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Veröffentlicht am 29.01.2019

Ein Stück Geschichte - drei Frauenschicksale um die Jahrhundertwende

Die Frauen der Familie Marquardt
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Dieses Buch bescherte mir interessante und faszinierende Einblicke in ein Stück deutscher Geschichte und deren Gesellschaftsstruktur Anfang des 20. Jhdts. Das Buch hat mich von Anfang an fesseln können ...

Dieses Buch bescherte mir interessante und faszinierende Einblicke in ein Stück deutscher Geschichte und deren Gesellschaftsstruktur Anfang des 20. Jhdts. Das Buch hat mich von Anfang an fesseln können – und das ohne Abenteuer, Geheimnisse oder ähnliches. 5 Sterne kriegen Bücher von mir eigentlich nur, wenn ich sie (u.a.) nicht mehr aus der Hand legen konnte/wollte. Das Glück hatte ich mit diesem Roman mal wieder.

Der verwitwete Caspar Marquardt hat neben seinem Kaufhaus noch 3 Töchter. Louisa und Mathilde arbeiten im Kaufhaus, Sophie gibt dort lieber ihr Geld aus. Eigentlich läuft alles seinen Gang, bis Caspar eines Tages verkündet, dass ein entfernter Verwandter ihn zukünftig beerben soll – denn eine Frau in einer Führungsrolle ist damals nahezu undenkbar. Für die älteste Tochter Louisa ist das ein echter Schlag in die Magengrube – dieser Schachzug war zwar irgendwann zu befürchten, aber sie hatte dennoch gehofft das Erbe antreten zu können. So sehen wir Louisa, die das Kaufhaus wie ihre Westentasche kennt, schon bald mit Max konfrontiert. Zu allem Überfluß plant ein Handelsmogul aus den Niederlanden direkt gegenüber ein weiteres Kaufhaus zu öffnen. Hinzu kommt, dass die Töchter befürchten ihr Vater werde eine neue Bindung eingehen.

Es war wirklich toll die drei so unterschiedlichen jungen Frauen zu beobachten, wie sie teilweise versuchen gegen die ihnen schon in die Wiege gelegte Zukunft anzukämpfen und ihr Schicksal selbst zu bestimmen. Allerdings haben wir es hier nicht mit feministischen Bewegungen (Suffragetten in England und den USA) zu tun, das hätte mir auch nicht so gut gefallen. Die Rolle der Frau und ihre Rechte wird in diesem Buch auf eine unheimlich interessante Art beleuchtet. Mir war vieles gar nicht bewußt. Das Ende hat mir zum Glück (ich hatte ein wenig Sorge) auch hervorragend gefallen, es ist stimmig zum Rest und ließ mich das Buch mit einem guten Gefühl beenden. Ohne zu spoilern – eine extremere Variante (in welche Richtung auch immer) wäre aus meiner Sicht unglaubwürdig gewesen.

Last but not least – sprachlich gibt es eigentlich nichts zu sagen – es liest sich einfach angenehm. Die bildhaften Beschreibungen haben mich häufig mit ins Kaufhaus genommen. Das war toll, zumal ich als kleines Kind noch ein „echtes“ Warenhaus kennen lernen durfte. Natürlich war es schon anders, aber so einige Überschneidungen konnte ich schon feststellen. Ein kleines „aber“ habe ich, häufig hat man – ohne formale Kennzeichnung – einen Szenenwechsel. Da ist dazwischen nicht mehr als eine Leerzeile. Meistens weiß man direkt Bescheid, einige Male musste ich jedoch kurz zurück. Das tut dem Buch aber absolut keinen Abbruch, ich hätte nur einen kleinen optischen Hinweis ganz geschickt gefunden. Immer wieder angenehm aufgefallen ist mir die damals übliche Schreibweise „Bureau“ anstatt „Büro“, eine Kleinigkeit – machte aber einfach ein rundes Bild.

Dieser Roman ist rundum gelungen und nimmt den Leser mit auf eine interessante Reise in die Vergangenheit.

Veröffentlicht am 29.01.2019

Zwei Frauenschicksale und die Rätsel der Vergangenheit - ein wirklich fesselnder Roman

Das Herrenhaus im Moor
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Das Cover und der Titel deuten schon auf einen Roman mit mysteriösen/düsteren Zügen hin - und der Leser wird definitiv nicht enttäuscht. Die Schicksale von Laura - einer jungen Frau aus der Gegenwart ...

Das Cover und der Titel deuten schon auf einen Roman mit mysteriösen/düsteren Zügen hin - und der Leser wird definitiv nicht enttäuscht. Die Schicksale von Laura - einer jungen Frau aus der Gegenwart - und Lady Victoria (Ende 19. Jahrhundert) sind offenbar miteinander verbunden. Nach dem mysteriösen Tod ihres Mannes (kein Spoiler, da es auf dem Klappentext steht) reist Laura ins Exmoor um dort Nachforschungen anzustellen. Es bleibt bis zum Ende spannend, den dort kam eine für mich sehr überraschende Wendung mit einem stimmigen Ende. Insgesamt ist es ein sehr atmosphärischer Roman, der nicht nur spannend und rätselhaft, sondern teilweise auch leicht beklemmend ist.

Die Autorin hat 2 Zeitschienen gewählt, die sich kapitelweise abwechseln. Dadurch hat man stets eine sehr genaue Übersicht und muss seine Geduld an der eine oder anderen Stelle zügeln, wenn ein Kapitel offen endet. So fiel es mir immer schwer das Buch an die Seite zu legen, denn es hatte mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Zwischenzeitlich hatte ich ehrlicherweise 2 Stellen, an welchen ich die quasi die Stirn gerunzelt habe. Aber im Nachhinein betrachtet war es nicht nur passend, sondern ein kluger Schachzug der Autorin. Da ich das Buch bei einer Lovelybooks Verlosung gewonnen habe, hat Felicity Whitmore uns netterweise alle unsere Fragen beantwortet.

Daher weiß ich auch, dass viele der geschilderten Geschehnisse (im Roman in Lynybrook Hall) tatsächlich einen historischen Hintergrund haben. Neben den wirklich tollen Landschaftsbeschreibungen haben mich insbesondere die Schilderungen in Lynybrook Hall fasziniert. Ich kann dieses Buch jedem Liebhaber rätselhafter Familiensagen empfehlen.

Abschließend vielen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar.

Veröffentlicht am 29.01.2019

Lesenswert - aber der Roman entfaltet sich erst etwas später gänzlich

Rosies wunderbarer Blumenladen
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Poppy verschlägt es nach St. Felix, wo sie das Erbe ihrer Großmutter antreten möchte. Eigentlich will sie es ja nicht, sondern nur mal schauen. Poppy hatte in ihrer Jugend eine sehr prägende Erfahrung, ...

Poppy verschlägt es nach St. Felix, wo sie das Erbe ihrer Großmutter antreten möchte. Eigentlich will sie es ja nicht, sondern nur mal schauen. Poppy hatte in ihrer Jugend eine sehr prägende Erfahrung, die ihre Welt ziemlich ins Wanken bringt. Seitdem ist sie das schwarze Schaf der Familie und hat eine massive Abneigung gegen Blumen.

Doch schnell zieht der alte Blumenladen Poppy in ihren Bann und sie entschließt ihn wieder zu eröffnen. Damit nimmt das „Abenteuer“ seinen Lauf. Für Poppy ist es in der Tat ein Abenteuer, das sie bis dato ein Einsiedler-Dasein mit kleinen Ausflügen in die Arme der Justiz geführt hat. Ihr ständiger Begleiter war ein Therapeut um Erlebtes zu verarbeiten. Doch hier trifft sie – neben unglaublich hilfsbereiten Einwohnern – auch alte Bekannte, die sie an ihre glückliche Kinderzeit erinnern.

Dieses Buch erzählt im Prinzip die Entwicklung einer jungen Frau, die 15 Jahre lang nicht mit einem bestimmten Ereignis fertig werden kann/konnte und in St. Felix auf eine wunderbare Art und Weise mitgenommen wird. Zwischenzeitlich hatte ich eine kleine Durststrecke, aber das hat sich schnell wieder gelegt. Ich finde insbesondere im letzten Drittel nimmt der Roman an Fahrt auf – es ergeben sich plötzlich bislang ungeahnte Entwicklungen und Verstrickungen, die ich diesem Buch eigentlich gar nicht zugetraut hatte. Im ersten Drittel des Buches ahnt man hiervon leider noch nichts. Es liest sich zwar sehr angenehm, aber mitreißend ist es dort noch nicht. Sehr schön finde ich die Idee, mit den jeweiligen Bedeutungen einzelner Blumen zu „spielen“. Letztendlich hat Poppys Auftauchen in St. Felix das Leben sehr vieler Leute maßgeblich verändert – im Nachhinein betrachtet fällt erst auf, wie viele Menschen (und übrigens auch Tiere) davon betroffen sind. Die Charaktere sind sehr vielfältig und gut beschrieben. Wir haben hier nicht nur eine „Friede-Freude-Eierkuchen-Welt“. Jeder hat sein Päckchen zu tragen.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass der Roman wirklich lesenswert ist – aber sich erst relativ spät voll entfaltet. Davon hätte es im ersten Drittel schon etwas gebraucht, dann hätte ich das Buch vermutlich am Stück gelesen. Daher spreche ich gern eine Kaufempfehlung aus – mit dem Hinweis einfach weiter zu lesen, wenn es mal kurz etwas langatmig erscheint.

Abschließend vielen Dank an den Randomhouse/Goldmann Verlag für das Rezensionsexemplar.

Veröffentlicht am 29.01.2019

Eine toll recherchierte Reise ins 19. Jahrhundert

Die Räuberbraut
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Vor Kurzem habe ich „Der Hexenjäger“ von Astrid Fritz gelesen und war sowohl vom Schreibstil, als auch von der Geschichte sehr begeistert. Daraufhin habe ich mich sehr schnell für ein weiteres Werk der ...

Vor Kurzem habe ich „Der Hexenjäger“ von Astrid Fritz gelesen und war sowohl vom Schreibstil, als auch von der Geschichte sehr begeistert. Daraufhin habe ich mich sehr schnell für ein weiteres Werk der Autorin entschieden.

Im Mittelpunkt dieses Romans steht nun nicht der Schinderhannes, sondern die Frau an seiner Seite – Juliana Blasius. Auch in diesem Roman hat mich Astrid Fritz durch die hervorragende Recherche bzgl. der historischen Fakten überzeugt. Dies wird auch im Nachwort deutlich. Auch hier wird der Roman um ein sehr umfangreiches Glossar ergänzt, welches ich bei manchem Wort auch in Anspruch nehmen musste. Das gefällt mir aber sehr gut an diesem Werk – durch die Nutzung zeitgenössischer Ausdrücke gewinnt es meiner Meinung nach an Authenzität.

Der Leser findet sich sehr schnell in der ungeschminkten und teilweise für uns heute unglaublichen Realität des 19. Jahrhunderts wieder. Juliana gehört eben nicht zur privilegierten Schicht, sondern zieht mit ihrem Vater und den Schwestern durch die Gegend. Dabei lernt sie den Schinderhannes kennen und lieben. Mit der Heirat hat sie ihr Schicksal besiegelt. Der Ausbruch aus ihrem alten Dasein und Aufbruch in das vermeintliche Abenteuer entpuppt sich als ein unstetes Leben mit vielen Gefahren und Risiken. Das Leben als Räuberbraut fordert seinen Tribut – ein Leben als Vagabund, manchmal mehr schlecht als recht. Saufgelage der Männer, Plündereien, Abkehr ihrer Familie und im Laufe der Geschichte vermehrt auf der Flucht. Dieses Leben erträgt Juliana nur für Ihren Johannes, der auch ihr eine ehrliche und tiefe Liebe entgegen bringt.

Das Buch und ich brauchten ein wenig Anlaufzeit. Das lag z.B. daran, dass ich mich nicht direkt von Anfang an in Juliana hinein versetzen konnte. Aber auch die Geschichte an sich brauchte etwas Zeit ums in Rollen zu kommen. Es gibt eine Reihe von Randfiguren, das war mir zwischenzeitlich ehrlich gesagt etwas zu viel. Dennoch hat es Astrid Fritz verstanden, dass man stets den Überblick behält. Ab einem bestimmten Punkt war die Handlung allerdings fesselnd und mitreißend. Das Schicksal von Juliana ist ergreifend geschildert und endet erfreulicherweise nicht mit der Hinrichtung des Schinderhannes. Es gibt ein Leben danach, in welchem Juliana versucht mit sich ins Reine zu kommen. Dieser Teil hat mir persönlich fast am besten gefallen, dieser Part macht das ganze Buch „rund“.

Insgesamt ein tolles Werk mit interessanten und hervorragend recherchierten Einblicken in das Leben des 19. Jahrhunderts.

Herzlichen Dank an den Wunderlich Verlag für das Rezensionsexemplar.

Veröffentlicht am 29.01.2019

Ein tolles Buch für Kinder, die das Genre Science Fiction bereits für sich entdeckt haben

Blätterrauschen
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Bei diesem Buch hat mich das Cover mit seiner Vielfalt und den bunten Farben sofort angesprochen. Ich gehöre ja zugegebener Maßen zu den „Cover-Greifern“, das Buch muss mir erstmal optisch auffallen. Von ...

Bei diesem Buch hat mich das Cover mit seiner Vielfalt und den bunten Farben sofort angesprochen. Ich gehöre ja zugegebener Maßen zu den „Cover-Greifern“, das Buch muss mir erstmal optisch auffallen. Von außen hätte ich es nicht vermutet, aber es handelt sich hier tatsächlich um einen Science-Fiction-Roman.

Die drei Kinder Oliver, Rosa und Iris verbindet eigentlich nichts – bis auf der Besuch eines Leseclubs in der Buchhandlung Blätterrauschen. Doch es sie sich versehen, stecken sie gemeinsam in einem Abenteuer der besonderen Art. Dadurch sehen sie sich irgendwann gezwungen, sich den anderen gegenüber zu öffnen und zu vertrauen. Denn unsere Helden sind nicht schörkellos und fehlerfrei. Ich fand es an diesem Buch sehr erfrischend, dass die Kinder doch irgendwie ihr Päckchen zu tragen haben und nicht in Ken und Barbie -Manier nahezu gottgleich und unfehlbar durch das Abenteuer gedüst sind. Das macht die Geschichte ein Stück weit realer.

Ohne zuviel von der Geschichte verraten zu wollen – es geht in erster Linie um Zeitreisen. Vor Ort ist dann jedoch die Bandbreite der zu bewältigenden Aufgaben relativ überschaubar, somit ist der Spannungsfaktor nicht besonders hoch. Man muss natürlich bedenken, dass das empfohlene Lesealter ab 10 Jahren angegeben ist. Im Hinblick darauf finde ich es auf jeden Fall erwähnenswert, dass im Buch immer mal wieder Begriffe erläutert werden. Diese Elemente hat die Autorin hervorragend eingebaut – es wirkt nicht aufgesetzt. Eine Person in dem Buch „spricht“ deutsch mit asiatischem Akzent- d.h. es ist wirklich sehr weit entfernt von gutem deutsch. Das lockert das Ganze schon auf, aber ich hätte darauf auch verzichten können. Aber das ist definitiv Geschmackssache, Kinder finden das sicher ganz lustig.

Der Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen – also absolut passend für die Zielgruppe. Die Kapitel sind schön kurz gehalten, damit sollten Kinder in dem Alter also überwiegend gut zurecht kommen. Ich würde dieses Buch jetzt allerdings nicht als Einsteigerbuch in das Genre SciFi und Zeitreisen sehen. Es ist für Kids schon noch recht abstrakt mit den Parallelwelten und dem Zeitsprung. Wenn sich ein Kind aber bereits für die Leserichtung begeistern konnte, so finde ich es eine tolle und erfrischende Alternative.

Herzlichen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar.