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Veröffentlicht am 13.05.2018

Licht und Schatten unserer Lebensträume

Das Motel der vergessenen Träume
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Worum geht's?

Carmen Hart ist perfekt: eine allseits beliebte Wetterfee aus dem TV, eine Frau in ihren besten Jahren und verheiratet mit Ben, dem umschwärmten Highschooltrainer. Doch in ihrem Inneren ...

Worum geht's?

Carmen Hart ist perfekt: eine allseits beliebte Wetterfee aus dem TV, eine Frau in ihren besten Jahren und verheiratet mit Ben, dem umschwärmten Highschooltrainer. Doch in ihrem Inneren sieht es ganz anders aus. Carmens unerfüllter Kinderwunsch setzt ihr schwer zu, ihre Ehe hat alle Vertrautheit und Nähe eingebüßt, ihr Leben ist in eine Sackgasse gelaufen. Und nun muss sie sich auch noch mit der Sorge um das alte Motel herumschlagen, das für sie alles verkörpert, was sie verloren hat.
Außerdem ist da noch Gracie, ihre siebzehnjährige Halbschwester, die völlig unerwartet in ihr Leben platzt und für Schwierigkeiten sorgt. Auch für sie ist das Motel mit besonderen Erinnerungen verbunden.
Stück für Stück beginnen die beiden jungen Frauen, die Bruchteile wieder zusammenzusetzen - die des Motels und die ihrer vergessenen Träume ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Der christliche Romanmarkt wird hauptsächlich von bereits etablierten Namen bestimmt, die auch immer wieder tolle Bücher abliefern, darunter z.B. Julie Klassen, Denise Hunter oder Lisa Wingate (die inzwischen im säkularen Bereich Fuß fasst). Ab und zu wird dann aber auch die Übersetzung eines „Neulings" gewagt. So konnte mich 2016 bspw. Kate Breslin mit „Eine Feder für den Lord" absolut überzeugen. „Das Motel der vergessenen Träume" hat mich also aus dem Grund angesprochen, dass Katie Ganshert eine hier noch unbekannte Autorin ist, daneben aber auch wegen des verträumten Covers, den beiden Ich-Perspektiven (das hatte ich im christlichen Bereich bisher noch nie!) und der Tatsache, dass es ein Gegenwartsroman ist (es gibt ja in dieser Sparte sehr viel Historisches).

Wie es mir gefallen hat:

Als Leser ist man eigentlich ein Schatzsucher - und bei „Das Motel der vergessenen Träume" stößt man auf eine Truhe voller Gold.

Mit Carmen und Gracie wird die Geschichte von zwei starken Persönlichkeiten geschildert, die jeweils ihren ganz eigenen Erzählton haben.
Obwohl ich selbst mich in keiner der Lebenssituationen der beiden direkt wiederfinden konnte, hat es sich angefühlt, als wäre ich dabei, als wären ihre Sorgen, Ängste und Hoffnungen meine. Die Autorin versteht es, die Charaktere gerade durch ihre Schwächen für die Leser nahbar zu machen.

Auch die Nebenfiguren - wie z.B. Carmens Mann Ben oder ihre demente Tante Ingrid, deren Lebenswerk das Motel ist, sind liebevoll ausgestaltet und tragen zu einem runden Gesamtbild bei.
Katie Ganshert hat das Talent, viele kleine Details einzubinden, die einem das Gefühl geben, alle schon lange zu kennen, und auch an den Schauplätzen schon oft selbst gewesen zu sein.

Gut gefallen hat mir auch die Mischung aus dramatischen, gefühlvollen, verzweifelten und humorvollen bis tragikomischen Momenten. Die ganze Breite an Emotionen ist vertreten.
Die Geschichte geht nah, und das liegt nicht zuletzt daran, dass die Autorin ihren Charakteren nichts erspart. Die Dinge wenden sich nicht auf unglaubwürdige Weise plötzlich zum Guten, niemand wird durch ein Gebet plötzlich von allen Problemen befreit. Es ist ein langsamer, mitunter schmerzvoller Prozess, den Carmen und Gracie durchleben müssen, aber er macht sie stärker.
Das Einzige, was mir etwas zu konstruiert vorgekommen ist, ist der Spannungshöhepunkt gegen Ende, weil dort einige recht unwahrscheinliche Dinge zusammenkommen. Doch auch das kommt im echten Leben ja bisweilen vor.

Erfrischend finde ich auch, wie das Thema Glaube Eingang in die Geschichte findet. Carmen ist schon lange Christin, doch tiefe Zweifel haben ihr Herz erfüllt. Gracie kann nach einer schwierigen Vorgeschichte mit ihrer Mutter, einer Trinkerin, die mit ihrem Glauben alles andere als ein Vorbild für sie gewesen ist, nicht wirklich etwas mit diesem Jesus anfangen.
Keine von beiden wird plötzlich durch ein einschneidendes Erlebnis erleuchtet, für keine beantworten sich all die großen Fragen. Das Buch trifft keine aufzwingenden Aussagen, pachtet die Wahrheit nicht für sich. Und doch macht es Mut, sich damit auseinanderzusetzen, was Glaube bedeutet - auch denjenigen, die vielleicht denken, damit nichts anfangen zu können.

(Für wen) Lohnt es sich?

Wer gern Gegenwartsliteratur liest, in der die Themen Familie, Selbstfindung und Lebensträume eine große Rolle spielen, ist bei diesem Buch genau richtig.
Dadurch, dass es zwei Protagonistinnen aus unterschiedlichen Generationen gibt (und auch darüber hinaus Nebenfiguren verschiedenen Alters) schafft das Buch einen Spagat zwischen den Zielgruppen und ist somit fast schon ein All-Age-Frauenroman.

In einem Satz:

Warmherzig, modern und ohne jeden moralischen Zeigefinger - „Das Motel der vergessenen Träume" ist ein Roman mitten aus dem Leben, der sich nicht nur an ein christliches Publikum wendet.

Veröffentlicht am 01.05.2018

Schillernd, actionreich, romantisch - gebt mir mehr!

Palace of Glass - Die Wächterin
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Worum geht's?

„Ich habe ein Märchenschloss gefunden. Und in dem Märchenschloss wohnt sogar ein Prinz. Zu schade, dass er mich hinrichten lassen würde, wenn er wüsste, was ich bin." (S. 184)

Reas Leben ...

Worum geht's?

„Ich habe ein Märchenschloss gefunden. Und in dem Märchenschloss wohnt sogar ein Prinz. Zu schade, dass er mich hinrichten lassen würde, wenn er wüsste, was ich bin." (S. 184)

Reas Leben war noch nie einfach, aber als sie aus ihrem Alltag als Schneiderin bei Tag und Straßenkämpferin bei Nacht geradewegs an den könglichen Hof von England geholt wird, steht es völlig Kopf. Das Leben des Kronprinzen ist in Gefahr, und sie soll ihn - inkognito in der Rolle seiner Geliebten - als Leibwächterin schützen.
Nie zuvor war Reas größtes Geheimnis so bedroht: Denn in einer Welt, in der Berührungen verboten sind, ist es fatal und endet schnell tödlich, zu sein, was sie ist: Eine Magdalena, abhängig davon, Haut und Geist anderer zu berühren ...
Was mich neugierig gemacht hat:

Die Idee mit den verbotenen Berührungen hat mich im ersten Moment ein wenig an eine meiner Lieblingreihen erinnert („Shatter Me" bzw. „Ich fürchte mich nicht" von Tahereh Mafi). Ich war gespannt auf die Hintergrundwelt und vor allem auf die Verwicklungen rund um den Königshof und Reas neue Aufgabe. Man gebe mir ein cooles Setting, etwas Drama und eine Lovestory und ich bin glücklich!
Wie es mir gefallen hat:

Dieses Buch ist für mich ein absoluter "Bleibt im Regal"-Fall. Es hat mich ausgesprochen gut unterhalten und nahezu in sich hineingesogen. Ich freue mich schon darauf, dass es bald mit Band 2 weitergeht!

Mir gefällt das Setting und das Konzept rund um die Magdalenen sehr. Die Hintergrundwelt wird nicht zu ausschweifend erklärt, aber sehr atmosphärisch gestaltet. Die Stimmung ist tendenziell düster-bedrohlich, und gleichzeitig hat alles ein edles, extravagantes Flair.
Kampfszenen, romantische Szenen, dramatische Szenen - von allem ist etwas dabei, und die Mischung macht's.

