Profilbild von Lesefee2305

Lesefee2305

Lesejury Star
offline

Lesefee2305 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lesefee2305 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.04.2020

Hexenjagd

Verbena
0

„Zu lange sind wir Hüter unserer Aufgabe nicht nachgekommen, haben die redlichen Menschen – wie ihr es seid – nicht genug vor diesem Abschaum geschützt. Ab dem heutigen Tag werden wir aufräumen.“

„Verbena ...

„Zu lange sind wir Hüter unserer Aufgabe nicht nachgekommen, haben die redlichen Menschen – wie ihr es seid – nicht genug vor diesem Abschaum geschützt. Ab dem heutigen Tag werden wir aufräumen.“

„Verbena – Hexenjagd“ ist der erste Band einer Fantasyreihe von Ruth Anne Byrne. Er erschien im März 2020 im Fabulus Verlag.
Gerade als im Land die Jagd auf sogenannte „Begabte“ beginnt, erfährt Verbena, die junge Heilerin, dass sie selbst eine ungewöhnliche Fähigkeit besitzt. Sie kann sich mit einem Marder verbinden und durch dessen Augen sehen. Damit ist sie selbst eine der Gesuchten und in großer Gefahr, wünscht sich aber eigentlich nichts anderes außer der Normalität, die die anderen in ihrem Alter erleben…

Im Fantasy-Bereich bin ich normalerweise nur sehr selten unterwegs. Daher hatte ich zunächst eine gewisse Skepsis dem Roman gegenüber, habe mich aber letztendlich entschieden, ihm eine Chance zu geben. Darüber bin ich nun mehr als froh, denn „Verbena – Hexenjagd“ hat mir wirklich sehr gut gefallen. Der Roman bewegt sich eher im Bereich des „Low-Fantasy“, es treten nur wenige magische oder mystische Elemente auf und es handelt sich um eine typische Episodenerzählweise, die in mehreren Bänden das Leben der jungen Heilerin Verbena beschreibt. Dabei vertritt Verbena typische Denkweisen und Wünsche eines jungen Mädchens. Sie möchte sich amüsieren, sich verlieben und einfach ein fröhliches Leben führen. Sie ist als Findelkind von ihrer Ziehmutter aufgezogen und zur Heilerin ausgebildet worden und dementsprechend zuverlässig und pflichtbewusst. Abgesehen davon ist sie sympathischer, interessierter und fröhlicher Mensch, der, wie auch die Nebenfiguren, authentisch dargestellt wird. Hierbei gibt es die klassische Einteilung in „gut und böse“, schnell wird deutlich welche Figuren auf welcher Seite stehen.
Als Protagonistin mit typischen Problemen, die auch in New-Age Romanen thematisiert werden, hat Verbena mir sehr gut gefallen. Das Einbinden ihrer „Begabung“ und der damit verbundenen Ängste und Sorgen, passt sehr gut zum erwachsen werden der jungen Frau. Durch die Jagd der Hüter nach den Begabten fallen Verbena und ihre Ziehmütter natürlich sofort in das typische Hexenklischee und müssen sich mit Anfeindungen und Vorurteilen der Bürger auseinandersetzen. Und als wären dies nicht schon genug Sorgen, müssen sie sich zudem um den verletzten jungen Mann kümmern, der offenbar auf der Straße überfallen wurde und seitdem blind ist. In Verbena weckt er außerdem Gefühle, die über eine Freundschaft hinausgehen und verwirrt sie damit noch mehr als es ohnehin der Fall ist.
Gefallen hat mir auch der Name der Protagonistin, der an die Pflanze Verbene (Eisenkraut) erinnert und damit, obwohl die Pflanze eher eine Zier- und keine Heilpflanze ist, bereits eine Assoziation zum Beruf der jungen Frau hervorruft.
Verbenas widersprüchliche Gefühle, Ängste und Gedanken werden durch die Ich-Perspektive gut vermittelt. Ich konnte mich sehr gut mit Verbena identifizieren und fand den Roman, der Aspekte aus mehreren Genres vereint und dabei auch Spannung und Romantik nicht auf der Strecke lässt, sehr gelungen. Der flüssige und leichte Schreibstil beschert dem Leser einen guten Lesefluss und die unterhaltsame Geschichte zwingt einen zum Weiterlesen. Der Cliffhanger am Ende schürt dann auch entsprechend Lust auf die folgenden Bände, die ich keinesfalls verpassen möchte!

Mein Fazit: Ich habe mal wieder erkannt, dass es auch abseits meines typischen Genres sehr lesenswerte Roman gibt und habe mich beim Lesen von „Verbena -Hexenjagd“ wirklich gut unterhalten gefühlt. Es ist ein Jugendroman mit klassischen Themen und Figuren, dessen Geschichte gut umgesetzt und spannend erzählt wird. Ich vergebe 4 von 5 Sternen und freue mich auf die folgenden Bände!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.04.2020

Das Hudson-Projekt

Das Rosie-Resultat
0

„Wir alle sind Sonderfälle.“ – Albert Camus

„Das Rosie-Resultat“ ist ein Roman von Graeme Simsion, übersetzt von Annette Hahn. Er erschien im März 2020 im S. Fischer Verlag und ist der dritte Band der ...

„Wir alle sind Sonderfälle.“ – Albert Camus

„Das Rosie-Resultat“ ist ein Roman von Graeme Simsion, übersetzt von Annette Hahn. Er erschien im März 2020 im S. Fischer Verlag und ist der dritte Band der Buchreihe um Rosie und Don.
Hudson ist mittlerweile 10 Jahre alt und Don erkennt immer mehr Gemeinsamkeiten zwischen seinem jüngeren Ich und seinem Sohn. Während er sich vornimmt, Hudson beizubringen, wie man soziale Kontakte knüpft und sich in die Gesellschaft integriert, fällt sein Sohn in der Schule auf und an die Versetzung auf die Highschool wird von der Schulleiterin eine Untersuchung auf Autismus gefordert. Doch bringt eine solche Diagnose nicht mehr Schaden als Nutzen und ist Hudson wirklich ein Mensch mit Autismus?

Der Schwerpunkt der Romanreihe verschiebt sich in diesem Band auf Menschen mit Autismus und den Umgang der Gesellschaft mit ihnen. Anhand von Hudsons Geschichte werden Beispiele für Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten dargestellt, aber auch kontroverse Aspekte beleuchtet und diskutiert. So thematisiert die Handlung nicht nur die korrekte Bezeichnung von „Autisten“ oder fachlich korrekter „Menschen mit Autismus“, sondern auch die Folgen, die eine entsprechende Diagnose mit sich bringen kann und die nicht immer unbedingt vorteilhaft für den Betroffenen sein muss. Zudem wird die Frage aufgeworfen, ob ein Mensch mit Autismus überhaupt ein „Betroffener“ ist oder ob der Autismus eben ein Teil der Persönlichkeit ist.
Diese Betrachtung der unterschiedlichen Meinungen hat mir sehr gut gefallen und auch die Darstellung ist anschaulich und präzise gelungen. Dem Leser wird keine Meinung aufgezwungen, man kann sich seine eigenen Gedanken machen und sich fragen, wie offen oder tolerant man zu Menschen ist, die „anders“ sind.
Der Grundton des Romans wechselt durch die andere Schwerpunktsetzung von amüsant zu ernst und wird dadurch von einer Komödie zu einem fundierten und lesenswerten Roman mit eher sachlichem Thema. Der Schreibstil an sich blieb dabei aber flüssig und unkompliziert, die Charaktere wurden erneut gut dargestellt und wirken authentisch, der Leser erhält nebenbei wertvolle Einblicke und Ideen zu einem wichtigen und bewegenden Thema.
Es wird deutlich, dass Don mittlerweile noch besser mit den Emotionen und Gefühlen andere Personen umgehen kann und seine erlernten Fähigkeiten sogar an seinen Sohn weitergeben kann. Auch ist er weiterhin bemüht, nicht nur seine eigenen Probleme oder die seiner Familie zu unterstützen, sondern auch seine Freunde bestmöglich zu unterstützen. Die Art und Weise, mit der er die auftretenden Unwägbarkeiten angeht, ist und bleibt natürlich speziell und auch seine Lernmethoden sind teilweise etwas skurril, auch wenn die meisten Handlungen doch gewöhnlicher und weniger lustig waren, als in den vorherigen Bänden. Die Entwicklung von Don hat mir aber sehr gut gefallen, denn sie zeigt, wie Dinge einem leichter fallen können, wenn man von den richtigen Menschen dabei unterstützt wird.
Für mich ist „Das Rosie-Resultat“ leider trotzdem der schwächste Band der „Rosie-Reihe“. Ausgehend von den vorherigen Bänden hatte ich eine Komödie mit viel Humor erwartet und wurde in dieser Hinsicht eher enttäuscht. Allerdings glaube ich, dass mir der Roman besser gefallen hätte, wenn ich mit einer anderen Erwartungshaltung an ihn herangegangen wäre, und keine Komödie vorausgesetzt hätte. Insgesamt war der dritte Band der Reihe nämlich gut ausgearbeitet und thematisiert ein wichtiges Thema, mit dem ich mich bisher nur sehr wenig auseinandergesetzt habe. Mir gefällt gut, dass der Autor ein Thema für seine Romanreihe gewählt hat, dass in der Literatur eher ungewöhnlich und einzigartig ist.

Mein Fazit: Da ich eine Komödie erwartet habe, aber einen Roman mit einem unglaublich wichtigen Thema bekommen habe, und ich dadurch nicht richtig mit dem Buch warm werden konnte, vergebe ich nur 4 von 5 Sternen für „Das Rosie-Resultat“. Trotzdem handelt es sich um einen Roman, der das Herz berührt und beim Leser die Frage aufwirft, wie tolerant oder offen man Menschen gegenübertritt, die „anders“ sind.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.03.2020

Das Projekt Baby

Der Rosie-Effekt
0

„Zunächst einmal widersprach die Formulierung den Grundlagen der Biologie. Sie implizierte, dass sich nicht nur Rosies, sondern auch mein Zustand geändert hätte.“
„Der Rosie-Effekt“ ist eine romantische ...

„Zunächst einmal widersprach die Formulierung den Grundlagen der Biologie. Sie implizierte, dass sich nicht nur Rosies, sondern auch mein Zustand geändert hätte.“
„Der Rosie-Effekt“ ist eine romantische Komödie von Graeme Simsion, übersetzt von Annette Hahn. Er erschien im September 2014 im S. Fischer Verlag und ist der zweite Band der Buchreihe um Rosie und Don.
Ein Satz, der alles verändert: „Wir sind schwanger.“ Und das auch noch ungeplant. Nachdem Don und Rosie gemeinsam nach New York gezogen sind, stellt das neue Leben sie nun nach nur 10 Monaten und 10 Tagen vor neue Probleme. Während Rosie versucht Schwangerschaft und Studium miteinander zu vereinbaren, geht Don die Schwangerschaft mit seiner eigenen Logik an. Leider lässt sich dieses Thema nicht nur durch die Wissenschaft lösen und während Don versucht die Probleme seiner Freunde zu lösen, manövriert er sich selbst von der einen Katastrophe in die nächste und riskiert schließlich fast die Ehe zu Rosie…

Wie schon im ersten Band beschreibt Graeme Simsion mit viel Witz und Humor das Leben von Don und Rosie.
Don hat sich durch das Leben mit Rosie verändert, seine Entwicklung hat mir hierbei sehr gut gefallen. Natürlich ist er noch immer er selbst und Spontanität, Chaos und soziale Kontakte fallen ihm schwer, trotzdem ist er weniger pedantisch und neigt sogar manchmal zu spontanen Entschlüssen. Auch sein Freundeskreis hat sich in New York erweitert und Treffen mit anderen Menschen fallen ihm gerade mit Rosie an seiner Seite leichter als früher.
Sein Verhalten ist allerdings nach wie vor eher sonderbar und hat mich daher erneut häufig zum schmunzeln gebracht. Wie in einer Komödie üblich, manövriert er sich von einer misslichen Situation in die nächste und verstrickt sich plötzlich in Lügen, die ihm sichtlich schwerfallen. Immer wieder musste ich die Logik seiner Gedanken loben und teilweise herzlich über die Missverständnisse im sozialen Umgang lachen. Die Ich-Perspektive ist dabei wieder sehr gut gewählt, da durch sie die Handlungen von Don viel besser nachvollzogen werden können und nur durch sie einige humorvolle Szenen entstehen können.
Als Protagonist konnte er erneut überzeugen und auch die Nebenfiguren, sowie natürlich Rosie sind gut dargestellt und charakterisiert.
Neben den vielen lustigen Aspekten und überspitzt dargestellten Situationen werden aber auch generelle Beziehungsprobleme und Probleme während der Schwangerschaft beleuchtet, die wohl auch „normalen“ Paaren begegnen. Zudem wird klar, wie wichtig Freundschaften sind und auch das Reden miteinander viele Missverständnisse lösen kann. Diese ernsten Aspekte haben mir neben den vielen eher unterhaltsamen Szenen wirklich gut gefallen.
Der Schreibstil war erneut sehr flüssig und leicht, sodass ich auch diesen Band innerhalb kürzester Zeit durchgelesen habe. Auch an Spannung mangelte es dem Roman nicht und ich war einige Zeit wirklich unsicher, wie das Buch ausgehen würde.

Mein Fazit: Eine wunderschöne Fortsetzung des „Rosie-Projektes“ mit viel Witz und Charm im klassischen Gewand einer romantischen Komödie! Erneut ein origineller Roman der witzige und ernste Themen brillant miteinander verknüpft! Ich vergebe 5 von 5 Sternen und freue mich auf das „Rosie-Resultat“!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.03.2020

Das Projekt Ehefrau

Das Rosie-Projekt
0

„Gene hat mir die inkompatibelste Frau der Welt geschickt. Eine Barfrau. Sie ist unpünktlich, Vegetarierin, unorganisiert, irrational, lebt ungesund, raucht […].“

„Das Rosie-Projekt“ ist ein Roman von ...

„Gene hat mir die inkompatibelste Frau der Welt geschickt. Eine Barfrau. Sie ist unpünktlich, Vegetarierin, unorganisiert, irrational, lebt ungesund, raucht […].“

„Das Rosie-Projekt“ ist ein Roman von Graeme Simsion, übersetzt von Annette Hahn. Er erschien im Dezember 2013 im S. Fischer Verlag und ist der erste Band der Buchreihe um Rosie und Don.
Don Tillmann ist effizient, pünktlich und organisiert. Anders ausgedrückt, er ist Pedant und im Umgang mit anderen Menschen eher unbeholfen, weshalb er bisher, trotz seines entwickelten Fragebogens auch noch keine geeignete Partnerin finden konnte. Auf der Suche nach einer Ehefrau begegnet er schließlich Rosie, welche all das verkörpert, was Don ablehnt. Sie raucht, ist unpünktlich und chaotisch, gleichzeitig aber wahnsinnig interessant. Lässt Liebe sich vielleicht doch nicht berechnen…?

Vom „Rosie-Projekt“ hatte ich schon viel gehört, war aber bisher nicht dazu gekommen es zu lesen oder den gleichnamigen Film zu sehen. Nachdem ich nun aber Band 1 der Buchreihe gelesen habe, frage ich mich, was mich bisher davon abgehalten hat. Denn ich bin begeistert! Graeme Simsion schafft es mit seinem Debut-Roman vollends zu überzeugen. Mit einem flüssigen und humorvollen Schreibstil beschreibt er die Suche des intelligenten, aber sozial inkompetenten Genetikprofessors Don nach einer für ihn geeigneten Ehefrau.
Obwohl es auf der Hand zu liegen scheint, dass Don autistische Züge hat, ist offiziell keine Krankheit bei ihm diagnostiziert worden. Klar ist aber, dass er anders ist und Empathie, sowie generelle Zwischenmenschliche Aspekte für ihn nur schwer zu verstehen sind. Umso besser kann er dafür Dinge analysieren und lernen. Für viele Menschen in seiner Umgebung ist er ein Komiker und mit der Rolle des „Klassenclowns“ hat er sich schon zu Schulzeiten abgefunden. Trotzdem wünscht er sich an seiner Seite eine Frau, die zu seinen Vorstellungen passt.
Als er dann jedoch Rosie kennenlernt verändert sich alles. Don erkennt, dass man sich manchmal Dinge abseits des üblichen Tagesplans erlauben darf und dass gerade spontan geplante Unternehmungen viel Spaß bringen können. Durch Rosie beginnt er eine neue Ansicht der Dinge kennenzulernen und legt nach und nach einige seiner extrem pedantischen Verhaltensweisen ab.
Die Unbeholfenheit und die analytische Denkweise, mit der Don seinen Alltag und die Beziehung zu Rosie angeht, machen ihn für mich sehr sympathisch und viele seiner Gedanken brachten mich zum Schmunzeln. Die Ich-Perspektive ist für diesen Roman grandios gewählt, da durch sie die Denkweise des Protagonisten viel besser verstanden werden kann.
Ich habe beim Lesen unglaublichen Spaß gehabt und würde den Roman durchaus als romantische Komödie bezeichnen. Mit viel Witz und Charme wird das Kennenlernen von Rosie und Don beschrieben, gleichzeitig wird aber auch vermittelt, dass Liebe eben nicht berechenbar ist und dass der „scheinbar perfekte“ Partner doch nicht immer der Richtige für einen ist.
Die Idee einen Protagonisten mit Asperger-Syndrom oder zumindest autistischen Zügen auszuwählen hat mir sehr gut gefallen. Teilweise fühlte ich mich an die Krimiserie „Monk“ erinnert, in der ähnliche Verhaltensweisen dargestellt werden, die mir aber ebenfalls immer gut gefallen hat.

Mein Fazit: Ein unglaublich schöner Liebesroman. Humorvoll, rasant und wunderschön! Eine originelle, romantische Komödie mit einem Thema, dass ich so bisher noch nie betrachtet habe! Ich vergebe 5 von 5 Sternen und freue mich auf die weiteren Bände!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.03.2020

Liebe macht blind

Die Tochter der Bettlerin
0

„Ihre Liebe zu Trenck würde auf ewig unerwidert bleiben, damit musste sie sich abfinden.“

„Die Tochter der Bettlerin“ ist ein historischer Roman von Nora Berger. Er erschien im Dezember 2019 im Tinte ...

„Ihre Liebe zu Trenck würde auf ewig unerwidert bleiben, damit musste sie sich abfinden.“

„Die Tochter der Bettlerin“ ist ein historischer Roman von Nora Berger. Er erschien im Dezember 2019 im Tinte und Feder Verlag von Amazon Publishing und ist in sich abgeschlossen.
Anna ist die Tochter einer Bettlerin, aber fest entschlossen, nicht ebenso zu enden wie ihre Mutter. Daher flieht sie eines Tages aus ihrem Zuhause und gelangt durch viel Glück an eine Stellung im Hause Trenck. Dort verliebt sie sich hoffnungslos in den Sohn Friedrich, der als Offizier hoch in der Gunst des Königs steht. Leider wird ihre Liebe nicht erwidert, sondern ausgenutzt, indem Friedrich sie geheime Botschaften an seine Geliebte Amalie überbringen lässt. Schließlich verliert Anna jedoch ihre Stellung und auch Friedrich verliert die Gunst des Königs. Während der Freiherr im Arrest sitzt, verdingt Anna sich als Mann verkleidet in der preußischen Armee und fasst den Entschluss Friedrich zu retten…

Leider war „Die Tochter der Bettlerin“ ein historischer Roman, mit dem ich mich sehr schwergetan habe. Obwohl die Inhaltsangabe vielversprechend klang, bin ich erst im letzten Romandrittel richtig in die Geschichte hineingekommen. Der Anfang war sehr zäh, Beschreibungen und Gespräche zogen sich hin, waren häufig sehr langwierig und dabei eigentlich nur Nebensächlichkeiten ohne Bezug zur Haupthandlung.
Die Protagonistin Anna wird in weiten Teilen der Geschichte gar nicht erwähnt und mutet daher eher wie eine Nebenfigur an, während der Hauptteil der Geschichte das Leben von Friedrich von der Trenck, König Friedrich II und dessen Schwester Amalie beschreibt.
Auch die Romanfiguren an sich haben mir insgesamt leider nicht zugesagt. Bei Anna, der Tochter der Bettlerin, dachte ich zunächst, sie sei eine interessante junge Frau mit Mut und Selbstbewusstsein, die sich mit ein wenig Glück einen besseren Platz im Leben erkämpft. Allerdings wurde ich eines Besseren belehrt und dachte letztlich, dass sie einfach mehr Glück als Verstand hat und sich durch ihre Naivität und ihren Liebeswahn permanent in prekäre Situationen manövriert, aus denen sie dann aber meist doch irgendwie wieder herauskommt. Dieses offensichtliche Pech und traurige Schicksal hat mich sehr angestrengt und für mein Empfinden hätte eine Vergewaltigung in der Handlung ausgereicht… Angetrieben von ihrer unerwiderten und hoffnungslosen Liebe zum Freiherrn von Trenck begibt sie sich auf einen Lebensweg, der für sie selbst nicht viel bereithält, aufkommende Chancen ergreift sie nicht und als sie erkennt, dass ihre Liebe niemals erwidert werden wird, scheint ihre getroffene Entscheidung nur noch der letzte Ausweg zu sein, keine Tat aus Zuneigung oder gar Liebe…
Auch der Freiherr von Trenck, der als egoistischer und selbstverliebter junger Mann hoch in der Gunst des Königs steht, ist keine sympathische Figur. Seine Handlungen sind von Anfang an nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht, er ist jähzornig und hitzköpfig. Frei nach dem Motto „Hochmut kommt vor dem Fall“ bemerkt er nicht, wie seine Kameraden ihm die gehobene Stellung neiden und ihm die Liebe zur Schwester des Königs missgönnen, sodass er sehenden Auges in sein eigenes Unglück rennt…
Sehr gefallen haben mir allerdings die historischen Details über Friedrich den Großen. Die Liebe zu seinen Windspielen, sein fragwürdiger Charakter und großes Kriegsgeschick waren mir in Teilen schon vorher bekannt, mein Wissen darüber konnte ich aber noch einmal ergänzen.
Den Schreibstil des Romans empfand ich über weite Strecken als eher abgehackt und historische Begebenheiten, gerade der Kriegsfortschritt und die Probleme und Taten des Königs wurden für mein Empfinden zu ausführlich beschrieben. Dadurch verlor die eigentliche Handlung an Spannung und der Lesefluss geriet ins Stocken.
Erst im letzten Buchdrittel konzentrierte sich die Geschichte dann wieder auf den eigentlichen Plot und das lesen fiel mir deutlich leichter. Der Schreibstil wurde flüssiger und die Geschichte spannend, sodass zum Ende wirklich noch einmal ein gewisser Lesespaß aufkam.

Mein Fazit: Leider hat mich „Die Tochter der Bettlerin“ eher enttäuscht. Über weite Strecken fand ich den Roman eher zäh und uninteressant, auch die Figuren konnten mich leider nicht wirklich ansprechen. Erst das letzte Drittel konnte mich dann schließlich fesseln und in die Geschichte hineinziehen. Da ich aber die Idee des Romans und auch das Thema insgesamt gut finde und ich den Roman mit einem guten Gefühl beendet konnte vergebe ich 3 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere