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Veröffentlicht am 09.01.2021

Heimatfront

Die Fotografin - Die Stunde der Sehnsucht
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„Außerdem – was soll schon passieren? Ihr jagt dem Feind einen Schrecken ein, und in zwei, drei Wochen bist du wieder da!“

„Die Fotografin – Die Stunde der Sehnsucht“ ist der vierte Band der Fotografinnen-Saga ...

„Außerdem – was soll schon passieren? Ihr jagt dem Feind einen Schrecken ein, und in zwei, drei Wochen bist du wieder da!“

„Die Fotografin – Die Stunde der Sehnsucht“ ist der vierte Band der Fotografinnen-Saga von Petra Durst-Benning. Er erschien im September 2020 im Blanvalet Verlag.
Nachdem Mimi und Anton die Münsinger Druckerei übernommen haben, warten neue Herausforderungen auf sie. Doch gerade, als das Geschäft zu laufen beginnt, steht auch schon der erste Weltkrieg vor der Tür und die Münsinger Frauen müssen beweisen, wozu sie fähig sind…

Rasant und mitreißend geht es in Band 4 der Fotografinnensaga weiter. Obwohl er nicht direkt an den dritten Band anknüpft, wird der dort entstandene Cliffhanger aufgelöst und der Leser landet sofort wieder mitten in der Geschichte.
Mimi und Anton versuchen die erworbene Druckerei erfolgreich zu betreiben und müssen dabei ihre kreativen und flexiblen Fähigkeiten erneut unter Beweis stellen. Auch Bernadett und Alexander haben mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen, doch das, was auf sie alle zukommt, ahnt zunächst noch niemand von ihnen.
Die Welt bewegt sich mit großen Schritten auf den ersten Weltkrieg zu und als er schließlich beginnt, macht er auch vor der Schwäbischen Alb nicht halt. Plötzlich sind nahezu alle Männer des Ortes an der Front; Arbeitsmittel, Rohstoffe und Lebensmittel fehlen und die Frauen sind gezwungen sämtliche Geschäfte selbst in die Hand zu nehmen.
Mit ihren neuen Aufgaben wachsen die Münsinger Frauen mit der Zeit jedoch nicht nur über sich selbst hinaus, sondern auch zusammen. Gemeinsam stehen sie füreinander ein und unterstützten sich in der schweren Zeit so gut es eben geht. Auch für Mimi und Bernadette sowie die Hirtin Corinne gilt es, sich über Wasser zu halten und auf das hoffentlich schnelle Kriegsende zu warten.
Brillant beschreibt die Autorin die damalige Haltung der Bevölkerung. Der Krieg wurde nicht ernst genommen und als Blitzkrieg verlacht. Dass er schließlich 4 Jahre andauern und unzähligen Menschen das Leben nehmen würde, ahnte niemand.
Ebenso authentisch und nachvollziehbar wird dargestellt, wie schwer es für die Frauen gewesen sein muss den Alltag zu bewältigen. Die Rolle der Frau zu Kriegszeiten wird großartig beschrieben und war für mich in dieser Form bisher auch unbekannt. Ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht, wie das Leben weitergegangen ist, also nahezu jeder Mann im Krieg war.
Neben dem Kampf an der Heimatfront wird aber durch Anton auch das Leben an der Kriegsfront dargestellt und beschrieben. Ebenso thematisiert wird die Rückkehr der Soldaten und die Konflikte und Probleme die durch die traumatischen Erlebnisse der Männer entstanden. Niemand, der nicht selbst einen Krieg erlebt hat, wird dieses Grauen je nachempfinden können, ebenso wie die Männer nicht nachvollziehen können, wie es den Daheimgebliebenen erging… Gefallen hat mir zudem die Beschreibung der Kriegspropaganda und die kritische Auseinandersetzung mit dieser durch Mimi.
Auch der Schreibstil des Romans war wieder flüssig und leicht, der Buchtitel wird im Roman aufgegriffen und erhält eine tiefere Bedeutung. Die gesamte Handlung ist gut ausgearbeitet und detailliert dargestellt. Die Figuren wirken authentisch und entwickeln sich durch die Erlebnisse spürbar. Sogar Bernadette legt ihre schroffe und egoistische Haltung ab und zeigt, was für eine starke Frau sie sein kann.
Leider rückt die Fotografie durch das Kriegsgeschehen ein wenig in den Hintergrund, was ich persönlich sehr schade, aber durchaus logisch finde.
Ein weiterer, wenn auch kleiner, Kritikpunkt meinerseits sind die Gefühle die Anton zu Mimi entwickelt. Grundsätzlich finde ich sich durchaus nachvollziehbar und schön, jedoch sind sie mir zu schnell zu absolut. Während in den vorherigen Romanen lediglich durch andere Personen leichte Andeutungen zu einer Romanze zwischen Mimi und Anton gemacht haben, ist Anton sich seiner Gefühle plötzlich zu 100 % sicher, was für mich ein wenig zu schnell ging.

Mein Fazit: „Die Fotografin – Die Stunde der Sehnsucht“ ist eine brillante Fortsetzung der Fotografinnensaga. Erneut werden Realität und Fiktion bravourös miteinander verpackt, damalige Denkweisen und Handlungen durch die Figuren authentisch und spannend dargestellt. Da ich ein paar kleine Kritikpunkte habe, ziehe ich einen halben Stern ab und vergebe 4,5 von 5 Sternen. Ansonsten lässt der Cliffhanger am Ende auf weitere Abenteuer für Mimi hoffen, sodass ich nun sehnsüchtig auf den letzten Band der Reihe warte…

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Veröffentlicht am 09.01.2021

Angst

Auf sieben Beinen
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„Ich war ein Krüppel, für alle sichtbar. Und damit musste ich jetzt den Rest meines Lebens klarkommen.“

„Auf sieben Beinen“ ist der Debutroman von Fine Sturm. Er erschien am 28.12.2020 im Selfpublishing ...

„Ich war ein Krüppel, für alle sichtbar. Und damit musste ich jetzt den Rest meines Lebens klarkommen.“

„Auf sieben Beinen“ ist der Debutroman von Fine Sturm. Er erschien am 28.12.2020 im Selfpublishing und ist in sich abgeschlossen.
Franzi hat vor einigen Jahren ein Bein durch einen Hundebiss verloren. Seitdem lebt sie mit einer Behinderung, die sie nur schlecht akzeptieren kann sowie mit einer riesengroßen Angst vor Hunden. Als sie Jan kennenlernt und feststellt, dass dieser gar nicht so furchtbar ist, wie sie zunächst dachte, muss sie sich entscheiden: Kann sie ihre Angst in den Griff bekommen oder ist eine Beziehung mit diesem Mann, der immer von seinem Hund begleitet wird, aussichtslos?

„Auf sieben Beinen“ ist ein Roman, für den ich eine absolute Leseempfehlung aussprechen kann! Er beschäftigt sich mit einem Thema, dass wohl jeden von uns schon einmal beschäftigt hat: Angst. Franzi hat vor über 10 Jahren ein Bein durch einen Hundebiss verloren. Seitdem kämpft sie mit ihrer Angst, doch diese lähmt sie und bringt sie dazu, eine riesengroße Mauer um sich herum aufzubauen. Sie ist nicht in der Lage ihre Behinderung anzunehmen und verheimlicht sie daher so gut es eben möglich ist. Durch diese Einstellung tritt sie anderen Menschen gegenüber häufig sehr feindselig und missmutig auf, was sie nicht gerade zu einer angenehmen Protagonistin macht. Weite Strecken war ich von ihrer negativen Einstellung und ihrem Gemeckere wirklich genervt, doch genau diese Haltung ist es, die deutlich macht, wie sich Ängste und furchtbare Erlebnisse auf einen Menschen auswirken können und für mich daher auch vollkommen authentisch ist. Dies wird auch durch gewählte Ich-Perspektive deutlich, da Franzis Gedanken und Gefühle gut nachvollzogen werden können.
Durch ihr fehlendes Bein sieht Franzi sich als unzulänglich. Sie meint, sie wäre hässlich und eine Stelle als Architektin bekäme sie nicht, da sie niemals eine Leiter oder ein Baugerüst emporsteigen könnte. Ihr Selbstbewusstsein ist quasi nicht vorhanden und das Leugnen der Behinderung führt auch dazu, dass sie sich auf keine Beziehung einlässt und auch sich selbst häufig vernachlässigt.
Erst als sie Jan und seinen Hund Hansi kennenlernt und erkennt, dass es sich vielleicht lohnt, diesem Menschen näherzukommen, beginnt sie langsam an sich selbst zu arbeiten. Sie schöpft wieder Mut und versucht ihre Behinderung zu akzeptieren. Unterstützung bekommt sie dabei nicht nur von ihren Eltern, sondern auch von ihrer besten Freundin Kicki und ihrem Hausarzt. Jeder setzt sich für Franzi ein und dass, obwohl sie so häufig sehr ruppig mit allen umgeht. Ich bewundere gerade Kicki, da sie stets zu Franzi hält und ihr auch mehrfach die ungeschönte Wahrheit direkt ins Gesicht sagt: „Mensch, Franzi! Dein Selbstmitleid ist zum Kotzen!“. Dies kann nicht jeder, auch wenn es in einer Freundschaft unbedingt möglich sein sollte.
Auch die Darstellung des Hundes Hansi hat mir unglaublich gut gefallen, von Anfang an liebt er Franzi und gibt dies allen eindeutig zu verstehen. Einfach nur rührend! <3
Im Laufe des Romans lernen sich Franzi und Jan also immer besser kennen, die Annäherung erfolgt langsam, ist dadurch für mich aber sehr authentisch.
Gerade die vielen Missgeschicke von Franzi und die zweifellos witzigen Szenen haben mich häufig zum Schmunzeln gebracht. Überhaupt war der Schreibstil im gesamten Roman flüssig und leicht, an Humor fehlte es ebenso nicht. Auch eine gewisse Spannung wird aufgebaut, wobei ein klassischer Spannungsverlauf eingehalten wurde. Ich persönlich hätte den großen Schreck am Ende eher weggelassen, denn er wirkte auf mich ein wenig so, als ob die Geschichte nochmal ein wenig in die Länge gezogen werden sollte. Auch ohne dieses Missgeschick wäre der Roman für mich toll gewesen.
Dies ist allerdings nur ein kleiner Kritikpunkt, denn ich habe das Buch wirklich schnell zu Ende gelesen und fand Handlung und Thema wirklich toll gewählt.
Franzis Entwicklung ist deutlich spürbar und es ist schön zu beobachten, wie sich ihr Selbstvertrauen Stück für Stück aufbaut. Mich selbst hat der Roman zum Nachdenken gebracht. Ich habe mir Gedanken über den Umgang von Hundehalter und Nicht-Hundehaltern gemacht und mich auch ein wenig mit dem Thema Behinderung und Angst beschäftigt. Durch diese Themen gewinnt der Roman an Tiefgang und verdeutlich wie wichtig es eigentlich immer ist, respektvoll miteinander umzugehen.

Mein Fazit: „Auf sieben Beinen“ ist gefühlvoll, romantisch und mit einer guten Prise Humor versehen. Ich habe den Roman regelrecht verschlungen und halte gerade die Wahl des Kernthemas, den Umgang mit einer Behinderung und einer großen Angst sowie die Darstellung dieser Probleme, als wirklich gut gelungen. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen und empfehle den Roman nicht nur Hundeliebhabern! 😊

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Veröffentlicht am 28.12.2020

Welt von morgen

Die Fotografin - Die Welt von morgen
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„Alte Wege öffnen keine neuen Türen…“

„Die Fotografin – Die Welt von morgen“ ist der dritte Band der Fotografinnen-Saga von Petra Durst-Benning. Er erschien im April 2020 im Blanvalet Verlag.
Mimis Reventlows ...

„Alte Wege öffnen keine neuen Türen…“

„Die Fotografin – Die Welt von morgen“ ist der dritte Band der Fotografinnen-Saga von Petra Durst-Benning. Er erschien im April 2020 im Blanvalet Verlag.
Mimis Reventlows Reise beginnt von Neuem. Sie hat Laichingen wieder verlassen und arbeitet nun wieder als Wanderfotografin. Auch Anton hat das Dorf auf der Schwäbischen Alb verlassen und begleitet Mimi von Ort zu Ort. Doch die Welt ist im Wandel und die Zeit der Freizeitfotografen beginnt. Als Wanderfotografin fällt es Mimi immer schwerer eine Anstellung zu finden und als sie und Anton zufällig die Möglichkeit bekommen, ein für sie bisher fremdes Geschäft zu übernehmen, können sie nicht anders als die Herausforderung anzunehmen…

Während Band 2 der Fotografinnensaga mir stellenweise etwas zu langweilig war, konnte dieser Teil mich wieder vollständig fesseln.
Mimi ist erneut als Wanderfotografin tätig und fühlt sich erneut rundherum wohl in ihrem Beruf. Mit ihrer Reisetätigkeit geht zudem eine gute Abwechslung der Handlung einher und auch Anton, der nun Mimis Reisegefährte ist, bringt frischen Wind in die Geschichte.
Zu Mimis Unglück jedoch, ist die Welt 1912 deutlich im Wandel und beginnt zusehends moderner zu werden. Diese Entwicklung hatte sich bereits im vorherigen Band abgezeichnet und wird nun durch Fahrräder, Automobile, Zeppeline und Fotoapparate für Jedermann deutlich sichtbar. Die „Knipser“ sind für Mimi natürlich ein großes Problem, die Aufträge für Mimi sinken deutlich. Dennoch gibt es im Bereich der Fotografie neue Gebiete, die erschlossen werden können, doch obwohl Mimi grundsätzlich offen für neue Dinge ist und einen Wandel der klassischen Ansichten und Traditionen befürwortet, bleibt die Frage, wie sie selbst der modernen Zeit begegnen kann. Erneut ist sie gezwungen, ihre Zukunft zu überdenken… Der Weg, den sie und Anton schließlich einschlagen, kam für mich völlig unerwartet und verspricht definitiv einen interessanten Fortgang der Handlung im nächsten Band, denn natürlich endet auch dieser Teil der Romanreihe mit einem riesigen Cliffhanger.
Die gute Verknüpfung der Bände wird jedoch nicht nur durch die offenen Buchabschlüsse deutlich, sondern auch durch die auftauchenden Figuren und das Versprechen einer interessanten Nebenstory hinter der jeweiligen Person. So hatte sich im vorherigen Band der Reihe ebenfalls angedeutet, dass Mimis flüchtige Freundin Bernadette erneut auftauchen würde. Dies ist nun auch tatsächlich der Fall und ein weiterer Handlungsstrang wird in die Romanreihe eingearbeitet. Neben der Fotografie wird ein weiterer Schwerpunkt der Handlung ab sofort auf die Schafzucht gelegt, welche von Bernadette betrieben wird. Mir persönlich haben die Darstellung der Schäferei sowie die damit verbundenen, neu auftretenden Konflikte sehr gut gefallen und der Handlung einen neuen Schwung verlieren. Zusätzlich ermöglicht die neue Perspektive weitere sehr gute Einblicke in die damalige Zeit und eine geschickte Überleitung auf den bevorstehenden Weltkrieg.
Der Schreibstil des Romans war erneut sehr flüssig und unkompliziert, die Handlung insgesamt mitreißend und interessant. Gerade die gelungene Darstellung des Wechsels in ein neueres, moderneres Zeitalter und die entsprechende Verknüpfung zum Buchtitel „Die Welt von morgen“ hat mir gut gefallen.
Realität und Fiktion werden ebenfalls wieder brillant miteinander verknüpft und die Sorgen und Gedanken der damaligen Bevölkerung authentisch beschrieben und erklärt. Ebenso authentisch sind die Darstellung und Charakterisierung der verschiedenen Figuren. Mimi ist und bleibt eine unglaublich starke und empathische Frau, die ihre persönlichen Ziele verfolgt, gleichzeitig aber auch immer um alle Mitmenschen bemüht ist. Sie schlägt mit diesem Mitgefühl scheinbar sehr nach ihrer Mutter, denn auch diese hat sich ihr gesamtes Leben um andere gekümmert… Auch Anton und Alexander sind mir weiterhin sehr sympathisch und auch die neu hinzukommenden Figuren haben sich größtenteils schnell in mein Herz geschlichen. Lediglich Bernadette selbst bleibt für mich unnahbar und egozentrisch und damit eher unsympathisch und anstrengend.

Mein Fazit: „Die Fotografin – Die Welt von morgen“ ist erneut eine gut gelungene Fortsetzung der Fotografinnensaga. Er überzeugt durch interessante Wendungen in Mimis Geschichte und das Einbeziehen neuer Handlungsaspekte. Wieder wird deutlich, wie sehr die Welt zur damaligen Zeit im Wandel war und wie der technische Fortschritt in der Bevölkerung Einzug hielt. Mir hat auch dieser Band sehr gut gefallen, weshalb ich 5 von 5 Sternen für ihn vergebe.

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Veröffentlicht am 26.12.2020

Sesshaftigkeit

Die Fotografin - Die Zeit der Entscheidung
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„Was sie in all ihren Jahren als Wanderfotografin niemals für möglich gehalten hatte, war eingetroffen: Sie fühlte sich als ‚ansässige Fotografin‘ sehr wohl.“

„Die Fotografin – Die Zeit der Entscheidung“ ...

„Was sie in all ihren Jahren als Wanderfotografin niemals für möglich gehalten hatte, war eingetroffen: Sie fühlte sich als ‚ansässige Fotografin‘ sehr wohl.“

„Die Fotografin – Die Zeit der Entscheidung“ ist der zweite Band der Fotografinnen-Saga von Petra Durst-Benning. Er erschien im April 2019 im Blanvalet Verlag.
Mimi Reventlow lebt nun bereits einige Zeit in Laichingen auf der Schwäbischen Alb, um ihren kranken Onkel zu pflegen. Langsam lebt sie sich in der Dorfgemeinschaft ein, doch nach wie vor eckt sie durch ihre modernen Ansichten bei vielen an. Als ihr Onkel schließlich stirbt und Mimi zudem eine menschliche Enttäuschung erlebt, steht sie erneut vor einer schwierigen Entscheidung.

Band 2 der Buchreihe knüpft nahezu nahtlos an den ersten Teil der Reihe an. Weiterhin ist Mimi selbstständig und energiegeladen. Sie beginnt, sich in die Dorfgemeinschaft einzuleben und knüpft langsam Freundschaften. Selbst ein dauerhaftes Leben in Laichingen scheint nicht mehr völlig abwegig zu sein, denn Mimi hat ihr Herz in Laichingen verloren. Plötzlich ist der Gedanke einer Hochzeit und eines „sesshaften“ Lebens nicht mehr undenkbar, sondern sogar wünschenswert.
Doch obwohl sich Mimis Ansichten und Gefühle wandeln, weicht sie mit ihren modernen und weltoffenen Ansichten noch immer weit von dem Weltbild der Laichinger ab. Obwohl ihr Onkel ihr immer wieder rät, sich aus den Angelegenheiten der anderen herauszuhalten, kann Mimi einfach nicht aus ihrer Haut und steht jedem mit Rat und Tat zur Seite – auch wenn dies nicht von allen Dorfbewohnern gern gesehen ist. Sie ist sich sicher, dass man für die eigenen Träume kämpfen sollte und dass man nicht zwingend in die Fußstapfen der Eltern treten muss, nur weil „es immer schon so war“. Mit dieser Einstellung ist sie im Grunde nicht völlig allein, doch für die meisten ist ein Weg abseits der Traditionen einfach undenkbar. Dennoch scheinen Mimis abweichende Ansichten nach und nach in die Köpfe der Laichinger einzudringen und dort Wurzeln zu schlagen. Das Dorf scheint sich insgesamt zu wandeln, die Bewohner beginnen, Traditionen zu hinterfragen und mehr und mehr füreinander da zu sein.
Mimis Handeln und Eingreifen in die altbackenen Traditionen des Dorfes hat mir sehr gut gefallen, sie hinterfragt die eingefahrene Kultur der Dorfbewohner und bringt so frischen Wind in die kleine Gemeinde. Obwohl dies vielleicht nicht immer von Vorteil für das Dorf und die Familien sein muss, halte ich es für wichtig, dass jeder sich selbst verwirklichen kann und glücklich mit seinem Leben sein kann. Man sollte nicht wegen der lieben Tradition sein ganzes Leben unglücklich sein. Nichtsdestotrotz wird im Roman auch die Rückseite der Medaille betrachtet und dargestellt, wie sich die eingefahrenen Traditionen entwickelt haben und warum sie früher auch durchaus sinnvoll waren.
Allerdings muss auch Mimi ihr eigenes Handeln hinterfragen und ihre Zukunft überdenken, denn die Wahrheit ist manchmal bitter und Fotografieaufträge an einem solch abgelegenen Ort nicht unbedingt zahlreich.
Der flüssige und unkomplizierte Schreibstil machen den Roman leicht lesbar, hinzukommen die bildlichen Beschreibungen der Handlungsorte sowie der Figuren an sich, durch die alles greifbarer wird. Mimis Geschichte ist interessant und gerade durch die Geschichten der Nebenfiguren, die mittlerweile eng mit Mimi verwoben sind, runden die Handlung ab. Alle Personen sind authentisch und detailliert dargestellt und wachsen einem, ebenso wie die Fotografin selbst, mehr und mehr ans Herz.
Zudem gibt es erneut viele Infos zu Technik der Fotografie und auch historische Themen werden aufgegriffen. Beides wird gut in die Handlungen eingewoben, sodass die realen Details nicht langweilig oder trocken wirken.
Schließlich endet auch dieser Band mit einem Cliffhanger, der neugierig auf Mimis weiteren Weg macht und einen nahezu zum Weiterlesen zwingt.

Mein Fazit: „Die Fotografin – Die Zeit der Entscheidungen“ ist eine gute Fortsetzung des ersten Bands und erneut ein interessanter und spannender historischer Roman. Die damaligen Lebensumstände sowie die modernen Ideen, die die alten Traditionen ablösten werden gut dargestellt und authentisch in die Handlung eingebracht. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen für einen interessanten historischen Roman mit einer unglaublich starken Protagonistin!

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Veröffentlicht am 22.12.2020

Honigträume

Sweet like you
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„Dieser Ort ist nichts für mich. Ich will nicht seine Bürgermeisterin sein.“

„Sweet like you“ ist der erste Band der Honey-Springs-Reihe von Robyn Neeley. Er erschien im Dezember 2020 im Endlich Kyss ...

„Dieser Ort ist nichts für mich. Ich will nicht seine Bürgermeisterin sein.“

„Sweet like you“ ist der erste Band der Honey-Springs-Reihe von Robyn Neeley. Er erschien im Dezember 2020 im Endlich Kyss Verlag.
Als die erfolgreiche Werbeagentin Cassie erfährt, dass ihre Tante Etta gestorben ist und sie als Interimsbürgermeisterin der Kleinstadt Honey Springs eingesetzt wird, ist sie fest davon überzeugt, dass sich alles schnell klären lässt. Schließlich ist sie in ihrer PR-Agentur unabkömmlich und ein Leben in einer Kleinstadt ist für die New Yorkerin definitiv nichts. Zudem verbindet sie mit Honey Springs ein gebrochenes Herz, denn damals lernte sie dort ihre erste große Liebe kennen…

„Sweet like you“ ist romantisch, charmant und einfach wunderschön. Ein Roman fürs Herz und ein wundervoller Auftakt der Honey-Springs-Dilogie. Ich habe es innerhalb von 24 Stunden durchgelesen und konnte mich förmlich in der Geschichte verlieren.
Obwohl Cassie zunächst als eingebildete New Yorkerin daherkommt, entpuppt sie sich als unglaublich sympathische junge Frau. Zunächst erkennt dies in Honey Springs jedoch kaum jemand, denn Cassie springt förmlich von einem Fettnäpfchen ins nächste und hat definitiv keinen leichten Start in der eingeschworen Kleinstadtgemeinde.
Lediglich Nick glaubt von Anfang an Cassie, denn er erinnert sich noch an den Charakter seiner Jugendliebe und blickt hinter die egoistisch wirkende Fassade. Zudem werden ihm bei ihrem Anblick noch immer die Knie weich, denn die erste Liebe vergisst man nicht so leicht… Doch ebenso wie damals, ist auch heute eine Beziehung undenkbar, denn Cassies Leben ist in der Großstadt, während Nicks Lebensmittelpunkt die Bienenzucht von Honey Springs ist. Diese hat nun jedoch nicht er von Cassies Tante Etta geerbt, sondern Cassie und das obwohl klar ist, dass sie nicht bleiben wird.
Trotz des eher frostigen Empfangs gibt Cassie jedoch nicht auf und beginnt nach und nach die Menschen zu schätzen, sich für sie und die Stadt einzusetzen und das Andenken an ihre Tante aufrecht zu erhalten. Langsam entsteht in ihr der Wunsch „dazuzugehören“ und ihre Großstadtzukunft wirkt immer weniger attraktiv.
Die liebevolle Unterstützung, die sie während ihrer Zeit als Interimsbürgermeistern von Nick bekommt, ist beispiellos und wunderschön. Der Umgang der beiden miteinander ist wunderschön beschrieben und geprägt von Rücksichtnahme, Harmonie und einer riesigen Anziehungskraft. Gedanken und Gefühle werden durch die wechselnde personale Erzählperspektive gut und nachvollziehbar dargestellt.
Beide Protagonisten sowie die Nebenfiguren sind liebevoll und authentisch gestaltet. Der spezielle Charme und die Eigenarten von amerikanischen Kleinstädten werden gut aufgegriffen und humorvoll dargestellt. Auch der Ausblick und die Verknüpfung zum zweiten Band der Reihe und die Einführung der dortigen Protagonisten Madison und Patrick hat mir sehr gut gefallen. Ich freue mich schon jetzt riesig auf die zweite Reise nach Honey Springs und fiebere „Sweet at heart“ ungeduldig entgegen.
Der Schreibstil ist im gesamten Roman flüssig und unkompliziert und besitzt zudem einen gewissen spannenden Sog, dem ich mich einfach nicht entziehen konnte. Auch der Humor bleibt dabei nicht auf der Strecke und an vielen Stellen musste ich wirklich schmunzeln.
Das zweite Hauptthema der Geschichte hat mir ebenfalls sehr gut gefallen, denn ich finde es sehr wichtig, dass jeder versteht, wie wichtig Bienen für uns alle sind. Auf Honig kann kaum einer von uns verzichten und ohne Bienen würden wir noch so viel mehr verlieren. Im Buch enthalten sind zudem ein Back- sowie ein Kosmetikrezept. Diese Idee rundet die wunderschöne und gefühlvolle Handlung ab und auch das Cover harmonisiert hervorragend mit der charmanten Geschichte.

Mein Fazit: „Sweet like you“ gehört definitiv zu meinen Lieblingsbüchern in 2020. Ich habe mich in der Geschichte verloren, mich in die Protagonisten und die Kleinstadt Honey Springs verliebt. Für mich hat an der Story einfach alles gestimmt – Handlung, Figuren und Gefühl. Definitiv ein Buch mit Wohlfühlfaktor und absolut 5 von 5 Sternen wert.

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