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Veröffentlicht am 28.09.2019

Unerwartete Fortsetzung

Postscript - Was ich dir noch sagen möchte
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„[Ich] frage mich, wann die Vergangenheit angefangen hat, Jagd auf mich zu machen. Wann ich angefangen habe, vor ihr wegzulaufen […]. Verdammt, Gerry. Du bist zurückgekommen.“

„Postscript – Was ich dir ...

„[Ich] frage mich, wann die Vergangenheit angefangen hat, Jagd auf mich zu machen. Wann ich angefangen habe, vor ihr wegzulaufen […]. Verdammt, Gerry. Du bist zurückgekommen.“

„Postscript – Was ich dir noch sagen möchte“ ist die unerwartete Fortsetzung von „P.S. Ich liebe dich“ von Cecelia Ahern, übersetzt von Christine Strüh. Sie erscheint am 23.10.2019 im S. Fischerverlag.
Sieben Jahre ist es her, dass Holly Gerry verloren hat. Sieben Jahre, in denen sie langsam ein neues Leben aufbauen und sich selbst weiterentwickeln konnte. Als sie nun im Podcast ihrer Schwester über Gerrys Tod und seine Briefe spricht, kommen alte Gefühle wieder an die Oberfläche. Lang geglaubte Erinnerungen und Schmerzen drängen sich mit Macht wieder in Hollys Gedanken und als dann noch eine kleine Gruppe todkranker Menschen den „P.S. Ich liebe dich“-Club gründet und Holly um Unterstützung bittet, gerät Hollys Leben erneut aus den Fugen. Sie beginnt sich ein weiteres Mal mit Gerrys Tod auseinander zusetzen…

Um vollständig in die Fortsetzung von „P.S. Ich liebe dich“ einsteigen zu können, habe ich direkt zuvor noch einmal Hollys Geschichte gelesen. Das erste, was mir daher an „Postscript“ auffiel, war der Wechsel der Erzählperspektive. Während „P.S. Ich liebe dich“ zwar aus Hollys Sicht, nicht jedoch als Ich-Erzählung geschrieben war, ist „Postscript“ eine reine Ich-Erzählung. Dies hat mich zunächst irritiert, der flüssige Schreibstil und nachdenklich stimmende Plot haben dies aber schnell wettgemacht.
Auch in Band 2 ist Holly wieder die sympathische, dabei aber leicht chaotische und teilweise in Gedanken versunkene junge Frau, die wir alle kennen und lieben. Sie hat ihren eigenen Kopf und den ein oder anderen Spleen, aber gerade das macht sie so authentisch und liebenswert. Holly hat 7 Jahre nach Gerrys Tod ein neues Leben aufgebaut. Teilweise scheinen ihre Erinnerungen an Gerry sogar zu verschwimmen und sie selbst ist eine andere Holly als früher. An ihrer Seite hat sie einen neuen Partner, mit dem sie das erste Mal wieder ein Gefühl von Liebe verspürt. Als sie aber gerade zulässt, dass die beiden sich einen weiteren Schritt annähern und zusammenziehen könnten, beginnen die bereits überwundenen Gefühle Hollys wieder an die Oberfläche zu kommen. Ausgelöst durch das Reden über Gerrys Tod und die eindringliche Bitte des „P.S. Ich liebe dich“-Clubs ist Holly gezwungen, das Erlebte erneut zu verarbeiten. Fast scheint es als wäre Gerry zurück und genau das ist es, was Holly nicht möchte. Sie möchte nicht mehr über den Tod ihres Mannes und seine Briefe sprechen und schon gar nicht möchte sie andere Menschen beim Sterben begleiten. Dies würde nur alte Wunden aufreißen und letztlich auch neue hinzufügen… Doch Holly wäre nicht Holly, wenn das schlechte Gewissen sie nicht doch dazu bringt, zumindest einmal mit den Menschen zu sprechen, hinterher kann man ja immer noch weitersehen…
„Postscript“ greift Gerrys Tod von einer komplett anderen Seite neu auf. Holly muss sich zwar wieder mit der Krebserkrankung ihres Mannes auseinandersetzen, gleichzeitig geht es aber auch darum, wie man sich für todkranke Menschen und deren Angehörige engagieren kann. Wie man sie unterstützen und ihnen Halt geben kann und daran letztlich selber wachsen kann. Auch wird klar, dass Dinge nach einer längeren Zeit und mit einem gewissen emotionalen Abstand aus einem anderen Licht gesehen werden und manche Motive nicht immer so selbstlos sind, wie sie zunächst scheinen. Letztlich ist alles eine Frage der Perspektive und vielleicht waren Gerrys Gründe für seine Briefe andere, als Holly zunächst glaubte?
Ich bewundere Holly für ihren Mut und ihre Tatkraft und denke, dass nicht jeder für die Unterstützung sterbenskranker Menschen gemacht ist. Viele würden an einer solchen Aufgabe zerbrechen und sie einfach nicht bewältigen können. Holly zeigt aber erneut, was in ihr steckt und nicht umsonst bewundern sie viele Menschen.
Auch Holly Freundinnen Sharon und Denise sind in diesem wieder mit von der Partie und auch ihr Leben ist weitergegangen. Sie sind vom Wesen her noch genauso wie vor 7 Jahren und man muss sie einfach liebhaben!
Auch Hollys Familie spielt erneut eine große Rolle und die Vielfältigkeit der Charaktere ist wieder unglaublich gut dargestellt. Nicht wieder auftauchen tut hingegen Hollys Bekannter und guter Freund Daniel und auch ihr eigentlich sehr liebgewonnener Job mit ihrem herzlichen Chef wird mit keiner Silbe erwähnt – schade, denn Hollys jetziger Job als Hilfe und Verkäuferin in Ciaras Laden passt eigentlich nicht zu der Holly die wir kennen…
Insgesamt fand ich die weiterführende Geschichte von Holly bewegend, aber so große Gefühle wie bei „P.S. Ich liebe dich“ konnte „Postscript“ bei mit leider nicht auslösen. Es wurden viele Einzelschicksale und ergreifende Themen behandelt und das grundsätzliche Buchthema finde ich einfach großartig und eine gut umgesetzte Idee die definitiv nachdenklich stimmt! Trotzdem fehlt mir eine gewisse Spannung und eine größere Portion Leidenschaft. Sehr gefallen haben mir hingegen die Rückblicke zu Momenten vor Gerrys Tod, die noch einen größeren Einblick auf die gemeinsame Zeit der beiden geben.

