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Lainybelle

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.07.2017

Viereinhalb Sterne für einen starken Romantasyauftakt

Nemesis - Geliebter Feind
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Worum geht's?

Sepora hat ihren Tod vorgetäuscht und ist geflohen. Als einzige Schmiedin des wertvollen Elementes Spektorium in ihrem Reich ist sie für ihren Vater, den König, zu einer mächtigen Waffe ...

Worum geht's?

Sepora hat ihren Tod vorgetäuscht und ist geflohen. Als einzige Schmiedin des wertvollen Elementes Spektorium in ihrem Reich ist sie für ihren Vater, den König, zu einer mächtigen Waffe geworden, die sie ihm nur nehmen kann, indem sie verschwindet.
Ihr Plan, im benachbarten Theoria im Geheimen unter den Niedriggeborenen zu leben, scheitert, als sie gefangen genommen und von einem Prinzen an niemand geringeren verschenkt wird als an dessen Bruder Tarik - den Pharao von Theoria. Der junge Herrscher ist ganz anders als erwartet, doch kann sie ihm vertrauen? Oder ist sie nur von einer Falle in die nächste gestolpert?

Was mich neugierig gemacht hat:

Auch wenn ich noch nicht die ganze Reihe gelesen habe, ist mir der Auftakt zu der "Blue Secrets"-Reihe von Anna Banks positiv als unterhaltsam und humorvoll in Erinnerung geblieben, sodass ich bei ihrem Namen auf dieser Neuerscheinung gleich aufmerksam geworden bin.

Das deutsche Cover finde ich sehr gelungen, zumal es sich vorbildlich wirklich mal an die Beschreibungen der Protagonistin im Buch hält - bis hin zu ihrer Kleidung!

Auch die Geschichte bringt vieles mit, was sie für mich sofort zu einem Must-Read gemacht hat: fantastische Reiche, Königsfamilien und ihre Konflikte, eine Prinzessin, die ihre wahre Identität verbirgt und am Hof ihres Feindes landet, um sich gegen ihren Willen in ihn zu verlieben - eine vielversprechende Ausgangslage für ein geniales Buch!

Wie es mir gefallen hat:

Verschiedene Königreiche mit Eigenheiten und Hintergrundgeschichte, Flugschlangen, Wasserwesen, die menschenähnlich sind und doch eine ganz eigene Lebensweise haben, Pyramiden, fremde Elemente mit besonderen Kräften, eine mysteriöse Seuche und eine Heilerschule - das sind nur einige der besonderen Bestandteile von "Nemesis".
Je weiter ich gelesen habe, desto mehr konnten mich die vielen detailliert ausgearbeiteten Ideen der Autorin faszinieren, auch wenn ich zu Beginn ein wenig Zeit gebraucht habe, um den vielen Informationen folgen und in ihre Welt einordnen zu können.

Natürlich ist das Ganze garniert mit einer Liebesgeschichte, die ja schon in Titel und Klappentext stark als Aufhänger dient. Ich habe es als sehr angenehm empfunden, dass dieser romantische Aspekt hier durchaus gleichberechtigt mit den politischen und persönlichen Konflikten behandelt wird. Dennoch sind die Gefühle zwischen Sepora und Tarik für meinen Geschmack einen Hauch zu nüchtern dargestellt - immer wenn es zu entscheidenden Szenen zwischen den beiden kommt, werden kaum emotionale Reaktionen aufgegriffen.

Der Wechsel zwischen Sepora als Ich-Erzählerin und Tarik (3. Person Präsens) hat mir gut gefallen, auch wenn besonders die letzteres Erzählweise ein wenig ungewohnt ist.
Beide sind sehr interessante Figuren, und dass beide einander aufgrund ihrer Rollen immer wieder Wahrheiten vorenthalten müssen, hält die Spannung. Tariks Gabe, Lügen zu erkennen, steigert diese nur noch und ist ein weiteres gelungenes Puzzleteil im Gesamtbild.

Bis auf ein paar kleinere Fragen, die offen bleiben oder auf logische Lücken hindeuten (z.B warum das so fortschrittliche Theoria auf seinem Basar noch Menschenhandel duldet oder warum Sepora noch nicht enttarnt wird, als man sie mit Spektorium auffindet), verläuft die Handlung geradlinig und überzeugend.

(Für wen) Lohnt es sich?

Zu diesem Buch sollte man greifen, wenn man gern in fremde, exotische Fantasyreiche eintaucht und sich dort vor allem in der Oberschicht herumtreiben möchte.
Wer sich eine reine Romanze erhofft, wird enttäuscht werden, zumal die Hintergründe und die Konflikte zwischen den Reichen hier viel Raum einnehmen und mit Liebe zum Detail erzählt werden.

In einem Satz:

"Nemesis - Geliebter Feind" ist ein gut durchdachter, handlungsstarker und fantasievoller YA-Roman mit wenig Luft nach oben für den zweiten Band.

Veröffentlicht am 21.05.2017

Eine stille und doch bahnbrechende Veränderung

was es ist
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Hinweis vorab:

Um sich ein Bild vom Buch zu machen, lohnt sich ein Blick in den Buchtrailer: https://vimeo.com/196354314

Was mich neugierig gemacht hat:

Zum einen war es der erste Eindruck von dem prägnanten ...

Hinweis vorab:

Um sich ein Bild vom Buch zu machen, lohnt sich ein Blick in den Buchtrailer: https://vimeo.com/196354314

Was mich neugierig gemacht hat:

Zum einen war es der erste Eindruck von dem prägnanten Titel und dem so schlichten und sich gerade dadurch so ausdrucksstark entfaltenden Cover, zum anderen vor allem das Grundthema, das mich angezogen hat. Eine innere Entwicklung, die Suche nach sich selbst und dem Leben, das man führen will, das Verhältnis zu den älter werdenden Eltern und die Bewältigung von einer schweren Lebensphase - all das hat mich sehr neugierig auf die Umsetzung von "Was es ist" gemacht.

Wie es mir gefallen hat:

Literatur ist Kunst - das hat mir "Was es ist" noch einmal neu bewusst gemacht.
Es gibt so viele Spielarten, Geschichten zu erzählen. Dieses Buch hat eine ganz besondere.

Als Leser begleitet man Viola durch viele Szenen ihres Lebens - oft nur kurze Begebenheiten, die sich aneinanderreihen und insgesamt ein Puzzlebild ergeben, das der Leser zusammensetzen kann, um in Violas Situation und Stück für Stück auch ihre Vergangenheit hineinzufinden.
Durch die Kürze der Abschnitte und den Schreibstil, der ohne Ausschmückungen und in knappen Beschreibungen funktioniert, wird die kühle, oft bedrückende Atmosphäre der Geschichte noch verstärkt. Violas Seelenzustand wird praktisch in der Art des Erzählens widergespiegelt.

"Was es ist" ist keine leichte Kost, sondern sehr anspruchsvoll zu lesen, da es gilt, auf Details zu achten und viel zu interpretieren und sich selbst zu erschließen. Selbst kleine nebensächlich scheinende Dinge kann man als Metaphern oder Stimmungsfänger auffassen, wenn man sie eingehender betrachtet.
Obwohl man das Verhalten der Figuren (besonders natürlich der Protagonistin) beobachten kann, erhält man keinen direkten Zugang zu ihrem Wesen, sondern muss selbst deuten und zu verstehen versuchen.
Die Autorin erzählt zwischen den Zeilen noch weit mehr als die 230 Seiten selbst fassen könnten. Ein Stück weit lässt sie den Leser damit allein, und das mag nicht jedermanns Sache sein. Ich persönlich fand das Leseerlebnis sehr faszinierend, auch wenn ich an einigen Stellen ein bisschen ratlos war oder gern noch Konkretes über Viola erfahren hätte. Über das eine oder andere werde ich sicher noch nachzudenken haben
Man muss sich bei diesem Buch damit abfinden, dass man nicht so viele Erklärungen bekommt, wie man sich das vielleicht manchmal wünschen würde - wenn man das erkannt hat, entspinnt sich die ganz eigene Wirkung des Textes.

Für ein Buch wie dieses eine Bewertung zu finden, die sich in Sternen oder einer Note ausdrückt, ist fast unmöglich. Es ist ein Meisterwerk, aber es setzt beim Leser vieles voraus - vor allem die Bereitschaft, sich auf die vielen Zwischentöne einzulassen. Daher wird es vielleicht nicht den Geschmack einer breiten Masse treffen, aber ich denke, genau das will und muss es auch gar nicht.
Ich vergebe gern die volle Punktzahl für dieses Buch, aber mit der kleinen Einschränkung, dass es den Zugang nicht für jeden leicht macht. Außerdem ist für mich ein kleiner Minuspunkt, dass das Thema Glaube sich nur hinter der Geschichte erahnen lässt. Wie Viola selbst oder z.B. auch ihre Eltern dazu stehen, wird nie explizit thematisiert. Ich hatte bei der "inneren Wende" durchaus damit gerechnet, dass Gott hier eine unmittelbare Rolle spielen würde, und aufgrund des Erscheinens in einem christlichen Verlag hätte ich selbst mir noch einen stärkeren Bezug in diese Richtung gewünscht.

(Für wen) Lohnt es sich?

"Was es ist" kann sich sehr lohnen und bereichernde Gedankenimpulse zu Themen wie Identität, Lebenskrisen, Familie, Selbsttäuschung und Davonlaufen, Sinnsuche, ... geben, wenn man vor der recht außergewöhnlichen Umsetzung und einer Tendenz zur Melancholie nicht zurückschreckt. Der Text fordert von einem, dass man sich auch über das, was schwarz auf weiß zu lesen ist, hinaus damit auseinandersetzt und in Eigenleistung Fäden weiterspinnt.

In einem Satz:

"Was es ist" ist kein leichtes Buch für nebenbei, sondern eine kunstvoll erzählte, tiefgehende, zeitweise bedrückende Geschichte, die einen drängt, sich intensiv mit ihr auseinanderzusetzen, um ihre Lebensweisheit für sich entdecken zu können.


Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar an den Verlag!

Veröffentlicht am 06.05.2017

Erwartungen nicht ganz efüllt, aber dennoch gutes Finale

Rache und Rosenblüte
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Nach dem "Zorn und Morgenröte" die Messlatte meiner Erwartungen so hoch gesetzt hatte, hat "Rache und Rosenblüte" es vielleicht ein bisschen schwer gehabt, an diese heranzureichen. Auf jeden Fall war das ...

Nach dem "Zorn und Morgenröte" die Messlatte meiner Erwartungen so hoch gesetzt hatte, hat "Rache und Rosenblüte" es vielleicht ein bisschen schwer gehabt, an diese heranzureichen. Auf jeden Fall war das Buch insgesamt leider nicht ganz so stark wie erhofft.

Auf ein Glossar wurde dieses Mal verzichtet, genau wie auf Erinnerungshilfen zum bisherigen Geschehen. Es fiel mir bis zum letzten Drittel des Buches recht schwer, mich wieder an Einzelheiten der Vorgeschichte zu erinnern. Hier noch mal in Nebensätzen wichtige Infos aufzugreifen, hätte sicher geholfen.

Während in Band 1 noch die Geschichte um Chalids und Shahrzads Kennenlernen, Shahrzads Trauer um ihre beste Freundin Shiva und die Enthüllung des Fluches mit seinen Konsequenzen im Vordergrund standen, fokussiert sich der zweite Band mehr auf Kriegspläne und die magischen Elemente. Diese Schwerpunkte haben mich nicht vollkommen überzeugen können und sogar für kleinere Längen gesorgt.

Weiterhin wechselt die personale Perspektive zwischen verschiedenen Figuren. Dabei bekommt besonders Irsa, Shahrzads Schwester, zunehmend Raum. Diese Kapitel waren nicht schlecht, haben aber wenig zur eigentlichen Handlung beigetragen.

Gegen Ende gibt es ein paar sehr plötzliche Wendungen, die nicht ganz glaubhaft umgesetzt worden sind, sondern beim Lesen eher Stirnrunzeln hervorrufen. Der Plot überschlägt sich fast und dreht dann noch ein paar kleine Extraschleifen, um die Dramatik zu steigern, wobei er beinahe ins Übertriebene abrutscht.
Ein Punkt, der zwar nicht die Geschichte selbst betrifft, aber trotzdem erwähnt werden muss: Leider hat nicht derselbe Übersetzer von "Zorn und Morgenröte" übersetzt, und das merkt man. Es sind viele Patzer zu finden, die schöne Sprache der Geschichte geht unter holprigen Formulierungen fast unter.
Teils scheinen idiomatische Ausdrücke des Englischen einfach ins Deutsche gepresst worden zu sein.
Dass Shahrzads Fuß bisweilen in mehreren Pantöffelchen steckt (vgl. S. 380) oder Sätze wie "Wieder entging Chalid kein Pulsschlag" (S. 208) oder "Tarik würde diesen Umriss überall erkennen. Er hatte den größeren Teil seines Lebens damit verbracht, ihn zu speichern." (S. 243) sind nur kleine Beispiele.

Trotz einiger Schwächen bin ich froh, das Buch gelesen zu haben, und werde immer wieder gern an Shahrzads und Chalids Geschichte zurückdenken.

(Für wen) Lohnt es sich?

Wer Band 1 gemocht hat, wird sicher auch das Ende der Dilogie wissen wollen und weiterlesen. "Rache und Rosenblüte" ist keinesfalls eine Enttäuschung, aber leider dennoch nicht so mitreißend und begeisternd wie "Zorn und Morgenröte.
Die Vorgeschichte sollte man unbedingt kennen, da man sonst der Handlung nicht folgen kann.

Insgesamt ist die Reihe perfekt für alle, die die Atmosphäre aus 1001 Nacht und romantische, geheimnisumwobene Liebesgeschichten mögen.

In einem Satz:

Leider vermag "Rache und Rosenblüte" nicht ganz das Niveau des ersten Bandes zu halten: In einem nach wie vor wundervollen Setting mit einer beeindruckenden Protagonistin wird der Fluch plötzlich zur Nebensache und der Plot nach kleineren Längen zum Ende hin sprunghaft und fast ein bisschen melodramatisch bis kitschig.

Veröffentlicht am 24.04.2017

Ein Verwirrspiel aus Wahrheit und Illusion

Caraval
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Worum geht's?

Scarlett Dragna träumt schon lange davon, einmal Caraval besuchen zu dürfen - ein magisches Spiel in einer Welt, in der die Schausteller alles daran setzen, den Spielern jede Unterscheidungsfähigkeit ...

Worum geht's?

Scarlett Dragna träumt schon lange davon, einmal Caraval besuchen zu dürfen - ein magisches Spiel in einer Welt, in der die Schausteller alles daran setzen, den Spielern jede Unterscheidungsfähigkeit von Realität und Illusion zu rauben. Doch ausgerechnet kurz vor ihrer Hochzeit mit einem fremden Grafen erhält Scarlett endlich die Möglichkeit. Für sie ist es ausgeschlossen, der Einladung zu folgen, doch ihre Schwester Donatella und der junge Seemann Julian entführen sie und bringen sie auf die geheimnisvolle Insel Master Legends, dem Herrn von Caraval.
Das Spiel beginnt - und Scarlett erkennt schnell, dass es längst nicht so zauberhaft ist, wie sie es sich erträumt hat ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Ich mag sehr gern Fantasy, die nicht mit den üblichen verdächtigen Welten und Wesen gefüllt ist, sondern ganz eigene Ideen entwickelt. Bei "Caraval" hatte ich da sofort ein gutes Gefühl.
Es mag im Moment auf dem Markt nicht nur ein Buch über ein bedrohliches Spiel geben, aber hier besteht der Reiz vor allem darin, dass man nie wissen kann, was echt ist und wo man selbst dem Zauber von Caraval erliegt und getäuscht wird. Das Magische, Skurrile an dieser Geschichte hat mich dazu gebracht, sie unbedingt lesen zu wollen. Außerdem fand ich es vielversprechend, dass es hier im Kern um zwei Schwestern geht.

Bei diesem Buch hätte ich mir auch sehr gut ein wunderschön gestaltetes Hardcover vorstellen können. Das hätte besser gepasst und außerdem wäre der Rücken nicht so empfindlich gewesen.

Wie es mir gefallen hat:

Fantasievoll, orginell, atmosphärisch - drei Schlagworte, die "Caraval" sehr gut beschreiben.
Eine Protagonistin, die Gefühle in Farben wahrnimmt, und eine magische Welt, in der es fiel zu entdecken und zu enträtseln gibt, sorgen für ein Leseerlebnis mit vielen Sinneseindrücken.
Schon der Einstieg, der über eine Reihe von Briefen erfolgt, ist mal etwas anderes und hat mein Interesse sofort geweckt.

"Caraval" lebt von seiner Kulisse. Es hat etwas von der Verrücktheit und dem Zauber von "Alice im Wunderland" - und auch von dessen eher düsteren Stimmung. Das hat meinen Geschmack auf jeden Fall getroffen und wird sicher auch andere Leser, die diese Art von Geschichten mögen, begeistern.
Die vielen verschiedenen Stränge und Hinweise üben einen Sog aus, und je weiter man liest, desto weniger kann man das Buch für eine Pause beiseitelegen.

Einen kleinen Abzug gebe ich dem Buch für die Charaktergestaltung. Obwohl man Scarlett aus personaler Perspektive begleitet, bleibt sie ein bisschen hölzern und oft zu naiv. Ihre Gedanken werden nicht unmittelbar "gezeigt", sondern oft nur beschrieben, was eine gewisse Distanz zu ihr aufbaut. Obwohl sie weiß, dass sie in Caraval ihren eigenen Augen nicht trauen darf, verlässt sie sich oft auf das, was ihr im ersten Moment als echt erscheint.
Auch bei anderen Figuren wie Julian oder Donatella hätte ich mir noch etwas mehr Tiefe gewünscht.
Die Liebesgeschichte hätte es in meinen Augen tatsächlich nicht unbedingt gebraucht - so läuft sie eher nebenher und konnte mich nicht so richtig mitreißen.

Das Buch hält viele Überraschungsmomente bereit. Da jedoch manche wieder zurückgenommen werden, weil sich Auflösungen als Trugschlüsse erweisen, war ich allerdings irgendwann an dem Punkt, wo ich erst mal gar nichts mehr geglaubt habe, was mir enthüllt wurde. Dieses Misstrauen hat dann dafür gesorgt, dass auch wahre Dinge mir letzten Endes ein wenig unwirklich erschienen sind. In manchen Fällen war die Wahrheit zudem viel weniger bedrohlich als die Illusion, sodass die Spannung ein bisschen abgenommen hat - wenn etwas Schlimmes passiert ist, konnte man immer erahnen, dass die Lage vielleicht doch nicht so ernst ist, wie es aussieht.

Der Epilog stimmt auf eine Fortsetzung ein und wirft neue Fragen auf, aber davon abgesehen kann man "Caraval - Es ist nur ein Spiel ..." auch gut für sich lesen, da Scarletts Geschichte abgeschlossen wird.

(Für wen) Lohnt es sich?

"Caraval" ist ein Buch für alle, die auf der Suche nach außergewöhnliche Fantasy mit schillerndem Setting sind, bei der der Pfad zwischen Realität und Illusion sehr schmal verläuft.
Die Protagonistin Scarlett ist 17 Jahre alt; ich finde aber, dass man das Buch durchaus als All-Ager sehen kann (auch wenn typische Jugendromanthemen wie Selbstfindung und erste Liebe zumindest am Rande eine Rolle spielen).

In einem Satz:

"Caraval" ist in jeder Hinsicht ein magisch einfallsreiches Buch, in dessen Welt man wunderbar abtauchen kann und aufpassen muss, sich nicht zu verirren.



Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar für die Leserunde an

Veröffentlicht am 09.02.2017

Nicht süß, aber kantig

Wenn ich dich nicht erfunden hätte
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Worum geht's?

Jetzt kann das Leben so richtig losgehen! Leo ist neu in Hamburg, um ihr Studium anzufangen. Allerdings hat sie sich das mit der ersten eigenen Wohnung etwas anders vorgestellt - ohne Ekelfaktor ...

Worum geht's?

Jetzt kann das Leben so richtig losgehen! Leo ist neu in Hamburg, um ihr Studium anzufangen. Allerdings hat sie sich das mit der ersten eigenen Wohnung etwas anders vorgestellt - ohne Ekelfaktor und gemeingefährliche Nachbarn.
Als sie Loris begegnet, stellt sich ihre Welt auf den Kopf - er ist die Hauptfigur aus ihren selbst geschriebenen Geschichten! Wie kann das möglich sein? Doch allzu schnell erkennt Leo, dass sie doch nicht alles über ihn weiß und es Dinge gibt, die sich mit aller Macht zwischen sie stellen ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Neugierig war ich vor allem auf Leos Liebe zum Schreiben und auf die Konflikte, die entstehen würden, wenn sie ihrem "Charakter" im echten Leben über den Weg läuft.
Ich hatte das Glück, bei einer tollen Leserunde mit der Autorin dabei sein zu dürfen, und es wird defintiv nicht mein letztes Buch von ihr und den ink rebels gewesen sein.

Wie es mir gefallen hat:

"Wenn ich dich nicht erfunden hätte" ist anders als erwartet und zwar auf eine positive Art und Weise.
Eigentlich lässt das Cover die so gar nicht leichte Stimmung des Buches schon gut erahnen; trotzdem können die ersten Assoziationen zu Titel und Geschichte einen ein wenig in die Irre leiten. Ich persönlich dachte, es gehe vor allem ums Schreiben und darum, wie die Protagonistin einem ihrer Charaktere im echten Leben begegnet und sich mit der quasi Gestalt angenommenen Idee auseinandersetzen muss - und dass sich im Verlauf dann vielleicht ihr Buchprojekt und sie selbst weiterentwickeln. Trotz des Hinweises im Klappentext auf Loris' "dunkle Seiten" war ich erst mal von einer eher fröhlichen Geschichte mit viel Gefühlschaos, aber Happyend-Garantie (á la die Liebe besiegt die düstere Vergangenheit) ausgegangen.
Das wäre vermutlich auch kein schlechtes Buch gewesen, aber es ist nicht, womit man es hier zu tun bekommt. "Wenn ich dich nicht erfunden hätte" ist realistisch, mitunter hart und traurig, eine Berg- und Talfahrt (mit vielen tiefen Talstrecken).
Die meiste Zeit während des Lesens war ich hin- und hergerissen zwischen der Faszination, wie Julia Dibbern es schafft, Leos und Loris' Leben so scharf zu beobachten, und dem Widerwillen gegenüber der Tatsache, dass solche Geschichten sich wirklich ereignen, da draußen in unserer Welt.

Leo ist schwierig, aber oder gerade deswegen menschlich. Sie hat schwache Momente, naive Momente, unbedacht blinde Momente und von alldem nicht wenig. Sie redet sich viel ein, redet sich viel schön, redet sich viel zurecht. Es fällt schwer, sich in ihre Lage hineinzuversetzen, aber vielleicht soll man auch gerade das nicht tun. Vielleicht soll man vielmehr zusehen, hoffen und wütend werden und wieder hoffen.
Die Geschichte wird aus personaler Sicht von Leo aus erzählt und wechselt für kürzere Passagen zu Loris. Auch er ist als Figur sehr gut gelungen und seine Einstellung und Art werden sehr überzeugend vermittelt.

Unter den Nebencharakteren finden sich einige sehr sympathische Figuren wie z.B. zwei polnische Handwerker oder Leos beste Freundin Miriam. Andere Personen dagegen hätte ich gern noch etwas näher kennengelernt, darunter Leos Kommilitonin Sina oder Loris' Freund Rafael.

Dass das Schreiben nur am Rande vorkommt, finde ich ein bisschen schade. Dafür, dass Leo schon so lange heimlich Geschichten erfunden hat, hätte ich erwartet, dass das mehr zum Tragen kommt und sie vielleicht zumindest hintergründig durch all die Wirrungen hindurch begleitet. Kleine Auszüge aus ihren Geschichten an den Kapitelanfängen oder etwas Ähnliches hätten aus meiner Sicht gut gepasst.

Mir gefällt gut, wie unvorhersehbar die Geschichte ist. Man weiß nicht, was als Nächstes passiert, ob Leo Fehler an Fehler reihen und gegen die Wand fahren oder die Kurve bekommen wird.
Bis zum Ende bleibt im Hintergrund immer das Rätsel, warum Loris aus Leos Geschichten entsprungen ist. Hier möchte ich natürlich nichts vorwegnehmen, kann aber sagen, dass es ein sehr glaubhaftes und rundes Ende ist.

(Für wen) Lohnt es sich?

Es lohnt sich für all diejenigen, die hier nicht die millionenste seichte Liebesgeschichte erwarten, sondern auch mit einer Handlung umgehen können, die nicht plüschig und rosa ist.
Ich finde, die perfekte Zielgruppe sind junge Erwachsene zwischen 18 und Mitte/Ende 20, aber auch Jugendliche ab ca. 14, die auch mit "erwachseneren" Themen und Szenen nicht überfordert sind, spricht es an.

In einem Satz:

"Wenn ich dich nicht erfunden hätte" ist keine süße Geschichte, sondern eine mit Kanten, eine, die nichts beschönigt, einem nichts schenkt und gerade dadurch so überzeugend wird.


Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar für die Leserunde an die Ink Rebels und die Autorin! (klickt euch mal rein - die Homepages lohnen sich ;)