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Veröffentlicht am 27.02.2020

Faszination Einhorn

In Kalabrien
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„Weißt du eigentlich, bist du dir je bewusst, wie unmöglich und wunderbar du mein Leben gemacht hast?“

„In Kalabrien“ ist eine Fantasy-Kurzgeschichte des Autors Peter S. Beagle. Sie erschien im Februar ...

„Weißt du eigentlich, bist du dir je bewusst, wie unmöglich und wunderbar du mein Leben gemacht hast?“

„In Kalabrien“ ist eine Fantasy-Kurzgeschichte des Autors Peter S. Beagle. Sie erschien im Februar 2018 im Klett Cotta Verlag.
Claudio Bianchi lebt alleine und zurückgezogen auf seinem Hof in Kalabrien, bis eines Tages ein Einhorn bei ihm auftaucht. Schnell wird dem alten Mann klar, dass die ruhigen Tage für ihn gezählt sind, sobald weitere Menschen vom Einhorn erfahren. Leider meint das Schicksal es nicht so gut mit Claudio und schneller als gedacht steht nicht nur ein Haufen Reporter vor Claudios Tür, sondern auch die kalabrische Mafia erhebt Anspruch auf das Einhorn...

Nachdem ich eigentlich „Das letzte Einhorn“ von Peter S. Beagle lesen wollte und nicht „In Kalabrien“, es aber bei der Vergabe der Rezensionsexemplare eine Verwechslung gab, kam ich unverhoffter Weise zu einer mir unbekannten Geschichte des Autors. Die Kurzgeschichte ist eine Hommage an das wohl bekannteste Fabelwesen unserer Zeit – das Einhorn.
Claudio Bianchi lebt alleine und zurückgezogen in den Bergen Kalabriens. Mit der Liebe will er nichts mehr zu tun haben und auch Freundschaften liegen ihm nicht mehr am Herzen. Lediglich seine Tiere pflegt er mit wahrer Hingabe. Als eines Tages ein Einhorn in seinem Garten steht, kann er die Situation nur schwer begreifen, schnell wird ihm jedoch klar, dass dieses Wesen etwas Magisches umgibt, und dass es sein komplettes Leben verändern wird.
Diese Veränderung tritt dann auch tatsächlich ein, denn nachdem Journalisten von dem Einhorn fahren, herrscht reger Trubel auf dem sonst so friedlichen Hof und auch mit Bianchi selber geschieht etwas. Der mürrische alte Mann beginnt sich zu öffnen und sich auf Menschen einzulassen, für die er sogar sein Leben lassen würde. Seine Gefühle und Gedanken sind gut dargestellt und nachvollziehbar. Angst und Verwirrung und auch die schließlich an Dummheit grenzende Entschlossenheit passen zu dem Eigenbrötler. Seine Handlungen sind authentisch dargestellt und waren für mich greifbar, wenn ich auch teilweise mit der knappen Darstellung und den abrupten Szenenwechseln zu kämpfen hatte.
Dennoch blieben weder die Handlung, noch die Spannung auf der Strecke und durch die an sich flüssige Schreibweise war der Roman an sich leicht und schnell lesbar. Die schnörkellosen und geradlinigen Beschreibungen passen zum Genre der Kurzgeschichte und sind für mich nur deswegen ungewohnt, da ich Bücher dieser Art nur selten lese.
Das Hauptthema des Buches sind für mich die übertriebene Sensationsgier und der Wahnsinn, mit dem die Menschen versuchen etwas Besonderes sehen zu können. Ohne Rücksicht auf andere Menschen, Tiere oder die Umwelt versuchen sie eine Sensation zu entdecken oder ihrer sogar habhaft zu werden. Auch die Zerstörung von Umwelt und Lebewesen wird dafür in Kauf genommen. Nur wenige Menschen erkennen diese unnötige Gier und können versuchen ihr entgegenzuwirken. Dieses Thema ist heutzutage aktueller denn je und wird in der Kurzgeschichte unglaublich gut dargestellt.