Mein Fazit: Ich bin mir nicht sicher, ob eine Fortsetzung des Bestsellers wirklich notwendig gewesen wäre. Ja, „Postscript – Was ich dir noch sagen möchte“ ist grundsätzlich ein gelungener Roman und schafft einen anderen Blick auf Gerrys Tod und seine Briefe, der mir sehr gefallen hat. Trotzdem hat er für mich nicht in die großen Fußstapfen seines Vorgängers treten können und mich ein klein wenig enttäuscht. Ich vergebe nur 3,5 von 5 Sternen, empfehle den Roman aber definitiv trotzdem allen Lesern von „P.S. Ich liebe dich“, denn vielleicht wollen wir am Ende auch einmal lesen, dass die Welt sich auch nach großen Verlusten weiterdreht und manches später sogar einen Sinn bekommt.

Veröffentlicht am 10.09.2019

Irgendwie verstörend

Hidden Bodies - Ich werde dich finden
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"Ich bin derzeit […] nicht in der Lage, jemanden zu töten. […] Ich habe mich verändert."

Joe Goldberg ist zurück. Ebenso verstörend, ebenso mitreißend wie zuvor. Hat er sich geändert?

Nachdem ich, ...



"Ich bin derzeit […] nicht in der Lage, jemanden zu töten. […] Ich habe mich verändert."

Joe Goldberg ist zurück. Ebenso verstörend, ebenso mitreißend wie zuvor. Hat er sich geändert?

Nachdem ich, wie auch schon bei "You - Du wirst mich lieben", arge Schwierigkeiten in das Buch hineinzufinden, hat der Thriller mich dann aber doch mitgerissen. Der Schreibstil aus Joes Perspektive ist ungewöhnlich. Die Denkweise von Joe speziell und teilweise sehr abstrus. Daran muss man sich gewöhnen. Dann wird es allerdings klarer und schon wieder so irre, dass man es einfach lesen muss.
Ich bewundere Caroline Kepnes, dass sie in der Lage ist eine Figur zu konstruieren, die eigentlich so klug ist und dabei einfach so wenig in der Lage ist "normal" zu denken und zu sein.
Joe sehnt sich eigentlich nach jemandem, der ihn bedingungslos liebt, er ist aber nicht in der Lage, dies mit einfachen Mitteln auf sich zukommen zu lassen und schon gar nicht in der Lage, Fehlschläge zu akzeptieren. Obwohl er begreift, dass seine Vergangenheit ihn auch in einer fremden Stadt nicht loslassen wird, ist er nicht in der Lage aus seinen Mustern zu entweichen. Ehrliche Kommunikation ist für ihn schwierig, anpassen kann er sich hingegen überdurchschnittlich gut.
Der charismatische, attraktive und irgendwie mitreißende Joe ist also zurück!
Wenn man "You - Du wirst mich lieben" mochte, dann sollte man auch den zweiten Teil lesen. Er war mir teilweise zu langatmig und etwas wirklich neues passiert leider nicht. Ob eine Fortsetzung wirklich notwendig gewesen ist, weiß ich nicht genau, aber Stimmung, Atmosphäre und Reiz sind einfach genial konstruiert, die perfiden Gedanken von Joe gut dargestellt und in Szene gesetzt. Ich fand ihn am Ende insgesamt aber gut, vergebe aber nur 3,5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 19.11.2018

Stimmungsvoller und Weihnachtlicher Liebesroman

Winterzauber auf Gracewood Hall
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„Winterzauber auf Gracewood Hall“ von Sandra Rehle ist ein Liebesroman, welcher in England während der Weihnachtstage spielt. Er ist der Auftakt der Buchreihe um das Anwesen „Gracewood Hall“ und in sich ...

„Winterzauber auf Gracewood Hall“ von Sandra Rehle ist ein Liebesroman, welcher in England während der Weihnachtstage spielt. Er ist der Auftakt der Buchreihe um das Anwesen „Gracewood Hall“ und in sich abgeschlossen.
Liz ist gerade von ihrem Freund getrennt, als sie während ihres Sommerurlaubs auf Bali Nick und dessen Familie kennenlernt. Die drei freunden sich an und Liz erfährt, dass Nicks Bruder und dessen Lebensgefährte in England ein altes Herrenhaus besitzen, welches sie aufwendig renoviert haben und zukünftig für Hochzeiten und andere Feierlichkeiten vermieten wollen. Schnell einigen sich die neuen Freunde darauf, dass Liz, die mit Leidenschaft bloggt und fotografiert, für Gracewood Hall die Werbetrommeln rühren könnte. Kurzerhand wird sie daher zu Weihnachten nach Gracewood eingeladen. Diese Gelegenheit ergreift Liz sehr gern, denn sie will sich, nach dem Beziehungsdisaster mit ihrem Exfreund, nun völlig auf die Karriere konzentrieren.
In Gracewood Hall angekommen, wird Liz von Anfang an in die herzliche Familie Bedford integriert. Einzig der gute Freund der Familie Maxwell bleibt abweisend und distanziert. Was es wohl mit ihm auf sich hat? Und weswegen übt er eine solche Faszination auf Liz aus? Wird es Liz gelingen sich auf ihren Blog und ihre Arbeit zu fokussieren? Oder lenkt der attraktive Maxwell, der ebenfalls kein Interesse an einer neuen Beziehung hat, sie von ihrem Vorhaben ab?

Sandra Rehle hat einen flüssigen und mitreißenden Schreibstil. Die Kulisse der Handlung ist toll geschrieben und auch die Charaktere sind sehr schön dargestellt und beschrieben. Die Weihnachtsstimmung wird toll aufgegriffen und als Leser wünscht man sich direkt ins schöne England, um ebenfalls ein Weihnachtsfest im Herrenhaus feiern zu können. Dieser Wunsch wird mit jeder Beschreibung im Buch größer und als es dann am Ende des Buches auch noch beginnt zu schneien, wollte ich am liebsten sofort Weihnachten feiern…
Das Cover des Buches ist liebevoll gestaltet und illustriert. Es bringt Vorfreude auf eine Weihnachtsgeschichte und lässt einen an ein Winterwunderland denken.

Liz ist eine lebenslustige und fröhliche junge Frau. Sie sprüht vor Energie und Charme und war mir auf Anhieb sympathisch. Die gute Laune von ihr ist ansteckend, was mir beim Lesen sehr viel Spaß gemacht hat. Im Laufe der Geschichte wird sie von Grübeleien gepackt und man erkennt, dass eben auch eine so positive Person nicht immer alles rosarot sieht und sehen kann. Dies fand ich sehr ehrlich geschrieben.
Die Herzlichkeit, mit der Liz im Herrenhaus aufgenommen wird ist beispiellos. Sie wird sofort als Familienmitglied akzeptiert und integriert, dies hat mir sehr gut gefallen und ich finde auch, dies passt zu Liz Persönlichkeit. Denn wer könnte diese sympathische Frau nicht mögen?
Auch die Familie Bedford ist einfach großartig. Die Idee, ein schwules Paar als Hausherren einzuführen gefällt mir gut. Dies gibt es viel zu wenig in den klassischen Romanen und gibt dadurch dem Roman nochmal eine andere Note, auch wenn der Hauptfokus nicht auf dieser Thematik liegt.
Maxwell ist ebenfalls gut beschrieben. Zunächst wirkt er unnahbar und abweisend, es wird aber schnell klar, dass hinter dieser Fassade mehr steckt als es den Anschein hat…

Die Handlung konzentriert sich auf die Tage um den Heiligen Abend, spielt also an insgesamt drei Tagen. Dieser Zeitraum ist natürlich gut gewählt, da Liz eben die Zeit während der Weihnachtstage auf Gracewood Hall einfangen soll. Trotzdem sind mir persönlich drei Tage für die Fülle der Ereignisse zu kurz. Es geschieht recht viel und die getroffenen Entscheidungen sind schon so groß, dass es für mich unrealistisch ist, dass dieses nach drei Tagen feststehen kann. Natürlich sind Gefühle nicht planbar und manche Dinge werden auch nicht besser, wenn man ihnen mehr Zeit gibt, trotzdem wirkte dies auf mich überhastet. Ich hätte mir einen größeren Handlungszeitraum gewünscht. Vielleicht hätte Liz doch bis Silvester bleiben können, dieses Angebot stand ja im Raum, und die Beziehungen hätten sich dann etwas länger entfalten können…

Mein Fazit: „Winterzauber auf Gracewood Hall“ ist ein schöner Liebesroman, der sich mit einem flüssigen Schreibstil und einer niedlichen Handlung gut lesen lies. Er eignet sich sehr für kalte Winterabende, an denen man seine Gedanken auf Reisen schicken und gemütlich die Zeit bis Weihnachten todschlagen möchte.
Die Geschichten um Gracewood Hall sind ja noch nicht zu Ende, auch wenn der Roman für meinen Geschmack über einen zu kurzen Zeitraum ging, bin ich gespannt wie es weitergeht und freue mich auf die Fortsetzung der Reihe.
Ich empfehle den Roman jedem, der einen kurzweiligen, schönen Liebesroman lesen möchte, in dem nicht allzu viel Drama und Leid passiert. Die Geschichte ist einfach schön, ohne dabei dramatische Szenen oder Hintergründe preiszugeben. Dies hat mir gut gefallen. Ich vergebe insgesamt 3,5 von 5 Sternen, da mir einfach der Zeitraum für die Tragweite der Handlung zu kurz war.

Veröffentlicht am 05.12.2017

Bewegend und authentisch

Marlene
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"Marlene" ist die Fortsetzung von Hanni Münzners erfolgreichem Roman "Honigtot". Es geht um Marlenes Geschichte während und nach dem zweiten Weltkrieg.

Marlenes Leben wird bilgewaltig und authentisch ...

"Marlene" ist die Fortsetzung von Hanni Münzners erfolgreichem Roman "Honigtot". Es geht um Marlenes Geschichte während und nach dem zweiten Weltkrieg.

Marlenes Leben wird bilgewaltig und authentisch beschrieben. Man leidet als Leser regelrecht mit und möchte in manchen Momenten laut aufschreien. Ich persönlich bin sehr interessiert an der Geschichte des NS-Regimes, bin dabei aber immer wieder dankbar, dass ich diese Zeit nicht miterleben musste.
Marleen nimmt den Leser mit in ein Leben zwischen Widerstandskampf persönlichem Leid, aber auch Liebe, Freundschaft und Vetrauen.

Zwischendurch hatte ich Schwierigkeiten von der Geschichte mitgerissen zu werden, teilweise war mir der Schreibstil nicht flüssig genug.

Zwischen den Kapiteln gibt es "Kriegssplitter" die historische Ergeignisse zur jeweiligen Zeit wiedergeben, dies hat mir sehr gut gefallen.

Insgesamt ist der Roman eine gelunge Fortsetzung und Ergänzung zu "Honigtot", hat mimch aber trotzdem nicht ganz so fesseln können wie eben "Honigtot".
Aber ein Muss für Leser, die "Honigtot" bereits kennen und noch einige Fragen klären möchten!

Veröffentlicht am 10.10.2017

Kurzweilig, aber spannend

Das blaue Medaillon
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In dem historischen Roman „Das blaue Medaillon“ von Martha Sophie Marcus geht es um die junge Meisterdiebin Alessandra Ferretti und das blaue Medaillon, ein Erbstück ihrer Familie.
Bisher gehört der Roman ...

In dem historischen Roman „Das blaue Medaillon“ von Martha Sophie Marcus geht es um die junge Meisterdiebin Alessandra Ferretti und das blaue Medaillon, ein Erbstück ihrer Familie.
Bisher gehört der Roman keiner Reihe an, und ist in sich abgeschlossen.

Nachdem Alessa innerhalb kürzester Zeit ihre gesamte Familie verliert, wandelt sich das Leben der 21-jährigen Meisterdiebin vollständig: Sie muss vor dem Mörder ihres Großvaters aus Venedig fliehen und kann aus ihrer Heimatstadt kann sie nur wenige Dinge retten. Dazu gehört unter anderem das Medaillon in Form einer blauen Rose. Dieses ist für Alessa nicht nur eine Erinnerung an ihre verstorbene Tante, sondern auch der Schlüssel zu einem alten Familiengeheimnis, mit dem ein Verbrechen aufgedeckt werden kann.
Auf ihrer Flucht schließt Alessa sich der Schauspielertruppe Sartori an und versucht mit deren Hilfe zu ihrem Cousin Lucas nach Deutschland zu gelangen. Während der Reise wird sie dann auch noch selbst bestohlen und muss nun versuchen das wertvolle Medaillon zurückzugewinnen…

Mit rund 400 Seiten ist der Roman ein kurzweiliges und dabei trotzdem spannendes Buch. Die Autorin hält sich an den klassischen Spannungsbogen und leitet die Geschichte zunächst mit der Einführung in die Hauptcharaktere und die allgemeine Handlung ein. Im zweiten Buchteil folgt der Spannungshöhepunkt, im dritten Teil fällt diese dann wieder langsam ab, wobei die Geschichte auch hier nochmal unerwartete Wendungen bereit hält. M.S. Marcus schafft es, in einen relativ kurzen Roman viele spannende und unterhaltsame Handlungsstränge einzuarbeiten. Dabei überschlagen sich die Ereignisse allerdings zum Teil sehr, viele Dinge geschehen in kurzer Zeit. Durch diese Erzählweise ist es nahezu unmöglich sich als Leser zu langweilen. Nach jedem Absatz möchte man wissen, wie es weiter geht. Durch den schnellen Verlauf entstand bei mir allerdings teilweise auch das Gefühl, dass der Roman nicht zu lang werden durfte und daher alle Ereignisse so schnell wie möglich berichtet werden müssen. Auch das Ende bereitet mir Kopfzerbrechen. Zwar wird das Geheimnis des Medaillons vollständig gelüftet, was nun sich aber daraus für Folgen ergeben und wie es dem Mörder letztendlich ergeht, bleibt offen. Vermutlich möchte die Autorin sich hiermit die Möglichkeit einer Fortsetzung offen halten.
Der Titel des Romans deutet für mich daraufhin, dass das „blaue Medaillon“ die zentrale Rolle in der Geschichte spielt. Letztendlich trifft dieses auch zu, wenn auch nicht in der von mir erwarteten Weise. Das Geheimnis des Medaillons wird schon im ersten Buchteil fast vollständig aufgelöst und der Rest der Romans dreht sich hauptsächlich um Alessa, welche versucht dem Mörder ihres Großvaters zu entkommen und das Medaillon, welches ihr gestohlen wurde, zurückzubekommen. Dieses Buchthema war für mich, ausgehend vom Buchtitel, völlig unerwartet. Trotzdem es schafft die Autorin Alessas Geschichte äußerst spannend und bildreich darzustellen, was dazu führte, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Die Figuren der Geschichte werden sehr gut und mit vielen Details beschrieben und geben einem die Möglichkeit sich mit ihnen zu identifizieren. Gerade die Meisterdiebin Alessa wirkt gerade durch beschriebene Gewissenbisse am durchgeführten Diebstahl, jugendliche Fröhlichkeit mit ausgeführten Späßen und selbstbewusstes Auftreten sehr sympathisch. Weiterhin erleichtert die Einarbeitung einer kleinen Romanze zwischen Alessa und einem Mitglied des herzoglichen Hofes, an dem ihr Cousin lebt, den Einstieg in die Gefühlswelt der 21-jährigen. Man kann ihr einfach nur das Beste wünschen und mit ihr mitfühlen.
Vom Mörder wird ein unheimliches und grausames Bild gezeichnet, welchen ihn als Bösewicht eindeutig zuordnen lässt. Auch die weiteren Figuren des Romans sind liebevoll beschrieben und dargestellt, ein bildliches Vorstellen ist bei nahezu jeder möglich. Auch das Jahrhundert in dem die Geschichte spielt, ist authentisch dargestellt und historische Fakten werden weitestmöglich beibehalten.
Das Einbringen italienischer Bezeichnungen macht die Herkunft der Hauptfiguren realistisch und interessant. Leider verwirren sie zu Beginn, da auf das vorhandene Glossar am Ende des Buches nicht hingewiesen wird.
Der Roman wird aus Sicht der vorkommenden Personen erzählt („Er-Erzähler“). Diese Schreibweise gefällt mir sehr gut, „Ich-Erzähler“ und „allwissende Erzähler“ fallen mit beim Lesen häufig sehr schwer.
M.S. Marcus begibt sich mit ihrem Roman in ein Venedig und ein Deutschland im 17. Jahrhundert. Alleine diese Zeit macht den Roman zu einem historischen Roman. Indem die Autorin aber zusätzlich zu der Geschichte um das Medaillon noch eine Liebesgesichte und ein großes Maß an Spannung einbaut, schafft sie einen Spagat zwischen historischem Roman, Liebesgeschichte und spannender Erzählung. Durch diese Verknüpfung hebt sich das Buch sich von anderen historischen Romanen ab und bietet auch Lesern einen Zugang zur Vergangenheit, denen normalerweise das Interesse an dieser fehlt.

Fazit
Das „blaue Medaillon“ ist ein schöner und liebevoll geschriebener Roman. Für mich war es der erste Roman der Autorin, einen möglichen Nachfolger würde ich auf jeden Fall lesen, da mich eine Fortsetzung nach dem offenen Ende sehr interessieren würde.
Da die Geschichte für mich aber zu schnelllebig und zu wenig tiefgründig war, würde ich vermutlich kein weiteres Buch von M.S. Marcus lesen. Beim Lesen des Romans war es zwar so, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen mochte, trotzdem stellt es für mich als Vielleserin lediglich eine kurzweilige Unterhaltung dar.
Insgesamt würde ich den Roman aber als sehr gelungen bezeichnen, sofern man diese Art von Erzählung mag. Er ist leicht lesbar, ist gut recherchiert, hat eine spannende Geschichte und authentische Charaktere, und ist dadurch eine gute Unterhaltung für Zwischendurch. Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.

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