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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.02.2020

Nicht leicht zu lesen, aber wichtig

Ich bin Tess (Buchvorlage zur Netflix-Serie Kiss Me First)
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Vorab eine kleine Warnung: Dieses Buch ist nicht leicht zu lesen. Und es ist auch ziemlich schwer, für seine Protagonistin, Leila, Sympathie zu empfinden. Erschreckend auch der Gedanke, dass alles so oder ...

Vorab eine kleine Warnung: Dieses Buch ist nicht leicht zu lesen. Und es ist auch ziemlich schwer, für seine Protagonistin, Leila, Sympathie zu empfinden. Erschreckend auch der Gedanke, dass alles so oder so ähnlich tatsächlich geschehen ist bzw. geschehen könnte.
Aber der Reihe nach: "Tess", das Mädchen, das dem Buch den Titel gab, sagt, dass es sterben will und deshalb jemanden dafür braucht, der für sie bloggt und ihre mails beantwortet, da sie, wie in der Kurzbeschreibung oben ja schon angedeutet, ihre Familie und Freunde nicht belasten will. Leila schlüpft nach den nötigen Vorbereitungen in ihre Rolle. Sie ist "anders". Und auch rechthaberisch. Jedoch ist sie m. E. nicht bösartig. Sie ist ein einsamer Mensch und deshalb den Umgang mit ihren Mitmenschen nicht gewohnt. Aber im Internet, wo sie ein virtuelles Leben führt, fühlt sie sich sicher und wohl. Es ist bezeichnend, wie sie als Tess entgegen ihrem festen Vorsatz, dem Original möglichst zu ähneln, Dinge tut, die weder die "wahre Tess" noch die "alte Leila" getan hätten. Dadurch wird es ihr möglich, ernsthafte Gefühle zu einem anderen Menschen zu entwickeln. So ungeübt, wie sie natürlich darin ist, schießt sie weit über das Ziel hinaus und zeigt deutliche Symptome einer Stalkerin. Mehr möchte ich aber hier nicht verraten.
Ein überaus interessantes Buch mit einer erschreckenden Perspektive, was im www. so alles möglich sein könnte. Unbedingte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 01.02.2020

Bücher... Bücher... Bücher....

Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek
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Diese Geschichte einer verrückten Irrfahrt mit einem gestohlenen Büchereibus quer durch Großbritannien hat mich regelrecht verzaubert. Dabei dauerte es einige Zeit, ehe ich richtig hinein gefunden habe, ...

Diese Geschichte einer verrückten Irrfahrt mit einem gestohlenen Büchereibus quer durch Großbritannien hat mich regelrecht verzaubert. Dabei dauerte es einige Zeit, ehe ich richtig hinein gefunden habe, denn anfangs war ich gelegentlich etwas irritiert und verstand gar nicht mehr, was mir dieses Buch hatte so lesenswert erscheinen lassen. Jedoch hat sich das Durchhalten gelohnt und zuerst Unverständliches löste sich durch die richtigen Puzzleteilchen am rechten Platz auf und bildete ein schönes Wort-Gemälde.
Bobby Nusku verliert erst seine Mutter und dann seinen besten Freund. Das Verhältnis zu seinem grobschlächtigen Vater und dessen wasserstoffblonder Freundin ist sehr lieblos. Ganz anders ist hingegen die Beziehung von Val, Putzfrau in einem Büchereibus und in der Nachbarschaft der Nuskus wohnend, zu ihrer geistig etwas behinderten Tochter Rosa. Einige unschöne Vorkommnisse veranlassen Bobby, Val und Rosa, begleitet von Hund "Bert", sich im bewussten Büchereibus aus dem Staub zu machen. Unterwegs begegnet ihnen "Joe-Joe", ein Mann mit einem geheimnisvollen Vorleben. Es hat mir Spaß gemacht, sie auf ihrer an Abenteuern wahrlich nicht armen Reise mit der gestohlenen Bibliothek zu begleiten und durch die daraus erwähnten Schätze an viele früher gern gelesene Bücher erinnert zu werden wie beispielsweise "Tom Sawyers Abenteuer" und "Huckleberry Finns Abenteuer" von Mark Twain, Frances Hodgson Burnetts "Der geheimnisvoller Garten", Jonathan Swifts "Gullivers Reisen", Herman Melvilles "Moby Dick", die Narnia- und Potter- Bände
und natürlich Antoine de Saint Exupérys "Der kleine Prinz".

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Veröffentlicht am 01.02.2020

Nicht besonders glückliches Praterglück

Praterglück
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Was hätte man aus dieser tollen Idee machen können?!
Die Geschichte an sich ist spitze und ließ sofort in meinem Kopf ein Kino entstehen mit der Vorführung eines alten Filmes mit Hans Albers oder Moser, ...

Was hätte man aus dieser tollen Idee machen können?!
Die Geschichte an sich ist spitze und ließ sofort in meinem Kopf ein Kino entstehen mit der Vorführung eines alten Filmes mit Hans Albers oder Moser, Paul oder Attila Hörbiger, Wolf Albach-Retty, Theo Lingen oder Walter Giller - natürlich passenden Alters.
Heutzutage dann vielleicht besetzbar mit Tobias Moretti, Gregor Bleob oder Fritz Karl auf der österreichischen und Sven Martinek auf der deutschen Seite.
Schließlich ist die Hassliebe bzw. die heißgeliebte Abneigung zwischen den "Piefkes" und dem "kriegerischen Bergvolk" nicht erst seit dem "Grand Prix d´Eurovison de la Chanson", neuerdings als "European Song Contest" firmierend, hinlänglich bekannt und belächelt und doch immer wieder leidenschaftlich ausgelebt.
Aber das Buch!
Diese Umsetzung!
Was sich anfangs noch als heiterer Briefroman leicht hätte einschmeicheln können (seit Jean Websters "Daddy Langbein" nebst Fortsetzung "Lieber Feind" sehr bewährt), wurde von Seite zu Seite schwerfälliger und unglaubwürdiger.
Würden sich diese beiden Männer wirklich die Zeit nehmen, ihre Animositäten derart ausführlich zu Papier zu bringen?
Natürlich musste der Leser irgendwie in die Vorgeschichte der Beiden eingeführt werden. Dies hätte aber so gemacht werden können, dass ihnen vor dem Verfassen ihrer Schreiben Erinnerungen durch den Kopf gehen, sie gedanklich bestimmte Ereignisse Revue passieren lassen. Aber doch nicht dadurch, dass sie sich das alles im Brief erzählen. Sie wissen doch um die Abmachungen mit der Tante schließlich beide hinlänglich Bescheid, oder? Teilweise kam es mir zudem so vor, als wollten die Autoren lediglich mit ihrem Wortschatz an bunten Beleidigungen und ihren Kenntnissen aus der Berliner bzw. Wiener Unterschichtensprache zu glänzen versuchen und beispielsweise möglichst viele Bezeichnungen für eine Wurstart namens "Käsekrainer" anführen. (Die "Frikadellen" hingegen sind zwar meiner Meinung nach heutzutage sowohl in Berlin als auch in Wien bekannt, aber nicht gebräuchlich.)
Schade. Konnte mich leider nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 01.02.2020

Netter Regionalkrimi

Hamish Macbeth und der tote Witzbold
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Protagonist Hamish taucht erst auf S. 48 auf, denn vorher war der tote Witzbold ein lebendiger Witzbold, wenn auch einer, dem viele seinen Lebensweg kreuzenden bedauernswerte Geschöpfe ob seiner blöd bis ...

Protagonist Hamish taucht erst auf S. 48 auf, denn vorher war der tote Witzbold ein lebendiger Witzbold, wenn auch einer, dem viele seinen Lebensweg kreuzenden bedauernswerte Geschöpfe ob seiner blöd bis brutalen "Scherze" gern schon viel früher den Garaus bereitet hätten.
Somit war Protagonist Hamish Macbeth, der ruhige aber doch aufgeweckte Dorfpolizist aus der schottischen Provinz, auch erst nach dem Tod des alten Arthur Trent im Einsatz.
Anders als angekündigt fand Hamish die Leiche nicht in einen Schrank gestopft vor, sondern sie lag bei ihrem Auffinden auf dem Fußboden des Schlafzimmers einer Möchtegern-Marilyn Monroe und war bei Hamishs Eintreffen rundum gereinigt, adrett gekleidet und kerzenbeschienen ein Kruzifix in den kalten Händen haltend auf dem Billardtisch des Spielzimmers repräsentativ aufgebahrt.
Eine kunterbunte Charakteransammlung an verdächtigen Familienmitgliedern nebst Anhängseln streckt die Geschichte etwas, aber irgendwann findet das Ganze eine einigermaßen nachvollziehbare Auflösung.
Wobei mir die auf der letzten halben Seite untergebrachte Schlusspointe Hamishs mit Abstand am besten gefällt.

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Veröffentlicht am 01.02.2020

Auf dem Weg zu sich selbst

Umweg nach Hause
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Diesem Buch gebe ich gerne eine Leseempfehlung,da es mich wirklich sehr berührt hat, ja, mir gelegentlich sogar die Augen feucht werden ließ, ohne dabei jemals ins Triviale oder gar Kitschige abzugleiten.
Zugegebenermaßen ...

Diesem Buch gebe ich gerne eine Leseempfehlung,da es mich wirklich sehr berührt hat, ja, mir gelegentlich sogar die Augen feucht werden ließ, ohne dabei jemals ins Triviale oder gar Kitschige abzugleiten.
Zugegebenermaßen dauerte es eine Weile, ehe ich mit ihm warm wurde. Obwohl es mir von Anfang an gut gefiel, wunderte ich mich nach Erreichen der dreistelligen Seitenzahlen langsam darüber, wann denn nun endlich die Reise angetreten werden würde. Bis ich realisierte, dass es in erster Linie gar nicht um eine Fahrt im gemeinhin verständlichen Sinne geht, also eine Reise mit Koffer, Handgepäck und Reisepass, sondern um die Reise zu sich selbst. Diese Reise legen auf gewisse Weise alle vorn in Form von Scherenschnitten abgebildeten Personen zurück.
Wir begleiten den Ich-Erzähler Benjamin Benjamin durch seine Erinnerungen, die zunächst heiter-harmlos eine ganz normale Durchschnittsfamilie erkennen lassen, bis man dann immer mehr erahnen kann, dass eine schreckliche Katastrophe diese Familie zerstört hat. Den Konsequenzen daraus muss Ben lernen, sich zu stellen.
Der von ihm betreute Trevor ist ein zynischer junger Mann, der an seinen Rollstuhl gefesselt ist und irgendwie auch an seine dominante Mutter. Im Laufe der teilweise recht skurrilen Reiseerlebnisse verliert er einen Teil seines Zynismus´ und wird fähig, am Schicksal der unterschiedlichen Reisegefährten teilzunehmen.
Ein Buch, dem ich viele Leser wünsche; ein Autor, den ich nach diesem für mich ersten Buch aus seiner "Feder" definitiv im Auge behalten werde.

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