Faszination Einhorn
In Kalabrien„Weißt du eigentlich, bist du dir je bewusst, wie unmöglich und wunderbar du mein Leben gemacht hast?“
„In Kalabrien“ ist eine Fantasy-Kurzgeschichte des Autors Peter S. Beagle. Sie erschien im Februar ...
„Weißt du eigentlich, bist du dir je bewusst, wie unmöglich und wunderbar du mein Leben gemacht hast?“
„In Kalabrien“ ist eine Fantasy-Kurzgeschichte des Autors Peter S. Beagle. Sie erschien im Februar 2018 im Klett Cotta Verlag.
Claudio Bianchi lebt alleine und zurückgezogen auf seinem Hof in Kalabrien, bis eines Tages ein Einhorn bei ihm auftaucht. Schnell wird dem alten Mann klar, dass die ruhigen Tage für ihn gezählt sind, sobald weitere Menschen vom Einhorn erfahren. Leider meint das Schicksal es nicht so gut mit Claudio und schneller als gedacht steht nicht nur ein Haufen Reporter vor Claudios Tür, sondern auch die kalabrische Mafia erhebt Anspruch auf das Einhorn...
Nachdem ich eigentlich „Das letzte Einhorn“ von Peter S. Beagle lesen wollte und nicht „In Kalabrien“, es aber bei der Vergabe der Rezensionsexemplare eine Verwechslung gab, kam ich unverhoffter Weise zu einer mir unbekannten Geschichte des Autors. Die Kurzgeschichte ist eine Hommage an das wohl bekannteste Fabelwesen unserer Zeit – das Einhorn.
Claudio Bianchi lebt alleine und zurückgezogen in den Bergen Kalabriens. Mit der Liebe will er nichts mehr zu tun haben und auch Freundschaften liegen ihm nicht mehr am Herzen. Lediglich seine Tiere pflegt er mit wahrer Hingabe. Als eines Tages ein Einhorn in seinem Garten steht, kann er die Situation nur schwer begreifen, schnell wird ihm jedoch klar, dass dieses Wesen etwas Magisches umgibt, und dass es sein komplettes Leben verändern wird.
Diese Veränderung tritt dann auch tatsächlich ein, denn nachdem Journalisten von dem Einhorn fahren, herrscht reger Trubel auf dem sonst so friedlichen Hof und auch mit Bianchi selber geschieht etwas. Der mürrische alte Mann beginnt sich zu öffnen und sich auf Menschen einzulassen, für die er sogar sein Leben lassen würde. Seine Gefühle und Gedanken sind gut dargestellt und nachvollziehbar. Angst und Verwirrung und auch die schließlich an Dummheit grenzende Entschlossenheit passen zu dem Eigenbrötler. Seine Handlungen sind authentisch dargestellt und waren für mich greifbar, wenn ich auch teilweise mit der knappen Darstellung und den abrupten Szenenwechseln zu kämpfen hatte.
Dennoch blieben weder die Handlung, noch die Spannung auf der Strecke und durch die an sich flüssige Schreibweise war der Roman an sich leicht und schnell lesbar. Die schnörkellosen und geradlinigen Beschreibungen passen zum Genre der Kurzgeschichte und sind für mich nur deswegen ungewohnt, da ich Bücher dieser Art nur selten lese.
Das Hauptthema des Buches sind für mich die übertriebene Sensationsgier und der Wahnsinn, mit dem die Menschen versuchen etwas Besonderes sehen zu können. Ohne Rücksicht auf andere Menschen, Tiere oder die Umwelt versuchen sie eine Sensation zu entdecken oder ihrer sogar habhaft zu werden. Auch die Zerstörung von Umwelt und Lebewesen wird dafür in Kauf genommen. Nur wenige Menschen erkennen diese unnötige Gier und können versuchen ihr entgegenzuwirken. Dieses Thema ist heutzutage aktueller denn je und wird in der Kurzgeschichte unglaublich gut dargestellt.
Mein Fazit: Die Fantasy-Kurzgeschichte „In Kalabrien“ entspricht in keiner Weise meinem Wohlfühlbuchgenre und hat mich trotzdem auf eine gewisse Art packen können. Das Einhorn als Fabelwesen bringt etwas Magisches mit sich, dessen Faszination sich kaum jemand entziehen kann. Dieses verpackt der Autor in eine Geschichte, die eine Botschaft vermittelt, dabei aber kurz und bündig ist und ohne große Schnörkel auskommt. Für Leser, die gerne Kurzgeschichten lesen und sich in diesem Genre wohlfühlen ist „In Kalabrien“ sicherlich genau das Richtige. Ich für meinen Teil vergebe lediglich 3,5 von 5 Sternen für eine Geschichte, die an sich gut strukturiert und beschrieben ist, die mich aber nicht vollständig packen konnte und mir häufig zu kurz gefasst war.