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Veröffentlicht am 17.11.2020

Einsamkeit

Wenn du bei mir bist
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„Ihr seid alles, was ihr habt!“

„Wenn du bei mir bist“ ist ein Roman von René Carlino. Er erschien am 30. Oktober 2020 im Bastei Lübbe Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Die junge Journalistin Kate ...

„Ihr seid alles, was ihr habt!“

„Wenn du bei mir bist“ ist ein Roman von René Carlino. Er erschien am 30. Oktober 2020 im Bastei Lübbe Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Die junge Journalistin Kate ist davon überzeugt, dass im Leben nur auf einen selbst Verlass ist. Als sie die Chance bekommt den mysteriösen Weingutbesitzer R. J. Lawson zu interviewen, hält sie dies für ihren großen Karrieredurchbruch. Auf dem Weingut läuft dann jedoch nicht alles nach Plan, aber der charmante Mitarbeiter Jamie stiehlt sich nach und nach in Kates Herz. Doch während sie gerade beginnt der Liebe doch noch eine Chance zu geben, lässt Jamie sie fallen und Kate stürzt erneut in ein tiefes Loch…

Die Journalistin Kate hat in ihrem Leben schmerzhaft erfahren, was es bedeutet, einsam zu sein. Erst starb ihre Mutter, vor Kurzem nun auch ihre Ziehmutter Rose. Seitdem fühlt sie sich alleingelassen und einsam, ihre Power und ihren Antrieb hat sie verloren. Dies merkt man auch an ihren Artikeln für die Zeitung. Diese sind eher fad und langweilig, etwas mit Begeisterung und Feuer geschrieben, hat Kate schon lange nicht mehr. Trotzdem gibt ihr Chef ihr nun eine riesige Chance, sie soll denn interessanten und mysteriösen Weingutsbesitzer R. J. Lawson interviewen und möglichst etwas über sein gut gehütetes Privatleben herausfinden. Für diesen Auftrag fährt sie auf das Weingut und schon von Anfang and geht schief, was nur schief gehen kann, denn neben ihrer aktuell eher schwierigen Gefühlslage, ist Kate auch noch ein riesiger Tollpatsch. Diese Eigenschaft könnte sie eigentlich sympathisch machen, doch ich muss zugeben, dass ich während des gesamten Romans nicht wirklich mit ihr warmwerden konnte. Ihre unbeholfen wirkende Art und eher depressive und mitleidige Stimmung haben mir überhaupt nicht gefallen.
Das Zusammentreffen mit Jamie ist dann ein typisches Klischee und natürlich verfällt sie ihm in ihrer unsicheren Stimmung sofort. Er gibt ihr das Gefühl, die Einzige zu sein, wertgeschätzt und beschützt zu werden. Empfindungen, die Kate bereits vergessen glaubte. Die Kennenlernphase der beiden ist wunderschön beschrieben und hat mich sofort an einen Wohlfühlroman mit unkomplizierter Handlung denken lassen.
Als Jamie Kate dann aber fallen lässt, verschwindet die glückliche und leichte Romanstimmung allerdings wieder und übrig bleiben die depressiven Denkansätze bezüglich der Ansicht, dass man im Leben eben einfach nur sich selber hat und sich niemals auf andere einlassen sollte.
Die beschriebenen Gefühle konnten mich aber nicht wirklich berühren und haben mich eher genervt, auch die Ich-Perspektive von Kate konnte daran nichts ändern. Nur manchmal, wenn Kate ihren „Funken“, wie ihr Chef es bezeichnet, zeigt, hat sie mich stellenweise überzeugen können.
Leider ist diese positive Charaktereigenschaft im Roman eher selten zu sehen und aus einem Roman, der für mich als seichter und unterhaltsamer „Wohlfühlroman“ mit überraschender und gut gelungener Wendung begann, wurde dann eine Geschichte, die mir zu klischeehaft und zu hektisch wurde.
Die zweite Romanhälfte umfasst dann nämlich für mich zu viele, nur kurz angeschnittene Themen, die mit Kates und Jamies Geschichte eigentlich nichts mehr zu tun haben und die wie Füllmaterial wirken und die Auflösung des Konflikts hinauszögern. Auch das Ende war für mich dann zu kompakt und farblos. Zudem ist plötzlich alles wieder „rosarot in Plüsch“, was den bis dahin nur selten kitschigen Roman dann wirklich ins absolute Klischee wandelte.
Obwohl der Roman also wirklich flüssig und humorvoll geschrieben ist und auch zunächst locker und unterhaltsam begann, konnte er mich nicht wirklich überzeugen. Dabei haben mir die Plotidee sowie die Kulisse vor dem Weingut sehr gut gefallen, der wunderschöne Anfang wurde aber in der zweiten Hälfte leider kaputtgemacht. Ich habe mir insgesamt mehr positive Emotionen und gut dargestellten Herzschmerz gewünscht, dazu ein bisschen mehr Realität, weniger „heile rosarote Welt“ und weniger Ablenkung von der Beziehung zwischen Jamie und Kate in der zweiten Romanhälfte.

