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Veröffentlicht am 17.01.2018

Der Tod kommt von gelehrter Hand ...

Scythe – Die Hüter des Todes
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"Scythe – Die Hüter des Todes" von Neal Shusterman ist ein sehr spannender Zukunftsroman.

Die Welt ist perfekt geworden: Es wurde alles vorhandene Wissen erlangt und in einer riesigen Cloud für alle zugänglich ...

"Scythe – Die Hüter des Todes" von Neal Shusterman ist ein sehr spannender Zukunftsroman.

Die Welt ist perfekt geworden: Es wurde alles vorhandene Wissen erlangt und in einer riesigen Cloud für alle zugänglich gespeichert, es wurden alle Krankheiten und das Altern besiegt - jeder kann sich zu jedem beliebigen Zeitpunkt auf jedes Alter resetten lassen, einen natürlichen Tod gibt es nicht mehr. Doch diese Welt hat auch Schattenseiten: Eine Mond- und Marskolonisierung wurden versucht und als unmöglich aufgegeben, die Menschheit muss auf der Erde bleiben, doch die Ressourcen - natürlich perfekt verwaltet vom alles umspannenden und gerechten digitalen Bewusstsein - reichen nicht für die immer größer werdende Weltbevölkerung. So muss es in dieser perfekten Welt den Tod doch geben. Nicht in dem Ausmaß in dem wir ihn heute kennen, sondern viel viel seltener und nach viel mehr Lebensjahren, doch es gibt ihn. Wie stirbt man aber in einer Welt ohne natürliche Todesursachen? Durch die Hand der Scythe - einer erlesenen Gemeinschaft, die Seelen "nachlesen". Von diesem Tod, den die Scythe bringen, gibt es keine Wiederkehr, kein Wiederbeleben, wie von so vielen anderen Unfällen. Die Scythe sind Heilige und Geächtete zugleich, jeder erkennt, dass sie notwendig sind, aber keiner will etwas mit ihnen zu tun haben.
Citra und Rowan stammen aus Familien in verschiedenen Bevölkerungskreisen und doch sind sie beide gleich schockiert, als der Ehrenwerte Scythe Faraday sie zu seinen Lehrlingen macht. Sie lernen die verschiedensten Formen des Tötens und alles was man über den Tod wissen muss - und das ist einiges. Sie lernen auch die Gesellschaft der Scythe und ihre politischen Ränkespiele hinter den Kulissen kennen. Und schließlich werden sie immer tiefer hineingezogen in Ränke, Intrigen, ehrenhafte Morde und Massaker. Sie wollen keine Berufsmörder werden, fürchten sich aber beide davor, was passiert, wenn weniger ehrhafte Teenies es würden.

Ich möchte hier nicht spoilern - lest selbst, wie es ausgeht.

Die Sprache und der Erzählstil der Geschichte sind sehr spannend und flüssig, gleichzeitig werden aber die philosophischen und ethischen Fragestellungen und Diskussionen nicht zu kurz gehalten, sie kommen durch Tagebucheinträge sehr schön rüber und helfen dem Leser sich sehr gut in die Dilemmata, in denen sich die Scythe und die Lehrlinge befinden, einzufühlen. Man fühlt sehr mit und leidet auch mit. Der fantastische Erzählstil macht es möglich. Man kann gar nicht mehr aufhören zu lesen.

Die Figuren werden sehr anschaulich charakterisiert und genau beschrieben, die guten wie die schlechten. Auch die Gesellschaft wird genau erklärt, sodass man sich schnell in der andersartigen Zukunftswelt einfindet.

Insgesamt wirklich ein sehr spannendes Buch, das aber auch nachdenklich stimmt. Für alle, die gerne spannende Fantasygeschichten lesen, aber auch für alle, die sich mit komplizierten philosophischen und ethischen Fragestellungen auseinandersetzten wollen gleichermaßen empfehlenswert!

Der erste Band (denn das ist das Buch, der erste Teil einer Trilogie) ist für mich in sich stimmig, schlüssig und abgeschlossen. Es wird am Ende alles erklärt und aufgelöst. Ich kann zum ersten Mal seit langem sagen: Bravo, so schreibt man ein einzelnes, eigenständiges Buch und flüchtet sich nicht in zig Fortsetzungen! Und doch: Es soll noch zwei Teile geben! Darauf freue ich mich aber, denn das Buch ist wirklich ein Feuerwerk an Ereignissen und Gedanken!

Veröffentlicht am 15.01.2018

Irenes zweites Abenteuer

Die maskierte Stadt
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"Die maskierte Stadt" von Genevieve Cogman ist der zweite Teil einer Reihe um die Bibliothekarin Irene Winters. Die Bibliothek ist ein Gebäude/ ein Ort / eine Welt. Sie befindet sich zwischen verschiedenen ...

"Die maskierte Stadt" von Genevieve Cogman ist der zweite Teil einer Reihe um die Bibliothekarin Irene Winters. Die Bibliothek ist ein Gebäude/ ein Ort / eine Welt. Sie befindet sich zwischen verschiedenen Welten in verschiedenen Zeiten, mit verschiedenem Maß an Magie, Technik, usw. In manchen Welten herrscht ein Übermaß an Chaos (Vorherrschaft der Elfen) oder an Ordnung (Vorherrschaft der Drachen) oder irgendetwas neutrales dazwischen. Die Bibliothek ist ebenfalls neutral und versucht mäßigend auf beide Kräfte zu wirken, zeigt aber deutlich, dass den Drachen eher zu vertrauen ist - den Elfen aber auf keinen Fall. Um die verschiedenen Welten im Gleichgewicht zu halten und gleichzeitig die eigene Kraft und Macht und das Leben der normalen Menschen in den Welten zu sichern schickt die Bibliothek ihre Bibliothekare auf Außenmission in die verschiedenen Welten. Diese sind langwierig und perfekt ausgebildete Agenten, sie beherrschen viele Kampftechniken und Sprachen, besonders aber die Sprache, in der man nicht lügen kann, dafür Personen beeinflussen und Gegenstände nach der eigenen Pfeife tanzen lassen kann. Die Bibliothekare leben sich in der jeweiligen Welt ein und bauen eine sichere Tarnidentität auf. Eine solche Bibliothekarin und Agentin ist Irene Winters, die in einer Art Steampunk-London ihre Identität aufgebaut hat und den Drachen-Lehrling Kai zum Bibliotheksagenten ausbilden soll - ein absolutes Novum. Noch nie gab es andere Bibliothekare als normale Menschen. Sie erfüllen Aufträge für die Bibliothek und versuchen Machenschaften der Elfen aufzudecken, als Kai aus heiterem Himmel entführt wird. Schnell ist klar: Er wurde von Elfen entführt und in eine andere Welt verschleppt um einen Krieg zwischen Elfen und Drachen anzuzetteln. Nur mithilfe von weniger radikalen Elfen gelingt es Irene, Kai und seinen Entführern in die chaosverseuchte, weil von Elfen kontrollierte Welt, ein Venedig zur Zeit der Dogen, zu folgen - ja, eigenlich sind Abkommen mit Elfen streng verboten, aber es ist eindeutig Gefahr im Verzug. Sie schlägt sich wacker, lernt viel Neues über Elfen und gerät in große Gefahren. Wie die Geschichte ausgeht möchte ich hier natürlich nicht verraten - lest selbst, es ist sehr spannend!

Ich habe die Reihe mit diesem Teil, also Teil 2 begonnen, hatte aber kaum Schwierigkeiten mich in die andersartige Welt und Irenes Arbeit einzufühlen. Es wird am Anfang schon einiges vorab erklärt, was das Verhältnis zwischen Drachen und Elfen betrifft, das erleichtert die Sache.

Die Sprache und der Erzählstil waren sehr angenehm. Man kann gut folgen, trotzdem wird angenehm ausgeschmückt und es wird auch auf die Gefühlswelt der Personen eingegangen, man kann sich gut einfühlen. Es ist insgesamt auch sehr spannend, aber die Gefahren und abenteuerlichen Situationen folgen nicht Schlag auf Schlag, so kann man das Gelesene gut verdauen und versteht alles, was bei manchen spannenden Geschichten am Ende nicht mehr so ganz der Fall ist. Hier aber schon!

Das Ende kam mir etwas plötzlich, und damit meine ich nicht das Ende der Handlung, sondern das Ende des Buches. Es bleiben viele Fragen offen und nach dem Showdown folgen nur noch ein paar mickerige Seiten, keine Erholung, keine Erklärung, überhaupt einfach nur ein paar Sätze Überleitung zum nächsten Teil. Man merkt hier stark, dass das Ganze als Reihe angelegt ist.

Trotzdem hat die Geschichte für mich 5 Sterne verdient, denn sie ist sehr spannend, neuartig kreativ und für mich auch in sich stimmig, an Gefahren, Logik, Auflösung, ...
Eine klare Leseempfehlung!
Ich bin nun auch ein Fan geworden und werde nun noch den ersten Teil lesen (das ist ohne Probleme möglich, es wurde noch nicht viel verraten) und danach auch alle anderen Teile, die da noch kommen mögen (hoffentlich sind es viele!).

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Fantasie
  • Geschichte
Veröffentlicht am 08.01.2018

Der ewige Kampf zwischen Chaos und Ordnung

Das Spielhaus
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"Das Spielhaus" von Claire North ist eine Folge von drei Novellen, die eben das im Titel genannte Spielhaus als Rahmenhandlung haben. Es ist ein Haus, das an jedem Ort, in jeder Epoche und zu jeder Zeit ...

"Das Spielhaus" von Claire North ist eine Folge von drei Novellen, die eben das im Titel genannte Spielhaus als Rahmenhandlung haben. Es ist ein Haus, das an jedem Ort, in jeder Epoche und zu jeder Zeit auftauchen kann, für alle Arten von taktischen und logischen Spielen, nur Glückspiel hat hier nichts verloren. Wer sich als großer Denker und Taktiker erweist bekommt die Chance, in die oberen Gemächer aufzusteigen und größere, bedeutendere Spiele zu spielen, bei denen die Einsätze auch weit größer sind.
In den ersten beiden Novellen dürfen wir Spieler der oberen Gemächer begleiten und beobachten. In der ersten Novelle Thene, die in Venedig, zu Beginn des 17. Jahrhunderts ihr erstes großes Spiel spielt, in der zweiten Remy bei einem seiner vielen großen Spiele der oberen Gemächer. Diese beiden Spiele und Spieler zeichnen sich durch Überlegung, Taktik und sparsamen Einsatz ihrer Ressourcen und Figuren (echte Menschen in der echten Welt) aus. Die dritte Novelle bildet gleichzeitig das große Finale und den Abschluss der Rahmenhandlung. In dieser wird erbittert gekämpft, Gesellschaften, Unternehmen zerstört und Menschenleben nur so hingemetzelt. Diese letzte Novelle gleicht mit ihrem actionreichen Zerstörungswahr eher einem Actionthriller als einer Fantasyerzählung. Ich will das Ende hier natürlich nicht verraten, nur so viel sagen: Ich hatte mir etwas anderes erhofft, aber das kann ich auch zur ganzen dritten Novelle sagen.

Sprachlich und Erzählerisch ist das Buch als ganzes ein wahres Kunstwerk. In jeder einzelnen Novelle werden die Erzählart, die Formulierungen und die Sprache an das jeweilige Zeitalter und die Epoche angepasst, selbst die Schrift der Kapitelüberschriften richtet sich danach. Mit hat das Buch sprachlich und erzählerisch sehr sehr gut gefallen.

Der traditionelle Novellen-Aufbau wird gut umgesetzt, es gibt eine Rahmengeschichte (Anfang und letzer Teil) und dazwischen zwei Teilgeschichten (über Thene und Remy). Das wird konsequent umgesetzt, das Spielhaus und damit der Rahmen werden zu Beginn jeder Geschichte noch einmal erklärt.

Die ersten beiden Novellen sind inhaltlich spannend, logisch und die Opfer werden auf ein Minimum reduziert. Sie hätten für sich 5 Sterne verdient. Von der Hektik und Gleichgültigkeit, mit der in der letzten Novelle die Zerstörung wütet, war ich sehr entsetzt. Auch das Ende hat mich nicht überzeugt, ich hätte mir mehr erhofft. Hierfür würde ich eher 3 Sterne geben. Sprachlich und erzählerisch hat mich das Buch aber so begeistert, dass es sich für mich insgesamt noch auf 4 Sterne rettet.

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Veröffentlicht am 03.01.2018

Geburtstag mit unangenehmer Überraschung

Teestunde mit Todesfall
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"Teestunde mit Todesfall" von Robin Stevens ist ein wirklich spannender Krimi nach alter Cosy-Krimi-Manier. Ein altes Herrenhaus im England der 30er Jahre, eine muntere Teegesellschaft, ein Mord im Haus ...

"Teestunde mit Todesfall" von Robin Stevens ist ein wirklich spannender Krimi nach alter Cosy-Krimi-Manier. Ein altes Herrenhaus im England der 30er Jahre, eine muntere Teegesellschaft, ein Mord im Haus und ein Unwetter, durch das kein fremder hinein kommt, auch nicht die Polizei. Nur jemand aus der Hausgemeinschaft kann der Mörder sein und der einzige böse Mensch unter den Anwesenden ist der Tote. Ein wirklich spannender Fall, den das Detektivduo Daisy und Hazel da aufklären müssen. Fast jeder der Anwesenden hätte ein Motiv, denn der Tote war der Liebhaber von Daisys Mutter und wollte die Familie wohl um einige reiche Erbstücke erleichtern...
Nach und nach versuchen die Mädchen die Verdächtigen auszuschließen und es sieht immer düsterer für Daisys Familie aus.
Die Lösung des Ganzen werde ich hier natürlich nicht verraten, doch es sei so viel gesagt:
Ich hatte, Krimi-erprobt wie ich bin, wirklich viele verschiedene und auch waghalsige Theorien, doch die Auflösung war auch für mich völlig überraschend. Trotzdem war sie nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern einwandfrei logisch.
Am Ende können die cleveren Detektivinnen die Polizei davor bewahren, den falschen zu verhaften und bekommen echte Detektiv-Marken!
Insgesamt ein wirklich spannendes Abenteuer, nicht nur für junge Leser!

Veröffentlicht am 03.01.2018

Spannung bis zum Schluss!

Das mordsmäßig merkwürdige Verschwinden der Lily Cooper
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Selina lebt schon seit ihrer Geburt in Indien, doch nun soll sie aus heiterem Himmel zu ihren Verwandten nach Oxford ziehen und dort zur Schule gehen. Das ist für sie erst mal ein Schock, aber es ist nicht ...

Selina lebt schon seit ihrer Geburt in Indien, doch nun soll sie aus heiterem Himmel zu ihren Verwandten nach Oxford ziehen und dort zur Schule gehen. Das ist für sie erst mal ein Schock, aber es ist nicht ganz so schlimm, weil sie ihre Cousine schon in den Ferien besucht hat und die beiden sich sehr gut verstehen.
Doch schon als sie am Flughafen ankommt, beginnt das Chaos: Niemand kommt um sie abzuholen. Als eine freundliche Frau sie mitnimmt (sie zögert lange, ob sie wirklich mitfahren soll), kommt sie wohlbehalten am Haus ihrer Tante und ihres Onkels an - und wird erst einmal von einer Schar Polizeiautos empfangen und von Polizisten ins Haus geführt. Die Verwirrung klärt sich schnell: Ihre Cousine Lily ist verschwunden!
Alle Erwachsenen sind sich sicher: Lily ist ausgebüxt, das hat sie vor einiger Zeit schon einmal gemacht. Doch noch nie war sie über Nacht weg. Und als der Junge von Gegenüber, Lilys bester Freund Eric, ihr erzählt, dass Lily einem großen Geheimnis auf der Spur war, von dem sie nicht einmal ihm erzählen wollte, steht für die beiden fest: Lily ist nicht freiwillig verschwunden, sie wurde entführt.
Die beiden setzen alles daran sie zu finden, während sie versuchen, für Erics kleine Schwestern eine heile Welt aufrecht zu erhalten. Als sie Lilys geheimes Notizbuch finden, können sie anfangen, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, doch dazu müssen sie erst Lilys Geheimschriften entschlüsseln! Nach und nach verschwinden auch immer mehr Haustiere, alleine in ihrer Nachbarschaft zwei Hunde und eine Katze.
Das Ende der Geschichte werde ich hier natürlich nicht verraten!
Insgesamt ein sehr spannendes Kinder-/Jugendbuch, mit überraschenden Wendungen und einem Ausgang, den man nicht leicht vorausahnen kann. Das Buch ist auch sehr gut geschrieben und aufgebaut, man ist von Anfang an mitten im Geschehen und kann sich gut in die Hauptperson hineinversetzen.
Mir hat "Das mordsmäßig merkwürdige Verschwinden der Lily Cooper" sehr gut gefallen! Ich kann es wärmstens weiterempfehlen!