Mein Fazit: Die Fantasy-Kurzgeschichte „In Kalabrien“ entspricht in keiner Weise meinem Wohlfühlbuchgenre und hat mich trotzdem auf eine gewisse Art packen können. Das Einhorn als Fabelwesen bringt etwas Magisches mit sich, dessen Faszination sich kaum jemand entziehen kann. Dieses verpackt der Autor in eine Geschichte, die eine Botschaft vermittelt, dabei aber kurz und bündig ist und ohne große Schnörkel auskommt. Für Leser, die gerne Kurzgeschichten lesen und sich in diesem Genre wohlfühlen ist „In Kalabrien“ sicherlich genau das Richtige. Ich für meinen Teil vergebe lediglich 3,5 von 5 Sternen für eine Geschichte, die an sich gut strukturiert und beschrieben ist, die mich aber nicht vollständig packen konnte und mir häufig zu kurz gefasst war.

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Veröffentlicht am 25.02.2020

Das Phantom des Rotlichtmilieus

Der Sozius
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„Das ist dein Leben, deins ganz allein! Es ist das einzige Kapital, das du hast. Und das darfst du genau so einsetzen, wie du es willst!“

„Der Sozius“ ist ein Kurzkrimi von Lyl Boyd. Er erschien im November ...

„Das ist dein Leben, deins ganz allein! Es ist das einzige Kapital, das du hast. Und das darfst du genau so einsetzen, wie du es willst!“

„Der Sozius“ ist ein Kurzkrimi von Lyl Boyd. Er erschien im November 2019 bei Books on Demand.
Während die junge Literaturstudentin Teresa an ihrem ersten Roman schreibt, versuchen ihre Eltern sie von einem „vernünftigen“ Studiengang zu überzeugen. Nur ihr guter Freund Schneider hält zu ihr und ermuntert sie, ihre Recherchen über „den Sozius“, ein Phantom des Hamburger Rotlichtmilieus, fortzuführen und die Geschichte zu vermarkten. Im Laufe der Buchrecherche fühlt Teresa sich jedoch plötzlich verfolgt und gerät schließlich in ernste Gefahr…

Kurzkrimis und Krimis im Allgemeinen sind normalerweise nicht mein Genre. Da ich aber gerne einmal abseits meiner Wohlfühlzone lese, habe ich versucht mich auf die Geschichte einzulassen. Leider begann „Der Sozius“ direkt mit einer Handlung, die für mich nicht greifbar war und bei der ich nicht festmachen konnte, ob sie real oder Fiktion ist. Dass dies Teil der Buchstrategie war, wurde mir erst später klar, die Irritation legte sich aber trotzdem bis zum Ende nicht vollständig.
Der Krimi wechselt zwischen der von Teresa geschriebenen Geschichte über „Den Sozius“, ein Phantom des Hamburger Rotlichtmilieus, und der Geschichte von Teresa selbst, jedoch sind die Übergänge häufig ohne Absatz und Handlung wirkt oft abgehakt. Ich hatte mit diesem Schreibstil arge Probleme und fand, dass er kein wirklich flüssiges Lesen zugelassen hat. Die fehlenden Absätze waren für mich irritierend, da die Handlungssprünge dadurch nicht so leicht nachvollziehen ließen. Möglicherweise sind diese aber auch in der endgültigen Version des Romans besser eingeteilt, denn mein Leseexemplar war nur ein ebook-Rezensionsexemplar.
Nichtsdestotrotz waren mir viele Zusammenhänge nicht sofort klar und die thematisierten Verschwörungstheorien waren für mich nur schwer greifbar.
Durch die Buchform als Kurzkrimi erfährt der Leser nur sehr wenig über die Protagonistin Teresa, weshalb sie mir auch nicht wirklich sympathisch werden konnte. Zwar setzt sie ihren Lebenstraum durch und hält an ihrem Wunsch fest Literatur zu studieren und Autorin zu werden, was mir durchaus imponiert und auch eine wichtige Botschaft an den Leser vermittelt, davon abgesehen blieb sie für mich aber nur wenig greifbar. Ihr Verfolgungswahn war für mich nur schwer nachvollziehbar und auch ihr guter Freund Schneider blieb für mich eher suspekt, obwohl er ja eigentlich „den Guten“ darstellen soll.
Obwohl meines Erachtens die Spannung im Roman nicht zu kurz kam, sich die meisten Fragen und Rätsel schließlich auflösten und das Ende sogar noch eine Überraschung bereithielt, hat mich der Kurzkrimi insgesamt leider nicht vollständig überzeugen können. Daher vergebe ich leider nur 3 von 5 Sternen, kann mir aber durchaus vorstellen, dass es Leser gibt, denen dieses Genre gefällt und die ein bisschen Irritation und Rätselraten beim Lesen mögen.

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Veröffentlicht am 25.02.2020

Wiederholung der Geschichte

Glanz der Ferne
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„Als Kind hatte sie verzweifelt versucht, sie Liebe des Vaters zu erringen. Ihr war jedoch nur Kälte entgegengeschlagen […]“

„Glanz der Ferne“ ist ein historischer Roman von Iny Lorentz. Er erscheint ...

„Als Kind hatte sie verzweifelt versucht, sie Liebe des Vaters zu erringen. Ihr war jedoch nur Kälte entgegengeschlagen […]“

„Glanz der Ferne“ ist ein historischer Roman von Iny Lorentz. Er erscheint am 02.03.2020 im Knaur Taschenbuchverlag und bildet den Abschluss der „Berlin-Trilogie“.
Die junge Vicky von Gentzsch trägt seit ihrer Geburt die Schuld am Tod ihrer Mutter. Ihre Familie hat sie dies stets spüren lassen und erst durch den Umzug nach Berlin lernt sie, was es bedeutet geliebt zu werden. In der Großstadt nämlich, wird sie von ihrer Familie und besonders von ihrer Großmutter Theresa aufgenommen und kann mithilfe ihrer Cousinen endlich ein Internat besuchen ohne negativ aufzufallen. Trotzdem sind die Zeiten turbulent und während ihr Onkel versucht die Tuchfabrik aufrecht zu erhalten, gerät Vicky in eine Intrige, die nicht nur ihr selbst, sondern auch dem Ruf ihrer Familie schaden soll…

Der Abschluss der „Berlin-Trilogie“ hat mir, wie schon Band 1 und 2 der Reihe, sehr gut gefallen.
Zu Beginn des Romans werden alle vorkommenden Figuren kurz vorgestellt. Dabei gibt es eine Reihe bekannter Gesichter, die den Einstieg erleichtern, wobei auch einige neue Namen und Personen auftauchen, die aufgrund ihrer Vielzahl nicht so einfach zuzuordnen sind. Ein Personenverzeichnis am Ende des Buches garantiert hier aber guten Überblick, sofern man ihn denn benötigt.
Zudem gibt es einen kurzen Abriss, was seit Band 2 alles geschehen ist, denn es gibt einen Zeitsprung von etwa 20 Jahren.
Die Hauptfigur Vicky ist eine sympathische junge Frau die sich, ebenso wie ihre Vorgängerinnen Rieke und Resa nicht unterkriegen lässt. Sie hatte keine leichte Kindheit, obwohl sie eigentlich aus einem guten Elternhaus kommt. Da ihre Mutter Gunda aber bei ihrer Geburt starb, wurde sie seitdem als Aussätzige behandelt und die „Schuld“ am Tod der Mutter wog schwerer als die Freude, die ihr Vater an seiner Tochter hätte haben können.
Erst durch den Umzug ihrer Familie nach Berlin, erfährt sie, was Liebe bedeuten kann, denn in der Großstadt wird sie durch ihre Verwandtschaft, die Familie Hartung, liebevoll aufgenommen. Durch die Unterstützung, die sie von dort und gerade von ihrer Großmutter Resa erfährt, kann sich aus dem unsicheren und häufig bockigen Mädchen eine elegante und selbstbewusste junge Frau mit eigenen Zielen und Wünschen entwickeln, die sich durchaus zu benehmen weiß. Leider spielt das Schicksal ihr übel mit und die Geschichte Resas scheint sich zu einem großen Teil in ihrer Enkeltochter zu wiederholen. Die Handlung wird dadurch aber nicht langweilig, sondern eher interessanter. Zudem konnte durch das Wideraufgreifen von Resas Schicksal deren Rolle im aktuellen Roman noch einmal verstärkt werden. Dieses hat mir sehr gut gefallen, denn die Verknüpfung der gesamten Familiensaga durch Resa als erste Protagonistin rundet die Gesamthandlung ab.
Insgesamt sind die Figuren sehr authentisch dargestellt und jeder auf seine Weise einzigartig und gut konstruiert.
In diesem Band der Reihe bekommt die Rolle der Frau zum Ende des 19. Jahrhunderts nochmal eine andere Gewichtung. Es wird deutlich, dass die Emanzipation langsam beginnt - Vickys Cousine darf sogar in der Schweiz studieren - der Mann als Oberhaupt der Familie aber immer noch sämtliche Rechte über die Frau hat. Die Jungfräulichkeit blieb die höchste Tugend einer unverheirateten Frau, der Mann hatte die Verfügungsgewalt über sämtliche Vermögenswerte und die Frau wurde in den Papieren als „Frau Max Müller“ aufgeführt. Lediglich Witwen durften das Familienvermögen selbst verwalten, was auch im Roman dargestellt wurde.
Neben der Rolle der Frau wurde aber auch der Stand des Adels und die steigende Korruption im Beamtenstand thematisiert, wobei alle historischen Aspekte gut aber nicht zu aufdringlich dargestellt wurden, sondern sich gut in die Geschichte einfügten. Ergänzt durch die historischen Erläuterungen am Ende des Buches ergibt sich schließlich ein historisches Gesamtbild, das für mich einen wichtigen Teil dieser Romanart darstellt.
Der Schreibstil ist leicht und flüssig, eine gewisse Spannung bleibt durch die Intrige, die zum Fall der Familie Hartung beitragen soll, ebenfalls nicht auf der Strecke. Die Intrige wiederum greift auf den Band 2 der Reihe zurück, wodurch eine weitere geschickte Verknüpfung der einzelnen Bände erfolgte.

Mein Fazit: „Glanz der Ferne“ ist ein klassischer historischer Roman, der die sehr gelungene „Berlin-Trilogie“ fulminant abschließt. Mit dem Wiederaufgreifen der bereits bekannten Personen und Weitererzählung der Familiengeschichte anhand der nächsten Generationen entsteht eine Geschichte, die politische und historische Aspekte mit persönlichen Entwicklungen und Schicksalen vermischt. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen für einen ausgewogenen und unterhaltsamen historischen Roman mit einer großen Portion Lesespaß!

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Veröffentlicht am 24.02.2020

Zwischen Liebe und Realität

Licht in den Wolken
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„Selbst als Krüppel wäre Emil noch in der Lage, die Linie fortzusetzen. […] So aber habe ich nur eine nutzlose Tochter.“

"Licht in den Wolken" ist der zweite Band der "Berlin-Trilogie" von Iny Lorentz.
Rieke ...

„Selbst als Krüppel wäre Emil noch in der Lage, die Linie fortzusetzen. […] So aber habe ich nur eine nutzlose Tochter.“

"Licht in den Wolken" ist der zweite Band der "Berlin-Trilogie" von Iny Lorentz.
Rieke stammt aus einer verarmten adligen Familie. Während ihr Vater und ihr älterer Bruder beim Militär sind, wird Rieke durch die Gnade einer entfernten Verwandten auf ein Internat geschickt, in dem junge Frauen lernen, wie sie einen Haushalt zu führen haben. Dort lernt sie dann auch ihre beste Freundin Gunda kennen, die sie mit Freuden in ihre eigene Familie aufnimmt, in der Rieke schließlich mehr Zeit verbringt als in ihrer eigenen.
Je näher das Schulende kommt, desto klarer wird Rieke, dass ihr keine leichte Zukunft bevor steht. Als ihr Vater dann im Krieg schwer verwundet wird, ist sie auf die Hilfe der Familie Hartung und deren Sohn Theo angewiesen.
Aus einem Missverständnis heraus, zieht Theo schließlich in den Krieg, bevor ihm oder Rieke die Gefühle zueinander klar werden. Können die beiden nun überhaupt eine gemeinsame Zukunft haben?

Der zweite Band der „Berlin-Trilogie“ führt die Geschichte der Familie Hartung in einer wunderschönen Weise weiter. Während in diesem Band zwar Rieke von Gantzow die Hauptrolle spielt, bleibt die Familie Hartung ein wichtiger Teil der Handlung. Hierbei hat mir besonders gut gefallen, dass alle Figuren aus Band 1 erneut auftauchen und ihr Lebensweg weiter gezeichnet und beschrieben wird.
Auf Schloss Steben und in Berlin wächst die nächste Generation heran. Während die Kinder der Familie Hartung in einem wohlbehüteten und liebevollen Haushalt aufwachsen können, muss Rieke seit ihrer Geburt gegen den Unmut ihres Vaters ankämpfen. Für diesen hat die Frau keinen großen Wert und ein zweiter Sohn wäre ihm lieb gewesen, während er die Tochter nur als unnötigen Ballast ansieht und ihr eigentlich nie die Liebe zugestanden hat, die sie verdient hätte. Trotzdem ist aus Rieke eine junge Frau geworden, die ihren Kopf einzusetzen weiß, die aber ebenso weiß, wie sie ihre Emotionen in Zaum hält. Dies ist etwas, was Gunda von Hartung nur schwer gelingt, doch gemeinsam beginnen sie sich im Internat durchzuringen. Während Gunda eine recht unkomplizierte Kindheit und Jugend erlebt, spielt für Rieke immer die Sorge mit, sich bei der Familie ihrer Freundin „durchfüttern“ zu lassen und Almosen anzunehmen. Dies ist der Familie Hartung klar, weshalb sie auf liebevolle Art und Weise versuchen das junge Mädchen in ihre Familie aufzunehmen. Als schließlich Riekes Vater eine schwere Kriegsverletzung erleidet ist daher ebenso klar, dass sie von dort Unterstützung erhalten wird…
An der jungen Rieke wird deutlich, dass die Frau im 19. Jahrhundert noch keine leichte Stellung im Leben hatte. Während Söhne hochgeachtet waren, war dies bei Töchtern lange nicht überall der Fall und häufig wurden sie als eher notwendiges Übel erachtet, das schnellstmöglich verheiratet werden sollte. So ergeht es schließlich auch Rieke, der nicht viel übrig bleibt, als die Hochzeit hinzunehmen oder aus der Situation zu fliehen. Ihre eigenen Gefühle spielen dabei keine Rolle, denn der Mann, der sie interessierte, hat sie sehr verletzt und eine Chance auf eine gemeinsame Zukunft gibt es nicht…
Rieke ist eine starke und authentische Protagonistin. Ihre Denkweise und Handeln haben mir sehr gut gefallen und an vielen Stellen sehr imponiert. Manchmal stehen ihr zwar ihr Stolz und ihr Eigenwille im Weg, insgesamt hat sie aber ihr Herz am rechten Fleck und sie möchte niemandem zur Last fallen, da sie zuhause nie wirkliche Liebe erfahren hat…
Der Roman ist leicht lesbar und in einem flüssigen Schreibstil geschrieben, weder die Spannung noch der historische Hintergrund kommen zu kurz. Die historischen Informationen werden in die Handlung eingewoben und am Schluss des Romans noch gesondert erläutert, was mir sehr gut gefallen hat.
Mir hat das Lesen sehr viel Spaß gemacht und die etwa 650 Seiten des Buches waren innerhalb eines Tages gelesen. Als einzigen Kritikpunkt habe ich anzumerken, dass die Inhaltsangabe auf mehr Dramatik hinsichtlich der Beziehung zwischen Theo und Rieke hindeutet, als am Ende dargestellt wird. Für mich ist es kein historischer Roman, indem es um Theo und Rieke geht, sondern ein Roman, der die Geschichte einer jungen Frau erzählt, die es im Leben nicht unbedingt leicht hatte.

Mein Fazit: „Licht in den Wolken“ ist ein klassischer historischer Roman, der für mich unglaublich schön und leicht lesbar war. Dazu erzählt er eine tolle Geschichte mit einer starken und mutigen Protagonistin vor der Kulisse Berlins im 19. Jahrhundert. Historische Fakten werden mundgerecht eingeflochten und wirken dabei nicht erdrückend. Ich ziehe lediglich einen halben Stern ab, da ich anhand der Inhaltsangabe einen anderen Buchschwerpunkt erwartet hatte. Letztlich gibt es daher 4,5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 18.02.2020

Toller Reihenauftakt

Tage des Sturms
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---Kurzrezension---

"Tage des Sturms" ist der Reihenauftakt der "Berlin-Trilogie" von Iny Lorentz.
In diesem Band begleiten wir die junge Magd Resa auf ihrem Lebensweg. Als uneheliche Tochter des Schlossherren ...

---Kurzrezension---

"Tage des Sturms" ist der Reihenauftakt der "Berlin-Trilogie" von Iny Lorentz.
In diesem Band begleiten wir die junge Magd Resa auf ihrem Lebensweg. Als uneheliche Tochter des Schlossherren muss sie von ihrer Herrin Rodegard viel Unrecht erleiden. Als diese dann die Heirat ihrer eigenen Tochter durch Resa gefährdet sieht, lässt Rodegard Resa in ein Bordell verschleppen. Während Resa erkennt, dass Prostituierte als gesellschaftlicher Abschaum gelten, nimmt sie sich vor, Rache an der Schlossherrin zu üben. Als Resa dann schließlich während der Märzrevolution einem jungen Mann helfen muss, scheint ihre Chance auf Rache in greifbare Nähe zu rücken…

Der Leser begleitet die junge Frau Resa auf ihrem Lebensweg. Dieser ist steinig und ungeradlinig, und doch hält Resa stets an ihrem Ziel fest. Durch ihre Entführung wird ihr gutgläubiger und freundlicher Charakter ernster und verbissener, lange Zeit vergisst sie, dass es auch gute Menschen gibt. Doch sie ist eine starke Frau und bereit für ihr Glück und die Rache an der Schlossherrin Rodegard zu kämpfen. Zudem ist sie unglaublich klug und hat einen Sinn fürs geschäftliche, womit sie anders ist als andere Frauen ihrer Zeit, die im 19. Jahrhundert noch als Hausfrauen und Mütter galten.
Der Roman ist ein klassischer historischer Roman mit einer starken und authentischen Frau als Protagonistin. Die Geschichte lies sich leicht und flüssig lesen und enthielt die notwendige Spannung, die für einen so langen Roman notwendig ist. Romantik und Humor kamen ebenfalls nicht zu kurz.
Historische Fakten wurden geschickt in den Roman eingewebt, die Märzrevolution in Berlin, die Rolle der Frau der damaligen Zeit, die Ächtung von gewissen Gesellschaftsschichten, sowie die Unterscheidung in Arbeiter und Adel wird mehr als deutlich, ohne dabei zu stark in den Vordergrund zu treten.

Ich habe Resas Geschichte unglaublich gern gelesen und vergebe 5 von 5 Sternen für meinen ersten Roman von Iny Lorentz!

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