Mein Fazit: Letztlich kann ich nur 3 von 5 Sternen für „Wenn du bei mir bist“ vergeben. Der Roman startete überzeugend und war humorvoll und insgesamt flüssig geschrieben. Trotzdem konnte mich die Geschichte nicht vollständig abholen und war mir am Ende zu sehr gekürzt und klischeehaft.

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Veröffentlicht am 07.11.2020

Wahrheitsapparat

Es war einmal in Italien
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„Ich weiß nicht, ob Fotografie Kunst ist, Signore. Für mich muss sie die Wirklichkeit spiegeln.“

„Es war einmal in Italien“ ist der neuste Roman von Luca Di Fulvio. Er erschien im Oktober 2020 im Bastei ...

„Ich weiß nicht, ob Fotografie Kunst ist, Signore. Für mich muss sie die Wirklichkeit spiegeln.“

„Es war einmal in Italien“ ist der neuste Roman von Luca Di Fulvio. Er erschien im Oktober 2020 im Bastei Lübbe Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Drei Waisenkinder, drei Schicksale, eine umkämpfte Stadt. Nur zufällig geraten die Contessa, Pietro und Marta hinein in den Freiheitskampf Italiens und müssen früher oder später entscheiden, auf welcher Seite sie stehen und wohin ihr Leben sie führen soll…

Luca Di Fulvio ist einfach ein Autor, den man kennen muss, wenn man historische Romane liebt. Immer wieder schreibt er bildgewaltige und wunderschöne Romane, die sich kaum aus der Hand legen lassen. Genauso erging es mir auch mit „Es war einmal in Italien“. Ein Roman, der die Geschichte von drei völlig unterschiedlichen Personen erzählt, die dann aber doch vieles gemeinsam haben. Drei Waisenkinder, die sich selbst und ihren Platz im Leben erst finden müssen oder finden mussten und die mehr oder weniger ungewollt in den Freiheitskampf Italiens hineinrutschen.
Jede Figur für sich ist dabei unglaublich vielschichtig und interessant beschrieben. Die Contessa ist stark und selbstbewusst. Sie weiß, wie sie ihren Willen durchsetzt und wirkt gleichzeitig unsicher und teilweise fast hilflos. Sie verbirgt eine Vergangenheit, vor der sie geflohen ist, die sie aber niemals loslassen konnte und baut daher eine Mauer um sich herum – niemals wieder will sie enttäuscht werden. Im Laufe des Romans beginnt ihre Fassade jedoch zu bröckeln, sie fängt an, sich selbst zu akzeptieren und zu sich zurückzufinden und beginnt dann auch endlich Liebe und Gefühle für andere zuzulassen…
Pietro, der Waisenknabe, der sich zwar durchsetzen kann, aber dennoch nicht so richtig etwas vom wirklichen Leben weiß. Ein Junge mit einem großen Herzen und Gerechtigkeitssinn, der schließlich sein Leben riskiert, um die Contessa zu beschützen. Eine Figur, die ich zunächst etwas skeptisch betrachtet habe, die mich aber am Ende vollkommen überzeugt hat, denn Pietro und sein Handeln sowie seine persönliche Entwicklung sind einfach faszinierend!
Schließlich noch Marta. Marta, das Mädchen, das im Zirkus aufwächst und plötzlich beginnt zu rebellieren. Obwohl sie intelligent und irgendwie interessant ist, habe ich mich mit ihr am wenigsten zurechtfinden können. Ihr Verhalten und ihr Misstrauen den Zirkusleuten gegenüber hat mir überhaupt nicht zugesagt, denn offensichtlich sind die Leute aus dem Zirkus um sie bemüht und es geht ihr keinesfalls schlecht. Zwar verstehe ich ihre Beweggründe und ihre Gefühle, denn die eigene Herkunft nicht zu kennen, muss ein schweres Los sein, dennoch hat mir ihre forsche und teilweise naive Sichtweise nicht immer gefallen. Doch ebenso wie Contessa und Pietro entwickelt auch Marta sich und erkennt am Ende, was den Zirkus wirklich ausmacht – Zusammenhalt, Familie und Freundschaft.
Auch die Nebenfiguren waren unglaublich interessant gestaltet und liebevoll charakterisiert, sodass man jeden einzelnen ins Herz schließen muss.
Bildgewaltig beschreibt der Autor zudem das vergangene Rom und den Freiheitskampf Italiens. Nicht nur einmal habe ich bestimmte Teile der Stadt bildlich vor Augen gehabt und im Kampf um die Stadt schließlich regelrecht mit den Figuren mitgefiebert.
Neben den persönlichen Schicksalen der drei Protagonisten geht es ebenso um die Fotografie und den Freiheitskampf Italiens, dazu um Liebe, Freundschaft und Zusammenhalt. Eine großartige Kombination mit geschicktem Erzählstil, Spannung und Überraschungen.
Gerade der historische Hintergrund zum Freiheitskampf von Italien hat mir sehr gut gefallen, da ich hierüber bisher noch gar nichts wusste.
Ebenso gefallen hat mir die Idee von Pietro die „Wahrheit“ zu fotografieren und nicht nur das „Schöne“ darzustellen. Er reiht sich damit in den Realismus der Kunst ein, der im 19. Jahrhundert aufkam und so manche kontroverse Meinung hervorgerufen hat. Dieses geschieht auch im Buch, doch es gelingt Pietro seine Sicht der Dinge allgemein bekannt zu machen…

Mein Fazit: „Es war einmal in Italien“ ist ein weiterer Roman von einem großartigen Autor, der mich vollständig überzeugt hat. Ein mitreißender und bildgewaltiger Erzählstil, sowie greifbare und unglaublich authentische Figuren in einer Geschichte, die einem ans Herz geht. Ich vergebe 5 von 5 Sternen und empfehle das Buch jedem Liebhaber historischer Romane!

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Veröffentlicht am 31.10.2020

Gepäck

Touch My Heart
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“Nein, absolut nicht, wir beide haben viel zu viel Gepäck. Damit muss man erstmal klarkommen. Alles nur rein geschäftlich.“

„Touch my Heart“ ist ein New Adult-Roman von Michelle Schrenk und Emily Ferguson. ...

