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Veröffentlicht am 04.11.2019

Immer und jederzeit

Wenn der Morgen die Dunkelheit vertreibt
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„Irgendwann, irgendwo wirst du dich selbst finden, und dieser, allein dieser Moment, kann der glücklichste oder der schrecklichste deines Lebens sein.“ Pablo Neruda


„Wenn der Morgen die Dunkelheit vertreibt“ ...

„Irgendwann, irgendwo wirst du dich selbst finden, und dieser, allein dieser Moment, kann der glücklichste oder der schrecklichste deines Lebens sein.“ Pablo Neruda


„Wenn der Morgen die Dunkelheit vertreibt“ ist ein New Adult-Roman von Brittainy C. Cherry, übersetzt von Katja Bendels. Er erscheint am 31.10.2019 im Lyx-Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Grace hat bisher ihr ganzes Leben für und mit ihrem Ehemann Finn verbracht. Als dieser sich plötzlich von ihr trennt, steht Grace vor einer Situation, mit der sie niemals gerechnet hatte. Nach dem Verkauf des gemeinsamen Hauses geht sie daher zunächst in ihre Heimatstadt zurück. Dort erwartet sie eine typische Kleinstadt, in der sich jedes Gerücht innerhalb von Sekunden verbreitet. Durch einen Zufall lernt sie das stadtbekannte „Monster“ Jackson Emery kennen und riskiert einen zweiten Blick auf ihn, den die meisten nicht wagen. Die beiden könnten gegensätzlicher nicht sein und doch ist da etwas, dass sie aufeinander zuführt und möglicherweise sind sie doch nicht ganz so unterschiedlich wie gedacht. Eine Beziehung scheint aber natürlich ausgeschlossen, denn die brave Pastorentochter kann sich unmöglich auf „einen wie Jackson“ einlassen, zudem will er sie sowieso nur ausnutzen… Oder?

Wie schon in „Wenn Donner und Licht sich berühren“ greift Brittainy C. Cherry ein wichtiges und nachdenklich stimmendes Thema in ihrem Buch auf. Neben der unglaublich schönen Liebesgeschichte zwischen Jackson und Grace wird deutlich, wie engstirnig und oberflächlich die Gesellschaft sein kann. Wie häufig zählen nur Gerüchte und Klatsch? Wie selten guckt jemand genau hin und versucht zu verstehen, was die andere Person wirklich umtreibt. Dabei ist es doch eigentlich klar, dass jeder Mensch sein Päckchen zu tragen hat und meistens mehr dahintersteckt, als es zunächst den Anschein macht. Gerade in einer Kleinstadt wie Chester ist es aber eher selten, dass die Menschen so denken. Daher haben Jackson Emery und sein Vater auch keinen leichten Stand. Als Außenseiter und „Monster“ verschrien, gelten sie als minderwertig und der Gesellschaft nicht wert. Dass im Grunde ein tiefer Schmerz und ein Versprechen hinter dem Verhalten der beiden stehen, interessiert so gut wie niemanden.
Auch Grace lässt sich zunächst von dem ihr anerzogenen und immer wieder eingeredeten Gedanken blenden und beginnt erst genauer hinzuschauen, als ihre Freundin sie dazu ermuntert und darauf aufmerksam macht, dass häufig ein zweiter Blick lohnt.
Grade selbst ist eine artige und brave Pastorentochter. Von je her wurde sie so erzogen, dass sie möglichst wenig auffallen darf und immer ihre Rolle zu spielen hat. Gefühle und Emotionen müssen verheimlicht werden. Gerade Schmerz und Trauer dürfen in der Öffentlichkeit nicht gezeigt werden. Dies würde nur das Gerede schüren und als angesehenste Familie der Stadt ist dies für Graces Mutter undenkbar und da Grace nun mal eine artige Tochter ist, hält sie sich natürlich an die Ansichten und Ordnungen. An sich selbst denkt sie dabei eigentlich nie, sondern versucht es recht zu machen und den Erwartungen der Gesellschaft zu entsprechen.
Erst als sie Jackson besser kennenlernt und durch die Trennung von ihrem Exmann gegen die Meinungen der Mitbürger ankämpfen muss, beginnt sie zu hinterfragen, ob es immer das Richtige ist, wenn man nur nach dem handelt was andere erwarten. Im Laufe des Romans erkennt sie, dass sie eigentlich nicht weiß, wer sie selber ist und begibt sich auf die Suche nach sich selbst. Hierbei entdeckt sie langsam und mit Jacksons Hilfe, wer sie selber ist und tatsächlich beginnt sie, sich zu entwickeln. Obwohl es ihr schwer fällt lässt sie zu, in manchen Situationen auf ihr Gefühl zu hören und nicht alles herunterzuschlucken. Sie beginnt Widerworte zu geben und setzt anderen Menschen Grenzen, um sich selbst zu schützen und eigene Entscheidungen zu treffen. Das erste Mal in ihrem Leben handelt sie selbstbestimmt.
Jackson ist das genaue Gegenteil von Grace. Als „Monster“ der Stadt hat er sich an die abschätzigen Blicke und gemeinen Sprüche der Stadtbewohner gewöhnt. Vollständig egal sind sie ihm wohl trotzdem nicht, aber im Großen und Ganzen hat er sich damit abgefunden. Es interessiert ihn nicht was die anderen denken und er handelt so, wie er es für richtig hält. Auf die Menschen der Stadt wirkt er brutal, kalt und gefährlich. Doch hinter der harten Schale steckt deutlich mehr als man ahnt. Als Jackson sieht, wie Grace von den Bewohnern der Stadt behandelt wird erträgt er dies kaum. Er versucht sie darauf aufmerksam zu machen, dass sie nicht alles ertragen muss und versucht sie zu unterstützen. So lernen die beiden sich besser kennen und merken schnell, dass der andere nicht so ist, wie sie es erwartet haben. Auch Jackson verändert sich im Laufe der Geschichte, er beginnt sich zu öffnen, auf Menschen zu zugehen, sich nicht mehr vollkommen zu verschließen. Dies hatte bisher nur bei seinem treusten Freund Tucker, ein schwarzer Labrador zugelassen.
Beide Hauptfiguren sind mir sehr ans Herz gewachsen. Die aufgebauten Klischees der Kleinstadt wurden sehr gut auf sie angewendet, um anschließend zerstört zu werden. Die Entwicklung der beiden gefällt mir sehr gut und gerade bei Grace zeigt sich deutlich, dass man viel zu häufig nur für die anderen, aber nicht für sich selber lebt. Dieses ernste Thema als Hintergrund hat mir wirklich gut gefallen. So häufig lesen wir von Mobbing in Schulen oder am Arbeitsplatz, dass dies aber auch innerhalb einer Stadt geschehen kann, den Gedanken lassen wir nur selten zu.
Ich habe den Roman innerhalb weniger Tage verschlungen und bin begeistert von den vielen Emotionen, die die Autorin transportiert. Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd, die Spannung bleibt ebenfalls nicht auf der Strecke. Gerade als ich dachte, nun würde alles gut werden, eskaliert es erneut und das Hoffen beginnt von vorne. Und selbst, als dann ein Happy End in Sicht ist, beschreibt Brittainy C. Cherry noch einmal etwas, was ich bereits in „Wenn Donner und Licht sich berühren“ bewundert und geliebt habe. Bevor Grace und Jackson sich vollkommen aufeinander einlassen, begeben sie sich alleine auf die Suche nach sich selbst. Das finde ich so wichtig. Ich bin davon überzeugt, dass man sich auf die Liebe nur einlassen kann, wenn man weiß wer man selber ist und dafür niemanden anders braucht. Man kann dann ein gemeinsames Leben miteinander führen, ohne dabei voneinander abhängig zu sein! Ich liebe daher diesen Teil der Geschichte sehr!
Insgesamt finde ich den Plot gut gelungen und wunderbar umgesetzt. Ein New Adult-Roman, der nicht allen anderen gleicht und viel Wahres transportiert, dazu eine Liebesgeschichte, die einfach zum Dahinschmelzen ist.
Zwischendurch wurde versucht, den Romantitel aufzugreifen, was meiner Meinung nach nicht so ganz gut gelungen ist. Trotzdem ist natürlich klar, was der Titel uns sagen soll und diese Botschaft gefällt mir sehr. Ein neuer Tag, ein neuer Anfang können das Dunkel der Vergangenheit vertreiben und das ist etwas, dass man nie vergessen sollte. „Morgen sieht alles schon ganz anders aus“, ist zwar irgendwie ein dummer Spruch, aber eben doch ein dummer Spruch mit wahrem Kern! ^^

Mein Fazit: Ich gebe „Wenn der Morgen die Dunkelheit vertreibt“ bekommt von mir 5 von 5 Punkte. Ich finde die Geschichte von Grace und Jackson emotional und einfach wunderschön. Brittainy C. Cherry greift neben der Liebesgeschichte wichtige und tiefgreifende Themen auf, die zum Nachdenken anregen, wodurch der Roman an Tiefgründigkeit gewinnt und sich nicht in oberflächlichen Sex- und Erotikszenen verliert! Ich bin begeistert und freue mich auf weitere Bücher der Autorin!

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  • Handlung
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  • Gefühl
Veröffentlicht am 28.10.2019

Man muss versuchen in der Gegenwart zu leben

Lotus House - Heimliche Sehnsucht (Die Lotus House-Serie 6)
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„Dara, für mich gab es drei Jahre lang keine Sonne mehr. Und dann bist du gekommen.“

„Lotus House – Heimliche Sehnsucht“ ist der sechste Band der Lotus House-Reihe von Audrey Carlan. Er erschien im September ...

„Dara, für mich gab es drei Jahre lang keine Sonne mehr. Und dann bist du gekommen.“

„Lotus House – Heimliche Sehnsucht“ ist der sechste Band der Lotus House-Reihe von Audrey Carlan. Er erschien im September 2019 im Ullstein Buchverlag.
Dara und Silas lernen sich zufällig in einer Bar kennen, als sie sich mit gemeinsamen Freunden dort treffen. Aus dem zufälligen Kennenlernen wird ein heißer One-Night-Stand mit weitreichenden Folgen – Dara ist schwanger. Doch obwohl die gegenseitige Anziehung zwischen den beiden mehr als deutlich war, gibt es keine Chance für eine gemeinsame Zukunft, denn Dara hat die Familienfotos und das Kinderzimmer in Silas Wohnung gesehen und sieht ihn nun als schamlosen Betrüger. Sie wird das Kind also alleine aufziehen und ihm die Liebe schenken, die sie selbst erst spät von ihren Adoptiveltern erfahren durfte.

Dara ist eine fröhliche und unkomplizierte junge Frau. Sie besitzt eine Bäckerei und backt für diese aus Leidenschaft. Zudem gibt sie Yoga-Stunden im Lotus House und besitzt die Gabe Auren von Menschen zu sehen. Nur einen Mann fürs Leben konnte sie bisher noch nicht finden, niemand hat sie bisher tiefer berühren können… …jedenfalls bis sie Silas trifft. Silas raubt ihr von Anfang an den Atem und geht ihr auch nach dem unglaublichen ONS nicht mehr aus dem Kopf. Und dass, obwohl er ein Betrüger zu sein scheint. Trotzdem ist für sie klar, dass sie das Baby behalten wird. Mit Hilfe ihrer liebevollen Adoptiveltern und ihren wunderbaren Freunden Ricky und Luna fühlt sie sich der bevorstehenden Aufgabe gewachsen.
Silas ist Besitzer der Knight and Day Productions und damit der Chef und der beste Freund von Atlas, den wir bereits aus den vorherigen Bänden der Reihe kennen. Insgesamt ist er eher zurückhaltend und mehr oder weniger mit seinem Job verheiratet. Das Wichtigste für ihn ist, dass es seiner Familie gut geht, freundschaftliche Kontakte pflegt er nur wenig. Nach außen hin wirkt er wie ein selbstbewusster und harter Kerl und im Grunde ist er das wohl auch. Trotzdem trägt er ein großes Geheimnis und eine unglaubliche Schuld mit sich herum. Im Grunde lebt er in der Vergangenheit und kann diese nur schwer loslassen. Vor Dara gab es für ihn eigentlich keine Frau mehr, die wirklich an ihn herankam. Keine Frau, die er mit nach Hause genommen hat. Seit dem ONS kann er Dara nicht mehr vergessen und ihr Verschwinden am nächsten Morgen hat in ratlos gemacht.
Als beide im Yoga-Studio erneut aufeinandertreffen, spüren sie erneut die Energie zwischen einander und der Kampf um eine gemeinsame Zukunft beginnt. Hat Dara Silas vielleicht unrecht getan, als sie einfach so abgehauen ist und ihre Schlüsse aus den Familienfotos und dem Kinderzimmer gezogen hat?
Beide Protagonisten sind mir sofort ans Herz gewachsen und auch die neu auftretenden Nebenfiguren, Daras beste Freunde Luna und Ricky sind einfach großartig. Wenn die drei Freunde zusammensitzen, habe ich mich beim Lesen direkt in ihren Kreis aufgenommen gefühlt. Die Hauptfiguren aus den vorherigen Bänden treten in diesem Teil der Reihe nicht so zahlreich auf wie zuvor. Nur einige Personen bekommen einen Platz in „Heimliche Sehnsucht“, diese Verknüpfungen sind aber wieder brillant und flüssig gelungen! Dass meine Lieblingsfigur Moe als Therapeutin wiederauftaucht, hat diesem Band natürlich nochmal einen Extrapluspunkt gebracht. 😉
Insgesamt ist der Autorin die Verknüpfung der Bände aber wieder fulminant gelungen, denn die Begegnung von Silas und Dara kennen wir ja bereits aus „Stille Sünden“. Mir hat gut gefallen, wie die Szene hier erneut aufgegriffen und weitergeführt wurde!
Obwohl „Heimliche Sehnsucht“ nun schon der sechste Band der Reihe ist, gelingt es Audrey Carlan nochmal ein neues Thema und eine völlig andere Geschichte zu erschaffen! Es wird nicht langweilig und der Konflikt zwischen Dara und Silas ist zwar kein neuer, wenn man sich insgesamt die Szene der Liebesromane anschaut, aber durchaus ein neuer Aspekt in dieser Buchreihe.
Die Autorin schafft es, die Emotionen der Protagonisten gut zu verpacken und dem Leser darzustellen - Kummer, Verzweiflung und Unentschlossenheit sind nahezu greifbar und man fiebert regelrecht mit. Dies gelingt durch den wieder sehr flüssigen und leichten Schreibstil, der das Lesen leicht macht und natürlich durch den bekannten Wechsel der Ich-Perspektive zwischen Dara und Silas. Es bleiben dadurch auch keine Fragen offen und die Handlungen der Figuren sind am Ende eindeutig.
Die Sprache ist wieder leicht ordinär, dabei aber passend zu den erotischen Szenen. Diese kommen auch in diesem Band nicht zu kurz, wenngleich sie nicht so zahlreich wie in anderen Teilen dieser Reihe sind. Der Hauptfokus liegt eher auf den Problemen von Silas und der Bewältigung dieser, denn auf der sexuellen Komponente zwischen Dara und Silas. Trotzdem fehlt es dem Roman nicht an heißen Szenen, gepaart mit Leidenschaft und Erotik.
Die Botschaft des Romans wird dabei ganz klar: Man darf nicht in der Vergangenheit stehen bleiben, sondern muss nach vorne schauen. Das, was passiert ist, beeinflusst einen selbstverständlich, aber man muss es auch akzeptieren und annehmen. Man kann nicht sein ganzes Leben mit angezogener Handbremse fahren und sich selbst das Glück verbieten. Manchmal bedarf es dazu die Hilfe von genau dem einen Menschen, der einem das Licht zurück ins Leben bringt, doch auch dann muss man bereit sein, dieses zuzulassen. Hoch emotional und berührend wird dies daran gezeigt, wie Dara Silas dabei hilft, aus der Dunkelheit zu treten und wieder Hoffnung auf eine schöne Zukunft zu bekommen.
Ein weiterer Hauptaspekt des Romans ist, dass die Familie ein wichtiger Teil des Lebens ist. Dara, die ihre leiblichen Eltern nicht kennt, hatte das Glück in eine unglaublich liebevolle Adoptivfamilie zu kommen und schwört sich, dass ihr Baby diese wundervolle Liebe von Anfang an spüren wird! Silas sieht es ähnlich, denn auch für ihn nimmt die Familie einen hohen Stellenwert in seinem Leben ein. Ein schöner Aspekt, der in dieser Buchreihe immer wieder aufgegriffen wird!

Mein Fazit: Ich habe auch Band 6 der Lotus House-Reihe sehr gerne gelesen. Dara und Silas sind ein schönes Paar, ihre Geschichte ist emotional und gefühlvoll. Trotzdem ich sie unglaublich gern mochte, bleiben Moe und Clay meine Lieblingsprotagonisten, weshalb „Heimliche Sehnsucht“ nur 4 von 5 Sternen von mir bekommt.

Veröffentlicht am 26.10.2019

Manchmal muss man die Wolken beiseiteschieben

Das Leben ist auch nur eine Wolke
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„Seit ich dich kenne, fühle ich mich zum ersten Mal geerdet und gleichzeitig schwebt mein Herz über den Wolken.“

„Das Leben ist auch nur eine Wolke“ ist ein Liebesroman von Kristina Moninger. Er erscheint ...

„Seit ich dich kenne, fühle ich mich zum ersten Mal geerdet und gleichzeitig schwebt mein Herz über den Wolken.“

„Das Leben ist auch nur eine Wolke“ ist ein Liebesroman von Kristina Moninger. Er erscheint am 12. November 2019 im Tinte und Feder Verlag von Amazon Publishing und ist in sich abgeschlossen.

Als Moritz sich nach 9 Jahren Beziehung von Dalia trennt, bricht für diese eine Welt zusammen. Dass Glück nicht für immer bleibt, hat Dalia bereits früh in ihrem Leben lernen müssen, umso mehr hasst sie Veränderungen… Was soll sie nur ohne Moritz tun und wie kann sie weitermachen? Ein Leben ohne ihn ist für Dalia nur schwer vorstellbar. Ausgerechnet jetzt taucht auch noch ihre Flughafenbekanntschaft Max wieder auf und als neuer Mitbewohner, der ursprünglich dafür gedacht war, Moritz eifersüchtig zu machen, löst er in Dalia plötzlich mehr aus als freundschaftliche Gefühle. Doch soll sie sich in eine Beziehung auf Zeit stürzen und das Glück für eine Zeitlang borgen oder sollte sie die Sache direkt beenden, wo doch klar ist, dass Max bald in die Staaten ziehen wird?

„Das Leben ist auch nur eine Wolke“ ist der zweite Roman, den ich von Kristina Moninger gelesen habe. Wie schon in „Alles, was wir liebten“ ist die Protagonistin Dalia alles andere als perfekt. Sie beendet ungern Dinge, daher muss sie sich auch mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten, denn auch ihr Studium hat sie natürlich nicht beendet. Durch diese unschöne Eigenschaft wirkt sie teilweise unselbstständig und irgendwie leicht unfähig für sich selbst zu sorgen. Dies täuscht aber, denn letztendlich hat sie eben ihr Päckchen zu tragen, wie viele andere Menschen auch. Sie bewältigt ihre Vergangenheit auf ihre Art und Weise und gerade ihre Unperfektheit macht sie unglaublich authentisch und sympathisch. Auch ist sie eigentlich eine starke Frau, nur sie selbst bemerkt dies einfach nicht. Auch nachdem Moritz bei ihr ausgezogen ist, klammert sie sich an dem Gedanken fest, dass er zurückkommen wird. Da sie die gemeinsame Wohnung nicht alleine finanzieren kann und ihn zudem mit einem neuen Mitbewohner eifersüchtig machen möchte, beginnt sie nach einem solchen zu suchen. Die Suche gestaltet sich dann aber als schwieriger als gedacht und als plötzlich Dalias flüchtige Bekanntschaft vom Flughafen auftaucht, scheint es, als hätte der Himmel ihn gesandt. Nicht nur hilft Max ihr sofort die anderen unliebsamen Bewerber zu vertreiben, nein er schafft es wie bereits am Flughafen, Dalia ein gutes Gefühl zu geben und sie lächeln zu lassen.

Max ist im Grunde das genaue Gegenteil von Dalia. Er neigt nicht dazu Dinge liegen zu lassen, sondern packt sie an und beendet sie dann auch gründlich, wie er selbst sagt. Insgesamt ist Max ein fröhlicher und ebenfalls sehr sympathischer Zeitgenosse. Er ist charmant und bringt Dalia und auch mich als Leserin immer wieder zum Schmunzeln. Durch seine umgängliche und lockere Art macht er es Dalia leicht ihn als Mitbewohner zu akzeptieren, er schafft es sogar, dass sie sich an das von ihm regelmäßig angerichtete Chaos gewöhnt.

Langsam aber sicher beginnen die beiden Gefühle füreinander zu entwickeln, die sie eigentlich nicht zulassen wollen, denn feststeht: Max wird bald in die USA ziehen, außerdem lässt er sich nicht gern auf Beziehungen ein und hütet ein Geheimnis, das schwer auf ihm lastet. Trotzdem ist Dalia von Anfang an auf eine gewisse Art von Max begeistert und auch er kann sie sehr schnell einschätzen und durchschauen.

Die Art, wie er mit ihr umgeht lässt einem das Herz aufgehen. Er ermöglicht ihr Dinge und zwingt sie zu Veränderungen oder gibt ihr zumindest sanfte Hilfestellungen, die Dalia aus ihrer Komfortzone bringen und sie beginnen kann ihre Vergangenheit zu verarbeiten. Schnell schaffen sie miteinander eine Freundschaftsebene, die tiefer geht und die Gefühle aufkommen lässt, die einfach nur wunderschön sind.

Im Laufe des Romans findet eine Entwicklung von Dalia statt. Das „Gewohnheitstier“ schafft es langsam aus seiner Komfortzone heraus und beginnt nach vorne zu sehen. Sie wird mutiger und selbstbewusster, beginnt Dinge zu beenden und ihre Vergangenheit zu überwinden. Hierbei ist Max ihr eine große Hilfe, denn erst durch sie lernt sie neue Perspektiven kennen, kann langsam zurück in ihr Leben finden und ihre Dämonen vertreiben. Außerdem lernt sie von ihm, dass sie keinen „Rettungsanker“ braucht, sondern sich auf sich selbst verlassen kann. Diese Aussage und Ansicht hat mir sehr gut gefallen, denn ich finde es sehr wichtig, dass man sich selber nicht von anderen abhängig macht und sich einen Partner nicht sucht, weil man alleine nicht zurechtkommt, sondern weil man gerne mit ihm zusammen sein möchte.

Schwierigkeiten hatte ich zu Beginn nur mit Dalias Bruder, der ein bisschen seltsam und mysteriös wird. Erst als im Laufe der Handlung klar wird, was genau es mit ihm auf sich hat, wurde mir Situation klar. Ich hatte zwar vorher schon Vermutungen angestellt, war aber streckenweise trotzdem etwas irritiert.

Der Roman ist aus der Ich-Perspektive Dalias geschrieben, was das Nachvollziehen ihrer Gefühle sehr erleichtert und einen direkten Einblick in ihre Gedanken ermöglicht. Max‘ Gefühle werden dadurch zwar nicht ganz so klar, der Eindruck reicht aber, um ein rundes und stimmiges Gesamtbild der Gefühlslage beider Protagonisten zu bekommen. Zudem weicht der Erzählstil damit von anderen vergleichbaren Liebesromanen ab, in denen die Ich-Perspektive häufig zwischen den Protagonisten wechselt, was mir gut gefallen hat.

Insgesamt ist es der Autorin gelungen, einen gefühlvollen und witzigen Liebesroman zu schreiben, in dem aber auch ernste Themen und eine gute Portion Tiefgang nicht fehlen. Dalia zeigt eindeutig, dass man nicht perfekt sein muss, um ein unglaublich toller Mensch sein kann. Schicksalsschläge in der Vergangenheit dürfen einen nicht auffressen und man muss irgendwann beginnen loszulassen und nach vorne zu sehen. Auch die Gesellschaft sollte versuchen mit gewissen Situationen sensibler umzugehen und alte Wunden nicht durch unbedachtes Reden wieder aufzureißen.

Durch Max lernen wir, dass nun mal jeder Fehler macht, die er bis aufs tiefste bereut. Trotzdem muss man sein Leben weiterleben und das beste aus der Vergangenheit machen. Manchmal muss man mutig sein und Dinge anpacken, manchmal muss man sich auch fallen lassen und das Glück zulassen. Ich bewundere es, wie Kristina Moninger es schafft in einen Roman so viele nachdenklich stimmende Themen eingeflochten, ohne dass sie zu schwer oder dominant werden. Viele Aspekte regen zum weiteren nachdenken an und trotzdem liest sich die Geschichte flüssig und leicht. Auch eine gewisse Portion Spannung bleibt nicht auf der Strecke und Schreibstil und Erzählweise sind einfach unglaublich harmonisch. Die Wortwahl ist sehr bildlich und dadurch einfach wunderschön. Den Titel des Buches greift Kristina Moninger im Roman mehrfach auf und die Bedeutung der Wolke gefällt mir unglaublich gut. Besonders gelungen und witzig finde ich auch die immer wiederkehrende Anspielung auf die Geschichten von Wilhelm Buschs „Max und Moritz“.

Gefallen hat mir zudem, dass Dalias beste Freundin Jüdin ist. Viel zu selten lesen wir in zeitgenössischer Literatur davon, dass jemand dem jüdischen Glauben angehört. Wenn es um dieses Thema geht, wird es in der Regel begleitet vom Nationalsozialismus und den dort begangenen Verbrechen. Weniger geschickt fand ich in diesem Zusammenhang allerdings das aufgegriffene Klischee, nach dem Juden „große Nasen“ hätten, so wie auch die von Yael.

Mein Fazit: „Das Leben ist auch nur eine Wolke“ ist ein emotionaler und wunderschön geschriebener Liebesroman aus der Feder von Kristina Moninger. Die Charaktere sind liebevoll gestaltet und von Anfang an hochsympathisch, die Handlung ist weder kitschig, noch oberflächlich, sondern genau richtig dosiert zwischen großen Gefühlen und einer guten Prise Tiefgang. Ich habe ihn sehr gerne gelesen und vergebe 4,5 von 5 Sternen. Den halben ziehe ich ab, da ich zu Beginn des Romans leicht irritiert ob des seltsamen Verhaltens von Dalias Bruder war und ich das eingestreute Klischee über Juden ein wenig unglücklich gewählt finde.

Veröffentlicht am 05.10.2019

Eine Künstlerin, die sich erst selbst finden musste

Die Malerin des Nordlichts
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„Ich male nicht, was ich sehe […] nicht, was ich jetzt sehe, sondern das, was in meinem Kopf ist, weil ich es gesehen habe.“

„Die Malerin des Nordlichts“ ist ein Roman aus der Reihe „Mutige Frauen zwischen ...

„Ich male nicht, was ich sehe […] nicht, was ich jetzt sehe, sondern das, was in meinem Kopf ist, weil ich es gesehen habe.“

„Die Malerin des Nordlichts“ ist ein Roman aus der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ des Aufbau Verlages. Er erschien im Juli 2019 und wurde von Lena Johannson geschrieben.
Norwegen, 1922: Singe Munch ist von ihrem Ehemann geschieden und hat sich ganz ihrer Kunst gewidmet. Der große Durchbruch fehlt ihr hierbei noch, doch die Fußstapfen ihres Onkels Edvard Munch, sind groß und Signes eigene Zweifel schränken sie in ihrem Wirken ein. Dennoch ist es ihr größter Wunsch, ein Bild zu hinterlassen, das die Welt bewegt. Kunst und Liebe schließen sich dabei für sie aus. Als plötzlich jedoch Einar Siebke in Signes Leben tritt, muss sie ihre Lebenseinstellung neu überdenken…

„Die Malerin des Nordlichts“ ist für mich der vierte Band aus der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ des Aufbau Verlages. Obwohl ich also wusste, was in etwa auf mich zukommen würde, hatte ich zunächst Schwierigkeiten in den Roman hineinzufinden. Ich fand die Handlung zäh und Signe Munch als Person uninteressant – zurückhaltend, schüchtern, langweilig. Doch genau dies ist es, was sie am Ende dann so interessant macht. In drei Abschnitten lernen wir Signe, die die Nichte des bekannten Edvard Munchs, kennen. Wir steigen dabei nicht in ihrer Jugend ein, sondern begegnen Signe, als sie bereits 38 Jahre alt und das erste Mal geschieden ist und springen dann in größeren Zeitabständen bis zum Jahr 1945, Signes Todesjahr. Die Zeitsprünge sind dabei gut gewählt und wirken nicht zu groß. Sie werden gut überbrückt und fehlende Erlebnisse werden jeweils kurz aufgegriffen und beschrieben.
Zu Beginn schreiben wir das Jahr 1922 in Norwegen und eine Scheidung ist noch mehr als ungewöhnlich. Alleine durch diese scheint Signe eine moderne Frau zu sein. Sie weiß was sie vom Leben will und dies ist nicht „Ehefrau“, sondern „Malerin“ sein. Ohne die Malerei kann sie nicht leben, doch ihr erster Mann lies ihr hierzu keinerlei Raum. Dabei möchte sie mit ihren Kunstwerken keineswegs entsetzen oder aufrütteln, wie ihr Onkel dies jederzeit tut. Nein, sie malt in der Regel gefällige und bodenständige Werke, die allgemeinen Anklang finden, dabei aber nur wenig Einzigartigkeit präsentieren. Mit dieser Art der Kunst bewegt sie sich auf sicherem Terrain und ist dennoch immer wieder mit sich selbst unzufrieden. Nicht selten beschäftigt sie die Frage, ob Kunst nicht genau das tun soll, was sie verhindert: aufrütteln und entsetzen? Dabei steht sie stets im Schatten ihres berühmten Onkels, zu dem sie eine besondere Verbindung hat, obwohl nur wenig Kontakt besteht. Jeder vergleicht sie mit ihrem Verwandten und belächelt Signes Fleiß und Ehrgeiz. „Solide und bodenständig“ wird ihre Kunst von Kritikern genannt, doch gerade Fachleute erkennen, welches Talent in Signe steckt. Trotzdem muss sie sich natürlich immer wieder dem Vergleich mit ihrem eigenen Onkel stellen und vergleicht sich auch selber immer wieder mit ihm und seinen Werken. Die Fußstapfen, die sie hier ausfüllen muss oder möchte, sind nicht gerade klein und gerade, weil Signe selbst eine sehr bescheidene und eher zurückhaltende junge Frau mit schwieriger Kindheit ist, fällt es ihr schwer zu ihrem Talent und ihrer Kunst zu stehen.
Mit dem Alter verändert sich dann aber nach und nach nicht nur Signe selbst, sondern mit ihr auch ihre Kunstwerke. Sie beginnt mutiger zu werden und Emotionen auf die Leinwand zu bannen, mit neueren Werken kann sie dann auch der Kunstwelt zeigen, was in ihr steckt und dass ihre Malereien auch eine eigene Sprache sprechen und nicht nur „solide“ sind. Diese Entwicklung der Künstlerin ist sehr schön beschrieben und wirkt authentisch. Signe wird mit den Jahren reifer und weiser und beginnt, anders an bestimmte Dinge heranzugehen. Sie erkennt, dass Kunst und Liebe sich nicht vollständig ausschließen müssen und aus der zunächst nur „modern wirkendenden jungen Frau“ wird tatsächlich eine moderne Frau, die sich nicht immer den Erwartungen der Gesellschaft beugt. Dies schafft sie dabei nicht alleine, sondern auch oder gerade durch die Unterstützung ihres zweiten Ehemanns, der durchaus ein moderner Mann ist und die Rolle der Frau nicht mehr hinter dem Herd sieht.
Lena Johannson stellt Signes Gefühle und innere Zerrissenheit sehr greifbar und realistisch dar, wodurch das Lesen viel Spaß gemacht und die Handlungen Signes gut nachvollziehbar waren. Die Erzählperspektive wurde hierzu als personale Erzählung gewählt, teilweise gemischt mit einem auktorialen Erzähler, der allerdings nichts vorwegnimmt, sondern nur berichtet, was um Signe herum geschieht. Schreibstil und Erzählperspektive haben für mich sehr gut miteinander harmoniert, das Lesen des Romans fiel mir dadurch sehr leicht. An den richtigen Stellen war die Schreibweise mitreißend und fließend, an anderen, ebenfalls passenden Stellen eher träge und abwartend.
Das Ende des Romans war dann für mich sehr dramatisch und irgendwie überraschend. Ich hatte bisher von Signe Munch nichts gehört, sondern kannte nur ihren Onkel Edvard Munch, und hätte sie aus dem Roman heraus anders eingeschätzt. Trotzdem ist die Wendung am Ende gelungen und für mich sehr passend für eine große Künstlerin. Es tut mir trotzdem unglaublich leid, dass Signe ein solches Schicksal erleiden musste und ihr trotz überstandenem Arbeitslager kein ruhiger Lebensabend mit ihrem Ehemann vergönnt war.
Gefallen haben mir zudem die historischen Aspekte die leichtbekömmlich aber trotzdem stimmig und mit einem gewissen Gewicht in die Handlung eingeflochten wurden. So lernen wir als Leser zum einen etwas über die Rolle der Frau zum Anfang des 20. Jahrhunderts in Norwegen und zum anderen einiger über die Zeit des Nationalsozialismus in Norwegen. Diese historischen Aspekte gefallen mir immer sehr gut, denn häufig sind es Details, die mir insgesamt doch eher unbekannt oder zumindest nur wenig bewusst sind. Durch das Aufgreifen im Roman bekommen sie eine andere Wertigkeit und sind für mich greifbarer, das finde ich toll!
Wie bereits in den anderen Romanen dieser Buchreihe werden Realität und Fiktion insgesamt unglaublich gut miteinander verknüpft. Zu den bekannten Details aus dem Leben der Signe Munch webt sie eine realistisch und authentisch wirkende Handlung herum und ergänzt fehlende Bausteine durch eine gesunde Portion Fantasie, die sich einfach gut in die damalige Zeit einfügt.
Außerdem knüpft die Autorin einige Informationen über Edvard Munch ein, die ich ebenfalls sehr interessant fand. Als gebürtige Lübeckerin ist mir der bekannte Künstler natürlich ein Begriff, so war Edvard Munch zu Lebzeiten einige Male in der Hansestadt und hatte dort einen seiner wichtigsten Förderer. Dieser Verknüpfung wurde im Roman kurz aufgegriffen, was mir sehr gut gefallen hat. Auch weitere Eckdaten und Informationen zu seinem Leben und zu seinen Werken werden beschrieben und somit ebenfalls greifbarer gemacht. Die Verbindung zu seiner Nichte ist historisch nicht belegt, wird aber von Lena Johannson gut aufgegriffen und glaubhaft dargestellt. Ich kann mir schon vorstellen, dass zumindest gelegentlich Kontakt zwischen den beiden bestanden hat.
Auch der Titel des Romans wird in der Handlung mehrfach aufgegriffen und bekommt dadurch eine tiefere Bedeutung, die das Leben von Signe sehr gut beschreibt, weshalb mir der Titel am Ende nun noch besser gefällt als am Anfang der Geschichte!

