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Veröffentlicht am 16.02.2022

Alte Liebe

Herzklopfen unterm Sternenhimmel
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„Das damals mit ihnen war groß gewesen, größer als alles andere, was sie je empfunden hatte.“

„Herzklopfen unterm Sternenhimmel“ ist der zweite Band der „Verliebt auf Borkum“-Reihe von Cornelia Engel. ...

„Das damals mit ihnen war groß gewesen, größer als alles andere, was sie je empfunden hatte.“

„Herzklopfen unterm Sternenhimmel“ ist der zweite Band der „Verliebt auf Borkum“-Reihe von Cornelia Engel. Er erschien im Juli 2021 und kann auch unabhängig von Band 1 gelesen werden.
Hark ist Tierarzt aus Leidenschaft und seit einigen Jahren Witwer. Seit dem Tod seiner Frau ist er überzeugter Single und lebt für seinen Beruf. Plötzlich begegnet er jedoch seiner Jugendliebe Ella wieder und entdeckt, dass die alten Gefühle vielleicht doch nicht verschwunden sind. Doch kann es eine zweite Chance für ihre Liebe geben?

Auch der zweite Band der Borkum-Reihe von Cornelia Engel hat mir sehr gut gefallen. Die Figuren waren mir zu einem Großteil ja schon bekannt, aber erst jetzt habe ich sie genauer und besser kennengelernt.
Hark ist ein Tierarzt aus Leidenschaft und gerade seine Liebe zu Tieren macht ihn für mich sehr sympathisch. Er wirkt irgendwie stets ein bisschen mürrisch und lebt quasi für seinen Job, in Wahrheit hat er aber ein sehr großes Herz und einfach Angst, erneut jemanden zu verlieren. Entsprechend schwer tut er sich auch, sich auf eine neue Liebe einzulassen.
Die Annäherung zu seiner Jugendfreundin Ella ist charmant und humorvoll beschrieben. Um die Geschichte der beiden ranken sich viele Nebenhandlungen, die jede für sich einfach unglaublich niedlich ist. An vielen Stellen musste ich herzhaft lachen und gerade Harks Mutter Frauke hat sich mit ihren esoterischen und unvorhersehbaren Ideen in mein Herz geschlichen. Insgesamt muss ich sowieso sagen, dass alle Figuren einfach unglaublich gut charakterisiert sind. Es gibt eigentlich keine 0815-Charaktere, sondern nur Personen mit dem gewissen Etwas. Alle sind irgendwie einzigartig und die Autorin versteht es brillant diese Eigenheiten hervorzuheben, Klischees einzuarbeiten und realistische Figuren zu schaffen. Einen besonderen Touch geben dem Roman zudem die immer wieder auftauchenden Tiere, auch hier ist jedes einzigartig und niedlich beschrieben. Man muss sie einfach lieben…
Der Lesefluss ist durch den leichten Schreibstil, die humorvolle und schöne Geschichte sowie die unkomplizierte Handlung leicht und flüssig. Ich konnte mich komplett in dem Roman verlieren, mich auf die wunderschöne Insel träumen und hatte mehrfach das Gefühl zu den Inselbewohnern dazuzugehören.
Insgesamt ist die Handlung dabei zwar recht vorhersehbar und tatsächlich muss ich sagen, dass ich mir einen größeren Fokus auf Hark und Ella sowie einen etwas größeren Einblick in deren Gefühlsleben gewünscht hätte, dennoch sind dies aber nur sehr kleine Kritikpunkte. Insgesamt ist „Herzklopfen unterm Sternenhimmel“ nämlich einfach eine absolute Wohlfühlgeschichte für Herzklopf- und Entspannungsmomente. Das Setting auf Borkum ist einfach wunderschön, der Romantitel wird in der Handlung aufgegriffen und alle Figuren sind einfach unglaublich sympathisch.
Es gibt viele Stellen, die einen schmunzeln lassen, aber auch ebenso ernste und gefühlvolle Momente.

Mein Fazit: Alles in allem ist Cornelia Engels Roman für mich ein absolutes Wohlfühlbuch. Eine humorvolle Liebesgeschichte für unkomplizierte und leichte Lesestunden vor toller Nordseekulisse mit sympathischen und einzigartigen Charakteren. Von mir gibt es daher 4,5 von 5 Sternen und eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 06.02.2022

Tully-und-Kate

Die Mädchen aus der Firefly Lane
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„Versprich mir, dass wir immer beste Freundinnen bleiben.“

„Die Mädchen aus der Firefly Lane“ ist ein Roman von Kristin Hannah. Er erschien im Mai 2020 im Aufbau Verlag, wurde aber bereits im Oktober ...

„Versprich mir, dass wir immer beste Freundinnen bleiben.“

„Die Mädchen aus der Firefly Lane“ ist ein Roman von Kristin Hannah. Er erschien im Mai 2020 im Aufbau Verlag, wurde aber bereits im Oktober 2009 unter dem Namen „Immer für dich da“ im Ullstein Verlag veröffentlicht.
Tully und Kate lernen sich als Teenager kennen und werden schnell unzertrennlich. Für sie ist klar, dass ihre Freundschaft niemals vergehen wird, doch die Jahre vergehen und ihre persönliche Entwicklung stellen die Freundschaft immer wieder auf eine harte Probe. Schließlich kommt es zu einer Situation, die alles zu zerstören droht und die Frage aufwirft: Wie viel kann eine Freundschaft ertragen…?

„Die Mädchen aus der Firefly Lane“ ist ein weiterer berührender und tiefgehender Roman von Kristin Hannah über eine Freundschaft, die viele Jahre überdauert...
Als Kate und Tully sich kennenlernen, sind sie Teenager. Sie könnten eigentlich unterschiedlicher sein und trotzdem oder auch vielleicht auch deswegen passen sie hervorragend zueinander. Während Kate eher ruhig, bedacht und introvertiert ist, ist Tully das genaue Gegenteil: laut, impulsiv, extrovertiert. Dabei steckt bei ihr so viel mehr hinter ihrem Verhalten, denn letztendlich versucht sie nur Aufmerksamkeit und Liebe zu bekommen, die sie Zuhause zwar von ihren Großeltern, nie aber von ihrer Mutter erfahren hat.
Tullys Schicksal hat mich sehr berührt, ihr egoistisches und erdrückendes Verhalten Kate gegenüber hat mich aber dennoch in vielen Teilen des Buches sehr gestört und sogar wütend gemacht. Ja, sie geht ihren Weg. Sie ergreift ihren Traum und setzt ihre Ziele knallhart durch. Sie geht dabei über Leichen und sieht immer nur ihren eigenen Fortschritt. Alle anderen sind mehr oder weniger egal. Immer wieder wird deutlich, dass Tully durch ihr Verhalten auffällt und unglaublich beliebt ist. Jeder scheint Tully zu lieben, doch sie hat ihr Leben lang Probleme damit, Verbindungen aufzubauen. Ob sie überhaupt weiß, was Liebe ist…? Die Freundschaft zu Kate bleibt zwar stets erhalten, aber auch diese ist teilweise sehr einseitig. Kate unterstützt Tully wo immer sie kann, steckt dabei aber meist selbst zurück. Sie ist gar nicht in der Lage, ihre eigenen Träume zu formulieren, da sie stets von Tully gedeckelt wird. Und obwohl diese Verbindung für mein Gefühl manchmal sogar toxisch ist, ist sie dennoch einmalig und intensiv. Die beiden Frauen kennen einander, wie niemand sonst sie kennt. Sie geben sich Halt, wenn es kein anderer mehr kann und auch wenn sie sich über die Jahre voneinander entfernen, ist die Verbindung immer irgendwie da: Kate ohne Tully gibt es nicht und Tully ohne Kate ebenso wenig.
Natürlich verändert die Freundschaft sich über die Jahre, im Kern bleibt sie aber immer eins: innig und besonders. „Firefly Lane“ für immer!
Die Autorin schafft einen Roman über Freundschaft, der zu Herzen geht. An vielen Stellen war ich zu Tränen gerührt, an anderen sauer, fröhlich oder bedrückt. Insgesamt also eine wirklich emotionale Reise, die man mit Tully und Kate antritt. Der Schreibstil ist dabei sehr flüssig und mitreißend, die wechselnde personale Erzählperspektive ideal um Gefühle und Gedanken zu transportieren.
Auch historische Aspekte werden in die Handlung eingearbeitet ohne dabei aufdringlich zu wirken. Ein Kernthema des Romans - auf das ich nun nicht weiter eingehen möchte, da ich ansonsten spoilern würde - ist zudem sehr gut gewählt und bedarf definitiv mehr allgemeiner Aufmerksamkeit!
Zudem bekommt man einen guten Einblick in den Job eines Reporters beziehungsweise in die Medienwelt.

