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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.11.2019

Bilderbogen einer schlesischen Familie

Heimat ist ein Sehnsuchtsort
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Der Sadlerhof, nahe an der polnischen Grenze, befindet sich seit langer Zeit in Familienbesitz. Da die ältesten Söhne tot sind und der Vater schwerkrank aus dem 1. Weltkrieg zurückgekehrt ist, muss der ...

Der Sadlerhof, nahe an der polnischen Grenze, befindet sich seit langer Zeit in Familienbesitz. Da die ältesten Söhne tot sind und der Vater schwerkrank aus dem 1. Weltkrieg zurückgekehrt ist, muss der jüngste Sohn Laurenz notgedrungen die Bauernrolle übernehmen. Zusammen mit seiner Frau Annemarie nimmt er die Herausforderung an. Gemeinsam mit Laurenz Mutter Charlotte, dem Knecht Oleg und der Hauswirtschafterin Dorota betreiben sie den Hof. Zwei Töchter vervollständigen die Familie. Kathi, die älteste, ist intelligent und träumt davon, zum Mond zu fliegen. Die jüngere Franzi kann wegen einer Erkrankung nicht sprechen und bedarf der besonderen Fürsorge. Das Buch schildert das Leben auf dem Hof in einzelnen Szenen. Die Bedrohung durch den näher rückenden Krieg wird immer größer. Schließlich bricht der 2. Weltkrieg aus und wirbelt das Leben der Familie durcheinander. Dabei ist die Frau des Bürgermeisters, eine überzeugte Nationalsozialistin, ihr größter Feind. Als die Familie Sadler sich schweren Herzens entschließt, zu fliehen, stehen bereits die Russen vor der Tür. Diese bringen neuen Schrecken mit sich.
Das Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen. Ich mochte die gemächliche Erzählweise der Autorin. Durch die Schilderung der alltäglichen kleineren und größeren Ereignisse des Familienlebens fühlte ich mich schon nach wenigen Seiten als Teil der Gemeinschaft. Manches brachte mich zum Lachen und ließ mich vergessen, dass die Bedrohung durch den Krieg unmittelbar bevor stand. Auch die Hilflosigkeit und das Gefühl des Ausgeliefertseins, als die Familie das Interesse der Nazis aus dem fernen Berlin weckt, konnte ich gut nachempfinden. In meinen Augen hat es die Autorin geschafft, die handelnden Personen sehr lebensnah darzustellen, da jeder seine guten und schlechten Seiten hat. Besonders ins Herz geschlossen habe ich die Wirtschafterin Dorota. Egal, was passiert, etwas zu essen und eine Tasse Kräutertee sind die Heilmittel ihrer Wahl. Darüber hinaus galt meine Sympathie Kathi, aus deren Sicht ich die Geschichte überwiegend erleben durfte und der ungewöhnlichen Franzi. Dagegen waren die anderen Erwachsenen für mich eher blass. Die Geschichte endet mit einem Cliffhanger, da eine Fortsetzung geplant ist.
Ich gebe für das Buch eine Leseempfehlung, weil es gut und spannend zu lesen ist und dabei ohne Effekthascherei und Gefühlsduselei auskommt.

Veröffentlicht am 27.10.2019

Tod auf dem Oktoberfest

Blutige Brezeln
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Ausnahmezustand im kanadischen Kitchener-Waterloo. Das jährliche Oktoberfest steht vor der Tür. Linn soll den Bretzelstand der Bäckerei, bei der sie arbeitet, im Festzelt betreuen, was keine Begeisterung ...

Ausnahmezustand im kanadischen Kitchener-Waterloo. Das jährliche Oktoberfest steht vor der Tür. Linn soll den Bretzelstand der Bäckerei, bei der sie arbeitet, im Festzelt betreuen, was keine Begeisterung bei ihr auslöst. Als wäre das nicht genug, quartiert sich ihr Noch-Ehemann Frank mit seinem neuen Lebenspartner Marc für die Dauer des Festes in Linns WG ein. Die Probleme treten in den Hintergrund, als die Schulsekretärin Margot Schanz im Festzelt zusammenbricht und kurz darauf stirbt. Zu dumm, dass sich Frank mehrmals mit Margot angelegt hat und damit zu den Hauptverdächtigen zählt. Linn und ihre beste Freundin Kamryn beschließen , sich selbst auf Mördersuche zu begeben. Verdächtige gibt es genug, wurde die Tote nicht eben für ihre Liebenswürdigkeit geschätzt.
Ich habe das Buch mit viel Vergnügen gelesen. Allein die Schilderung der kanadischen Ausgabe des Oktoberfestes ist ein Lesegenuss für sich. Hinzu kommt eine ganze Schar liebenswerter Personen, die mit ihren jeweiligen Macken zur humorvollen Unterhaltung beitragen. Die Krimihandlung selbst ist spannend und ich als Leser hatte mehrere Verdächtige zur Auswahl, die einer näheren Betrachtung wert waren. Linn und Kamryn hatten kreative Ideen, wie sie die möglichen Täter aushorchen konnten, was bei mir wieder zu einigen Lachanfällen führte. Den Täter selbst hatte ich nicht im Verdacht. Der Überzeugungskraft der Beweiskette konnte ich mich nicht entziehen.
Das Ganze ist unterhaltsam geschrieben und mit einigen Kuchenrezepten garniert, die Lust machen, sie auszuprobieren. Der tolle cosy crime bekommt von mir 5 Sterne und ich hoffe auf ein baldiges Wiedersehen in K.-W.

Veröffentlicht am 20.10.2019

Der letzte Fall für die Profilerin Andrea Thornton

Die Furcht in deinen Augen
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Andreas Tochter Julie ist mittlerweile 10 Jahre alt und ganz schön selbstständig, dabei jedoch sehr zuverlässig. Als sie nicht zur vereinbarten Zeit nach Hause kommt, ist sich ihre Mutter Andrea deshalb ...

Andreas Tochter Julie ist mittlerweile 10 Jahre alt und ganz schön selbstständig, dabei jedoch sehr zuverlässig. Als sie nicht zur vereinbarten Zeit nach Hause kommt, ist sich ihre Mutter Andrea deshalb sicher, dass etwas passiert sein muss. Doch die Suche nach dem Mädchen bleibt erfolglos. Zur Überraschung aller taucht Julie unvermittelt wieder auf. Aufgrund Julies detailgetreuem Bericht geht Andrea davon aus, dass ein Terroranschlag in London geplant ist. Fieberhaft versucht die Polizei, dies zu verhindern. Dies scheint auch in letzter Minute zu gelingen. Doch das Ausmaß des Schreckens ist viel schlimmer als gedacht.
Die Autorin verblüfft mich bei jedem Buch aufs neue mit ihrem Setting. Dieses Mal bekommt Andreas Tochter Julie eine tragende Rolle. Sehr eindringlich schildert die Autorin den Schrecken und die Achterbahn der Gefühle, die Julies Eltern durchleben, als sie das Verschwinden ihrer Tochter realisieren. Die Trauer und die Verzweiflung war kaum auszuhalten. Die Krimihandlung beschäftigt sich mit der Perfidie politischer Terroranschläge. Auch hier spielt die Autorin gekonnt mit den Emotionen des Lesers. Meine Gefühlslage wechselte ständig zwischen Erleichterung und Bangen.
Leider war dies der letzte Fall mit Andrea Thornton und ihrer Familie. Der Schlusspunkt der Reihe ist deshalb nicht minder gelungen und auf jeden Fall lesenswert.

Veröffentlicht am 03.10.2019

Vom Arme-Leute-Kind zur Kämpferin für soziale Gerechtigkeit

Die Hafenschwester (1)
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Hamburg 1892. Die Cholera wütet in der Stadt. Martha, gerade 14 und Tochter eines Hafenarbeiters, verliert ihre jüngere Schwester und ihre Mutter durch die Epidemie. Der Vater ertränkt seinen Kummer in ...

Hamburg 1892. Die Cholera wütet in der Stadt. Martha, gerade 14 und Tochter eines Hafenarbeiters, verliert ihre jüngere Schwester und ihre Mutter durch die Epidemie. Der Vater ertränkt seinen Kummer in Alkohol. Nun muss Martha für sich und den jüngeren Bruder sorgen. Sie beginnt eine Tätigkeit als Hilfskrankenwärterin und schafft es durch ihren Fleiß und Intelligenz soziale Schranken zu überwinden und einen Ausbildungsplatz zur Krankenschwester zu bekommen. Entgegen herrschender Vorurteile und Anfeindungen von Kollegen absolviert Martha die Ausbildung mit Erfolg. Ihr weiterer Weg scheint vorgezeichnet. Wenn sie ihre soziale Herkunft vergessen könnte und wenn da nicht dieser junge Mann wäre, der ihr Herzklopfen bereitet.
Ich lese, um vom Alltag abzuschalten und möchte mich dabei gut unterhalten lassen. Und wenn ich dann noch meine Geschichtskenntnisse erweitern kann, ist mein Glück perfekt. Der Roman erfüllt meine Erwartungen an ein gutes Buch in jeder Beziehung. Choleraepidemie, Hafenarbeiteraufstand und die erbärmlichen sozialen Verhältnisse schildert die Autorin so anschaulich, dass ich das Gefühl hatte, ich sei mittendrin. Die Protagonistin Martha hatte ich von der ersten Seite an ins Herz geschlossen. Sie verkörpert perfekt ein junges Mädchen aus den unteren sozialen Schichten, die mit Herz, Verstand und ganz viel Mut ihren Lebenstraum verwirklicht. Ich habe mit ihr gelitten und war stolz auf ihre Erfolge.
Das Buch erhält von mir 5 Sterne plus und eine überzeugte, uneingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 29.09.2019

Tod einer Geschworenen

Profiling Murder – Fall 6
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Als Laurie das Zimmer von Richter Abbott betritt, wird sie zufällig Zeugin eines Gespräches, in dem eine junge Frau völlig aufgelöst den Richter darum bittet, aus der Jury entlassen zu werden, was dieser ...

Als Laurie das Zimmer von Richter Abbott betritt, wird sie zufällig Zeugin eines Gespräches, in dem eine junge Frau völlig aufgelöst den Richter darum bittet, aus der Jury entlassen zu werden, was dieser ablehnt. Es geht um den Prozess gegen einen mexikanischen Bandenboss. Am Tag darauf werden Laurie und Jake zum Fundort einer zerstückelten weiblichen Leiche beordert. Es ist die junge Frau aus dem Richterzimmer. Sollte sie an der Mitwirkung am Prozess gehindert werden als Drohung an die anderen Geschworenen ? Bald stellt sich heraus, dass die Tote und der leitende Staatsanwalt sich von früher kennen. Liegt hier das Mordmotiv ? Dann nehmen die Ereignisse eine überraschende Wendung.
Auch dieses Mal hat es die Autorin geschafft , mich mit ihrer Geschichte zu fesseln. Zu Beginn scheint der Ablauf der Tat klar. Die Tatsachen und die Motivlage überzeugen. Nun gilt es nur noch den Täter zu einem Geständnis zu verleiten. Dann tauchen Zweifel auf und ich konnte langsam den perfiden Plan erkennen. Ich hätte nie gedacht, dass sich der Fall so auflöst. Aber wie in bisher jeder Folge der Serie ist das Ende stimmig und überzeugend und ich habe durch die Autorin eine weitere Facette menschlicher Bösartigkeit kennen gelernt.