“Nein, absolut nicht, wir beide haben viel zu viel Gepäck. Damit muss man erstmal klarkommen. Alles nur rein geschäftlich.“

„Touch my Heart“ ist ein New Adult-Roman von Michelle Schrenk und Emily Ferguson. Er erschien im Juli 2020 im Montlake Verlag von Amazon Publishing und ist der zweite Band der New York Dreams-Reihe.
Lillian ist bereit einen Neuanfang in New York zu wagen, was mit einigen Startschwierigkeiten auch tatsächlich gelingt. Ihre Vergangenheit lässt sie allerdings nicht vollständig los und der Tag, an dem sie sich mit ihr auseinandersetzen muss rückt immer näher und könnte alles zerstören, dass sie sich seit dem Neustart aufgebaut hat…

Auf den zweiten Band der New York Dreams-Reihe hatte ich mich sehr gefreut, denn die Geschichte von Tad und Mary fand ich sehr berührend und emotional. Dieser zweite Band konnte mich dann jedoch leider nicht vollkommen erreichen, denn es gab zu viel Klischee und ein für mich völlig unnötiges und zu klassisches Missverständnis zum Ende der Handlung. Die Plotidee sowie die angerissenen Themen haben mir dabei zwar im Grunde sehr gut gefallen, die Umsetzung wirkte auf mich allerdings etwas zu konstruiert und letztendlich nur wenig einzigartig.
Logan und Lillian gefallen mir als Figuren allerdings sehr gut. Lillian kann man im Grunde nur gernhaben und die Art, mit der sie mit der kleinen Haley umgeht, ist wirklich einzigartig und toll. Lillian schafft es innerhalb kurzer Zeit wieder Freude in das Leben der Familie Westwick zu bringen und lockert die Stimmung im Haus deutlich auf. Der langsame Beginn einer Beziehung zu ihrem Chef Logan ist dabei sehr schön beschrieben und definitiv romantisch. Insgesamt hat es mir sehr gut gefallen, wie die beiden einander näherkommen und füreinander einstehen. Hierbei gibt es genug Probleme und Konflikte, jeder von ihnen hat „Gepäck“ dabei, denn die Vergangenheit lässt sich nun mal nicht begraben. Der Umgang der beiden mit diesen Altlasten und das gemeinsame bewältigen der Krise ist aber einzigartig und wunderschön.
Die Ich-Perspektive von Lillian veranschaulicht ihre Gedanken und Gefühle dabei sehr gut und verstärkt die Spannung um das Ereignis ihrer Vergangenheit, welches sie um jeden Preis verbergen will, das sie aber noch immer stark belastet und schließlich einholt…
Die ersten dreiviertel des Buches haben mir daher sehr gut gefallen und wirkten auf mich sehr authentisch und nachvollziehbar. Erst im letzten Viertel des Buches wurde die Geschichte für mich dann ein bisschen klischeehaft, denn obwohl der eigentliche Hauptkonflikt bereits gelöst war, musste ein weiterer, völlig unbegründeter und durch ein typisches Missverständnis entstandener Streit zwischen dem jungen Paar entstehen, der die zarte Verbindung direkt vollständig in Frage stellt. Dieser, für mich gewollte und übertriebene Konflikt hat für mich leider die gesamte Handlung zerstört und den sonst gut überlegten und romantischen Roman in einem anderen Licht dargestellt – wirklich schade! ☹
Als zweiter Band der „New York Dreams“-Reihe fehlte mir zudem eine klare Verbindung zum ersten Teil der Reihe. Mary und Tad spielen nur zu Beginn eine winzig kleine Rolle, eine weitere Verbindung stellt die Agentin von Tad dar, die auch als Jobvermittlerin für Logan kurz erwähnt wird. Obwohl Mary zu Beginn als Freundin von Lilian vorgestellt wird, taucht sie im Rest des Romans nicht mehr auf und Sam, von der vorher nicht erkennbar war, dass sie eine Freundin von Lillian ist, ist die einzige Verbindung zu Teil 1 der Reihe. Hier fand ich also die Zusammenhänge nicht ganz logisch und finde es sehr schade, dass man von Mary und Tad nichts mehr erfährt. Was ich ebenfalls schade finde ist, dass Logans Vergangenheit lediglich angerissen, aber im Gegensatz zu Lilians Vergangenheit nicht vollständig aufgelöst wird.
Der Schreibstil ist während des gesamten Romans locker und leicht, die Handlung im Grunde ebenfalls eher unkompliziert und leicht lesbar. Humorvolle und niedliche Szenen wechseln sich mit durchaus ernsten Themen ab, die ich als gut gewählt und auch nachvollziehbar und einfühlsam dargestellt empfunden habe.