Mein Fazit: Wieder ein sehr emotionaler und bewegender Roman aus der Feder von Kristin Hannah. Eine bewegende und besondere Freundschaft, die ein Leben überdauert und durch Höhen und Tiefen geht. Eine emotionale Reise über mehrere Jahre mit persönlichen Entwicklungen, Fortschritten und Tiefschlägen. Von mir gibt es 4,5 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 26.12.2021

Wahrheit

Schweige still
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„Woher will irgendjemand wissen, was wahr und real ist? Dinge, die einmal als Fakten akzeptiert wurden, gelten heute als falsch.“

„Schweige still“ ist ein Psychothriller von Michael Robotham. Er ist der ...

„Woher will irgendjemand wissen, was wahr und real ist? Dinge, die einmal als Fakten akzeptiert wurden, gelten heute als falsch.“

„Schweige still“ ist ein Psychothriller von Michael Robotham. Er ist der erste Band der Thrillerreihe um den Psychologen Cyrus Haven und erschien im Dezember 2019 im Goldmann Verlag.
Cyrus Haven ist Psychologe und Berater bei der Polizei. Durch einen Bekannten lernt er Evie Cormac kennen, eine junge Frau, die eine brutale Vergangenheit hinter sich hat, aber unberechenbar ist. Gleichzeitig wird er um Unterstützung bei einem Mord an einer Teenagerin gebeten und bringt während den Ermittlungen nicht nur sich selber in Gefahr…

„Schweige still“ war mein erster Thriller von Michael Robotham. Ich hatte vorher auch noch nichts über seine Bücher gehört, weshalb ich ohne Erwartungen in die Lektüre eingestiegen bin. Der Beginn ernüchterte mich dann zunächst ein wenig, denn ich fand den Einstieg etwas langweilig und träge. Ich hätte mir hier schon einen deutlich rasanteren Einstieg für einen Psychothriller gewünscht. Der etwas zähe Anfang wandelt sich aber nach den ersten 100 Seiten zum Glück recht schnell. Die Handlung wird spannender und rasanter, sodass ich das Buch kaum noch beiseitelegen konnte und es innerhalb kürzester Zeit beendet habe. Lange blieb für mich unklar, wie die verschiedenen Ereignisse miteinander zusammenhängen, doch im Laufe der Handlung ergibt sich schließlich ein sehr gutes Gesamtbild. Im letzten Drittel wird es dann auch nochmal richtig spannend, typisch für dieses Buchgenre gerät nicht nur Cyrus in Gefahr, sondern auch für Evie wird es brenzlig… Insgesamt gab es einige für mich unerwartete Wendungen und vorhersehbar war für mich definitiv nicht, wer letztlich der Mörder von Jodie Sheehan sein könnte.
Wer allerdings einen Psychothriller mit viel Blut oder Action erwartet, der sollte vielleicht doch zu einem anderen Buch greifen. Die Handlung bewegt sich hauptsächlich auf psychologischer Ebene, stellt die Entwicklung von Cyrus und Evie dar und thematisiert mehr nebenbei den Mordfall an der jungen Jodie Sheehan.
Cyrus bleibt dabei für mich recht wenig durchschaubar. Er hat selbst eine schwere Vergangenheit, die er aber nicht verheimlicht. Dennoch belastet sie ihn und die Frage, warum der Psychologe geworden ist, klärt sich mit seiner Geschichte im Grunde ebenso. Dennoch kann ich ihn irgendwie nur schwer einschätzen. Sicherlich ist er führsorglich, hilfsbereit und Psychologe mit Leib und Seele, doch was er wirklich liebt oder gerne mag und was ihn antreibt, habe ich noch nicht wirklich durchschaut. So bleibt für mich auch noch unklar, warum er Evie so sehr in sehr Herz schließt und sich so sehr für die unbekannte junge Frau einsetzt.
Auch bei Evie bleiben für mich noch viele Fragen offen. Sie ist eine interessante Persönlichkeit – intelligent, aber sozial eher unerfahren und tollpatschig. Durch ihre Erlebnisse vertraut sie niemandem und ist unglaublich vorsichtig, wenn es darum geht, wer sie in Wirklichkeit ist und was ihr früher widerfahren ist. Auch Cyrus gegenüber offenbart sie sich nur teilweise. Evies Geheimnis ist es also, dass den Psychothriller für mich letztendlich am spannendsten macht. Der Mordfall, den es nebenbei zu lösen gilt, spielt dabei zwar auch eine Rolle, tritt aber eigentlich eher in den Hintergrund. Umso gemeiner ist es daher auch, dass „Schweige still“ der Auftakt der Thrillerreihe um den Psychologen Cyrus Haven ist und im Grunde mit einem Cliffhänger endet.
Der Schreibstil ist gut und flüssig, durch die wechselnde Ich-Perspektive von Evie und Cyrus kann man sich in beide Hauptfiguren gut hineinversetzen und ihren Gedanken folgen. Ich habe allerdings leider ein paar Ungereimtheiten in der Erzählung gefunden, die sich zum Teil auf die Übersetzung zurückführen lassen könnten, aber auch auf mangelnde Sachkenntnis des Autors in Bezug auf Hundehaltung und zu einem kleinen Teil auf Mordermittlungen hindeuten könnten. Diese Sachfehler stören allerdings die Handlung nicht, sind mir aber negativ aufgefallen.

