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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.12.2017

Zauberhaftes Romantasy-Märchen

Bird and Sword
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Worum geht's?

„Schlucke, Tochter, die Worte, die dir auf den Lippen liegen. Halte sie bei dir, auch wenn sie noch so viel wiegen. Verschließ sie tief in deiner Seele, verbirg sie, bis sie an Größe gewinnen. ...

Worum geht's?

„Schlucke, Tochter, die Worte, die dir auf den Lippen liegen. Halte sie bei dir, auch wenn sie noch so viel wiegen. Verschließ sie tief in deiner Seele, verbirg sie, bis sie an Größe gewinnen. Verschließ deinen Mund der Macht, verfluche nicht, heile nicht, bis die rechte Zeit gekommen ist." (S. 16)

Seit dem Tag, an dem ihre Mutter durch die Hand des grausamen Königs Zoltevs starb, hat Lark kein Wort mehr gesprochen. Nur ihre Stummheit kann die mächtige Gabe verbergen, die in ihr schlummert: Sie kann Tiere und Dinge mit ihren Worten beeinflussen und sie ihrem Willen beugen.
Als König Tiras, der nach dem Tod seines Vaters den Thron bestiegen hat, sie in seine Burg verschleppt, steht für Lark alles auf dem Spiel, nicht zuletzt ihr Herz. Doch für Tiras scheint sie lediglich eine Waffe zu sein – gegen die grausamen Volgar, halb Männer, halb Vögel, und seine zahlreichen anderen Feinde. Noch ahnt Lark nicht, dass ihr Schicksal schon lange eng mit dem des Königs verbunden ist …

Was mich neugierig gemacht hat:

Ich hatte schon viel Gutes von Amy Harmon gehört und wollte meinen ersten Versuch mit der Autorin gern mit diesem Buch, ihrem Debüt im Genre der Romantasy, starten. Cover, Titel und das, was der Klappentext verrät, haben mich neugierig gemacht auf eine romantische und fesselnde Geschichte in einem fantasievollen Königreich.

Wie es mir gefallen hat:

Zu Beginn bin ich beim Lesen dieses Buches zugegebenermaßen ein bisschen ratlos gewesen. Nach dem Prolog kam die Handlung eher langsam in Fahrt und lange Zeit war nicht klar erkennbar, worauf die Geschichte hinauslaufen würde. Ich konnte auch nicht gleich einen Zugang zu Lark finden und war von ihrem treuen Freund, dem Troll Boojohni, sogar ein kleines bisschen genervt, was sich aber später noch gelegt hat.

Die Welt, in die Amy Harmon ihre Figuren gesetzt hat, hat mir gut gefallen. Informationen werden eher stückweise eingestreut, wenn die Handlung es verlangt; ein ausgefeiltes Worldbuilding wie im Bereich der High Fantasy sollte man hier jedoch nicht erwarten.
Nicht ganz glücklich finde ich die Bezeichnung „Jeru City“, da dies für mich im Deutschen einfach viel zu modern klingt, um zum Setting zu passen. Davon abgesehen: Hut ab vor der Übersetzerin – gerade die nicht seltenen gereimten Zeilen haben sicher sehr viel sprachliches Geschick erfordert und in den meisten Fällen ist die Übertragung dabei gut gelungen.

Larks und Tiras Geschichte konnte mich im Laufe der Zeit immer mehr berühren und ich habe mitgehofft, dass die schier unüberwindbaren Hindernisse zwischen den beiden eben doch überwindbar sein mögen. Ob es ein Happyend geben würde oder nicht war lange nicht vorauszuahnen und die Autorin hatte auch noch einige Überraschungen in der Hinterhand, mit denen ich nicht gerechnet hatte.
Auch Kjell, Tiras‘ Hauptmann und besten Freund, mochte ich gern und habe mich gefreut zu lesen, dass er im nächsten Band („Queen & Blood“, erscheint im Juli 2018) mehr im Fokus stehen wird.

Bei Lark hat es mich immer wieder aufs Neue verwundert, dass sie, obwohl sie doch durch ihre Stummheit sehr in ihre Gedanken- und Gefühlswelt zurückgezogen sein müsste, ebendiese Gedanken und Gefühle kaum mit dem Leser teilt. Auch wenn sie in größter Gefahr oder sogar verletzt war, erschien sie mir oft mehr wie eine Beobachterin denn als unmittelbar Beteiligte. Hier hätte ich mir, auch in Bezug auf Tiras, noch mehr Einblicke gewünscht.

Der Schreibstil ist sehr schön und es gibt viele fast poetisch beschriebene Szenen, die mich faszinieren und beeindrucken konnten. Die Fäden der Geschichte werden zu einem vollkommen runden Ende mit einem raffinierten Epilog gesponnen, sodass ich aufgrund des letzten Teils des Buches in meiner Bewertung von 4 auf 4,5 Sterne hochgehen möchte.

(Für wen) Lohnt es sich?

„Bird & Sword“ lohnt sich für alle, die gern romantische, märchenhafte Fantasy mögen, dagegen aber nicht so viel Wert auf eine detaillierte Hintergrundwelt und Nähe zu den Figuren legen. Obwohl die Geschichte insgesamt eher ruhig und unaufdringlich daherkommt, entwickelt sie einen ganz besonderen Zauber.

In einem Satz:

„Bird & Sword“ ist ein wunderschön konzipiertes Fantasymärchen mit dem Schwerpunkt auf der Liebesgeschichte, dem es stellenweise ein klein wenig an Spannung und Emotionen fehlt, das den Leser aber am Ende mit einem guten Gefühl zurücklässt.

Veröffentlicht am 04.12.2017

Tolles Romance-Konzept, aber stark verbesserungsbedürftige Umsetzung

Loving Clementine
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Worum geht's?

Nachdem ihr erstes Buch, veröffentlicht unter einem Pseudonym, ein großer Erfolg war, muss Clementine dringend nachlegen, denn um für ihr Studium aufkommen zu können, ist sie auf das Geld ...

Worum geht's?

Nachdem ihr erstes Buch, veröffentlicht unter einem Pseudonym, ein großer Erfolg war, muss Clementine dringend nachlegen, denn um für ihr Studium aufkommen zu können, ist sie auf das Geld angewiesen. Zwar stammt sie auf einer sehr reichen Familie, doch ihre Eltern interessieren sich nicht für ihre Tochter und haben auch jegliche finanzielle Unterstützung eingestellt.
Da gibt es nur ein Problem: Diesmal muss es, da sie sich an der Uni versehentlich für einen Romance-Kurs eingeschrieben hat, eine Liebesgeschichte werden. Mit dem Thema ist sie nach zwei großen Desastern in ihrem eigenen Leben eigentlich durch. Und dann taucht Gavin Murphy auf und bietet ihr an, ihr in Sachen Inspiration ein wenig auf die Sprünge zu helfen …

Was mich neugierig gemacht hat:

Bei diesem Buch waren es vor allem zwei Dinge: Zum einen, dass die Protagonistin eine junge Autorin ist, zum anderen das Zitat ganz vorn „Es ist nie zu spät, das zu werden, was man hätte sein können“, das ich sehr schön und vielversprechend in Bezug auf die Geschichte fand. Ich habe mir eine emotionale und unterhaltsame Story erhofft und mich gefreut, das Buch vorab lesen zu dürfen.

Wie es mir gefallen hat:

Es fällt mir schwer, „Loving Clementine“ zu bewerten, da mir das Konzept wirklich sehr gut gefallen hat, aber so viel Potenzial ungenutzt geblieben ist. So ist es eine Geschichte, die man als ‚ganz okay‘ bezeichnen könnte, mit einer nicht besonders gut ausgearbeiteten Umsetzung, was richtig schade ist. Für das Niveau des Buches finde ich auch leider den Preis zu hoch angesetzt; im Original ist es wesentlich günstiger.

Das Problem mit Clementine

Fangen wir bei der Protagonistin Clementine selbst an. Sie ist eine äußerst interessant angelegt Figur: Als Selfpublisherin, Tochter aus reichem Hause, Zwillingsschwester eines notorischen Bad Boys und jemand, der sich in Sachen Liebe schon zweimal böse die Finger verbrannt hat und seitdem mit vielen Zweifeln und Ängsten kämpft, bietet sie unglaublich viel Zündstoff für spannende Konflikte. Doch leider macht die Erzählstimme sie immer wieder unsympathisch. Sie verhält sich inkonsequent, reagiert auf manche Dinge völlig irrational oder wiederum gar nicht, wenn sie etwas eigentlich tief erschüttern müsste, und wird von der Autorin leider recht weit in die Klischeecke gedrängt, indem immer wieder betont wird, wie hübsch sie doch ist und dass alle Typen sterben würden, um sie zu daten – die unnahbare Schöne, die auch noch super singen kann.

Die Mittel-zum-Zweck-Nebencharaktere

Clem hat sowohl mit ihrem ehemals besten Freund Daren, der auch ihre erste große Liebe war, sowie mit ihrer besten Freundin Veronica gebrochen. Die beiden kommen auch als Nebenfiguren im Buch vor, wirken jedoch beide wie unausgefeilte Rollenklischees, die für Clems Hintergrund gebraucht wurden, selbst aber (noch) völlig leblos bleiben. Besonders Daren benimmt sich sehr unglaubwürdig und Clem reagiert auch wenig nachvollziehbar auf die Begegnungen mit ihm.
Aber: Nicht alle Nebencharaktere gehen in dieser
Weise unter. Besonders Clems Mitbewohnerinnen Jenna, Harper und Dani sind sehr überzeugend dargestellt.

Die Macken der Liebesgeschichte

Hier möchte ich vor allem drei Aspekte nennen, die mich gestört haben:
1.Nachdem Clementine als so abweisend und isoliert beschrieben wurde, kommt ihre mädchenhafte Verliebtheit sehr schnell und widerspricht dem Bild, das bis dahin von ihr gezeichnet wurde.
2.Es gibt einige sehr konstruierte, vorhersehbare Momente, wie z.B. eine SMS, die versehentlich an Gavin rausgeht und eigentlich für ein Spiel mit der Mitbewohnerin gedacht war oder eine unnötige Eifersüchtelei durch Darens Wiederauftauchen oder Gavins‘ Ex.
3.Gavins Charakter erleidet einen Bruch, als er plötzlich völlig entgegen seiner Art in alle Fettnäpfchen tritt, die Clem zu bieten hat (natürlich mit ehrenhaften Motiven, aber trotzdem).

Schön fand ich aber, dass Clem und Gavin wirklich zusammen passen und hier die körperliche Anziehung nicht so im Vordergrund steht, wie man es von vielen New Adult-Titeln kennt.

Alles gewollt, aber nichts so richtig

Es gibt gleich mehrere Themenbereiche bzw. Stränge der Geschichte, die an sich viel gutes Material mitbringen: Da ist Clem, die irrtümlicherweise im falschen Schreibkurs landet (was aber traurigerweise nicht ganz glaubhaft ist – ich meine, wer schreibt sich in einen falschen Kurs ein, besonders wenn er einen anderen unbedingt belegen wollte?), da ist die Liebesgeschichte unter dem Vorwand der Inspirationssuche, da sind die Krisen in Clems Vergangenheit, ihre familiären Probleme und ihr schwieriges Verhältnis zu einem ihrer ehemaligen Dozenten, und dann gibt es noch Gavins Band und die Geschichte um das Verschwinden einer Studentin, die ein unerwartetes kleines Thrillerelement einbringt.
Alles superspannender Stoff, aber viel zu viel!
So geht die Schreibtthematik schon nach kurzer Zeit völlig unter, banale Szenen wie Clems ständiges Sporttreiben, Arbeiten oder Hausaufgabenmachen lenken vom Wesentlichen ab, Szenenübergänge wirken plötzlich und bringen aus dem Lesefluss und es wirkt, als hätte die Autorin auf die nötigen Übergangsszenen einfach keine Lust gehabt.

Die Stolperstellen in der Übersetzung

Was nicht die Geschichte selbst betrifft, aber doch das Leseerlebnis beeinträchtigt, ist die stellenweise nicht optimal ausgeführte Übersetzung.

Manchmal mag schon der Ausgangtext keine gute Vorlage geboten haben, wenn z.B. bei Gavins Lächeln „in seinen grünen Augen kleine goldene Punkte auf[flammen]“ (Kapitel 11) oder Clementine Schauer von den Haarenden bis zu den Zehenspitzen rinnen – beides Dinge, die der Realität nicht sehr nahe kommen.

In anderen Fällen ist es aber ganz klar die Übertragung ins Deutsche, bei der der Text schwächelt. So wird Clem immer wieder als „Mädel“ bezeichnet, wo im Original vermutlich „Girl“ stand, Typen werden mit „Dude“ begrüßt und Clems Bruder nennt sie „O-Saft“, was nicht zu ihrem Spitznamen für ihn „Apple Jacks“ passen will.

Zwei weitere Beispiele zur Verdeutlichung: „Als Bitch durchs Leben zu gehen, scheint das einzige Erbe zu sein, das [meine Eltern] mir hinterlassen haben.“ (Kapitel 11) / „Sie gibt mir einen Klaps aufs Bein, weil ich mal wieder eine Schlaumeierin war“ (Kapitel 15). Nicht sehr geschickt gelöst!

Trotz allem:

Da mich die Grundideen und die Figurenkonstellation sehr angesprochen haben, werde ich die Reihe im Auge behalten und bin gespannt, wie die Autorin sich mit dem nächsten Band schlagen wird, in dem es um Clems Mitbewohnerin Dani geht („Finding Dandelion“, ab 1. März 2018 auf Deutsch). Auch auf „Kissing Madeline“, das hoffentlich ebenfalls bei Lyx erscheinen wird, wäre ich neugierig.

(Für wen) Lohnt es sich?

„Loving Clementine“ ist ein netter Zeitvertreib, hätte aber noch weit mehr sein können – ein Ziel, das das Buch leider verfehlt. Aufgrund der Mängel in der Ausgestaltung der Geschichte kann ich leider keine wirkliche Empfehlung aussprechen. Wer das Genre mag und den die beschriebenen Schwächen nicht abschrecken, kann aber dennoch auf seine Kosten kommen.

In einem Satz:

Viele spannende Ideen und Konflikte nehmen sich gegenseitig den Raum, im Lektorat hätte noch an einigem gefeilt werden können und eine teils holprige Übersetzung tut ihr übriges - leider kann „Loving Clementine" in der Umsetzung eines eigentlich schönen Konzepts, das ganz viel mitbringt, nicht richtig überzeugen.

Veröffentlicht am 30.10.2017

Schräges, scharfzüngiges Märchen unserer Zeit

Pretty
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Worum geht's?

Willow holte tief und bebend Luft. „Alles begann vor ungefähr einem Monat. Krista. Jemand hat Krista etwas gegeben."
„Was hat man Krista gegeben?"
Wie sollte sie ihm das nur erklären?
„Chaos. ...

Worum geht's?

Willow holte tief und bebend Luft. „Alles begann vor ungefähr einem Monat. Krista. Jemand hat Krista etwas gegeben."
„Was hat man Krista gegeben?"
Wie sollte sie ihm das nur erklären?
„Chaos. Schönheit. Die Wahrheit." (S. 483)

Evie hat ihre Prinzipien und ihre Ambitionen, aber beides kommt bei ihrem Job als Korrektorin für ein niveauloses Klatschmagazin ziemlich kurz.
Willow ist in die High Society hineingeboren, doch trotz aller guten Voraussetzungen finden ihre Fotografien kein großes Publikum und ihre Angst, es zu ernst werden zu lassen, schadet ihrer Beziehung zu ihrem Freund Mark.
Krista ist klug, aber unglaublich unzuverlässig und flatterhaft. Wie soll sie es so schaffen, jemals ihre Schulden abzubezahlen?
Als sich den Freundinnen die Möglichkeit bietet, durch einen mysteriösen Trank namens „Pretty" ein perfektes Äußeres zu bekommen, werden ihre Leben ganz schön durcheinandergewirbelt.
Hat man es wirklich leichter, wenn man in den Augen der Welt wunderschön ist? Und kann man hinter einer perfekten Fassade noch man selbst sein?

Was mich neugierig gemacht hat:

Auf das Buch bin ich erst durch den Newsletter des Verlags aufmerksam geworden und es hat spontan sofort mein Interesse geweckt. Erwartungen, die die (Medien-)Gesellschaft heute an junge Frauen stellt zu hinterfragen, finde ich wichtig und war gespannt, wie Georgia Clark das in ihrem Roman tut.
Rein vom ersten Eindruck ohne Inhaltstext her hätte ich wahrscheinlich nicht unbedingt zugegriffen. Das Motiv ist nicht schlecht, aber mir gefällt dieser Rosaton, der das Cover dominiert, nicht wirklich (im Gegensatz zur Abbildung in den Onlineshops wirkt er in live eher schweinchenfarben) und der weiße Rahmen wirkt ein bisschen wie ein vergessener Beschnittrand. Außerdem ist, vermutlich aufgrund des großen Seitenumfangs, sehr dünnes Papier gewählt worden. Eine etwas höherwertige Ausstattung hätte ich für das Buch passender gefunden.

Wie es mir gefallen hat:

Die Beschreibung als verrücktes, feministisch angehauchtes modernes Märchen trifft „Pretty" wirklich gut. Als solches funktioniert es im Gesamtbild definitiv, auch wenn es vielleicht hier und da noch etwas hätte geschliffen werden können.

Die Perspektive wechselt personal zwischen den drei Protagonistinnen, wobei Evie jedoch den größten Raum bekommt. Diese Aufteilung hat mir insgesamt gefallen; gerade Willow hätte aber noch etwas stärker mit in den Fokus genommen werden dürfen, da sie in meinen Augen die stärksten und interessantesten Konflikte mitbringt. Während ich zu Evie ein zwiespältiges Verhältnis entwickelt habe, hat sie mich am neugierigsten gemacht und mit den meisten Fragen zurückgelassen. Krista dagegen nimmt die Rolle der Figur ein, die für Lacher sorgen soll - teils gelingt das auch, doch besonders bei ihr gleitet es passagenweise nah an den Rand zum Nervigen und ist mitunter übertrieben vulgär.
Die Entwicklung der drei jungen Frauen ist in jedem Fall sehr gekonnt umgesetzt: Alle drei sammeln durch das „Pretty" Erfahrungen, die jeweils zu einer Lektion fürs Leben werden.
Das Grundthema wird überzeugend entfaltet. Mit einer mutigen Portion Kritik und Bissigkeit wird das Buch zu einem Plädoyer gegen jeden Schönheitswahn und ruft dazu auf, sich niemals auf das reduzieren zu lassen, was Fremde an einem beim ersten Eindruck wahrnehmen könnten oder sich selbst in dem zu verlieren, was die Welt gerade für angesagt hält.

Ich habe bemerkt, dass ich nicht das Bedürfnis hatte, ständig zum Buch zu greifen, aber wenn ich es einmal zur Hand genommen hatte, faszinierte mich der Grundkonflikt doch immer wieder so sehr, dass ich mehrere Kapitel am Stück lesen musste. Zu beobachten, wie die drei Protagonistinnen mit den Veränderungen umgehen, ist faszinierend.
Bei über 500 Seiten plätschert die Handlung dennoch bisweilen scheinbar ein wenig ziellos dahin.
Obwohl das große Ganze unterhaltsam ist, hätte es der Geschichte sicher nicht geschadet, an den richtigen Stellen noch etwas gekürzt oder geradliniger gemacht zu werden.
Leider bleibt auch das Geheimnis um den Trank selbst ein wenig nebulös - der Handlungsstrang um dessen Herkunft wird nicht ganz klar zuende geführt.

(Für wen) Lohnt es sich?

Das Buch eignet sich für junge Erwachsene ab 16 Jahren, die dem Thema, was Schönheit eigentlich bedeutet, mal anders verpackt, mit Humor, aber auch dem nötigen Ernst, begegnen wollen.

In einem Satz:

„Pretty" ist schräg, unterhaltsam, scharfzüngig, gesellschaftskritisch und hat eine spannende Herangehensweise an den Umgang mit Schönheitsidealen und Selbstverwirklichung, hätte aber handlungstechnisch hier und da ein wenig gestrafft werden können und ist teils unnötig obszön.

Veröffentlicht am 07.10.2017

Diese Reihe hört nicht auf, brillant zu sein! Geheimtipp für "Throne of Glass"-Fans

Eisige Gezeiten
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Worum geht's?

Die Bedrohung durch magische Mächte wird immer realer: Alle vier Essenzen sind gefunden, doch sie befinden sich in den Händen starker Gegenspieler. Cleo und Magnus, denen es immer schwerer ...

Worum geht's?

Die Bedrohung durch magische Mächte wird immer realer: Alle vier Essenzen sind gefunden, doch sie befinden sich in den Händen starker Gegenspieler. Cleo und Magnus, denen es immer schwerer fällt, ihre Gefühle füreinander zu leugnen, obwohl das Schicksal sie einst auf gegnerische Seiten gestellt hat, sehen sich immer mehr gemeinsamen Feinden gegenüber. Ob ausgerechnet Jonas, der so oft gescheiterte Rebell, sich als Verbündeter erweisen könnte?
Derweil zieht Prinzessin Lucia mit Kyan, der Feueressenz, durchs Land, auf der Suche nach einem Zugang zum Heiligtum. Wird sie sich der in ihr gewachsenen Dunkelheit endgültig hingeben?
Der Blutkönig scheint einen neuen Plan zu verfolgen, der ihm die Türen zu Kraeshia, dem mächtigsten Königreich überhaupt, öffnen soll. Doch mit Amara, der rachsüchtigen Prinzessin, hat er nicht gerechnet. Wird sie ihm in die Hände spielen oder sein Verhängnis werden?

Was mich neugierig gemacht hat:

Diese Reihe war vom ersten Band an ein echter Geheimtipp für mich und ich würde ihr auf dem deutschen Buchmarkt noch viel mehr Fans wünschen. Ich persönlich bin der Meinung, dass die Gestaltung der Buchcover ein wenig irreführend ist. Zwar handelt es sich bei "Falling Kingdoms", wie auch die Motive vermuten lassen, um High Fantasy, doch die Schwerter oder, in diesem Fall, die brennende Axt können der Komplexität dieser genialen Serie nicht gerecht werden. Das Düstere, Kämpferische ist nur eines der vielen großartigen Elemente, die in der Geschichte aufgeboten werden. Es gibt tragische Helden, tiefe Loyalitäten, skrupellosen Verrat, leidenschaftliche Liebe, faszinierende Magie und immer wieder Wendungen, die einen eiskalt erwischen.
Wie es mir gefallen hat:

Diese Fortsetzung habe ich schon sehnsüchtig erwartet und hoffe sehr, dass auch die nächsten beiden Bände wieder bei Goldmann erscheinen werden. "Falling Kingdoms" ist nämlich einer der seltenen Mehrteiler, die absolut keine Durststrecken aufzuweisen haben. Die Handlung scheint unerschöpflich, die Figuren überraschen immer wieder aufs Neue und entwickeln mehr und mehr Tiefe. Auch "Eisige Gezeiten" hat mich wieder hellauf begeistern können.
Ein winziger Kritikpunkt - wenn man das überhaupt so nennen kann - ist, dass man von einem Band zum anderen manche Details nicht mehr so präsent hat und diese nicht noch einmal in Erinnerung gerufen werden. So dauerte es auch diesmal wieder etwas, bis ich mir alle wichtigen Vorfälle aus dem bisher Geschehenen wieder zusammengereimt hatte.

Während ich in diesem Buch hauptsächlich mit Magnus und Cleo mitgefiebert habe, hat mich nebenbei der berühmte Rebell Jonas Agallon noch mal neu für sich einnehmen können.
Die Autorin hat ihnen und allen anderen Charakteren (die mittlerweile noch nicht ihr Leben verloren haben) mal wieder nichts erspart, und so gibt es auch in Band 4 wieder einen wirklich herben Verlust.
Auch die "Bösen" kommen wieder voll zum Zug. Besonders die Einblicke in Amaras Welt haben mich hier positiv überrascht, nachdem ich zunächst skeptisch war, als ich entdeckt hatte, dass es Kapitel aus ihrer Sicht gibt.

Insgesamt bin ich ein weiteres Mal absolut überzeugt. Immer noch gibt es Stränge, von denen ich beim besten Willen nicht vorhersehen kann, wohin und wozu sie führen werden, und immer noch gibt so viel zu gewinnen und so viel zu verlieren für die Figuren, die längst mein Leserherz erobert haben.

(Für wen) Lohnt es sich?

Jedes Herz, das für Fantasy schlägt, wird "Falling Kingdoms" zum Rasen bringen. Das Guardian-Zitat auf der Rückseite, dass die Reihe süchtig mache, ist nicht wirklich eine Übertreibung. Für mich als eingefleischter "Throne of Glass"-Fan habe ich hier eine Geschichte gefunden, die dieser Lieblingsreihe durchaus das Wasser reichen kann.
Beginnen sollte man unbedingt am Anfang, da die Bände aufeinander aufbauen.

In einem Satz:

Morgan Rhodes ist unglaublich - auch im vierten Band lässt die Spannung kein Kapitel lang nach, und Handlung wie auch Figurenkonstellation bleiben unfassbar mitreißend.

Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar an Goldmann!

Veröffentlicht am 18.08.2017

Eine Heldin mit einer starken Erzählstimme und Jahrhunderten von Geheimnissen

Ein Kuss aus Sternenstaub
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Worum geht's?

Sie ist eine uralte Dschinny, die seit Ewigkeiten in ihrer Flasche gefangen in einem lange vergessenenen Juwelengarten wartet.
Er ist ein junger Dieb mit Namen Aladdin, den ein magischer ...

Worum geht's?

Sie ist eine uralte Dschinny, die seit Ewigkeiten in ihrer Flasche gefangen in einem lange vergessenenen Juwelengarten wartet.
Er ist ein junger Dieb mit Namen Aladdin, den ein magischer Ring zu ihr führt. Er wird ihr Gebieter und sie versucht, seine Wünsche zu nutzen, um einen Auftrag des mächtigsten Dschinn zu erfüllen und sich damit ihre Freiheit zu erkaufen. Dass ihr Gefühle für diesen jungen Mann dazwischen kommen, hätte sie nie für möglich gehalten - und doch passiert genau das ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Das Buch hatte ich schon lange auf meiner Hoffentlich-wird-es-übersetzt-Liste. Orientalisch angehauchte 1001-Nacht-Geschichten sind ja gerade wieder im Trend, und so hat dann auch "The Forbidden Wish" endlich seinen Platz im deutschen Buchmarkt gefunden.
Da der Klappentext inhaltlich nicht viel verrät, war ich sehr gespannt, welches Abenteuer die Dschinny und Aladdin gemeinsam zu bestehen haben würden.

Wie es mir gefallen hat:

Das Besondere an diesem Buch ist die Erzählstimme der Dschinny - Zahra, wie sie sich von Aladdin nennen lässt, obwohl ihr wahrer Name in der Sprache der Dschinn Krümmung-des-Tigerschwanzes, Rauch-im-Wind, Mädchen-das-die-Sterne-verschenkt bedeutet.
Sie hat schon viele Zeitalter erlebt, und nach und nach erfährt man, wie es dazu kam, dass ihr eigenes Volk sie in ihre Flasche verbannte. Wer sie war, bevor sie zur Dschinny wurde, bleibt lange ein Geheimnis. Diese Elemente um die Vorgeschichte der Protagonistin sind wunderbar umgesetzt, ihr Drang nach Freiheit wird sehr greifbar. Der Autorin ist es gelungen, sich wirklich konsequent in das Wesen ihrer Figur einzufühlen und dasselbe auch ihren Lesern zu ermöglichen.
Zusätzlich zur Ich-Erzählerin gibt es im Buch drei Ausschnitte aus einem Lied, das nach und nach mehr über Zahras Vergangenheit und ihre letzte Gebieterin enthüllt.

Das Buch ist unglaublich fantasievoll geschrieben und man verfolgt mit Spannung mit, wie Zahra Aladdins Wünsche zu erfüllen versucht und die beiden sich bei Hofe immer mehr in Schwierigkeiten bringen.
Mit Zahra kann Aladdin als Charakter allerdings nicht ganz mithalten und bleibt im Vergleich ein wenig austauschbar. Dafür gibt es mit der Prinzessin Caspida und ihren loyalen Gesellschafterinnen noch einige starke Nebenfiguren.

Die Liebesgeschichte hat mich nicht vollkommen überzeugen können; da die Geschichte aber nicht nur davon lebt, ist das nicht so tragisch. Grund dafür, dass ich hier nicht richtig mitfiebern konnte, war neben dem schon erwähnten eher oberflächlich gezeichneten Charakter Aladdins, dass die Gefühle sich über einen Zeitraum entwickeln, der gestrafft erzählt wird, sodass man als Leser nicht viele Szenen miterlebt, die die beiden als passendes Paar zeigen.

Schön ist die Abgeschlossenheit der Geschichte. Nach dem etwas chaotischen, halsbrecherischen Showdown klingt das Buch sehr rund und stimmig mit einem Wohlfühlende ab.

(Für wen) Lohnt es sich?

Wer schon Bücher wie "Zorn & Morgenröte" für ihre Stimmung geliebt hat oder allgemein die Atmospähre aus 1001-Nacht mit einer Prise Romantik und einem Hauch Action reizvoll findet, sollte "Ein Kuss aus Sternenstaub" lesen.
Für Mädchen ab 14 ist es ideal, auch mit Anfang 20 kann man noch wunderbar in der Welt des Buches versinken.

In einem Satz:

"Ein Kuss aus Sternenstaub" erzählt eine märchenhafte Geschichte voll Tragik, Magie und Liebe und lässt die faszinierende Welt einer Dschinny lebendig werden, die trotz jeglicher Verbote ein Herz für Menschen hat.