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Veröffentlicht am 13.06.2022

Geister der Vergangenheit

Die Rückkehr zum Horizont
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„Sehnsucht ist eine Krankheit, die dir schlimmer zusetzt als das schwerste Fieber, denn sie zehrt an deiner Seele.“

„Die Rückkehr zum Horizont“ ist der zweite Band der „Die von Bahlow Saga“ von Alexandra ...

„Sehnsucht ist eine Krankheit, die dir schlimmer zusetzt als das schwerste Fieber, denn sie zehrt an deiner Seele.“

„Die Rückkehr zum Horizont“ ist der zweite Band der „Die von Bahlow Saga“ von Alexandra Fischer. Er erschien im Mai 2022 im Selfpublishing bei Books on Demand.
1924: Martha, Helene und ihre Familien leben seit einiger Zeit wieder in Deutschland. Allerdings ist das es auch in der Heimat nicht immer leicht und die Sehnsucht nach Samoa zum Teil groß, weshalb es gerade Martha und Siegfried zurückzieht. Auf Samoa angekommen übernehmen sie schließlich die ehemalige Plantage der Eltern und beginnen sich erneut ein Leben auf der Insel aufzubauen…
Doch wird es Martha und Helen gelingen, allen Widrigkeiten zum Trotz, die Familie auf Samoa zusammenzuhalten oder wird die Vergangenheit die Familie erneut einholen?

Weiter geht es mit den „von Bahlows“… Zuletzt mussten sie zurück nach Deutschland fliehen und den ersten Weltkrieg überstehen. Doch nun, 1924, beginnen Martha und Siegfried ungeduldig zu werden. Es zieht sie zurück nach Samoa, denn dort liegen Zukunft und Hoffnung vor ihnen. Lediglich Helene möchte keinesfalls zurück auf die Insel, die der Familie so viel Leid und Hass gebracht hat, doch durchsetzen kann sie sich nicht.
So geht es zurück nach Samoa, wo sie allerdings ebenfalls nicht gerade einfache Lebensbedingungen vorfinden. Die Neuseeländer, die seit dem ersten Weltkrieg auf der Insel regieren, haben nämlich nichts für die Deutschen übrig und stehen ihnen sehr argwöhnisch gegenüber. Außerdem brodelt es bei den Samoanern und die Stimmung auf der Insel ist mehr als angespannt…
Die Bahlow-Frauen haben sich verändert. Martha ist weniger egoistisch, sich aber dennoch irgendwie treu. Obwohl sie die Dinge mittlerweile sachlicher betrachten kann und auch die Gefühle der anderen mehr wahrnimmt, handelt sie so, wie sie es für richtig hält. Sie setzt ihren Willen meistens durch und durchdenkt die Konsequenzen nicht immer vollständig. Aber sie ist stark und pfeift auf Konventionen, womit sie auch Helene die notwendige Unterstützung geben kann. Diese hat sich ebenfalls stark verändert. Sie ist nicht mehr die stille Frau, die Anordnungen entgegennimmt. Nein, sie ist selbstbewusster, entscheidungsfähiger und stärker als früher. Obwohl sie große Angst vor den Geistern der Vergangenheit hat, stellt sie sich der neuen alten Heimat und kämpft für die Plantage und ihren Leben. Schließlich wird sie sogar glücklich und das hat sie sich einfach mehr als verdient!
Außerdem wird die nächste Generation der Familie erwachsen und mit steigendem Alter der Kinder, bilden sich leider auch Konflikte, die denen der Vergangenheit ähneln. Hass beginnt die Familie zu entzweien und birgt große Gefahren und Dramen…
Innerhalb kürzester Zeit hatte Alexandra Fischer es so auch diesmal geschafft, mich regelrecht in ihre Geschichte einzusaugen. Obwohl dieser Band der Buchreihe für mich insgesamt fröhlicher und hoffnungsvoller war als der erste Teil, bietet er viel Spannung, überraschende Wendungen, ein unerwartetes Wiedersehen und schockierende Ereignisse.
Historische Ereignisse werden gut in die Handlung eingewoben, damalige Lebensumstände sowie die Kultur und die Unterdrückung der Samoaner sehr gut dargestellt.
Durch den mitreißenden und flüssigen Schreibstil liest sich der Roman leicht und unkompliziert, die wechselnden Perspektiven vermitteln einen vielschichtigen und mehrdimensionalen Eindruck der Situationen und Ereignisse. Die Figuren sind authentisch und gut charakterisiert: Manche hasst man, manche mag man weniger, andere kann man plötzlich unerwartet gut leiden. Wie schon in Band 1 gab es für mich einen absoluten Hasscharakter, der mich schon wütend macht, wenn er bloß auf der Buchseite erwähnt wird. Gerade dies macht für mich aber diese Buchreihe aus und das Ausbleiben der „Friede-Freude-Eierkuchenstimmung“ und die extrem realistischen Darstellungen überzeugen mich vollständig.
Das Ende ist offen und lässt mich auf eine schnelle Fortsetzung hoffen…

Mein Fazit: Wieder einmal bin ich von der Geschichte von Alexandra Fischer begeistert. Mit ihrer Familiensaga schafft sie eine Welt, die gleichzeitig wunderschön und ebenso grausam ist. Ich bin fasziniert und schockiert, aber definitiv begeistert. Von mir gibt es für diesen Band 4,5 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung für die Romanreihe!

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Veröffentlicht am 20.05.2022

Gefühle

Mehr, als du denkst
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„Ich verstehe gar nichts, doch jetzt lächelt Nik nur für mich, und in meiner Brust beginnt es zu kribbeln, als hätte sich dort ein ganzes Bienenvolk eingenistet.“

„Mehr, als du denkst“ ist ein Liebesroman ...

„Ich verstehe gar nichts, doch jetzt lächelt Nik nur für mich, und in meiner Brust beginnt es zu kribbeln, als hätte sich dort ein ganzes Bienenvolk eingenistet.“

„Mehr, als du denkst“ ist ein Liebesroman von Maja Overbeck. Er erschien im Mai 2022 im Kampenwand Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Marie hat Geburtstag. Doch entgegen ihrer romantischen Vorstellung, mit ihrem Mann ein gemeinsames Wochenende zu zweit zu verbringen, hat dieser ein Wochenende im Kreis der Familie geplant. Als Überraschungsgast taucht dann auch noch Nik, ein alter Freund von Marie und Leo, auf und als ob das nicht alles schon genug wäre, muss Leo auch noch überstürzt wieder abreisen. Marie bleibt also mit ihren Gästen und vielen verwirrenden Gefühlen allein zurück…

Der Einstieg in Maja Overbecks neusten Roman gelingt dank einem lockeren und leichten Schreibstil sowie einer guten Prise Humor sehr einfach. Ich konnte mich sehr schnell in die Handlung einfinden und habe die Seiten dann auch nur so verschlungen.
Marie als Protagonistin wirkte auf mich zunächst sehr steif und irgendwie spießig, ein wenig unnahbar. Im Verlauf der Geschichte konnte ich mich dann aber immer besser mir ihr anfreunden und habe sie schließlich auch in mein Herz geschlossen. Gerade die Vergangenheits-Marie war mir sehr sympathisch. Sie ist eine Frau, die eigentlich weiß was sie will, gleichzeitig aber auch schnell aufgibt und sich häufig nicht durch Schwierigkeiten „durchbeißt“. An der Seite ihres Mannes Leo managt sie mittlerweile Familienleben und Alltag, hat aber ansonsten nichts, für was sie wirklich brennt. Leider hat auch die Liebe zu Leo in den letzten Jahren irgendwie nachgelassen und das Feuer ihrer Beziehung ist scheinbar erloschen. Vielmehr herrschen Missgunst und Streitigkeiten vor und die von Leo geplante Überraschungsfeier ist für Marie eher eine große Enttäuschung. Daher verwundert es natürlich auch nicht, dass der überraschend auftauchende Nik Maries Gefühle völlig durcheinander bringt…
Zunächst dachte ich, dass die Handlung wie ein klassischer Liebesroman verlaufen würde und malte mir sehr schnell aus, wie das Ende wohl aussehen würde. Dann überraschte mich die Handlung aber doch und überzeugte mit einer Bodenständigkeit und Authentizität, die mich wirklich begeistert hat! Die wirklich flüssige und zu Herzen gehende Geschichte kommt ohne große Dramen daher und das, obwohl sie so einige pikante Themen anschneidet. Alte Liebe, Fremdgehen, Trennung – doch alles ohne Überdramatisieren, ohne übertriebenen Streit oder gar Hass und dadurch mit einer wichtigen Botschaft: Wenn man über die Dinge spricht, an Freundschaften festhält, auf sein Herz hört und vielleicht noch verzeihen kann, dann kann einen das viel weiterbringen als Egoismus und Eifersucht.
Dies hat mir sehr gefallen, denn hiermit folgt Maja Overbeck keinesfalls den klassischen Verläufen vergleichbarerer Romane und erzählt eine besonnene, gefühlvolle und für mich authentische Liebesgeschichte, die mir sehr gefallen hat.
Durch zwei wechselnde, verschiedene Zeitebenen - damals und heute - lernt man die Figuren zu unterschiedlichen Lebensphasen kennen und versteht nach und nach, welche Gefühle der Einzelne mit sich herumträgt. Die Handlungen der Figuren sind durch die wechselnde personale Erzählperspektive gut nachvollziehbar dargestellt.
Die Geschichte in der Vergangenheit hat mir insgesamt ein wenig besser gefallen, insgesamt passiert hier aber auch irgendwie mehr und die Story ist, passend zum Alter der Figuren, auch irgendwie aufregender. Obwohl mir aber die Vergangenheit ein wenig besser gefallen hat, besticht gerade die Gegenwart durch die solide und unaufgeregte, dabei aber keinesfalls langweilige Handlung!
Etwas anstrengend fand ich die regelmäßig eingebauten englischen Begriffe –„What?!“ – die für mich, obwohl sie zum Handlungsort der Vergangenheit passen, irgendwie nicht in einen deutschen Roman gehören. Dieses Denglisch stört mich aber auch im normalen Sprachgebrauch und ist wohl einfach Geschmackssache.

Mein Fazit: Für mich ist „Mehr, als du denkst“ eine sehr besonnene, aber keinesfalls langweilige Liebesgeschichte! Der Roman lässt sich wunderbar lesen und ist sehr gefühlvoll, ohne dabei ins Klischee eines typischen Liebesromans zu verfallen. Ich habe den neusten Roman von Maja Overbeck sehr gerne gelesen und vergebe 4,5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 06.05.2022

Das Hamburg-Gefühl

Das Glück riecht nach Sommer
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„Ein altbekanntes Gefühl breitete sich in mir aus, als der frische Fahrtwind mir die Ponysträhnen aus dem Gesicht blies. Mein Hamburg-Gefühl.“

„Das Glück riecht nach Sommer“ ist ein Roman von Meike Werkmeister. ...

„Ein altbekanntes Gefühl breitete sich in mir aus, als der frische Fahrtwind mir die Ponysträhnen aus dem Gesicht blies. Mein Hamburg-Gefühl.“

„Das Glück riecht nach Sommer“ ist ein Roman von Meike Werkmeister. Er erschien im April 2022 im Goldmann Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Ina hat alle Zelte hinter sich abgebrochen, der Mann ist weg und der Job gekündigt. Und wenn es auch nicht in die große weite Welt geht, Hamburg soll es dann doch schon werden. Immerhin hat sie sich hier vor einiger Zeit sehr wohl gefühlt und vielleicht kann es ja wieder so sein…?

