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Veröffentlicht am 03.03.2019

Wettlauf gegen die Zeit

Der Gesang der Bienen
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Der Autor nimmt uns mit auf Zeitreise in das Jahr 1152. Er erzählt die Geschichte des Zeidlers Seyfried und seiner Familie. Nach einem schweren Schicksalsschlag hat Seyfried sein Glück gefunden. Er lebt ...

Der Autor nimmt uns mit auf Zeitreise in das Jahr 1152. Er erzählt die Geschichte des Zeidlers Seyfried und seiner Familie. Nach einem schweren Schicksalsschlag hat Seyfried sein Glück gefunden. Er lebt zusammen mit seiner Frau Elsbeth, einer Apothekertochter und den drei Kindern in bescheidenem Wohlstand. Die Bienen sichern sein Auskommen. Sein Leben ändert sich schlagartig, als Elsbeth einer kranken Adelstochter hilft. Als diese stirbt, wird Elsbeth der Hexerei bezichtigt und zum Tode verurteilt. Seyfried ringt dem Gericht das Zugeständnis ab, dass , wenn die hochgeachtete Hildegard von Bingen sich für Elsbeth verwendet, seine Frau nicht sterben muss. Seyfried macht sich auf den Weg, wohlwissend dass die Zeit gegen ihn arbeitet. In der Zwischenzeit müssen seine Kinder Anna und Jasper in der Burgküche arbeiten. Die Burgbewohner begegnen den beiden mit Wut und Ablehnung, sind sie doch die Kinder der Hexe und Mörderin. Es bleibt nur die Hoffnung, dass Seyfried mit der lebensrettenden Botschaft rechtzeitig zurückkehrt.
Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefangen genommen. Ich war fasziniert von den bildhaften Schilderungen der Arbeit eines Zeidlers. Mir war nicht bewusst, dass die Bienen genauso wie heute lebensnotwendig waren. Erschreckend war für mich die Erkenntnis, wie schnell man damals in lebensbedrohende Situationen geraten konnte. Elsbeth wollte nur helfen und sah sich dafür dem Anwurf der Hexerei ausgesetzt. Ihre Unschuldsbeteuerungen blieben ungehört. Dann habe ich mit Seyfried gefiebert, ob er wohl rechtzeitig zurückkommen wird. Interessant war die Darstellung der Hildegard von Bingen, die mir nicht immer sympathisch war. Der Autor zeigt sie als politisch denkende und handelnde Frau, die trotz ihres Rufes auf das Wohlwollen der sie umgebenden Männer angewiesen ist. Am besten gefallen hat mir die Figur der 14jährigen Anna, die einen schweren Stand auf der Burg hat, aber nicht bereit ist, sich aufzugeben.
Alles in allem hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es war eine Achterbahn der Gefühle mit überraschenden Wendungen und vielen Informationen über die damaligen Zeit. Und nicht zuletzt bietet die Geschichte sehr gute Unterhaltung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Stil
  • Figuren
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 20.02.2019

Schuld verjährt nicht

Der Hunger der Lebenden (Friederike Matthée ermittelt 2)
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Friederike Mathe hat sich an ihre Arbeit bei der weiblichen Kriminalpolizei gewöhnt und sie macht ihr sogar Freude. Sie vermisst aber Richard Davies von der Royal Military Police, der ihr versprochen hatte ...

Friederike Mathe hat sich an ihre Arbeit bei der weiblichen Kriminalpolizei gewöhnt und sie macht ihr sogar Freude. Sie vermisst aber Richard Davies von der Royal Military Police, der ihr versprochen hatte nach seiner Rückkehr nach England zu schreiben, jetzt aber schweigt.
Als die junge Franziska Wagner des Mordes an der angesehenen und beliebten Gutsbesitzerin Ilse Röder beschuldigt wird, wird Friederike zu dem Fall hinzugezogen. Alle Hinweise scheinen die Schuld des Mädchens zu beweisen. Nur Friederike will es nicht so recht glauben und stellt eigene Nachforschungen an. Die Ermordete scheint nicht ganz so tugendhaft gewesen zu sein, wie es auf den ersten Blick scheint. Sie ist verantwortlich für Franziskas Einlieferung in ein polizeiliches Jugendschutzlager, das wie ein KZ geführt wurde. Ein ernstzunehmendes Motiv für Franziska.
In der Zwischenzeit sind die Leichen von drei englischen Soldaten in der Nähe des ersten Tatorts gefunden worden, die im Herbst 44 mit einem Flugzeug abgestürzt waren. Sie wurden brutal ermordet. Davies wird gebeten, in dem Fall zu ermitteln und kommt deshalb unwillig nach Deutschland zurück. Wieder soll Friederike Davies unterstützen. Bei den Zeugenvernehmungen zeichnet sich eine mögliche Verbindung zwischen den Fällen ab. Das könnte die gesuchte Entlastung für Franziska sein. Und wer ist dann das Ungeheuer, das verschiedene Zeugen in der Nähe des Gutshauses gesehen haben wollen ?
Ich war auch vom zweiten Fall für Friederike Mathe begeistert. Für mich ist die einfühlsame Schilderung der Zustände im zerstörten Nachkriegsköln das ganz große Plus des Buches. Man erfährt etwas über die Lebensumstände der Überlebenden, die Nachwirkungen des Krieges und die Versuche, sich ein neues Leben aufzubauen. Dabei ist die Autorin nur Chronistin, wertet aber nicht. Friederike finde ich sehr sympathisch und mutig. Sie steht für ihre Überzeugungen ein, auch wenn sie mit persönlichen Nachteilen rechnen muss. Entgegen der allgemeinen Meinung, dass Franziska, die bereits im Dritten Reich aktenkundig wurde, die Täterin ist, sucht sie gegen dem Willen ihrer Vorgesetzten nach der Wahrheit. Sie entscheidet sich für die Seite der Gerechtigkeit, auch wenn sie persönlich dadurch leidet. Nebenbei sei noch erwähnt, dass die gefühlsmäßige Annäherung zwischen Friederike und Davies sich gut in die Handlung einfügt und einen starken Kontrast zu den Zerstörungen ringsum bietet und Hoffnung macht.
Die Krimihandlung ist spannend und wartet mit einigen überraschenden Wendungen auf. Nach und nach ergeben die gefunden Puzzleteile ein Ganzes und führen zum Mörder, den ich von Herzen verabscheuen konnte.
Fünf Sterne plus für diesen spannenden und überzeugenden Krimi !

Veröffentlicht am 13.02.2019

Was plant der Dämonfürst ?

Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien / Elbenfluch
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Nachdem sich der Dämonfürst nach London zurückgezogen hat, scheint Berlin vorerst sicher. Lilia beschließt deshalb, die Ursache für die dunkle Stimmung in Alexis Castle zu finden. Tatsächlich gibt es magische ...

Nachdem sich der Dämonfürst nach London zurückgezogen hat, scheint Berlin vorerst sicher. Lilia beschließt deshalb, die Ursache für die dunkle Stimmung in Alexis Castle zu finden. Tatsächlich gibt es magische Gegenstände, die in den Burgen der Clans versteckt sind und die Herrschaft des Dämonfürsten festigen und die Atmosphäre mit dunklen Gefühlen aufladen. Natürlich ist Lilia fest entschlossen, den Bann zu brechen. Dabei verliert sie die Ereignisse in Berlin und London fast aus dem Blick.
In London werden Fingal und Lyall von Dämonen bedroht. Die beiden entstammen einer Mischlinie und haben Lilia versprochen, den Weg in die unterirdische Kathedrale herauszufinden, in der sich der Dämonfürst aufhalten soll. Doch das muss vorerst warten.Da vermehrt Dämonenaktivität aus Berlin gemeldet wird, besteht Lilia darauf, erst in ihrer Heimatstadt aufzuräumen. Sklavensteine sollen es dem Dämonfürst erlauben, seine Horden von London aus zu lenken. Diese gilt es zu finden und zu vernichten. Als es so aussieht, als hätte Lilia dem Dämonfürst eine ernstzunehmende Niederlage beigebracht, droht er den Elben mit der totalen Vernichtung durch den Stein von Moros, auch bekannt als Elbenfluch. Lilia muss den Stein unbedingt finden, sonst ist der Sieg des Dämonfürst gewiss. Das Wettrennen beginnt.
Zu Beginn einige Worte zum Erzählstil. Wer bei diesem Buch die für Fantasyromane typische eher epische und etwas altertümliche Erzählweise erwartet, wird bitter enttäuscht werden. Die Autorin bedient sich einer modernen Sprache, manchmal fast schon etwas schnoddrig. Das muss man mögen oder sich zumindest darauf einlassen. Wer das Wagnis eingeht, bekommt im Gegenzug eine spannende und abwechslungsreiche Geschichte. Im Zentrum steht der Kampf Gut gegen Böse. Wie in den Vorgängerbänden dargestellt, hat sich Lilia nicht freiwillig für ihre Mission gemeldet. Aber sie stellt sich ihrer Verpflichtung, auch auf die Gefahr hin, ihr Leben zu lassen. Dabei verliert sie nicht ihre Warmherzigkeit. Das zeigt sich sehr schön, in der Art und Weise wie sie sich um das Dienstmädchen Diarmad und den Stalljungen Colin kümmert.
Das Buch bietet auf jeden Fall gute Unterhaltung in Gestalt moderner Fantasy.

Veröffentlicht am 12.02.2019

Neue Gefahren für die Lichtkämpfer

Das Erbe der Macht - Schattenloge 1: Die Rückkehr (Bände 13-15)
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Die Schattenfrau ist besiegt und der Krieg gegen die Schattenkämpfer ruht. Die Unsterblichen auf beiden Seiten versuchen, Ordnung in das Chaos zu bringen. Jen, Kevin, Chris und Max versuchen fieberhaft ...

Die Schattenfrau ist besiegt und der Krieg gegen die Schattenkämpfer ruht. Die Unsterblichen auf beiden Seiten versuchen, Ordnung in das Chaos zu bringen. Jen, Kevin, Chris und Max versuchen fieberhaft ein Mittel zu finden, den von Johanna mit einem Vergessenszauber belegten Alex zu retten. Da versetzt die Nachricht, dass der Onyxquader, der vermeldet, wo neue Lichtkämpfer zu finden sind, sich auflöst, das Castillo in Aufregung. Aus seinem Innern wird ein Mensch geborgen, der sich an nichts erinnern kann. Leonardo macht sich auf den Weg, das Geheimnis des Onyxquaders zu lösen. Bei seiner Suche trifft er auf Clara. Gemeinsam entdecken sie die Erinnerungen der Unsterblichen Cixi. Das Geheimnis, das sie enthüllen, bedroht die bekannte Welt. Bevor die beiden ins Castillo zurückkehren können, werden sie von Bran in einen Zeitenstrudel gestürzt. Derweil versuchen Jen und ihre Freunde den Vergessenszauber aufzuheben. Die Zeit drängt, denn Alex droht das Aurafeuer. Die Freunde müssen zurück in die Vergangenheit, an den Ort, an dem Johanna den Zauber bereits einmal benutzt hat. Mit H.G. Wells Zeitmaschine reisen die vier zu dem Tag, als die russische Zarenfamilie ermordet wurde. Inzwischen sucht Johanna nach dem verschwundenen Leonardo. Und Bran weitet seine macht und Einfluss aus.
Das Buch wartet mit vielen überraschenden Wendungen und liebvollen Details auf. Dank der kurzen Zusammenfassung zu Beginn der Handlung fällt es nicht schwer, sich in der Erzählung zurecht zu finden. Beide Handlungsstränge sind sehr spannend und auch dramatisch. Gut, dass man bei den Unternehmungen der Freunde gelegentlich auch lachen kann. Dieses Mal scheint alle Aktionen der Lichtkämpfer zu noch größeren Problemen zu führen. Es entsteht sogar der Eindruck, sie sind nur Marionetten, die von Bran gelenkt werden und dadurch Brans Pläne unterstützen. Für mich ist das Buch Fantasy in Bestform und erhält von mir mit Überzeugung 5 Sterne, allerdings versehen mit dem Warnhinweis auf Suchtgefahr.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Unerfüllte Träume aus Stein

Allee unserer Träume
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Ilse Schellhaas wird in Thüringen vor dem 2. Weltkrieg geboren. Sie teilt von Kindheit an die Begeisterung für Architektur mit ihrem Vater. Gegen anfängliche Widerstände studiert sie Architektur in Weimar. ...

Ilse Schellhaas wird in Thüringen vor dem 2. Weltkrieg geboren. Sie teilt von Kindheit an die Begeisterung für Architektur mit ihrem Vater. Gegen anfängliche Widerstände studiert sie Architektur in Weimar. Ihr Traum ist es, Häuser zu bauen, vor denen sich die Wolken verneigen. Als 1950 das DDR-Regime in Berlin eine Prachtallee bauen will, sieht Ilse ihre Chance gekommen. Sie fährt nach Berlin, um ihre Entwürfe vorzustellen. Da sie im Dritten Reich eine Kriegsehe mit einem SS-Angehörigen eingegangen war, hat sie die Identität ihrer verstorbenen Schwester Marga, die eine überzeugte Kommunistin war, angenommen. In Berlin trifft Ilse Helmut, den Ehemann ihrer Schwester. Helmut verspricht, Ilse nicht zu verraten. Im Gegenzug gibt er ihre Entwürfe als seine aus. Für Ilse scheint sich ihr Traum zu erfüllen, als der Bau der Häuser beginnt. Um den Bau voran zu treiben, der unter dem ständigen Mangel an Baumaterial leidet, werden immer wieder die Arbeitsnormen erhöht. Es kommt zum Aufstand vom 17. Juni. Ilse flieht mit dem Koch Paule nach West-Berlin. Als die Mauer 1989 fällt, will Ilse unbedingt nach Ostberlin. Sie will endlich ihre Stein gewordenen Träume von damals sehen.
Ich wollte dieses Buch unbedingt lesen, weil die Inhaltsangabe die Geschichte einer starken Frau versprach, die zudem in einer für uns wichtigen und interessanten Zeit spielt. Die Lebensgeschichte, auf der der Roman basiert, fand ich spannend. Das Buch konnte mich leider dennoch nicht wirklich berühren. Ilse blieb mir fremd und ich konnte mich nicht mit ihr oder einer der anderen Figuren identifizieren. Der Grund dafür ist die in meinen Augen oberflächliche Erzählweise. Es werden Ereignisse aneinander gereiht, ohne sie zum Leben zu erwecken. Ich fühlte mich nicht auf der Gefühlsebene angesprochen. Zum Beispiel ließ mich die Episode, in der Ilse mitten zwischen die Aufständischen gerät und um ihr Leben fürchten muss, kalt. Ich habe auch nicht verstanden, warum das Verhältnis der beiden Schwestern so hasserfüllt war. Ilse übernimmt Margas Identität. Von Marga erfährt man nicht viel mehr, als dass sie mit Helmut verheiratet war und in Russland ums Leben kam. Das Buch bietet viele Gelegenheiten, die handelnden Personen mit mehr Tiefe auszustatten. Leider lässt das Autorenduo diese ungenutzt verstreichen. Für das Buch spricht, dass man erkennen kann, dass ein interessantes Leben darauf wartet, ausführlicher erzählt zu werden und der Schreibstil angenehm zu lesen war.