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Veröffentlicht am 09.08.2024

Teresas Geschichte

Die Amato-Schwestern: Der Stoff der Träume
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Amelia, deren Flucht aus Chile im 1. Band erzählt wurde, hat sich ein neues Leben aufgebaut und eine neue Liebe gefunden. Teresa versucht in Chile, die Familie zusammenzuhalten und muss mehrere Schicksalsschläge ...

Amelia, deren Flucht aus Chile im 1. Band erzählt wurde, hat sich ein neues Leben aufgebaut und eine neue Liebe gefunden. Teresa versucht in Chile, die Familie zusammenzuhalten und muss mehrere Schicksalsschläge verkraften. Ihr Vater Giuseppe stirbt und vermacht die Strumpffabrik seinem Sohn, der sie so schnell als möglich verkauft. Teresa hatte bis zuletzt gehofft, ihr Vater würde ihr die Leitung übertragen. Nun verlieren sie, ihre Kinder und die Mutter ihr Zuhause und wirtschaftliche Grundlage. Teresa muss nun arbeiten gehen und träumt weiter davon, die Strumpffabrik neu entstehen zu lassen. Gerade als Teresa glaubt, sie hätte ein Stück vom Glück ergriffen, schlägt das Schicksal erneut zu. Teresa fürchtet um alles, was sie sich erarbeitet hat.

Hat mich bei Amelias Geschichte der Schrecken des Pinochet-Putsches und die Flucht nach Schweden in Atem gehalten, durchlebe ich mit Teresa persönliche Schicksalsschläge, die nicht weniger berühren. Auf den ersten Blick erscheint es, als ob Amelia das schwerere Los gezogen hat. Am Ende des Buches bin ich mir da nicht mehr sicher. Amelias konnte völlig neu beginnen. Teresa muss sich mit den Nachwehen der Vergangenheit und den Herausforderungen der Gegenwart auseinandersetzen. Und sie trägt die Verantwortung für die Familie und muss wegen des schändlichen Verhaltens des Bruders bei Null beginnen. Ich fand es beeindruckend, wie sie ihren Weg geht und dabei ihren Traum von der eigenen Fabrik nicht aus den Augen verliert. Zu meiner großen Überraschung schafft sie es tatsächlich. Was die Erfüllung ihres Leben sein sollte, entwickelt aber sich zum Alptraum. Ich fand das Schicksal so ungerecht und habe mit Teresa gelitten .. Trotz allem fand ich es richtig, dass sie ihren Traum nicht aufgegeben hat, denn sie wäre sonst nie glücklich geworden. In meinen Augen hat sich Teresa sich viel zu sehr für die Familie aufgeopfert und von einigen nur wenig zurückbekommen. Am Ende kann sie sich ein wenig befreien und es gibt so etwas wie Hoffnung. Mir hat der Erzählstil wieder sehr gut gefallen, der eher an einen Bericht erinnert. Das ist an einigen Stellen hilfreich, weil der emotionale Schecken sonst zu groß gewesen wäre. Ich habe den Roman mit Freude gelesen.

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Veröffentlicht am 08.08.2024

Bathseba und David - eine außergewöhnliche Liebesgeschichte

Die Löwin von Jerusalem
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Das Alte Testament ist voller Geschichten von Krieg, Verrat, Intrigen, Mord und gelegentlich auch Liebe. Die schönste Liebesgeschichte in meinen Augen ist die von der schönen Bathseba und dem Hirtenjungen ...

Das Alte Testament ist voller Geschichten von Krieg, Verrat, Intrigen, Mord und gelegentlich auch Liebe. Die schönste Liebesgeschichte in meinen Augen ist die von der schönen Bathseba und dem Hirtenjungen David. Die Bibel ist ein historisches Buch und dementsprechend spiegeln sich darin die gesellschaftlichen Verhältnisse von damals wieder, was wiederum bedeutet, dass überwiegend Geschichten von Männern erzählt werden. Auch bei der Liebesgeschichte der beiden Genannten werden die Ereignisse mit David im Mittelpunkt berichtet und Bathseba ist eine Randfigur. Der Autor schildert nun die Begebenheit aus Bathsebas Sicht. Dabei hat er die wenigen Hinweise, die die Bibel gibt, mit historischen Tatsachen und eigenen Vorstellungen zu einer packenden Liebesgeschichte verwoben.

Bathseba und Davidtreffen in einer dramatischen Situation aufeinander. David kämpft einen aussichtslosen Kampf gegen eine Löwin und die 16jährige Bathseba rettet geistesgegenwärtig sein Leben. Die beiden jungen Leute verlieben sich ineinander. Nur ist Bathseba bereits dem Hethiter Uriah versprochen . Der Brautpreis ist bezahlt und Bathsebas Vater weigert sich, die Verbindung zu lösen. Die Wege der beiden Liebenden trennen sich. Für Bathseba beginnt eine wahre Ehehölle, während David zu einem berühmten Krieger wird und kein Kind von Traurigkeit ist. Der Zufall oder göttliche Vorsehung führt Bathseba nach Jahren wieder in Davids Nähe, den sie noch immer liebt und der mittlerweile König ist. Bathseba ist fest entschlossen, ihn wieder für sich zu gewinnen aus Liebe und um ihrer unerträglichen Ehe zu entfliehen. Bathsebas Plan gelingt.

Ich war vom Erzählstil des Autors nach wenigen Sätzen begeistert. Er nimmt die Rolle eines Erzählers ein, der aus einer höheren, allwissenden Perspektive als Regisseur fungiert. Das weckt Neugierde, erzeugt Nähe und gleichzeitig Distanz. Die Personen sind normale Menschen. Sie fluchen, betrinken sich, führen Krieg und haben leidenschaftlichen Sex. Frauen sind Eigentum ihrer Väter und später ihrer Ehemänner. So verschachert Bathsebas Vater sie an den gewalttätigen Uriah. Dieser demütigt und schlägt sie, ohne dass es Konsequenzen hat und obwohl es alle wissen. Doch Bathseba bleibt standhaft, standhaft in ihrem Willen, zu überleben und in ihrer Liebe zu David. Das bedeutet nicht, dass sie nicht mit Gott hadert. David ist in meinen Augen der wankelmütige und schwächere Charakter. Für ihn war die Liebe mit und zu Bathseba mehr eine Affäre. Für ihn sind andere Dinge wichtiger und Frauen gibt es genug. Im Grunde ist es ein Wunder und somit wohl Gottes Wille, dass die beiden doch noch zueinander finden. Ohne dieses "Happyend " hätte es nie einen König Salomon gegeben, was was wirklich ein Jammer wäre.

Für mich war das Buch ein mitreißendes Leseerlebnis. Und selbst für diejenigen, die mit der Bibel nichts im Sinn haben, lohnt es sich , die starke Bathseba und ihre Geschichte kennenzulernen.

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Veröffentlicht am 06.08.2024

Tödliches Spiel

Und tot bist du (Thriller)
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Die Lüneburger Streifenpolizistin Tabea ist gedanklich schon im Feierabend, da erhält sie einen Handyanruf mit unterdrückter Nummer. Im Glauben , es sei ihre Mutter, nimmt sie ab. Der unbekannte Anrufer ...

Die Lüneburger Streifenpolizistin Tabea ist gedanklich schon im Feierabend, da erhält sie einen Handyanruf mit unterdrückter Nummer. Im Glauben , es sei ihre Mutter, nimmt sie ab. Der unbekannte Anrufer sagt, er habe ein Geschenk für sie und nennt den Fundort. Tabea findet eine tote Frau auf den Bahngleisen. Da man mit weiteren Morden rechnet, wird die Mordeinheit unter Leitung von Frank Schünemann hinzugezogen. Da der Täter sich persönlich an Tabea gewandt hat, ist sie Teil des Ermittlungsteams zum Leidwesen von Schünemann. Nun beginnt die mühselige Suche nach dem Täter und seinem Motiv. Doch der scheint immer genau zu wissen, was die Polizei weiß und plant. Es beginnt ein nervenaufreibendes Katz - und Mausspiel. Je mehr Details ermittelt werden, um so klarer wird, dass Tabea das eigentliche Ziel ist. Obwohl Tabeas Kollegen sie im Auge haben, ist sie plötzlich verschwunden.

Für mich hat der Thriller drei tragende Elemente, die gemeinsam eine packende Handlung ergeben. Sowohl Tabea als auch Schünemann kämpfen mit persönlichen Erfahrungen, die ihr jetziges Handeln bestimmen. Das erschwert die Zusammenarbeit der beiden. Schünemann möchte Tabea möglichst aus den Ermittlungen raus halten, da er sie nicht für kompetent genug hält. Tabea will unbedingt beweisen, dass sie der Sache gewachsen ist. Und dann der Fall selbst, der in seiner Grausamkeit und Sinnlosigkeit der Taten für mich als Außenstehende kaum zu ertragen ist. Spannenderweise weiß ich erheblich mehr als die Beamten, denn der Mörder gibt Einblicke in seine Pläne und Motivation. Trotzdem bin ich bis zu den letzten Kapiteln über seine Identität im Dunkeln getappt. Aus dem Wechsel der Perspektiven ergibt sich während des ganzen Thrillers ein gelungener Spannungsbogen , der einige Schwächen überspielt, da an manchen Stellen die Handlung sehr vorhersehbar ist.

Trotzdem fand ich die Geschichte sehr gelungen und mit manchen Wendungen habe ich nicht gerechnet. Gegen Ende konnte ich das Buch nicht mehr zur Seite legen, weil ich unbedingt den Mörder dingfest machen wollte.

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Veröffentlicht am 01.08.2024

Ein neuer Fall für Hobbydetektivin Isa

Mord im Rotstiftmilieu
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Isa ist zwar Lehrerin, aber ihr Herz schlägt für die Verbrecherjagd. Als der Lehrer Wonneberger unter ungeklärten Umständen ums Leben kommt, ist sie deshalb sogar bereit an der anderen Schule als Vertretungslehrer ...

Isa ist zwar Lehrerin, aber ihr Herz schlägt für die Verbrecherjagd. Als der Lehrer Wonneberger unter ungeklärten Umständen ums Leben kommt, ist sie deshalb sogar bereit an der anderen Schule als Vertretungslehrer einzuspringen, nur um dort ermitteln zu können. Was sich zu Anfang als überzeugender Plan darstellt, entwickelt sich immer mehr zu einer Katastrophe..

Ich kenne den 1. Band nicht - was was ich aber nach dieser Lektüre unbedingt nachholen werde - , das hindert mich aber nicht daran, der Handlung gut folgen zu können und einen Riesenspaß dabei zu haben. Das liegt vor allem an Isa und ihrem Rauhaardackel Alfons. Isa ist eine, sagen wir mal, mäßig motivierte Lehrkraft. Wenn es einen Fall zu lösen gilt, entwickelt sie dagegen einen ungeahnten Ehrgeiz und neigt leider auch dazu, über das Ziel hinaus zu schießen.. Diese Meinung teilt auch Kommissar Bähr, der von Isas Hilfe bei der Aufklärung des Mordes wenig begeistert ist, was Isa wiederum verärgert. Nur dumm, dass ihr Herz in Bährs Gegenwart auffällig heftig schlägt.

Isa ermittelt an der Schule unter erschwerten Bedingungen, denn ihr Verhältnis zur Rektorin mit Doppelnamen ist von Anfang an angespannt. Ihre Zusammentreffen sind jedes mal eine Herausforderung für Isa und meine Lachmuskeln. Überhaupt hatte ich viel zu lachen, da mich einzelne Lehrer und Situationen stark an meine eigene Schulzeit erinnert haben. Durch geschickte Fragen und nicht ganz einwandfreie Methoden erfährt Isa einige Tatsachen und reimt sich vieles zusammen. Als sie für sich den Täter ausgemacht hat, setzt sie alles daran, ihn dingfest zu machen und setzt dabei ihre Stelle und wirtschaftliche Existenz auf Spiel. Die wirkliche Bedrohung kommt von unerwarteter Seite und Ritter Bähr rettet Isa in letzter Minute.

Unbedingt erwähnen muss ich die liebevoll dargestellten Nebenfiguren, als da sind Isas beste Freundin Renate und Isas Eltern. Isas Mutter bemüht sich wenig erfolgreich und nicht gerade subtil, Isa an den Mann zubringen. Besonders ins Herz geschlossen habe ich Isas Vater. Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, ist pragmatisch und sorgt mit seinem Dialekt für Lokalkolorit.

Der Krimi hat mich völlig für sich eingenommen. Er war spannend und auch ich habe gerätselt, wer der Täter sein könnte und dabei hatte ich jede Menge Spaß.

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Veröffentlicht am 30.07.2024

Ein steter Kampf um Anerkennung und das leidige Geld

Artemisia Gentileschi und Der Zorn der Frauen
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Ich gebe es offen zu, der Name der Malerin sagte mir überhaupt nichts. Eigentlich keine Überraschung, denn Frauen finden in der Geschichte der Kunst der früheren Jahre so gut wie nicht statt. Dabei spielt ...

Ich gebe es offen zu, der Name der Malerin sagte mir überhaupt nichts. Eigentlich keine Überraschung, denn Frauen finden in der Geschichte der Kunst der früheren Jahre so gut wie nicht statt. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Musik, Literatur oder Malerei handelt. deshalb freue ich mich, dass es mittlerweile einige AutorInnen gibt, die diesen vergessenen Künstlerinnen ein Gesicht geben und ihr Werk sichtbar machen.

Artemisia hat mich stark beeindruckt. Sie wird als Tochter eines angesehenen Malers in Rom geboren. Als Artemisia elf Jahre alt ist, überträgt ihr der Vater nach dem Tod der Mutter die Verantwortung für den Haushalt und die jüngeren Geschwister. Ein wenig älter sperrt er Artemisia im Haus ein, verbietet jeden Kontakt zur Außenwelt. Als er ihre künstlerische Begabung akzeptiert, lässt er sie in seiner Werkstatt arbeiten. Fluch und Segen zugleich. Malen ist Artemisias Bestimmung. Zu ihrem Unglück erregt sie die Aufmerksamkeit von Tassi, einem Mitarbeiter ihres Vaters. Dieser vergewaltigt sie über längere Zeit und alle schauen weg. Als ihr Vater es erfährt, verklagt er Tassi. Die Prozessakten existieren noch und so war es der Autorin möglich, das Gerichtsverfahren ausführlich zu schildern. Dieser Abschnitt war für mich kaum zu ertragen. Obwohl Opfer wird sie vor Gericht von Tassi auf das abscheulichste diffamiert und ganz Rom nimmt teil. Nach Prozessende ist klar, dass sie nicht in Rom bleiben kann und will. Ihr Vater verheiratet sie mit einem Florentiner, wohin sie unverzüglich reisen. Artemisia beginnt zu malen, aber keine gefällige Stillleben oder Portraits . Sie malt großformatige Bilder mit Frauen als starke Persönlichkeiten und keine stille Dulderinnen. Dazu gehören "Susanna und die beiden Alten " und "Judith und Holofernes". Diese Bilder kenne ich, wusste aber nicht, dass sie von einer Frau, Artemisia, sind. Artemisia erfährt Anerkennung, wird als erste Frau in die Akademie in Florenz aufgenommen. Privat hat sie kein Glück. Ihr Mann ist ein Versager, verprasst ihr Geld und gibt ihr die Schuld. Der Schuldenberg wächst und so flieht Artemisia nach Venedig. Wieder beginnt sie von vorn. Wieder muss sie sich beweisen. Als in Venedig die Pest ausbricht , bringt sie sich in Neapel in Sicherheit. Auch hier wiederholt sich das Ringen um Anerkennung, Aufträge und Geld , das nie in dem Maße zur Verfügung steht, wie es nötig wäre.

Artemisias Schicksal verliert sich im Dunkel der Geschichte. Es gibt kein Grab, um sie zu betrauern oder ihr zu gedenken. Geblieben sind ihre Bilder, die von der Kraft der Frauen erzählen. So wie Artemisia im Buch dargestellt wird , war sie außerhalb ihrer Werkstatt bis auf wenige Momente kein glücklicher Mensch, zumindest habe ich es so empfunden. Vielleicht hätte sie es genauso gewollt, dass man sich ihrer "nur" als Malerin erinnert Die Autorin vermischt im Roman die wenigen bekannten Tatsachen mit glaubwürdigen Möglichkeiten. So entsteht ein lebendiges und für mich stimmiges Bild der Künstlerin. Was mir gut gefallen hat und zu meinem Verständnis Artemisias Gemälde beigetragen hat, die Autorin schildert die wichtigsten Werke und stellt ihre Besonderheiten heraus. Zudem erklärt sie auch, was Artemisia von den männlichen Künstlern der damaligen Zeit unterscheidet.

Für mich ist es ein gelungener Roman, der bewegt, unterhält und auch wichtige Aspekte der damaligen Gesellschaft und Kunstszene vermittelt.

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