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Veröffentlicht am 10.03.2018

Fasten - nichts für mich, aber ein besseres Körpergefühl

Wie neugeboren durch Fasten
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Ich habe mit dem Buch "Wie neugeboren durch Fasten" an der Leserunde teilgenommen. Wir haben uns vogenommen 5 Tage zu fasten (+ Vor- und Nachbereitungstage) und uns dabei zu begleiten und zu unterstützen. ...

Ich habe mit dem Buch "Wie neugeboren durch Fasten" an der Leserunde teilgenommen. Wir haben uns vogenommen 5 Tage zu fasten (+ Vor- und Nachbereitungstage) und uns dabei zu begleiten und zu unterstützen.
Als Vorbereitung habe ich das Buch durchgelesen und den anderen, erfahreneren Fasterinnen Fragen gestellt. Ich fühlte mich psychisch und körperlich gut vorbereitet. Es gab im Buch ausführliche Infos über das Wie und das Warum des Fastens und alle Schritte zur Vorbereitung wurden genau erklärt.
Leider hat mir dann mein Körper einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Entlastungstag (= Vorbereitungstag) verlief noch super, mein Körper hatte noch kein Problem mit den leicht verdaulichen kleinen Portionen. Aber der erste Fasttag begann schon damit, dass ich wahrscheinlich die Menge Glaubersalz falsch abgemessen habe. Ich glaube, ich habe zu viel genommen. Dann hatte ich schon am ersten Tag mit nur flüssiger Nahrung schlimme Kopfschmerzen. Am Abend wollte mein Magen nicht mehr aufhören zu rumoren und ich habe viel Wasser getrunken um ihn zu beruhigen, doch das half nicht, denn es war gar kein Hunger: Mein Körper war stark geschwächt, und mein Magen hat die wenige flüssige Nahrung wieder von sich gegeben. Das werde ich jetzt nicht weiter erklären ...
Danach hatte ich einen Schwächeanfall und habe das Fasten für beendet erklärt. Der nächste Morgen begann für mich mit vorsichtigem Fastenbrechen. Die Tage nach dem Fasten waren für mich dann wieder super: Ich werde jetzt, fast zwei Wochen nach dem Fasten, immer noch von kleinsten Portionen satt und habe ein besseres Körpergefühl. Ich weiß genau wann ich Hunger habe und wann ich aufhören muss zu essen. Das finde ich gut. Trotzdem werde ich das Experiment sicher nicht in nächster Zeit wiederholen.


Nun dazu, wie mir das Buch beim Fasten geholfen hat: Die Teile zur Vorbereitung sind ausführlich gestaltet. Man fühlt sich gut informiert und vorbereitet, Ängste und Zweifel werden beruhigt. Es gibt auch extra Tipps für Menschen mit niedrigem Blutdruck, was mich sehr beruhigt hat. Doch sobald etwas nicht so läuft, wie es sollte, lässt uns das Buch ganz alleine. Das beginnt schon beim Abführen und zieht sich durch die Fasttage, nicht einmal für die klassischen Fastenbeschwerden wie Kopfschmerzen durch den Zuckerentzug werden Tipps oder Hilfestellungen geboten. Bei solch schwerwiegenden Problemen wie ich sie hatte, wird man vollends verlassen: Die Möglichkeit, dass der Körper die Schwächung und flüssige Nahrung nicht vertragen könnte, wird überhaupt nicht erwähnt.
Das hat mich am meisten gestört. Bei den Rezepten zum Fastenbrechen und an den Aufbautagen hatte ich das Problem, dass ich vieles nicht vertrage, aber keine Alternativen angeboten wurden. Zum Beispiel soll man zum ersten Fastenbrechen einen rohen oder gedünsteten Apfel essen, beides vertrage ich nicht, ich konnte ja aber auch nicht nicht fastenbrechen... Ich bin auf andere, sehr magenschohnende Kost ausgewichen, aber das hätte auch schiefgehen können.


Insgesamt muss ich sagen, dass das Buch auf den ersten Blick umfassend wirkt, aber doch sehr viel zum Drumherum erklärt und wenig für die konkrete Anwendung. Hier fehlt es an mehreren Ecken und Enden.
Ich habe zuerst zwischen drei und vier Sternen geschwankt, aber nachdem es ja nicht jedem Körper mit dem Fasten so schlecht gehen kann wie meinem und nicht jeder so viele Unverträglichkeiten hat wie ich, ist das Buch wahrscheinlich für die meisten Menschen ausreichend. Deswegen sind es gute 3,5 bis 4 Sterne geworden.

