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Veröffentlicht am 09.12.2019

William Warwick

Schicksal und Gerechtigkeit
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„Dies ist keine Polizeigeschichte, sondern eine Geschichte über einen Polizisten.“

„Schicksal und Gerechtigkeit“ ist der erste Band der „Warwick-Saga“ von Jeffrey Archer, übersetzt von Martin Ruf. Er ...

„Dies ist keine Polizeigeschichte, sondern eine Geschichte über einen Polizisten.“

„Schicksal und Gerechtigkeit“ ist der erste Band der „Warwick-Saga“ von Jeffrey Archer, übersetzt von Martin Ruf. Er erschien im September 2019 im Wilhelm Heyne Verlag.
Entgegen des ausdrücklichen Wunschs seines Vaters möchte William nicht Jurist, sondern Polizist werden und setzt diesen Kindheitstraum schließlich auch in die Tat um. In seinen ersten Berufsjahren lernt er dann nicht nur die echte Polizeiarbeit, sondern auch die wahre Liebe kennen. Dass jedoch nicht immer alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint, erfährt William ebenso recht bald, sodass er gezwungen ist, seine Fähigkeiten nicht nur im Dienst zu beweisen, sondern auch privat einem großen Geheimnis auf die Spur kommen muss…

Wer die Clifton-Saga von Jeffrey Archer kennt, wird auch den Namen William Warwick kennen, denn William ist der Polizist, um den sich die Krimis aus der Feder Harry Cliftons drehen. Nachdem die Clifton-Saga beendet war, bekam der Autor viele Leserzuschriften und entschied sich dazu, die Geschichten um William Warwick tatsächlich aufs Papier zu bringen und so dem Wunsch seiner Leser zu entsprechen. Aus wie vielen Bänden die Reihe am Ende bestehen wird, bleibt derzeit unklar, wie Jeffrey Archer in seinem sehr persönlichen Vorwort beschreibt. Er wünscht sich, Williams Lebensgeschichte zu schreiben, weiß aber nicht, ob seine eigene Lebenszeit dafür auseichen wird. Ich an dieser Stelle kann sagen, dass ich hoffe, noch viel über William lesen zu können, denn wie schon die Clifton-Saga hat mich Williams Geschichte fasziniert.
William selbst ist, obwohl er aus einem reichen Elternhaus stammt, erstaunlich bodenständig und überhaupt nicht arrogant. Er ist intelligent, hilfsbereit und sympathisch, dabei aber in manchen Momenten ebenso linkisch, in Bezug auf Menschen im Allgemeinen geradezu naiv und teilweise unbeholfen. William ist redegewandt und empathisch, er sieht das Gute in den Menschen und möchte die Welt ein bisschen besser machen. Diese Charakterzüge machen ihn interessant und authentisch. Es ist sympathisch, dass er nicht perfekt ist, sondern ihm, obwohl ihm die Polizeiarbeit wirklich liegt und er Zusammenhänge unglaublich schnell erfassen kann, typische Anfängerfehler und Missgeschicke passieren.
Neben William als unglaublich sympathischem Protagonisten treten zahlreiche weitere Figuren auf. Jede für sich ist toll dargestellt und überzeugt durch besondere Charaktereigenschaften und individuelles Auftreten. Williams Vater als knallharter und geachteter Jurist, Williams Schwester als angehende Anwältin mit einer gehörigen Portion Durchsetzungsvermögen und Mut. Dazu kämpft sie für die Emanzipation und weicht auch sonst von der typischen Frauenrolle ab, die man auch noch in den 80er-Jahren erwartet. Wie schon in der Clifton-Saga zeichnet der Autor eine moderne und starke junge Frau, die sich nicht so schnell die Butter vom Brot nehmen lässt. Dies hat mir sehr gut gefallen.
Jeffrey Archer bleibt in „Schicksal und Gerechtigkeit“ seinem typischen Schreibstil treu. Der teilweise nüchterne und geradlinige Stil mag nicht jedermanns Sache sein, passt aber zur Art des Romans und den überraschenden Wendungen, die der Autor immer wieder einflechtet. Die Spannung bleibt daher auch nicht auf der Strecke und durch die allwissende Erzählperspektive sind Handlungen und Gedanken der Figuren insgesamt gut nachvollziehbar. Mehrere parallellaufende Handlungsstränge und Ermittlungen sind zunächst ein wenig verwirrend, werden aber immer klarer, je tiefer man in die Geschichte eintaucht. Am Ende ist es dann auch gerade die Komplexität der Handlung, die die Bücher von Jeffrey Archer charakterisiert und interessant macht. Auch der Cliffhanger am Ende des Romans ist typisch für den Autoren und lässt auf weitere interessante Ermittlungen von William hoffen.
Insgesamt darf man von „Schicksal und Gerechtigkeit“ allerdings keinen historischen Krimi erwarten, denn obwohl William Polizist ist, stehen nicht die Ermittlungen im Vordergrund, sondern das Schicksal und das Leben des jungen Detectives. In diesem ersten Band der Warwick-Saga lernen wir den Protagonisten kennen und begleiten in seinen ersten Berufsjahren, eine Entwicklung des jungen Mannes ist bereits jetzt erkennbar und durch seine gemachten Fehler erlangt William an mehr und mehr Erfahrung, die ihn vermutlich einmal zu einem großen Ermittler machen wird.
Der Titel des Romans ist sehr passend gewählt, denn „Schicksal und Gerechtigkeit“ spiegelt genau das Thema des Buches wider. Manche Dinge lassen sich nicht ändern und sind nur durch das Schicksal bestimmt, während andere Dinge durchaus lenkbar sind und der Arm der Gerechtigkeit nicht immer zu kurz ist.

Mein Fazit: „Schicksal und Gerechtigkeit“ ist ein großartiger Auftakt einer neuen Romanreihe um einen Polizisten, der gerade mit seiner Karriere anfängt und den wir nun, hoffentlich noch lange, auf seinem Lebensweg begleiten dürfen. Williams Geschichte konnte mich von auf Grund von Jeffrey Archers einzigartigem Schreibstil direkt in ihren Bann ziehen, der Cliffhanger am Ende des Romans verlangt so schnell wie möglich nach Band 2 der Saga. Ich vergebe 4 von 5 Sternen und freue mich auf Williams weitere Entwicklung!

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 19.11.2019

Magische Momente

Happy End für zwei
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„Lass es bedeutsam sein!

„Happy End für 2“ ist eine romantische Komödie von Rachel Winters, übersetzt von Irene Eisenhut und Janine Malz. Sie ist in sich abgeschlossen und erschien im November 2019 im ...

„Lass es bedeutsam sein!

„Happy End für 2“ ist eine romantische Komödie von Rachel Winters, übersetzt von Irene Eisenhut und Janine Malz. Sie ist in sich abgeschlossen und erschien im November 2019 im Wilhelm Heyne Verlag.
Obwohl Evie Summers gerne Drehbuchautorin sein würde, ist sie nun schon seit vielen Jahren Assistentin in einer Filmagentur. Einer ihrer Klienten ist der attraktive Autor Ezra Chester, der mit seinem ersten Film einen bahnbrechenden Erfolg hatte. Für seinen neuen Film, eine romantische Komödie, hat er hingegen bereits nahezu alle Fristen verstreichen lassen und noch immer keine Handlung oder gar den Anfang einer Geschichte eingereicht. Langsam wird es für die Agentur eng und Evies erhält von ihrem Chef die schwierige Aufgabe, den Autoren zum schreiben zu animieren, denn nur so hat die Agentur die Chance weiterzubestehen. Schließlich lässt Evie sich auf einen Deal mit Ezra ein: Sie beweist ihm, dass es echte romantische Momente gibt, die zu einer glücklichen Beziehung führen, Ezra schreibt im Gegenzug die romantische Komödie. Während Evie dann auf der Suche nach dem perfekten Moment und der großen Liebe ist, gerät sie nicht nur in ungewöhnliche Situationen, sondern weiß auch plötzlich nicht mehr, was ihr eigenes Herz eigentlich möchte…

„Happy End für 2“ ist eine wunderschöne amüsante Liebesgeschichte, ganz im Stil einer romantischen Komödie! Mit viel Witz und Charme versehen, hat mich Evies Suche nach dem Magischen Moment verzaubert und eingesogen. Ich habe viel gelacht und obwohl die Darstellung mancher Szenen leicht überspitzt und übertrieben war, passte genau dies optimal ins Gesamtbild. Rachel Winters schreibt eine romantische Komödie, die nach dem Vorbild von „Tatsächlich Liebe“ oder „Em@il für dich“ aufgebaut ist und ihnen letztlich auch in nichts nachsteht. Auch tauchen die großen Komödien immer wieder in der Handlung auf, denn Evie selbst ist ein riesiger Fan von RomComs und hangelt sich auf der Suche nach ihrem Magischen Moment an den bekanntesten Liebeskomödien entlang!
Von Anfang an war Evie für mich eine unterhaltsame und sympathische junge Frau, die ihren Beruf mit viel Leidenschaft und Engagement nahezu perfekt organisiert und managt, dafür aber privat eher unorganisiert und tollpatschig ist. Diese Seite macht sie aber unglaublich sympathisch und macht die Inszenierung der Magischen Momente noch witziger als sie es ohnehin wären. Natürlich haben die Szenen immer wieder einen Hang zur Dramatik und Überspitztheit, gerade dies macht aber diese Art von Roman aus, denn nur so lassen sich wirklich witzige Szenen konstruieren und darstellen. Die Situationen in die Evie sich selbst begibt, stammen alle aus bekannten romantischen Komödien und sind im Grunde alle für sich so originell wie banal. Nicht nur einmal habe ich gedacht, dass es wirklich filmreif wäre, wenn diese oder jene Situation wirklich ein Date zur Folge hätte. Trotzdem kommen sie am Ende häufig wohl doch nur in Filmen vor, oder kann Evie uns etwa doch das Gegenteil beweisen? Sie selbst glaubt grundsätzlich schon an die Magischen Momente, versteift sich aber während ihrer Suche so auf einen „Mr. Right“, dass sie schließlich nicht sofort erkennt, für wen es sich vielleicht zu kämpfen lohnt und für wen ihr Herz wirklich schlägt.
Glücklicherweise stehen ihr ihre Freunde stets mit Rat und Tat zur Seite und auch wenn sie einmal Mist baut, kann sie sich auf ihren Rückhalt verlassen. Auch hier ist Rachel Winters eine wunderbare Darstellung der Figuren gelungen und auch die Formulierung vieler ihrer stattfindenden Gespräche in Nachrichten-Form darzustellen hat mir gut gefallen, denn wer hat heutzutage nicht eine entsprechende WhatsApp-Gruppe zum gegenseitigen Austausch?
Durchweg hat mir der lockere und witzige Schreibstil der Autorin sehr gut gefallen. Das lesen der Geschichte fiel leicht und war zu keinem Zeitpunkt langweilig. Die Aufmachung des Romans, bei der am Kapitelanfang immer eine Szenenbeschreibung wie in einem Drehbuch vorlag, war ungewöhnlich für einen Roman, aber wirklich schön umgesetzt. Durch sie wird dem Leser zudem ermöglicht, die Szene noch bildlicher vor seinem inneren Auge zu sehen.
Insgesamt war die Darstellung der Personen sehr authentisch, denn auch der arrogante Drehbuchautor ist optimal getroffen. Da die Geschichte als personale Erzählung aus Evies Sichtweise geschrieben ist, kann man sich durch Evies Blick auf Ezra ein gutes Bild von ihm machen und unglaublich gut nachvollziehen, weshalb für Evie eher ein S.N.O.B., denn ein sympathischer Autor ist!
Auch war die Geschichte für mich kaum vorhersehbar. Dies finde ich wirklich toll, denn häufig weiß man ja doch schon zu Beginn der romantischen Komödien, worauf es am Ende hinauslaufen würde. Bei „Happy End für 2“ hatte ich zwar eine Ahnung, war mir aber bis nahezu am Ende nicht sicher, ob es wirklich ein Happy End geben würde, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Neben den vielen humorvollen Szenen gab es aber auch immer wieder Themen, die deutlich mehr Ernsthaftigkeit enthielten. Durch diese Szenen erhält die Komödie einen Tiefgang, der mir gut gefallen hat. Humor und Ernst wechseln sich also ab oder gehen Hand in Hand, so wie es eben im echten Leben auch der Fall sein sollte. Die Szenen mit mehr Gewicht runden den Roman meiner Meinung nach ab und werten ihn noch einmal deutlich auf!

Mein Fazit: „Happy End für 2“ ist eine wunderschöne und humorvolle romantische Komödie, die für mich sogar eine Verfilmung wert wäre. In einer Mischung aus Roman und Drehbuch begeben wir uns mit Evie auf die Suche nach Magischen Momenten und ihrem Traummann und geraten dabei immer wieder in unfreiwillig komische Situationen! Obwohl diese Art von Roman gar nicht unbedingt meinem Lieblingsgenre angehört, bin ich vollends begeistert von „Happy End für 2“ und habe es unglaublich gern gelesen. Es ist ein wundervoller Roman für die dunkle und trübe Jahreszeit und gibt einem einen schönen Vorgeschmack auf Weihnachten!
Ich vergebe 5 von 5 Sternen!

Veröffentlicht am 18.11.2019

Wunderschöne Fortsetzung der Gracewood Hall-Reihe

Sommerfrische auf Gracewood Hall
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„Du kannst alles sein.“

„Sommerfrische auf Gracewood Hall“ ist ein Roman von Sandra Rehle und der dritte Band der Gracewood Hall-Reihe. Er ist in sich abgeschlossen und kann daher auch einzeln gelesen ...

„Du kannst alles sein.“

„Sommerfrische auf Gracewood Hall“ ist ein Roman von Sandra Rehle und der dritte Band der Gracewood Hall-Reihe. Er ist in sich abgeschlossen und kann daher auch einzeln gelesen werden.
Nick Bedford ist überzeugter Junggeselle und lebt im Grunde so, wie viele andere es sich wünschen. Er verdient sein Geld mit der Fotografie und reist für seine Aufträge um die ganze Welt. Die Frauen wickelt er dabei reihenweise um den Finger, länger binden konnte ihn bisher aber keine. Als Nick dann jedoch der bezaubernden Milla Sjögren in Kalkutta begegnet ist es um ihm geschehen. Er bekommt die hübsche Frau nicht mehr aus dem Kopf, doch wie soll er sie nur jemals wiederfinden…?

Mit „Sommerfrische auf Gracewood Hall“ steigt man als Leser direkt wieder in die schöne Welt des englischen Herrenhauses ein. Bereits im ersten Band der Buchreihe habe ich mich in den lebenslustigen und reisefreudigen Nick verliebt. Umso mehr hatte ich auf seine Geschichte hingefiebert und konnte es kaum erwarten sie zu lesen, auch wenn ich dabei riskieren musste, dass meine Chancen auf Nick anschließend wohl nicht mehr existent sein würden…
Mit ihrem dritten Roman hat Sandra Rehle mich dann auch tatsächlich sofort abholen können. Man steigt als Leser direkt in Nicks Leben ein und erfährt, wie er seinen Lebensunterhalt verdient und wie sehr er das Umherreisen liebt. Dabei ist er nicht grundsätzlich ein Eigenbrötler oder Egoist, nein, er liebt seine Familie über alles und versucht um jeden Preis rechtzeitig zum alljährlichen Sommerfest auf Gracewood Hall zu sein.
Nick, der auf den ersten Blick als attraktiver Frauenheld und Charmeur erkannt werden mag, ist auf den zweiten Blick deutlich mehr und spiegelt mit seiner lebenslustigen und offenen Art ein Verhalten wider, das ich sehr schätze und bewundere. Vermutlich wegen dieser Lebensfreude habe ich ihn als Protagonisten von Anfang an sehr geschätzt.
Auch Milla, die bisher ein nicht unbedingt einfaches Leben hatte und sich ein Jahr Auszeit gönnt und an verschiedene Orte gereist ist, trägt diese Lebensfreude und Abenteuerlust in sich, weshalb ich sie ebenfalls recht schnell ins Herz geschlossen habe. Obwohl oder vielleicht gerade, weil sie es in ihrem Leben nicht immer einfach hatte ist sie nun entschlossen ihren Lebensweg zu gehen und sich durch nichts davon abbringen zu lassen. Auch nicht durch das Auftauchen eines attraktiven jungen Mannes, der zunächst wie ein Stalker wirkt, sich aber letztendlich als authentisch und ehrlich herausstellt.
Die Geschichte von Milla und Nick ist emotional und wunderschön beschrieben. Sie spielt sich nicht innerhalb weniger Tage ab, sondern umfasst einen längeren Zeitraum. Auch ist nicht von Beginn an eine rosarote Wolke um die beiden Protagonisten, wodurch eine gewisse Spannung aufgebaut wird. Dies hat mir persönlich gut gefallen, denn die Schnelligkeit mit der es in Band 1 der Reihe vom Singleleben in eine Beziehung und die große Liebe ging, hatte mir nicht so gut gefallen. Die Autorin schafft es aber in diesem Band sehr gut, eine realistische Entwicklung mit ausreichend Hürden und Spannung darzustellen. Nur zufällig finden Nick und Milla immer wieder zusammen und wenn man an das Schicksal glauben möchte, dann sind wohl tatsächlich aller guten Dinge Drei…
Das Ganze wird verpackt mit einer guten Prise Humor und vielen kleineren Nebengeschichten, in denen auch die Familie Bedford und die Protagonisten der vorherigen Bände ihren Auftritt bekommen. Eine schöne Verknüpfung der Buchreihe, die die einzelnen Teile noch greifbarer macht und sie mehr und mehr abrundet. Zwar ist es auch ohne die vorherigen Bände möglich die Geschichten der einzelnen Figuren nachzuvollziehen und ihre Geschichten zu verstehen, trotzdem empfehle ich, die Reihe von Beginn an zu lesen, denn nur so werden die Bewohner von Gracewood Hall zu einer richtigen Einheit.
Die Autorin bleibt auch in Band 3 ihrem leichten und geradlinigen Schreibstil treu. Die Spannung zwischen Nick und Milla steigt während der Geschichte merklich an und durch die wechselnde personale Erzählperspektive aus Sicht von Nick und Milla werden Gedanken und Gefühle wunderbar transportiert. Auch der Tiefgang bleibt in Sandra Rehles Roman nicht auf der Strecke, so wird im laufe der Geschichte mehr als deutlich, dass man immer die Möglichkeit hat aus seinem Alltag auszubrechen und das zu tun, wovon man träumt. Letztlich muss man sich nur trauen und dann „kann man alles sein“. Dies ist auch das Motto vom Buch, welches ich persönlich sehr gut gewählt und dargestellt finde.
Nachdem ich erst vor Kurzem die gesamte Lotus House-Reihe von Audrey Carlan gelesen und beendet habe, hat mir in „Sommerfrische auf Gracewood Hall“ besonders gut gefallen, dass auch Yoga eine zentrale Rolle spielte!

Mein Fazit: Mit „Sommerfrische auf Gracewood Hall“ schreibt Sandra Rehle eine weitere sehr schöne Fortsetzung der Gracewood Hall-Reihe. Man merkt deutlich, dass sie sich als Autorin entwickelt und die Geschichten immer runder und schöner werden. Obwohl ich mich auch auf den vierten Band der Reihe sehr freue, bin ich gleichzeitig etwas traurig, denn danach wird es wohl kein direktes Wiedersehen auf Gracewood Hall geben… :(
Ich vergebe jedenfalls 5 von 5 Sternen für diese unterhaltsamen und locker leichten Liebesroman, der sich unkompliziert weg lesen lässt und den Leser vor eine Traumkulisse im wunderschönen England führt.

Veröffentlicht am 10.11.2019

Unterhaltsamer Abschluss einer interessanten Buchreihe

Lotus House - Heiße Leidenschaft (Die Lotus House-Serie 7)
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„Yoga ist nicht einfach nur Sport. Es ist eine Berufung… eine Lebensweise. Ein Pfad zur Erleuchtung.“

„Lotus House – Heiße Leidenschaft“ ist der siebte und damit letzte Band der Lotus House-Reihe von ...

„Yoga ist nicht einfach nur Sport. Es ist eine Berufung… eine Lebensweise. Ein Pfad zur Erleuchtung.“

„Lotus House – Heiße Leidenschaft“ ist der siebte und damit letzte Band der Lotus House-Reihe von Audrey Carlan, übersetzt von Elsie Meerbusch. Er erschien im Oktober 2019 im Ullstein Buchverlag.
Als Luna das Kündigungsschreiben für den Mietvertrag des Lotus House in den Händen hält sieht sie nicht nur ihr Yogastudio in Gefahr, sondern ebenso ihre gesamte Existenz, sowie die Lebensgrundlagen vieler weiterer Ladenbesitzer der besonderen Straße abseits des hektischen Alltagstrubels. Ihr ist klar, dass sie gegen die Kündigung kämpfen muss und konfrontiert den Besitzer der Immobilien mit ihrer Situation. Die beiden handeln einen Deal aus, bei dem Luna die Chance bekommt, den skrupellosen Geschäftsmann vom Mehrwert der Läden in der Straße zu überzeugen, im Gegenzug bekommt er das Date, das er sich mit Luna wünscht, denn die junge Frau zieht ihn schon nach dem ersten Treffen nahezu magisch an…

Seit Luna das Yogastudio von ihrer Mutter und deren bester Freundin übernommen hat, leitet sie dieses mit Leib und Seele. Sie kann das Geld zwar nicht mit vollen Händen ausgeben, so viel wirft das Lotus House nicht ab, aber es reicht zum Leben und vor allem, und dies ist das, was für Luna zählt, kann sie mit dem Yogastudio anderen Menschen den Weg zu einem spirituellen und gesünderem Leben weisen. Doch obwohl sie ihr Geschäft mit Leidenschaft führt, fehlt ihr doch eins im Leben: Eine Familie, um die sie sich kümmern kann. Ein Ehemann, für den sie Hausfrau und Mutter sein darf. Ja, das ist es, was sie sich vom Leben wünscht. Auch wenn es eigentlich ein überholtes Klischee ist, entspricht eben genau dies Lunas Vorstellungen von ihrem zukünftigen Leben. Sie kümmert sich gern um Menschen und würde zu gerne einen Mann an ihrer Seite wissen, dem sie ein gemütliches Heim bieten kann. Sie ist gutmütig, freundlich und mitfühlend, immer darauf bedacht anderen Menschen zu helfen und sie auf ihrem Weg bestmöglich zu unterstützen. Alles in allem finde ich Luna sehr ansprechend und sympathisch. Ich hätte sie gern als Freundin, denn man kann auf sie immer zählen. Dies hat sie gemeinsam mit den anderen Figuren aus der Lotus House-Reihe, die im Grunde eine große Familie und ein großer Freundeskreis sind. In diesem letzten Band tauchen dann auch wirklich nochmal alle Paare in mehr oder weniger wichtigen Rollen auf. Ihre Geschichten werden angerissen und am Rande weitererzählt, was mir wirklich gut gefallen hat.
Auch Grant fügt sich schließlich in diesen Kreis ein, obwohl er zunächst nur Clay kennt und den Rest der Freunde erst nach und nach kennenlernen muss. Grant selbst wird zunächst als der unsympathische Geschäftsmann ohne Herz vorgestellt und auch er selbst würde sich wohl als hart, unnahbar und herzlos beschreiben. Richtige Freunde hat er nicht und die Beziehung zu seinem Vater ist mehr als distanziert und kalt. Die Botschaft von „Heiße Leidenschaft“ lautet: „Halt die Augen offen auf deiner Reise!“, was ich als durchaus passend ansehe. Denn erst durch Luna beginnt Grant zu erkennen, dass im Leben nicht nur Geld und Macht eine Rolle spielen, sondern die Bedürfnisse und Schicksale der Menschen viel mehr Gewicht haben sollten und dass man den Blick fürs Wesentliche nicht verlieren darf. Grant beginnt langsam wieder Menschen an sich heranzulassen und erkennt, dass das Leben viel einfacher ist, wenn man Freunde hat und sich auch einmal fallen lassen kann. Eine wichtige Rolle hierbei spielt neben Luna selbst, natürlich das Yoga, mit dessen Übungen Grant lernt sich fallenzulassen. So wird im Laufe der Geschichte aus dem knallharten Geschäftsmann ohne Herz, ein liebevoller Freund. Eine Entwicklung, die mir gut gefallen hat und authentisch dargestellt wurde: Auf seiner Lebensreise muss und sollte man immer auch schauen, was um einen herum geschieht und nicht nur auf sich selbst bedacht sei.
Durch Grants Entwicklung und den Zusammenhalt der Clique wird auch der bereits in den anderen Bänden auftretende Aspekt wieder klar, dass Familie und Freunde wichtig sind und im Leben eine zentrale Rolle spielen! Immer wieder schön! 😊
Insgesamt schreibt Audrey Carlan eine gelungene Fortsetzung der Lotus House-Bände und bringt erneut eine neue Idee in die Romanreihe hinein. Indem sie droht, die Straße, in der die vielen schönen und alternativen Geschäfte beheimatet sind, vollständig sanieren zu lassen, bringt sie eine gewisse Spannung in die Liebesromane. Leider war die Spannung für mich von Anfang an nicht so richtig präsent, denn es war schnell klar, wohin die Reise gehen würde. Hier hätte ich mir ein bisschen mehr Dramatik gewünscht, denn ich dachte, dass der Fokus auf genau diesem Konflikt liegen würde. Letztlich spielte dann aber die bauliche Veränderung der Straße gar nicht so eine große Rolle und Grants Vergangenheit trat in den Vordergrund. Diese war zwar ebenfalls gut gestaltet und auch interessant, aber für mich nicht unbedingt notwendig, da die Bewältigung der Vergangenheit und einer schwierigen Kindheit ja auch schon früher eine Rolle gespielt hat. Daher fand ich letztlich, dass es doch keine wirklich neue Idee war, die den Hauptkonflikt in diesem Band darstellte. Schade! ☹
Der Schreibstil des Buches war wieder sehr leicht und flüssig, der rote Faden erkennbar. Die vulgäre Sprache, die bei den ersten Bänden teilweise etwas störte nahm hier ein normales Maß ein und war nicht störend. Die Erzählperspektive war, wie bereits bekannt, wechselnd aus der Perspektive von Grant und Luna in der Ich-Form. Hierdurch werden Gedanken und Gefühle dem Leser wieder gut nahegebracht und gewisse Handlungen eindeutiger nachvollziehbar.

Mein Fazit: Der Abschluss der Lotus House-Reihe war nicht ganz so stark wie die vorherigen Bände, es gab nicht allzu viel neue Aspekte und die Grundidee wurde für meinen Geschmack nicht so groß und dramatisch aufgezogen, wie es möglich gewesen wäre - ich hätte mir einfach mehr gewünscht! Letztlich ist „Heiße Leidenschaft“ ein solider Abschluss für eine gelungene Buchreihe und leicht zu lesen! Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen, freue mich aber auf weitere Bücher von Audrey Carlan.

Veröffentlicht am 04.11.2019

Historischer Roman mit vielen Emotionen

Die Schuld jenes Sommers
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„Die Schuld jenes Sommers“ ist ein historischer Roman von Katherine Webb, übersetzt von Babette Schröder. Er erschien im Oktober 2019 im Diana Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Bath, 1942: Inmitten ...

„Die Schuld jenes Sommers“ ist ein historischer Roman von Katherine Webb, übersetzt von Babette Schröder. Er erschien im Oktober 2019 im Diana Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Bath, 1942: Inmitten des zweiten Weltkrieges verschwindet der kleine Davy bei einem Bombenangriff nahezu spurlos. Frances, seine Ziehmutter, die immer auf ihn aufpasst, wenn Davys leibliche Mutter dazu nicht in der Lage ist, ist sich aber sicher: Davy lebt. Verzweifelt beginnt die junge Frau das Kind zu suchen, sie möchte nicht erneut schuld an dem Verschwinden eines Menschen sein. Denn obwohl sie, als ihre beste Freundin Wyn während des ersten Weltkrieges verschwand, selbst noch ein Kind war, ist das dumpfe Gefühl der Schuld niemals von ihren Schultern gewichen. Als dann in den Wirren des zweiten Weltkrieges auch noch Wyns Leiche gefunden wird, wird diese Schuld wieder präsenter und Frances beginnt nicht nur Davy zu suchen, sondern auch die Wahrheit über Wyn.

Frances ist eine sympathische und moderne junge Frau. Sie hat ihren Mann verlassen, weil sie davon überzeugt ist, ihm keine gute Ehefrau zu sein und sie ihm jemanden gönnt, der ihm Kinder schenken und die Liebe entgegenbringen kann, die er verdient. Dies war in den 50er-Jahren noch nicht gerade üblich, weshalb ich Frances für ihren Mut sehr bewundere. Insgesamt scheint aber ihre gesamte Familie sehr fortschrittlich und tolerant zu sein, so führt ihre Tante Pam ihr Leben nicht mit einem Ehemann, sondern mit einer „guten Freundin“ an ihrer Seite. Ich fand es sehr angenehm, wie diese Aspekte abseits der normalen Rollenverteilungen und Vorstellungen aufgegriffen und eingearbeitet wurden. Die recht modernen und selbständigen Frauen sind symbolhaft für den Beginn einer neuen Zeit, in der die Emanzipation voranschreitet und Frauen sich auch während und nach dem Krieg behaupten müssen.
Auch der zweite Weltkrieg wird im Roman mitangerissen, wobei sich die Details hier auf das reduzieren, was für die Geschichte notwendig ist. Es ist also eher ein Roman mit historischen Aspekten, kein historischer Roman, der von der Historie lebt. Die angerissenen Themen sind dafür aber gut ausgearbeitet und präzise in die Handlung eingebaut.
Die Figuren sind ebenfalls mit Liebe zum Detail beschrieben und Sympathien werden schnell klar und greifbar. Der Roman ist als personale Erzählung aus Frances Sicht geschrieben. Der Leser bekommt ihre Gedanken und Gefühle dadurch gut übermittelt und es wird klar, dass das Verschwinden Wyn große Wunden bei Frances hinterlassen hat. Noch 20 Jahre nach Wyns Verschwinden beschäftigt Frances die Frage, was in dem schicksalshaften Sommer jenes Jahres passiert ist. Weiß sie mehr als sie glaubt und hängt Davys Verschwinden wohlmöglich mit Wyns Verschwinden zusammen? Fragen über Fragen, doch eins ist klar: Frances kann nicht hinnehmen, dass ein weiteres Kind verschwunden ist, weshalb sie alles daransetzt, Davy wiederzufinden und sich an den Sommer in dem Wyn verschwand zurückzuerinnern. Dabei scheut sie nur wenige Situationen und begibt sich mit großem Mut auf die Suche nach der Wahrheit. Auf ihrer Suche stellt sie sich nicht nur alten Gefühlen und Ängsten, sondern erfährt auch Dinge über sich, die sie lange verdrängt hatte, um sich selbst zu schützen. Ich bewundere ihre Stärke und ihr Auftreten, ihre Selbständigkeit und Freundlichkeit, welche sie sich trotz der schrecklichen Erlebnisse bewahrt. Auch die anderen Personen werden authentisch dargestellt, was einen einfachen Zugang in den Roman erlaubte.
Frances Suche nach der Vergangenheit wird in zwei Zeitebenen erzählt – damals und heute. Diese sind durch entsprechende Kapitelüberschriften leicht auseinander zu halten und auf eine großartige Art miteinander verknüpft. Der Schreibstil ist flüssig und mitreißend, auch die Spannung kommt nicht zu kurz. Bis zum Ende war mir nicht klar, wer Wyns Mörder sein könnte und auch was mit Davy geschehen ist bleibt lange Zeit fraglich.
Neben dem Hauptthema, lässt Katherine Webb geschickt auch noch eine Liebesgeschichte in den Roman einfließen, welche sich, ebenfalls abseits aller Klischees, schon lange angebahnt hat, aber am Ende nicht gut enden konnte. Diese Romanze gibt dem eher ernsten und spannenden Roman eine leichte Note, die sich gut in das Gesamtbild einfügt.
Auch der Handlungsort, den wir bereits aus Romanen von Katherine Webb kennen hat mir wieder gut gefallen. Die Umgebung des Ortes Bath ist sehr vielseitig und durch die bildliche Beschreibung kann man in seiner Fantasie die Orte wunderbar erkennen.

Mein Fazit: „Die Schuld jenes Sommers“ ist ein weiterer Roman von Katherine Webb, der mich wieder vollständig überzeugt hat. Nachdem die „Frauen am Fluss“ mich nicht abholen konnte, hat dieses neue Buch alles wieder wett gemacht. Die Autorin schreibt eine Geschichte über Schuld und Wahrheit, voller Emotionen und Gefühl mit einer guten Prise Spannung. Vergangenheit und Gegenwart werden wunderbar miteinander verknüpft, der Handlungsort nahezu bildlich dargestellt. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und vergebe 5 von 5 Sternen für einen wunderbaren historischen Roman!