Für mich war dieser Roman der erste, den ich von Meike Werkmeister gelesen habe und ich verspreche: Es war nicht der Letzte! Mit ihrer Geschichte hat die Autorin für mich eine absolute Wohlfühlgeschichte voller Charme, Humor und Glücksgefühlen geschaffen.
Ina ist eine sehr sympathische Person, mit der ich sehr schnell warm wurde. Ihre Entwicklung im Laufe der Handlung gefällt mir sehr, denn man erlebt, wie sie mit jedem Ereignis ein Stück mehr zu sich selbst findet und ihre alte Unsicherheit zurücklässt.
Zu Beginn ist sie meist eher unsicher und manchmal fast hilflos. Sie hatte zwar genug Mut, ihren alten Job zu kündigen und eine neue Bewerbung zu schreiben, insgesamt ist sie aber einfach zurückhaltend und wenig selbstbewusst. Erst als sie aus der Wohnungsnot heraus in den Kleingarten der WG ihrer besten Freundin zieht, beginnt sie langsam, ihren eigenen Weg zu gehen. In der Ruhe der Gartenarbeit und im Kreise ihrer neuen Freunde aus der Kleingartenanlage findet sie schließlich zu sich selbst und erkennt auch, was ihr wichtig ist und was sie wirklich will.
Ihre Entwicklung und ihr Weg zu ihrem Traum sind gespickt mit humorvollen, ans Herz gehenden und teilweise auch bedrückenden Erlebnissen. Irgendwie ist immer etwas los und Langeweile kommt gewiss nicht auf.
Neben Ina als Protagonistin sind auch alle weiteren Figuren liebevoll gezeichnet und charakterisiert. Eigentlich muss man jeden irgendwie gernhaben und die Eigenheiten, die jeder mit sich bringt, haben mir extrem gut gefallen. Zwar bleiben manche Personen wie Tim und Sebastian insgesamt ein wenig blass, da die Handlung aber einfach von den vielen auftauchenden Figuren lebt, ist es verständlich und passend, dass nicht jeder bis ins Detail beschrieben wird und manchmal nur gewisse Charakterzüge hervorgehoben werden. Bedingt wird dies natürlich auch durch die Ich-Perspektive von Ina, die natürlich hauptsächlich einen Einblick auf Inas Gefühle und Gedanken ermöglicht und die Dinge aus ihrer Sicht schildert.
An vielen Stellen musste ich einfach schmunzeln, an anderen war ich berührt, an anderen aber auch mal ärgerlich. Insgesamt habe ich mich in der Handlung aber einfach nur wohlgefühlt. Zunächst dachte ich, dass der Handlungsverlauf typisch für einen klassischen Liebesroman wäre und war daher umso überraschter, als ich am Ende ankam. Diesen Abschluss hatte ich dann irgendwie doch nicht erwartet…! Insgesamt kann man sich aber einfach in die Handlung fallen lassen und neben all der Lockerheit schwingt ja auch trotzdem eine wichtige Botschaft mit: Für seine Träume muss man kämpfen!
Auch das Setting und der Handlungsort Hamburg haben mir sehr gut gefallen, die Autorin nimmt den Leser mit in die wunderschöne Hafenstadt und vermittelt einen Ort, den man einfach lieben muss. Auch die Darstellung der Kleingartenkolonie ist sehr gut gelungen und bedient im Grunde alle liebenswerten Klischees, die einem dazu so einfallen.
Abgerundet wird die liebevolle Geschichte dann durch tolle Rezepte am Buchende, von denen ich sogar schon ein paar ausprobiert habe!

Mein Fazit: Ich vergebe 5 von 5 Sternen für einen lockeren und wunderschönen Roman fürs Herz! Ich hatte viel Freude beim Lesen und empfinde das Buch als ein absolutes Wohlfühlbuch zum leichten weg lesen!

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Veröffentlicht am 06.05.2022

Du bist mein

JOEY. du bist mein
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„Wann wird es endlich soweit sein? Wann wirst du endlich erkennen, dass wir füreinander bestimmt sind?“

„JOEY. Du bist mein“ ist ein Thriller von Thea Wilk. Er erschien im März 2022 und ist der Auftaktband ...

„Wann wird es endlich soweit sein? Wann wirst du endlich erkennen, dass wir füreinander bestimmt sind?“

„JOEY. Du bist mein“ ist ein Thriller von Thea Wilk. Er erschien im März 2022 und ist der Auftaktband einer neuen Thrillerreihe der Autorin.
Joey sucht in einer Jugendherberge am Meer Ruhe, um ihre Gedanken zu ordnen. Unerwartet lernt sie dort Romy und deren Freund Enno kennen. Enno sieht aus wie er. Kann sie ihm trotzdem trauen? Wohin ist Romy verschwunden? Und welche Rolle spielt der unheimliche Oskar?

Der neue Thriller von Thea Wilk hat mich nahezu von der ersten Buchseite an in seinen Bann gezogen.
Joey lernt Romy und Enno in der Jugendherberge kennen und schließt mit beiden schnell Freundschaft. Dass sie selbst eine düstere Vergangenheit hat, scheint eindeutig. Irgendetwas muss sie verarbeiten, doch was ist ihr geschehen? Als dann Romy verschwindet stellt sich immer wieder die Frage: Wer beobachtet wen, wer ist der Täter? Und was ist überhaupt genau passiert?
Die Ich-Perspektive wechselt zwischen Romy, Enno und Joey und vermittelt Gedanken und Gefühle der Figuren so sehr eingängig. Man bekommt einen guten Einblick in die verschiedenen Perspektiven und baut eine Beziehung zu den Protagonisten auf. Unterbrochen werden die Kapitel durch kurze Einschübe aus Sicht einer unbekannten Person, die offensichtlich ein Stalker ist. Ihre Gedanken sind beängstigend und erdrückend. Sie erzeugen eine wirklich bedrohliche Stimmung und erhöhen die Spannung ungemein, da man sie absolut nicht zuordnen kann und beim Lesen selbst stets auf der Hut ist.
Die Stimmung im Roman ist insgesamt düster und bedrohlich. Immer wieder gibt es neue Wendungen, Unklarheiten, Fragen. Kleine Hinweise deuten die Lösung der Handlung an, immer wieder hatte ich neue Ideen für das Ende und war dennoch nie ganz sicher. Schließlich löst sich dann zwar alles auf, doch am Ende ist die Geschichte lange nicht. Ich freue mich sehr auf die Fortsetzung des Thrilles, obwohl ich eigentlich gar keine leidenschaftliche Thrillerleserin bin.
In diesem stimmte für mich aber wirklich alles. Die Autorin spielt mit Lesern und Figuren ein Psychospiel, das seinesgleichen sucht. Die Handlung ist perfide und gut durchdacht, die Gänsehaut ist vorprogrammiert. Stalking als Hauptthema birgt ja in sich schon ein gewisses Gänsehaufeeling, wird hier aber nochmal auf eine völlig neue Ebene gehoben.
Der bildliche Schreibstil und die Irrwege, auf die Figuren und Leser immer wieder geführt werden reißen einen vollkommen mit und machen den Thriller zu einem wahren Pageturner voller Spannung.
Ich habe das Buch an einem Tag durchgelesen, da ich es einfach nicht mehr beiseitelegen konnte!

Mein Fazit: Mein erster Thriller von Thea Wilk hat mich absolut überzeugt. Ich empfehle ihn definitiv weiter und bin fasziniert von den spannenden Wendungen und der interessanten Story! Von mir gibt es daher 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 27.04.2022

Liebe und Angst

Bis zum Ende und darüber hinaus
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„Wenn man jemanden liebt, verlässt man ihn nicht, wenn es schwierig wird.“

„Bis zum Ende und darüber hinaus“ ist ein Young Adult Roman von Katharina Olbert. Er erschien erstmals 2018 als eBook im Forever ...

„Wenn man jemanden liebt, verlässt man ihn nicht, wenn es schwierig wird.“

„Bis zum Ende und darüber hinaus“ ist ein Young Adult Roman von Katharina Olbert. Er erschien erstmals 2018 als eBook im Forever Verlag und wurde nun, im März 2022, als Taschenbuch bei Books on Demand erneut veröffentlicht.
Die siebzehnjährige Lou verlässt das Haus seit Langem nur noch, um zur Therapie zu gehen. Sie hat Panikattacken und ein normales Leben ist kaum mehr möglich. Von ihren Freunden ist nur noch ihre beste Freundin Mia geblieben und als diese 18 wird, versucht Lou ihr zuliebe die Party zu besuchen. Wie erwartet ist die Feier für Lou eher furchtbar – zu voll, zu laut, zu viele Menschen, die ihr nicht wohlgesonnen sind. Doch dann ist da plötzlich Zack. Zack unterhält sich mit ihr, als wäre alles normal und ist dazu noch furchtbar attraktiv. Doch obwohl Lou durchaus Interesse an ihm hat, hat sie auch Angst, denn wer will so jemanden wie sie schon haben…?

„Bis zum Ende und darüber hinaus“ ist der Debutroman von Katharina Olbert.
Lou ist eine junge Frau, die ihre Perspektive im Leben verloren hat. Sie lässt sich von der Angst in ihrem Leben beherrschen und kann im Grunde überhaupt kein normales Leben mehr führen. Sie traut sich nicht aus dem Haus bzw. vom Grundstück ihrer Eltern herunter. Schule oder Treffen mit Freunden sind unmöglich geworden. Einzig ihre regelmäßigen Treffen mit ihrer Freundin Mia bringen ein wenig Normalität. Als Lou dann durch Mia Zack kennenlernt, hat sie seit langem mal wieder das Gefühl, sich normal mit jemandem unterhalten zu können. Sie fühlt sich in seiner Gegenwart sogar wohl und als er sie bei einer Panikattacke unterstützt, schlägt Lous Herz direkt noch ein bisschen schneller. Gleichzeitig schwingt aber auch direkt die Angst mit, zu viele Gefühle an Zack zu verlieren, denn wer möchte schließlich „mit jemandem wie ihr“ eine Beziehung aufbauen? Schließlich wird man mit ihr niemals „normale“ Dinge erleben können…
Zack hingegen scheint diese Berührungsängste nicht zu haben. Er geht immer wieder offen auf Lou zu und versucht, sie aus ihrem Schneckenhaus zu holen. Er unterstützt sie, so gut er kann und schafft es sogar, mit Lou Dinge außerhalb ihres Hauses zu unternehmen. Dabei umgibt ihn aber immer wieder ein leicht seltsames Verhalten und in Lou keimt der Verdacht auf, dass er was zu verbergen haben könnte…
Beide Protagonisten sind meiner Meinung nach authentisch und gut charakterisiert. Durch die Ich-Perspektive von Lou werden Gedanken und Gefühle von ihr sehr gut transportiert. Gerade ihre Ängste werden so sehr nachvollziehbar und obwohl ihre pessimistische und manchmal fast schon egoistische Sicht auf die Dinge manchmal anstrengend ist, halte ich sie für absolut realistisch. Wenn man so große Angst hat, dann schafft man es wohl eher selten, auch die Perspektive der anderen wahrzunehmen. Gefühle und Zweifel passen für mich perfekt zum Alter der Figuren, gerade Lou sucht noch nach ihrer Position im Leben und kämpft mit großen Selbstzweifeln und Sorgen.
Zack hingegen ist für sein Alter sehr abgeklärt und erwachsen. Wie er auf Lou zugeht ist wohl einmalig und absolut bewundernswert. Er versucht, ihr aus ihrer Panik zu helfen und sie zurück in das normale Leben zu holen. Dies ist wohl überhaupt nicht selbstverständlich und die Verbindung, die sich zwischen den beiden aufbaut einfach wunderschön und romantisch.
Lou entwickelt sich im Laufe der Handlung stetig fort und kann so manchen Meilenstein erreichen. Die auftretenden Konflikte sind insgesamt nicht überraschend, passen aber wunderbar in den Roman und zum Thema. Das Ende hat mich dann allerdings komplett von den Socken gerissen. Es kam für mich absolut überraschend und stellt eine Wendung dar, die ich erstmal verdauen musste. Zudem musste ich an einigen Stellen durchaus heftig schlucken…
Die Autorin greift in diesem Roman wichtige und tiefgehende Themen auf, die typisch für einen Young-Adult-Roman sind. Es geht ums Erwachsenwerden, es geht um Ängste und die erste Liebe; aber auch um Trauer und Verlust. Die gewählten Themen sind dabei brillant dargestellt und zeigen auch, dass man Probleme lösen kann und mit ihnen nicht alleine dasteht. Zudem vermittelt die Geschichte sehr deutlich, dass man für seine Freunde einstehen sollte und transportiert sehr gut, wie es einer Person mit Panikattacken geht. Auch das Thema Mobbing wird eingebaut und stellt realistisch dar, wie grausam es in der Schule manchmal zugehen kann.
Der Schreibstil ist insgesamt sehr leicht und flüssig. Ich habe den Roman innerhalb kürzester Zeit durchgelesen und fand ihn auch spannend und mitreißend.

Mein Fazit: Katharina Olberts Debutroman ist emotional und berührend. Zudem vermittelt er mehrere wichtige Botschaften und ist definitiv ein sehr gelungener Young-Adult-Roman. Ich vergebe 5 von 5 Sternen!

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