Gute Idee, weniger gutes Ende
Hyde"Hyde" ist ein Jugendroman aus dem Jahr 2018. Die Autorin ist Antje Wagner. Das Buch erschien im Beltz-Verlag. Die Handlung erzählt von der achtzehnjährigen Katrina, die vom Schicksal schwer gezeichnet ...
"Hyde" ist ein Jugendroman aus dem Jahr 2018. Die Autorin ist Antje Wagner. Das Buch erschien im Beltz-Verlag. Die Handlung erzählt von der achtzehnjährigen Katrina, die vom Schicksal schwer gezeichnet ist. Katrina lebte einst sehr glücklich mit ihrer Zwillingsschwester Zoe und ihrem Vater in einer Hütte im Wald. Dieser geheimnisvolle Ort hatte den Namen Hyde.
Dieser Abschnitt enthält Spoiler.
Katrina und Zoe haben keine Erinnerung mehr an ihre Mutter. Seitdem sie denken können ist ihr Vater ihre Bezugsperson. Isoliert von der Außenwelt leben die drei im Wald. Die Schwestern sind keineswegs unglücklich. Im Gegenteil, sie lieben ihr besonderes Zuhause. Hyde bedeutet für beide Sicherheit und Heimat. Katrina und Zoe sind fünfzehn Jahre alt, als das Unglück geschieht und die Familie auseinander gerissen wird. Katrina überlebt als einzige. Als sie im Krankenhaus aufwacht, muss sie jedoch feststellen, dass ihr Gesicht entstellt ist. Sie lebt fortan bei einer Frau mit dem Namen Gloria. Als sie achtzehn Jahre alt wird, sinnt sie auf Rache für den Tod an ihrer Familie und dem ihr zugefügten Leid.
Wagner schreibt in einer sehr anschaulichen, fast schon poetischen Sprache. Die Erzählung ist in mehrere Handlungsstränge aufgeteilt, sodass verschiedene Perspektiven beleuchtet werden. Die Zeit der glücklichen Kindheit, das Unglück selbst und die Gegenwart. Zu Beginn der Geschichte liegt Hyde drei Jahre zurück und Katrina ist volljährig. Sie ist als Tischlerin auf der Walz und dabei den Reaktionen der Menschen auf ihr entstelltes Gesicht ausgesetzt, die ihr schwer zu schaffen machen. Sie lässt sich jedoch nicht von ihrem Plan abbringen. Die Perspektiven wechseln und so erfährt der Leser, was damals passierte.
Wagner schafft eine düstere und geheimnisvolle Atmosphäre, die den Leser an den Ort des Geschehens versetzt. Die Beschreibungen sind sehr bildhaft. Es gelingt ihr, Spannung aufzubauen, die aber zunehmend abflaut. Nach und nach setzt Antje Wagner zwar die Puzzleteile zusammen, die erklären, was vor drei Jahren mit Hyde geschah und offenbart auch tief liegende Familiengeheimnisse, die Protagonisten aber werden nur unzureichend gezeichnet. So sind ihre Handlungen oft nicht nachvollziehbar und wirken sehr willkürlich.
Mit Hyde gelingt Antje Wagner ein komplexer Jugendroman, der sich fantastischer Elemente bedient und bisweilen spannungsreiche Momente schafft; der mit seiner lebendigen Erzählweise überzeugt. Besonders der Schlussakt ist fernab jeder Realität. Das konstruiert wirkende Ende der Geschichte nimmt Hyde jedoch die Magie des Anfangs.