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Veröffentlicht am 19.05.2019

Liebeswirren in der Provinz

Nur Uschi kochte schärfer
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Oma Käthe hat mit 80 Jahren Tinder für sich entdeckt und versucht so, den Mann für den Rest ihres Lebens zu finden. Dabei trifft sie auf Gerhard Scherer und Oma Käthe fühlt sofort, dass Gerhard der Mann ...

Oma Käthe hat mit 80 Jahren Tinder für sich entdeckt und versucht so, den Mann für den Rest ihres Lebens zu finden. Dabei trifft sie auf Gerhard Scherer und Oma Käthe fühlt sofort, dass Gerhard der Mann ihrer Träume ist. Scherer,ehemaliger Französischlehrer an der hiesigen Realschule, hält sich anlässlich eines Klassentreffens im saarländischem Dorf auf. Oma Käthes Traum, vom gemeinsamen Leben, findet ein jähes Ende, als Gerhard am Morgen nach der schicksalhaften Begegnung tot in seinem Gasthofzimmer liegt. Oma Käthe ist sich sicher, es war Mord und versinkt in tiefe Trauer ob des erlittenen Verlustes. Da Oma Käthe kurzfristig in Mordverdacht gerät, beschließt Oberkommissar Jupp Backes, dass die Familie eingreifen muss. Oma Käthe, ihre Tochter und Jupps angetraute Ehefrau Inge gehen gemeinsam mit Jupp auf Mörderfang. Bei den Nachforschungen stellt sich heraus, dass der Lehrer ein reges Liebesleben hatte. Das vergrößert den Kreis der Verdächtigen erheblich. Eifersucht, enttäuschte Liebe, Rache und sogar Habgier kommen als Motiv für die Tat in Betracht. Doch Dank der einfühlsamen Ermittlungsarbeit von Jupp, der IT - Spezialistin Oma Käthe und den Under-Cover- Ermittlungen von Inge hat der Täter keine Chance.
Das ist nun der 2. Fall, den ich gemeinsam mit der Familie Backes in der saarländischen Provinz lösen durfte. Und wieder war ich begeistert von der gelungenen Mischung aus spannender Krimihandlung und mit Humor und wohl dosierter Ironie gewürztem geschildertem Familien- und Dorfleben. Was mir gut gefallen hat, ist, dass der Autor die Haupt- und Nebenfiguren mit ihren Macken nicht verändert hat. Der Wiedererkennungswert ist dadurch sehr hoch und meine Freude war jedes Mal groß, wenn ich auf eine lieb gewonnene Figur aus dem 1. Band getroffen bin. Aber keine Sorge, der Krimi bietet auch beste Unterhaltung, wenn man den Vorgängerfall nicht kennt. Oma Käthe, die sich eher wie eine pubertierende 17 jährige benimmt und Jupp, der feste Vorstellungen von seinem Leben hat und gerne bei der Mordkommission arbeiten würde, sind eindeutig die dominierenden Akteure. Jupps Frau Inge, die eher etwas unbedarfte Hausfrau, war für mich die heimliche Heldin. Wie immer von allen unterschätzt läuft sie am Ende der Geschichte zu Höchstform auf.
Das Buch bekommt von mir mit Überzeugung eine absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Frauenleben im Jahr 1900

Fräulein Broich
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Henni Broich, Tochter des angesehenen Besitzers des Bonner Hotels Rheineck, hat andere Zukunftspläne wie ihre Eltern. Als ihr Vater eine arrangierte Ehe mit Eduard Zimmer, dem Sohn eines reichen Hoteliers, ...

Henni Broich, Tochter des angesehenen Besitzers des Bonner Hotels Rheineck, hat andere Zukunftspläne wie ihre Eltern. Als ihr Vater eine arrangierte Ehe mit Eduard Zimmer, dem Sohn eines reichen Hoteliers, dem Hennis Vater Geld schuldet, plant, verlässt Henni Hals über Kopf die elterliche Wohnung. Henni möchte auf keinen Fall heiraten, da eine Heirat im Jahr 1900 für eine Frau bedeutet, jedes Selbstbestimmungsrecht über ihr eigenes Leben zu verlieren. Henni möchte als Krankenpflegerin ihren Lebensunterhalt verdienen. Bei ihrer Flucht nimmt sie die Dienste des Gepäckträgers Oskar Moosfeld, Sohn des Besitzers der heruntergekommenen Wirtschaft Schiffsgasse in Anspruch. Auf ihrem Weg ins Nonnenkloster, wo Henni hofft eine Unterkunft zu bekommen, werden die beiden Zeugen eines brutalen Überfalls auf den Hotelier Hansen. Im laufe der Geschichte kommen noch einige Hotelbesitzer ums Leben. Da Henni von den Nonnen abgewiesen wird, bietet ihr Oskar eine Unterkunft im elterlichen Wirtshaus an. Dort lernt Henni Oskars Schwester Meta kennen, die ein bemitleidenswertes Leben führt. Der versoffene Ehemann schlägt und erniedrigt sie. Der cholerische Vaterverhält sich auch nicht besser. Zusätzlich zu ihren vielfältigen Pflichten obliegt Meta die Pflege des Vaters. Als sich dessen Gesundheitszustand rapide verschlechtert, werden sowohl Oskar als auch Metas Ehemann wegen versuchten Mordes verhaftet. Henni versucht gemeinsam mit Meta den Vorfall aufzuklären. Parallel dazu ist die Polizei um die Aufklärung der Morde an den Hoteliers bemüht.
Ich habe das Buch mit großem Interesse und wachsender Begeisterung gelesen. Das lag weniger an der Krimihandlung, die für mich weniger im Fokus stand, als viel mehr an den Lebensumständen der im Roman dargestellten Frauen. Henni versucht ein selbst bestimmtes Leben zu führen und stößt an die all zu engen Grenzen der damaligen Gesetze und gesellschaftlichen Meinung, wie eine anständige Frau zu leben hat. Henni lässt sich dadurch nicht entmutigen, sondern nimmt die Herausforderung an. Henni würde man heute, emanzipiert nennen. Welchen Unterschied macht dazu das trostlose und erbärmliche Leben von Meta. Hilf- und rechtlos ist sie den Zumutungen und körperlichen Angriffen von Ehemann und Vater ausgeliefert. Rechtliche Möglichkeiten, sich dagegen zu wehren hat sie nicht. Hennis Mutter Charlotte ist zu Beginn entsetzt über die modernen und von der Gesellschaft nicht geduldeten Ansichten ihrer Tochter. Im Laufe der Erzählung ändert sich ihre Meinung und sie zeigt Verständnis. Bei so viel Frauenpower soll auch Oskar nicht unerwähnt bleiben. Ich fand ihn sehr sympathisch. Er bemüht sich, Meta zu unterstützen und zu entlasten und gesteht Henni das Recht zu, selbst über sich zu entscheiden.
Der Autorin gelingt es, unterhaltsam verpackt geschichtliche Fakten bildhaft zu vermitteln. Ich bekam einen sehr interessanten und Detail reichen Einblick in die damaligen Lebensumstände. Dementsprechend halte ich das Buch eher geeignet und lesenswert für historisch interessierte Leser als für Krimiliebhaber.

Veröffentlicht am 09.05.2019

Schatten der Vergangenheit

Die Blüten von Pigalle
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Sommer 1945. Paris versucht nach der Befreiung von der Naziherrschaft zur Normalität zurückzukehren. Pauline, die Freundin von Kommissar Jean Ricolet und ihre Freundin Eloise wollen deren Verlobten Camille ...

Sommer 1945. Paris versucht nach der Befreiung von der Naziherrschaft zur Normalität zurückzukehren. Pauline, die Freundin von Kommissar Jean Ricolet und ihre Freundin Eloise wollen deren Verlobten Camille Laval im Hotel Lutetia abholen. Camille ist gerade aus einen deutschen Konzentrationslager zurückgekommen. Im Hotel treffen die beiden jungen Frauen auf Jean. Camille wurde brutal ermordet. Das Motiv liegt völlig im dunkeln. Bei Camille findet die Polizei eine Druckplatte für Falschgeld. War er in kriminelle Machenschaften verstrickt ? Camilles Bruder war bei der Resistance und wurde an die Gestapo verraten. Befürchtete der Verräter die Enttarnung seiner Identität und hat Camille deshalb umgebracht ? Oder geht es um die schmutzigen Geschäfte französischer Geschäftsleute mit den Nazis. Camille war vor seiner Deportation Bankangestellter. Pauline, verarmt aber aus besseren kreisen stammend, versucht Jean tatkräftig zu unterstützen. Ohne es zu ahnen, kommt sie dem Täter gefährlich nahe und der Mörder kennt keine Skrupel, um seiner Verhaftung zu entgehen.
Wer einen actionreichen Thriller erwartet, sollte das Buch besser wieder zur Seite legen. Die Krimihandlung fließt eher bedächtig dahin wie die Seine. Das Buch hat mich eher durch seine stimmungsvollen Schilderungen der Pariser Straßen und die Einblicke in die Pariser Nachkriegsverhältnisse gefangen genommen.Jean ist ein sympathischer Ermittler, der sich voller Empathie auf die Suche nach dem Täter macht. In meinen Augen unverständlich, dass er oft von Selbstzweifeln geplagt wird. Pauline dagegen war mit ihrer sprunghaften und unüberlegten Art nicht immer hilfreich für den Fortgang der Ermittlungen. Etwas mehr Zurückhaltung hätte ihr gut angestanden. Ich halte Pauline aber zugute, dass sie ohne Rücksicht auf familiäre Bande, sich bemüht, Jean zu helfen. Ohne ihre Beziehungen wäre so manche Tür für Jean verschlossen geblieben.
Alles in allem hat mir das Buch gefallen. Die Krimihandlung an sich kommt eher unspektakulär daher. In der Kombination aber mit der wunderbar eingefangen Pariser Atmosphäre bietet das Buch angenehme Lesestunden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 05.05.2019

Ein Ex-Knacki und eine junge Anwältin auf der Suche nach der Wahrheit

SCHWEIGEPFLICHT
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Teddy hat früher für die serbische Mafia gearbeitet. Für die Beteiligung an der Entführung von Mats Emanuelsson saß er acht Jahr in Haft. Nun arbeitet er als freier Mitarbeiter für die angesehene Wirtschaftskanzlei ...

Teddy hat früher für die serbische Mafia gearbeitet. Für die Beteiligung an der Entführung von Mats Emanuelsson saß er acht Jahr in Haft. Nun arbeitet er als freier Mitarbeiter für die angesehene Wirtschaftskanzlei Leijon. Emelie, die aus kleinen Verhältnissen stammt, arbeitet in dieser Kanzlei. Gerade als sie die Prüfung zur Anwältin bestanden hat, erhält sie den Anruf der Polizei, dass Benjamin Emanuelsson sie als Verteidigerin haben will. Er sitzt wegen Mordverdacht in U-Haft. Gegen den Willen ihres Arbeitgebers nimmt sie das Mandat an. Auf ausdrücklichen Wunsch ihres Klienten bittet sie Teddy um Unterstützung. Teddy weiß sofort, wer der Angeklagte ist. Er ist der Sohn seines Entführungsopfers, der sich später umgebracht hat. Teddy fühlt sich gegenüber Benjamin schuldigt und bietet ohne Zögern seine Unterstützung an. Er ist sich sicher, dass der Mord mit der Entführung zusammen hängt. Gemeinsam mit Emelie beginnt Teddy , die Ereignisse von damals aufzurollen. Emanuelsson war spielsüchtig. Um seine Spielschulden bezahlen zu können, wurde er Buchhalter der serbischen Mafia. Liegt hier das Motiv ? Wollte Benjamin sich an den Hintermännern der Entführung rächen ? Und wer hat nach so vielen Jahren noch ein Interesse daran, dass das damalige Geschehen im Dunkeln bleibt ? Emelie und Teddy riskieren ihre gesamte Existenz, um den Fall zu lösen.
Das Buch hat mich nach wenigen Seiten in seinen Bann gezogen. Gut gefallen hat mir der Wechsel zwischen den eher dramatischen und actionreichen Vorfällen in der Gegenwart und der eher ruhigen Schilderung rund um Emanuelssons Vergangenheit. Die gab mir als Leser, die Möglichkeit wieder zu Atem zu kommen. Teddy war mir sehr sympathisch und ich fand ihn als Person überzeugend und realistisch dargestellt. Trotz seiner kriminellen Vergangenheit besitzt er einen aufrechten Charakter. Er ist bemüht sein Unrecht zu sühnen, ohne Rücksicht auf sich selbst. Emelie entwickelt sich von der Karriere bewussten Wirtschaftsanwältin zur engagierten Strafverteidigerin. Als sehr angenehm habe ich empfunden, dass ich, obwohl einige Handlungsstränge parallel laufen, nie den Überblick verloren habe, dank der klaren Gliederung des Buches. Meine Lesefreude wurde gegen Schluss etwas getrübt. Es gibt eine Rettungssequenz, die für mein Gefühl nicht passend und auch übertrieben war. Aber das war mein persönliches Empfinden. Andere mögen begeistert sein. Insgesamt war es ein sehr spannendes und unterhaltsames Buch, was nicht unwesentlich an der ungewöhnlichen Erzählweise lag.

Veröffentlicht am 01.05.2019

Tod dem Tyrannen !

Equinox
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Im Staat der Sonnenkinder herrscht ein strenges Kastensystem. An der Spitze steht der Lumondis, dessen Wort Gesetz ist. Die höchste Kaste sind die Herrscher. Dann folgen die Schamanen und Künstler. Die ...

Im Staat der Sonnenkinder herrscht ein strenges Kastensystem. An der Spitze steht der Lumondis, dessen Wort Gesetz ist. Die höchste Kaste sind die Herrscher. Dann folgen die Schamanen und Künstler. Die unterste Kaste besteht aus den Arbeitern. Die Kasten sind streng getrennt, leben in verschiedenen Vierteln und dürfen keinen Kontakt zu einander haben. Jerikate, eine Herrscherin und Schwester des jetzigen Lumondis, findet Schriften, die offenbaren, dass das System falsch ist und dem Willen der Götter widerspricht. Die Kasten sollen gleichberechtigt miteinander leben und je ein Vertreter aus den Kasten, gekennzeichnet mit einem Mal, sollen zusammen herrschen. Wenn der Umsturz nicht bis zum Tag Equinox gelingt, wird das Volk der Sonnenkinder untergehen und die Kinder des Mondes die Macht übernehmen.
Kamyri, eine Arbeiterin, erregt den Zorn des Lumondis und wird verhaftet. In einem unbewachten Moment gelingt ihr die Flucht in die Wälder. Auf sich allein gestellt und ohne Vorstellung der im Wald auf sie wartenden Gefahren, gerät Kamyri mehrmals in Lebensgefahr. Im Wald trifft sie auf Kovah, ein Kind des Mondes. Nach anfänglichem Misstrauen bilden sie eine Zweckgemeinschaft. Ihr Ziel ist das Lager der Rebellen, in dem Jerikate nach ihrer Flucht vor ihrem Bruder lebt. Der Tag, an dem sich das Schicksal der Sonnenkinder entscheidet, rückt näher. Um den Untergang zu verhindern, müssen die vier Malträger rechtzeitig in der Hauptsadt sein. Voller Hoffnung, aber auch von Ängsten begleitet, machen sich die Rebellen auf den Weg.
Das Buch erzählt t eine spannende Geschichte über den Kampf der Unterdrückten gegen den Tyrannen. Opfermut, Liebe, Freundschaft, aber auch die Angst vor dem Unbekannten sind wichtige Faktoren in der Erzählung. Für mich ist Kamyri die Heldin der Geschichte. Ihre Entwicklung von der gehorsamen Arbeiterin zur selbstbewussten Kriegerin ist überzeugend dargestellt und ich habe sie richtig ins herz geschlossen. Dazu beigetragen hat in hohem Maße ihr Verhalten gegenüber Kovah. Kovah, der von den anderen Sonnenkinder gehasst und gedemütigt wird, wird von Kamyri von Beginn an als gleichwertig behandelt. Gut gefallen hat mir auch, wie einfühlsam die Autorin die wachsende Zuneigung zwischen den beiden beschrieben hat. Schön zu lesen waren auch die wundervollen Beschreibungen der Landschaft. Und wie es sich für einen guten Fantasyroman gehört, gibt es auch eine ganze Reihe außergewöhnlichen Tieren und Pflanzen und die nötige Spannung durch einige Kämpfe. Das Buch ist kurzweilig geschrieben und lässt nie Langeweile aufkommen. Alles in allem eine schöne Geschichte.