Rea ist eine nicht ganz einfache Protagonistin, und in Bezug auf sie bin ich ein wenig zwiegespalten. Obwohl sie es nun wirklich nie leicht gehabt hat, hatte ich manchmal das Gefühl, dass ihr im Laufe der Geschichte etwas zu viel zufliegt. Dass sie bei den männlichen Charakteren so ausnehmend gut ankommt, war für mich nicht hundertprozentig glaubwürdig, und an manchen Stellen hätte sie vielleicht etwas mehr hinterfragen sollen/müssen.
Dafür haben es mir der Kronprinz und auch einige der Nebencharaktere wie Reas Bruder Liam angetan.

Zum Ende hin wird es teils etwas abstrakt, wenn es darum geht, in den Geist anderer einzutauchen, aber diese Passagen sind überzeugend umgesetzt worden. Auch kommt es zu einer unerwarteten Auflösung, die es in sich hat. Der allerletzte Abschnitt des Buches war mir persönlich dann etwas zu pathetisch, aber das ist wohl Geschmacksache.

Insgesamt ist „Palace of Glass" eines dieser Bücher, bei denen ich dankbar bin, dass die Autorin die Geschichte mit der Welt teilen wollte. Mir wäre sonst etwas entgangen.
(Für wen) Lohnt es sich?

Romantasy-Fans aufgepasst - dieses Buch ist auf jeden Fall was für euch!
Im Großen und Ganzen könnte man es durchaus auch in die YA-Sparte einordnen, sodass ich es ab 14 Jahren empfehlen würde.
In einem Satz:

„Palace of Glass" ist schillernd, actionreich, romantisch und macht definitiv Lust auf mehr.

Veröffentlicht am 12.04.2018

Kriegerische Verschwörungen statt Verkupplungsball

Vertrauen und Verrat (Kampf um Demora 1)
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Worum geht's?

Seit dem Tod ihres Vaters ist Sage das Mündel eines Lords, der ganz andere Pläne für ihr Leben hat als sie selbst. Als ihr Darnessa, die Kupplerin, die ihr in seinem Auftrag einen reichen ...

Worum geht's?

Seit dem Tod ihres Vaters ist Sage das Mündel eines Lords, der ganz andere Pläne für ihr Leben hat als sie selbst. Als ihr Darnessa, die Kupplerin, die ihr in seinem Auftrag einen reichen Mann beschaffen soll, einen Ausweg bietet, ergreift Sage die Chance.
Schon bald findet sie sich auf einer abenteuerlichen Reise durch das Königreich wieder, während der sie die zukünftigen Bräute auf dem Weg zum Concordium, einer großen Verkupplungsveranstaltung, im Auge behalten soll. Doch die Aufgabe erweist sich als gar nicht so einfach - ganz besonders wegen der Soldaten, die die Gruppe begleiten und durch die Sage mehr und mehr in die Wirren einer großen Verschwörung hineingerät. Unter ihnen ist einer, der Sages Herz schneller schlagen lässt - doch kann sie ihm trauen?

Was mich neugierig gemacht hat:

Kupplerinnen, die die Söhne und Töchter des Königreiches zueinanderbringen, ein atemberaubend pompöser Ball, viele Konflikte und eine großzügige Prise Romantik - das habe ich mir von „Vertrauen und Verrat" versprochen, als ich zum ersten Mal auf das Buch aufmerksam geworden bin. Es passte hundertprozentig in mein Beuteschema und stand ganz oben auf meiner Wunschliste.

Wie es mir gefallen hat:

Dieses Buch war absolut anders als erwartet. Das beginnt schon bei den wechselnden Perspektiven in der dritten Person, wobei das Hauptaugenmerk auf Sage und Hauptmann Quinn liegt.
Im Prinzip mag ich verschiedene Blickwinkel immer sehr; hier hatte ich aber dadurch gerade am Anfang Schwierigkeiten, Sage richtig kennenzulernen, da ihre Kapitel immer wieder von Vorgängen in der Armee unterbrochen werden. Als Protagonistin bleibt Sage ohnehin insgesamt ein wenig eindimensional: ein toughes Anti-Mädchen, dem irgendwie alles leicht von der Hand geht und die sich rettungslos verliebt.
Ein weiterer großer Nachteil an der Wahl der Perspektiven ist, dass sie sich gegenseitig die Spannung ausbremsen. Kaum taucht ein Cliffhanger oder eine offene Frage auf, wird sie durch die Augen des Feindes oder einens anderen Charakters schon wieder aufgelöst, sodass die Neugier sehr schnell wieder verpufft. Vom Aufbau her hätte hier ein wenig geschickter geplottet werden können.

Was ich sehr schade finde, ist, dass die ganze Verkupplungsthematik mit dem Potenzial für viel Tratsch, Neid und Liebeskummer sowie das Concordium selbst, auf dem die Hochzeiten in die Wege geleitet werden sollen, wenn überhaupt nur sehr am Rande behandelt wird.
Von den Bräuten, die Sage begleitet, erfährt man nicht einmal die Namen. Sie werden auf eine typische Zicke (Jaqueline) und eine Verbündete für Sage (Clare) reduziert; der Rest bleibt leider gesichtslos. Darüber bin ich insgesamt doch sehr enttäuscht.
Die Handlung, die stattdessen geboten wird, hat dennoch durchaus ihren Reiz. Die Autorin hat alle Stränge gut verwoben und führt sie zu einem zufriedenstellenden Ende. Es geht um die stetig wachsende Bedrohung für die reisende Gruppe und das gesamte Königreich und um die Pläne, die Sage und die Soldaten entwickeln, um ihren Gegnern die Stirn bieten zu können.
Die Entwicklungen um Ash, mit dem Sage immer mehr Zeit verbringt, sind sehr gut gestrickt, aber auch ein bisschen verwirrend.

Trotz Verlusten entsteht bei manchen Dingen der Eindruck, dass die Autorin es ihren Figuren zu leicht macht. Abgesehen von Sage, der immer alles gelingt, verlaufen auch im Allgemeinen viele Vorhaben etwas zu reibungslos, um glaubwürdig zu sein.
Das Ende kommt dann schnell und mit Zuckerguss, dreht sich aber etwas zu sehr um die Aussichten in Sages Liebesleben und vernachlässigt dabei die anderen Charaktere. Ein Ausblick auf die folgenden Bände der Reihe fehlt gänzlich - genauso gut könnte die Geschichte bereits auserzählt sein.

Auch wenn also einige Schwächen zu verzeichnen sind, ist das Buch sehr gut und unterhaltsam geschrieben. Man fliegt nur so durch die kurzen Kapitel. In einigen Punkten hätte noch deutlich mehr herausgeholt werden können, aber trotzdem habe ich diesen Auftakt gern gelesen.

(Für wen) Lohnt es sich?

Man sollte hier weder eine detailliert ausgearbeitete Welt noch Romantasy im Stil von „Selection" oder ähnlichen Reihen erwarten. Es ist eine kurzweilige Geschichte mit Fokus auf die sich anbahnenden kriegerischen Verwicklungen, in der die Lovestory zunehmend Raum einnimmt.
Für LeserInnen ab 14, denen diese Richtung gefällt, ist es auf jeden Fall zu empfehlen.

In einem Satz:

„Vertrauen und Verrat" vermittelt einen etwas täuschenden ersten Eindruck: Statt Verkupplungen, Konflikten zwischen den Bräuten und einem rauschenden Ball werden kriegerische Strategien, Spionage und Verschwörungen in den Vordergrund gerückt, garniert von einer Liebesgeschichte - ein unterhaltsamer Auftakt mit etwas Luft nach oben.

Veröffentlicht am 02.04.2018

Spannende Urban Fantasy mit starker innerer Dynamik

Schatten der Magie
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Worum geht's?

In der Ungesehenen Welt von New York City geht es um Ansehen und das Beherrschen der Magie, um Familienbande, Intrigen und Bündnisse - ganz besonders während des Umschwungs, in dessen Zuge ...

Worum geht's?

In der Ungesehenen Welt von New York City geht es um Ansehen und das Beherrschen der Magie, um Familienbande, Intrigen und Bündnisse - ganz besonders während des Umschwungs, in dessen Zuge alle magischen Häuser einen Champion stellen, der ihre Position innerhalb des Machtgefüges verteidigen oder sie dessen Spitze näher bringen soll.
Seit Langem galt das Haus Merlin als ungeschlagen. Doch diesmal ist etwas anders: Immer wieder scheint die Magie zu versagen. Und jemand ist im Rennen, mit dem niemand gerechnet hat:
Sydney, eine junge Frau, die dem düsteren Haus der Schatten entkommen ist und seit Jahren auf Rache sinnt ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Das magischschöne Cover hat meine Lust auf Urban Fantasy geweckt. Obwohl New York ein häufig gewählter Schauplatz ist, hatte ich den Eindruck, dass hier eine besondere Geschichte zwischen den Buchdeckeln lauert, die man so noch nicht gelesen hat.

Wie es mir gefallen hat:

Magische Häuser, die ihr Wesen ihrem Besitzer anpassen können, eine metaphorisch-moralische Thematik über Opfer zum Wohle anderer, Verbrechen, Fehden, Rache, aber auch Freundschaft und innere Stärke vereinen sich in „Schatten der Magie" zu einer facettenreichen, unvorhersehbaren Geschichte. Hat man sich einmal in die luxuriöse Welt der Magier in New York City hineingefunden, gibt es kein Halten mehr.

Erzählt wird in der dritten Person; die Szenen wechseln zwischen vielen verschiedenen Figuren, wobei die im Klappentext hervorgehobene Sydney die zentralste Rolle spielt. Neben ihr sind Helden wie auch Schurken vertreten, und es macht sehr viel Spaß, nach und nach die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Strängen, Hinweisen und Familienmitgliedern zu ergründen. Immer wieder enthüllen sich neue Verbindungen, und die Puzzleteile fügen sich langsam zusammen.

Eine Liebesgeschichte muss nicht immer zwingend dazugehören, doch wenn schon eine eingeflochten wird, wie es hier ganz am Rande der Fall ist, sollte sie auch gefühlvoll sein. Das wird bei diesem Buch leider ein wenig vernachlässigt. Es hätte ruhig ein dezentes bisschen mehr sein dürfen.
Genauso lassen auch große, oft tragische Enthüllungen Emotionalität vermissen (sowohl bei der sie offenlegenden Person als auch bei den Reaktionen der anderen Beteiligten), sodass nicht der größtmöglichste Schock erzeugt wird und das eigene Mitgefühl teils ein wenig auf der Strecke bleibt.
Das stellt aber auch schon den, aus meiner Sicht, einzigen größeren Kritikpunkt dar.

Durch die Regeln und Duelle des Umschwungs bleibt eine stetige Dynamik in der Geschichte, in die das Geheimnis um die schwindende Magie sowie Sydneys Lebensgeschichte und ihre Ziele sowie die Vorgänge im Haus der Schatten als zusätzliche Spannungsfaktoren mit einfließen.
Am Ende löst sich einiges vielleicht einen Tick zu schnell auf, dafür aber sehr rund und stimmig, sodass man das Buch zufrieden zuschlagen kann.

(Für wen) Lohnt es sich?

Alle Freunde von magischen Parallelwelten und Zauberduellen, die eine Geschichte gern aus vielen verschiedenen Blickwinkeln lesen, werden mit dem Buch sehr glücklich werden.
Stellenweise wird es ein wenig brutal, sodass ich es ab ca. 16 Jahren empfehlen würde.

In einem Satz:

„Schatten der Magie" ist sehr schön komponierte, originelle Urban Fantasy mit vielen Strängen und Geheimnissen, die ein rundes Ganzes voller Spannung und Magie ergeben.


Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar an den Verlag!

Veröffentlicht am 27.03.2018

Nicht ganz so eisig-feurig wie erhofft

Fire & Frost, Band 1: Vom Eis berührt
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Worum geht's?

Ruby ist eine Fireblood, aber obwohl sie die Gabe des Feuers in sich spürt, weiß sie sie nicht zu beherrschen. Das wird ihr bei einem Soldatenüberfall auf ihr Dorf ein weiteres Mal schmerzlich ...

Worum geht's?

Ruby ist eine Fireblood, aber obwohl sie die Gabe des Feuers in sich spürt, weiß sie sie nicht zu beherrschen. Das wird ihr bei einem Soldatenüberfall auf ihr Dorf ein weiteres Mal schmerzlich vor Augen geführt. Sie gerät in die Gewalt des brutalen Frostblood-Königs - doch ein weiser Mönch und ein geheimnisvoller junger Mann namens Arcus, der stets eine Kapuze trägt, um sein vernarbtes Gesicht zu verdecken, kommen ihr zur Hilfe. Kann sie den beiden vertrauen oder wollen sie sie nur zu einem Spielball in ihren eigenen Plänen machen? Darf Ruby sich auf ihr Herz verlassen, das sich mehr und mehr für Arcus zu erwärmen beginnt? Denn auch er ist ein Frostblood ...
Was mich neugierig gemacht hat:

Das wunderschön gestaltete Cover, das das Original bei weitem übertrifft, ist mir sofort ins Auge gesprungen und verspricht eine fantasievolle Geschichte. Fantasy mit Eis gegen Feuer und natürlich einer Lovestory - mehr musste ich gar nicht wissen.

Wie es mir gefallen hat:

Schon der Prolog ermöglichte mir bei diesem Buch keinen so guten Einstieg. Es wirkt, als sollte er die Herkunft und das bisherige Leben der Protagonistin summarisch abbilden, um dann in ein für die Handlung ausschlaggebenden Ereignis überzugehen. Das Ganze habe ich als etwas sprunghaft empfunden und hatte den Eindruck, eher über Ruby zu schweben, als alles aus ihrer Sicht zu erleben.
Auch im weiteren Verlauf konnte ich sie nicht wirklich ins Herz schließen; trotz der Ich-Perspektive war sie für mich nicht ganz greifbar.

Die männliche Hauptfigur Arcus ist, abgesehen von einigen Klischees - warum müssen eigentlich immer die Augen alle möglichen Farben haben (und dann auch noch wie ein mit Schnee gepuderter gefrorener See aussehen)? - durchaus gut angelegt. Allerdings sind die Hinweise auf die Auflösung seines großen Geheimnisses einfach zu eindeutig. Viele Leser werden früh erraten, was er verbirgt, wodurch die Spannung sich nicht entfalten kann.
Einige Nebenfiguren wie den Frostkönig oder seine Kampfmeisterin Braka fand ich sehr interessant, andere dagegen sind blass geblieben. So konnte ich mit der Adelstochter Marella wenig anfangen - obwohl ihre Rolle in allem großes Potenzial hatte.

Das Setting wird nicht besonders detailliert geschildert, für meinen Geschmack aber ausreichend, um sich selbst ein Bild davon zu machen. Es ist eine märchenhaft anmutende, aber durch Kriege und Kummer fast zerstörte und trostlos gewordene Welt.
Etwas schade finde ich, dass bei der Übersetzung die Frostbloods und Firebloods nicht durch deutsche Begriffe ersetzt worden sind - das wirkt im Gesamtpaket ein wenig albern.
Gestört hat mich auch, dass Ruby häufig als „der Fireblood" oder sogar „dreckige s Fireblood" bezeichnet wird. Hier hätte man die Artikel ruhig anpassen können.

Das Geschehen zieht sich insgesamt etwas in die Länge. Es wimmelt von altbekannten Elementen des Genres: eine besondere Gabe, das Erlernen und Trainieren dieser Gabe, ein böser König, Kämpfe in einer Arena, eine Prophezeiung, ein geheimnisvoller aber unfassbar attraktiver Mann mit Narben und die bereits erwähnten wundervollen Augen. Zudem schwebt Ruby häufig in Gefahr, doch als Leser weiß man natürlich, dass sie immer lebend herauskommt.
Die Geschichte ist solide umgesetzt, hätte aber noch mehr Eigenes mitbringen dürfen.

Das letzte Drittel des Buches hat mir am besten gefallen. Hier steigerte sich endlich die Spannung, es gab Wendepunkte und einen runden Ausgang, der auch als finales Ende betrachtet werden könnte - auch wenn zwei weitere Bände folgen werden.
Der Inhaltstext der Fortsetzung lässt darauf schließen, dass Ruby mit einem weiteren Love Interest konfrontiert werden könnte. Ob das der Geschichte so guttun wird, wage ich zu bezweifeln.
Doch vielleicht wird sich die Reihe ja auch noch steigern, an guten Ansätzen mangelt es nicht.

(Für wen) Lohnt es sich?

Wer schon viele Jugendromane des Genres gelesen hat, wird hier schon mal Dagewesenes wiedererkennen und der Auflösung des tragenden Geheimnisses schnell auf die Spur kommen, was die Spannung abflauen lässt.
Das Buch ist etwas für Neueinsteiger in die Young Adult Romantasy (ab 14 Jahren) und alle, die sich auch dann gut unterhalten fühlen, wenn das Grundgerüst der Geschichte nicht viel Neues bietet, in sich selbst aber gut umgesetzt ist.

In einem Satz:

„Fire & Frost - Vom Eis berührt" ist trotz guter Umsetzung ein eher typischer, teilweise etwas träger Romantasy-Auftakt, der bekannte Muster aufgreift und seinen Charakteren noch mehr Leben hätte einhauchen können.


Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar an den Verlag und Vorablesen!