veröffentlicht am 08.07.2018

Royal-romantisches Gefühlschaos pur!

Wenn die Sterne Schleier tragen
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Worum geht's?

Cecilia ist außer sich: Sie muss ihr geliebtes Heimatstädtchen in den Bergen verlassen und an den Königshof von Europa gehen - um den Kronprinzen Noran zu heiraten, mit dem sie vor allem ...

Worum geht's?

Cecilia ist außer sich: Sie muss ihr geliebtes Heimatstädtchen in den Bergen verlassen und an den Königshof von Europa gehen - um den Kronprinzen Noran zu heiraten, mit dem sie vor allem ungute Erinnerungen an Juckpulver in ihrem Pyjama verbindet! Doch schon bald nach ihrer Ankunft stellt sie voller Erleichterung fest, dass aus dem nervigen kleinen Jungen ein attraktiver und einfühlsamer junger Mann geworden ist. Doch nicht nur aus ihm: Da gibt es auch noch seinen jüngeren Bruder Elias, auf den ihre Schwester Marissa sofort ein Auge wirft. Allerdings scheint er sich nur für eine zu interessieren: Cecilia.
Lia wird vor zwei schwere Herausforderungen gestellt: ihr Gefühlschaos nicht die Oberhand gewinnen zu lassen und herauszufinden, was es wirklich damit auf sich hat, dass sie um jeden Preis Königin werden soll ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Bei dem Buch war es eine Entscheidung innerhalb weniger Sekunden: Muss ich lesen! Die schöne Gestaltung mit dem Spielkartenmotiv und dem hübschen Heißluftballon auf der Rückseite, das royale Setting, die angekündigte Intrige und Cecilias Dilemma haben mich sehr gereizt, und ich habe mich riesig gefreut, als das Buch im Briefkasten war.

Wie es mir gefallen hat:

Ich werde dieses Buch immer mit wunderbaren Sommerstunden im Garten meiner Eltern verbinden, wo ich dann auch das große Finale dieses Reihenauftakts gelesen habe. Als Lektüre zum Abschalten und Träumen eignet sich „Cecilia" wirklich perfekt!
Im Voraus war ich mir nicht ganz sicher, was mich erwarten würde: eine Dystopie voller politischer Verstrickungen? Oder würde eher eine humorvolle, aber auch dramatische Selbstfindungs- und Liebesgeschichte im Vordergrund stehen?
Für den ersten Band gilt insgesamt Letzteres. Cecilia findet (noch) nicht viele Antworten und es gibt vorerst nur wenige Hinweise auf die Vergangenheit und die Hintergründe der Welt, in der sich die Handlung abspielt. Diese sind aber sehr interessant und fügen sich gut in das Geschehen ein.

„Manchmal ist es leichter, ein Land zu regieren, als das eigene Herz zu verstehen" ist die Feststellung, die den Klappentext einleitet. Genau das ist programmatisch für das Buch zu verstehen: Cecilia hat sehr mit ihren widerstreitenden Gefühlen zu kämpfen, wodurch die großen Zusammenhänge für sie zunächst nicht an ihre persönliche Zwickmühle heranreichen.
Ab und zu hätte ich mir gewünscht, dass sie etwas reflektierter und einsichtiger gewesen wäre - mit ihrem Verhalten war sie ihrer Schwester und sowohl Noran als auch Elias gegenüber nicht wirklich fair. Natürlich ist sie jung und mit einer beängstigenden Situation konfrontiert, doch an manchen Punkten erschien sie mir ein wenig zu naiv.

Im Rückblick treten besonders die Szenen zwischen Cecilia und Elias hervor, die von viel Atmosphäre und Energie geprägt sind. Da ich bisher Team Noran bin, hätte ich mir dasselbe noch etwas mehr auch für ihn gewünscht. Er erscheint insgesamt noch etwas verschlossen.
Auch bei Marissa hoffe ich, dass sie und die Beziehung zu ihrer Schwester in den Folgebänden noch etwas mehr Raum bekommen, weil die Konflikte zwischen den beiden sich bestimmt irgendwann entladen werden.
Von den Nebencharakteren sind außerdem noch unbedingt die fiese Philippa (über die ich an dieser Stelle noch nichts verraten möchte) und deren Vater zu erwähnen, ein Minister, der mich ziemlich zum Schmunzeln gebracht hat.
Interessant ist außerdem Lias Onkel Dan, mit dem es mit Sicherheit ein Wiedersehen in Band 2 geben wird.

Kurzum: Ich vergebe sehr gute 4,5 Sterne und bin gespannt auf den zweiten Band!

(Für wen) Lohnt es sich?

Das Buch bietet vor allem jungen Erwachsenen (und natürlich allen Junggebliebenen) tolle Unterhaltung mit vielen Schmetterlingen im Bauch, Herzschmerz und einer geheimnisvollen Verschwörung im Hintergrund. Die Handlung des ersten Bandes verläuft eher ruhig und konzentriert sich auf Cecilias Gefühlswelt. Wer sich einen Fokus auf die dystopischen Elemente wünscht, könnte hier ein wenig enttäuscht sein. Darüber hinaus sollte man einer komplizierten Dreiecksgeschichte gegenüber natürlich nicht abgeneigt sein.

In einem Satz:

„Cecilia - Wenn die Sterne Schleier tragen" ist eine lockerleichte, royal-romantische Geschichte mit viel Gefühlschaos, die mit einem fulminanten Cliffhanger eine spannungsgeladene Fortsetzung verspricht.

Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar an den Verlag!

Veröffentlicht am 27.06.2018

Fürchte dich nicht vor deinem eigenen Leuchten!

Parallelwelten
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Dieses Buch wollte ich gern lesen, um (mal wieder) einen reflektierenden Blick auf unsere leistungs-, konsum- und perfektionsorientierte Gesellschaft und die Rolle jedes Einzelnen von uns darin zu werfen. ...

Dieses Buch wollte ich gern lesen, um (mal wieder) einen reflektierenden Blick auf unsere leistungs-, konsum- und perfektionsorientierte Gesellschaft und die Rolle jedes Einzelnen von uns darin zu werfen. Ich nehme in meiner Generation sehr viel von dem wahr, was der Klappentext andeutet, und habe mir einen lebensnahen Ratgeber mit Tipps dazu erhofft, wie man die Rollen, die man tagtäglich spielt, wieder mit sich selbst vereinen und so zu einer Lebensführung finden kann, die wirklich erfüllt.

Zunächst war ich etwas überrascht, dass die Autorin in vielen Kapiteln sehr tiefe Einblicke in ihre eigene Lebensgeschichte gibt und den Leser bis in ihre Kindheit mit zurücknimmt. Aufgrund des Klappentextes und des Buchtitels hatte ich dem Buch gedanklich eher einen Rat- bzw. Impulsgebercharakter zugeordnet. Jenifer Girke lässt aber auch viele eigene Erfahrungen in ihre Reflektionen einfließen und schreibt von einem gestörten Vater-Tochter-Verhältnis, einem Klinikaufenthalt bis hin zu Selbstmordgedanken - kurz: von den Höhen und Tiefen ihres eigenen Weges.
Insgesamt hätte ich mir vielleicht noch etwas mehr einen klaren roten Faden gewünscht. Das Persönliche, die Ratschläge und Gedankenanstöße sind irgendwie so ineinander über geflossen. Es fiel mir mitunter schwer, am Ende eines Kapitels den Kern noch einmal für mich zu fassen.

Gut gefallen haben mir besonders die konsequente Offenheit der Autorin, das immer wieder auftauchende Leitbild der Parallelwelten und der Maskenträger und ihr Ansatz, den christlichen Glauben aus ihrer Sicht als sinnstiftend zu zeigen, ihn aber ausdrücklich niemandem aufdrängen zu wollen.
Einige ihrer Thesen, wie z.B. dass nicht alle Menschen ein gewisses "Mehr" in ihrem Leben brauchen bzw. dass jeder selbst beurteilen kann, ob sein Lebenspuzzle bereits komplett und stimmig ist, würde ich jedoch infrage stellen.

Ein Punkt, der mich nicht ganz überzeugt hat, ist das von der Autorin recht häufig aufgegriffene Thema Yoga und Achtsamkeit. Beides mag vielen Menschen tatsächlich helfen, sich wieder auf sich selbst und das Wesentliche im Leben zu besinnen, ich persönlich nehme es gerade aber mehr als einen Trend wahr, den viele auch ohne Tiefe ausleben. Die Bezüge dazu haben durchaus ihre Berechtigung, da beides für die Autorin im Verlauf ihrer Krankheit sehr wichtig geworden ist, hätten aber sparsamer eingeflochten werden dürfen.

In jedem Fall lädt das Buch dazu ein zu hinterfragen, sich eigener Standpunkte bewusst zu werden, einen offenen Blick dafür einzuüben, wo Tendenzen in unserer Gesellschaft der menschlichen Natur schaden, und darüber nachzudenken, welche Rollen es vielleicht an den Nagel zu hängen gilt.

(Für wen) Lohnt es sich?

Jenifers Girkes Buch eignet sich für jeden, der sich mit dem in unserer Zeit so hochgehaltenen Karriere- und Selbstverwirklichungsdenken und/oder dem Krankheitsbild Magersucht auseinandersetzen möchte. Wer gern Autobiographisches liest, wird hier an vielen Stellen fündig werden. Die Autorin berichtet in einem der letzten Kapitel von ihrem Glauben, jedoch in einer Weise, die auch Nichtgläubigen einen Zugang zu ihren Gedanken verschafft.

In einem Satz:

„Parallelwelten" ist ein Zeugnis unserer Zeit und unserer Gesellschaft, in der immer Menschen sich überfordert und verletzt hinter perfekten Masken verstecken, und zeigt Perspektiven auf, zu einem Leben und einem Selbstwert zu finden, in und mit dem man sich wohlfühlen kann und darf.

Veröffentlicht am 25.05.2018

Auf schräge Weise interessant, aber leider recht oberflächlich und verworren

Immerwelt - Der Anfang
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Worum geht's?

In Tenleys Welt hat jeder zwei Leben, und im ersten sollte man sich gut überlegen, wo man das zweite verbringen möchte. Troika oder Myriad - das ist die große Frage. Die beiden Sphären sind ...

Worum geht's?

In Tenleys Welt hat jeder zwei Leben, und im ersten sollte man sich gut überlegen, wo man das zweite verbringen möchte. Troika oder Myriad - das ist die große Frage. Die beiden Sphären sind auf Erbittertste verfeindet, und ihre Agenten umwerben die Menschen unermüdlich. So liegt auch auf Ten ein großer Entscheidungsdruck. Denn wer stirbt, bevor er seine Wahl getroffen hat, landet in Viele-Enden, einer Welt des Grauens und der Dunkelheit.
Doch warum scheint ausgerechnet Ten für die Sphären so wichtig zu sein? Was bedeutet sie Archer und Killian, den beiden jungen Männern, die sie jeweils auf ihre Seite ziehen wollen, wirklich?
Und wie viel wird Ten ertragen, um sich selbst treu zu bleiben?

Was mich neugierig gemacht hat:

Ich hatte das Buch schon länger im Auge und habe eine gefühlte Ewigkeit auf eine Übersetzung gehofft. Zum einen zieht das Cover, das vom amerikanischen Original übernommen wurde, natürlich sofort Aufmerksamkeit auf sich und man möchte wissen, welche Geschichte sich dahinter verbirgt. Außerdem war ich gespannt auf die Gestaltung der beiden verfeindeten Reiche und die Liebesgeschichte.

Wie es mir gefallen hat:

Es beginnt vielversprechend: Ein Nachrichtenwechsel zum Einstieg sorgt dafür, dass man auf amüsante Weise in die Geschichte eingeführt wird.
Tenley und ihr sehr würdeloses, hartes Leben in einer Anstalt, in der man sie im Auftrag ihrer Eltern mit Druck und Gewalt zu einer Entscheidung zwingen will, sind zunächst sehr spannend und machen sie als Figur interessant. Dass sie recht abgestumpft und unemotional wirkt, ist da bis zu einem gewissen Grad verständlich.
Leider ist Tenleys Entwicklung im weiteren Verlauf jedoch nicht gut umgesetzt: Obwohl sie angeblich so eine harte Nuss ist, verfällt sie sehr schnell einer teeniemäßigen Verknalltheit (und mal ehrlich, was ist daran romantisch, wenn Killian sie "Mädchen" nennt wie ein kleines Kind?), zeigt sich immer wieder seltsam gleichgültig und scheint ihre Entscheidung nur deshalb vor sich herzuschieben, damit der erste Band überhaupt funktioniert und die Enthüllung bis zur letzten Seite aufgespart werden kann (wobei der Klappentext in dieser Hinsicht einen fetten Spoiler beinhaltet).
Aus ihrer Vergangenheit geht zudem nicht hervor, warum sie sich so sehr gegen den Willen ihrer Eltern sträubt.

Die männlichen Protagonisten Killian und Archer sind interessant angelegt, doch da der Leser sie nur aus Tens Ich-Perspektive zu sehen bekommt, werden sie nicht so lebendig, wie sie hätten werden können. Daneben ist Sloan, eine „Mitinsassin" aus der Anstalt, ein abwechslungsreicher Charakter.

Troika und Myriad werden einem zwar durch Zitate, die den Kapiteln vorangestellt sind, nähergebracht, sind im Gesamtbild aber nicht wirklich scharf gezeichnet. Es entsteht auch kein richtiger Eindruck von der Welt, in die sie eingebettet sind. Soll es unsere Welt der Zukunft sein? Ein reines Fantasy-Setting? Hier kommt irritierend hinzu, dass Tenley häufig Dinge unserer Zeit (wie z.B. Disney-Prinzessinnen) erwähnt.
Problematisch ist auch der Umgang mit dem Thema Tod - auch wenn es in der Welt des Buches ein Zweitleben gibt. Ten muss mehrmals wiederbelebt werden, was eine störende Wiederholung darstellt und zudem nicht glaubwürdig ist.

Dass die Geschichte außergewöhnlich und - ich kann es nicht anders sagen - irgendwie schräg ist, hat sein Gutes, doch es fehlt einfach viel auf der emotionalen Ebene, und es gibt einige Unstimmigkeiten und wirre Wendungen.

(Für wen) Lohnt es sich?

Ich denke, das Buch eignet sich nicht unbedingt für Jugendliche unter 14 oder sogar eher 16 Jahren, da es stellenweise doch recht brutal zugeht.
Anspruchsvolle Leser, die Wert auf ausgestaltete Hintergründe, komplexere Charaktere und einen gut konzipierten Handlungsverlauf legen, wird dieser Reihenauftakt wohl nicht überzeugen.

In einem Satz:

„Immerwelt - Der Anfang" hat hinsichtlich der Grundideen viel Potenzial, verliert sich aber leider in wirren Handlungssträngen, einer wenig mitreißenden Liebesgeschichte und einer insgesamt eher oberflächlichen Figurenentwicklung.

Veröffentlicht am 13.05.2018

Licht und Schatten unserer Lebensträume

Das Motel der vergessenen Träume
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Worum geht's?

Carmen Hart ist perfekt: eine allseits beliebte Wetterfee aus dem TV, eine Frau in ihren besten Jahren und verheiratet mit Ben, dem umschwärmten Highschooltrainer. Doch in ihrem Inneren ...

Worum geht's?

Carmen Hart ist perfekt: eine allseits beliebte Wetterfee aus dem TV, eine Frau in ihren besten Jahren und verheiratet mit Ben, dem umschwärmten Highschooltrainer. Doch in ihrem Inneren sieht es ganz anders aus. Carmens unerfüllter Kinderwunsch setzt ihr schwer zu, ihre Ehe hat alle Vertrautheit und Nähe eingebüßt, ihr Leben ist in eine Sackgasse gelaufen. Und nun muss sie sich auch noch mit der Sorge um das alte Motel herumschlagen, das für sie alles verkörpert, was sie verloren hat.
Außerdem ist da noch Gracie, ihre siebzehnjährige Halbschwester, die völlig unerwartet in ihr Leben platzt und für Schwierigkeiten sorgt. Auch für sie ist das Motel mit besonderen Erinnerungen verbunden.
Stück für Stück beginnen die beiden jungen Frauen, die Bruchteile wieder zusammenzusetzen - die des Motels und die ihrer vergessenen Träume ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Der christliche Romanmarkt wird hauptsächlich von bereits etablierten Namen bestimmt, die auch immer wieder tolle Bücher abliefern, darunter z.B. Julie Klassen, Denise Hunter oder Lisa Wingate (die inzwischen im säkularen Bereich Fuß fasst). Ab und zu wird dann aber auch die Übersetzung eines „Neulings" gewagt. So konnte mich 2016 bspw. Kate Breslin mit „Eine Feder für den Lord" absolut überzeugen. „Das Motel der vergessenen Träume" hat mich also aus dem Grund angesprochen, dass Katie Ganshert eine hier noch unbekannte Autorin ist, daneben aber auch wegen des verträumten Covers, den beiden Ich-Perspektiven (das hatte ich im christlichen Bereich bisher noch nie!) und der Tatsache, dass es ein Gegenwartsroman ist (es gibt ja in dieser Sparte sehr viel Historisches).

Wie es mir gefallen hat:

Als Leser ist man eigentlich ein Schatzsucher - und bei „Das Motel der vergessenen Träume" stößt man auf eine Truhe voller Gold.

Mit Carmen und Gracie wird die Geschichte von zwei starken Persönlichkeiten geschildert, die jeweils ihren ganz eigenen Erzählton haben.
Obwohl ich selbst mich in keiner der Lebenssituationen der beiden direkt wiederfinden konnte, hat es sich angefühlt, als wäre ich dabei, als wären ihre Sorgen, Ängste und Hoffnungen meine. Die Autorin versteht es, die Charaktere gerade durch ihre Schwächen für die Leser nahbar zu machen.

Auch die Nebenfiguren - wie z.B. Carmens Mann Ben oder ihre demente Tante Ingrid, deren Lebenswerk das Motel ist, sind liebevoll ausgestaltet und tragen zu einem runden Gesamtbild bei.
Katie Ganshert hat das Talent, viele kleine Details einzubinden, die einem das Gefühl geben, alle schon lange zu kennen, und auch an den Schauplätzen schon oft selbst gewesen zu sein.

Gut gefallen hat mir auch die Mischung aus dramatischen, gefühlvollen, verzweifelten und humorvollen bis tragikomischen Momenten. Die ganze Breite an Emotionen ist vertreten.
Die Geschichte geht nah, und das liegt nicht zuletzt daran, dass die Autorin ihren Charakteren nichts erspart. Die Dinge wenden sich nicht auf unglaubwürdige Weise plötzlich zum Guten, niemand wird durch ein Gebet plötzlich von allen Problemen befreit. Es ist ein langsamer, mitunter schmerzvoller Prozess, den Carmen und Gracie durchleben müssen, aber er macht sie stärker.
Das Einzige, was mir etwas zu konstruiert vorgekommen ist, ist der Spannungshöhepunkt gegen Ende, weil dort einige recht unwahrscheinliche Dinge zusammenkommen. Doch auch das kommt im echten Leben ja bisweilen vor.

Erfrischend finde ich auch, wie das Thema Glaube Eingang in die Geschichte findet. Carmen ist schon lange Christin, doch tiefe Zweifel haben ihr Herz erfüllt. Gracie kann nach einer schwierigen Vorgeschichte mit ihrer Mutter, einer Trinkerin, die mit ihrem Glauben alles andere als ein Vorbild für sie gewesen ist, nicht wirklich etwas mit diesem Jesus anfangen.
Keine von beiden wird plötzlich durch ein einschneidendes Erlebnis erleuchtet, für keine beantworten sich all die großen Fragen. Das Buch trifft keine aufzwingenden Aussagen, pachtet die Wahrheit nicht für sich. Und doch macht es Mut, sich damit auseinanderzusetzen, was Glaube bedeutet - auch denjenigen, die vielleicht denken, damit nichts anfangen zu können.

(Für wen) Lohnt es sich?

Wer gern Gegenwartsliteratur liest, in der die Themen Familie, Selbstfindung und Lebensträume eine große Rolle spielen, ist bei diesem Buch genau richtig.
Dadurch, dass es zwei Protagonistinnen aus unterschiedlichen Generationen gibt (und auch darüber hinaus Nebenfiguren verschiedenen Alters) schafft das Buch einen Spagat zwischen den Zielgruppen und ist somit fast schon ein All-Age-Frauenroman.

In einem Satz:

Warmherzig, modern und ohne jeden moralischen Zeigefinger - „Das Motel der vergessenen Träume" ist ein Roman mitten aus dem Leben, der sich nicht nur an ein christliches Publikum wendet.

Veröffentlicht am 01.05.2018

Schillernd, actionreich, romantisch - gebt mir mehr!

Palace of Glass - Die Wächterin
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Worum geht's?

„Ich habe ein Märchenschloss gefunden. Und in dem Märchenschloss wohnt sogar ein Prinz. Zu schade, dass er mich hinrichten lassen würde, wenn er wüsste, was ich bin." (S. 184)

Reas Leben ...

Worum geht's?

„Ich habe ein Märchenschloss gefunden. Und in dem Märchenschloss wohnt sogar ein Prinz. Zu schade, dass er mich hinrichten lassen würde, wenn er wüsste, was ich bin." (S. 184)

Reas Leben war noch nie einfach, aber als sie aus ihrem Alltag als Schneiderin bei Tag und Straßenkämpferin bei Nacht geradewegs an den könglichen Hof von England geholt wird, steht es völlig Kopf. Das Leben des Kronprinzen ist in Gefahr, und sie soll ihn - inkognito in der Rolle seiner Geliebten - als Leibwächterin schützen.
Nie zuvor war Reas größtes Geheimnis so bedroht: Denn in einer Welt, in der Berührungen verboten sind, ist es fatal und endet schnell tödlich, zu sein, was sie ist: Eine Magdalena, abhängig davon, Haut und Geist anderer zu berühren ...
Was mich neugierig gemacht hat:

Die Idee mit den verbotenen Berührungen hat mich im ersten Moment ein wenig an eine meiner Lieblingreihen erinnert („Shatter Me" bzw. „Ich fürchte mich nicht" von Tahereh Mafi). Ich war gespannt auf die Hintergrundwelt und vor allem auf die Verwicklungen rund um den Königshof und Reas neue Aufgabe. Man gebe mir ein cooles Setting, etwas Drama und eine Lovestory und ich bin glücklich!
Wie es mir gefallen hat:

Dieses Buch ist für mich ein absoluter "Bleibt im Regal"-Fall. Es hat mich ausgesprochen gut unterhalten und nahezu in sich hineingesogen. Ich freue mich schon darauf, dass es bald mit Band 2 weitergeht!

Mir gefällt das Setting und das Konzept rund um die Magdalenen sehr. Die Hintergrundwelt wird nicht zu ausschweifend erklärt, aber sehr atmosphärisch gestaltet. Die Stimmung ist tendenziell düster-bedrohlich, und gleichzeitig hat alles ein edles, extravagantes Flair.
Kampfszenen, romantische Szenen, dramatische Szenen - von allem ist etwas dabei, und die Mischung macht's.

Rea ist eine nicht ganz einfache Protagonistin, und in Bezug auf sie bin ich ein wenig zwiegespalten. Obwohl sie es nun wirklich nie leicht gehabt hat, hatte ich manchmal das Gefühl, dass ihr im Laufe der Geschichte etwas zu viel zufliegt. Dass sie bei den männlichen Charakteren so ausnehmend gut ankommt, war für mich nicht hundertprozentig glaubwürdig, und an manchen Stellen hätte sie vielleicht etwas mehr hinterfragen sollen/müssen.
Dafür haben es mir der Kronprinz und auch einige der Nebencharaktere wie Reas Bruder Liam angetan.

Zum Ende hin wird es teils etwas abstrakt, wenn es darum geht, in den Geist anderer einzutauchen, aber diese Passagen sind überzeugend umgesetzt worden. Auch kommt es zu einer unerwarteten Auflösung, die es in sich hat. Der allerletzte Abschnitt des Buches war mir persönlich dann etwas zu pathetisch, aber das ist wohl Geschmacksache.

Insgesamt ist „Palace of Glass" eines dieser Bücher, bei denen ich dankbar bin, dass die Autorin die Geschichte mit der Welt teilen wollte. Mir wäre sonst etwas entgangen.
(Für wen) Lohnt es sich?

Romantasy-Fans aufgepasst - dieses Buch ist auf jeden Fall was für euch!
Im Großen und Ganzen könnte man es durchaus auch in die YA-Sparte einordnen, sodass ich es ab 14 Jahren empfehlen würde.
In einem Satz:

„Palace of Glass" ist schillernd, actionreich, romantisch und macht definitiv Lust auf mehr.