Profilbild von Lainybelle

Lainybelle

Lesejury Star
offline

Lainybelle ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lainybelle über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2018

Kleine Mut- und Kraft-Tankstelle

Er flüstert deinen Namen
0

Worum geht's?

Unter dem Schlagwort „Ermutigung" finden sich in diesem Bildband verschiedene Auszüge aus Büchern des Bestsellerautors Max Lucado, Zitate und Bibelverse mit passenden Fotos.

Was mich neugierig ...

Worum geht's?

Unter dem Schlagwort „Ermutigung" finden sich in diesem Bildband verschiedene Auszüge aus Büchern des Bestsellerautors Max Lucado, Zitate und Bibelverse mit passenden Fotos.

Was mich neugierig gemacht hat:

Bei den schönen Aufnahmen in der Leseprobe hat es mich gleich in den Fingern gekribbelt, durch die Seiten zu blättern. Da ich noch keines der Bücher von Max Lucado gelesen hatte, waren die Texte mir noch nicht bekannt.

Wie es mir gefallen hat:

Während das Coverbild mich nicht direkt abgeholt hat, weil es mich gedanklich in das Umfeld von Waschmittel- oder Tempowerbung wirft, haben mich besonders der Titel des Buches sowie die schöne Innengestaltung gereizt.
Die Texte sind kurz gehalten und eignen sich perfekt für 1-Minuten-Impulse. Unterlegt sind sie mit einer dezenten Hintergrundstruktur, die im Zusammenspiel mit den Bildern eine sehr schöne Wirkung hat. Zur Abwechslung gibt es immer wieder Seiten mit Zitaten und Versen, in denen Schlagworte farbig und typografisch hervorgehoben sind.

Die Fotos laden zum Nachdenken, Träumen und Die-Stimmung-In-Sich-Aufnehmen ein. Es gibt einseitige Bilder, aber auch doppelseitige Panoramaufnahmen von Vogelschwärmen, Berglandschaften, Gräsern, Blüten, Wassertropfen und anderen passend zum jeweiligen Thema ausgesuchten Motiven. Auf einer Seite führt ein Weg verheißungsvoll ins Weite, auf wieder einer anderen spannt sich ein Regenbogen über einen Strand.

Mein Highlight waren die Gedanken über die Hoffnung.
Besonders in der zweiten Hälfte kristallisierte sich dann ein Schwerpunkt auf das Thema Trauer heraus. Damit hatte ich bei „Ermutigung für den Alltag" nicht in diesem Umfang gerechnet und hätte mir gewünscht, dass dies vielleicht als separates Buch zusammengestellt worden oder hier noch von ein paar anderen inhaltlichen Facetten begleitet worden wäre.

(Für wen) Lohnt es sich?

Fans von Max Lucado sowie auch andere christliche Leser, die im Alltag zwischendurch gehaltvolle kleine Pausen machen möchten, um Mut und Kraft zu schöpfen, bekommen hier einige zentrale Textstellen aus seinen Werken gebündet und ansprechend gestaltet.
Der Bildband ist eine schöne Geschenkidee, besonders auch für Trauernde.
Ein ähnlicher Bildband zum Thema Inspiration & Freude mit Texten des Autors ist übrigens ebenfalls bei Gerth Medien erschienen.

In einem Satz:

„Er flüstert deinen Namen" ist ein gelungener Bildband mit gut gewählten Fotografien, der einen (unerwarteten) Schwerpunkt auf das Thema Trauer legt.


Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar an den Verlag!

Veröffentlicht am 25.07.2018

Von der Schwierigkeit, man selbst zu sein

Over the Moon
1

Worum geht's?

Veronica arbeitet als Auftragsschauspielerin: Je nach Problem ihrer Kunden schlüpft sie in jede Rolle, macht Ex-Freundinnen eifersüchtig oder Geschäftsvorhaben erfolgreich. Aus dem erstem ...

Worum geht's?

Veronica arbeitet als Auftragsschauspielerin: Je nach Problem ihrer Kunden schlüpft sie in jede Rolle, macht Ex-Freundinnen eifersüchtig oder Geschäftsvorhaben erfolgreich. Aus dem erstem Grund wird sie von Baxter Lintons Freund Scott engagiert, aus dem zweiten empfiehlt der sie an Bax weiter.
Von seiner Verlobten kurz vor der Hochzeit sitzengelassen, dreht sich Bax Leben nur noch um seinen Hund Ari und das Obdachlosenheim, in dem er ehrenamtlich arbeitet. Um das Leben derjenigen, die ihm dort täglich begegnen, zu erleichtern, hat er eine Decke entwickelt, die Menschen auf der Straße selbst im Winter warmhalten kann. Nur will niemand in seine Erfindung investieren. Ob er diese unerträglich arrogante Veronica beauftragen sollte, ihm zu helfen?

Was mich neugierig gemacht hat:

Veronica war praktisch die „Böse" im ersten Teil der Reihe, und schon da habe ich mich gefragt, wie ihre Vergangenheit aussehen mag und was in ihr vorgeht. So habe ich mich sehr gefreut, dass auch ihre Geschichte den Weg auf den deutschen Buchmarkt gefunden hat.
Samantha Joyce ist eine großartige Liebesromanautorin, die Leichtigkeit und Witz sehr gut mit ernsten Themen verweben kann.

Schade ist mal wieder, dass weder Titel noch Cover viel Bezug zum Buch haben und die dargestellen Personen nicht auf die Beschreibungen von Veronica und Bax passen.

Wie es mir gefallen hat:

Der Einstieg ins Buch hat mich sofort überzeugt - Veronica und Baxter erzählen im Wechsel aus der Ich-Perspektive und geben eine spannende Kombi ab.
Veronica ist mal etwas anderes als die Graue-Maus-Protagonistinnen, die plötzlich das große Los ziehen. Sie ist tough, weiß, was sie will, und verdrängt sehr entschlossen, dass sie im tiefsten Innern einsam ist. Sie versteckt sich hinter immer wieder neuen Namen, lässt sich von reichen Männern abschleppen und lässt sich für ihre Aufträge gut bezahlen.
Baxter würde am liebsten die Welt retten und lässt sich von einer hübschen Fassade nicht so schnell beeindrucken.
Knistern, Schlagabtäusche und viele Situationen zum Schmunzeln sind bei diesen beiden gegensätzlichen Persönlichkeiten vorprogrammiert.
Auch mit Elise aus „Among the Stars" gibt es das eine oder andere Wiedersehen, was ich bei solchen Buchreihen immer schön finde.

Wie der Auftrag, einen Investor für Baxter an Land zu ziehen, Veronicas Leben durcheinanderwirbelt, und Baxter an seine Grenzen gehen muss, um sein Ziel zu erreichen, ist sehr gut umgesetzt. Die Liebesgeschichte entwickelt sich nicht zu schnell und ist wundervoll romantisch.

Gegen Ende hat die Geschichte für mich leider etwas an Zugkraft verloren.
Ähnlich wie bei Elises Geschichte liegt die größte Schwäche des Buches in dem Geheimnis um die Vergangenheit der Protagonistin. Es dauert lange, bis der Leser erfährt, woher sie kommt und was sie erleben musste - das Ganze wird durch ein leider extrem unglaubwürdiges Ereignis aufgerollt.
Zu einem Punkt, an dem der Ausgang bereits klar vorhersehbar ist, gibt es darüber hinaus noch einige unnötige Schleifen in der Handlung, die zudem auf ebenfalls sehr unwahrscheinlichen Zufällen aufbauen. In einer Stadt wie Washington D.C. kann man unmöglich immer zum richtigen Zeitpunkt den passenden Personen über den Weg laufen.
Die dramatischen Elemente sind - selbst für das Genre, bei dem das ja zu einem gewissen Grad einfach dazugehört - einfach etwas zu sehr aufgebauscht worden.
Trotz dieses Minuspunkts ist das Buch eine tolle Wohlfühllektüre mit vielen mitreißenden Szenen, die ich sehr gern gelesen habe.

(Für wen) Lohnt es sich?

Ich gebe eine klare Empfehlung für alle Fans von „Among the Stars", aber auch Neueinsteiger, die humorvolle und romantische Geschichten mit viel Drama mögen, werden hier auf ihre Kosten kommen. Vorkenntnisse sind nicht zwingend notwendig. Da Charaktere aus dem ersten Teil aber am Rande wieder in Erscheinung treten und man erfährt, wie es für sie weitergeht, sollte man, wenn man das „Komplettpaket" lesen möchte, die richtige Reihenfolge einhalten.

In einem Satz:

„Over the Moon" punktet mit einer spannenden Charakterkonstellation, Romantik, Humor und dem richtigen Maß an Tiefgründigkeit; bis auf einzelne zu sehr an den Haaren herbeigezogene Nebenstränge der Handlung ist Samantha Joyce wieder eine schöne Geschichte gelungen.

Veröffentlicht am 08.07.2018

Royal-romantisches Gefühlschaos pur!

Wenn die Sterne Schleier tragen
0

Worum geht's?

Cecilia ist außer sich: Sie muss ihr geliebtes Heimatstädtchen in den Bergen verlassen und an den Königshof von Europa gehen - um den Kronprinzen Noran zu heiraten, mit dem sie vor allem ...

Worum geht's?

Cecilia ist außer sich: Sie muss ihr geliebtes Heimatstädtchen in den Bergen verlassen und an den Königshof von Europa gehen - um den Kronprinzen Noran zu heiraten, mit dem sie vor allem ungute Erinnerungen an Juckpulver in ihrem Pyjama verbindet! Doch schon bald nach ihrer Ankunft stellt sie voller Erleichterung fest, dass aus dem nervigen kleinen Jungen ein attraktiver und einfühlsamer junger Mann geworden ist. Doch nicht nur aus ihm: Da gibt es auch noch seinen jüngeren Bruder Elias, auf den ihre Schwester Marissa sofort ein Auge wirft. Allerdings scheint er sich nur für eine zu interessieren: Cecilia.
Lia wird vor zwei schwere Herausforderungen gestellt: ihr Gefühlschaos nicht die Oberhand gewinnen zu lassen und herauszufinden, was es wirklich damit auf sich hat, dass sie um jeden Preis Königin werden soll ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Bei dem Buch war es eine Entscheidung innerhalb weniger Sekunden: Muss ich lesen! Die schöne Gestaltung mit dem Spielkartenmotiv und dem hübschen Heißluftballon auf der Rückseite, das royale Setting, die angekündigte Intrige und Cecilias Dilemma haben mich sehr gereizt, und ich habe mich riesig gefreut, als das Buch im Briefkasten war.

Wie es mir gefallen hat:

Ich werde dieses Buch immer mit wunderbaren Sommerstunden im Garten meiner Eltern verbinden, wo ich dann auch das große Finale dieses Reihenauftakts gelesen habe. Als Lektüre zum Abschalten und Träumen eignet sich „Cecilia" wirklich perfekt!
Im Voraus war ich mir nicht ganz sicher, was mich erwarten würde: eine Dystopie voller politischer Verstrickungen? Oder würde eher eine humorvolle, aber auch dramatische Selbstfindungs- und Liebesgeschichte im Vordergrund stehen?
Für den ersten Band gilt insgesamt Letzteres. Cecilia findet (noch) nicht viele Antworten und es gibt vorerst nur wenige Hinweise auf die Vergangenheit und die Hintergründe der Welt, in der sich die Handlung abspielt. Diese sind aber sehr interessant und fügen sich gut in das Geschehen ein.

„Manchmal ist es leichter, ein Land zu regieren, als das eigene Herz zu verstehen" ist die Feststellung, die den Klappentext einleitet. Genau das ist programmatisch für das Buch zu verstehen: Cecilia hat sehr mit ihren widerstreitenden Gefühlen zu kämpfen, wodurch die großen Zusammenhänge für sie zunächst nicht an ihre persönliche Zwickmühle heranreichen.
Ab und zu hätte ich mir gewünscht, dass sie etwas reflektierter und einsichtiger gewesen wäre - mit ihrem Verhalten war sie ihrer Schwester und sowohl Noran als auch Elias gegenüber nicht wirklich fair. Natürlich ist sie jung und mit einer beängstigenden Situation konfrontiert, doch an manchen Punkten erschien sie mir ein wenig zu naiv.

Im Rückblick treten besonders die Szenen zwischen Cecilia und Elias hervor, die von viel Atmosphäre und Energie geprägt sind. Da ich bisher Team Noran bin, hätte ich mir dasselbe noch etwas mehr auch für ihn gewünscht. Er erscheint insgesamt noch etwas verschlossen.
Auch bei Marissa hoffe ich, dass sie und die Beziehung zu ihrer Schwester in den Folgebänden noch etwas mehr Raum bekommen, weil die Konflikte zwischen den beiden sich bestimmt irgendwann entladen werden.
Von den Nebencharakteren sind außerdem noch unbedingt die fiese Philippa (über die ich an dieser Stelle noch nichts verraten möchte) und deren Vater zu erwähnen, ein Minister, der mich ziemlich zum Schmunzeln gebracht hat.
Interessant ist außerdem Lias Onkel Dan, mit dem es mit Sicherheit ein Wiedersehen in Band 2 geben wird.

Kurzum: Ich vergebe sehr gute 4,5 Sterne und bin gespannt auf den zweiten Band!

(Für wen) Lohnt es sich?

Das Buch bietet vor allem jungen Erwachsenen (und natürlich allen Junggebliebenen) tolle Unterhaltung mit vielen Schmetterlingen im Bauch, Herzschmerz und einer geheimnisvollen Verschwörung im Hintergrund. Die Handlung des ersten Bandes verläuft eher ruhig und konzentriert sich auf Cecilias Gefühlswelt. Wer sich einen Fokus auf die dystopischen Elemente wünscht, könnte hier ein wenig enttäuscht sein. Darüber hinaus sollte man einer komplizierten Dreiecksgeschichte gegenüber natürlich nicht abgeneigt sein.

In einem Satz:

„Cecilia - Wenn die Sterne Schleier tragen" ist eine lockerleichte, royal-romantische Geschichte mit viel Gefühlschaos, die mit einem fulminanten Cliffhanger eine spannungsgeladene Fortsetzung verspricht.

Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar an den Verlag!

Veröffentlicht am 27.06.2018

Fürchte dich nicht vor deinem eigenen Leuchten!

Parallelwelten
0

Dieses Buch wollte ich gern lesen, um (mal wieder) einen reflektierenden Blick auf unsere leistungs-, konsum- und perfektionsorientierte Gesellschaft und die Rolle jedes Einzelnen von uns darin zu werfen. ...

Dieses Buch wollte ich gern lesen, um (mal wieder) einen reflektierenden Blick auf unsere leistungs-, konsum- und perfektionsorientierte Gesellschaft und die Rolle jedes Einzelnen von uns darin zu werfen. Ich nehme in meiner Generation sehr viel von dem wahr, was der Klappentext andeutet, und habe mir einen lebensnahen Ratgeber mit Tipps dazu erhofft, wie man die Rollen, die man tagtäglich spielt, wieder mit sich selbst vereinen und so zu einer Lebensführung finden kann, die wirklich erfüllt.

Zunächst war ich etwas überrascht, dass die Autorin in vielen Kapiteln sehr tiefe Einblicke in ihre eigene Lebensgeschichte gibt und den Leser bis in ihre Kindheit mit zurücknimmt. Aufgrund des Klappentextes und des Buchtitels hatte ich dem Buch gedanklich eher einen Rat- bzw. Impulsgebercharakter zugeordnet. Jenifer Girke lässt aber auch viele eigene Erfahrungen in ihre Reflektionen einfließen und schreibt von einem gestörten Vater-Tochter-Verhältnis, einem Klinikaufenthalt bis hin zu Selbstmordgedanken - kurz: von den Höhen und Tiefen ihres eigenen Weges.
Insgesamt hätte ich mir vielleicht noch etwas mehr einen klaren roten Faden gewünscht. Das Persönliche, die Ratschläge und Gedankenanstöße sind irgendwie so ineinander über geflossen. Es fiel mir mitunter schwer, am Ende eines Kapitels den Kern noch einmal für mich zu fassen.

Gut gefallen haben mir besonders die konsequente Offenheit der Autorin, das immer wieder auftauchende Leitbild der Parallelwelten und der Maskenträger und ihr Ansatz, den christlichen Glauben aus ihrer Sicht als sinnstiftend zu zeigen, ihn aber ausdrücklich niemandem aufdrängen zu wollen.
Einige ihrer Thesen, wie z.B. dass nicht alle Menschen ein gewisses "Mehr" in ihrem Leben brauchen bzw. dass jeder selbst beurteilen kann, ob sein Lebenspuzzle bereits komplett und stimmig ist, würde ich jedoch infrage stellen.

Ein Punkt, der mich nicht ganz überzeugt hat, ist das von der Autorin recht häufig aufgegriffene Thema Yoga und Achtsamkeit. Beides mag vielen Menschen tatsächlich helfen, sich wieder auf sich selbst und das Wesentliche im Leben zu besinnen, ich persönlich nehme es gerade aber mehr als einen Trend wahr, den viele auch ohne Tiefe ausleben. Die Bezüge dazu haben durchaus ihre Berechtigung, da beides für die Autorin im Verlauf ihrer Krankheit sehr wichtig geworden ist, hätten aber sparsamer eingeflochten werden dürfen.

In jedem Fall lädt das Buch dazu ein zu hinterfragen, sich eigener Standpunkte bewusst zu werden, einen offenen Blick dafür einzuüben, wo Tendenzen in unserer Gesellschaft der menschlichen Natur schaden, und darüber nachzudenken, welche Rollen es vielleicht an den Nagel zu hängen gilt.

(Für wen) Lohnt es sich?

Jenifers Girkes Buch eignet sich für jeden, der sich mit dem in unserer Zeit so hochgehaltenen Karriere- und Selbstverwirklichungsdenken und/oder dem Krankheitsbild Magersucht auseinandersetzen möchte. Wer gern Autobiographisches liest, wird hier an vielen Stellen fündig werden. Die Autorin berichtet in einem der letzten Kapitel von ihrem Glauben, jedoch in einer Weise, die auch Nichtgläubigen einen Zugang zu ihren Gedanken verschafft.

In einem Satz:

„Parallelwelten" ist ein Zeugnis unserer Zeit und unserer Gesellschaft, in der immer Menschen sich überfordert und verletzt hinter perfekten Masken verstecken, und zeigt Perspektiven auf, zu einem Leben und einem Selbstwert zu finden, in und mit dem man sich wohlfühlen kann und darf.

Veröffentlicht am 25.05.2018

Auf schräge Weise interessant, aber leider recht oberflächlich und verworren

Immerwelt - Der Anfang
0

Worum geht's?

In Tenleys Welt hat jeder zwei Leben, und im ersten sollte man sich gut überlegen, wo man das zweite verbringen möchte. Troika oder Myriad - das ist die große Frage. Die beiden Sphären sind ...

Worum geht's?

In Tenleys Welt hat jeder zwei Leben, und im ersten sollte man sich gut überlegen, wo man das zweite verbringen möchte. Troika oder Myriad - das ist die große Frage. Die beiden Sphären sind auf Erbittertste verfeindet, und ihre Agenten umwerben die Menschen unermüdlich. So liegt auch auf Ten ein großer Entscheidungsdruck. Denn wer stirbt, bevor er seine Wahl getroffen hat, landet in Viele-Enden, einer Welt des Grauens und der Dunkelheit.
Doch warum scheint ausgerechnet Ten für die Sphären so wichtig zu sein? Was bedeutet sie Archer und Killian, den beiden jungen Männern, die sie jeweils auf ihre Seite ziehen wollen, wirklich?
Und wie viel wird Ten ertragen, um sich selbst treu zu bleiben?

Was mich neugierig gemacht hat:

Ich hatte das Buch schon länger im Auge und habe eine gefühlte Ewigkeit auf eine Übersetzung gehofft. Zum einen zieht das Cover, das vom amerikanischen Original übernommen wurde, natürlich sofort Aufmerksamkeit auf sich und man möchte wissen, welche Geschichte sich dahinter verbirgt. Außerdem war ich gespannt auf die Gestaltung der beiden verfeindeten Reiche und die Liebesgeschichte.

Wie es mir gefallen hat:

Es beginnt vielversprechend: Ein Nachrichtenwechsel zum Einstieg sorgt dafür, dass man auf amüsante Weise in die Geschichte eingeführt wird.
Tenley und ihr sehr würdeloses, hartes Leben in einer Anstalt, in der man sie im Auftrag ihrer Eltern mit Druck und Gewalt zu einer Entscheidung zwingen will, sind zunächst sehr spannend und machen sie als Figur interessant. Dass sie recht abgestumpft und unemotional wirkt, ist da bis zu einem gewissen Grad verständlich.
Leider ist Tenleys Entwicklung im weiteren Verlauf jedoch nicht gut umgesetzt: Obwohl sie angeblich so eine harte Nuss ist, verfällt sie sehr schnell einer teeniemäßigen Verknalltheit (und mal ehrlich, was ist daran romantisch, wenn Killian sie "Mädchen" nennt wie ein kleines Kind?), zeigt sich immer wieder seltsam gleichgültig und scheint ihre Entscheidung nur deshalb vor sich herzuschieben, damit der erste Band überhaupt funktioniert und die Enthüllung bis zur letzten Seite aufgespart werden kann (wobei der Klappentext in dieser Hinsicht einen fetten Spoiler beinhaltet).
Aus ihrer Vergangenheit geht zudem nicht hervor, warum sie sich so sehr gegen den Willen ihrer Eltern sträubt.

Die männlichen Protagonisten Killian und Archer sind interessant angelegt, doch da der Leser sie nur aus Tens Ich-Perspektive zu sehen bekommt, werden sie nicht so lebendig, wie sie hätten werden können. Daneben ist Sloan, eine „Mitinsassin" aus der Anstalt, ein abwechslungsreicher Charakter.

Troika und Myriad werden einem zwar durch Zitate, die den Kapiteln vorangestellt sind, nähergebracht, sind im Gesamtbild aber nicht wirklich scharf gezeichnet. Es entsteht auch kein richtiger Eindruck von der Welt, in die sie eingebettet sind. Soll es unsere Welt der Zukunft sein? Ein reines Fantasy-Setting? Hier kommt irritierend hinzu, dass Tenley häufig Dinge unserer Zeit (wie z.B. Disney-Prinzessinnen) erwähnt.
Problematisch ist auch der Umgang mit dem Thema Tod - auch wenn es in der Welt des Buches ein Zweitleben gibt. Ten muss mehrmals wiederbelebt werden, was eine störende Wiederholung darstellt und zudem nicht glaubwürdig ist.

Dass die Geschichte außergewöhnlich und - ich kann es nicht anders sagen - irgendwie schräg ist, hat sein Gutes, doch es fehlt einfach viel auf der emotionalen Ebene, und es gibt einige Unstimmigkeiten und wirre Wendungen.

(Für wen) Lohnt es sich?

Ich denke, das Buch eignet sich nicht unbedingt für Jugendliche unter 14 oder sogar eher 16 Jahren, da es stellenweise doch recht brutal zugeht.
Anspruchsvolle Leser, die Wert auf ausgestaltete Hintergründe, komplexere Charaktere und einen gut konzipierten Handlungsverlauf legen, wird dieser Reihenauftakt wohl nicht überzeugen.

In einem Satz:

„Immerwelt - Der Anfang" hat hinsichtlich der Grundideen viel Potenzial, verliert sich aber leider in wirren Handlungssträngen, einer wenig mitreißenden Liebesgeschichte und einer insgesamt eher oberflächlichen Figurenentwicklung.