Mein Fazit: „Schweige still“ ist ein solider und gut durchdachter Psychothriller, der allerdings in Bezug auf Evie und Cyrus noch viele Fragen offenlässt und ein wenig als Einführung für den zweiten Band der Buchreihe zu dienen scheint. Nach einem etwas zähen Einstig habe ich mich sehr gut in die Handlung einfinden können und konnte den Thriller kaum noch beiseitelegen. Ich freue mich daher sehr auf die Fortsetzung und vergebe 4,5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 23.12.2021

Vertrauen

Play & Pretend
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„Du hast mich in einer seltsamen Phase meines Lebens getroffen.“

„Play and Pretend“ ist der dritte Band der „Soho-Love-Reihe“ von Nena Tramountani. Er erschien im Juli 2021 im Penguin Verlag.
Als Schauspielerin ...

„Du hast mich in einer seltsamen Phase meines Lebens getroffen.“

„Play and Pretend“ ist der dritte Band der „Soho-Love-Reihe“ von Nena Tramountani. Er erschien im Juli 2021 im Penguin Verlag.
Als Schauspielerin kann Briony alles sein, was sie möchte. Auf der Bühne kann sie ihre Selbstzweifel vergessen und einfach nur brillant sein, zumindest bis sie gemeinsam mit dem attraktiven Sebastian eine Rolle spielen soll. Dieser scheint nämlich hinter Brionys Fassade schauen zu können und ihr Geheimnis könnte alles zerstören…

Band drei der „Soho-Love-Reihe“ ist vermutlich der dramatischste und tiefgehendste Teil der Buchreihe. Die Triggerwarnung sollte unbedingt beachtet werden, wenn man manche Inhalte als triggernd empfindet, denn tatsächlich spart die Autorin nicht an schockierenden Erlebnissen der Protagonisten.
Briony ist Schauspielschülerin und wirkt meist tough, selbstbewusst und fröhlich. In Wahrheit nagen jedoch starke Selbstzweifel an ihr und ständig kämpft sie dafür, „perfekt“ zu sein. Einzig Matilda kennt Brionys Geheimnis und kümmert sich liebevoll um sie. Auf Grund der vorherigen zwei Bände und dem Umgang von Matilda mit Briony konnte ich mir ihr Geheimnis allerdings schon vor Brionys eigener Geschichte denken. Dies ist aber nicht weiter schlimm, da die Handlung dennoch nicht wirklich vorhersehbar ist.
Sebastian gefällt mir als Figur sehr gut, er ist fröhlich und offen, verbirgt aber dennoch ein großes Geheimnis vor Briony. Letztlich stehen sich die beiden damit aber in nichts nach, denn jeder fürchtet, den anderen durch sein Geheimnis zu verschrecken. Zudem kann Briony nur schlecht vertrauen und zweifelt grundsätzlich daran, dass sie liebenswert wäre. Allerdings kämpft auch Sebastian mit dieser Angst und als die beiden von ihren Gefühlen zueinander überwältigt werden, ist das Chaos vorprogrammiert.
Nena Tramountani schafft in diesem Band der Buchreihe große Emotionen und Gefühle. Der Leser wird in die Handlung eingesogen und folgt ihr gebannt. Die gewählten Themen sind alles andere als allgegenwärtig, werden gut umgesetzt und bieten zudem einen Lösungsweg für die angesprochenen Probleme. Es wird deutlich, dass man mit seinen Problemen nicht alleine kämpfen muss, sondern dass man immer die Möglichkeit hat um Hilfe zu bitten und deswegen keinesfalls schwach ist: „Es ist keine Schande, um Hilfe zu bitten. Es ist ein Zeichen von Stärke.“ Diese Botschaft gefällt mir gerade in der heutigen Gesellschaft, in der häufig ein „Friede-Freude-Eierkuchen“-Leben vorgespielt wird und die wahren Gefühle verheimlicht werden, sehr gut.
Zudem sind beide Protagonisten unglaublich gut und liebevoll charakterisiert. Ihre Selbstzweifel und Gedanken werden durch die wechselnde Ich-Perspektive wirklich realistisch dargestellt und können daher gut nachvollzogen werden. Briony und Sebastian kämpfen mit den größten Problemen der „Soho-Love-WG“ und bilden für mich definitiv einen würdigen Abschluss der Buchreihe. Ihre Entwicklung ist atemberaubend und der Kampf, den sie hauptsächlich mit sich selber ausfechten müssen, um eine Chance auf ein Happy End zu haben, ist wirklich nicht leicht. Ich denke, dass das Buch wichtige, aktuelle Themen aufgreift und brillant darstellt. Die psychischen Störungen der Protagonisten werden dabei weder beschönigt, noch dramatisiert. Im Gegenteil, sie werden realistisch, aber auch mit unglaublich viel Feingefühl beschrieben und so auch Lesern nähergebracht, die sich mit diesen vielleicht nicht so gut auskennen. An Tiefgang fehlt es diesem Band der Buchreihe also keinesfalls, aber muss die Thematik mögen!
Thematisch und inhaltlich gefällt mir der Roman daher auch grundsätzlich sehr gut. Lediglich am Anfang war mir die Story etwas zu träge, zudem hätte ich persönlich ein bisschen weniger Dramatik favorisiert. Dass beide Protagonisten so große Probleme mit sich herumtragen, war mir eine Spur zu viel Tragik, sodass ich – ehrlicherweise – zwischendurch dachte: „Boah ne, nicht der auch…“. Dies ist allerdings definitiv mein eigener Geschmack und keine generelle Kritik!

Mein Fazit: „Play and Pretend“ ist ein würdiger Abschluss der Buchreihe und überzeugt mit einzigartigen Charakteren, einer tiefgehenden Story sowie einer grandiosen Darstellung psychischer Erkrankungen. An Dramatik und Emotionen mangelt es nicht, mir war dies teilweise ein bisschen zu viel des Guten, weshalb ich 4,5 von 5 Sternen vergebe!

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Veröffentlicht am 18.12.2021

Familienbande

Eine Handvoll Würfelzucker
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„Glücklich zu sein mit dem, was sich einem bietet, mit dem was man hat, und nicht zu hadern mit Dingen, die man nicht ändern kann.“

„Eine Handvoll Würfelzucker“ ist ein historischer Roman von Anett Klose. ...

„Glücklich zu sein mit dem, was sich einem bietet, mit dem was man hat, und nicht zu hadern mit Dingen, die man nicht ändern kann.“

„Eine Handvoll Würfelzucker“ ist ein historischer Roman von Anett Klose. Er erschien im Oktober 2021 bei Books on Demand und ist in sich abgeschlossen.
Heiner und seine Familie kommen zusammen, um sein Elternhaus zu räumen. Dabei stoßen sie auf alte Dokumente, die einige Lücken der bisher bekannten Familiengeschichte füllen. Gemeinsam begibt sich die Familie auf eine Reise in die Vergangenheit…

