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Veröffentlicht am 26.02.2021

Liebe macht stark

Die Zeit der Birken
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„Damals hat sie mir einmal anvertraut, dass sie sich auf der Bank unter den Birken zurück nach Estland auf die Insel träumte, auf der sie im Krieg die glücklichsten Monate ihres Lebens verbracht hat. Dort ...

„Damals hat sie mir einmal anvertraut, dass sie sich auf der Bank unter den Birken zurück nach Estland auf die Insel träumte, auf der sie im Krieg die glücklichsten Monate ihres Lebens verbracht hat. Dort wuchsen wohl ebenfalls viele Birken.“

„Die Zeit der Birken“ ist ein historischer Roman von Christine Kabus. Er erschien im Dezember 2020 im Aufbau Verlag und ist in sich abgeschlossen.

Christine Kabus berichtet von zwei jungen Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten leben, aber gar nicht so verschieden sind. Beide möchten ein selbstbestimmtes Leben außerhalb der üblichen Konventionen führen, sind aber dennoch durch ihr Elternhaus eingeschränkt und können nur sehr schwer ausbrechen.
Für Charlotte, deren Geschichte 1938/39 in Estland spielt, gestaltet sich dies allerdings noch deutlich schwerer als für Gesine 1977 in Schleswig-Holstein… Charlotte verliebt sich auf dem Hof ihres Onkels in den Esten Lennart. Eine Beziehung zwischen Deutschbalten und Esten ist jedoch verpönt, werden die Esten doch nach wie vor als „minderwertige Rasse“ und unterhalb des Stands der Deutschbalten angesehen. Die Trennung der jeweiligen Volksgruppen spiegelt sich nahezu im gesamten Land wider und nur in manchen Familien und manchen Orten beginnt langsam ein Umdenken. Leider sind gerade Charlottes Eltern kaum umzustimmen und eine Beziehung zwischen Charlotte und Lennart scheint nahezu unmöglich. Dennoch versuchen die beiden ein gemeinsames Leben aufzubauen, doch der beginnende zweite Weltkrieg und die Umsiedlung der deutschen Bevölkerung zurück ins Deutsche Reich vereitelt ihre Pläne auf dramatische Weise.
Charlottes Geschichte in der Vergangenheit hat mir sehr gut gefallen. Sie ist ein sympathisches und zuverlässiges junges Mädchen, das sich häufig den Wünschen ihrer Eltern beugt, zuverlässig und folgsam ist. Dennoch hat sie auch eigene Ziele und Träume und möchte vor allem ein Leben führen, dass sie selbst bestimmen kann. Eine Zeit lang gelingt ihr dieses sogar sehr gut, denn sie darf ihre Freundin Zilly auf deren Schauspielreisen begleiten und unterstützen und auch auf dem Hof ihres Onkels ist sie frei in ihren Handlungen. Ihre Liebe zu Lennart ist wunderschön und emotional. Sie wirkt authentisch und ist sehr rührend beschrieben. Beiden ist klar, dass die gemeinsame Zukunft nicht leicht werden wird, dennoch schmieden sie Pläne und glauben fest an ein glückliches Leben. Die grausame Trennung der beiden ist mir sehr ans Herz gegangen und mit absoluter Fassungslosigkeit habe ich die Geschehnisse darum verfolgt. Die eingefahrene Meinung der Menschen gegenüber anderen Bevölkerungsgruppen finde ich einfach furchtbar, aber auch die Umsiedlung der Deutschen, die schon lange im Ausland lebten und nun „zurückgeführt“ wurden, ging mir sehr nahe. Mir war dieser Aspekt der nationalsozialistischen Zeit noch nicht so bewusst und ich bin unglaublich erschrocken, wie viele Menschen damals aus ihrer Heimat vertrieben wurden, teilweise sogar mehrfach…
Die Verknüpfung von historischen Fakten und der fiktiven Geschichte gelang der Autorin hier wieder sehr gut. Ich habe viel neues erfahren ohne dass die Geschichte dabei langweilig oder zu sachlich wurde. Gerade die eingebauten Ausschnitte aus damaligen Zeitungen haben mir sehr gut gefallen.
Gesine hingegen wächst auf einem Gestüt in Schleswig-Holstein auf. Die Beziehung zu ihrer Mutter ist schwierig, über die Familiengeschichte ihrer Mutter weiß sie so gut wie nichts. Als 1977 ein neuer Bereiter auf den Hof kommt, verliert die junge Frau ihr Herz an den gebürtigen Esten und hat große Angst vor der Meinung ihrer Eltern zu der Beziehung. Als Grigori den Hof plötzlich verlässt, bricht für Gesine eine Welt zusammen, da sich dieses absolut nicht erklären kann. Erst einige Jahre später gelingt es ihr, dass Familiengeheimnis zu lüften und zu verstehen, was damals mit Grigori geschah…
Charlottes Geschichte hat mir insgesamt ein wenig besser gefallen, dennoch ist die Verknüpfung der beiden Frauen sehr gut gelungen und am Ende wunderschön zusammengeführt. Es wird deutlich, wie sich manche Ereignisse aus der Vergangenheit auf die Gegenwart auswirken können und ganze Leben beeinflussen können.
Die Zeitsprünge werden von Kapitel zu Kapitel leichter, die Zusammenhänge bleiben lange Zeit eher unklar, sodass die Spannung tatsächlich bis zum Ende hochbleibt. Ich konnte nur wenige Dinge vorhersehen und habe mich nach einem etwas langatmigen Beginn wunderbar in die Handlung einfinden können. Der Lesefluss war dann ebenfalls leicht und unkompliziert. Ich habe mit beiden Frauen mitgefiebert und -gefühlt. Die wechselnde personale Erzählperspektive aus Sicht von Charlotte und Gesine gibt ihre Gedanken und Gefühle sehr gut wieder und lässt einen die Handlungen sehr gut nachvollziehen.
Gefallen hat mir zudem das wiederholte Aufgreifen des Buchtitels im Roman. Die Birken bekommen immer wieder eine positive Bedeutung und sind allzeit präsent als Erinnerung an glückliche Zeiten. Ebenso gefallen hat mir als Pferdenärrin natürlich der Handlungsort auf dem Gestüt der Familie von Pletten. Die Pferdezucht spielt aber keine Hauptrolle, sodass man auch als Nicht-Pferdeliebhaber den Roman gut lesen kann. Aber auch insgesamt kann sich die bildliche Landschaftsbeschreibung sehen lassen, sodass man sich die wunderschöne Kulisse Estlands und der Ostseeküste unglaublich gut vorstellen kann.

