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Veröffentlicht am 27.02.2024

Highlight!

Die Überlebenden
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Das Buch beginnt mit dem Ende: Drei erwachsene Männer, die blutüberströmt am See des ehemaligen roten Sommerhauses in Schweden mit der Asche ihrer Mutter stehen, um diese zu verstreuen.
Drei Jungs, die ...

Das Buch beginnt mit dem Ende: Drei erwachsene Männer, die blutüberströmt am See des ehemaligen roten Sommerhauses in Schweden mit der Asche ihrer Mutter stehen, um diese zu verstreuen.
Drei Jungs, die sich schon als Kinder nicht gut verstanden haben. Geprägt von den Alkoholexzessen der Eltern, hätten sie unterschiedlicher nicht sein können.
Ständig buhlten sie um die Aufmerksamkeit der Eltern. Sie litten unter den Launen der Mutter, die ihrem ältesten Sohn den Vorzug gab, während sie die Jüngeren meist abwies. Der Alkoholpegel des Vaters entschied, ob er liebevoller Familienvater oder handgreiflich wurde.

Das Buch wird in zwei Zeitsträngen erzählt:
Der Erste handelt chronologisch von der Kindheit der Jungs, erzählt werden Erlebnisse, Geschichten, kleine Streiche, Auseinandersetzungen, aber auch Anekdoten seltener Verbundenheit.
Der zweite Strang beginnt mit dem Ende und arbeitet sich von Kapitel zu Kapitel zurück, zu dem Zeitpunkt, wo das Schlimme geschah, was alles veränderte.

Es ist eine Geschichte über drei Jungs mit gebrochenen Seelen, die zu oft auf sich alleine gestellt waren und vernachlässigt wurden und die erst als Erwachsene realisieren, was ihnen fehlte und was alles unausgesprochen blieb. Erinnerungen die falsch im Kopf schlummerten, werden erst im erwachsenenalter aufgearbeitet und wieder an den richtigen Platz gerückt.

Alex Schulman hat, in teilweise harter Sprache, ein unglaublich intensives und tiefgreifendes Debüt geschrieben.
Ein Buch so getreu erzählt, dass ich für Minuten in Schweden am See saß und den Mücken beim Tanzen während des Sonnenuntergangs zusehen konnte.
Ein großes Lesehighlight.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Gute Leseunterhaötung!

Die Übersetzerin
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Hedy, eine österreichische Jüdin, glaubt den Nazis entkommen zu sein. Von ihren Eltern und Schwester getrennt, baut sie sich ein neues Leben auf Jersey auf.
Doch ihr Plan geht nicht auf: 1940 landen die ...

Hedy, eine österreichische Jüdin, glaubt den Nazis entkommen zu sein. Von ihren Eltern und Schwester getrennt, baut sie sich ein neues Leben auf Jersey auf.
Doch ihr Plan geht nicht auf: 1940 landen die ersten Truppen der deutschen Wehrmacht auf der Kanalinsel. Hedy ist verzweifelt, wurde sie sofort als Jüdin klassifiziert und verliert ihren Job postwendend. Lebensmittelkarten sind ihr jetzt verboten und anfänglich wird sie noch von ihrem besten Freund Anton mit Lebensmittel versorgt, doch das Essen reicht nicht zum Überleben.
Sie nimmt eine Stelle als Übersetzerin an - ausgerechnet für die Nazis.
Durch Zufall lernt sie den Besatzungsoffizier Kurt kennen und die verbotene Liebe nimmt ihren herausfordernden Lauf.

Die Geschichte von Jenny Lecoat beruht auf einer wahren Begebenheit.
Der Schreibstil ist fliessend und fesselnd und ich war sofort in der Geschichte angekommen.

Mein Fazit:
Die Nazis sind mir eigentlich zu nett dargestellt und die fürchterlichen Gräueltaten der selbsternannten Herrenrasse sind mir nicht intensiv genug beschrieben worden, jedoch war die Geschichte so spannend aufgebaut, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Und genau das macht ein gutes Buch aus. Es gibt andere, intensivere Bücher aus der Nazizeit, aber hier stand die deutsch/jüdische Liebesgeschichte mit allen Gefahren im Vordergrund und die gefiel mir sehr..

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Zu Recht auf der Longlist 2021

Mitgift
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Mitgift, nominiert für den deutschen Buchpreis 2021.

Zu Beginn war ich skeptisch: Wieder ein Nachkriegsroman deren Protagonisten sich über mehrere Generationen verteilen und schon wieder ein Buch, deren ...

Mitgift, nominiert für den deutschen Buchpreis 2021.

Zu Beginn war ich skeptisch: Wieder ein Nachkriegsroman deren Protagonisten sich über mehrere Generationen verteilen und schon wieder ein Buch, deren Schauplatz ein Bauernhof ist. Und diese vielen Wilhelms (genau Sieben sind es...) haben mir den Einstig ins Buch nicht leicht gemacht.
Aber dann hat es mich doch gefangen:

1962 in Klein Ilsede bei Peine wird die Totenfrau Gerda zum Hof des Bauern Leeb gerufen. Eigentlich wollte sie nie wieder einen Toten zurecht machen, jedoch lässt sie sich überreden und nimmt die Aufgabe an, denn sie war einst die Freundin vom Bauern Wilhelm Leeb. Eine Eheschließung kam jedoch nicht zustande, da Gerda über keine Mitgift verfügte.

Und so nimmt diese Geschichte ihren Lauf: Es werden Rückblicke erzählt, die bis zu 200 Jahre zurück liegen und die dann gleich wieder dem Sprung in das nächste Zeitalter, respektive Geschichte, dienen.

Henning Ahrens führt uns geschickt durch die Jahrzehnte, wo wir den Hof und die Familie Leeb begleiten: Schlachtfeste, Erbstreitigkeiten, Hungersnöte, Weltkriege kommen und gehen, ebenso wie amerikanische Besatzungssoldaten. Vater-Sohn-Konflikte sind an der Tagesordnung.

Ahrens hat einen wunderschönen und detaillierten Schreibstil. Eine perfekt konstruierte Familiengeschichte, ein dramatisches, fesselndes und spannendes Buch, das zu Recht auf der #longlist 2021 ist.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Kein Highlight!

Kim Jiyoung, geboren 1982
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Gerade beendet - Gott sei Dank - ja ich weiß: Das Buch wurde hier gehypt, gelobt und gepriesen und jetzt komme ich (sogar recht spät, mit diesem Buch) um die Ecke, und bin froh, dass dieses kleine Büchlein ...

Gerade beendet - Gott sei Dank - ja ich weiß: Das Buch wurde hier gehypt, gelobt und gepriesen und jetzt komme ich (sogar recht spät, mit diesem Buch) um die Ecke, und bin froh, dass dieses kleine Büchlein nur 208 Seiten hatte.
SORRY liebe Bookstagrammer.

Dabei ist es ein wichtiges und trauriges Thema: Die Ungleichheit der Geschlechter in Südkorea. Imanzipation ist dort ein Fremdwort.
Kim Jiyoung wusste bereits als Kind, dass ihre Mutter alle Träume aufgab, um Kinder zu bekommen. Aber Kim gibt immer ihr Bestes. Sie studiert, obwohl sie weiß, dass sie kaum eine Chance hat im Anschluss einen Job zu bekommen - Männer werden immer bevorzugt.
Frauen werden in jeder Lebenslage und von klein auf an benachteiligt:
Mädchen werden keine Klassensprecher, dafür dürfen sie aber die Tafel putzen, was einem Jungen untersagt ist.
Sexuell belästigte Frauen, werden gerügt, dieses mit einem zu kurzen Rock provoziert zu haben.
Sogar während der Schwangerschaft stehen sie unter Druck - 'hoffentlich ist es ein Junge', denn Mädchen sind minderwertig und die Familie könnte enttäuscht sein; schwangere Frauen kündigen lieber ihren Job, als ihr Recht den Mutterschutz in Anspruch zu nehmen. Minderwertigkeitsgefühle gegenüber den Kollegen und der Gesellschaft lasten schwer.


Die Geschichte lässt sich leicht lesen und man ist sofort dabei.
Doch warum war es kein Highlight? Vielleicht weil ich bereits seit über 20 Jahren in Asien lebe und das Thema ‚Gesichtsverlust‘ und ‚anderen immer alles recht machen‘ und ‚ja nicht nein sagen‘ in meinem täglichen Leben wahrnehme? - Oder fehlte einfach nur der Tiefgang?
Leider hat mich das Buch emotional nicht berührt.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Sehr berührend!

Das Flüstern der Bienen
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Lineares, ein Dorf am Fuße eines Berges in Mexico, mitten im Bürgerkrieg: Hier wird der kleine Simonopio eines morgens unter einer Brücke gefunden. ‚Der Teufel habe ihn geküsst‘, sagen die Bewohner des ...

Lineares, ein Dorf am Fuße eines Berges in Mexico, mitten im Bürgerkrieg: Hier wird der kleine Simonopio eines morgens unter einer Brücke gefunden. ‚Der Teufel habe ihn geküsst‘, sagen die Bewohner des Dorfes, die die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte des Jungen als Unglücksboten sehen. Zusätzlich wird dieser Junge noch von unzähligen Bienen umschwärmt. Doch der Gutsbesitzer Francisco Morales und seine Ehefrau Beatriz kümmern sich nicht um dieses Gerede und nehmen den Jungen auf. Simonopio wächst heran und scheint eine Gabe zu haben: Er kommuniziert mit seinen Bienen und scheint so zu spüren wenn Unheil naht. Nicht nur die Spanische Grippe sucht das Dorf heim, sondern auch politische Umstürze bringen das Leben des Großgrundbesitzer ins Wanken.

Eine wundervolle, einfühlsame und fast märchenhafte Geschichte, die Sofia Segovia hier geschrieben hat. 'Von einer realen Geschichte eines Dorfes im Norden Mexikos inspiriert‘ (Seite 477), schreibt Segovia dieses Buch, mit einem poetischen, fast magischen Schreibstil und bringt so den Duft von Orangenblüten und das Summen der Bienen zu einem nach Hause.

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