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Veröffentlicht am 11.02.2024

Dunkle Familiengeheimnisse und der Mut zur Wahrheit

Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse
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Spring Season ist mit 16 Jahren aus ihrem desolaten Elternhaus geflohen. In London schlägt sie sich mehr schlecht als recht durch und wird zu Sozialstunden verurteilt. Diese muss sie bei der über 80jährigen ...

Spring Season ist mit 16 Jahren aus ihrem desolaten Elternhaus geflohen. In London schlägt sie sich mehr schlecht als recht durch und wird zu Sozialstunden verurteilt. Diese muss sie bei der über 80jährigen Sophia ableisten. Auch diese hat seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie. Nach anfänglichem Misstrauen freunden sich die unterschiedlichen Frauen an. In den Gesprächen mit Sophia lernt Spring, wenn sie eine Zukunft haben will, muss sie sich ihrer Vergangenheit stellen. Das gleiche gilt auch für Sophia und so machen sich die beiden Frauen auf den Weg in die alte Heimat.
Sophia ist Opfer eines alten Familiengeheimnisses, das seinen Ursprung in einer nicht standesgemäßen Liebe aus dem Jahr 1870 hat. Ein Geflecht aus Lügen, Erpressung und vermeintlicher Schuld hat die Familie fest im Griff und bedroht nun auch das Glück von Sophias Enkel Ethan. Nur die Wahrheit ist der einzige Ausweg.
Bereits nach dem Prolog, der in der Vergangenheit spielt, hatte mich die Autorin am Haken. Deshalb war ich auch erst enttäuscht, dass die Handlung in der Gegenwart fortgesetzt wird. Schnell waren mir dann Sophia und Spring ans Herz gewachsen. Spring versucht ihre Verletzlichkeit durch ihre Punkaufmachung und widerborstiges Verhalten zu kaschieren. Erst durch Sophia , die Spring zu Beginn ablehnt, merkt sie, was ihr bisher im Leben gefehlt hat - Struktur, Anerkennung und Zuwendung.
Sophia hat mich stark an Queen Elisabeth erinnert. Sophia lebt in ärmlichen Verhältnissen. Darüber würde sie sich aber nie beklagen, sondern sie bewahrt Haltung und erfüllt ihre Pflicht gegenüber der Familie. Ich habe sie sehr bewundert, auch für ihren Mut, endlich die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Parallel dazu führt mich die Autorin in die Vergangenheit und erzählt die Geschichte von Daphne und Frederic und deren großen bedingungsloser Liebe. Durch eine Lüge machen sich die beiden angreifbar . Ständig besteht die Gefahr der Entdeckung. Das war unglaublich spannend und zeitgleich berührend. Zum einen musste ich um das Leben der beiden bangen und zum anderen habe ich ihnen alles gute gewünscht.
Auch in der Gegenwart spitzt sich die Situation zu. Einer der Familienmitglieder von Sophia möchte um jeden Preis verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kommt und ist bereit dafür zu töten.
Der Roman ist ein echter Pageturner. Beide Handlungsstränge sind absolut fesselnd. Es gibt Figuren wie Sophia oder auch Daphne, denen man alles Glück der Welt wünscht und andere, denen ich die Pest an den Hals gewünscht habe. Mancher mag sich daran stören, dass ein Teil der Geschehnisse eher unwahrscheinlich sind, aber das tut in meinen Augen dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Ich habe trotzdem mit gefiebert und war froh, dass am Ende meine Helden in Sicherheit waren. Nun hat Spring noch drei Schwestern, die ebenfalls ihre Geschichte erzählen wollen und darauf freue ich mich jetzt schon.

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Veröffentlicht am 22.01.2024

Schuld, Unrecht ? Wer bestimmt die Regeln ?

Die Händler des Teufels: Ein Krimi aus London
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Abigail, Isla und Emma betreiben gemeinsam erfolgreich eine Privatdetektei in London. Als in ihre Büroräume eingebrochen wird und offensichtlich nur das Foto von Emma und ihrer Schwester Elliot, die vor ...

Abigail, Isla und Emma betreiben gemeinsam erfolgreich eine Privatdetektei in London. Als in ihre Büroräume eingebrochen wird und offensichtlich nur das Foto von Emma und ihrer Schwester Elliot, die vor 20 Jahren spurlos verschwunden ist, gestohlen wird werden bei Emma alte Wunden aufgerissen. Weitere Hinweise führen dazu, dass Emma davon überzeugt ist, dass sie nun endlich das Geheimnis um ihre Schwester lösen kann. Dazu gilt es einen rumänischen Mädchenhändlerring zu zerschlagen. Und welche Rolle spielt der neue Staatsanwalt Zayn, über den es üble Gerüchte gibt und den Emma mehr als attraktiv findet. Nur gut, dass sich Emma auf ihre engen Freundinnen Abigail und Isla verlassen kann, auch wenn sie nicht immer einer Meinung sind.

Mir hat die Idee gefallen, dass sich drei Frauen erfolgreich als Detektivinnen betätigen und damit ein ernst zu nehmendes Gegengewicht zur männlichen Konkurrenz bilden. Es gibt bereits 2 Vorgängerbände , die ich nicht kenne, was mich nicht daran hindert, den Ereignissen gut zu folgen. In diesem Band erzählt Emma die Geschichte aus ihrer Sicht, da sie persönlich am meisten betroffen ist. Ich fand ihre Gefühle wurden verständlich und gut nachvollziehbar dargestellt. Ich will mir gar nicht vorstellen, was ich an ihrer Stelle empfinden würde. Emma hat ihre Emotionen nicht immer unter Kontrolle und gerät in Gefahr mehr Schaden anzurichten, als allen Beteiligten lieb sein kann. Abigail und Isla tun alles, um Emma vor sich selbst zu schützen. In meinen Augen manchmal zu viel, dennoch war ich ein wenig neidisch.

Die Bemühungen, eine geplante Auktion der Mädchenhändler zu verhindern und die Suche nach Elliot vermischen sich zusehends und führen Emma zu einer schmerzlichen Erkenntnis. Hat man wirklich immer eine Wahl, das richtige zu tun ? Und wer trägt Schuld ? Der, der fordert oder der, der gibt ? Mich hat das Ende sehr bewegt und ich fand die fast schon philosophischen Ausführungen und Denkanstöße auch keineswegs störend , sondern sie passten perfekt zur Situation. Und ich war mächtig stolz auf Emma, denn ihre Entscheidung war in meinen Augen vollkommen richtig.

Der Krimi überzeugt in meinen Augen durch eine unterhaltsame Handlung mit hohem Spannungsfaktor und einer nicht alltäglichen Fallkonstellation.

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Veröffentlicht am 20.01.2024

Eine überzeugende Hauptperson und ein erschreckender Fall

Der blaue Tod
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Die ehemalige Scharfschützin Sara Konrad ist in Elternzeit mit ihrer 4 Monaten alten Tochter und einem verständnisvollem Ehemann, die sie beide von Herzen liebt. Doch Sara ist nicht wirklich glücklich. ...

Die ehemalige Scharfschützin Sara Konrad ist in Elternzeit mit ihrer 4 Monaten alten Tochter und einem verständnisvollem Ehemann, die sie beide von Herzen liebt. Doch Sara ist nicht wirklich glücklich. Ihr fehlt die frühere Arbeit im Team und das Gefühl, eine Herausforderung zu meistern. Ich konnte das sehr gut nachvollziehen und habe Saras Frustration, auf die Mutter - und Hausfrauenrolle reduziert zu werden, gut verstanden. Als sie einer befreundeten Mutter hilft, das Zimmer deren Mutter im Seniorenheim auszuräumen, trifft sie auf dem Flur die demente Beatrice. Durch die kurze Begegnung berührt, entschließt sich Sara die Frau zu besuchen und erfährt, dass Beatrice noch in der selben Nacht verstorben ist. Das weckt Saras Argwohn und sie erzählt Max davon, they im selben Sportstudio trainiert. Max forscht nach und versorgt Sara mit besorgniserregenden Fakten. Der Verdacht, dass Beatrice eines unnatürlichen Todes gestorben ist, verstärkt sich und möglicherweise nicht nur sie.

Endlich hat Sara wieder eine Aufgabe, die sie glücklich macht. Sie beginnt sogar , eine mögliche Täterin zu beschatten . Dieser Alleingang bringt sie in Lebensgefahr. Hilfe kommt von unerwarteter Seite und eröffnet Sara, die Möglichkeit, ihrem Leben eine neue Wendung zu geben.

Sara war mir von Anfang an sympathisch. Ich konnte ihren Zwiespalt und auch die Schuldgefühle nachvollziehen, die sie hat, weil ihr das Mutterdasein nicht genügt. Deshalb war es für mich völlig logisch, dass sie sich Gedanken wegen Beatrice Tod macht und beginnt, sich für das Thema Pflege zu interessieren. Meine Schwierigkeiten hatte ich mit Max. Nicht wegen seines undefinierten Geschlechts, sondern wegen seines Verhaltens. Er unterstützt Sara mit wichtigen Informationen. Mit Max kann sich Sara offen austauschen. Mich hat seine Geheimniskrämerei um seine Person und Lebensumstände gestört und damit verbunden ihre Machtposition.

Für mich verständlich war auch, dass Sara versucht, den normalen Weg einzuhalten und die Todesfälle durch die zuständigen Stellen untersuchen zu lassen. Erst als dies nicht funktioniert, nimmt sie die Dinge selbst in die Hand. Schließlich hat sie gelernt, Situationen einzuschätzen und Entscheidungen zu treffen. Der Schluss war eine echte Überraschung und hat mir sehr gut gefallen. Was mir außer der fesselnden Handlung gut gefallen hat, die Autorin zeigt Sara immer wieder in Situationen, die zum Ausdruck bringen, wie viel ihr ihre Tochter und ihr Mann bedeuten. Genau das macht Sara so lebendig, dass es mir leicht gefallen ist, mich mit ihr zu identifizieren.

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Veröffentlicht am 18.01.2024

Emotional, fesselnd, lehrreich

Die Hexen von Cleftwater
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Ich empfand die Hexenverfolgung schon immer als ein besonders dunkles Kapitel der Geschichte und aus Frauensicht in höchstem Maße empörend. Ich war bei den gelesenen Büchern meist nur Zuschauer.
Die Autorin ...

Ich empfand die Hexenverfolgung schon immer als ein besonders dunkles Kapitel der Geschichte und aus Frauensicht in höchstem Maße empörend. Ich war bei den gelesenen Büchern meist nur Zuschauer.
Die Autorin hat es hier geschafft, dass ich mich als Betroffene fühle und die demütigenden Ereignisse selbst erlebe, indem ich mich mit der Hauptfigur identifiziere. Martha hatte kein leichtes Leben und hat doch ihr kleines Glück gefunden. Sie ist stumm, kann sich über Handzeichen einigermaßen verständlich machen. Sie verdient sich nebenbei etwas als Hebamme und Kräuterkundige. In erster Linie ist sie Dienerin im Knoll House, dessen Herrn sie groß gezogen hat und wie ihr eigenes Kind liebt.
Der Frieden zerbricht, als der fanatische Hexenjäger Makepeace in die Gegend kommt und plötzlich in fast jedem Haus , eine Hexe zuhause sein soll. Martha wird von ihrem Herrn gedrängt, Makepeace als Sucherin zu unterstützen. Das bedeutet, dass sie die beschuldigten Frauen auf Hexenmale wie Lebeflecke und Hautveränderungen untersucht .Das stürzt Martha in einen Zweispalt, der sie zu zerreißen droht . Sie weiß, die Frauen sind unschuldig. Was tun , aufbegehren, mitmachen , selbst als Hexe sterben ? Auch für mich war dieses innere Ringen kaum auszuhalten. Das schlimmste für mich war, dass Martha sich für schuldig hält, die Ereignisse in Gang gesetzt zu haben. Für mich eine absurde Vorstellung, aber in Marthas Gedankenwelt nur zu real.
Absolut erschreckend waren die Schilderungen der Zustände im Kerker und die Art der Untersuchungen. Wie kann ein Mensch so etwas dem anderen antun ? Gleichzeitig breitet sich im Dorf eine Massenhysterie aus, die jede noch so abwegige Beschuldigung als wahr erscheinen lässt.
Die Autorin positioniert sich eindeutig und hält die Männer für die Wurzel dieser Verbrechen, die der Frau jede erdenkliche negative Rolle zuweisen, ihr für alles Übel die Schuld geben und sie dabei nicht als Mensch sehen. Leider hat sie damit recht, wenn auch anzumerken gilt, dass auch Männer als Hexer verurteilt wurden und Frauen willige Helferinnen waren.
Das Buch ist in meinen Augen lesenswert, wenn auch stellenweise keine leichte Kost. Ich finde die Autorin hat das Grauen und die Hilflosigkeit der Opfer gut dargestellt und trägt dazu bei, dass dieses dunkle Kapitel zurecht nicht in Vergessenheit gerät.

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