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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.06.2019

Schwieriges Thema, spannend und respektvoll umgesetzt

Keiner hört dein Schweigen
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Es ist acht Jahre her, da verschwanden zwei Schwestern spurlos - Katie, 9 Jahre und Tracy 11 Jahre. Da taucht Katie in einem Krankenhaus wieder auf, völlig verwahrlost und im wahrsten Sinne des Wortes ...

Es ist acht Jahre her, da verschwanden zwei Schwestern spurlos - Katie, 9 Jahre und Tracy 11 Jahre. Da taucht Katie in einem Krankenhaus wieder auf, völlig verwahrlost und im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos. Da die Ermittler dringend Informationen brauchen, um vielleicht die weiterhin verschwundene Tracy retten zu können, Katie aber auf Männer nicht reagiert, wird die Profilerin Andrea hinzugezogen. Andrea nimmt Katie mangels Alternativen mit nach Hause und es gelingt ihr, Zugang zu Katie zu finden. Hoffnung kommt auf, die notwendigen Informationen zu bekommen. Dann geraten die Dinge schlagartig außer Kontrolle.
Dieses Mal nimmt sich die Autorin dem schweren und emotional belastenden Thema des Kindesmissbrauch an. Zeitweise waren Katies Erinnerungen kaum auszuhalten und ich war fassungslos, wozu Menschen fähig sind. Großes Kompliment an die Autorin, die bei allem Schrecken der Ereignisse, es dennoch schafft, dass man die Mädchen nicht nur als Opfer sieht, sondern als junge Frauen mit Träumen und Hoffnungen. Die Täter dagegen werden auf ihre tat reduziert, so dass kein Platz für Verständnis ist. Ich fand diese Darstellungsweise aber dem Thema angemessen. Andrea wird auch in diesem Fall persönlich hineingezogen und bleibt nicht nur Beobachterin. ich bin jedes Mal betroffen davon, was die Autorin ihrer Heldin zumutet.
Erneut hat mich der Krimi völlig in seinen Bann gezogen und erhält wie seine Vorgänger eine überzeugte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 09.06.2019

Katharina, die Große und der Geist der Aufklärung

Die Zarin und der Philosoph (Sankt-Petersburg-Roman 2)
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Kurz nachdem sich Katharina zur Zarin gekrönt hat, nimmt sie das fünfjährige Waisenkind Sonja in ihre Obhut. Katharina liebt Sonja fast wie ihr eigenes Kind und fördert Sonjas regen Geist durch eine gute ...

Kurz nachdem sich Katharina zur Zarin gekrönt hat, nimmt sie das fünfjährige Waisenkind Sonja in ihre Obhut. Katharina liebt Sonja fast wie ihr eigenes Kind und fördert Sonjas regen Geist durch eine gute Bildung. In den Jahren, in denen Sonja am Zarenhof heranwächst, ist Katharina bemüht, ihr Reich nach europäischem Vorbild zu reformieren. Sie richtet Schulen ein, baut die Verwaltung um, aber sie schafft die Leibeigenschaft nicht ab. Ein Fehler, der in den Augen der Aufklärung, alles überschattet. Katharina ist es wichtig, in den europäischen Ländern als aufgeklärte Herrscherin wahr genommen zu werden. Aus diesem Grunde lädt sie angesehene Philosophen an ihren Hof, denen sie versucht, ihre Sicht auf die Welt zu erklären. Doch die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wächst.
Das Buch bietet angenehm leichte Unterhaltung im besten Sinne. Ganz nebenbei erfährt der Leser etwas über die russische Geschichte und die Ideen der Aufklärung, die ganz Europa politisch verändert haben. Die Autorin zeichnet ein sehr menschliches Bild von Katharina. Die Zarin ist eine gebildete und um ihre Untertanen besorgte Herrscherin, die aber mit aller Macht zurück schlägt, wenn sie ihre Position bedroht sieht. Interessant fand ich die Einblicke in die gesellschaftlichen Verhältnisse der damaligen Zeit. Überraschend, dass die Gedanken der Rebellion von denjenigen ausgehen, die von den sozialen Verhältnissen am meisten profitieren. Gut gefallen hat mir, wie gekonnt die Autorin die Beschreibung der Stadt St Petersburg und der kaiserlichen Wohnstätten in die Handlung einbettet. Die Schilderungen lassen den ganz besonderen Zauber der Stadt lebendig werden.
Für mich war die Lektüre des Buches eine spannende Reise in die Vergangenheit und in eine faszinierende Stadt.

Veröffentlicht am 03.06.2019

Verworrene Wohnverhältnisse und ein alter Mordfall

Hinterhaus
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Als Caro von ihrer Yoga-Stunde nach Hause kommt, findet sie eine leere Wohnung vor. Ihr bisheriger Lebenspartner Jens, ein erfolgreicher Orthopäde, hat sie ohne ein Wort verlassen. Vollkommen verzweifelt ...

Als Caro von ihrer Yoga-Stunde nach Hause kommt, findet sie eine leere Wohnung vor. Ihr bisheriger Lebenspartner Jens, ein erfolgreicher Orthopäde, hat sie ohne ein Wort verlassen. Vollkommen verzweifelt und von der Situation überfordert findet sich Caro in einem Berliner Hinterhaus wieder, dessen Welt und Bewohner ihr völlig fremd sind. Zudem stolpert sie über die Leiche eines Jugendlichen, der vor vielen Jahre verschwunden ist. Durch die Umstände gezwungen bemüht sich Caro , den alten Fall zu klären und zu verstehen, warum Jens sie verlassen hat. Sie gerät in ein Netz aus Lügen, Heimlichkeiten und alten Bündnissen.
Ich habe lange überlegt, ob ich das Buch verdammen oder loben soll. Mit den ersten zwei Dritteln des Buches konnte ich mich nicht so recht anfreunden. Zu verwirrend und unrealistisch erschienen mir die Figuren und ihr Verhalten. Mir fehlte der rote Faden und eine Figur, mit der ich mich identifizieren konnte. Selbst Caro war mir mit ihrer Unselbstständigkeit und Verständnislosigkeit gegenüber ihrer Umwelt unsympathisch. Das ging so weit, dass ich auch, obwohl ihre Situation und das Verhalten der anderen ihr gegenüber herabwürdigend war, kein Mitleid empfunden habe. Welch ein Gegensatz dazu das Ende des Buches. Manche der Ungereimtheiten wurde logisch aufgelöst und das Schicksal der einzelnen Figuren hat mich überzeugt. Sprachlich war das Buch nicht meine Welt, da sich oft Ausdrücke aus der unteren Schublade bedient wurde. Andere mögen sich daran nicht stören. Trotz allem muss ich zugeben, dass die Erzählweise eine Sogwirkung entwickelt hat, so dass ich auf das Ende gespannt war.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Atmosphäre
  • Figuren
Veröffentlicht am 03.06.2019

Napoleon - Getriebener der politischen Umstände

Napoleon
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Der Autor schildert Napoleons Lebensweg von seinen Anfängen auf Korsika bis hin zu seinem einsamen Ende auf St Helena.
Napoleon war in seinen Anfängen überzeugter Korse, der seine Heimat vom Joch der Franzosen ...

Der Autor schildert Napoleons Lebensweg von seinen Anfängen auf Korsika bis hin zu seinem einsamen Ende auf St Helena.
Napoleon war in seinen Anfängen überzeugter Korse, der seine Heimat vom Joch der Franzosen befreien wollte. Diese Mission scheiterte. Er sucht sein Glück daraufhin in der französischen Armee und wusste seine Chancen zu nutzen. Durch den erfolgreichen Italienfeldzug scheint er seine Eignung bewiesen zu haben, der geeignete Mann zu sein, um dem durch die Revolution verursachte Chaos in Frankreich Herr zu werden. Napoleon stellt sich dieser Aufgabe und verfolgt von da an zwei Ziele : die Sicherung Frankreichs nach außen und die Herstellung einer Ordnung im Inneren. Dabei war sich Napoleon bewusst, dass er sein 2. Ziel nur erreichen kann, wenn er außenpolitisch - und das ist gleichbedeutend mit Erfolgen auf dem Schlachtfeld - reüssiert. Dementsprechend beginnt der Niedergang Napoleons bereits mit dem glücklosen Spanienfeldzug und endet auf dem Schlachtfeld von Waterloo.
Das Buch war für mich eine interessante und spannende Annäherung an die Person Napoleons. Meine Kenntnisse seiner Person erschöpften sich bis dato in den allseits bekannten Fakten: Korse, erfolgreicher Feldherr, Kaiser, Waterloo und Verbannung. Ich musste feststellen, dass dies Napoleon bei weitem nicht gerecht wird. Er war nicht der große Kriegstreiber, sondern versuchte immer wieder Frieden mit seinen Gegner zu schließen. Den Konflikt mit England um den Besitz Belgiens hatte er geerbt. Den großen Fehler, den Napoleon beging, war, dass er den anderen Herrschern vertraute, die hinter seinem Rücken, seinen Niedergang planten und kein Interesse an einem Friedensschluss hatten. Zeitgleich musste Napoleon immer damit rechnen, dass er innenpolitisch entmachtet wird. Hinter seinen militärischen Fähigkeiten geraten seine Verdienste im Bereich der Verwaltung zu sehr in den Schatten. Der Code Civil und die Reform der Verwaltung sind in meinen Augen seine großen Verdienste. Nach der Lektüre des Buches hat sich mein Bild von Napoleon in wesentlichen Punkten geändert.
Was das Lesevergnügen für mich etwas getrübt hat, war die sehr wissenschaftliche Sprache und dem zufolge der häufige Gebrauch von Fremdwörter. Dennoch hat mich das Buch überzeugt und ich fand die Möglichkeit Napoleon näher kennenzulernen faszinierend.

Veröffentlicht am 02.06.2019

Mord in der Nachsaison

Mörderisches Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 5)
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Der Sommer und damit die touristische Betriebsamkeit sind vorbei. Ruhe kehrt in Le Lavandou ein. Sollte man meinen, wenn nicht einige Menschen etwas dagegen hätten. Die Tourismusbeauftragte des Dorfes ...

Der Sommer und damit die touristische Betriebsamkeit sind vorbei. Ruhe kehrt in Le Lavandou ein. Sollte man meinen, wenn nicht einige Menschen etwas dagegen hätten. Die Tourismusbeauftragte des Dorfes will unbedingt, dass die Gemeinde die Auszeichnung "Fleur d`Or " gewinnt. Dazu sollte der Ort ein tadelloses Bild nach außen abgeben. Da ist es wenig hilfreich, wenn eine junge Frau verschwindet und man ein Verbrechen befürchten muss. Comandant Zerna möchte deshalb, den Fall möglichst schnell und geräuschlos abschließen. Der Rechtsmediziner Leon Ritter glaubt nicht an die Schuld des Verdächtigen und bringt durch seine eigenmächtigen Nachforschungen sich und seine Lebensgefährtin Isabelle Morell in tödliche Gefahr.
Wieder einmal haben mich die Ereignisse rund um den Rechtsmediziner Leon Ritter und die Einwohner von Le Lavandou in ihren Bann geschlagen. Der Fall ist dieses Mal in meinen Augen besonders grausam, aber sehr fesselnd. Bis fast ganz zum Schluss war mir nicht klar, wer der Täter ist. Es gab einfach zu viele, sehr überzeugende falsche Verdächtige, die ein nachvollziehbares Motiv hatten. Geschickt hat der Autor die Beziehung zwischen Ritter und seiner Lebensgefährtin Capitaine Morell in den Fall eingearbeitet. Die Verhaltensweisen der eigenwilligen Dorfbewohner sorgen für den einen oder anderen willkommenen Lacher, damit die Atmosphäre nicht zu düster wird. Besonders gut gefallen haben mir dieses Mal die Schilderungen der Landschaft und die damit verbundenen Stimmungen. Fast meinte ich dort zu sein.
Das Buch hat mich in jeder Hinsicht überzeugt und bekommt von mir mit gutem Gewissen 5 Sterne.