Mein Fazit: Obwohl ich zunächst Schwierigkeiten hatte mich in die Handlung hineinzufinden, bin ich mehr und mehr in die Geschichte von Signe Munch eingetaucht und war letztendlich ganz vom Roman überzeugt! Zwischendurch habe ich glatt vergessen, dass es sich um keine Biografie, sondern um einen Roman handelt. Lena Johannson schreibt Signes Geschichte mit einer so großen Realitätsnähe, dass man sich hieran immer wieder erinnern muss und verknüpft dabei ebenso geschickt Liebesroman mit historischem Roman. Ich vergebe 5 von 5 Sternen und bin wieder einmal begeistert von der tollen Reihe über starke Frauen, die ihrer Zeit voraus sind!

Veröffentlicht am 30.09.2019

Schicksal

Perfectly Broken
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„Er küsst mich auf den Mund. So innig, so liebevoll, so sehnsüchtig, dass mir eines klar wird: Ich lebe [wieder].“

„Perfectly Broken“ ist ein Liebesroman von Sarah Stankewitz. Er schien im Juli 2019 im ...

„Er küsst mich auf den Mund. So innig, so liebevoll, so sehnsüchtig, dass mir eines klar wird: Ich lebe [wieder].“

„Perfectly Broken“ ist ein Liebesroman von Sarah Stankewitz. Er schien im Juli 2019 im Forever Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Für Brooklyn Parker ist der Umzug nach Bedford ein Neuanfang. Sie möchte versuchen mit ihrer schmerzhaften Vergangenheit abzuschließen und ein neues Leben aufzubauen. Über Kontakte ihrer Mutter bekommt sie in ihrem neuen Wohnort einen Job als Kellnerin in einem Café. Die in Frage kommende neue Wohnung allerdings hat einen großen Haken: Sie ist durch eine Tür mit der Nachbarwohnung verbunden. Da Brooke aber in ihrer aktuellen Situation keine wirkliche Wahl hat, nimmt sie die Wohnung trotzdem, merkt aber bald, dass die Wände sehr dünn sind und sie nahezu alles aus der Wohnung ihres Nachbarn mithören kann. Eines Nachts wird eine Nachricht von Chase unter der Tür durchgeschoben und zwischen den beiden beginnt eine ungewöhnliche, aber intensive Freundschaft. Schnell lernen sie den jeweils anderen intensiv kennen, doch ein persönliches Treffen ist für Brooke ausgeschlossen. Schon jetzt bringt sie ihr Nachbar völlig aus dem Konzept, reißt sie einen Strudel von Schmerz und nagt an ihrem Gewissen, denn eigentlich ist sie doch bereits verliebt…

