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Veröffentlicht am 18.04.2021

Geschichte einer Zwangsadoption

Geteilte Träume
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Ingke wächst behütet und glücklich bei ihren Eltern in der DDR auf. Kurz vor ihrem Abitur erfährt sie, dass sie adoptiert wurde. Eine Welt bricht für sie zusammen. Nun will sie ihre richtige Mutter, die ...

Ingke wächst behütet und glücklich bei ihren Eltern in der DDR auf. Kurz vor ihrem Abitur erfährt sie, dass sie adoptiert wurde. Eine Welt bricht für sie zusammen. Nun will sie ihre richtige Mutter, die im Westen lebt, kennenlernen. Will wissen, was damals passiert ist, Sie frägt die verschiedenen Familienmitglieder nach ihren Erinnerungen, aus denen sich ein Bild der damaligen Ereignissen ergibt.

Das Buch hat mich sehr betroffen gemacht. Natürlich hatte ich schon von Zwangsadoptionen und den Bespitzelungen durch die Stasi gehört. Ich habe es auch als großes Unrecht empfunden. Doch es waren eher abstrakte Begriffe für mich. Die Autorin hat es geschafft, diese Begriffe mit Leben und Emotionen zu erfüllen. Ich konnte Ingkes Wut und Hilflosigkeit gut verstehen, als sie erfährt, dass ihre vermeintlichen Eltern, sie belogen haben. Wie konnten sie in Ingkes Augen so herzlos sein und sie ihrer wahren Mutter weg nehmen ? Dann beginnt Ingke nachzufragen. Sie will verstehen, wie all das passieren konnte. Und so wie Ingke erkennt, dass es kein schwarz-weiß gibt, habe auch ich dazu gelernt. Für mich war es unvorstellbar, wie leicht man in den Blickfang der Stasi geraten konnte. Ingkes Adoptivmutter wird als Jugendliche rekrutiert, in dem man ihr mit massiven Nachteilen für ihre Eltern droht. Sie soll ihren Bekanntenkreis ausspähen. ich kann nur erahnen, was für eine seelische Belastungdas bedeutet haben muss. Genauso schockierend fand ich das Prinzip der Sippenhaft. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist Ingkes richtige Oma. Die Kinder ihren Eltern wegzunehmen war sicher Unrecht. aber die neuen Eltern waren keine Monster. Sie haben ihre Kinder geliebt. Nach der Wende muss das für die betroffenen Familien dramatisch gewesen sein. Auch das wird im Buch gut heraus gearbeitet - die Verletzungen, Hoffnungen und Ängste auf beiden Seiten.

Trotz des wichtigen und belastenden Themas liest sich der Roman sehr unterhaltsam. Das Buch bekommt von mir eine Leseempfehlung, weil es ein schwieriges Kapitel der DDR unterhaltsam aufbereitet und Verständnis für alle Beteiligten weckt.

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Veröffentlicht am 17.04.2021

Spannend, berührend, lesenswert !

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum
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Nach einem schweren Schicksalsschlag verlässt Magda Fuchs ihre Heimatstadt Hildesheim, um in Berlin als Polizeiärztin zu arbeiten. Völlig unvorbereitet wird sie mit dem Elend der Arbeiterfamilien konfrontiert. ...

Nach einem schweren Schicksalsschlag verlässt Magda Fuchs ihre Heimatstadt Hildesheim, um in Berlin als Polizeiärztin zu arbeiten. Völlig unvorbereitet wird sie mit dem Elend der Arbeiterfamilien konfrontiert. Besonders die Kinder leiden unter dem Mangel an Nahrung und Fürsorge. Magda trifft die engagierte Fürsorgerin Ina. Beide nehmen den Kampf gegen die Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der Kinder auf.

Celia ist in einer arrangierten Ehe gefangen. Sie wäre gerne Ärztin geworden wie ihr Vater. Ihr Mann verbietet ihr das Studium.

Die junge Verkäuferin Doris will in Berlin ihr Glück machen und Schauspielerin werden und zahlt einen hohen Preis.

Die Frauen müssen lernen, dass sie auf die Unterstützung der Männer nicht hoffen dürfen, die in ihnen nur schmückendes Beiwerk und die Mutter ihrer Kinder sehen.

Der Roman beginnt mit einer schlimmen Erfahrung für Magda, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellt und sie und den Leser in das Berlin der zwanziger Jahre entführt. Magdas Arbeit als Polizeiärztin bringt sie in Kontakt mit der unteren sozialen Schicht. Ich war mindestens genau so entsetzt über die Zustände, unter denen Menschen leben. Besonders die Kinder erleben Gewalt, Hunger und sexuellen Missbrauch. Kinderhandel ist an der Tagesordnung. Der Staat schaut weg. Ich habe Magda bewundert für ihren Willen, sich im beruf und in der Großstadt durchzusetzen. Sie verliert ihre Empathie nicht, sondern in ihr wächst der Wille, die Dinge zu ändern. Eine Mitstreiterin findet sie in der Fürsorgerin Ina, die durch Magda wieder den Mut findet, sich gegen die Flut des Elends zu stemmen. Auch Ina war mir - trotz, oder gerade wegen - ihrer manchmal zynischen Art sympathisch. Bedeutend schwerer habe ich mich mit der gut situierten Celia getan. ie verharrt in der verhassten Ehe, bemitleidet sich selber, findet aber nicht den Mut etwas zu ändern, denn dann müsste sie ihre Komfortzone verlassen. Durch einen tragischen Zwischenfall ist Celia dann gezwungen, ihr Leben neu zu ordnen und hat sich dadurch meinen Respekt verdient.

Parallel zu den gesellschaftlichen Konflikten gibt es im Roman auch eine Krimihandlung. Magda versucht die tragischen Ereignisse in Hildesheim aufzuklären, deren Ursprung in Berlin zu liegen scheinen. Und sie möchte einen kleinen Jungen wieder finden, dessen Schwester ihr ans Herz gewachsen ist. Dazu muss sie sich in das Milieu des Kinderhandels begeben. Hier erhält sie Unterstützung vom jungen Kommissar Kuno Mehring. Unter all den bonierten Männern ist er eine wahre Lichtgestalt mit einer modern anmutenden Einstellung gegenüber Frauen. Er war mir von Anfang an sympathisch mit seiner offenen Art.

Das Buch erweckt das Berlin der zwanziger Jahre zum Leben mit all seinen Schattenseiten, dem Glitzer und den wohlhabenden mit Dünkel behafteten Großbürgertum. Die Autoren schildern die Gegebenheiten so realistisch, dass ich meinte, gemeinsam mit Magda durch die Straßen zu laufen. Durch die Krimihandlung wird das soziale Elend erträglicher, da so Spannung in die Geschichte kommt und ich das Gefühl hatte, dass es so etwas wie Gerechtigkeit doch noch gibt.

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Veröffentlicht am 12.04.2021

Packende Familiengeschichte eingebettet in die Glaubenskriege im 16.Jh.

Die Stadt der Tränen
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Die Hugenottin Minou Reydon erhält eine Einladung zur Hochzeit zwischen dem Hugenottenkönig Heinrich von Navarra und der Katholikin Margarete von Valois. Zusammen mit ihrem Mann Piet und den beiden Kindern ...

Die Hugenottin Minou Reydon erhält eine Einladung zur Hochzeit zwischen dem Hugenottenkönig Heinrich von Navarra und der Katholikin Margarete von Valois. Zusammen mit ihrem Mann Piet und den beiden Kindern machen sie sich auf den Weg diesem hoffnungsvollen Ereignis, das den Frieden zwischen den Religionen herstellen soll, beizuwohnen. Doch die Gegner der Hugenotten haben andere Pläne und es kommt zur blutigen Bartholomäusnacht. Mit Hilfe der Niederländerin Cornelia van Raay können Minou und Piet gemeinsam mit ihrem kleinen Sohn fliehen. Doch sie lassen ihre kleine Tochter Marta zurück, die am Tag zuvor verschwunden ist. Minou und Piet bauen sich in Amsterdam ein neues Leben auf. Aber Minou kommt nicht über den Verlust der Tochter hinweg. Viele Jahre später behauptet ein guter Freund in einem Brief, er habe eine junge Frau gesehen, die Minou verblüffend ähnlich sehe. Voller Hoffnung, doch noch die verlorene Tochter zu finden, kehren Minou und Piet nach Frankreich zurück. Gleichzeitig ist Piet entschlossen, sein ihm zustehendes Erbe anzutreten, das ihm von seinem größten Feind und Cousin, dem Kardinal Vidal, streitig gemacht wird und der Piet und seine Familie mit dem Tode bedroht.
Dies ist bereits der 2. Band , der die Familiengeschichte von Minou und Piet erzählt. Obwohl ich den 1. Band nicht kenne, habe ich gut in die Geschichte gefunden. Wichtige Informationen , die für das Verständnis notwendig sind, lässt die Autorin an der entsprechenden Stelle einfließen. Der Rahmen der Familiengeschichte bilden die damaligen Glaubenskriege. Besonders schockiert haben mich die Schilderungen der Bartholomäusnacht und deren Gräueltaten. Ich musste Minou und Piet bewundern, für ihre Kraft nach ihrer Flucht nach Amsterdam, neu zu beginnen. Eine neue Umgebung, eine neue Sprache, eine neue Existenz aufbauen, Parallelen zu heutigen Flüchtlingsschicksalen drängen sich auf. Auch die private Geschichte von Minou und Piet ist voller tragischer Ereignisse. Beide haben Elternteile früh verloren und dann der Verlust der Tochter, der zu einer Entfremdung der Eheleute führt. Obwohl mich die Schilderungen fasziniert haben, habe ich dennoch keine wirkliche emotionale Bindung zu Minou aufgebaut. Sie blieb mir fremd. Vielleicht lag es daran, dass ich sie als kalt empfunden habe. Ganz anders war es mit ihrem Gegenspieler Vidal, den ich von Herzen verabscheut habe. Sein Hass und seine Leidenschaft ließen ihn in meinen Augen zumindest menschlich erscheinen. Genau so erging es mir mit Marta, die mir sehr sympathisch war und über deren Jahre im Dunkel, ich gern mehr wüsste.
Der Roman gibt ein farbenprächtiges und packendes Bild der damaligen Zeit wieder. Mir waren die schweren Verwerfungen, die die Teilung der katholischen Kirche zur Folge hatten, so nicht bewusst. Durch die Familiengeschichte der Reydons füllt die Autorin nackte Tatsachen mit Leben und macht Geschichte auf unterhaltsame Weise erlebbar.

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Veröffentlicht am 11.04.2021

Wohltuend und anregend wie ein Glas Chianti

Toskanisches Vermächtnis
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Der Amerikaner und ehemalige Polizist Nico Doyle zieht nach dem Tod seiner Frau zu deren Verwandtschaft in ein kleines toskanisches Dorf. Da liegt es nahe, dass der örtliche Polizeichef den erfahrenen ...

Der Amerikaner und ehemalige Polizist Nico Doyle zieht nach dem Tod seiner Frau zu deren Verwandtschaft in ein kleines toskanisches Dorf. Da liegt es nahe, dass der örtliche Polizeichef den erfahrenen Kollegen um Hilfe bittet, als eine Leiche gefunden wird, die vermutlich aus Amerika kommt. Doyle zeigt sich zuerst wenig begeistert. Doch als seine eigene Familie anscheinend einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung des Verbrechens leisten kann, nimmt er sich des Falles an.

Was mir von Anfang an an diesem Krimi gefallen hat, war die bedächtige Erzählweise. Die Autorin schildert ausführlich das Dorfleben, beschreibt die einzelnen Bewohner und widmet sich auch den leiblichen Genüssen. Zu meinem Leidwesen verrät sie aber kein einziges Rezept. Ich hatte den Eindruck, die Autorin malt ein Bild mit Worten, in das ich eintauchen konnte. Die Idylle bekommt einen empfindlichen Riss, als die Leiche gefunden wird. Zuerst scheint niemand den Toten zu kennen. Erst als die Identität des Opfers feststeht, brechen einzelne Dorfbewohner ihr Schweigen und enthüllen eine Tragödie aus der Vergangenheit. Jeder , auch Doyles Familie, scheint dadurch plötzlich ein Motiv zu haben.

Mir hat der Krimi sehr gut gefallen, dessen Charme die beschauliche Erzählweise ausmacht. Wer rasante Erzählweise, blutige Details und taffe Ermittler liebt, wird deshalb mit diesem Buch nicht glücklich. Ich dagegen mochte das Abtauchen in das dörfliche Leben, die manchmal etwas skurrilen Bewohner und die manchen Umweg gehenden Ermittlungen, die schließlich zur Lösung des packenden Falls führen.

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Veröffentlicht am 10.04.2021

Ein Roboter als Mörder ?

Inspektor Takeda und die stille Schuld
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In einem Altenheim für reiche Bewohner bricht ein verheerendes Feuer aus und fordert mehrere Opfer unter den Bewohnern. Da es Brandstiftung war, ermitteln die Inspektoren Claudia Harms und Ken Takeda. ...

In einem Altenheim für reiche Bewohner bricht ein verheerendes Feuer aus und fordert mehrere Opfer unter den Bewohnern. Da es Brandstiftung war, ermitteln die Inspektoren Claudia Harms und Ken Takeda. Die Suche nach dem Motiv und damit nach dem Täter gestaltet sich schwierig. Als erneut bei einem Brand ein betagtes Ehepaar ums Leben kommt, fällt das Augenmerk auf einen Pflegeroboter, der an beiden Tatorten im Einsatz war. Sollte der Roboter vernichtet werden, weil er Arbeitsplätze gefährdet oder sollte seine Täterschaft verschleiert werden ? Die Spur führt zu einem deutsch- japanischen Joint Venture.

Dies ist bereits der 5. Band der Reihe um die beiden Ermittler. Obwohl ich die Vorgängerbände nicht kenne, hatte ich keine Probleme, mich in der Handlung zurechtzufinden. Zwar wird ein Beziehungsproblem zwischen Claudia und Ken geschildert , doch es dominiert nicht die Ermittlungen. Sowohl Takeda als auch Harms waren mir jeder auf seine Art sympathisch und beide ergänzen sich perfekt. Gut gefallen hat mir, dass immer wieder japanische Besonderheiten und Unterschiede zur deutschen Kultur thematisiert werden. Und das geschieht so ganz nebenbei und ohne zu werten. Die Krimihandlung ist packend. Der Gedanke, ein Roboter könnte der Mörder sein, war verstörend. Als unrealistisch habe ich es nicht empfunden. Da es sich um einen Pflegeroboter handelt, ergibt sich zwangsläufig auch eine interessante Diskussion zur Situation in der Pflege.

Besonders gut gefallen hat mir eine Szene, in der Claudia in der Anarcho-Szene ermittelt. Die fand ich sehr amüsant.

Die beiden Ermittler müssen einige Irrwege gehen, bevor sie die richtige Spur finden. Die Aufklärung des Falles habe ich eher als tragisch empfunden und die Genugtuung, den Täter gefast zu haben, wollte sich nicht so recht einstellen.

Dennoch ein absolut lesenswerter Krimi, der packend erzählt ist und auch durch seine ruhigen und eher melancholischen Momente überzeugt.

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