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Veröffentlicht am 16.07.2022

Unterhaltsamer Krim - auch für Nichtsegler

Koks im Kiel
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Die Geschichte beginnt am beschaulichen Bodensee mit dem Wunsch, einen Traum zu verwirklichen und endet mit einigen neuen Erfahrungen, die man nicht wirklich machen möchte.

Andre träumt davon mit Segelchartern ...

Die Geschichte beginnt am beschaulichen Bodensee mit dem Wunsch, einen Traum zu verwirklichen und endet mit einigen neuen Erfahrungen, die man nicht wirklich machen möchte.

Andre träumt davon mit Segelchartern Geld zu verdienen und dabei seinem Hobby zu frönen. Zuerst scheint ihm das Glück hold zu sein. Er findet eine preiswerte Yacht, die in Antigua vor Anker liegt. Zusammen mit Tonio und weiteren Besatzungsmitgliedern beginnt die Überfahrt nach Mallorca. Dann läuft die Sache aus dem Ruder. Die Yacht wurde von Unbekannten als Transportmittel für Kokainschmuggel missbraucht, was Andre durch Zufall entdeckt. Nach anfänglicher Wut und Ärger sind alle entschlossen, nicht zur Polizei zu gehen, aber dennoch herauszufinden, wer hinter dem Schmuggel steckt. Zuerst läuft mit Hilfe von alten Bekannten von Walzer, Andres Freund und Tonios zukünftigem Schwiegervater, alles , wie geplant.

Dann führen Gier, Selbstüberschätzung und eine Reihe von Fehlern zu einem unglaublichen Chaos mit Morddrohungen, falschen Beweisen und vielen nicht planbaren Zufällen.

Ich hatte zuerst etwas Bedenken , ob der Krimi wohl das richtige für mich ist, da ich nicht der große Segelfan bin, aber die waren schnell ausgeräumt. Der Krimi ist einfach sehr spannend und unglaublich witzig, womit ich nicht gerechnet hatte. Was als gute Idee erscheint, um die Finanzen aufzubessern, entwickelt sich immer mehr zu einer Posse, allerdings mit dramatischen Folgen. Ich fand im Grunde alle Beteiligten - auch die Bösen - mehr oder weniger sympathisch.

Besonders gut gefallen hat mir, der schwäbische Dialekt, der Sinn macht, weil die Schmuggler aus Stuttgart stammen. Schwaben können auch Verbrechen !

Die Erzählweise ist in meinen Augen gelungen. Der Autor bedient sich kurzer Kapitel und Perspektivwechsel, was sowohl die Dynamik als auch die Spannung erhöht.

Ich fand den Krimi sehr fesselnd, weil er für mich die perfekte Mischung aus Spannung und Humor hat.

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Veröffentlicht am 09.07.2022

Blanche Monet - zwischen Kunst und Verlust

Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen (Ikonen ihrer Zeit 6)
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Die elfjährige Blanche ist von Monets Bildern fasziniert, als dieser im Haus ihrer Eltern zu Gast ist. Sie weicht nicht mehr von seiner Seite, um möglichst viel von ihm zu lernen. Als die Firma ihres Vaters ...

Die elfjährige Blanche ist von Monets Bildern fasziniert, als dieser im Haus ihrer Eltern zu Gast ist. Sie weicht nicht mehr von seiner Seite, um möglichst viel von ihm zu lernen. Als die Firma ihres Vaters für die Familie völlig überraschend bankrott geht, zieht Blanches Mutter mit ihren Kindern zu Monet und seiner Familie. Blanche verliert ihr geliebtes Zuhause und ihren Vater, der sich im fernen Paris nicht mehr um die Familie kümmert.

Blanche lebt von nun an in bitterer Armut. Doch sie hat Monet und seine Bilder, nennt ihn Papa Monet. Sie selbst hegt den innigen Wunsch, selbst Künstlerin zu werden. Monets Schaffen findet langsam Anerkennung und die finanzielle Lage beginnt, sich zu verbessern. Die Familie ordnet sich in allen Belangen Monets Willen unter. Er ist das unumstrittene Oberhaupt

Blanches Lebensweg ist weiterhin durch Verluste geprägt. Zuletzt verliert sie ihren Leitstern Monet. Nach dessen Tod beginnt sie wieder zu malen und findet darin Trost.

Blanches Lebensweg hat mich sehr berührt. Mir war vor der Lektüre nicht bewusst, welch hervorragende Malerin sie war und was für beeindruckende Kunstwerke sie geschaffen hat, die denen ihres Vorbildes Claude Monet ebenbürtig sind. Sowohl Blanche als auch Monet haben mich durch ihr Brennen für die Kunst fasziniert. Dem wurde alles untergeordnet.

Die Jahre in schmerzlicher Armut müssen sehr schwer gewesen sein. Oft wusste die Familie nicht, wie sie Nahrungsmittel beschaffen sollte, da sie ausstehende Rechnungen nicht bezahlen konnte.

Endlich kann sich die Familie ein eigenes Haus in Giverny leisten. Monet gestaltet den berühmten Garten mit dem Seerosenteich. Blanches Vater stirbt, dann die jüngere Schwester und auch die Mutter. Blanche kümmert sich aufopfernd um den trauernden Monet. Blanche habe ich dafür bewundert, zumal ihr das Zusammenleben mit Monet einiges an Verzicht abverlangt hat. Nach Monets Tod nimmt sie die eigene Malerei wieder auf, teilweise mit den selben Motiven wie ihr Vorbild und dies so virtuos, dass selbst Kunstkenner keine Unterschiede erkennen können. Zudem ist es Blanche Verdienst, dass Monets Anwesen für die Nachwelt erhalten wurde.

Das Buch war unterhaltsam und zum Teil sehr anrührend und ich habe durch Blanches Augen auch Monet näher kennengelernt.

Für mich ein absolut lesenswertes Buch, auch dann, wenn man nicht kunstbegeistert ist.

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Veröffentlicht am 02.07.2022

Alte Sage in neuem funkelndem Gewand

Donald MackIntosh - Im Zeichen des Gevatters
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Donald MackIntosh trifft an einem kleinen schottischen See 4 junge Männer, die dort campen. Man kommt ins Gespräch und Donald erzählt ihnen eine alte Geschichte. Von einem jungen Mann, der seinen Lebensunterhalt ...

Donald MackIntosh trifft an einem kleinen schottischen See 4 junge Männer, die dort campen. Man kommt ins Gespräch und Donald erzählt ihnen eine alte Geschichte. Von einem jungen Mann, der seinen Lebensunterhalt und den seiner Großmutter durch Holzsammeln bestreitet. Er träumt davon, ein berühmter Medicus zu werden.

Als seine Großmutter stirbt, macht ihm der Gevatter Tod ein ungewöhnliches Angebot. Er nimmt es an und kann seinen Traum verwirklichen. Doch er weiß auch, dass er irgendwann seinen Teil des Handels erfüllen muss.

Wer nach den ersten Seiten glaubt, er kenne die Geschichte von irgendwo her, der liegt nicht ganz falsch. Die Autorin hat das Grundmotiv eines Märchens aufgegriffen. Die Ähnlichkeit endet aber sehr bald, weil die Autorin die Erzählung mit neuem Leben füllt.

Sie verknüpft die Märchenelemente mit historischen Ereignissen, der Flucht Margret Tudors mit ihren beiden Kindern vor Albany nach Stirling. Das verleiht der Erzählung eine zusätzliche Dramatik. Natürlich darf auch in einem "modernen" Märchen eine Liebesgeschichte nicht fehlen.

Für mich lag der Reiz der Geschichte auch darin, dass ich auf Ähnlichkeiten des ursprünglichen Märchens gewartet habe . So war ich in ständiger Erwartung bestimmter Ereignisse, die dann nur zum Teil eingetreten sind. Durch den historischen Aspekt bekommt der Roman einige völlig andere Schwerpunkte.

Die Auflösung kann ich nur als gelungen bezeichnen und wird auch dem ursprünglichen Märchen gerecht. Ich fand diese Neuinterpretation deshalb absolut lesenswert

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Veröffentlicht am 26.06.2022

Liebe, Dramatik, Humor in der Notaufnahme

Klinikum Berlin - Herzrasen
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Der Roman schildert die täglichen Herausforderungen in der Notaufnahme des Klinikums Berlin. Manchmal musste ich lachen, so als eine junge Frau ohne Grund unbedingt operiert werden wollte , weil sie es ...

Der Roman schildert die täglichen Herausforderungen in der Notaufnahme des Klinikums Berlin. Manchmal musste ich lachen, so als eine junge Frau ohne Grund unbedingt operiert werden wollte , weil sie es auf Instagram gesehen hatte. Dann wieder ist der Kampf vergebens und der Tod gewinnt. Besonders schockierend fand ich die Ereignisse, bei denen die Notaufnahme verwüstet wurde.

Dies alles ist die Rahmenhandlung, innerhalb der die dort tätigen Ärzte ihre eigenen privaten Siege und Niederlagen erleben.

Lotti Richter ist in einer Beziehung mit dem Piloten Laurenz, aber ihr Herz hat andere Pläne. Annabelle ist die neue. Ihre Vergangenheit macht es ihr schwer, sich anderen gegenüber zu öffnen und Anschluss zu finden obwohl sie das Herz auf dem rechten Fleck hat. Poldo liebt Kira, ist aber zu schüchtern, sich ihr zu offenbaren. Als Kira ihn um Mithilfe bei der Aufdeckung eines Abrechnungsbetrugs bittet, stimmt er bereitwillig zu, trotz der Gefahr, dass es für alle das berufliche Aus bedeuten könnte.

Das alles zusammen ergibt ein großartiges Leseerlebnis. Ich fühlte mich angenehm an die Serie "Emergency Room " erinnert, die ich mit Begeisterung gesehen habe. Achtung - das Buch hat in meinen Augen einen hohen Suchtfaktor .

Am Ende wird es dann nochmals richtig turbulent und endet dann mit einem zuversichtlichen Blick in die Zukunft. Ich selbst habe das Buch mit einem zufriedenen Seufzer zugeklappt und wünsche mir von ganzem Herzen eine Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 26.06.2022

Liebe im Zeichen der Berliner Luftbrücke

Eine Stadt der Hoffnung
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Berlin 1948. Die Stadt ist durch die 4 Siegermächte geteilt und leidet unter den Nachwehen des verheerenden Krieges. sowie dem Kompetenzgerangel der Besatzungsmächte.

Bruni hat ihre ganz eigene Überlebensstrategie ...

Berlin 1948. Die Stadt ist durch die 4 Siegermächte geteilt und leidet unter den Nachwehen des verheerenden Krieges. sowie dem Kompetenzgerangel der Besatzungsmächte.

Bruni hat ihre ganz eigene Überlebensstrategie entwickelt. Sie ist jung, sehr gut aussehend und singt in einem Cabaret. Sie sucht sich hochgestellte Militärs, von denen sie sich aushalten lässt. Liebe steht nicht auf dem Plan, bis sie den amerikanischen Militärangehörigen Victor trifft.

Gleichzeitig beginnt sich die Lage im geteilten Berlin zuzuspitzen. Die Sowjets riegeln die Stadt vom Umland ab. Zwei Millionen Menschen sind vom Hungertod bedroht. Die Westmächte suchen fieberhaft nach einer Lösung des Versorgungsproblems. Die Idee der Luftbrücke wird geboren.

Die Autorin verknüpft auf sehr unterhaltsame Weise die Liebesgeschichte zwischen Bruni und Victor mit den dramatischen Ereignissen rund um die Berliner Luftbrücke.

Ich mochte Bruni von der ersten Seite an, obwohl sie zu Beginn oberflächlich und berechnend erscheint. Doch sie will einfach überleben und bald merkt man, wie verletzlich und empathisch sie in Wirklichkeit ist.

Auch Victor konnte mich für sich einnehmen. Er begegnet Bruni mit Respekt und beendet die Romanze nicht, auch als Bruni sie nur als geschäftliche Beziehung charakterisiert.

Die Liebesgeschichte wird überschattet von der sowjetischen Blockade. Die Autorin schildert lebendig und für mich realistisch, wie sich die Stimmung aufheizt und die sowjetischen Versuche durch Propaganda, die Berliner in den russischen Sektor zu locken. Die Behauptungen erschienen mir so hanebüchen, dass ich kaum glauben wollte, dass man die Meldungen ernst nehmen kann. Gleichzeitig sind erschreckende Parallelen zu den heutigen Fake News und dem aktuellen Kriegsgeschehen in der Ukraine erkennbar.

Im Verlauf der Ereignisse stieg meine Bewunderung und Respekt gegenüber der Berliner Bevölkerung, die die Hoffnung nicht verloren hat und den Westmächten, die Berlin nicht aufgaben.

Ein tolles , lesenswertes Buch, das mit der Liebesgeschichte unterhält und gleichzeitig die Begebenheiten rund um die Berliner Luftbrücke verständlich wiedergibt und die Fakten mit Leben erfüllt.

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