Veröffentlicht am 06.03.2018

Wie Sherlock Holmes in der Weimarer Klassik

Die Affäre Carambol (Goethe und Schiller ermitteln)
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"Die Affäre Carambol" ist der zweite Goethe und Schiller Krimi von Stefan Lehnberg.
Ich war sofort Feuer und Flamme, als ich festgestellt habe, dass es so etwas wie Goethe und Schiller-Krimis gibt und ...

"Die Affäre Carambol" ist der zweite Goethe und Schiller Krimi von Stefan Lehnberg.
Ich war sofort Feuer und Flamme, als ich festgestellt habe, dass es so etwas wie Goethe und Schiller-Krimis gibt und habe mir auch gleich den ersten Teil gekauft.

Goethe und Schiller besuchen gemeinsam Goethes Geburtsstadt Frankfurt (Franckfurth) um dem Alltagstrott zu entgehen. Doch ihre grauen Zellen werden auf höchste gefordert, denn es scheint, als möchte jemand den zarten Frieden und Waffenstillstand der zwischen Frankfurt und Frankreich herrscht, gefährden. Napoleons Truppen haben in jüngster Vergangenheit auf ihren Feldzügen oft großen Schaden angerichtet und der Frankfurter Stadtrat möchte um jeden Preis einen neuen Krieg verhindern, nicht zuletzt, weil das Geld schon sehr knapp ist und die Zerstörungen groß. Doch es scheint in den Reihen der Stadträte Verschwörer zu geben und zwei Stadträte sind schon auf offener Straße ermordet worden - wohl, weil sie zu viel wussten. Es ist also höchste Zeit, dass jemand unabhängiger, mit großer Intelligenz sich der Sache annimmt: Goethe und Schiller geraten unversehens mitten hinein ins Geschehen, selbst ihr eigenes Leben ist des öfteren in Gefahr. Doch sie tun alles, was sie können um den Frankfurtern zu helfen.
Ich möchte hier natürlich nicht mehr verraten, nur so viel: Es wird sehr spannend!

Stefan Lehnberg findet eine wunderbare Mischung aus einer Sprache, die wir modernen Menschen gut und flüssig lesen können, ohne uns anstrengen zu müssen und genügend altertümlichen Begriffen und Redewendungen, damit wir uns zurückversetzt fühlen ins damalige Frankfurt. Der Erzählstil erinnert wunderbar an die Abenteuer von Sherlock Holmes, die von Doktor Watson aufgezeichnet werden, denn genau so zeichnet Schiller die Abenteuer für Goethe und sich bis ins kleinste Detail auf, wir fühlen uns als würden wir die beiden persönlich begleiten.

Mir hat das Abenteuer mit den beiden Literaturklassikern sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf weitere Fälle, die wir hoffentlich mit den beiden lösen dürfen.

Veröffentlicht am 25.02.2018

Eine starke Frau in schierigen Zeiten

Frau Einstein
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Der Roman "Frau Einstein" von Marie Benedict erzählt einen Teil der Lebensgeschichte von Mileva Maric, der ersten Ehefrau von Albert Einstein.

Wohl niemand von uns hatte, bevor man auf diesen Roman aufmerksam ...

Der Roman "Frau Einstein" von Marie Benedict erzählt einen Teil der Lebensgeschichte von Mileva Maric, der ersten Ehefrau von Albert Einstein.

Wohl niemand von uns hatte, bevor man auf diesen Roman aufmerksam wurde, schon etwas von Mileva Maric gehört. Ich für meinen Teil hatten sogar überhaupt keine Ahnung, dass Albert Einstein überhaupt verheiratet war und dass er Kinder hatte. Da ist es am Anfang sehr überraschend, zu lesen, dass Einsteins Jugendliebe und erste Ehefrau seine Studienkollegin am Polytechnikum in Zürich war und dort mit ihm Physik und Mathematikstudierte. Mileva oder Mitza, wie ihre Freunde sie nennen, war eine der ersten Frauen, die für das Studium am Polytechnikum zugelassen wurden. Sie war schon von frühester Kindheit an von der Physik und Newtons Gesetzen begeistert und ihr Vater förderte diese Interessen, auch wenn ihre Mutter sie lieber in einer normalen Hausfrauenkarriere gesehen hätte. Sie durfte eine weiterführende Schule besuchen - im erzkonservativen Serbien, zur damaligen Zeit unter österreich-ungarischer Herrschaft, ein Skandal! Für Sie ist es eine Befreiung in die lieberalere Schweiz ziehen zu dürfen und dort unter gleichgesinnten zu studieren. Zwar machen es ihr ihre Mitstudenten und Professoren nicht leicht, sie ist die einzige weibliche Physikstudentin und noch dazu mit einer verformten Hüfte und hinkend ein leichtes Ziel für Spott. Doch so weit kommt es nicht. Schnell erkennen die anderen Mitzas Fähigkeiten und es gibt lobendes Gemurmel, wenn sie Fragen beantworten kann, auf die keiner ihrer Mitstudenten die Antwort wusste. Abends ist sie in ihrer Pension gut versorgt: Sie lebt dort mit drei anderen Mädchen, die ebenfalls studieren, ein munterer Kreis intellektueller Damen, die sich gut verstehen, zusammen musizieren und sogar Freundinnen werden. Bis ein Mitstudent, der Mitza schon von Anfang an mehr Aufmerksamkeit geschenkt hat als die anderen, ihr seine Liebe gesteht: Der chaotische Albert Einstein. Mitza weiß nicht, was sie tun soll, sie versucht Abstand zu gewinnen, aber es hilft alles nichts: Sie gibt seinem Werben nach, denn sie ist auch in ihn verliebt. Er verspricht ihr von Anfang an, dass sie gleichberechtigt weiterforschen werden, auch wenn sie ein Paar sind.
Natürlich kommt alles ganz anders. Ich werde hier nicht mehr verraten, nur so viel: Die Diskussionen ob nicht eigentlich Mileva die gefeierte und weltberühmte Erfinderin der Relativitätstheorie ist, sind nicht aus der Luft gegriffen, sondern in der Wissenschaft aktuell.

Ein bemerkenswertes Buch über eine eindrucksvolle und besondere Frau, die von ihrer Zeit und besonders von einem Mann daran gehindert wurde, zu erblühen und der Welt ihr Können zu beweisen.
Marie Benedict erzählt die Geschichte sehr lebensnah und gefühlvoll. Wir leben mit Mitza in ihrer Welt und erleben alle ihre Gedanken und Gefühle mit. Der Erzählstil und die Sprache unterstützen dieses Miterleben noch, man ist jedes Mal verzweifelt, wenn Mitza noch tiefer in Probleme gerät. Ich konnte an mehreren Stellen erst einmal nicht weiterlesen, weil ich so berührt und gefangen war von den heftigen Gefühlen und Schicksalsschlägen.

Ich bin der Autorin auch sehr dankbar für die Infos am Ende, in der die Geschichte relativiert wird (haha). Sie erklärt genau, wie sie für ihren Roman nachgeforscht hat, und was Realität und was Fiktion ist.

Auch das Cover finde ich sehr gelungen. Dadurch bin ich erst auf das Buch aufmerksam geworden und ich finde es zeigt sehr gut, worum es geht: Eine Frau, die alleine stark ist und einen Aufbruch in ein neues Leben wagt.

Vielen Dank für diesen intensiven Roman und eine neue starke Frauenfigur, die ich noch nicht kannte, mit der ich mich aber noch eingehender befassen möchte.
Vielen Dank Vorablesen und dem Verlag Kiepenheuer und Witsch für das Rezensionsexemplar.

Veröffentlicht am 20.02.2018

Mörderjagd in der Elbmarsch

Totenweg
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Wir dürfen die junge Kommissar-Anwärterin Frida begleiten, zurück in ihre Heimat, an den Ort, an dem vor vielen Jahren ihre beste Freundin ermordet wurde. Ihr Vater wurde nun auf dem selben Feldweg niederschlagen ...

Wir dürfen die junge Kommissar-Anwärterin Frida begleiten, zurück in ihre Heimat, an den Ort, an dem vor vielen Jahren ihre beste Freundin ermordet wurde. Ihr Vater wurde nun auf dem selben Feldweg niederschlagen - ein Mordversuch? Der selbe Kommissar wie damals, Kommissar Haverkorn, ermittelt wieder. Auch für ihn war der damalige Mord ein Wendepunkt: Er war damals frisch der Chef der Mordermittlung, konnte den Fall nicht lösen und trat wieder zurück. Er hat sich nie von diesem Rückschlag erholt und versucht nun wieder den Fall von damals zu lösen.
Diese beiden Ermittler - die damals Gegenspieler waren, denn Frida hat gelogen - arbeiten nun zusammen um den zu finden, der Fridas Vater niedergeschlagen hat und den Mörder von damals.
Als Frida zurückkommt überschlagen sich die Ereignisse und alles bricht wieder über sie herein. Alles was sie über die Menschen, die sie kannte, zu wissen glaubte, wird auf den Kopf gestellt. Nach und nach finden sie immer mehr heraus und es passiert immer mehr. Aber genug - ich will hier nicht zu viel verraten.
Der Krimi ist sehr spannend geschrieben. Wir erfahren die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Haverkorn und von Frida. Beide lassen uns auch in ihr Privatleben blicken und wir lernen sie gut kennen. Das lässt den Leser besonders mit beiden mitfühlen. Dadurch werden die Geschehnisse noch spannender.
Die Sprache und der Erzählstil sind sehr rasant und abwechslungsreich. Die Dialoge sind intensiv und gut ausgearbeitet.
Insgesamt ein sehr guter Krimi, der auf mehr hoffen lässt. Wir haben unsere beiden Ermittler gerade erst kennengelernt und werden hoffentlich noch viele Fälle mit ihnen erleben dürfen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Spannung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 15.02.2018

Ein spannendes fiktives Zeitzeugendokument

Der Reisende
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"Der Reisende" von Ulrich Alexander Boschwitz ist sowohl ein spannender Roman als auch ein besonderes Zeitdokument aus dem Klett-Cotta-Verlag.
Von dem ins Exil geretteten Juden Ulrich Alexander Boschwitz ...

"Der Reisende" von Ulrich Alexander Boschwitz ist sowohl ein spannender Roman als auch ein besonderes Zeitdokument aus dem Klett-Cotta-Verlag.
Von dem ins Exil geretteten Juden Ulrich Alexander Boschwitz zur Zeit in der er spielt geschrieben und von Peter Graf editiert erzählt der Roman die Geschichte des Juden Otto Silbermann, der 1938 in Berlin gerade noch rechtzeitig aus seiner Wohnung fliehen kann um nicht im Zuge der Novemberprogrome verhaftet zu werden. Er war gerade noch ein angesehener und wohlhabender Geschäftsmann, als er sich - zunächst fast ohne Geld - auf der Straße wiederfindet. Er kann nicht mehr nach Hause, und weiß auch sonst nicht wo er hin soll. Er schafft es zumindest einen Teil seines Vermögens wiederzubekommen. Nun ist sein vorrangiges Ziel ins Ausland zu gelangen. Doch das will ihn auch nicht und so folgt eine schier endlose Odyssee mit der Bahn, immer unterwegs, denn nur an Bahnhöfen und unterwegs ist man anonym.
Man merkt dem Erzählstil und der Sprache an, dass das Buch ein Originaldokument ist. Zwar handelt es sich um eine fiktive Erzählung aber man erkennt, dass der Autor soetwas selbst miterlebt hat. Wenn jemand heute so einen Roman schreiben wollte würde er ganz anders aussehen, denn niemand würde mehr diese Sicherheit und Gutgläubigkeit, die Silbermann am Anfang noch hat, erfinden können. Auch die Offenheit, mit der er diffamiert und niedergemacht wird, würde sich heute niemand mehr schreiben trauen. Und doch ist es gut - sehr hart und unangenehm natürlich, aber auch gut so etwas zu lesen um wieder wachgerüttelt zu werden und zu erkennen wo auch in unserer Gesellschaft wieder ähnliche Tendenzen erwachsen. Wir müssen alles aufhalten, was in diese Richtung des damaligen Terrors führt und auch alles, was uns davon überzeugen will, dass das damalige Regime vielleicht nicht in allem schlecht war. Solches Gedankengut darf sich heute nicht mehr durchsetzen und solche schlimmen Geschehnisse dürfen sich niemals wiederholen. Dafür müssen besonders wir Deutschen uns einsetzen.
Dieser Roman ist ein Erlebnis, nicht einfach zu lesen, aber eine wichtige Lektüre zum Verständnis der Vergangenheit und zur Wachsamkeit in der Zukunft.