Mein Fazit: „Die Zeit der Birken“ ist erneut ein wunderschöner und gut recherchierter historischer Roman von Christine Kabus. Vergangenheit und Gegenwart werden brillant miteinander verknüpft und der Leser taucht ein in die Geschichte zweier Frauen, die sich gar nicht so unähnlich sind. Ich habe den Roman sehr gerne gelesen und vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 01.02.2021

Makler gesucht

Ein Makler für Mathea
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„Es wurde von Tag zu Tag unerträglicher in diesem Haus.“

„Ein Makler für Mathea“ ist eine heiße und leidenschaftliche Kurzgeschichte. Sie ist der Debut-Roman von Emilia deLuca und gleichzeitig der Auftaktband ...

„Es wurde von Tag zu Tag unerträglicher in diesem Haus.“

„Ein Makler für Mathea“ ist eine heiße und leidenschaftliche Kurzgeschichte. Sie ist der Debut-Roman von Emilia deLuca und gleichzeitig der Auftaktband der „Verliebt“-Reihe der Autorin. Sie erschien im November 2020 bei Books on Demand.
Als Mathea ihren Exfreund mit der Nachbarin im Bett erwischt, ist die Trennung beschlossene Sache. Obwohl ihr Exfreund sofort auszieht, hält sie es in der alten Wohnung nicht länger aus. Dass sie jedoch bei einer Wohnungsbesichtigung mehr, als nur eine neue Wohnung finden würde, hätte sie nicht geahnt…

Mit ihrem Debut-Roman gelingt es Emilia deLuca den Leser für eine kurze Zeit in eine andere Welt zu entführen und eine heiße Liebesgeschichte zu erleben, die es in sich hat. Auf rund 70 Seiten erwartet den Leser eine heiße und rasante Story mit viel Humor, Erotik und Charme.
Wie für eine Kurzgeschichte typisch, ist die Handlung hauptsächlich auf zwei Figuren reduziert, welche durch eine kurze Einleitung und die wechselnde Ich-Perspektive vorgestellt werden. Charaktereigenschaften, Gedanken und Gefühle können auf Grund der Kürze natürlich nicht in allen Einzelheiten beschrieben werden, trotzdem gewinnt man einen guten Eindruck von Mathea und Louis. Gerade die Darstellung der sofortigen Anziehungskraft der beiden aufeinander sowie das Knistern und die erotische Spannung zwischen ihnen ist sehr gut gelungen und nahezu greifbar.
Über Liebe auf den ersten Blick kann man natürlich streiten, dennoch passt das gewählte Szenario perfekt in die Geschichte. Die Absurdität der Handlung wird durch humorvolle Passagen, welche die Geschichte zudem abrunden und der Liebesstory einen sehr charmanten Aspekt verleihen, abgerundet.
Gefallen hat mir zudem der Ausblick auf den nächsten Band der „Verliebt“-Reihe sowie das Vorstellen der vermutlich nächsten Protagonistin.

Mein Fazit: Obwohl ich eigentlich nicht unbedingt ein Leser von Kurzgeschichten bin, freue ich mich schon auf die nächsten Teile der Reihe! Ich habe „Ein Makler für Mathea“ in einem Stück durchgelesen und kann die Kurzgeschichte ein kurzweiliges und erotisches Leseabenteuer absolut empfehlen und vergebe 4 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 24.01.2021

Die wilden 20er

Das Grand Hotel - Die nach den Sternen greifen
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„Es ist unbedingt erforderlich, seinen eigenen Standpunkt durch das Aufzeigen klarer Grenzen deutlich zu machen.“

„Das Grand Hotel – Die nach den Sternen greifen“ ist der erste Band der Grand-Hotel-Saga ...

„Es ist unbedingt erforderlich, seinen eigenen Standpunkt durch das Aufzeigen klarer Grenzen deutlich zu machen.“

„Das Grand Hotel – Die nach den Sternen greifen“ ist der erste Band der Grand-Hotel-Saga von Caren Benedikt. Er erschien im März 2020 im Blanvalet Verlag.
Bernadette von Plesow leitet das Grand Hotel in Binz seit dem Brand vor einigen Jahren alleine. Obwohl sie sich die Geschäftsführung mittlerweile mit ihrem jüngeren Sohn Alexander teilt, laufen alle Fäden bei ihr zusammen und ohne ihre Zustimmung geschieht nichts. Obwohl die Geschäfte gut laufen lebt Bernadette mit der permanenten Angst, dass das größte Geheimnis ihres Mannes entdeckt und alles gefährden könnte…

„Die nach den Sternen greifen“ ist der Auftaktband der Grand-Hotel-Saga um die Familie von Plesow. Dementsprechend wird er genutzt, um alle Familienmitglieder sowie weitere wichtige Figuren vorzustellen und ihre Charakterzüge und -eigenschaften darzustellen.
Die Geschichte wechselt zwischen verschiedenen Erzählsträngen, -perspektiven und -orten. Erst nach und nach fügt sich alles zu einer Gesamthandlung zusammen. Diese Wechsel sowie der etwas langatmige Beginn des Romans haben es mir zunächst etwas schwer gemacht, mich in den Roman einzufinden. Als ich jedoch die Zusammenhänge verstanden hatte und die erste Einführung der Figuren erfolgt war, flogen die Buchseiten nur noch so dahin und ich konnte vollständig in das Leben der 20er Jahre in Binz und Berlin eintauchen. Die Familiengeschichte der von Plesows steckt dabei voller spannender Geheimnisse, Intrigen, Korruption und organisierter Kriminalität.
Jedes der Familienmitglieder ist auf seine Weise interessant dargestellt und charakterisiert. Die personale Erzählperspektive wechselt dabei zwischen verschiedenen Figuren und ermöglicht dadurch intensive Einblicke in Gedanken und Gefühle nahezu aller Charaktere. Gefallen haben mir dabei sehr die Zitate der einzelnen Figuren, die jedem Kapitel als Überschrift und gleichzeitige Erläuterung der jeweiligen Erzählperspektive vorangestellt waren.
Die interessanteste und am schwersten zu durchschauende Person ist für mich allerdings die Protagonistin Bernadette von Plesow. Sie ist unangefochten die „Grand Dame“ von Binz und kaum ein Geschäftsmann kann es mit ihr aufnehmen. Sie ist entschlossen, selbstbewusst und geschickt. Sie weiß was sie will und wie sie es bekommt. Hierbei geht sie zwar nicht gerade über Leichen, Intrigen und Klüngeleien sind ihr aber keinesfalls fremd. Zudem weiß sie, wann es besser ist, die Augen zu verschließen und den Dingen ihren Lauf zu lassen sowie wann es Zeit ist, einzugreifen. Für ihre Kinder kämpft sie wie eine Löwin, lehrt sie aber gleichzeitig den Ernst des Lebens, was gerade ihre Tochter Josephine, die ihren Weg im Leben bisher noch nicht gefunden hat, zu spüren bekommt. Was sie jedoch vor allen verbirgt ist ein Geheimnis, das alles, was sie sich mühsam aufgebaut hat, gefährden kann und das ihr regelmäßig Sorgen bereitet…
Fasziniert hat mich, dass sich alle Figuren im Lauf der Handlung deutlich entwickeln und jede für sich große Gewissenskonflikte durchstehen und wichtige Entscheidungen treffen muss.
Historisch betrachtet bietet der Roman leider keine großen Hintergründe. Sehr anschaulich wird zwar das bunte und sorgenlose Leben der 20er-Jahre geschildert, politische Zusammenhänge werden allerdings lediglich angerissen und nicht genauer beschrieben. Die Geschicke der Familie von Plesow bleiben daher relativ unpolitisch und könnten auch gut in einer anderen Zeit spielen. Dies finde ich persönlich zwar ein bisschen schade, da ich gerade die Einarbeitung historischer Fakten in Romane sehr schätze, es schmälert aber den Spaß an dem Roman an sich nicht.
Das Ende des ersten Bandes hat mich dann noch einmal sehr erschreckt und kam für mich völlig überraschend! Ich bin daher unglaublich gespannt auf den zweiten Teil der Familiensaga und freue mich darauf, wie es weitergeht!

Mein Fazit: Ich vergebe 4 von 5 Sternen für den interessanten und rasanten Auftaktband der Grand-Hotel-Saga und freue mich auf den nächsten Teil!

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Veröffentlicht am 10.01.2021

Arkoland

Beaglemeute unplugged - oder Liebe von A-Z
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„Dieses Buch ist meine liebevolle Erinnerung an eine ebenso fröhliche wie außergewöhnliche Hundeseele, die immer bei uns sein wird.“

„Beaglemeute unplugged oder Liebe von A-Z“ ist ein Buch, mit vielen ...

„Dieses Buch ist meine liebevolle Erinnerung an eine ebenso fröhliche wie außergewöhnliche Hundeseele, die immer bei uns sein wird.“

„Beaglemeute unplugged oder Liebe von A-Z“ ist ein Buch, mit vielen Kurzgeschichten über den Beaglerüden Arko. Er wurde von Anett Klose geschrieben und ist im Dezember 2019 im Selfpublishing veröffentlicht worden.

Wer selbst einen Hund besitzt, kennt das Gefühl: Die uneingeschränkte Liebe zum eigenen Tier. Es ist Seelentröster, Laufgefährte, bester Freund, einfach immer da und noch so vieles mehr. Es liebt einen bedingungslos und egal wie schlimm das von ihm angerichtete Chaos ist, man kann ihm nie lange böse sein. So ging es auch Anett Klose und ihre Familie.
Nach reiflichen Überlegungen wurde entschieden, einen Hund in die Familie aufzunehmen. Nach vielen Recherchen wurde sich für einen Beagle entschieden und schließlich zog Arko ein. In Windeseile brachte er der Familie bei, dass nichts, aber auch wirklich nichts, so ist, wie man es sich im Vorfeld überlegt hat, aber dennoch wunderschön.
In ihrem Buch beschreibt die Autorin in vielen kleinen und humorvollen Kurzgeschichten das Leben von ihnen mit Arko sowie den weiteren tierischen Wegbegleitern, die sich irgendwie nach und nach ins Haus schlichen… Mit vielen Anekdoten, bei denen sich der ein oder andere Hundehalter wiederfinden dürfte, beschreibt sie das alltägliche Leben mit Hund, erzählt von Erziehungsmethoden und ihrer Liebe zu Arko.
Aus den Zeilen springt einem förmlich die Liebe zum Hund entgegen, durch enthaltene Bilder und Layoutgestaltung (ein echter Pfotenabdruck von Arko ziert jede Seite) erhält man einen zusätzlichen wundervollen Einblick in Arkos Beagleleben.
Schon auf Seite 2 des Buches schossen mir die Tränen in die Augen und auch am Schluss musste ich kräftig schlucken. Leider ist die Zeit, die unsere Hunde mit uns verbringen können, immer viel zu kurz und auch Arkos 14 Beaglejahre sind eigentlich nicht genug für einen besten Freund… Dieser Gedanke ist mir sehr nahe gegangen und hat mich eben zu Tränen gerührt.
Der Schreibstil ist flüssig, kurzweilig und humorvoll, die einzelnen Kurzgeschichten bauen mehr oder weniger aufeinander auf und lassen sich gut nachvollziehen. An der ein oder anderen Stelle wäre ich in Punkto Hundeerziehung zwar etwas anderer Meinung, aber hier scheiden sich eben die Geister und wichtig ist sowieso nur, dass man selbst mit sich und seiner Fellnase zufrieden ist. Dies ist also kein wirklicher Kritikpunkt, sondern einfach nur eine Erkenntnis.

Mein Fazit: „Beaglemeute unplugged“ ist eine Liebeserklärung an Arko und im Grunde auch an jeden anderen vierbeinigen Begleiter. In vielen Situationen habe ich Amy oder mich wiedererkannt und habe das Lesen wirklich genossen. Ich vergebe 4 von 5 Sternen für diese liebevolle Darstellung des Lebens mit einem Hund! Mögen unsere geliebten Hunde ewig in unserem Herzen bleiben <3!

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Veröffentlicht am 10.12.2020

Stadt der Liebe

Zeit der Pfirsichblüte
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„Lori lebt nicht mehr, aber ich, und ich möchte mein Leben ausschöpfen, nicht mehr unglücklich sein […]“

„Zeit der Pfirsichblüte“ ist ein Roman von Anja Saskia Beyer. Er ist in sich abgeschlossen und ...

„Lori lebt nicht mehr, aber ich, und ich möchte mein Leben ausschöpfen, nicht mehr unglücklich sein […]“

„Zeit der Pfirsichblüte“ ist ein Roman von Anja Saskia Beyer. Er ist in sich abgeschlossen und erschien am 08. Dezember 2020 im Tinte und Feder Verlag.
Annas beste Freundin Carina schlägt einen gemeinsamen Mädelsurlaub in Barcelona vor, doch alles in Anna sträubt sich gegen diese Stadt. Für sie steht Barcelona für Verlust und Trauer, denn dort verlor sie nicht nur ihre große Liebe, sondern auch ihr einziges Kind. Erst nach langem Überlegen kann sie sich zu dem gemeinsamen Urlaub durchringen, denn vielleicht trügt ihr Eindruck ja doch nicht – könnte ihre Tochter doch noch leben…?

Mit „Zeit der Pfirsichblüte“ entführt die Autorin uns in die wunderschöne Stadt Barcelona. Vor traumhafter Kulisse mit detaillierten und authentischen Beschreibungen der Umgebung gestaltet sie einen Roman, der eine fiktive Handlung mit einem kaum vorstellbaren aber leider realem Hintergrund: gestohlene Babys.
In der Geschichte hat es dies schon mehrfach gegeben, aus der DDR sind zahlreiche Fälle bekannt und auch in Spanien hat es lange Zeit zum Alltag gehört. Kinder wurden den Müttern direkt nach der Geburt weggenommen, die Eltern wurden in dem Glauben gelassen, dass ihr Kind plötzlich verstorben sei.
Anja Saskia Beyer beschreibt dieses traurige und ernste Thema auf sehr geschickte und berührende Art und Weise. Vor- und Nachteile, Schwierigkeiten und Hindernisse werden beschrieben und von mehreren Seiten beleuchtet, was wir mir wirklich gut gefallen hat.
Auch die Protagonistin Anna erleidet dieses Schicksal, oder ist sich zumindest sicher, dass es so gewesen sein könnte. Immerhin waren die Umstände der Geburt ihrer Tochter vor 20 Jahren alles andere als normal, doch seitdem versucht sie krampfhaft, die Vergangenheit zu begraben. Dies gelingt ihr mal besser und mal schlechter, von ihren Freunden weiß im Grunde niemand von ihrem Verlust. Ihr Mann Viktor ist davon überzeugt, dass Anna Gespenster sieht und ist eher wenig für sie da. Als ihre Freundin Carina ihr eine gemeinsame Reise nach Barcelona vorschlägt, sträubt sich alles in Anna gegen diese Reise. Diese Stadt birgt bisher nur schlechte Erinnerungen, dort hat sie ihr Kind und ihre große Liebe verloren und möchte einfach nur vergessen. Schließlich entscheidet sie sich aber doch für die Reise, denn ein erneuter Besuch kann ihr vielleicht helfen die Vergangenheit endlich zu akzeptieren oder vielleicht sogar neue Spuren zu finden.
Nachdem Annas Entschluss steht, ist sie von ihrem Vorhaben kaum noch abzubringen, in Barcelona setzt sie alles daran, herauszufinden, ob ihre Tochter damals wirklich gestorben ist, oder ob sie eben doch noch lebt…
Ihre Suche ist definitiv spannend beschrieben, der lockere und mitreißende Schreibstil lässt die Seiten nur so dahinfliegen. Ich habe mit Anna mitgefiebert und ihr bei der Suche so sehr die Daumen gedrückt. Durch die Rückblicke auf Annas erste Zeit in Barcelona bekommt man einen guten Einblick in die Geschehnisse vor 20 Jahren und entwickelt, wie Anna, eine gewisse Skepsis gegenüber dem angeblichen Tod ihrer Tochter. Trotzdem war ich mir eine lange Zeit nicht sicher, ob sie sich in die Sache verrennt, oder ob sie recht haben könnte. Das Ende war für mich in dieser Hinsicht auch nicht wirklich absehbar.
Die Liebesgeschichten allerdings, die sich parallel entwickeln waren für mich eher keine Überraschung und auch eher vorhersehbar. Annas und Pablos Beziehung hat sich für meinen Geschmack recht schnell entwickelt, blieb dabei aber authentisch, da Anna schon länger nicht mehr zufrieden war und dies erst im Laufe ihrer Reise und mit einigem Abstand von zuhause erkennen konnte. Ihre Entscheidung passt zu ihrer Entwicklung, denn aus der eher unsicheren Frau mit der „man alles machen kann“ wird eine Frau, die bereit ist zu kämpfen und die sich nicht mehr einfach abkapseln lässt. Diese Entwicklung hat mir sehr gut gefallen, denn mit der unsicheren und eher negativ eingestellten Anna konnte ich nicht wirklich viel anfangen und hatte daher auch zu Beginn des Romans Schwierigkeiten in die Geschichte einzusteigen.
Weniger nachvollziehbar fand ich die sehr rasante Entwicklung der Beziehung von Annas Freundin Carina. Aus einer Männern eher skeptisch gegenüberstehenden Frau, wird innerhalb kürzester Zeit jemand, der sich zu 100% auf einen fremden Typen einlässt und der sogar sein Leben für sie vollständig auf den Kopf stellt? Für mich ein wenig unrealistisch und einen Tick zu viel „rosarot in Plüsch“, auch wenn es natürlich die Handlung abrundet und Barcelona Paris als „Stadt der Liebe“ definitiv Konkurrenz macht.

Mein Fazit: Insgesamt hat mir der Roman wirklich sehr gut gefallen, die Suche nach der Wahrheit und ihrer verlorenen Tochter ist wirklich spannend und mitreißend geschrieben, der ernste und wirklich furchtbare Hintergrund gut in die fiktive Handlung eingearbeitet und mit vielen Details belegt! Ich vergebe 4 von 5 Sternen für einen Liebesroman mit ernstem und wirklich gut verarbeitetem Hauptthema!

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