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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.02.2024

Ein besonderes Geschäftsmodel mit dem Teufel als Partner

Die Kommissarin und der Teufel
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Angenommen man könnte den Tod eines Menschen innerhalb von 4 Wochen nur anhand des Namens vorhersagen, was könnte man damit anfangen ? Den Menschen warnen oder Kapital daraus schlagen ? Frank Torberg sieht ...

Angenommen man könnte den Tod eines Menschen innerhalb von 4 Wochen nur anhand des Namens vorhersagen, was könnte man damit anfangen ? Den Menschen warnen oder Kapital daraus schlagen ? Frank Torberg sieht das ganz wirtschaftlich und baut sich ein Unternehmen auf, das andere erpresst und verdient damit Millionen. Denn Frank trifft zufällig Ludwig, einen Autisten, der diese Gabe besitzt. Durch geschicktes Taktieren und indem er Ludwig in seinem Wahn bestärkt, er sei Luzifer, bringt er ihn dazu, ihm regelmäßig Namen von Todeskandidaten zu nennen.

Soweit, so gut. Dann läuft einiges schief. Franks Geliebte Julia findet auch Gefallen an Franks Mitarbeiter Sebastian. Das kann Frank nicht hinnehmen und ruft damit die Polizei, in Gestalt der Kommissarin Christine auf den Plan, die nun das Unternehmen ernsthaft gefährdet. Es gibt nur eine Lösung, sie muss weg. Das wiederum bringt den Ex GSG 9 Beamten Alexander ins Spiel, der sich in Christine verliebt hat und von deren Eltern um Hilfe gebeten wird.

Der Krimi hatte für mich Licht und Schatten. Die Vorstellung, jemand könne zuverlässig Tode vorhersagen, fand ich abenteurlich, aber wie heißt es so treffend, es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde. Gefesselt hat mich der Mittelteil, der schildert, wie Frank sein Unternehmen aufbaut. Die Idee war schlichtweg genial und perfide. Frank wäre möglicherweise in einer legalen Branche ebenfalls ein erfolgreicher Unternehmer geworden. Auch die Ereignisse rund um Julia und ihren Geliebten Sebastian waren spannend.

Meine Probleme hatte ich mit Kommissarin Christine, die ich als unprofessionell und eher unrealistisch empfunden habe. Das war für mich an mancher Stelle richtig ärgerlich. Besonders als sie wie eine Anfängerin in die Falle tappt und in die Gewalt von Frank und Julia gerät. Auch die weitere Entwicklungen zu diesem Handlungsstrang waren für mich nicht überzeugend. Dagegen hat mir die Zerschlagung des Erpresserrings wieder gut gefallen.

Insgesamt konnte mich der Krimi in einigen Teilen gut unterhalten. Einiges habe ich der dichterischen Freiheit des Autors zugerechnet und was ich als Mangel empfunden habe, stört andere möglicherweise nicht. Gut gefallen hat mir insgesamt der Erzählstil des Autors.

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Veröffentlicht am 16.07.2023

Berührender Nachkriegsroman mit einigen Mängeln

Das Leben, das uns bleibt
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Breslau Januar 1944. Die Russen kommen näher und es bleibt nur noch die Flucht, auch für Ruth und ihre Familie. Zurück bleibt die kranke Großmutter und Ilan, Ruths große Liebe.

Nach dem Krieg soll in ...

Breslau Januar 1944. Die Russen kommen näher und es bleibt nur noch die Flucht, auch für Ruth und ihre Familie. Zurück bleibt die kranke Großmutter und Ilan, Ruths große Liebe.

Nach dem Krieg soll in Freiburg ein Neuanfang gelingen. Doch in den Köpfen der Menschen ist der Krieg noch präsent. Ruths Bruder Jo engagiert sich in der Hilfe für displaced people, voller Wut darüber, dass die Täter von damals unbehelligt weiter leben.

