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Veröffentlicht am 09.09.2022

Feelgood Lektüre mit Tiefgang - Vorsicht: Spoiler in der Rezension

Die kleine Bücherei der Herzen
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Worum geht’s?
„Die kleine Bücherei der Herzen“ ist der aktuelle Roman der Hanseatin Jana Schikorra, erschienen im beHeartbeat-Verlag als erster Band einer Reihe. Es geht um Katherine, eine junge Frau, ...

Worum geht’s?
„Die kleine Bücherei der Herzen“ ist der aktuelle Roman der Hanseatin Jana Schikorra, erschienen im beHeartbeat-Verlag als erster Band einer Reihe. Es geht um Katherine, eine junge Frau, die von ihrer Tante Besitz in dem irischen Küstenort Howth erbt. Katherine hatte als Kind eine enge Beziehung zu ihrer Tante Fiona. Bis sich Katherines mittlerweile verstorbener Vater in Fiona verliebte, und die Familie verließ. Katherines Mutter Mary zerbrach daran, wurde depressiv und verbot Katherine den Kontakt zu Fiona.
Katherine hat schon länger das Gefühl, dass ihr in München, wo sie als Redakteurin arbeitet, etwas fehlt, und entschließt sich, sich ihr Erbe wenigstens einmal anzusehen. Sie entdeckt, dass sie nicht nur ein Haus geerbt hat, sondern auch die „Rainbow-Hearts-Library“, ein für die Dorfbewohner ganz besonderer Ort, hinter dem ein magisches Konzept steckt. In den Büchern, können die Büchereibesucher Briefe verstecken.
Katherine fühlt sich in der Bücherei auf Anhieb wohl. Die Entscheidung fällt ihr dennoch nicht leicht. Ihre Beziehung zu Mary ist zwar schwierig, aber Katherine fühlt sich verantwortlich für sie und möchte nicht gegen das Verbot der Mutter verstoßen. Zum Glück steht ihr ihre beste Freundin Luca mit wertvollen Ratschlägen zur Seite. Letztlich kann Katherine sich dem Zauber von Howth und der „Rainbow-Hearts-Library“ nicht entziehen. Sie kündigt Job und Wohnung in München und tritt das Erbe an. Vermutlich hat auch der gutaussehende fotografierende Polizist Cadan seinen Anteil an dem Ausgang der Entscheidung. Cadan und Katherine verlieben sich ineinander.

– VORSICHT SPOILER –

Trotz vieler Hindernisse werden Cadan und Katherine ein Paar, Katherine führt Fionas Erbe im besten Sinne fort und wird glücklich. Dies liegt auch daran, dass sie die Lüge aufgedeckt hat, mit der sie und Mary seit dem Kontaktabbruch zu Fiona lebten: Fiona hatte Katherines Vater nie zurückgeliebt, da sie eine Beziehung zu einer Frau hatte, die jedoch verheiratet war. Der Kontaktabbruch zu Fiona war also unnötig und beruhte auf falschen Annahmen. Nachdem Katherine ihrer Mutter dies geschrieben hat, können beide eine innigere Mutter-Tochter-Beziehung beginnen, die nicht mehr so sehr von einer Lüge überschattet ist.

Meine Meinung
Ich habe mich auf den ersten Blick in das Thema, den Schauplatz, die Charaktere und Jana Schikorras Art zu schreiben verliebt. Der warmherzige und lebendige Schreibstil hat mich so berührt, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Für "Gefühl" würde ich hier auch zehn Sterne geben, wenn es die gäbe.... Zwar wurde für meinen Geschmack das Wort „Seele“ ein bisschen zu häufig verwendet, aber das ist anderen vielleicht nicht einmal aufgefallen. Die Idee mit der „Rainbow-Hearts-Library“ finde ich großartig und originell.
Der Roman ist aus Katherines Sicht als personale Erzählerin geschrieben, und Katherine war mir auf Anhieb sympathisch. Ihre Ängste und Befürchtungen – besonders was die schwere Entscheidung das Erbe betreffend anging – wurden zu meinen. Als die Entscheidung getroffen war, habe ich ihren Mut bewundert, ein gut laufendes Leben in München für ein Wagnis in Howth aufzugeben und, entgegen des Verbots der Mutter, ihrem Herzen zu folgen. Ich war sehr froh, dass Katherine ihre beste Freundin Luca hatte, die hilfreiche Tipps gab und die beste Freundin war, die man sich wünschen kann. Dass die Freundschaft der beiden in so warmen Farben gemalt wurde, hat mich bewegt. Dies gilt im gleichen Maße für Katherines Beziehung zu Cadan, die ich meisterhaft dargestellt fand. Katherine reagiert richtiggehend körperlich auf Cadan, das Knistern zwischen den Beiden war spürbar.
Cadan wird als dreidimensionaler Charakter dargestellt, der bei aller Attraktivität Untiefen und widersprüchliche Charakterzüge hat und eine Entwicklung durchmacht. Zu Beginn des Romans ist er ein Polizist mit künstlerischer Ader, der Zettel in Büchern versteckt und am Ende des Romans ein Fotograf, der einmal hautberuflich Polizist war, und der sich nun ganz der Kunst widmen kann. Ich habe mich allerdings gefragt, ob ein junger Mann, der vom Vater so schlecht behandelt wurde, wie er, ein so großes Selbstbewusstsein entwickeln kann?
Sehr berührend fand ich die Symboliken, die dem Roman Tiefe geben. Beispielsweise die des Red Rock Beach, den Cadan zu Beginn des Romans mit einer heilen Kindheit assoziiert, die er nicht hatte. Weshalb er diesen Strand nie besuchte. Derselbe Strand wird für ihn später zum Symbol der Hoffnung und für den Neuanfang mit Katherine, mit der er den Strand das erste Mal seit damals wieder aufsucht. Oder auch die Symbolik der verschiedenfarbigen Augen von Katherines Vater. Er begründete die unterschiedlichen Farben seiner Tochter gegenüber damit, dass er ein Superheld sei, der seine Tochter vor allem Übel beschützt. Als Katherine zum ersten Mal in Howth ist, und sich entscheiden muss, ob sie das Erbe antritt, oder nicht, begegnet sie einer netten Nachbarin, die ebenfalls verschiedenfarbige Augen hat. Für Katherine ist es, als hätte sie von ihrem Vater einen Wink bekommen, das Erbe anzunehmen.
Was die Spannungskurve angeht, war es mir als passionierte Leserin relativ schnell klar, dass Katherine das Erbe antreten und die damit verbundenen Herausforderungen bestens meistern wird. Gleichermaßen gab es einige gelungene Wendungen. Beispielsweise die Liebe Fionas zu der verheirateten Nachbarin. Die Enthüllung dieser wurde sehr klug vorbereitet, indem Katherine zunächst dem Ehemann der Dame begegnet, der ihr zu verstehen gibt, dass es nicht gut für seine Frau wäre, die Bücherei zu betreten. Man ahnt, dass mehr dahintersteckt, aber man weiß nicht, was, und möchte es unbedingt wissen.
Was Katherine angeht, habe mich gefragt, ob sie es sich nicht, was ihre Beziehung zu Fiona angeht, etwas leicht macht. Es wird zwar erwähnt, dass sie Schuldgefühle wegen des Kontaktabbruchs hat, aber letztlich nimmt Mary alle Schuld auf sich. Dabei hatte Katherine als Kind ein enges Verhältnis zu Fiona, und sie hätte die Sicht ihrer Mutter als Heranwachsende durchaus in Frage stellen können. Andererseits zeichnet es Katherine natürlich gerade aus, dass sie unverbrüchlich zu ihrer depressiven Mutter hält. Und das Romanende gibt ihr recht: denn die zu Beginn des Romans brüchige Beziehung erhält durch das Aufdecken des Missverständnisses eine neue Intensität. Toll finde ich, dass es zwar ein gutes Ende gibt, aber dass kein rosarotes, unrealistisches Happy End erzwungen wird. Mary bleibt eine verzweifelte, einsame Frau, die Fehler gemacht hat.
Die Botschaft, die ich aus dem Roman mitnehme, könnte auch die sein, dass es in Beziehungen auf gewisse Weise so etwas wie Schuld nicht gibt, denn letztlich hat jede der Figuren vor dem eigenen Hintergrund nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt und jede der Figuren hatte etwas Beteiligung an dem, was passiert ist. Vor allem aber wurde mir durch das Lesen noch einmal klar, wie wichtig es ist, in Herzensdingen zweimal hinzuschauen; nachzufragen; eigene, scheinbar erwiesene Wahrheiten und auch die eigene Motivation zu prüfen. Mir schien es nämlich, dass Mary auch aus Neid heraus handelte.
Ähnlich wie anderen fielen mir auch kleinere Fehler auf, die haben mich aber nicht so gestört. Sehr gefallen hat mir das Lay-Out, sowohl das Cover, als auch die Zeichnungen von Briefen oder Büchern am Kapitelanfang.

Mein Fazit
Lesen ist für mich, wenn das Buch gut geschrieben ist, meine Lieblingsart dem stressigen Alltag zu entfliehen. Mit diesem Roman gelingt das perfekt. Katherine, Cadan und Luca haben mich mit auf die Reise in eine Welt genommen, in der ich mich sehr wohl fühlte und meine Sorgen für die Lesezeit lang vergessen konnte. Ich wurde an eine atemberaubende Kulisse entführt, den die Autorin so schön beschrieben hat, dass ich am liebsten gleich morgen tatsächlich ein Ticket nach Howth kaufen würde. Wir brauchen, wie ich finde, diese Wohlfühlliteratur, die mit jeder Zeile Hoffnung und etwas Positives verströmt und die gleichzeitig nicht an der Oberfläche bleibt, denn ich habe mich während des Lesens auch mit tiefergehenden Themen, wie Tod, Schuld, Verrat und Familienmissverständnissen auseinandergesetzt. Ich habe jede einzelne Zeile genossen, eine weitere Lieblingsautorin gefunden und freue mich sehr auf den nächsten Band!

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Veröffentlicht am 09.05.2022

Die großen Gefühle federleicht – Ein Roman für den die Tempos erfunden wurden und der die Lachmuskeln trainiert

Remember when Dreams were born
2

Worum geht`s (VORSICHT SPOILER)
Remember when dreams were born dreht sich um eine junge Frau namens Maggie, die sich nach einem schweren Unfall, bei dem auch ihr Gedächtnis verletzt wurde, ins Leben zurückkämpfen ...

Worum geht`s (VORSICHT SPOILER)
Remember when dreams were born dreht sich um eine junge Frau namens Maggie, die sich nach einem schweren Unfall, bei dem auch ihr Gedächtnis verletzt wurde, ins Leben zurückkämpfen muss. In einem Pub lernt sie den Hotelier Thomas kennen, in den sie sich verliebt. Sie werden ein Paar und Tom kann sich ungewöhnlich gut in Maggie hineinversetzen.
Geschrieben ist das Buch sowohl aus Toms, als auch aus Maggies Perspektive.
Es gibt von Anfang an Hinweise auf die Geschichte, die sich hinter dem scheinbar zufälligen Kennenlernen der beiden verbirgt. Tom und Maggie waren nämlich schon vor dem Unfall zusammen. Ihr Kind kam jedoch ums Leben und Maggie konnte das nicht verwinden. Sie versuchte sich umzubringen, und überlebte schwer verletzt. Während sie sich danach nicht an Tom oder das Kind erinnert, weiß Tom um alles, verschweigt es aber auf Anraten von Maggies Therapeut. Tom hatte sich nach dem Tod des Kindes komplett in die Arbeit zurückgezogen und Maggie darüber vernachlässigt. Er ringt mit seinen Schuldgefühlen.
Am Ende erlangt Maggie ihr Gedächtnis zurück und bekennt sich erneut zu Tom. Nun können sie den Verlust ihres Kindes gemeinsam betrauern und als Paar neu anfangen.

Meine Meinung
Remember when Dreams were born ist das vierte Werk der Ausnahmeschriftstellerin Anne Goldberg, die schon mit der Only One-Reihe die Emotionen der Leserschaft aufkochen ließ, die Lachmuskeln strapazierte und die Nerven unter Strom setzte. Ich hatte bereits zwei Bücher dieser Reihe verschlungen und hohe Erwartungen an Remember when dreams were born. Um dem Fazit vorzugreifen – ich wurde nicht enttäuscht. Das liegt neben der brillanten Story mit vielen unvorhergesehenen Wendungen, den lebendigen Charakteren und dem leichtfüßig vermittelten Faktenwissen vor allem an dem ganz besonderen Schreibstil der Autorin. Anne Goldberg schreibt mit viel Herz, Wortwitz und gleichzeitig mit einer sarkastischen Trockenheit, die ihresgleichen sucht. Der Leser wird, während er sich noch verblüfft fragt, wie es möglich ist, so zu schreiben, vom ersten Wort an in den Roman gezogen und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Im Grunde liest man Anne Goldberg-Romane nicht, man lebt in ihnen. Erst wenn man auch noch die allerletzte Seite mit den Danksagungen gelesen hat, legt man das Buch bedauernd zur Seite und wünscht sich, das nächste wäre schon geschrieben.
Unterschiede zwischen der Only One-Reihe und diesem Roman gibt es natürlich. Manchmal fand ich hier, dass, was den einzigartigen Stil von Anne Goldberg mit ausmacht, dass beispielsweise körperliche Attribute vermenschlicht werden, wie motivierte Organe, etwas zu oft benutzt wurden. Remember when dreams where born ist nicht so scharfzüngig-spritzig geschrieben, wie beispielsweise Only One Note. Der Erzählfluss von Remember when dreams where born ist – der Schwere der Thematiken angemessen – insgesamt etwas langsamer. Die Mischung aus Dialog und den sehr originell geschriebenen E-Mails sorgen dabei aber für genügend Tempo und die erwähnte Beanspruchung der Lachmuskeln. Vor allem wird dieser Roman durch die vielen unerwarteten Wendungen zu einem hoch spannenden Erlebnis. Von Anfang an werden viele Hinweise auf die wahre Geschichte hinter der der unzuverlässigen Erzählerin gestreut. Beispielsweise fällt durchaus auf, dass Tom ungewöhnlich schnell Gefühle für eine Frau entwickelt, die er scheinbar noch gar nicht kennt. Außerdem nennt Maggie ihn öfters Sam, was, wie sich später aufklärt, der Name des verstorbenen Kindes ist. Man ahnt, dass diese Ungereimtheiten etwas zu bedeuten haben, weiß aber nicht, was genau und will es unbedingt herausfinden.
Die Charaktere waren für mich nicht einfach Hauptprotagonisten eines gelungenen Romans, sie waren lebendig und begleiteten mich im Alltag. Ich fühlte mich Maggie nah, weil sie, obwohl sie so tough war, gleichzeitig verletzlich und oft hilflos wirkte. Die Wut auf ihre Familie, die erst lernen musste, mit Maggies PTBS umzugehen, und dabei alles falsch machte, was man falsch machen kann, war nachvollziehbar. Ebenso, wie schwer es sein muss, nach einer solchen Tragödie wieder ins Leben zurückzufinden. Maggies Traumatisierung finde ich sehr gut dargestellt: Die Erklärung mit dem beschädigten präfrontalen Cortex beispielsweise hilft ihren Zustand einzuordnen und zu verstehen. Dass ihr oft die Worte fehlen und sie Ausdrücke verwechselt, führt dabei zu einiger Situationskomik. Auch Tom, von Maggie als Snob tituliert, konnte ich mit seiner etwas hölzernen, unbeholfenen und dabei absolut sympathischen, ja fast herzerweichenden Art richtiggehend spüren.
Was das Layout angeht, finde ich die Pusteblumen über den jeweiligen Kapiteln sehr schön. Tom‘s Hotel, das Dandelion’s Inn, hat seinen Namen vom Löwenzahn, der sich nach dem Krieg unverwüstlich auf dem Areal ausbreitete. Dies könnte ein Symbol für die Hoffnung sein, dass letztlich auch aus den schlimmsten Umständen etwas Schönes hervorgehen kann. Und so verströmt der Roman die Hoffnung, dass man mit Mut und Durchhaltevermögen selbst die schlimmsten Schicksalsschläge bewältigen kann. Anne Goldberg hat es wieder geschafft, schwere Themen wie Suizid, Schuld, Trauma, den Umgang damit und den Tod eines Kindes auf so leichte Weise aufzubereiten und zu vermitteln, dass der Roman bei aller Tiefgründigkeit vor allem schöne und intensive Stunden schenkt, in denen Humor über die Schwere gewinnt.
Lesetipp: Man sollte sich Taschentücher für Lachflashs und Tränen der Rührung bereitlegen, und einen Notizzettel für die vielen klugen Lebensweisheiten, die die Autorin zwischendurch einfließen lässt. Mein persönliches Lieblingszitat ist zum Beispiel: "Laute Menschen sind nicht wichtig, und wichtige Menschen sind nicht laut"(S.67).

Fazit
Bei großen Büchern bleibt bei mir immer eine gewisse Leere, wenn ich den letzten Buchstaben gelesen habe. Hier bin ich erleichtert, herausgefunden zu haben, dass weitere Remember When-Bücher schon in der Pipeline stecken. Die künftigen Lesenächte sind gerettet und die Vorbestellung ist so gut wie getätigt. Ich empfehle dieses Buch uneingeschränkt weiter.


Ich vergebe 5 Lurche.

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