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Veröffentlicht am 25.03.2024

Wundervoll poetisch, nicht durchgehend gut.

Zitronen
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ZITRONEN
Valerie Fritsch

Der junge August Drach wächst alles andere als behütet auf:
Sein Vater schlägt ihn, egal was er macht. Sagt er die Wahrheit, ist es genauso falsch, als wenn er löge. Er kann es ...

ZITRONEN
Valerie Fritsch

Der junge August Drach wächst alles andere als behütet auf:
Sein Vater schlägt ihn, egal was er macht. Sagt er die Wahrheit, ist es genauso falsch, als wenn er löge. Er kann es ihm einfach nicht recht machen.
Seine Mutter beschützt ihn nicht - tut so, als wenn es sie nicht beträfe. Erst wenn der Vater von ihm ablässt, nimmt sie ihn zärtlich in den Arm. „Dem Vater fiel er in die Hände, der Mutter in die weit ausgebreiteten Arme.“ (S. 67)
Seine Kindheit verändert sich, als sein Vater ohne ein Wort des Abschieds seine Familie verlässt.
Erst scheint sich alles für August zum Guten zu wenden, doch dann wird er krank. Die vermeintliche Medizin, die seine Mutter ihm verabreicht, macht ihn müde und träge und lässt ihn tageweise durchschlafen.
Als Dr. Otto, der neue Freund seiner Mutter, bei ihr ein Rezeptblock mit seiner gefälschten Unterschrift findet, hat er es in der Hand, August zu helfen.
Ob er hilft, müsst ihr herausfinden.

Die Gewalt, die sich in Valerie Fritschs poetischen und wundervollen Schreibstil versteckt, hat mich zutiefst schockiert.
Wie kann etwas so Böses in so feinen Zeilen verpackt sein?
Das Schicksal des jungen Augusts hat mich zu Beginn tief berührt. Doch im Laufe des Buches und geprägt von seinen Eltern, entwickelt er sich einfach in eine falsche Richtung und wird mir zum Ende regelrecht unsympathisch. Am Ende des Buches war ich einfach nur froh, dass das Kapitel August für mich abgeschlossen war.

Fazit:
Wundervoll poetisch, außergewöhnlich, verwirrend, großartige Stellen, aber nicht durchgehend gut.
3½-4/ 5

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Veröffentlicht am 29.02.2024

Ein gutes und lehrreiches Buch!

Die Entflammten
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DIE ENTFLAMMTEN
Simone Meier

Die angehende Kunsthistorikerin Gina reist zu ihrem Vater nach Italien ans Meer. Eigentlich wollte sie dort ihre Arbeit für die Uni schreiben, doch sie stößt vor Ort auf die ...

DIE ENTFLAMMTEN
Simone Meier

Die angehende Kunsthistorikerin Gina reist zu ihrem Vater nach Italien ans Meer. Eigentlich wollte sie dort ihre Arbeit für die Uni schreiben, doch sie stößt vor Ort auf die Geschichte der Jo van Gogh-Bonger, die Schwägerin von Vincent van Gogh. Jo war mit seinem Bruder Theo verheiratet. Dieser unterstütze unermüdlich seinen Bruder Vincent und versuchte, seine Bilder, die zu diesem Zeitpunkt fast wertlos waren, zu verkaufen.
So reisen wir 100 Jahre zurück nach Frankreich - nach Paris, Arles und Auers-sur-Oise und begleiten dort viele Jahre Jo. Eine starke Frau, die auch den Mut nicht verliert, nachdem ihr Ehemann nach nur zwei Ehejahren an Syphilis stirbt und sie mit einem kleinen Sohn und hunderten von Bildern zurücklässt. Doch Jo schlägt sich durch, und nachdem eine neue Generation von Kunstkritikern heranwächst, entfacht auch bei ihr der Geschäftssinn.

Ich musste mich ein wenig in dieses Buch mit seinem sperrigen Anfang einlesen. Doch nach ein paar Seiten war ich ganz in der Geschichte zugegen.
Die Geschichte Jos ist sehr ergreifend und ich konnte mich mit ihr identifizieren. Ginas Geschichte hingegen konnte mich weniger berühren.
Insgesamt ein gutes und lehrreiches Buch.
Ein wenig geschockt war ich von der Geschichte Edgar Degas und den Gepflogenheiten an der Paris Opéra. Aber um was es da genau geht, müsst ihr selber lesen.
3½/ 5

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Ähnlich wie die Bagage

Vati
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Vati
Monika Helfer


Da mir der Roman „Die Bagage“ von Monika Helfer so sehr gefallen hat, wollte ich nicht lange warten und habe mir ihren neusten Roman sofort auf den tolino geladen.

Auch in diesem ...

Vati
Monika Helfer


Da mir der Roman „Die Bagage“ von Monika Helfer so sehr gefallen hat, wollte ich nicht lange warten und habe mir ihren neusten Roman sofort auf den

tolino geladen.

Auch in diesem Buch geht es wieder um ihre Familie, jedoch ist dieses Mal ihr Vater die Hauptperson.

„Wir sagten Vati, er wollte es so..“
Mit diesem Satz beginnt die biografische Geschichte von Monika Helfer.

Vati ist ein Kriegsveteran und Leiter des Kriegsopfer-Erholungsheims auf der Tschengla in Österreich.
Dort wächst Monika mit ihrer Schwester, Mutter, Tante und ihrem wortkargen Vati auf.
Er liebt Bücher über alles und das wird ihm fast zum Verhängnis, als das Erholungsheim zu einem Hotel umgebaut werden soll..

Der Roman ist angenehm zu lesen, obwohl

monikahelfer in ihren #erzählungen, zwischen den Zeiten und Personen hin- und herspringt.

Ein schönes Buch, jedoch gefiel mir die „Bagage“ von der Autorin besser.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Nicht überzeugend

Rücken an Rücken
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Rücken an Rücken ist die schreckliche Geschichte vernachlässigter Kinder in der DDR zwischen 1954 und 1962.
Im Mittelpunkt stehen die Geschwister Thomas und Ella, die komplett auf sich alleine gestellt ...

Rücken an Rücken ist die schreckliche Geschichte vernachlässigter Kinder in der DDR zwischen 1954 und 1962.
Im Mittelpunkt stehen die Geschwister Thomas und Ella, die komplett auf sich alleine gestellt sind.

Käthe ist eine empathielose Mutter, eine linientreue Kommunistin, Künstlerin und Bildhauerin. Sie lässt ihre 10- und 11-jährigen Kinder regelmäßig für Wochen alleine zu Hause. Essen wird nicht bereitgestellt, dafür aber die Heizung abgedreht und dabei kümmert es sie wenig, dass draußen Minustemperaturen herrschen.
Worte des Lobes, Umarmungen und Nähe sind ihr fremd, sie spricht nur im imperativ und demütigt die Kinder ununterbrochen. Von der Miete des Untermieters wird die neue Heizungsanlage bezahlt, deshalb schaut sie auch weg, wen dieser ihrer Tochter nachstellt.
Immer wieder sitzen die Geschwister Rücken an Rücken und planen ihre Zukunft. Doch die Zukunft, geprägt von ihrer Mutter und dem zensierten Leben in der DDR, hält unterschiedliche Wege für sie bereit.

Der Roman von Julia Frank ist gnadenlos, in einer poetischen Sprache, tief-traurig, voller Überraschungen, aber nicht grandios - dafür gab es zu viele langweilige Strecken.
Es ist die Geschichte von Julia Franks Onkel, Gottlieb Friedrich Frank, der sich 1962, im Alter von 18 Jahren, das Leben nahm.

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Veröffentlicht am 16.02.2024

Ambivalente Unterhaltung!

Ambivalenz
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AMBIVALENZ
Amélie Nothomb

Im ersten, knappen Kapitel lernen wir Reine kennen. Sie beendet nach fünf Jahren ihre Beziehung zu einem namenlosen Mann mit den Worten: „In zwei Tagen heirate ich Jean-Louis. ...

AMBIVALENZ
Amélie Nothomb

Im ersten, knappen Kapitel lernen wir Reine kennen. Sie beendet nach fünf Jahren ihre Beziehung zu einem namenlosen Mann mit den Worten: „In zwei Tagen heirate ich Jean-Louis. […] Außer Liebe hast du mir nicht viel zu bieten“. (S. 6) Mit ihrem zukünftigen Ehemann will sie nach Frankreich ziehen, denn er ist die Nummer zwei eines riesigen Elektronikunternehmens. (Die Szene ist ein bisschen undurchsichtig)

Es folgt das nächste und letzte Kapitel, welches sich über 120 Seiten erstreckt:
Dominique lernt in einem Café den charmanten Claude kennen. Er möchte sie vom Fleck wegheiraten, sie ziert sich noch einige Tage, aber dann willigt sie ein. Gemeinsam ziehen sie nach Paris, wo sie eine schöne Wohnung beziehen und er seinen neuen Job als Unternehmer beginnt. Während er zu Beginn noch großzügig ist, merken wir als Leser schnell, dass der liebe Claude zwei Gesichter hat - ja sogar ein wenig fies werden kann. Doch Dominique denkt sich alles schön.
Die ganze Geschichte spitzt sich zu, als das ersehnte Elternglück sich nicht einstellen will. Doch gerade, als wir - die Leser denken „Oh, jetzt wird es aber ungemütlich für Dominique mit Claude“, ist Dominique endlich guter Hoffnung. (Uff, Glück gehabt!)
Nach dieser wunderbaren Neuigkeit findet auch Claude zu seiner charmanten Art zurück. Doch das Glück hält nicht an, so viel sei vorweggenommen, aber wie es genau weitergeht, müsst ihr selber herausfinden.

Während ich die erste Hälfte wirklich gut fand, flachte das Buch in der zweiten Hälfte deutlich ab. Nicht alles war für mich schlüssig und mir hatte es gerade in der 2. Hälfte zu viel „Kurzgeschichten-Charakter“.
Dennoch: Eine Geschichte, die man an einem Nachmittag gut lesen kann, die aber bei mir nicht lange nachhallen wird. Dies war mein erstes Buch der Autorin, ich möchte unbedingt ein weiteres Buch von ihr lesen, könnt ihr mir eins empfehlen?
3½/ 5

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