Die jüngere Schwester Gili beginnt als Schauspielerin zu arbeiten, geht ihren eigenen steinigen Weg und scherrt sich nicht um Konventionen. Ruths Mutter glaubt, dass sie ein neues Leben beginnen kann, wenn sie die Vergangenheit leugnet - ihre jüdischen Wurzeln, den Tod des ältesten Sohnes und das Zurücklassen der eigenen Mutter.

Ruth hofft lange auf Ilans Rückkehr zu ihr, aber vergebens. Schließlich heiratet sie den Juwelierssohn Albert. Als sich herausstellt, dass Ruths Schwiegereltern Kriegsgewinnler sind, bekommt die heile Welt Risse.

Der Einstieg in Ruths Geschichte ist sehr emotional. Ihre Liebe zu Ilan und die erzwungene Trennung wird in sehr bewegenden Bildern geschildert. Ich konnte den Schmerz gut nachempfinden. Auch die Schwierigkeiten des Neustarts in Freiburg waren realistisch dargestellt und die verschiedenen Bewältigungsstrategien nachvollziehbar.

Jo war zurecht wütend, weil es den Opfern des Krieges oft schlechter ging als den Tätern, die ihr altes Leben wieder aufnehmen konnten und einfach nur vergessen wollten. Gili will ihre Jugend nachholen , frei von Zwängen sein und den Krieg hinter sich lassen. Ruth wartet lange vergeblich auf Ilan. Dass sie dann einen anderen heiratet, habe ich gut nachempfinden können. was mich gestört hat, war die Haltung von Ruths Mutter, die weiterhin ihr jüdisches Erbe leugnet.

Bis zu diesem Punkt konnte mich der Roman fesseln. Die weiteren Geschehnisse nach Ruths Heirat waren für mich oft unrealistisch. Nichts gestaltet sich in dieser Ehe ,wie erhofft . Ruth lässt sich treiben, wird nicht selbst aktiv. Die Familie wird angefeindet wegen der Umtriebe während des Krieges. Ruth bleibt passiv. Dann stirbt Ruths Mutter und Jo ist verschwunden. Und plötzlich nimmt Ruth ihr Schicksal selbst in die Hand. Auch das lässt sich noch mit gutem Willen erklären. Was mich nicht überzeugen konnte, war die geradezu märchenhafte Lösung aller Probleme. Das passte für mich nicht zu den vorher glaubwürdig dargestellten Charakteren.

Trotzdem bietet der Roman gute Unterhaltung mit großen Emotionen. Und Ruth hatte sich auf jeden Fall ein Happyend verdient.

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Veröffentlicht am 03.07.2022

Brennglas Corona

Landpartie
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Der russischstämmige Schriftsteller Senderovsky versammelt seine Freunde, die er schon seit seiner Jugendzeit kennt, auf seinem Anwesen außerhalb von New York. Gemeinsam wollen sie sich dort vor der Pandemie ...

Der russischstämmige Schriftsteller Senderovsky versammelt seine Freunde, die er schon seit seiner Jugendzeit kennt, auf seinem Anwesen außerhalb von New York. Gemeinsam wollen sie sich dort vor der Pandemie in Sicherheit bringen und alte Erinnerungen aufleben lassen. Als besonderer Gast kommt ein berühmter Filmstar hinzu. Eine ehemalige Studentin Senderovskys vervollständigt die Gruppe. Was als fröhliche Runde und Schwelgen in alten Zeiten geplant war, entwickelt sich zum Drama.

Mir ging es mit meinem Leseerlebnis ähnlich. Zu Beginn musste ich mehrfach herzlich lachen, während ich Senderovsky bei seinen Vorbereitungen begleite. Manche der Corona-Maßnahmen erscheinen im Rückblick geradezu absurd. Mein Vergnügen wird kleiner mit dem allmählichen Eintreffen der Freunde.

Schnell wird klar, dass hier die Erinnerung mit goldenem Pinsel gemalt hat. Senderovsky ist finanziell am Ende. Die Einladung des Filmstars, den ich nicht sympathisch fand, soll zu einem lukrativen Filmgeschäft führen, um den drohenden Ruin abzuwenden. Senderovskys Frau würde am liebsten alle Anwesenden zum Teufel jagen. Vinod , der an Krebs erkrankt ist, kommt zum sterben aufs Land. Dann gibt es noch die achtjährige Tochter der Senderovskys, die ich einfach nur als anstrengend und überdreht empfunden habe.

Die Anwesenheit des Filmstars ist der Katalysator. Er beginnt eine Liebesbeziehung mit der ehemaligen Studentin. Das löst einen Shitstorm bei seinen Fans aus. Fremdenfeindlichkeit spielt plötzlich eine Rolle. Und so entgleitet mir die Geschichte immer mehr. Als dann noch Traumsequenzen hinzukommen, habe ich den Faden verloren und empfand das Geschehen als langweilig. Am meisten haben mich die Ereignisse rundum Vinod berührt, der so etwas wie Glück findet.

Am Ende der Pandemie verlassen alle das Anwesen. Was mir hier gut gefallen hat, die Beteiligten machen nicht dort weiter, wo das Leben vor der Pandemie aufgehört hat. Es hat auf mich den Eindruck gemacht, als hätten sie einen Läuterungsprozess durchlaufen. Das habe ich als hoffnungsvoll empfunden.

Ich kann nicht verhehlen, dass ich Erleichterung verspürt habe, als ich das Buch zugeklappt habe. Dennoch war der Roman zeitweise für mich unterhaltsam, witzig, spannend und sehr emotional, wenn auch in meinen Augen überfrachtet.

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Veröffentlicht am 17.04.2022

Horrorroman ? ja - historisch ? nein

Unser Teil der Nacht
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Juan und sein Sohn Gaspar scheinen auf der Flucht zu sein. Dabei sind sie auf dem Weg zu Juans Schwiegereltern, reichen und einflussreichen Plantagenbesitzer. Und was niemand wissen darf, die Schwiegereltern ...

Juan und sein Sohn Gaspar scheinen auf der Flucht zu sein. Dabei sind sie auf dem Weg zu Juans Schwiegereltern, reichen und einflussreichen Plantagenbesitzer. Und was niemand wissen darf, die Schwiegereltern sind die Oberhäupter eines geheimen Ordens, der die Dunkelheit anbetet. Die Dunkelheit fordert Opfer von ihren Anhängern und das nicht im übertragenen Sinne. Die Dunkelheit verschlingt sie wie ein Ungeheuer, das nach Nahrung verlangt.

Juan ist der Mittler - das Medium -, durch den die Dunkelheit spricht. Juan hasst diese Rolle, die ihm aufgezwungen wurde und die machtgierige, skrupellose Familie seiner verstorbenen Frau. Seinem Sohn Gaspar will er dieses Schicksal, das ihn zum Werkzeug verabscheuungswürdiger Verbrechen macht, ersparen. Kann man den Kampf gegen die Dunkelheit gewinnen ?

Im Klappentext des Buches heißt es, der Roman wäre eine Reise durch die argentinische Geschichte . Dem kann ich nicht zustimmen. Es gibt einzelne Anmerkungen zur Rolle der Einwanderer und der Macht der reichen Plantagenbesitzer und das war es dann auch.

Für mich ist die Geschichte definitiv ein Horrorroman und nichts für zart besaitete Gemüter. Es werden unsägliche Grausamkeiten geschildert und eklige Details beschrieben, die mich, die ich auch gerne Horrorgeschichten lese, an meine Grenzen gebracht haben.

Der Erzählstil ist in meinen Augen gelungen. Es kommen in den Kapiteln jeweils verschiedene Beteiligte zu Wort, so dass die Ereignisse aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet werden und ein stimmiges Ganzes ergeben. Hätte ich nicht während eines großen Teils des Buches auf den geschichtlichen Zusammenhang gewartet, hätte mich die Handlung sicher mehr mitgerissen. So bleibt ein Gefühl unerfüllter Erwartungen, hervorgerufen von einem Klappentext, der in meinen Augen in die Irre führt.

Gut gefallen hat mir die Vater-Sohn-Beziehung, die zum einen geprägt ist von Herzlosigkeit und Grausamkeit, aber dann auch von aufopfernder Liebe erzählt.

Wenn ich eine Figur benennen müsste, die ich annähernd sympathisch fand, dann verdient es meiner Ansicht nach Gaspar am ehesten. Er wird in diese Familie hinein geboren, aber man enthält ihm das Wissen über den Orden vor. So sind ihm viele Dinge unverständlich und er versucht dennoch ein so normales Leben wie möglich zu führen. Dabei zeigt er Empathie und Verantwortungsbewusstsein.

Mein Fazit bleibt gespalten. Als historischer Roman ist das Buch bei mir glatt durchgefallen. Als Horrorgeschichte hat es durchaus seine Qualitäten. Es ist erschreckend und wartet mit verstörenden Einfällen auf. Mir war es aber an einigen Stellen zu abstoßend.

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Veröffentlicht am 10.11.2021

Kaiser Nero - wahnsinniger Brandstifter oder Verleumdungsopfer ?

Rom brennt!
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Der Autor erklärt in seinem Vorwort ausdrücklich, dass sich sein Buch vor allem an Laien wendet. So gesehen scheine ich der richtige Zielgruppe anzugehören. Ich interessiere mich für Geschichte und kenne ...

Der Autor erklärt in seinem Vorwort ausdrücklich, dass sich sein Buch vor allem an Laien wendet. So gesehen scheine ich der richtige Zielgruppe anzugehören. Ich interessiere mich für Geschichte und kenne die Gräueltaten, die man Kaiser Nero nachsagt.

Der Autor beginnt mit der Darstellung der generellen Bedeutung von Bränden für Rom, dessen Bauten überwiegend aus brennbaren Material bestanden. Für mich besonders interessant, dass es schon in der Zeit vor Christi spezielle Beamte gab, zu deren Aufgaben die Brandbekämpfung gehörte. Dem Autor war es ein Anliegen zu zeigen, dass es bereits vor 64 n.Chr. und auch danach verheerende Brände in Rom gab und ohne die Mythenbildung rund um Nero wäre wohl der Brand von 64 n. Chr. ebenfalls der Vergessenheit anheim gefallen

Im weiteren Fortgang des Buches folgen nun lange Ausführungen zum möglichen Ursprung des Brandes, seiner Ausbreitung und welche Gebäude ihm zum Opfer fielen. Das fand ich im Ansatz interessant. Es führte bei mir aber auch zu Ermüdungserscheinungen, weil ich die Örtlichkeiten nicht kenne und deshalb die langatmigen Beschreibungen für mich sehr abstrakt blieben.

Gefangen genommen haben mich dann wieder die Kapitel zur Christenverfolgung, die der Autor im überlieferten Ausmaß für unwahrscheinlich hält und Neros Bautätigkeit nach dem Brand. Auch hier war ich erschlagen von den Details, aber es ist dem Autor gelungen, mir Neros zukunftsträchtige Bauweise und die Schönheit des Domus Aurea näher zu bringen. Besonders gelungen fand ich die Darstellung der politischen Folgen für Nero. Diese fand ich überzeugend und brachten mich zu der Erkenntnis, dass Nero in der geschichtlichen Betrachtung wohl zu schlecht wegkommt.

Das Buch hat in meinen Augen Licht und Schatten . Für mich die packenden Abschnitte waren eindeutig die Ausführungen zu politischen und gesellschaftlichen Aspekten des Brandes. Dagegen konnte ich mit den für mein Befinden eher langatmigen Beschreibungen der baulichen Gegebenheiten wenig anfangen. Daher bin ich skeptisch, ob das Buch seinem Anspruch, sich an Laien zu wenden, in vollem Umfang gerecht wird.

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