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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.08.2019

Geplatzte Lebensträume und Hoffnung auf bessere Zeiten

Als wir im Regen tanzten
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Berlin im Jahr 1928. Recha, Jüdin und einst gefeierter Stummfilmstar, bekommt die ersten Auswirkungen des Erstarkens der NSDAP zu spüren. Sie bekommt keine guten Filmrollen mehr und muss sich die Anzüglichkeiten ...

Berlin im Jahr 1928. Recha, Jüdin und einst gefeierter Stummfilmstar, bekommt die ersten Auswirkungen des Erstarkens der NSDAP zu spüren. Sie bekommt keine guten Filmrollen mehr und muss sich die Anzüglichkeiten des strammen Nazis und Schauspielerkollegen Gernot gefallen lassen. Auch das neue Medium Tonfilm bedroht ihre Karriere. Ihr Mann Willi, einst gefeierter Regisseur, versucht alles ,den Erfolg seines allersten Filmes zu wiederholen. Jeder der beiden Eheleute ist gefangen in seinen eigenen Problemen und vergisst darüber den anderen.. Dies führt zu einer zunehmenden Entfremdung. Parallel dazu erzählt die Autorin die Geschehnisse rundum die Rechtsanwältin Felice , Rechas Schwägerin und Willis Schwester und ihrer Familie. Felice und ihr Mann haben die beiden Mädchen von Felices Schwester Ille bei sich aufgenommen, als diese ins Gefängnis musste. Ille möchte die Kinder wieder zurück haben. Ein erbitterter Kampf entbrennt.
Das vorliegende Buch ist der 2. Band um die beiden Ehepaare. Vielleicht würde ich etwas anders urteilen, wenn ich den 1. Band kennen würde. So waren Hinweise auf die vergangenen Ereignisse nicht immer hilfreich. So war es mit den häufigen Erwähnungen des ersten und so überaus erfolgreichen Film von Willi. Es wiederholte sich ständig, was mir dann Zuviel wurde und mich regelrecht geärgert hat. Die im Buch geschilderten Ereignisse sind zum Teil sehr dramatisch, wirken aber allzu gewollt und haben einige Ungereimtheiten. Das führte dazu, dass ich mit den handelnden Personen nicht richtig warm wurde. Jedes Mal, wenn ich etwas Mitgefühl empfunden habe, habe ich mich kurz darauf über eine für mich nicht logische Handlung geärgert. Was ich aber schmerzlich vermisst habe, ist die Thematisierung der politischen Verhältnisse und deren stärkere Einbindung in die Handlung. Gelegentlich klingt es an, bleibt aber sehr oberflächlich. Über den Schluss habe ich mich dann geärgert, weil er für mich zu sehr "Heile Welt " war. So hat der Roman für mich Licht, aber auch
einiges an Schatten. Er war leicht und streckenweise unterhaltsam zu lesen, konnte aber meine in ihn gesetzten Erwartungen nicht zu meiner Zufriedenheit erfüllen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 21.07.2019

Beklemmende Suche eines Vaters nach seiner verschwundenen Tochter

Dunkelsommer
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In den langen schwedischen Sommernächten fährt Lelle Gustavsson jede Nacht aufs neue los, um seine Tochter Lina zu suchen. Lina ist vor drei Jahren spurlos an einer Bushaltestelle verschwunden. Doch dieser ...

In den langen schwedischen Sommernächten fährt Lelle Gustavsson jede Nacht aufs neue los, um seine Tochter Lina zu suchen. Lina ist vor drei Jahren spurlos an einer Bushaltestelle verschwunden. Doch dieser Sommer verändert alles. Die siebzehnjährige Meja zieht mit ihrer Mutter auf einen dortigen einsamen Bauernhof. Um ihren traurigen Lebensumständen zu entkommen, schließt sie sich ein paar Jugendlichen an. Dann verschwindet wieder ein junges Mädchen. Der Schrecken beginnt erneut.
Das Buch ist unglaublich düster, somit hätte der Titel nicht besser gewählt werden können. Die Trauer und die Verzweiflung von Lelle spricht aus jedem Satz, genauso wie seine Einsamkeit und das beiderseitige Unverständnis zwischen ihm und seiner Umwelt. In meinen Augen hat die Autorin dieser Darstellung sehr viel Raum gewährt, was bei mir allmählich zu Langeweile und einem gewissen Überdruss geführt hat. Dem gegenüber steht die junge Meja, die in chaotischen Verhältnissen aufwächst und sich nichts mehr wünscht als ein langweiliges beständiges Familienleben. Ich mochte Meja sehr mit ihrem Willen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Natürlich hatte ich immer im Hinterkopf, dass bereits ein junges Mädchen in der Gegend verschwunden war und war nicht überrascht, als es wieder passierte, aber erleichtert, dass es nicht Meja war. Die Auflösung des Falles kommt dann ziemlich schnell und ist - bis auf ein paar Kleinigkeiten - auch keine wirkliche Überraschung.
Das Buch war für mich nicht wirklich ein Krimi. Der Schwerpunkt der Erzählung lag für mich auf Lelles Suche und Trauer und Mejas Suche nach dem sicheren Platz im Leben. Die eigentliche Krimihandlung setzt erst im letzten Drittel des Buches ein. Sprachlich ist das Buch ein Volltreffer und sehr gut zu lesen, nur eben für mich nur am Rande ein Krimi.

Veröffentlicht am 15.07.2019

Kurze Einblicke in das Leben der Anna von Ungarn

Die Luftvergolderin
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Ausgehend von der Entstehung Annas Brautbildes schildert die Autorin einige Stationen aus dem Leben der Anna von Ungarn. Beginnend mit Annas Zeit als Witwe des Kaiser Maximilians 1519 in Innsbruck, als ...

Ausgehend von der Entstehung Annas Brautbildes schildert die Autorin einige Stationen aus dem Leben der Anna von Ungarn. Beginnend mit Annas Zeit als Witwe des Kaiser Maximilians 1519 in Innsbruck, als sie darauf wartet, dass sich erneut ein passender Ehemann findet, über ihre Heirat mit Ferdinand, dem späteren Kaiser bis hin zu ihrem frühen Tod 1546 erhält man Schlaglichter auf
wichtige Ereignisse in Annas Leben.
Wenn ich ehrlich bin, war ich vom Buch doch etwas enttäuscht. Der Beginn war für mich gelinde gesagt zäh, da ausführlich über das Brautbild und seine Entstehung geschrieben wurde. Kurz wird das bisherige Leben des Malers geschildert, was ich sehr interessant fand, aber nichts mit Anna zu tun hatte. Dann folgen einige wichtige Lebensstationen von Anna. Das war unterhaltsam, spannend und sehr gut geschrieben. Für mich was das aber zu wenig. Genau davon hätte ich mir mehr gewünscht.
Womit ich im Zusammenhang mit Annas Leben gar nichts anfangen konnte, war der Anhang. Darin wird das Leben des jüdischen Jungen Kari kurz vor seiner Flucht zusammen mit seiner Familie aus dem nationalsozialistischen Österreich geschildert. Lediglich das Brautbild, das in seinem Zimmer hängt verweist auf Anna. Die Intention dieses Abschnittes hat sich mir nicht erschlossen. Insgesamt finde ich es schade, denn die Autorin weiß ohne Zweifel unterhaltsam und historisch korrekt zu erzählen.

Veröffentlicht am 03.06.2019

Verworrene Wohnverhältnisse und ein alter Mordfall

Hinterhaus
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Als Caro von ihrer Yoga-Stunde nach Hause kommt, findet sie eine leere Wohnung vor. Ihr bisheriger Lebenspartner Jens, ein erfolgreicher Orthopäde, hat sie ohne ein Wort verlassen. Vollkommen verzweifelt ...

Als Caro von ihrer Yoga-Stunde nach Hause kommt, findet sie eine leere Wohnung vor. Ihr bisheriger Lebenspartner Jens, ein erfolgreicher Orthopäde, hat sie ohne ein Wort verlassen. Vollkommen verzweifelt und von der Situation überfordert findet sich Caro in einem Berliner Hinterhaus wieder, dessen Welt und Bewohner ihr völlig fremd sind. Zudem stolpert sie über die Leiche eines Jugendlichen, der vor vielen Jahre verschwunden ist. Durch die Umstände gezwungen bemüht sich Caro , den alten Fall zu klären und zu verstehen, warum Jens sie verlassen hat. Sie gerät in ein Netz aus Lügen, Heimlichkeiten und alten Bündnissen.
Ich habe lange überlegt, ob ich das Buch verdammen oder loben soll. Mit den ersten zwei Dritteln des Buches konnte ich mich nicht so recht anfreunden. Zu verwirrend und unrealistisch erschienen mir die Figuren und ihr Verhalten. Mir fehlte der rote Faden und eine Figur, mit der ich mich identifizieren konnte. Selbst Caro war mir mit ihrer Unselbstständigkeit und Verständnislosigkeit gegenüber ihrer Umwelt unsympathisch. Das ging so weit, dass ich auch, obwohl ihre Situation und das Verhalten der anderen ihr gegenüber herabwürdigend war, kein Mitleid empfunden habe. Welch ein Gegensatz dazu das Ende des Buches. Manche der Ungereimtheiten wurde logisch aufgelöst und das Schicksal der einzelnen Figuren hat mich überzeugt. Sprachlich war das Buch nicht meine Welt, da sich oft Ausdrücke aus der unteren Schublade bedient wurde. Andere mögen sich daran nicht stören. Trotz allem muss ich zugeben, dass die Erzählweise eine Sogwirkung entwickelt hat, so dass ich auf das Ende gespannt war.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Atmosphäre
  • Figuren
Veröffentlicht am 11.03.2019

Kommissar Sito unter Verdacht

Der Wolf vom Bodensee
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Kommissar Sito macht zusammen mit seiner Freundin Miriam über den Jahreswechsel ein paar Tage Urlaub in Gaienhofen. Drei Ereignisse lassen den Urlaub beinahe zum Alptraum werden. Ein weißer Wolf ...


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Kommissar Sito macht zusammen mit seiner Freundin Miriam über den Jahreswechsel ein paar Tage Urlaub in Gaienhofen. Drei Ereignisse lassen den Urlaub beinahe zum Alptraum werden. Ein weißer Wolf wird gesichtet und spaltet die Bevölkerung in Jäger und Beschützer. Ungewöhnlich heftiger Schneefall blockiert die Straßen. Zeitgleich mit Sitos Ankunft am Urlaubsort wird eine Schriftstellerin brutal zu Tode geprügelt. Sie erwähnt Sito in ihrem Manuskript und Sito gerät unter Verdacht. Als dann auch noch ein kleines Mädchen tot aufgefunden wird, kochen die Emotionen hoch.
Ich muss gestehen, ich habe einige Seiten gebraucht, bis ich einen roten Faden in der Geschichte gefunden habe. Die Autorin macht viele Andeutungen, zitiert Hesse, so dass ich Mühe hatte zwischen realem Geschehen und Gedankenspielen zu unterscheiden. Erst in der 2. Hälfte des Buches ergeben die Puzzleteile ein Muster und Zusammenhänge werden deutlich. Der Schluss ist dann auch logisch.
Insgesamt konnte mich das Buch nicht völlig überzeugen. Sehr gelungen sind die Schilderungen der Bodenseelandschaft im Winter mit ihrem Nebel. Und die Krimihandlung an sich war auch spannend . Was mich aber sehr gestört hat, war in meinen Augen das bemüht Mystische und die Vermischung der Realität mit der Phantasie der toten Schriftstellerin zusammen mit unzähligen Hesse-Zitaten und Hinweisen auf das Hesse-Haus und Otto Dix, der ebenfalls dort zuhause war . Das hat für mich nicht gepasst und ich fand es eher ermüdend.