„Perfectly Broken“ war für mich der erste Roman der Autorin. Nachdem ich bereits viel über ihn gelesen hatte, waren meine Erwartungen entsprechend hoch und meine Aufregung fast schon greifbar. Tatsächlich konnte das Buch dann meine Erwartungen sogar noch übertreffen. Brookes und Chases Geschichte ist einfach wunderschön.
Das Hauptthema des Buches ist zwar nun wirklich nicht neu. Ein Mensch verliert seine große Liebe und ist nicht bereit, sich auf jemand neues einzulassen und muss mit all den Gefühlen kämpfen, die eine neue Liebe mit sich bringt – Schuld, Verzweiflung, Hoffnung, Glück… Und trotzdem habe ich selten eine so wunderschöne Umsetzung davon gelesen! Brookes Gefühle sind nahezu greifbar und der Schreibstil und die Wortwahl, indem ihre Zweifel und Ängste geschildert sind ist einfach wunderschön. So flüssig und mitreißend, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und wurde jedes Mal so sehr in die Handlung eingesogen.
Die Hauptfiguren sind sehr authentisch dargestellt, ebenso ihre Gefühle und Emotionen. Brookes Zwiespalt zwischen alter und neuer Liebe ist so gut nachvollziehbar und nicht nur einmal zog mein Herz sich schmerzvoll zusammen. Gerade ihre Briefe und Träume an und von Thomas sind mir sehr nahe gegangen. Nicht auszudenken, wie schlimm es sein muss die Liebe seines Lebens zu verlieren! Außerdem ist mir Brookes Wesensart einfach enorm sympathisch. Sie ist ein Bücherfreak und Hundenarr, weshalb ich mich mit ihr sogar noch besser identifizieren konnte! Sie wünscht sich nur eins: Zurück ins Leben finden und den Schmerz loslassen zu können, dabei aber ihrer großen Liebe treu bleiben. Doch wie kann das gehen? Am Ende nur mit „über“leben, doch bleibt dabei nicht das Leben auf der Strecke?
Chase ist kein klassischer Bad Boy und doch geht eine unglaubliche Anziehungskraft von ihm aus. Auf seine unbekannte Nachbarin lässt er sich unfassbar schnell sehr doll ein und zeigt damit, dass er sein Herz am rechten Platz hat. Für sie probiert er neue Dinge aus und liest sogar Liebesschnulzen, er zeigt ihr aber auch seine Leidenschaft und berührt damit wiederum Brookes Herz mehr als er glaubt. Mehr und mehr erfährt er, was in Brooklyn vor sich geht und er wünscht sich nichts sehnlicher als ihr zu zeigen, dass auch sie ein Recht hat wieder zu leben und glücklich zu sein – egal, ob mit oder ohne ihn.
Ebenso gut gefallen hat mir die etwas verrückte, aber so sympathische Molly gefallen. Obwohl sie Brooke kaum kennt, behandelt sie sie wie eine Freundin und eine Freundschaft entwickelt sich dann auch tatsächlich!
Auch die nötige Portion Spannung kommt bei „Perfectly Broken“ nicht zu kurz und beschreibt einen klassischen Spannungsbogen. Als endlich ein Happy End greifbar scheint, wird auch Chases Geheimnis aufgedeckt und das wackelige Fundament, das die beiden sich aufgebaut haben, fällt mich einem großen Krach zusammen. Die Situation scheint nun aussichtslos und nur mithilfe von Molly und einer großen Prise Glück oder Schicksal zeichnet sich langsam ein neuer Weg ab.
Gefallen hat mir sehr, dass die Beziehung der beiden nicht von heute auf morgen entstand. Zwar waren die Anziehungskraft und das Interesse sehr schnell geweckt, aber es wurde nichts überstürzt und die Zeitspanne scheint mir auch im wahren Leben realistisch. Bestimmte Dinge brauchen einfach Zeit und gerade ein solches Schicksal, wie Brooke es erlebt hat, ist nicht von heute auf morgen vergessen.
Großartig für mich war natürlich auch Brookes vierbeiniger Begleiter, der gemeinsam mit Chases Kater an einigen Stellen für großes Schmunzeln bei mir sorgte. Ich selbst bin ein großer Hundefan und liebe Romane, in denen der Hund einen ähnlichen Stellenwert hat!
„Perfectly Broken“ ist zwar irgendwie ein klassischer Liebesroman, aber irgendwie auch nicht. Die Umsetzung des Themas ist einfach wunderbar gelungen und der Roman bietet so viele große Gefühle und Emotionen, die direkt ans Herz gehen! Die Art, wie die Beziehung von Chase und Brooklyn entsteht, sucht wahrlich seinesgleichen. Eine tolle Idee und großartig umgesetzt und dennoch so nachvollziehbar. Miteinander reden, ohne sich zu sehen und „richtig“ zu kennen? Wer kennt es nicht, dass man hierbei viel leichter Gefühle und Gedanken zugibt? Dass daraus schnell mehr zu werden scheint, ist ein Nebeneffekt,, der aber deutlich macht, dass eben nicht das Aussehen eines Menschen ausschlaggebend für die Liebe ist, sondern der Charakter, die Handlungen, die Aussagen die ein jeder trifft.
Der Buchtitel wurde zwischendurch immer mal wieder aufgegriffen und Chase selbst bezeichnet Brooke als „Perfekt. […] Perfekt kaputt. Perfekt zersprungen. Perfekt von innen und außen.“.
Ich freue mich unglaublich auf weitere Romane der Autorin!

Mein Fazit: „Perfectly Broken“ – wohl mein Jahreshighlight 2019. Brookes Geschichte hat mich berührt, mitgerissen und fast zum Weinen gebracht. Hochemotional und dabei wunderschön beschreibt Sarah Stankewitz, wie Brooke langsam zurück ins Leben finden. Wie sie beginnt, wieder Hoffnung zu fassen, sich wieder aufs Leben einlässt. Sie erlaubt, die Vergangenheit, Vergangenheit sein zu lassen. Ich vergebe 5 von 5 Sternen und bin einfach begeistert!