Anett Klose schreibt mit „Eine Handvoll Würfelzucker“ einen historischen Roman, der auf ihrer eigenen Familiengeschichte basiert.
Zunächst war die Handlung für mich leider ein wenig verwirrend, da die Familie Klose aus vielen Mitgliedern besteht und plötzlich viele Figuren auf einmal auftauchen und auch zwischen den Zeitebenen gesprungen wird. Zu Beginn der Geschichte gibt es zwar ein Personenregister, im ebook blättert es sich aber ja nicht so gut hin und her und nach einigen Seiten löste sich meine Verwirrung auch so weit, dass ich die Geschichte wirklich genießen konnte. Allerdings muss ich sagen, dass durch die vielen Figuren das Lesen am Anfang ein wenig zäh war und ich mich mit ihnen bis zum Ende ein wenig schwergetan habe. Da die einzelnen Figuren der Gegenwart aber für die Hauptgeschichte in der Vergangenheit nicht so sehr relevant waren und mir die Erzählung in der Vergangenheit sehr gut gefallen hat, konnte ich mich mit der Verwirrung schließlich gut arrangieren.
In der Haupthandlung geht es nämlich um Paul und Elsa, die Eltern von Heiner. Heiner ist mittlerweile selbst Großvater und forscht schon seit vielen Jahren in seiner Familiengeschichte. Bis zum Auszug seiner Schwester aus dem Familienhaus, fehlen ihm jedoch wichtige Puzzleteile. Diese werden dann beim Leerräumen des Hauses mit Hilfe seiner gesamten Familie entdeckt und gemeinsam ausgewertet. Zusammen begibt sich Heiners Familie auf eine gedankliche Reise in die Zeit und das Leben von Paul und Elsa. Basierend auf alten Briefen, Tagebucheinträgen und Erinnerungen sowie Rekonstruktionen von Heiner erfahren der Leser, Enkelkinder und Kinder von Heiner mehr über das Leben ihrer Urgroßeltern Paul und Elsa. Der Familienzusammenhalt und die gegenseitige Rücksichtnahme und Wertschätzung innerhalb der Familie wird dabei an vielen Stellen deutlich und ist wirklich wunderschön.
Als Elsa und Paul sich kennenlernen, ahnen sie noch nicht, was die Zukunft für sie bereithalten wird. Sie verlieben sich, genießen die Zeit miteinander, heiraten und schaffen sich ein Heim. Sie sind entschlossen eine Familie zu gründen und genießen die Zeit miteinander bis Paul einberufen wird und für mehrere Jahre nicht nach Hause zurückkehren kann…
Deutlich wird im Roman, wie nah Freud und Leid manchmal beieinander liegen können. Durch das Erleben der Geschichte von Paul und Elsa fühlt man sich den Geschehnissen von damals sehr nah, auch wenn die Erzählung immer wieder durch Sprünge in die Gegenwart unterbrochen wird. In diesen Episoden wird deutlich, wie schwer es Heiner fällt über seine Vergangenheit und seiner Eltern zu sprechen und regt einen selbst zum Nachdenken darüber an, wie oft man mit seinen eigenen Eltern oder Großeltern überhaut über die Vergangenheit spricht. Irgendwie kommt dies selten vor, dabei ist sie ja ein Teil von uns, hat unsere Familie geprägt und sich am Ende auch in uns Spuren hinterlassen...
Anett Klose arbeitet den Rückblick auf das Schicksal von Paul und Elsa grandios aus. Die Geschichte ist spannend und mitreißend, dabei ebenso herzergreifend wie emotional und berührend. Mir standen an einigen Stellen die Tränen in den Augen und ab der zweiten Buchhälfte konnte ich den Roman dann kaum noch aus der Hand legen. Das Wissen darüber, dass alles auf einer wahren Geschichte basiert, macht es einem noch leichter, mit den Figuren zu fühlen und an ihrem Schicksal teilzunehmen. Zwar erfährt man meist nur indirekt, wie Paul und Elsa sich wirklich gefühlt haben, da ihre Geschichte ja zum Großteil aus Erzählungen Heiners und der personalen Erzählperspektive besteht und nur die Briefe und Tagebucheinträge widerspiegeln, wie es den beiden wirklich ging - Sehnsucht, Hoffnung, Liebe, Freude und Enttäuschung sind aber dennoch im gesamten Roman zum Greifen nahe und waren als Emotionen auch für mich deutlich spürbar!
Historische Hintergründe werden gut in den Roman eingebaut und die Darstellung der damaligen Widrigkeiten, der Kriegsgefangenschaft, der Lebensmittelknappheit und dem ständigen Hoffen ist wirklich unglaublich gut gelungen. Mir ist einmal mehr bewusst geworden, wie wenig die Menschen damals hatten, wie sehr sie für ihren Lebensunterhalt kämpfen mussten und wie sehr sie fremdbestimmt waren. Dabei dann eine solch positive Grundeinstellung beizubehalten, bewundere ich an Paul und Elsa sehr. Sie haben stets gekämpft und gehofft, sich nie unterkriegen lassen und immer aneinander geglaubt.

Mein Fazit: Für mich ist „Eine Handvoll Würfelzucker“ eine berührende und wertvolle Familiengeschichte voller Familientraditionen und herzerwärmender Momente, für die ich eine absolute Leseempfehlung ausspreche. Ich habe sie sehr gerne gelesen und bin fasziniert, wie gut Anett Klose Emotionen und Gefühle in ihre Handlung einbaut. Ein wenig schwierig fand ich lediglich die vielen verschiedenen Figuren, welche mich am Anfang schon etwas verwirrt haben. Daher ziehe ich einen halben Stern ab und vergebe 4,5 von 5 Sternen für einen großartigen historischen Roman!

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