Horror vom Feinsten!
Palast der FinsternisEin Buch wie dieses habe ich, glaube ich, noch nie gelesen.
"Palast der Finsternis" von Stefan Bachmann kommt in seinem typischen Diogenes-Design und mit dem Untertitel "Roman" ganz brav daher, aber es ...
Ein Buch wie dieses habe ich, glaube ich, noch nie gelesen.
"Palast der Finsternis" von Stefan Bachmann kommt in seinem typischen Diogenes-Design und mit dem Untertitel "Roman" ganz brav daher, aber es ist ein Horror-Roman, der, wenn man über die nötige Vorstellungskraft verfügt, viele Horrorfilme in den Schatten stellt.
Wir begleiten Anouk, die trotz ihres zarten jugendlichen Alters Kunstgeschichte studiert und schon viele Teile der Welt für längere Zeit bereist hat. Wir merken schnell, dass sie eine einsame Außenseiterin ist und selbst von ihrer Familie gemieden wird - warum erfährt man erst sehr spät im Laufe der Geschichte.
Sie wird gemeinsam mit vier weiteren Jugendlichen für eine besondere Mission ausgewählt, scheinbar weil sie hochbegabt ist. Sie sollen einen unterirdischen Palast aus der Zeit der Französischen Revolution erforschen, der erst kürzlich in Frankreich entdeckt wurde.
Achtung Spoiler ab hier:
Sie werden mit Privatjet eingeflogen und mit viel Luxus empfangen - doch das hört bald auf: Nach dem Abendessen bekommen sie eine Kapsel zu essen, die sie bewusstlos macht. Als sie wieder erwachen liegen sie in einem stockdunklen engen Spiegel-Raum. Anouk erwacht als erste, sie kann die anderen rechtzeitig wecken und dazu bringen dem Raum zu entkommen - alle, bis auf Hayden, der nicht aufwacht. Als sie aus ihrem sicheren Versteck beobachten, wie die Leute, die sie für ihre "Mission" hergebracht haben, in den Raum eindringen und Hayden kurzerhand grausam ermorden (!) erkennen sie, dass nichts so ist, wie vorher behauptet wurde. Von da an sind sie auf der Flucht vor ihren Verfolgern durch den labyrinthischen unterirdischen Palast, der in vielen Räumen tödliche Fallen bereithält. Es geschehen immer abstrusere Sachen, sie treffen auf einen Mann, der ihnen helfen will zu entkommen, tödlich verwundet ist und angeblich schon seit dem 18. Jahrhundert hier lebt. Außerdem werden auch viele ihrer Verfolger von fremder Hand getötet. Wer ist die unheimliche dritte Partei? Werden sie je wieder entkommen? Und warum sind sie wirklich hier?
All das will ich noch nicht vorweg nehmen. Lest selbst, das Buch ist wirklich lesenswert, wenn man einigen Grusel verträgt!
Insgesamt war ich zuerst geschockt, wie sehr ich mich in meiner ersten Meinung über das Buch (immerhin nach einer 100-seitigen Leseprobe) getäuscht hatte. Es war kein harmloses Fantasy-Abenteuer sondern waschechter Horror. Aber ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen, so spannend war es! Der Text ist wundervoll geschrieben, man kann sich gut in die Erzählerin Anouk hineinversetzen, obwohl sie einen recht seltsamen Charakter hat, fühlt man intensiv mit ihr mit und erlebt jeden Augenblick der Geschichte mit den Jugendlichen so, als wäre man dabei.
Ein wirklich bemerkenswertes Buch, das man nicht nach seinem Äußeren beurteilen darf!