Platzhalter für Profilbild

Leseigel

Lesejury Star
offline

Leseigel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Leseigel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2023

Fesselnde Familiengeschichte auf den Spuren der jüngeren deutschen Geschichte

Das Licht zwischen den Schatten
0

ie Autorin erzählt die Geschichte der Familie Sollmann beginnend mit dem Jahr 1919 in Berlin und endet mit Sylvester 1990 kurz nach dem Mauerfall.

1919 sieht der junge Konrad, der aus ärmlichen Verhältnissen ...

ie Autorin erzählt die Geschichte der Familie Sollmann beginnend mit dem Jahr 1919 in Berlin und endet mit Sylvester 1990 kurz nach dem Mauerfall.

1919 sieht der junge Konrad, der aus ärmlichen Verhältnissen stammt, zum ersten Mal Selma, eine Unternehmerstochter. Er verliebt sich sofort in sie und diese Liebe wird fortan sein weiteres Leben bestimmen. Selma hat eine Zwillingsschwester Alma, die durch Sauerstoffmangel bei der Geburt behindert ist. An sich allein für sich bereits eine Bürde angesichts der kommenden Jahre, sind die Schwestern auch Jüdinnen. Konrads macht es sich zur Aufgabe , die beiden zu beschützen.

Die Zeit nach dem Krieg erlebe ich durch Brigitte. Nachdem ihr Bruder Johann sich gegen das Regime der auflehnt hat, flieht die Familie 1953 nach Westberlin. Sehr zu Brigittes Verdruss , die eine überzeugte Anhängerin der kommunistischen Partei ist. Sie findet nie ihren Platz im Leben und beginnt , sich zu radikalisieren.

Andre bringt mir die Zeit von 1970 bis zum Mauerfall näher. Er lebt in der DDR. Er wurde adoptiert und sucht nach den Wurzeln seiner Herkunft. Er trifft aber nur auf eine Mauer des Schweigens und der Lüge.

Das Buch hat mich sehr gut unterhalten. Die Autorin erzählt die Geschichte der Hauptfiguren abwechselnd. Das ergibt zusätzliche Spannungsbögen und erst am Ende ergibt sich ein Gesamtbild, das alle offenen Fragen beantwortet.

Der Erzählstil ist angenehm zu lesen und gibt mir die Möglichkeit, mich ganz in die Geschichte zu versenken. Ich habe mit den einzelnen Figuren gehofft und gebangt. Erschreckend fand ich, wie sehr sie Spielbälle der Umstände und politischer Ereignisse sind.

So muss Konrad sich gegen seine Überzeugung, den Nazis andienen, um Selma und Alma zu beschützen und sich nach dem Krieg gegen den Vorwurf, ein Naziverbrecher zu sein, verteidigen.

Konrads und Selmas Schicksal war für mich der bewegendste Teil des Romans.

Mit wem ich gehadert habe ,ist Brigitte. Ihr Handeln war mir in weiten Teilen unverständlich und ihre Radikalisierung als Folge von Umstände, die sie nicht zu vertreten hat, hat mich nicht überzeugt.

Obwohl ich auch mit Andre einige Probleme hatte, konnte ich ihn besser verstehen. Ich habe ihn eher als Opfer der Umstände gesehen.

Das Buch erzählt nicht nur eine fesselnde Familiengeschichte, es wirft auch Schlaglichter auf die neuere deutsche Geschichte. Das zusammen ergibt ein lesenswertes und unterhaltsames Buch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.07.2023

1933 Österreichs Weg in die Dunkelheit

Zerrüttung
0

Obwohl Oberinspector Nechyba in diesem Roman eine wichtige Rolle spielt, ist es kein Krimi. Dennoch halten mich die realen Ereignisse in Atem. Nechyba ist der aufmerksame Zeitungsleser und Beobachter der ...

Obwohl Oberinspector Nechyba in diesem Roman eine wichtige Rolle spielt, ist es kein Krimi. Dennoch halten mich die realen Ereignisse in Atem. Nechyba ist der aufmerksame Zeitungsleser und Beobachter der Veränderungen in seinem privaten Umfeld. Und ich als Leser erlebe den rasanten Umbau Österreichs in eine Kopie Nazideutschland durch ihn hautnah mit.

Zudem schildert der Autor das Schicksal einzelner Personen aus Nechybas Bekanntenkreis exemplarisch und füllt die politischen Tatsachen und sozialen Verhältnisse mit Leben. Besonders berührt haben mich der kleine Erich und der Oberkellner aus dem Cafe Jellinek. Erich ist der kleine Sohn des Hausmeisters, der unter den unvorhersehbaren Wutausbrüchen des Vaters leidet. Der Oberkellner Nowak hat mit der Jüdin Dorli seinen sicheren Hafen gefunden und sieht nun seine Liebe bedroht.

Was den Roman für mich besonders lesenswert macht, sind die authentischen wiedergegebenen Zeitungsartikel. Nechyba ist ein begeisterter Zeitungsleser und so über die aktuellen Entwicklungen gut informiert und somit auch ich. Erschreckend fand ich, dass man durch diese Berichte wissen konnte, was Faschismus bedeutet : Bücherverbrennungen, Zensur, Versammlungsverbote, politische Attentate, Todesstrafe .

Gebrochen und desillusioniert durch die politischen Entwicklungen stirbt Nechyba im Sommer 34. Gut, dass er die weiteren Entwicklungen nicht mehr erleben musste.

Für mich ist der Roman ein bewegendes und lebendiges Zeitdokument. Niemand soll sagen, er habe nichts gewusst.

Lesezeichen setzen Inhalt melden

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.07.2023

Der Mordclub und Sara Rattlebag erneut auf Mördersuche

Der Tote im Schafspelz
0

Noch ist Sara voller Ärger über ihren Ex Nathan, der sie plötzlich wieder zurück haben will - wohl weil er von ihrer Erbschaft erfahren hat - als die Polizei vor ihrer Tür steht. Auf der angrenzenden Schafsweide ...

Noch ist Sara voller Ärger über ihren Ex Nathan, der sie plötzlich wieder zurück haben will - wohl weil er von ihrer Erbschaft erfahren hat - als die Polizei vor ihrer Tür steht. Auf der angrenzenden Schafsweide wurde ein Mann erschossen. Ganz klar ein neuer Fall für den Krimiclub.

Doch es bleibt nicht bei einem Toten. Mittlerweile scheint es, dass es sich um einen Rachefeldzug handelt. Vor vielen Jahren wurde ein junges Mädchen ermordet. Der Tatverdächtige hat sich aus dem Staub gemacht. Ist er zurück und will den wahren Täter und diejenigen, die ihn gedeckt haben, zur Rechenschaft ziehen ? Unglücklicherweise zählt Cedric, ein Mitglied des Mordclubs, dazu. Und Michael Brickerton, den Sara sehr sympathisch findet und leider nicht von der Liste der Verdächtigen streichen kann. Der Krimiclub ist mehr denn je gefordert.

Gegen Ende wird es richtig eng für sara, bis der Täter letzten Endes überführt ist.

Ich fand Sara schon nach wenigen Seiten sympathisch mit ihrer Vorliebe für Süßigkeiten und gutem Tee.

Auch die anderen Figuren erfüllen zu meiner Freude die Erwartungen, die ich an einen cosy crime habe. Miss Spinster ist die ältere Dame, die um das leibliche Wohl aller besorgt ist, Sara gerne verkuppeln würde und nicht auf den Kopf gefallen ist .Bobby Bobby - die Doppelung ist gewollt und kein Tippfehler - ist der Bedenkenträger und immer zur Stelle, wenn man ihn braucht. Cedric ist in Sara verliebt und ergänzt die Truppe perfekt. Inspector Webster gibt den griesgrämigen Beamten, der von den Ermittlungen des Krimiclub nicht begeistert ist.

Es macht einfach Spaß, den Krimiclub bei seinen Nachforschungen zu begleiten. Die Krimihandlung ist in meinen Augen überzeugend mit hohem Spannungsfaktor und einer Portion Humor

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.07.2023

Mordserie in der Ferienregion Uddevalla

Der Orchideenmörder: Schweden-Thriller
0

Kriminalkommissarin Monica Sandström tritt nach sechswöchiger Abwesenheit wieder ihren Dienst an. Grund dafür war, dass ihr Mann seit seinem Segeltörn vermisst wird. Eine lange Eingewöhnungsphase ist ihr ...

Kriminalkommissarin Monica Sandström tritt nach sechswöchiger Abwesenheit wieder ihren Dienst an. Grund dafür war, dass ihr Mann seit seinem Segeltörn vermisst wird. Eine lange Eingewöhnungsphase ist ihr nicht gegönnt, denn es wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Ermittlungen werden aufgenommen, Zeugen befragt. Gerade als sich ein Verdächtiger aufdrängt, wird eine weitere Frau ermordet. Monicas Vorgesetzter macht erheblichen Druck. Uddevalla ist eine beliebte Ferienregion und die Tourismusbehörde fürchtet um die Saison.

Monica wird immer wieder durch ihre eigenen Probleme abgelenkt. Gut, dass ihre loyalen Kollegen Ole und Kamal sich intensiv um eine Lösung des Falles kümmern.

Ich war auf diesen Krimi aus der der Feder des Autors besonders gespannt. Ich kenne seine Krimireihe um den Dorfpolizisten Jupp Backes und seine Familie, die sich neben einer spannenden Handlung auch durch ihren Humor auszeichnet. Aber kann der Autor auch "seriös " ? Ja, er kann und das auch ausgesprochen gut und packend.

Der Krimi hat zwei Handlungsstränge. Es beginnt mit der Entführung einer jungen Frau, die zum zufälligen Opfer wird. Der Täter - Philip - wollte eigentlich deren Freundin in seine Gewalt bringen. Von seinem ersten Auftritt an ist klar, dass er massive psychische Probleme hat.

Die Handlung wechselt zwischen den Aktionen der Kriminalbeamten und den Ereignissen rund um den Täter. Bei Philip drängt sich der Verdacht auf, dass es jemanden im Hintergrund geben muss, der ihn massiv für seine Zwecke missbraucht und manipuliert.

Monica war mir nicht wirklich sympathisch. Zwar habe ich verstanden , dass das Verschwinden ihres Mannes, sie stark belastet. Ich hatte den Eindruck, dass sie zu sehr in Selbstmitleid badet und viel zu viel trinkt. Gegen Ende gelangt sie zu meiner Erleichterung zu der Einsicht, dass sie Hilfe braucht. Das Rätsel um ihren Mann bleibt als Cliffhänger ungelöst.

Ihre Kollegen Ole und Kamal waren mehr nach meinem Geschmack. Sie sind kompetent, zielorientiert und besonders Ole steht loyal zu Monica.

Die Krimihandlung ist fesselnd und legt gekonnt falsche Spuren. Ich war mir bis kurz vor dem Ende nicht sicher, wer der wirklich Schuldige ist. Als er gefunden ist und Monica klar ihren Abscheu vor der Boshaftigkeit des Mörders zum Ausdruck bringt, konnte ich ihr von Herzen zustimmen.

Der Krimi ist auf jeden Fall der lesenswerte und vielversprechende Auftakt zu einer neuen Reihe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.07.2023

Berührender Nachkriegsroman mit einigen Mängeln

Das Leben, das uns bleibt
0

Breslau Januar 1944. Die Russen kommen näher und es bleibt nur noch die Flucht, auch für Ruth und ihre Familie. Zurück bleibt die kranke Großmutter und Ilan, Ruths große Liebe.

Nach dem Krieg soll in ...

Breslau Januar 1944. Die Russen kommen näher und es bleibt nur noch die Flucht, auch für Ruth und ihre Familie. Zurück bleibt die kranke Großmutter und Ilan, Ruths große Liebe.

Nach dem Krieg soll in Freiburg ein Neuanfang gelingen. Doch in den Köpfen der Menschen ist der Krieg noch präsent. Ruths Bruder Jo engagiert sich in der Hilfe für displaced people, voller Wut darüber, dass die Täter von damals unbehelligt weiter leben.

Die jüngere Schwester Gili beginnt als Schauspielerin zu arbeiten, geht ihren eigenen steinigen Weg und scherrt sich nicht um Konventionen. Ruths Mutter glaubt, dass sie ein neues Leben beginnen kann, wenn sie die Vergangenheit leugnet - ihre jüdischen Wurzeln, den Tod des ältesten Sohnes und das Zurücklassen der eigenen Mutter.

Ruth hofft lange auf Ilans Rückkehr zu ihr, aber vergebens. Schließlich heiratet sie den Juwelierssohn Albert. Als sich herausstellt, dass Ruths Schwiegereltern Kriegsgewinnler sind, bekommt die heile Welt Risse.

Der Einstieg in Ruths Geschichte ist sehr emotional. Ihre Liebe zu Ilan und die erzwungene Trennung wird in sehr bewegenden Bildern geschildert. Ich konnte den Schmerz gut nachempfinden. Auch die Schwierigkeiten des Neustarts in Freiburg waren realistisch dargestellt und die verschiedenen Bewältigungsstrategien nachvollziehbar.

Jo war zurecht wütend, weil es den Opfern des Krieges oft schlechter ging als den Tätern, die ihr altes Leben wieder aufnehmen konnten und einfach nur vergessen wollten. Gili will ihre Jugend nachholen , frei von Zwängen sein und den Krieg hinter sich lassen. Ruth wartet lange vergeblich auf Ilan. Dass sie dann einen anderen heiratet, habe ich gut nachempfinden können. was mich gestört hat, war die Haltung von Ruths Mutter, die weiterhin ihr jüdisches Erbe leugnet.

Bis zu diesem Punkt konnte mich der Roman fesseln. Die weiteren Geschehnisse nach Ruths Heirat waren für mich oft unrealistisch. Nichts gestaltet sich in dieser Ehe ,wie erhofft . Ruth lässt sich treiben, wird nicht selbst aktiv. Die Familie wird angefeindet wegen der Umtriebe während des Krieges. Ruth bleibt passiv. Dann stirbt Ruths Mutter und Jo ist verschwunden. Und plötzlich nimmt Ruth ihr Schicksal selbst in die Hand. Auch das lässt sich noch mit gutem Willen erklären. Was mich nicht überzeugen konnte, war die geradezu märchenhafte Lösung aller Probleme. Das passte für mich nicht zu den vorher glaubwürdig dargestellten Charakteren.

Trotzdem bietet der Roman gute Unterhaltung mit großen Emotionen. Und Ruth hatte sich auf jeden Fall ein Happyend verdient.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre