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Veröffentlicht am 27.03.2020

Skurrile, unsympathische Figuren und schwache Handlung

Je tiefer das Wasser
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Hallo ihr lieben Bücherwürmer, es ist nun schon einige Wochen her, seit ich »Je tiefer das Wasser« von Katya Apekina aus dem Suhrkamp-Verlag beendet habe. Deshalb wird es Zeit, euch nun sowohl das Buch, ...

Hallo ihr lieben Bücherwürmer, es ist nun schon einige Wochen her, seit ich »Je tiefer das Wasser« von Katya Apekina aus dem Suhrkamp-Verlag beendet habe. Deshalb wird es Zeit, euch nun sowohl das Buch, als auch meine Meinung zu diesem näher zu bringen. Veröffentlicht wurde der Titel im Februar 2020.

Im Mittelpunkt dieser Geschichte stehen Edith und Mae, die mit ihrer labilen Mutter im US-Bundesstaat Louisiana leben. Nachdem ihre Mutter versucht hat, sich das Leben zu nehmen, kommen die Schwestern in die Obhut ihres Vaters Dennis nach New York, der die Familie vor vielen Jahre verließ. Während Mae um die Zuneigung ihres Vaters buhlt und froh ist, ihrer Mutter entkommen zu sein, empfindet Edith die neue Umgebung als Verrat und möchte so schnell wie möglich zurück nach Louisiana.

Der Originaltitel heisst übersetzt Je tiefer das Wasser, desto hässlicher der Fisch. Und der war es vorwiegend, was mich auf die Handlung so neugierig machte. Ich habe ja ein Faible für tragische Familiengeschichten und das bietet die Geschichte zweifelsohne. Dennoch konnte mich der Überraschungserfolg aus den Vereinigten Staaten zu keiner Zeit beeindrucken. Mit den Charakteren wurde ich nie warm, weil ich sie grundsätzlich nicht mochte. Die Kapitel beschreiben die wechselnden Perspektiven der handelnden Figuren und machen die Kluft innerhalb der Familie deutlich. Dieses Stilmittel ist hier gut gewählt und soll Spannung aufbauen, was aus meiner Sicht aber nur mäßig gelingt.

Die verstörten Persönlichkeiten der Protagonisten haben meine anfängliche Neugier schnell schwinden lassen. Die düstere und deprimierende Atmosphäre zieht sich durch die gesamte Geschichte und hat mich irgendwann nur noch genervt. Eine psychisch kranke und suizidale Mutter, ein eitler Schriftsteller-Vater und eine Tochter, die völlig fanatisch und auf krankhafte Weise versucht ihrem Vater zu gefallen. Lediglich Edith empfand ich noch als halbwegs sympathisch. Mir war das Verhalten der Figuren insgesamt viel zu absurd und irrational, als das ich mich gut unterhalten fühlen konnte.

»Je tiefer das Wasser« war leider gar nicht mein Buch. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass es eines der Bücher der letzten zwei Jahre war, die mich am meisten enttäuschten.

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Veröffentlicht am 19.03.2020

Bisheriges Jahreshighlight

Irgendwann werden wir uns alles erzählen
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Ihr Lieben, auch heute habe ich eine Literaturbesprechung für euch. Von der Autorin Daniela Krien habe ich im letzten Frühjahr bereits »Die Liebe im Ernstfall« gelesen und konnte mich voll und ganz auf ...

Ihr Lieben, auch heute habe ich eine Literaturbesprechung für euch. Von der Autorin Daniela Krien habe ich im letzten Frühjahr bereits »Die Liebe im Ernstfall« gelesen und konnte mich voll und ganz auf die Geschichte einlassen, was auch damals schon an den sanften Zwischentönen und der einnehmenden und poetischen Sprache lag. Auch »Irgendwann werden wir uns alles erzählen«, welches im Jahr 2011 erschien und das der Ullstein-Verlag als Taschenbuch im letzten Sommer neu auflegte, löste in mir große Euphorie aus. Deshalb möchte ich euch mit dieser Rezension das Buch näher bringen.

Es ist Sommer 1990. Maria ist siebzehn Jahre alt und lebt mit ihrem Freund Johannes auf dem Bauernhof seiner Familie. Maria liest leidenschaftlich gerne, hat ein kompliziertes Verhältnis zu ihrer Mutter und besucht seit einiger Zeit die Schule nicht mehr. Auf dem Nachbarhof lebt der vierzigjährige Eigenbrötler Henner, den die Bewohner des Dorfes voller Argwohn begegnen. In seiner Vergangenheit soll etwas Einschneidendes passiert sein. Für Maria reicht ein kurzer Augenblick und eine beiläufige Berührung, um eine tiefe Sehnsucht in ihr zu wecken.

Kaum ein Buch konnte mich zuletzt sprachlich so begeistern, wie dieses. Daniela Krien hat ein großes Talent, ihren Figuren durch ihren sinnlichen Ton Leben einzuhauchen und sie für ihre Leser identifizierbar zu machen. Von der ersten Seite an war ich verliebt in die Geschichte und mochte besonders auch die einmalige Atmosphäre, die geprägt ist durch die Verbundenheit zur Familie und das Leben auf dem Bauernhof. Die klare, ruhige und doch angespannte Grundatmosphäre begleitet den Leser die gesamte Handlung hindurch. Im Mittelpunkt steht eine Liebesgeschichte, die fast gänzlich ohne große Worte auskommt und doch ans Herz geht.

Trotz der leisen Töne, die Krien bewusst zu wählen scheint, ist die Geschichte von großer Intensität und hoher Dramatik. Die Frage nach der Moral stellt sich einem unweigerlich und doch fiebert man mit der Protagonistin mit und hofft auf einen guten Ausgang. Ich mochte insbesondere die unvoreingenommene Erzählweise, die es mir beim Lesen erlaubte, mir ein eigenes Bild von der Lage und der Beweggründe der Charaktere zu machen.

»Irgendwann werden wir uns alles erzählen« überzeugt nicht zuletzt durch seine wunderbare Sprache, auch die Charaktere und die durchweg knisternde Atmosphäre machen das Buch zu einem absoluten Wohlfühlroman.

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Veröffentlicht am 19.03.2020

Zu viele Absurditäten

Das Kind in dir muss Heimat finden
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Hallo Bücherwürmer, wie ihr seht, dreht sich auf meinem Blog aktuell alles, aber auch alles um die Literatur. Das finde ich persönlich aber auch gar nicht tragisch, denn das Lesen gehört zu meinen Leidenschaften ...

Hallo Bücherwürmer, wie ihr seht, dreht sich auf meinem Blog aktuell alles, aber auch alles um die Literatur. Das finde ich persönlich aber auch gar nicht tragisch, denn das Lesen gehört zu meinen Leidenschaften und soll ja auch weiterhin einen großen Platz auf meinem Blog einnehmen. Vor einigen Tage habe ich den Ratgeber »Das Kind in dir muss Heimat finden« von der Psychologin Stefanie Stahl beendet, das bereits 2015 im Handel beim Kailash-Verlag erschien. Ich bin häufig im Buchladen an dem Cover und dem Titel hängen geblieben, habe mich dann am Ende aber immer wieder gegen den Kauf entschieden. Im Nachhinein muss ich sagen, war das intuitiv wohl die richtige Entscheidung.

Jedes Kind wird durch die Erfahrungen und Erlebnisse in seinen frühen Jahren und durch das Handeln seiner Bezugspersonen maßgeblich für das spätere Erwachsenwerden geprägt. So kann man heute davon ausgehen, das frühe Kränkungen, Verletzungen und unerwiderte Liebe es einem Menschen im Laufe des Lebens schwer machen, gute Bindungen und Beziehungen zu anderen Personen aufzubauen. Im Mittelpunkt des Ratgebers steht das innere Kind, das jeder von uns in sich trägt und das, je nachdem, welche Erfahrungen es in der Kindheit machte, eher auf der Schatten- oder der Sonnenseite des Lebens steht. Es geht im Grunde also darum, mit dem inneren Kind Frieden zu schließen, sich seinen ursprünglichen Ängsten zu stellen, seine Konflikte langfristig zu lösen und so glücklichere Beziehungen zu gestalten.

»Der Schlüssel zur Lösung (fast) aller Probleme« so lautet der Untertitel des Buches. Da hat sich die Autorin in jedem Fall viel vorgenommen, könnte man meinen. Aufgrund meiner persönlichen Situation, bzw. vergangener Ereignisse hat sich dieser Ratgeber für mich empfohlen und mich neugierig gemacht. Ich bin kein Freund davon, mein Leben aufgrund eines Ratgebers zu verändern oder mich allgemein zu sehr auf die Aussagen von mir unbekannten Menschen und in diesem besonderen Sinne und dem sehr sensiblen Thema auch Nicht-Betroffenen zu verlassen. Da macht es sicher auch keinen Unterschied, ob ein Aufkleber mit dem Verweis Spiegel-Bestseller auf dem Cover prangt. In diesem Falle aber, hatte ich ein gutes Gefühl und war die ersten 150 Seiten hinweg auch durchaus angetan.

Mit den Übungen im Buch konnte ich zwar von Beginn an wenig bis gar nichts anfangen, was aber auch daran liegt, dass mir diese häufig zu allgemein gehalten sind. Anderen Betroffenen mögen sie durchaus eine Hilfe sein. Der Schreibstil, bzw. die Art und Weise, wie Frau Stahl ihre Leser anspricht, mochte ich durchweg nicht, aber auch das ist Geschmackssache. Was mich dann aber wirklich wütend machte, war folgende Aussage des Buches: »Wir denken, der untreue Partner ist schuld, dass es uns so schlecht geht – oder die launische Chefin, oder die Wechseljahre, das Wetter oder das kaputte Auto usw. Tatsächlich sind wir jedoch selbst für unsere Stimmung und natürlich auch für unsere Entscheidungen verantwortlich – beides ist schließlich auch sehr eng miteinander verknüpft. Letztlich liegt es an uns selbst, welche Haltung und welche Einstellung wir zu den Ereignissen entwickeln. So könnten wir, anstatt gekränkt zu sein, uns auch darüber freuen, dass der Partner etwas erotische Abwechslung genießt.«

Zunächst dachte ich, ich hätte möglicherweise den Kontext nicht verstanden, weswegen ich noch einmal auf den vorherigen zwei Seiten nachlas und mich anschließend mit Freunden austauschte. Ich muss am Ende aber davon ausgehen, dass die Autorin es tatsächlich für legitim erachtet, dass Menschen ihre eigenen Bedürfnisse in soweit zurückzustellen, dass der Partner sich die Freiheit herausnehmen kann, sich sexuell mit Dritten auszuleben. Da von dem untreuen Partner gesprochen wird, wird ein Mensch also betrogen und solle doch dann darauf verzichten, Kränkung zu zeigen und sich tatsächlich auch noch für den betrügenden Partner freuen. Dieser Abschnitt hat für mich alles zuvor Gesagte in den Schatten gestellt und fast lächerlich erscheinen lassen. Es soll doch darum gehen, Rückgrat zu zeigen, sich seinen eigenen Stärken bewusst zu machen und ein glückliches Leben zu führen. Wie soll das also gehen, wenn ich völlig nachvollziehbare und menschlich gesunde Emotionen zu Gunsten eines anderen abstellen muss, wenn in einer Beziehung Werte wie Treue und Ehrlichkeit nichtig werden? Wenn das Nächstenliebe ist, geht sie mir persönlich definitiv viel zu weit und hat auch rein gar nichts mehr mit verschiedenen Lebensmodellen gemein.

Sicherlich gibt es Menschen, die offene Partnerschaften führen und diesen Umstand möchte ich keinesfalls werten. Ich kann aber davon ausgehen, dass dies nicht der Regel entspricht und zudem ja auch keinen Betrug darstellt, da beide Partner ein Abkommen haben. Hier wird aber ganz klar der untreue Partner beschrieben und Untreue ist wohl wenig hilfreich für das Selbstwertgefühl eines Menschen und löst auch ganz gewiss keine Probleme. Ich gebe zu, mich bei diesem Buch vor allem an diesem Abschnitt festzuhalten, weil er ganz und gar jeglichen Werten widerspricht, die ich einer Beziehung pflege. Zudem wurde mir wieder bewusst, das für mich, wirklich hilfreich nur jene Ratgeber sind, die von Betroffenen selbst geschrieben wurden. Allen voran z.B. »Hummeln fliegen auch bei Regen« von Andrea Kraft und »Rattatatam mein Herz« von Franziska Seyboldt. Die Ausführungen tönen im Rückblick fast überheblich und lassen Empathie vermissen.

Anmerkung: Wer wirklich große Schwierigkeiten im Umgang mit Konflikten und dem Aufbau von Beziehungen hat und dem dieses Buch eine Hilfe ist, für den freut es mich ehrlich. Ich bin mir, wie eingangs erwähnt auch bewusst, dass das Buch von vielen Menschen gehyped wird. Diese Besprechung spiegelt lediglich meine Meinung wieder.

Mich konnte »Das Kind in dir muss Heimat finden« überhaupt nicht fangen. Grund waren einige skurrile und (aus meiner Sicht) absurde Aussagen und schräge Handlungsalternativen, die fern meiner Auffassung von Werten sind. Der Schreibstil tat sein Übriges.

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Veröffentlicht am 19.03.2020

Mehr Liebesleid als Liebesfreud

Wir Beide
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Hey ihr Lieben, aufgrund der aktuellen Situation, die uns alle betrifft, wurde es in den letzten Tagen sehr ruhig auf meinem Blog. Ich habe auch lange überlegt, ob ich einen Beitrag mit meinen Gedanken ...

Hey ihr Lieben, aufgrund der aktuellen Situation, die uns alle betrifft, wurde es in den letzten Tagen sehr ruhig auf meinem Blog. Ich habe auch lange überlegt, ob ich einen Beitrag mit meinen Gedanken zur Corona-Lage schreibe, habe mich aber dagegen entschieden, weil ich denke, dass wir gerade zwangsläufig genug von dieser Thematik umgeben sind und unsere Blogs vielleicht nich für ein wenig Normalität sorgen. Dementsprechend habe ich wieder einmal eine Literaturbesprechung für euch. Im Februar habe ich den Lyrikband »Wir beide« von Else Lasker-Schüler gelesen, der im Insel-Verlag im Jahr 2019 veröffentlicht wurde. Herausgegeben wurde die Sammlung von Eva Demski.

In diesem Band vereinen sich 100 bekannte Liebesgedichte der bekannten deutschen Schriftstellerin Else Lasker-Schüler, die 1869 in Elberfeld geboren ist und 1945 in Jerusalem starb. Sie gilt bis heute als eine der herausragendsten Dichterinnen Deutschlands. Lasker-Schüler schreibt von den schönen Momenten der Liebe, aber auch von dem Schmerz, der mit ihr einhergehen kann.

Ich bin etwas zwiegespalten, wenn ich an die Gedichte von Lasker-Schüler denke. Denn zum einen finden sich wunderbare, sehr wahre und nachvollziehbare Texte in der Sammlung, die vor allem durch ihre hohe Authentizität bestechen, andererseits sind mir einige dann doch zu melancholisch und bedrückend – Liebesleid überwiegt hier ganz klar vor Liebesfreud. Allerdings bin ich mir bewusst darüber, dass Lyrik und insbesondere mit dem Inhalt der Liebe nicht gänzlich ohne Melancholie und Dramatik auskommen können. Alles andere wäre ja auch irgendwie langweilig. Sehr gelungen finde ich das Nachwort von Eva Demski, die selbst als Schriftstellerin tätig ist. In ihren Ausführungen über Lasker-Schüler gelingt es ihr, diese allumfassend zu beschreiben. Mir ist aufgefallen, das viele Gedichte den gleichen Titel tragen, was mich hin und wieder verwirrte, aber ja nur authentisch ist.

Ich finde Else Lasker-Schüler als Schriftsteller-Persönlichkeit sehr spannend und auch inspirierend und habe mich daher sehr über diesen kleinen Lyrikband gefreut. Ich kann ihn auch durchaus empfehlen, vor allem was den Tiefgang und die Zerrissenheit anbelangt, die Lasker-Schüler verdeutlicht. Die Masse an Dramatik allerdings hätte es in dem Ausmaß für mich nicht gebraucht.

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Veröffentlicht am 09.02.2020

Bewegende Erzählungen

Alles ist möglich
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Ich bin im Leserausch und das tatsächlich schon seit Beginn des Jahres. Gelesen habe ich in den letzten fünf Wochen schon acht Bücher und bin gerade beim neunten. Ich denke, damit kann ich bisher ganz ...

Ich bin im Leserausch und das tatsächlich schon seit Beginn des Jahres. Gelesen habe ich in den letzten fünf Wochen schon acht Bücher und bin gerade beim neunten. Ich denke, damit kann ich bisher ganz zufrieden sein. Es gilt immerhin aber auch, die angepeilten siebzig Bücher zu knacken. Ein Roman, der mich zuletzt sehr bewegt hat, war »Alles ist möglich« von der US-Amerikanerin Elizabeth Strout. Das Buch ist hierzulande 2019 im btb-Verlag erschienen.

Im Mittelpunkt des Romans stehen die aktuellen und ehemaligen Bewohner einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Illinois. Die Menschen unterschiedlicher Generationen, berichten von Vergangenem und Erlebtem. Sie alle haben eines gemeinsam: sie such(t)en ihre Erfüllung im Leben und mussten sich vielen Herausforderungen und Schwierigkeiten stellen, um annähernd eine solche zu finden. Nicht jedem ist dies gelungen und jeder trägt sein Schicksal auf andere Weise.

Nach den ersten Seiten wusste ich mit »Alles ist möglich« noch wenig anzufangen, da mich sowohl die beschriebene Handlung, als auch die betreffenden Figuren nicht packen konnten. Kurz darauf aber änderte sich dieser Umstand und meine Aufmerksamkeit war vollständig hergestellt. Die Kapitel sind so miteinander verknüpft, dass die erwähnten Protagonisten dem Leser kurz darauf wieder begegnen. So werden die Geschichten aus den individuellen Blickwinkeln erzählt und immer wieder neue Personen eingeflochten. So waren mir schnell viele Namen geläufig und ich konnte mir Gesichter zu den Figuren erdenken. Die nüchterne Erzählweise von Strout ermöglicht es dem Leser, alle Charaktere unvoreingenommen kennen zu lernen und ein eigenes Bild von diesen zu entwickeln.

Der kluge und schnörkellose Sprachstil, sowie das gute Empfinden für menschliche Seelenlagen bereichern das Lesen des ohnehin ansprechenden Romans ungemein. Die Bewohner der Provinzstadt sind Menschen mitten aus dem Leben, sie werden geplagt von Eifersucht, Neid, Armut, Wut und Verbitterung. Sie suchen Erfüllung, die wahre Liebe und Zusammenhalt. Nach und nach fügen sich die kurzen Abschnitte zu einem Ganzen zusammen und es entsteht eine gelungenes Werk über die menschliche Seele und deren Abgründe.

Elizabeth Strout überzeugt durch ihr gutes Gespür für menschliche Emotionen und eine feine Sprache. Ihr gelingt es, ihre Charaktere authentisch und mit ihren Schwächen darzustellen und ihre Leser dennoch nicht zu beeinflussen.

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