Platzhalter für Profilbild

Leseigel

Lesejury Star
offline

Leseigel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Leseigel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.12.2020

Zeitweise sehr spannend, aber wenig überzeugende Auflösung

Hexenjäger
3

Die finnische Kommissarin Jessica Niemi wird zum Schauplatz eines bizarren Mordes gerufen. Das Opfer ist die Ehefrau eines Autors, der gerade Furore mit einer Bestseller Trilogie macht. Kurz hintereinander ...

Die finnische Kommissarin Jessica Niemi wird zum Schauplatz eines bizarren Mordes gerufen. Das Opfer ist die Ehefrau eines Autors, der gerade Furore mit einer Bestseller Trilogie macht. Kurz hintereinander gibt es weitere Tote und es lässt sich ein Muster erkennen. Der Täter mordet nach dem Vorbild des Romans. Und die weiblichen Opfer haben eine frappierende Ähnlichkeit mit Niemi, die ihrerseits Geheimnisse hat, die sie zu bewahren sucht.
Der Thriller beginnt unglaublich spannend. Mir als Leser ist mit jedem Satz klarer, dass etwas furchtbares passieren wird. Kurz bevor sich die Spannung löst, wechselt der Autor den Schauplatz, um dann den Spannungsbogen erneut aufzunehmen. Das ist gut gemacht und gab mir Raum für Spekulationen. Nach dem Auffinden des 1. Opfers konnte ich Niemi bei den Ermittlungen begleiten. Es wird Hinweisen nachgegangen, die in ihrer Gesamtheit für mich keinen Sinn ergaben. Auch die Opfer schienen nichts gemeinsam zu haben. Spätestens ab diesem Zeitpunkt fing meine Stimmung an zu kippen. Es fing damit an, dass mir das Ermittlungsteam nicht wirklich sympathisch war. Besonders Niemi blieb mir fremd und die Geheimniskrämerei um ihre Vergangenheit, die durch Rückblenden angestachelt wurde, fand ich eher langweilig. Ich konnte im Fortgang der Ereignisse keinen roten Faden erkennen. Motiv und Täter blieben weiterhin im Dunkeln. Die Auflösung selbst war in meinen Augen komplett unrealistisch und schweigt sich zum Motiv aus. Verschwörungstheoretiker werden sich darüber vielleicht eher freuen können. Vielleicht liegt es aber auch an mir, denn ich erwarte bei einem Thriller trotz aller schriftstellerischen Freiheit, dass die Handlung real möglich wäre. Das war hier in meinen Augen überhaupt nicht der Fall. Schade, denn der Autor konnte mich mit seinem Erzählstil zeitweise durchaus fesseln.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.12.2020

Was geschah mit der kleinen Elisabeth ?

Die ertrunkene Angst
0

1892 verliert der Junge Rune seine Eltern durch die Cholera und sein Zuhause durch einen nächtlichen Brand. Notgedrungen macht Rune sich auf den Weg zu entfernten Verwandten. Zu allem Unglück wird er auf ...

1892 verliert der Junge Rune seine Eltern durch die Cholera und sein Zuhause durch einen nächtlichen Brand. Notgedrungen macht Rune sich auf den Weg zu entfernten Verwandten. Zu allem Unglück wird er auf seiner Wanderung in einer Gewitternacht von Räubern überfallen. In der gleichen Nacht brennt der Gutshof der von Waasens nieder und die kleine Tochter Elisabeth des Gutsherrn verschwindet. Jahre danach versucht Elisabeths Onkel die Geschehnisse von damals aufzuklären.

Ich muss zugeben, die ersten Kapitel empfand ich etwas sperrig zu lesen. Das lag zum einen an der Vielzahl der Namen, die aufgrund der Verwandtschaft auch noch ähnlich klangen und der etwas altertümlichen Sprache, die der damaligen Zeit entspricht. Das gibt sich mit der Zeit und ich konnte mich auf die Handlung konzentrieren. Zu Beginn war mir keiner Protagonisten wirklich sympathisch und ich konnte nicht einordnen, wer gut oder böse ist. Jeder schien ein Geheimnis mit sich zu tragen. Wie an einem nebligen Herbsttag die Sonne durchbricht, kommt auch im Roman immer mehr die Wahrheit ans Licht und ich konnte ein Muster in den Handlungen erkennen. Dabei war manche Entwicklung allzu offensichtlich. Andere Informationen dagegen haben mich überrascht. Am Ende des Buches spitzt sich die Situation dann richtig zu und es bleibt einige Seiten unklar, ob das Gute gewinnt. Der Abschluss der Geschichte hat meinen Gerechtigkeitssinn nur bedingt befriedigt, entspricht aber wohl den damaligen sozialen Gegebenheiten.

Ist das Buch nun lesenswert oder nicht ? Selbst beim Schreiben meiner Eindrücke schwanke ich zwischen 3 und 4 Sternen. Das Buch als Krimi ergibt für mich eindeutig 3 Sterne. Lege ich den Focus auf die Erzählweise, die sozialen Hintergründe und die gut gelungenen Charaktere der Akteure neige ich zu 4 Sternen. Dieses Mal hängt die Bewertung stark von der Betrachtungsweise ab.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.12.2020

Unterhaltsam, witzig, lesenswert

Kreuzfahrt, Mord und Mittelmeer
0

Die Anthologie beinhaltet eine Vielzahl unterschiedlicher Kurzkrimis unterschiedlicher Autoren. Der Rahmen, der sie zusammenhält, ist die Kreuzfahrt und die damit verbundenen Landgänge. Wie nicht weiter ...

Die Anthologie beinhaltet eine Vielzahl unterschiedlicher Kurzkrimis unterschiedlicher Autoren. Der Rahmen, der sie zusammenhält, ist die Kreuzfahrt und die damit verbundenen Landgänge. Wie nicht weiter verwunderlich haben die Kurzkrimis ein breites Spektrum. Die Bandbreite reicht von Körperverletzung über Diebstahl bis hin zu Mord. Über einige der Krimis konnte ich herzlich lachen, andere haben mich überrascht und einige konnten mich nicht wirklich begeistern. Das finde ich nicht schlimm bei der Vielzahl der Geschichten. Angenehm fand ich auch die Länge der Erzählungen, da man sie gut zwischendurch oder in Bus und Bahn lesen kann. Insgesamt wurde ich gut unterhalten und die Lektüre war abwechslungsreich. So macht eine Kreuzfahrt richtig Spaß !

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.12.2020

Überzeugender Abschluss einer lesenswerten Trilogie

Die Arglist des Teufels
0

Sophia und ihr Mann Heinrich gehen weiterhin getrennte Wege. Ihr Widersacher, der Stadtschreiber Schumann, hat bisher durch Arglist eine Aussöhnung der Eheleute verhindert. Sophia gelingt es tatsächlich ...

Sophia und ihr Mann Heinrich gehen weiterhin getrennte Wege. Ihr Widersacher, der Stadtschreiber Schumann, hat bisher durch Arglist eine Aussöhnung der Eheleute verhindert. Sophia gelingt es tatsächlich ein Codebuch zu erhalten , das es ihr ermöglicht das geheimnisvolle Buch zu entschlüsseln. Bekommt Sophia nun das langersehnte Rezept gegen die Pest ? Als Sophia durch einen Brief erfährt, dass ihr Mann Heinrich schwer erkrankt in Pirna ist, macht sie sich sofort durch das Krieg bedrohte Land auf die Heimreise. Dort erwartet sie eine böse Überraschung.

Ich war schon vom Vorgängerband begeistert und bin auch vom Abschluss der Geschichte restlos überzeugt. Dazu beigetragen hat der angenehm zu lesende Schreibstil der Autorin und die vielen historischen Details, die ganz nebenbei in die spannende und mitreißende Geschichte einfließen. Dadurch, dass die Eheleute getrennte Wege gehen, habe ich als Leser zwei verschiedene Wirkungskreise kennengelernt. Durch Sophia konnte ich einen Blick auf das Burgleben der damaligen Zeit werfen und bekam interessante Informationen zu den Wiedertäufern. Besonders beindruckend fand ich die Beschreibung einer Operation. Ich hätte nicht vermutet, dass so etwas damals schon möglich war. Welch ein Kontrast dazu die Welt, die mir Heinrich in Nürnberg eröffnet. Hier habe ich mich in den Sphären der Wissenschaft bewegt. Auch hier war ich verblüfft, wie groß der Wissensstand war. Die Romanhandlung selbst hat mich durch ein Wechselbad der Gefühle geschickt. Mal war es Trauer oder Wut, aber auch Freude hatte ihren Platz.

Für mich war das Buch pures Lesevergnügen wunderbar abgerundet durch ein sehr informatives Nachwort.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.11.2020

Annas Wille zu überleben

Trümmermädchen
0

Köln 1941 Mitten im Krieg wächst die 8jährige Anna trotz allem beschützt bei ihrer Tante Marie und deren Mann Matthias, der eine Bäckerei betreibt, auf. Das ändert sich über Nacht, als Matthias an die ...

Köln 1941 Mitten im Krieg wächst die 8jährige Anna trotz allem beschützt bei ihrer Tante Marie und deren Mann Matthias, der eine Bäckerei betreibt, auf. Das ändert sich über Nacht, als Matthias an die Ostfront versetzt wird. Gemeinsam mit dem polnischen Fremdarbeiter Joseph versucht Marie die Bäckerei am laufen zu halten. Doch das Haus wird durch Bomben zerstört. Noch schlimmer wird es nach Kriegsende, als Hunger und ein unerbittlicher Winter Köln fest im Griff haben. Nur durch Annas Schwarzmarktgeschäfte bleibt die Familie, zu der mittlerweile auch der kleine Karl, Marie Sohn, gehört gerade so am Leben. Zu allem Unglück erkrankt Karl an Tuberkulose und das lebensrettende Penicillin ist nicht verfügbar. Wenn nur Matthias aus dem Krieg zurück wäre, doch der ist in Russland verschollen. Auch Anna wartet sehnsüchtig auf die Liebe ihres Lebens.
Die Autorin erzählt die Geschichte abwechselnd aus Maries und Annas Sicht. Das fand ich gelungen, da ich so die Ereignisse sowohl aus Sicht der Erwachsenen als auch der eines Kindes erleben durfte. Der Beginn ist geradezu heiter. Marie, Matthias und Anna sind eine glückliche Familie trotz des Krieges. Um so härter schlägt das Schicksal zu, als Matthias an die Front muss. Und als wäre der Krieg nicht genug, macht der Innungsmeister Büll Marie das Leben schwer, da Marie sich seinen Annäherungsversuchen widersetzt. Während des Krieges ein überzeugter Nazi, ist ihm auch nach Kriegsende das Glück hold. Er nutzt Maries Notlage erbarmungslos aus. Ich habe Büll von Herzen gehasst. Interessant war die Entwicklung der beiden Frauen. Zuerst ist Marie diejenige, die sich aufopferungsvoll um die beiden Kinder kümmert. Das ändert sich nach Kriegsende. Marie scheint allmählich die Hoffnung zu verlieren. Der Kampf um etwas Nahrung kostet ihre ganze Kraft. Die Kinder beginnen, sich ihr zu entfremden. Anna übernimmt immer mehr Verantwortung, kümmert sich um Karl und stellt sich den Gefahren des Schwarzmarktes. Beide Figuren sind mir dennoch ans Herz gewachsen, wobei ich ein wenig mehr mit Marie gelitten habe. Anna war manchmal ein sehr pubertierender Teenager.
Insgesamt muss ich der Autorin ein aufrichtiges Kompliment machen für ihre anschaulichen Schilderungen des Hungerwinters. Durch eindringliche Bilder und wenige Sätze war auch für mich der Schrecken dieser Zeit gegenwärtig und nachvollziehbar. Die Sprache war nie pathetisch und ich hatte auch nie das Gefühl, die Autorin würde zu sentimental werden.
Von mir für diesen bewegenden und historisch interessanten Roman 5 Sterne und eine überzeugte Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere