Profilbild von Lena

Lena

Lesejury Profi
offline

Lena ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lena über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.08.2018

Konnte mich leider nicht überzeugen

Crown of Lies
0

Neugierig durch den Klappentext habe ich mich an die Geschichte gewagt und wollte mehr erfahren. Der Klappentext selbst verrät nur wenig, so dass ich keine Ahnung hatte, in welche Richtung sich die Geschichte ...

Neugierig durch den Klappentext habe ich mich an die Geschichte gewagt und wollte mehr erfahren. Der Klappentext selbst verrät nur wenig, so dass ich keine Ahnung hatte, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Leider wurde ich jedoch enttäuscht.

Zu Beginn der Handlung bekommt man einen kleinen Einblick in Elles Kindheit, die einen sehr tristen Eindruck macht. Statt mit anderen Kindern draußen zu spielen und Freundschaften zu schließen, verbringt sie die meiste Zeit mit ihrem Vater im Büro und lernt, wie man ein Unternehmen leitet. Zwar merkt man, dass ihr Vater sie wirklich liebt und nur das Beste für sie will, dennoch konnte ich nicht anders als Mitleid für sie aufgrund ihrer quasi nicht vorhandene Kindheit zu empfinden.

Anschließend folgte ein Zeitsprung zu Elles 19. Geburtstag. Einmal nur möchte sie ausbrechen aus ihrem goldenen Käfig und die Stadt erkunden. Leider nimmt der Abend jedoch eine negative Wendung und es geht so ziemlich alles schief. Ihr einziger Lichtblick ist ein mysteriöser Fremder, der ihr aus einer prekären Situation heraus hilft und ihr Leben rettet.

Drei Jahre später beherrscht der Fremde noch immer ihre Gedanken. Mittlerweile hat Elle die Firma fast komplett übernommen. Dies fordert jedoch auch ihren Tribut. Freundschaften sowie ihr Liebesleben sind quasi gar nicht vorhanden, das Unternehmen bestimmt ihr ganzes Leben.
Bis hier hin war alles gut. Die Handlung war interessant, ich wollte mehr erfahren. Auch Elle mochte ich gerne, wenn ich auch ziemliches Mitleid mit ihr und ihrem tristen Lebensstil hatte.
Danach jedoch geht es stetig bergab.
Elles Handlungen werden sprunghaft und unüberlegt. Oftmals kann ich ihr Verhalten nicht nachvollziehen und mehrfach konnte ich einfach nur die Augen verdrehen.
Richtig unsympathisch war mir dagegen Penn, der nun in die Geschichte eintritt. Ich kann einfach nicht verstehen was Elle - abgesehen von seinem guten Aussehen vielleicht - an ihm findet und wie sie sich seinem ungehobelten und arroganten Verhalten so unterwürfig unterordnen kann. Zwar zeigt sie zwischendurch Anzeichen von Widerwillen, die meiste Zeit jedoch behandelt er sie wie seinen Besitz und sie lässt es ihm kommentarlos durchgehen. Das war für mich weder romantisch noch in irgendeiner Weise nachvollziehbar. Penns Dominanzgehabe war einfach viel zu übertrieben und nur noch unhöflich und unattraktiv.
Den Charakteren fehlte die nötige Tiefe, wodurch auch die Handlung, die durchaus Potential hatte, untergegangen ist.
Erst am Ende hat es sich wieder ein wenig gewendet und ich konnte kleinere Veränderungen in den Protagonisten wahrnehmen, die ich mir jedoch schon früher gewünscht hätte.

Fazit:
Der Start und das Ende waren gut, der Mittelteil hat sich jedoch unendlich gezogen und konnte mich leider nicht überzeugen. Auch mit den Charakteren bin ich nicht warm geworden - vor allem Penn war mir wahnsinnig unsympathisch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Figuren
  • Erzählstil
  • Gefühl
Veröffentlicht am 11.07.2018

Mitreißend und voller Spannung

Die letzte erste Nacht
0

In Die letzte erste Nacht geht es um Tate und Trevor - beides junge Menschen, die in ihrem kurzen Leben bereits viel durchmachen mussten.
Dies ist mein erstes Buch von Bianca Iosivoni, weswegen mir auch ...

In Die letzte erste Nacht geht es um Tate und Trevor - beides junge Menschen, die in ihrem kurzen Leben bereits viel durchmachen mussten.
Dies ist mein erstes Buch von Bianca Iosivoni, weswegen mir auch die beiden Vorbände der Reihe noch nicht bekannt waren. Dennoch lässt sich die Geschichte auch unabhängig lesen und durch den lockeren und doch emotionalen Schreibstil der Autorin bin ich schnell in die Geschichte gekommen.

Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Tate und Trevor. Beide sind im selben Freundeskreis, doch wenn sie im selben Raum sind, fliegen auch schon mal die Fetzen. Wegen der extremen Energie, die beide zusammen versprühen, habe sie sich relativ schnell den Namen TNT verdient. Trotz ihrer unterschiedlicher Charaktere passen sie wirklich toll zusammen und ergänzen sich perfekt. Beide mussten in ihren jungen Jahren bereits viel durchmachen und ihre Vergangenheit ist enger verbunden als sie zunächst annehmen. Wenn die beiden zusammenstoßen knistert es immer gewaltig, was viel mit ihren starken Persönlichkeiten zusammenhängt.

Denn Tate ist alles andere als zurückhaltend. Seit dem Tod ihres Bruders nimmt sie kein Blatt mehr vor den Mund und lässt sich nicht unterkriegen. Ihren Schmerz über den Verlust versucht sie mit Alkohol, Parties und Sex zu betäuben. Um sich abzulenken, vergräbt sie sich stundenlang in der Bibliothek in ihre Bücher und lernt - alles nur, um nicht an ihren Bruder denken zu müssen. Dennoch lassen ihr die ungeklärten Umstände, unter denen er zu Tode kam, keine Ruhe und so stellt sie ihre eigenen Nachforschungen an und lässt sich dabei von niemanden aufhalten. Ich mochte ihre vorlaute und direkte Art, dennoch konnte ich nicht all ihre Entscheidungen immer nachvollziehen.

Trevor ist im Gegensatz zu Tate eher ruhiger, aber auch er ist sehr ehrlich und direkt. Wenn es um Tate geht, nimmt sein Beschützerinstinkt überhand, was Tate mehr als einmal ziemlich auf die Palme bringt. Dennoch kann er es mit ihr aufnehmen und ihr die Stirn bieten, weswegen sich die beiden auch wunderbar ergänzen. Auch er kann nicht ganz von seiner Vergangenheit ablassen und wird immer wieder an seine dunklen Geheimnisse erinnert.

Die tatsächliche Story, die hinter der Liebesgeschichte noch erzählt wird, ist wahnsinnig spannend und konnte mich absolut packen. Genauso wie Tate wollte ich unbedingt hinter die mysteriösen Umstände hinter dem Tod ihres Bruders kommen und dabei auch Trevors Geheimnis und seine Rolle in dieser Geschichte aufdecken. Doch neben der ganzen Spannung wird es auch noch wahnsinnig emotional und berührend und die Autorin hat ihre Geschichte mit ihrem einfühlsamen Schreibstil wirklich mitreißend erzählt.
Durch die hitzigen Dialoge zwischen Tate und Trevor kommt aber auch der Humor nicht zu kurz, so dass insgesamt eine perfekte Mischung aus Spannung, Gefühl und Humor entsteht.

Allein das Ende hätte ich mir etwas umfangreicher gewünscht. Es war ein befriedigender Abschluss und alle meine Fragen wurden beantwortet, dennoch war ich nicht bereit, Tate und Trevor schon gehen zu lassen. Ein paar Seiten mehr wären hier ganz schön gewesen.

Veröffentlicht am 12.03.2018

Nach dem ersten Teil leider etwas enttäuschend

Verliere mich. Nicht.
0

Nach dem fiesen Cliffhanger von Band 1 setzt Verliere mich. Nicht genau da an, wo die Geschichte zuvor so dramatisch endete. Doch anstatt dass es sofort spannend und emotional weitergeht, verkriecht sich ...

Nach dem fiesen Cliffhanger von Band 1 setzt Verliere mich. Nicht genau da an, wo die Geschichte zuvor so dramatisch endete. Doch anstatt dass es sofort spannend und emotional weitergeht, verkriecht sich Sage zuerst in ihrer Einsamkeit - und vergisst in ihrem Selbstmitleid, dass sie auch andere Freunde auf der Welt hat als nur Luca.
Einerseits konnte ich ihren Herzschmerz und ihre selbst gewählte Einsamkeit verstehen, immerhin hat sie sich gerade erst verliebt, nur um sich sofort wieder von diesem Gefühl und der Person, die dies in ihr ausgelöst hat, verabschieden zu müssen. Andererseits ist mir ihr Selbstmitleid auf lange Sicht aber doch irgendwann auf den Keks gegangen. Sie ist ja nun auch nicht unschuldig an dem Verlauf ihrer Trennung von Luca gewesen.

Ihr merkt schon, mein Verhältnis zu Sage war in diesem Band nicht ganz einfach. Natürlich habe ich mit ihr mitgefühlt und mitgefiebert, doch oft konnte ich ihre Entscheidungen auch nicht wirklich nachvollziehen oder wahr von ihrem selbstbezogenen Benehmen genervt.
Trotzdem fand ich es interessant, weiter zu erfahren, wie sie mit ihren Ängsten umgeht. Diese wurden durch das Liebesdrama zwar - leider - nicht mehr ganz so intensiv behandelt, dennoch sind sie ein wichtiger Teil der Geschichte gewesen.
Mit Luca dagegen kam ich bestens klar, er war ein kleiner Lichtblick in der Geschichte und hat sich immer absolut korrekt und richtig verhalten - obwohl er ja überhaupt nichts für die Trennung von Sage konnte und somit wohl auch eines der Opfer war. Doch auch wenn er sich eigentlich von Sage fernhalten will, hat er schwache Momente, in denen er und Sage sich langsam wieder annähern und zueinander finden.

Die Nebencharaktere, die ich in Band 1 noch so toll fand, spielen hier leider nur eine geringfügige Rolle. Zwar sind sie immer noch Bestandteil der Handlung, doch haben sie ihre Tiefe verloren. Andeutungen, die noch in Band 1 gemacht wurden und auf kleinere Hintergrundgeschichten hingedeutet haben, verliefen sich im Sande und wurden leider nicht wieder aufgegriffen. Neben Sage und Luca sind die Nebencharaktere ein wenig verblasst.

Am meisten gestört hat mich jedoch die Langatmigkeit. Die Geschichte konnte mich zwar unterhalten - ja sogar berühren - dennoch bin ich das Gefühl nicht losgeworden, dass dieser zweite Band überhaupt nicht notwendig war. Die Autorin hätte meiner Meinung nach lieber einen längeren und dafür ausführlicheren Einteiler schreiben sollen, als diesen zweiten Band unnötig in die Länge zu ziehen und mit banalem Inhalt zu füllen. Auch hätte sie lieber ein bisschen der gefüllten Seiten des Mittelteils einsparen und sie dafür ins Ende investieren sollen, denn hier geschah für mich alles zu abrupt. Zwar konnte mich das Ende zufriedenstellen und meine Fragen beantworten,dennoch hat es mich auch ein wenig enttäuscht. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass hier nochmal alles schnell abgehandelt werden sollte, damit sie Luca und Sage nach fast 500 Seiten endlich ihr Happy Ende bekommen - auch wenn dafür Authentizität eingebüßt wird. Probleme, die sich noch in Band 1 oder auch in diesem Band abgezeichnet hatten und einem einfach und reibungslosen Ablauf im Weg standen, existierten nun einfach nicht mehr oder wurden mit drei Sätzen aus der Welt geschafft.

Der Schreibstil hat mir weiterhin gut gefallen. Locker und und leicht trägt er den Leser durch die Geschichte, ist an den richtigen Stellen entweder humorvoll oder emotionsgeladen. Auch die behandelten Themen fand ich wichtig und gut untergebracht. Durch Sages Therapiestunden wurden neben ihren eigenen Ängsten nämlich auch noch weitere Themenfelder wie Pansexualität oder Legasthenie angeschnitten - wenn auch nicht ausführlich behandelt - was mir gut gefallen hat.
Ganz ohne Klischees ist die Geschichte schlussendlich dann aber auch nicht ausgekommen, was mich aber nicht weiter gestört hat.

Fazit:
Verliere mich. Nicht. konnte mich gut unterhalten, aber leider nicht begeistern. Zwar konnte mich die Geschichte auch weiterhin berühren, doch viel zu oft hatte ich das Gefühl, dass unnötige Dramen die Handlung in die Länge ziehen und verkomplizieren. Auch Sages Entscheidungen konnte ich nicht immer komplett nachvollziehen, doch Luca habe ich nur noch mehr ins Herz geschlossen. Sages Angstzustände wurden auch weiterhin gut dargestellt und auch die Auflösung war nachvollziehbar, wenn auch zu abrupt und flach.

Veröffentlicht am 09.11.2017

Schönheit ist nicht alles

Pretty
0

Was würdest du tun, um nicht mehr nur durchschnittlich zu sein?
Die drei New Yorker Freundinnen Evie, Krista und Willow gehen vollkommen unterschiedliche Wege und versuchen doch nur eines: Ihr Leben in ...

Was würdest du tun, um nicht mehr nur durchschnittlich zu sein?
Die drei New Yorker Freundinnen Evie, Krista und Willow gehen vollkommen unterschiedliche Wege und versuchen doch nur eines: Ihr Leben in den Griff zu bekommen. Weitab vom glamourösen New York der Upper East Side schlagen sie sich nämlich mit ganz alltäglichen Problemen herum: gescheiterten Online-Dates, zu hohe Rechnungen und ein paar Kilo zu viel auf den Rippen. Doch eines haben die Freundinnen gemeinsam: Sie sind durchschnittlich.
Als ihnen dann das Pretty in die Hände fällt, ist das ihre Chance etwas zu ändern, mehr aus sich zu machen. Denn nur ein Tropfen des purpurnen Wundermittels schenkt ihnen ein perfektes neues Gesicht und einen idealen Körper und verhilft ihnen somit zu unglaublicher Schönheit. Und Schönheit ist Macht.
Doch ist diese Änderung wirklich zum Positiven?

Die Idee hinter der Geschichte ist wirklich interessant und aktuell. Heutzutage kommt man wohl kaum um das Thema Schönheitsideale herum. Pretty greift dieses gesellschaftliche Problem auf, beleuchtet es von allen Seiten und verpackt die Kritik in einer humorvollen und charmanten aber dennoch zum Nachdenken anregenden Geschichte über die drei Freundinnen Evie, Willow und Krista.
Obwohl alle drei so unterschiedlich sind, ist doch jede von ihnen nicht zufrieden mit sich selbst und verspürt den Wunsch und auch den gesellschaftlichen Zwang, schön zu sein und alles „Durchschnittliche“ abzustreifen. Die Geschichte ist aus der wechselnden Sicht der drei Freundinnen geschrieben und gibt so Einblick in all ihre Gedanken. Obwohl ihre Leben durch ihre Freundschaft verknüpft sind, macht doch jede von ihnen eigene Erfahrungen mit dem neuen Körper, der ihnen das Pretty geschenkt hat.

Als junge bisexuelle Frau und überzeugte Feministin hat es Evie in New York nicht leicht, besonders dann nicht, wenn sie in ihrem Job als Korrektorin für das Frauenmagazin Salty genau über das schreibt, was sie doch so vehement ablehnt. Auch wenn sie sich noch so sehr gegen das Schönheitsbild wehrt, das Hollywood vermittelt, ist auch sie mit ihrem Aussehen nicht zufrieden und verspürt den Wunsch etwas zu ändern. Zwar ist sie dem Pretty gegenüber skeptisch, trotzdem sieht sie darin einen Weg in die Öffentlichkeit, eine Chance ihre feministischen Ansichten zu verbreiten und darauf aufmerksam zu machen.
Ihre Mitbewohnerin Krista dagegen möchte unbedingt nach Hollywood. Ihr Jura-Studium hat sie abgebrochen, um ihren Wunsch, Schauspielerin zu werden, zu verfolgen. Der große Durchbruch blieb bisher allerdings aus. Stattdessen sitzt Krista auf einem Berg aus Schulden, die sich immer weiter anhäufen. Das Pretty öffnet ihr allerdings die Türen ins Schauspielbusiness, denn als großgewachsene Schönheit ist man in Hollywood sehr gefragt. Schnell muss Krista aber feststellen, dass es dort hinter den Kulissen ganz anders zugeht als erwartet.
Mit Krista hatte ich anfangs meine Schwierigkeiten, denn sie ist sehr unverantwortlich und unreif und handelt oft zu impulsiv und egoistisch ohne vorher nachzudenken. Dies sieht sie aber auch selber ein und fängt an, an sich zu arbeiten und verantwortungsvoller zu werden. Außerdem hat ihre Tollpatschigkeit immer wieder für lustige Szenen gesorgt.
Die dritte im Bunde ist Willow. Willow ist die Tochter des berühmten Filmemacher Matteo Hendriksen und versucht sich als Künstlerin. Die Erfolge ihres Vaters machen ihr sehr zu schaffen, da sie sich und ihre künstlerischen Leistungen dadurch nur noch kritischer betrachtet.
Willow ist sehr verschlossen und in sich gekehrt, selbst ihren Freund Mark hält sie auf Distanz. Und auch Evie und Krista wissen oft nicht, was in ihr vorgeht. Die Abschnitte aus ihrer Sichtweise geben jedoch gute Einblicke in ihre Gedanken.

Georgia Clark kritisiert den Stellenwert von Schönheit in unserer heutigen Welt und deren Auswirkungen auf das Selbstbild junger Frauen und vermittelt gleichzeitig noch eine wichtige Botschaft.
Denn auch in ihrer „Pretty-Version“ sehen sich die Protagonistinnen mit Misserfolgen konfrontiert. Das Pretty öffnet zwar anfangs Türen, jedoch führt dieser Weg keineswegs in eine perfekte Welt. Jede von ihnen geht unterschiedlich mit diesen Fehlschlägen um und lernt dabei viel über sich selbst.

Ein bisschen schade fand ich allerdings, dass am Ende noch einige zentrale Fragen offen bleiben, zu denen ich mir Antworten erhofft habe. Die drei Protagonistinnen haben schließlich alle ihren Weg gefunden, dennoch bleibt einiges unbeantwortet und auch das Schicksal einiger Nebenfiguren bleibt unklar.

Veröffentlicht am 11.09.2017

Erschreckende Zukunftsvision, die zum Nachdenken anregt

Marthas Widerstand
1

Könnt ihr euch eine Welt vorstellen, in der es keine Gerichte gibt, keine gerechten Prozesse? In der euer Leben in den Händen von euren Mitbürgen liegt, die euch mit einem einzigen Anruf für schuldig oder ...

Könnt ihr euch eine Welt vorstellen, in der es keine Gerichte gibt, keine gerechten Prozesse? In der euer Leben in den Händen von euren Mitbürgen liegt, die euch mit einem einzigen Anruf für schuldig oder unschuldig erklären können? Und das nur auf der Grundlage von Informationen, die sie aus einer Reality-TV-Show ohne jegliche Beweise beziehen?
Für Martha ist genau dies Realität. Nachdem sie den prominenten Wohltäter Jackson Paige erschossen hat, ist ihr Schicksal schon besiegelt. Denn wer würde schon eine sechzehnjährige Kriminelle aus dem Armutsviertel laufen lassen, welche die beliebteste Persönlichkeit des Landes auf dem Gewissen hat? Sieben Tage in sieben verschiedenen Zellen bleiben Martha nun noch bis zum Tag ihrer möglichen Hinrichtung. Sieben Tage, in denen einiges passieren kann.

Marthas Widerstand hat mich vor allem wegen der gesellschaftskritischen Idee geködert. Auch heute wird unsere Wahrnehmung viel von den Medien beeinflusst, so dass diese Zukunftsvision gar nicht mal so abwegig erscheint. Dies ist einerseits erschreckend, andererseits aber auch wahnsinnig spannend, da mich die Geschichte wirklich zum Nachdenken anregen konnte.
Das Buch greift somit wichtige Themen wie Gerechtigkeit und die Beeinflussung der Menschen durch die Medien auf.

In der Welt, in der Martha lebt, gibt es keine Gerichte mehr. Keine Richter, die nach einem anständigen Prozess mit genug Beweismaterial ein gerechtes Urteil sprechen. Hier wird nach dem "Auge um Auge"-Prinzip verurteilt. Es gibt keine Gefängnisstrafen, keine Grauzonen. Nur schuldig oder unschuldig, Tod oder Leben. Marthas Welt ist bestimmt von Korruption und einem Machtungleichgewicht. Die Reichen haben die Zügel in der Hand, während die Armen kaum eine Chance bleibt.
Martha selbst gehört zur letzteren Gruppe, doch sie hat sich dafür entschlossen, nicht länger die Augen vor dieser Ungerechtigkeit zu verschließen. Sie mag zwar nur ein "unbedeutendes armes Mädchen aus den Kratzern" sein, doch sie hat einen Plan. Als Leser ahnt man immer wieder, dass Martha noch einiges in der Hinterhand hat. Doch nur nach und nach findet man mehr über Marthas Geheimnisse und damit auch über ihr Leben heraus.

Anfangs hat sich die Geschichte noch sehr gezogen. Bis auf Marthas Verhaftung passiert erstmal nicht viel. Erst später erfährt man mehr über ihren Plan. Ein paar Geheimnisse, die aufgedeckt werden, habe ich zwar bereits geahnt, trotzdem sind einige Überraschungen dabei.
Der eher schleppende Anfang hat jedoch auch einen Vorteil, denn so blieb mir genug Zeit, die Charaktere richtig kennen zulernen.
Martha wirkt am Anfang sehr taff und furchtlos, doch schnell merkt man, dass auch sie Angst vor ihrer möglichen Hinrichtung hat. Sie kann ihre starken Gefühle nur schwer in Zaum halten und reagiert oft impulsiv, dennoch habe ich sie für ihren Mut und ihren Einsatz bewundert. Martha hatte es nie leicht, doch genau deswegen sieht sie auch die Fehler im Rechtssystem und findet den Willen, etwas ändern zu wollen.
Hauptsächlich wird die Geschichte aus der Sicht von Martha geschrieben, es gibt aber auch weitere Kapitel aus der Sicht von Eve - Marthas psychologischen Betreuerin -, Isaac - Jackson Paiges Sohn - und Cicero - einem ehemaligen Richter. Dazu kommen noch weitere Kapitel, die den Ablauf der Show "Death is Justice" wiedergeben, in der Marthas Fall behandelt wird. Diese Kapitel sind ähnlich wie ein Script aufgebaut, werden also neutral und objektiv erzählt, so dass sich der Leser hier ein eigenes Bild machen konnte.
Doch gerade diese Kapitel haben die meisten Gefühle bei mir ausgelöst, denn hier wurde das ganze Maß der Ungerechtigkeit und Verblendung durch die Medien klar sichtbar. Ich habe die Moderatorin - Kristina - regelrecht verabscheut, denn sie hat alles getan, um den Zuschauern ein Spektakel zu bieten und ist auch nicht davor zurückgeschreckt, Lügen zu verbreiten oder den Leuten das Wort im Mund umzudrehen.
Andere Charaktere konnten mich dagegen wirklich noch positiv überraschen, da ich sie zuvor komplett falsch eingeschätzt hatte. An dieser Stelle möchte ich nicht zu viel verraten, aber dennoch betonen, dass ich die Charakerzeichnung und -entwicklung wirklich gelungen finde. Jeder Protagonist ist individuell, sogar in ihrer Ausdrucksweise unterscheiden sie sich.

Am Ende passiert dann alles Schlag auf Schlag und es folgen noch so einige Überraschungen. Auch wenn der Anfang noch recht langatmig war, wird es am Ende nochmal richtig spannend. Ich bin gespannt, wie die Autorin die Geschichte vorsetzt, das relativ offene Ende lässt ihr jedenfalls viel Handlungsspielraum.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Originalität
  • Spannung
  • Charaktere