Mein Fazit: „Touch my Heart“ ist ein unterhaltsamer Roman zum „weglesen“. Mit einer unkomplizierten und leichten Geschichte enthält er berührende, aber auch spannende Momente mit durchaus tiefgründigen Themen. Dabei kann er unabhängig von Band 1 der Reihe gelesen werden, da es keine größeren Verknüpfungen gibt. Mich konnte er leider nicht überzeugen weshalb es von mir nur 3,5 von 5 Sternen gibt.

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Veröffentlicht am 26.10.2020

Loyalität

All das Ungesagte zwischen uns
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„Wenn man beschließt, sich an einen Menschen zu binden, sagt man nicht: ‚Ich verspreche dir, dass ich mich nie mehr zu jemandem hingezogen fühlen werde‘, man sagt: ‚Ich verspreche dir, dass meine Loyalität ...

„Wenn man beschließt, sich an einen Menschen zu binden, sagt man nicht: ‚Ich verspreche dir, dass ich mich nie mehr zu jemandem hingezogen fühlen werde‘, man sagt: ‚Ich verspreche dir, dass meine Loyalität dir gilt, obwohl ich möglicherweise anderen Menschen begegne, zu denen ich mich auch hingezogen fühlen werde.‘“

„All das Ungesagte zwischen uns“ ist ein Roman von Colleen Hoover, übersetzt von Katarina Ganslandt. Er erschien im Oktober 2020 im bold Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Ein schrecklicher Unfall verändert das Leben von Morgan komplett. Und als wäre das nicht schon genug, führt der Unfall ihr auch noch vor Augen, dass ihr gesamtes Leben auf einer Lüge aufgebaut ist und entfremdet sie immer weiter von ihrer Tochter Clara…

„All das Ungesagte zwischen uns“ war mein erster Roman von Colleen Hoover. Als ich angefangen habe ihn zu lesen, kam ich zunächst nicht richtig in die Geschichte hinein und hatte auch eine ganz andere Idee, in welche Richtung die Handlung gehen würde. Ein paar Seiten später hat mich das Buch dann aber tatsächlich gepackt und mich vollständig überrascht. Ich wurde regelrecht in die Handlung eingesogen und konnte den Roman nur noch schlecht aus der Hand legen. Meine Erwartungen wurden indirekt zwar erfüllt, aber insgesamt hatte ich mit einer anderen Handlung gerechnet, weshalb mich die Autorin definitiv überrascht hat.
Colleen Hoover schafft es mit ihrem flüssigen und rasanten Schreibstil durch die gewählte Ich-Perspektive von Morgan und ihrer Tochter Clara Gefühle und Emotionen brillant zu transportieren. Man kann nicht anders, als mit den Figuren mitzuleiden und zu fühlen. Die ausgetragenen Konflikte spiegeln die Realität exakt wider und beschönigen dabei nichts. Lügen, Hass und Ehebruch werden thematisiert und aus mehreren Perspektiven betrachtet. Besonders gut gefallen hat mir dabei, dass die Handlungen von Clara und Morgan von ihnen selbst in Gedanken reflektiert und bewertet werden, sodass man als Leser Teil der Entwicklung der jeweiligen Person ist.
Einige Gedanken und Handlungen regen dabei definitiv zum Nachdenken an und gerade die Aussage von Morgan, dass man, wenn man eine Beziehung eingeht, nicht verspricht, nie wieder jemand anderen attraktiv zu finden, sondern verspricht seinem Partner gegenüber ab sofort loyal zur Seite steht, hat mir unglaublich gut gefallen.
Insgesamt hat mir Morgan sehr gut gefallen. Mit ihrer besonnenen und verantwortungsbewussten Haltung ist sie jemand, den man nur bewundern kann. Sie stellt ihr eigenes Glück hinten an und lebt für ihre Familie. Mit ihrer Schwangerschaft hat sie ihre eigenen räume aufgegeben und sich vollständig auf ihre Familie eingelassen, ohne dabei unglücklich zu sein. Erst durch den Unfall bemerkt sie, dass ihr die Leidenschaft verloren gegangen ist. Sie weiß nicht, was sie gerne macht und wofür sie brennt und muss lernen, was ihre Gefühle ihr schon viele Jahre lang sagen wollten. Ihr innerer Kampf und ihr Umgang mit ihrer Verwirrung und ihren Gefühlen ist sehr intensiv beschrieben und gut nachvollziehbar. Das Loch, in das sie nach dem Unfall fällt ist nachvollziehbar und obwohl sie allen Grund hätte, in diesem zu versinken, kämpft sie sich heraus und baut ihr Leben neu auf.
Der Umgang mit ihrer Tochter Clara zeugt von einer innigen Mutter-Tochter-Beziehung, die durch den Unfall und die daraus resultierenden Ereignisse gehörig aus den Fugen gerät. Clara selbst kämpft dabei mit typischen Teenagerproblemen, der ersten Liebe und der Frage, was Liebe überhaupt bedeutet. Gleichzeitig hat sie einen großen Verlust zu bewältigen und ihre trotzigen Reaktionen sind damit mehr als verständlich. Imponiert hat mir dabei aber ihre persönliche Entwicklung und die Stärke, die sie beweist, als sie schließlich die Wahrheit akzeptiert.
„All das Ungesagte zwischen uns“ ist nicht nur ein Liebesroman, sondern eine Geschichte, die ernste Themen anschneidet und reflektiert. Verknüpft mit einer großartigen Erzählkunst, unerwarteten Wendungen und tiefgründigen Themen wird aus dem Roman ein Werk, das große Gefühle und Emotionen hervorruft und einfach unglaublich berührend und emotional ist. Man ist gezwungen, sich mit dem Thema Loyalität in einer Beziehung auseinanderzusetzen und sich zu fragen, wie man selbst wohl gehandelt hätte.
Einziger Kritikpunkt von mir ist, dass ich gerne noch mehr über die anderen Personen des Romans und ihre Handlungsgründe erfahren hätte, was durch den Unfall allerdings nicht mehr möglich ist. Die von Morgan gefundenen Briefe hätten mich daher sehr interessiert, so lässt die Autorin einen großen Interpretationsspielraum und man kann sich überlegen, was wohl am ehesten zutrifft.

Mein Fazit: „All das Ungesagte zwischen uns“ ist ein bewegender und emotionaler Roman mit tiefgründigen Themen und rasantem Handlungsverlauf. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen und werde definitiv schnellstmöglich weitere Romane der Autorin lesen!

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Veröffentlicht am 26.10.2020

Der Anfang

Die Erben von Seydell - Das Gestüt
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„Manchmal müssen wir Menschen loslassen, die wir mehr lieben als unser Leben, und von vorne anfangen.“

„Die Erben von Seydell – Das Gestüt“ ist der erste Band der Familiensaga um die gleichnamige Familie ...

„Manchmal müssen wir Menschen loslassen, die wir mehr lieben als unser Leben, und von vorne anfangen.“

„Die Erben von Seydell – Das Gestüt“ ist der erste Band der Familiensaga um die gleichnamige Familie Seydell. Er erschien im Oktober 2020 im Goldmann Verlag und ist von einem bekannten Autorenduo unter dem Namen Sophie Martaler geschrieben worden.
London, 1947: Als Elizabeth von ihrem Onkel unerwartet ein Gestüt in Deutschland erbt, scheinen all ihre finanziellen Sorgen gelöst. Leider gestaltet sich der Verkauf dann jedoch schwieriger als gedacht, denn der Miterbe aus Spanien verweigert jegliche Kommunikation mit Elizabeth. Ob das Familiengeheimnis, das hinter dieser Abneigung steht, auch Elizabeths wahre Herkunft verbirgt…?

