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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.03.2020

Welcher Erinnerung kannst du vertrauen ?

Gestohlene Erinnerung
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Barry Sutton, Polizist in New York, ist zufällig vor Ort, als sich eine Frau umbringen will. Sie leidet unter FMS- falsche Erinnerung-Syndrom. Dabei können sich Menschen an ein anderes Leben so genau erinnern, ...

Barry Sutton, Polizist in New York, ist zufällig vor Ort, als sich eine Frau umbringen will. Sie leidet unter FMS- falsche Erinnerung-Syndrom. Dabei können sich Menschen an ein anderes Leben so genau erinnern, als ob es tatsächlich passiert sei. Das löst starke Emotionen aus, die die Selbstmordrate sprunghaft angestiegen lässt. Die Geschichte der Frau macht Barry so betroffen, dass er Nachforschungen anstellt und er findet erstaunliches heraus. Die Neurowissenschaftlerin Helena hat eine Erfindung gemacht, die es erlaubt, Menschen an einen besonders emotionalen Moment in ihrem Leben zurückzuschicken und von diesem Zeitpunkt ab, neu zu beginnen. Die daraus entstehenden Möglichkeiten sind überwältigend. Man könnte Diktatoren ausschalten und Katastrophen verhindern. Doch ab einem gewissen Datum erinnern sich die Menschen an ihr anderes Leben und bringen sich um. Gemeinsam versuchen Barry und Helena, die Erfindung aus der Welt zu schaffen.
Ich fand die Idee, es gäbe eine Möglichkeit, sein Leben ab einem bestimmten Zeitpunkt neu zu leben und gemachte Fehler zu korrigieren, faszinierend. Von dieser Vorstellung bin ich durch die Lektüre des Buches vollständig geheilt. Die Faszination wird überlagert durch die Unsicherheit, nicht mehr zu wissen, was real ist. Das schildert der Autor sehr anschaulich und macht deutlich, dass jede Veränderung der Abläufe Konsequenzen beinhaltet, die wir nicht überblicken. Und eine solche Technologie weckt die Begehrlichkeit der Mächtigen, was selten etwas Gutes hervor bringt. Zugleich erzählt das Buch die Geschichte der großen Liebe zwischen Barry und Helena. Das hat mich mitten im Chaos stark berührt. Der Roman selbst ist spannend geschrieben, aber manchmal hatte ich Mühe , den Überblick über die einzelnen Erinnerungsstränge zu behalten.
Im Nachhall hat mich das Buch auch zum Nachdenken gebracht, was ja nicht das schlechteste ist, was man über einen Roman sagen kann.

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Veröffentlicht am 15.03.2020

Spannend, verstörend, lesenswert !

Feuerland
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Kommissarin Vanessa Frank ist vom Dienst suspendiert. Dennoch bittet ihr Kollege sie, ihm bei der Ermittlung in zwei Entführungsfällen zu helfen. Der Ex-Soldat Nicolas versucht , seine autistische Schwester ...

Kommissarin Vanessa Frank ist vom Dienst suspendiert. Dennoch bittet ihr Kollege sie, ihm bei der Ermittlung in zwei Entführungsfällen zu helfen. Der Ex-Soldat Nicolas versucht , seine autistische Schwester vor der feindlichen Außenwelt zu schützen. Dafür ist er bereit, das Gesetz zu beugen. Der Kleinkriminelle Ivan wünscht sich Anerkennung und die Aufnahme in die Verbrecherorganisation Legion. Deren Chef Joseph kennt keine Skrupel, wenn es um das große Geld geht. In Chile glaubt das Oberhaupt Carlos der Colonia Rhein, er könne die Leerstelle in seinem Leben mit der verheirateten Tochter seiner Jugendliebe füllen. Auch Carlos ist bereit , seine Ehre und seine Machtposition mit allen Mittel zu verteidigen. Die Wege der Beteiligten kreuzen sich und es kommt zu einem tödlichen Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Interessen.
Mir hat das Lesen des Buches großen Spaß gemacht. Der Autor schildert in verschiedenen Handlungssträngen das Leben der Protagonisten, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. das ist spannend und verwirrend. Im Verlauf des Buches konnte ich dann immer mehr Verknüpfungen erkennen. Es war, wie wenn viele kleine Bäche zusammen einen reißenden Strom bilden. Meine Lieblingsfigur war eindeutig Nicolas. Er will für das Gute kämpfen und die Schwachen beschützen so wie bei seiner Schwester. Dafür ist er auch bereit sein Leben zu opfern. Kommissarin Vanessa war mir zuerst unsympathisch. Sie lässt sich treiben und badet in Selbstmitleid, bis ein junges Flüchtlingsmädchen sie emotional aufrüttelt. Der Kleinkriminelle Ivan hat die meisten Emotionen bei mir ausgelöst. Mit seinem Minderwertigkeitskomplex und Suche nach Anerkennung - leider durch die Falschen - setzt er die Ereignisse erst so richtig in Gang. Er ist der geborene Verlierer und eigentlich müsste ich Mitleid haben, aber er hat mich nur wütend gemacht. Die beiden Bosse Joseph und Carlos verkörpern den skrupellosen Machtmenschen, der eiskalt über Leichen geht, wenn es seinen Interessen dient. Die einzelnen Persönlichkeitsstränge verwebt der Autor zu einem interessanten Muster, das mich bewegte und gut unterhalten hat. Das Ende des Buch hat mich schließlich zufrieden gestellt, obwohl es offen gestaltet ist. Es soll wohl eine Fortsetzung geben, die ich sicher wieder gerne in die Hand nehme.

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Veröffentlicht am 12.03.2020

Die Büchse der Pandora

Die Präparatorin
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Als die Mutter der Tierpräparatorin Felicitas Booth stirbt, hinterlässt sie ihrer Tochter eine Kiste mit Erinnerungsstücken an ihren Vater, der vor vielen Jahren vor ihren Augen ermordet wurde. Der Täter ...

Als die Mutter der Tierpräparatorin Felicitas Booth stirbt, hinterlässt sie ihrer Tochter eine Kiste mit Erinnerungsstücken an ihren Vater, der vor vielen Jahren vor ihren Augen ermordet wurde. Der Täter wurde nie gefasst. Als Feli die Kiste öffnet, scheint sie nicht nur eine Tür in die Vergangenheit zu öffnen , sondern auch die Büchse der Pandora. Plötzlich gerät ihr bisheriges ruhiges Leben in Bewegung. Sie findet den Bestatter ihrer Mutter, einen Bekannten ihres Vaters, tot. Mehrmals wird versucht in ihr Geschäft einzubrechen. Nur gut, dass sie Thorsten Bossmann kennenlernt, der immer im richtigen Augenblick da ist, um ihr zu helfen. Um den Grund für die Ereignisse herauszufinden, muss Feli sich mit der Vergangenheit ihres Vaters auseinandersetzen. Alles scheint mit einer Jagdsafari 1962 in Afrika zu tun zu haben. Aber wer interessiert sich nach so vielen Jahren noch dafür, was damals geschah ? Und plötzlich muss Feli um ihr eigenes Leben fürchten.
Der Autor erzählt die Geschichte vollkommen aus Felis Sicht. Ich hatte Anteil an ihren Vermutungen, Befürchtungen, überhaupt an ihrer kompletten Gefühlswelt. Man sollte meinen, dass ich dadurch eine Beziehung zu ihr aufbauen konnte. Leider war das nicht der Fall. Feli blieb mir fremd und zeitweise hat sie mich genervt, wenn sie unzählige Male das Arbeitsbuch ihres Vaters zur Hand nahm und sich ihre Gedanken im Kreis drehten. Auch ihren Freund Thorsten fand ich blass und warum sie sich in ihn verliebt, konnte ich auch nicht nachvollziehen. Für mich zogen sich die Ereignisse einfach zu lange hin, ohne dass sich in meinen Augen wesentliches tat. Dass der Autor durchaus spannend erzählen kann und überraschende Ideen hat, beweist das Ende sehr überzeugend. Die früheren Geschehnisse werden zusammenhängend geschildert und damit die Zwischenfälle der letzten Tagen logisch erklärt. Der Schluss selbst ist sehr dramatisch und mit einer wohl dosierten Portion Ironie versehen. Das hat wirklich Spaß gemacht, es zu lesen. und ein Grund, warum ich es nicht bereue das Buch gelesen zu haben. Wenn da nur nicht die andere Hälfte des Buches wäre...

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Veröffentlicht am 12.03.2020

Unverhoffte Liebe und Schatten der Vergangenheit

Die Schwestern der Villa Fiore 2
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Bianca Massinelli ist Köchin aus Leidenschaft. Sie betreibt mit viel Herzblut und großem Erfolg das zum Familienweingut gehörende Restaurant. Ausgerechnet als sich ein wichtiger Restaurantkritiker anmeldet, ...

Bianca Massinelli ist Köchin aus Leidenschaft. Sie betreibt mit viel Herzblut und großem Erfolg das zum Familienweingut gehörende Restaurant. Ausgerechnet als sich ein wichtiger Restaurantkritiker anmeldet, kündigt Biancas Chefkoch. Zum Glück befindet sich unter den Hotelgästen der Starkoch Nando Branconi, der bereit ist, auszuhelfen. Nando erobert nicht nur Biancas Küche, sondern auch ihr Herz. Alles könnte perfekt sein. Doch Bianca wurde vor Jahren Opfer eines Verkehrsunfalles mit Fahrerflucht. Davon hat sie Narben zurückbehalten, die Bianca daran hindern, ihr Glück anzunehmen. Und auch Nando hat Probleme, die Schatten auf sein Leben werfen.
Was für ein wundervolles Buch ! Ich habe beim Lesen, die Welt um mich herum vergessen und war zu Gast auf dem Weingut der Massinellis. Die Autorin schildert die einzelnen Szenen so lebensnah, dass die Figuren für mich lebendig wurden. Ich durfte den Stress bei den Arbeit in der Restaurantküche hautnah miterleben und bin froh, dass ich nicht in diesem Bereich arbeite. Um so mehr hat mich Biancas Begeisterung für ihren Beruf beeindruckt. Zusammen mit ihrer Verletzlichkeit und Warmherzigkeit ist sie eine Person, die ich einfach ins Herz schließen musste. Ich habe ihr Glück gewünscht und es sehr bedauert, dass die vergangenen Ereignisse verhindern, dass sie Nando vertraut. In Nando könnte ich mich auch verlieben. Er ist der strahlende Held, obwohl er auch mit Problemen zu kämpfen hat. Um Bianca von seiner Liebe zu überzeugen, versucht er den Unfallverursacher von damals ausfindig zu machen. Das gibt der Geschichte einen zusätzlichen Spannungsbogen. Und wenn dann noch alte Familiengeheimnisse offenbart wurden, war mein Leseglück perfekt.
Der Roman ist in meinen Augen die perfekte Mischung aus einer romantischen Liebesgeschichte, aktuellen Schwierigkeit der Protagonisten und alten Geheimnissen. Eingebettet hat die Autorin die Puzzleteile in wunderschönen Beschreibungen der Landschaft und interessanten Details über Land und Leute. Schade, dass es das Weingut nicht gibt. Dort würde ich gerne Urlaub machen. Nur gut, dass es das lesenswerte Buch der Autorin gibt, um sich wenigsten dorthin zu träumen.

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Veröffentlicht am 08.03.2020

Tod eines Rauschgifthändlers in der Weimarer Republik

Schwarzer Donnerstag
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Kommissar Gregor Lilienthal muss den Mord an einem Rauschgifthändler aufklären. Handelt es sich um einen Mord unter Konkurrenten ? Wollte sein Helfer Rademacher sein Geschäft übernommen. Oder war es ein ...

Kommissar Gregor Lilienthal muss den Mord an einem Rauschgifthändler aufklären. Handelt es sich um einen Mord unter Konkurrenten ? Wollte sein Helfer Rademacher sein Geschäft übernommen. Oder war es ein Kunde, der sich betrogen fühlte ? Der Verdacht fällt auf den Sohn eines gescheiterten Bankiers. Unterstützung erhält Gregor bei den schwierigen und langwierigen Ermittlungen von seiner Frau Diana und seinem Bruder, dem Professor für Philosophie, Hendrik.
Ich bin von diesem Buch restlos begeistert ! Jemand, der einen klassischen Krimi erwartet, teilt meine Meinung vielleicht nicht. Es gilt zwar einen Mord aufzuklären, Ermittlungen werden aufgenommen, Zeugen befragt und der Fall wird auch zufriedenstellend gelöst. Für mich spielte die Krimihandlung aber nur die spannende Nebenrolle. Mich haben die Schilderungen der politischen Ereignisse und der einzelnen Schicksale mehr gefesselt. Der Autor hat die Geschehnisse des 1. Mai 1929 lebendig werden lassen, so dass ich den Schrecken und das Ausmaß der Gewalt gut nachempfinden konnte. Berührt hat mich die Geschichte des Bankierssohnes, dessen Leben durch Familiengeheimnisse fast zerstört wird. Der Autor nimmt den Leser auch mit auf einen Ausflug in die Philosophie. Das macht er aber so verständlich und anschaulich, dass ich gerne mit diskutiert hätte. Die Philosophie gibt sogar den entscheidenden Hinweis auf die Lösung des Falles. Wer nun befürchtet, der Roman sei zu akademisch und deshalb langweilig, dem kann ich von Herzen widersprechen. Der Krimi erhält seine Spannung und Dramatik durch die fiktive Handlung zusammen mit den tatsächlichen geschichtlichen Ereignisse.
5 Sterne und eine Leseempfehlung für einen tollen historischen Krimi

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