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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.09.2018

Anders, aber mindestens ebenso gut wie Hape: Jakobsweg

Trauer ist eine lange Reise
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Etliche Jahre zuvor habe ich bereits mit Hape Kerkelings "Ich bin dann mal weg" ein mich überaus berührendes Buch über eine Absolvierung des Jakobsweges gelesen, aber dieses Buch hier beeindruckt mich ...

Etliche Jahre zuvor habe ich bereits mit Hape Kerkelings "Ich bin dann mal weg" ein mich überaus berührendes Buch über eine Absolvierung des Jakobsweges gelesen, aber dieses Buch hier beeindruckt mich beinahe noch etwas mehr.
Hauptunterschiede: Um den Krebstod seiner Frau besser bewältigen zu können, machte sich der Autor mit dem Fahrrad auf den ganzen Weg (Hape flog ja eine weite Strecke und wanderte dann den Rest).
Natürlich geht es viel um das Thema "Sterben", aber ab und an bricht sich Koenigers Beruf (Kabarettist) durch, beispielsweise, als er die Schöpfungsgeschichte erzählt:
Gott war ziemlich im Stress und konnte manche seiner Visionen nicht verwirklichen, wie zB die äußere Erscheinung der Pinguine, die mit langen Reiherbeinen geplant waren. Wegen Lieferschwierigkeiten bei eben diesen Reiherbeinen klebten die Helfer eigenmächtig die Füße gleich an den Pinguinkörper, was Gott zu der Anordnung brachte, diese wenig ansehnlichen Tiere an den von nur wenigen Betrachtern frequentierten Südpol zu verbannen und ihnen die Flügel zu stutzen, "damit sie nicht abhauen können"...
Aufgelockert durch solche Anekdötchen bringt einen das Buch nicht dazu, selbst in Tieftrauer zu versinken, zumal es dem Leser möglich gemacht wird, langsam und glaubhaft - nicht durch "Wunder" - ein Heilen der Seele und ein langsames Zurückkehren ins Leben Georg Koenigers mitzuerleben.

Veröffentlicht am 16.09.2018

Spannende Fährtensuche-Schwenke steht May in Nichts nach!

Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste
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Was für eine Geschichte! Philipp Schwenke, der Verfasser dieses ebenso an Informationen wie an Unterhaltung reichen Romans, steht seinem bekannten Protagonisten, dem sächsischen Volksschriftsteller und ...

Was für eine Geschichte! Philipp Schwenke, der Verfasser dieses ebenso an Informationen wie an Unterhaltung reichen Romans, steht seinem bekannten Protagonisten, dem sächsischen Volksschriftsteller und Erfolgsautor Karl May, ganz offensichtlich sowohl an Phantasie als auch an Erzähltalent in Nichts nach! Das Buch ist gleichermaßen für Leser mit Vorkenntnissen und Leser ohne Vorkenntnisse das reale Leben des geistigen Vaters von "Winnetou" und "Old Shatterhand" betreffend geeignet. Hier geht es allerdings weniger um diese beiden, sondern mehr um "Kara ben Nemsi", Karl Mays für den Orient zuständigen Helden. Mit tatkräftiger Hilfe Mays glaubten doch damals die Mehrheit der Leser, May und "Karl, Sohn der Deutschen" seien identisch, May habe alle Abenteuer selbst erlebt. Als langsam aufkam, dass dem wohl doch nicht so war, fuhr May, höchstwahrscheinlich erstmalig, um die vorvergangene Jahrhundertwende in Karas Gefilde, erwies sich dort jedoch nahezu durchwegs als kompletter Versager, der statt verfeindete Stämme besiegen zu können, selbst alltäglichen Problemen kaum gewachsen war. Der Leser schwankt zwischen Mitgefühl und Schadenfreude, wenn er zusammen mit Karl May dessen gewahr wird. Ein sehr menschliches und sehr empfehlenswertes Buch!

Veröffentlicht am 16.09.2018

Arrrggh! Fragwürdiger Titel zu gutem Roman! Nora & Chloe...

Die Sonnenschwestern
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Dieser wunderschöne Schmöker, eine Mischung zwischen Familien- und Liebesroman, wurde wieder einmal trotz eines passenden englischen Originaltitels mit einem meiner Auffassung nach in keinerlei Zusammenhang ...

Dieser wunderschöne Schmöker, eine Mischung zwischen Familien- und Liebesroman, wurde wieder einmal trotz eines passenden englischen Originaltitels mit einem meiner Auffassung nach in keinerlei Zusammenhang mit dem hier erzählten Geschehen stehenden deutschen Titel quasi "vergewaltigt"! Es gibt zwei durch entsprechende Kapitelüberschriften einfach zu unterscheidende Handlungsstränge: "Nora" im Jahr 2006 und "Chloé" ungefähr ein halbes Jahrhundert zuvor. Die Geschichte spielt sich vorwiegend in Tenby, einem kleinen südwalisischen Ort ab. Zu den der Leserschaft nahezu durchwegs Sympathie abnötigenden Protagonisten zählt auch LLew alias Leo, aber die Nebenfiguren erwiesen sich als ebenso fein gezeichnet. Der Stil sagt mir zu, ansprechend auch die Beigabe eines Glossars mit den am häufigsten genutzten walisischen Begriffen. Sowohl Lokal- als auch Zeitkolorit passen gut. Abgesehen von dem Buchtitel, der eine Bestnotenvergabe verhinderte, eine einer dicken Leseempfehlung würdige Angelegenheit!

Veröffentlicht am 16.09.2018

Rätsel um flöten gegangene Bratsche

Eine Bratsche geht flöten
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Dieser witzige Buchtitel hatte es mir von der ersten Wahrnehmung an angetan! Leider dauerte es zugegebenermaßen dann aber doch noch eine Weile, ehe ich mich für diesen Kriminalroman aus der Musikszene ...

Dieser witzige Buchtitel hatte es mir von der ersten Wahrnehmung an angetan! Leider dauerte es zugegebenermaßen dann aber doch noch eine Weile, ehe ich mich für diesen Kriminalroman aus der Musikszene einer thüringischen Kleinstadt so richtig erwärmen konnte: Einer der Bratschisten, Ulhart Sansheimer mit Namen, wird mit einem Kopfschuss tot aufgefunden. Die polizeilichen Ermittlungen werden geleitet von Frau Kommissarin Karin Rogener, deren Lebensgefährtin auch noch eine Rolle spielen bzw. singen wird... Der Roman hat unzweifelhaft ein gewisses Niveau, der gelegentlich leichte Ironie über die sog. "gehobene Gesellschaft" durchschimmern lassende Stil sprach mich an. Der Kriminalfall wird gekonnt entwickelt, die Einblicke in die Musik geschickt vermittelt. Lediglich einige Längen traten bedauerlicherweise auf. Es hat sich jedoch gelohnt, nicht der "unterwegs" aufkommenden Überlegung, deshalb die Lektüre vorzeitig abzubrechen, nachgegeben zu haben.

Veröffentlicht am 18.08.2018

Jahreslesehighlightanwärterthriller von André Georgi

Die letzte Terroristin
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Mit seinem tollen Romanthriller "Die letzte Terroristin" hat André Georgi im wahrsten Sinne des Wortes einen Treffer gelandet. Hier stimmt einfach alles: Lokalkolorit, Buchtitel, Coverbild, Sprache, Spannungsbogen, ...

Mit seinem tollen Romanthriller "Die letzte Terroristin" hat André Georgi im wahrsten Sinne des Wortes einen Treffer gelandet. Hier stimmt einfach alles: Lokalkolorit, Buchtitel, Coverbild, Sprache, Spannungsbogen, Kenntnis der damaligen Verhältnisse und die Fähigkeit, sie ins fiktive Geschehen für die Leserschaft fesselnd einzubinden, Entwurf grandioser Protagonisten ebenso wie glaubhafte Skizzierungen der Nebenfiguren, ausgewogene Mischung von Fakten und Fiktion ebenso wie von Aktivitäten und Intimem der Personen.
Ich habe diesen Romanthriller in einem Rutsch geradezu verschlungen, gebe ihm die höchstmögliche Anzahl an Bewertungssternen und spreche mit vollster Überzeugung eine uneingeschränkte Leseempfehlung aus!