„Die Erben von Seydell“ ist eine Familiensaga ganz nach meinem Geschmack. Von Beginn an hatte ich das Gefühl mich mitten im Geschehen zu befinden, wobei die Haupthandlung bisher nicht wie erwartet in Elizabeths Zeit spielt, sondern deutlich früher, 1890 auf Gut Seydell beginnt.
Auf dem Gut gerät der Leser in eine Familienfehde, die die beiden Brüder Seydell entzweit und den jüngeren Alexander zu einem Neuanfang im fernen Spanien treibt.
Nahezu alle Figuren konnte ich mehr oder weniger schnell ins Herz schließen, wobei meine Sympathien klar bei dem gradlinigen und zuverlässigen Alexander liegt. Die Brüder könnten unterschiedlicher kaum sein und ein Streit zwischen ihnen war nach dem Tod ihres Vaters meiner Meinung nach unvermeidbar.
Mit Luise, der Frau von Ludwig, konnte ich nur schlecht warm werden, aber ich denke sie ist eine Schlüsselfigur, die polarisieren muss. Sie hat Ecken und Kanten und sieht hauptsächlich ihren eigenen Vorteil, vergisst darüber aber nahezu alle Menschen um sich herum. Trotzdem imponiert sie mir, denn sie kämpft für ihre Ziele und letztlich auch für das fast ruinierte Gestüt Seydell. Gerade der Ehrgeiz und der Mut den sie dabei zeigt, finde ich bemerkenswert.
Neben den gut charakterisierten und authentisch dargestellten Hauptfiguren, sind aber auch die Nebenfiguren liebevoll gezeichnet und haben ihre eigenen Geheimnisse und Geschichten. Gerade die Zofe Martha von Luise finde ich sehr interessant, denn bisher habe ich nicht durchschauen können, was sie verbirgt.
Insgesamt ist die Geschichte der Familie bildlich und emotional dargestellt, auch an Spannung mangelt es nicht. Die Kapitelgestaltung ist wahnsinnig gut gelungen, die Übergänge zwischen den verschiedenen Handlungssträngen sowie die zeitlichen Abläufe sind brillant miteinander verknüpft, die Szenenwechsel geschehen häufig in „Echtzeit“, sodass man das Gefühl hat wirklich mitten im Geschehen zu sein. Die Handlung ist dabei an keiner Stelle zu langatmig oder zu kurz, sondern auf das Wichtigste zusammengefasst. Immer wieder gibt es spannende Wendungen oder offene Fragen, die einen zum Weiterlesen animieren. Der flüssige und mitreißende Schreibstil tut sein Übriges: Man kann den Roman nur schlecht beiseitelegen und auch ich habe ihn in kürzester Zeit ausgelesen.
Neben der fiktiven Geschichte sind zudem historische Fakten mühelos eingearbeitet, was mir in Romanen immer besonders gut gefällt.
Das Ende barg dann gehörige Cliffhanger, weshalb ich nun unendlich gespannt auf die Fortsetzung der Reihe bin und mich wahnsinnig auf die nächsten Bände der Trilogie freue. Bisher ist für mich noch nicht recht klar, wie Elizabeth und Javier aus Spanien miteinander verwandt sein könnten und auch die Rolle von Elizabeths Onkel Robert habe ich noch nicht vollständig verstanden. Auch bin ich gespannt, wie es mit Elizabeth weitergeht, denn sie steckt in Geldsorgen, hängt aber im Grunde ebenso an Pferden wie ihr Onkel es tat… Vielleicht kann es ja sogar eine Zukunft für das Gestüt Seydell geben…?

Mein Fazit: „Die Erben von Seydell“ ist eine Familiensaga mit einer guten Mischung aus Familiendrama und Liebesgeschichte. Ich habe den Roman regelrecht verschlungen und kann die Fortsetzung kaum abwarten. Ich vergebe für den Auftaktband der Buchreihe 5 von 5 Sternen.

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