Wie das Schicksal spielt
Schicksalssterne„Du hast den Mond und einen Stern im Stall – und deine Mia lässt dir jeden Tag im Haus die Sonne scheinen. Wenn das nicht der Himmel auf Erden ist.“
„Schicksalsterne“ ist ein historischer Roman von Sarah ...
„Du hast den Mond und einen Stern im Stall – und deine Mia lässt dir jeden Tag im Haus die Sonne scheinen. Wenn das nicht der Himmel auf Erden ist.“
„Schicksalsterne“ ist ein historischer Roman von Sarah Lark. Er erschien am 28.07.2020 im Bastei Lübbe Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Als Mia und Julius sich 1910 in Deutschland kennenlernen, scheint der gemeinsame Weg in die Zukunft eben und unkompliziert. Der Krieg jedoch, vor dem die beiden aus Deutschland fliehen, entpuppt sich auch in Neuseeland als Gefahr und plötzlich ist alles anders als erhofft. Auch das gemeinsam aufgebaute Gestüt steht vor dem Aus und kann nur durch das Eingreifen der jungen Willie gerettet werden…
Mia und Julius waren mir als Hauptfiguren sofort unglaublich sympathisch. Ich konnte mich dadurch sehr schnell in die Geschichte einfinden und mit den beiden mitfiebern.
Ihr Kennenlernen sowie ihr Umzug nach Neuseeland, das eine leichtere Zukunft ohne Kriegswirrungen zu versprechen scheint, sind zwar zunächst sehr unkompliziert und unspektakulär, der Verlauf der Geschichte ist es dann aber überhaupt nicht mehr. Die Handlung, die leicht und humorvoll beginnt, wendet sich ebenso abrupt, wie das Schicksal des jungen Paars. Der erste Weltkrieg, der zwar in Neuseeland selbst nicht stattfindet, hat aber trotzdem große Auswirkungen auf die Bewohner des Landes. Gerade Einwanderer aus Deutschland stehen plötzlich im Fokus der neuseeländischen Bevölkerungen und werden als Spioniere verhaftet und interniert. Dies geschieht auch Mia und Julius und nur durch den Einsatz der jungen Frau Willie, die sie vor Kurzem auf dem Gestüt aufgenommen haben, kann der Hof gerettet werden.
Im Gegensatz zu Mia und Julius ist Willie mir dabei von Anfang an suspekt gewesen. Sie ist ein Mädchen aus einem armen Haushalt, das aber dennoch weiß was sie will. Sie erkennt schnell, was sie tun muss, um ihre Träume zu verwirklichen und setzt alles daran, diese zu erreichen. Dass sie dabei über Leichen gehen muss, nimmt sie billigend in Kauf. Ihre intrigante und egoistische Haltung hat mich von Beginn an gestört und obwohl mir ihr Durchsetzungsvermögen und ihre Stärke durchaus imponieren, konnte sie mich als Figur nicht überzeugen.
Ganz im Gegensatz zu der jungen Willie steht Mia. Sie ist ein Mädchen aus gutem Hause und musste in ihrem bisherigen Leben nur wenig Leid ertragen. Sie ist gutgläubig und fast schon naiv. Pferde sind ihre große Leidenschaft und eigentlich möchte sie nur, dass alle glücklich sind.
Als sie dann jedoch gezwungen ist, für sich selbst zu sorgen, erkennt sie, was in ihr steckt. Sie trotzt allen Widrigkeiten und kämpft darum, Julius nach dem Krieg wiederzusehen. Sie wächst an ihren Aufgaben und aus der wenig durchsetzungsstarken und naiven jungen Frau wird schließlich eine starke und selbstbewusste Frau, die für sich selbst kämpft. Diese Entwicklung hat mir sehr gut gefallen und spiegelt wieder mal eine typische Figur aus den Romanen der Autorin wider.
Weniger gut gefallen hat mir, dass Julius so gar keine Entwicklung durchmacht. Er ist zwar ein sympathischer Mensch, aber außer seinen Pferden hat er nur wenig Leidenschaft. Er hasst Konfrontationen und entscheidet nur ungern Dinge. Selbst als er Mia fast verliert, findet er nicht selbst eine Lösung, sondern das Schicksal entscheidet sich erneut für ihn. Für seinen Charakter hätte ich mir daher ein bisschen mehr Raffinesse gewünscht, dieses Defizit schmälert allerdings nicht den Lesespaß und wird auch zum Ende des Romans insofern abgerundet, als dass Julius zumindest einsieht, dass er Fehler gemacht hat.
Insgesamt sind aber alle Romanfiguren sehr gut beschrieben. Die jeweiligen Eigenschaften werden schnell klar und die Darstellung ist authentisch.
Auch der Schreibstil des Romans ist, wie immer bei Sarah Lark, unkompliziert und flüssig. Die Geschichte reißt einen mit und ist durch den klassischen Spannungsaufbau interessant und unvorhersehbar. Auch das Ende war für mich sehr überraschend und lange Zeit war ich mir nicht sicher, worauf es schließlich hinauslaufen würde.
Geschickt werden historische Eckdaten und Fakten sowie Details über die Pferdezucht und die Reiterei in die Handlung eingearbeitet. Die historischen Begebenheiten sind dabei nicht so präsent und werden eher beiläufig eingestreut, während die Begriffe der Reiterei gerade zum Anfang sehr stark vertreten sind. Für mich haben sie kein Problem dargestellt, denn da ich lange Zeit selbst geritten bin, waren sie leicht verständlich. Für Neulinge auf diesem Gebiet könnten sie allerdings durchaus schwierig zu verstehen sein, hier würde ein Glossar sehr helfen.
Sehr gefallen hat mir, dass der Buchtitel im Roman immer wieder aufgegriffen wird und dass auch die Pferdenamen immer wieder eine Bedeutung bekommen.
Insgesamt hat mir natürlich auch die große Präsenz der Pferde sowie die Liebe der Hauptfiguren zu den Tieren sehr gut gefallen.
Die eingearbeiteten Fakten über den ersten Weltkrieg sowie die Beschreibung des bereits dort sehr präsenten Judenhasses waren mir bisher nur wenig bekannt, weshalb ich sie sie sehr interessant fand.
Mein Fazit: Sarah Lark hat erneut einen großen und brillanten Roman vor der wunderschönen Kulisse Neuseelands geschrieben. Er eignet sich besonders für Pferde- und Leseliebhaber und lässt sich während des Lesens nur schwer beiseitelegen. Ich vergebe 5 von 5 Sternen für einen Roman über Liebe, Mut, Hass und Intrigen vor den Wirrungen des ersten Weltkrieges.