Profilbild von Lesemaus-Hamburg

Lesemaus-Hamburg

Lesejury Star
offline

Lesemaus-Hamburg ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lesemaus-Hamburg über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2022

Flashback

Unser kostbares Leben
0

Unser kostbares Leben
Katharina Fuchs

Ich drücke den Knopf am Tolino und bin zurück in 2022.
Dabei war ich doch eben noch in den 70er und 80er Jahren. Ein Flashback sozusagen, zurück in die Zeit der Yes-Törtchen, ...

Unser kostbares Leben
Katharina Fuchs

Ich drücke den Knopf am Tolino und bin zurück in 2022.
Dabei war ich doch eben noch in den 70er und 80er Jahren. Ein Flashback sozusagen, zurück in die Zeit der Yes-Törtchen, Löwenmähne, Disco-Kugeln, Schulterpolster, Schaumkussbrötchen, Popperzeit und - meine Güte - habt ihr auch nach jedem stundenlangen Haare-föhnen eine halbe Dose Haarspray verbraucht? Ich höre heute noch meine Mutter jammern, dass ihr ganzer Spiegel von meinem Haarspray verklebt sei.

Katharina Fuchs neuster Roman ist lesenswert und beinhaltet wichtige Themen wie Umweltverschmutzung, Tierversuche und Arzneimittelstudien an Heimkindern, durchgeführt/mit Wissen von Behörden

1972:
Caro und Mika sind 10 Jahre alt und beste Freundinnen, obwohl ihre Familien nicht hätten unterschiedlicher sein können:
Mikas Vater ist der sozialdemokratische Bürgermeister der Stadt Mainheim, während sein Nachbar, Caros Vater, der Direktor einer gut-situierter Schokoladenfabrik und Familienvater von fünf Kindern ist.
Ihr gemeinsamer Freund Guy, der bei einem Schwimmbadbesuch verunglückt, löst eine Reihe von Kettenreaktionen im Dorf aus, die einfach von den Mächtigen im Dorf unter den Teppich gekehrt werden.
Erst 10 Jahre später decken die Mädchen all diese Dinge auf ...


Das war mein erstes Buch von der Autorin. Die Sprache ist einfach gehalten und es gibt oft Wiederholungen. An einigen Stellen wurde mir zu detailliert erzählt, wie zum Beispiel die ganze Beschreibung zur Herstellung von Schokolade.
Ich glaube 200 Seiten weniger hätten dem Buch gut getan.
Dennoch möchte ich dem Buch 4 Sterne geben, denn das Buch ist ein Stück Zeitgeschichte, die mich auf sehr unterhaltsame Weise zurück in meine Jugend katapultiert hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.01.2022

Konnte mich nicht überzeugen

Legende vom Glück ohne Ende
0

Paula und Paul wachsen gemeinsam in der DDR auf. Jeder im Bekanntenkreis war sich sicher, dass beide einmal heiraten würden, aber aus unterschiedlichen Gründen finden sie nicht zueinander. Als Paul nach ...

Paula und Paul wachsen gemeinsam in der DDR auf. Jeder im Bekanntenkreis war sich sicher, dass beide einmal heiraten würden, aber aus unterschiedlichen Gründen finden sie nicht zueinander. Als Paul nach der Universität aus Moskau zurückkehrt, hat Paula bereits zwei Kinder von zwei verschiedenen Männern und so heiratet Paul eine andere Frau. Paula will gerade dem Werben des älteren Reifenhändlers nachgeben, als es dann doch noch funkt und Paul seine Frau und Sohn für Paula verlässt.
Paula stirbt bei der Geburt ihres gemeinsamen Kindes und Paul leidet sehr, bis zu dem Tag, als er Laura trifft, die seiner Paula zum verwechseln ähnlich sieht.

In diesem Hörbuch sind zwei Bücher des Autors Ulrich Plenzdorf vereint.
Die Geschichte konnte mich direkt von Beginn an NICHT überzeugen, wäre aber noch als durchschnittlich durchgegangen, wenn es nicht den 2. Teil mit Laura(-Paula) gegeben hätte. Dieser war einfach albern, an den Haaren herbeigezogen und langatmig.
Vielleicht hätte man die Geschichte in den 80er Jahren lesen/hören müssen, als sie geschrieben wurde oder man muss in der DDR aufgewachsen sein, um die kleinen feinen Details zu erkennen, die eine Jugend dort prägten.

Positiv erwähnen möchte ich noch die Sprecherin des Hörbuchs: Cornelia Heyse hat eine wunderbare, angenehme Stimme und deshalb bekommt das Hörbuch von mir 2 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.01.2022

Ein wichtiges Thema

Meine dunkle Vanessa
0

Meine dunkle Vanessa
Kate Elisabeth Russel

Triggerwarnung: Sexuelle Gewalt an Kindern.

Es geht um die 15-jährige Vanessa, ein stilles Kind ohne Freunde, die zum ersten Mal in ihrem Leben große Aufmerksamkeit ...

Meine dunkle Vanessa
Kate Elisabeth Russel

Triggerwarnung: Sexuelle Gewalt an Kindern.

Es geht um die 15-jährige Vanessa, ein stilles Kind ohne Freunde, die zum ersten Mal in ihrem Leben große Aufmerksamkeit bekommt und das ausgerechnet von ihrem dreißig Jahre älteren Highschool-Englischlehrer Mr. Strane.
Sie beginnen ein sexuelles Verhältnis, dabei manipuliert er Vanessa so geschickt, das sie sich für alles die Schuld gibt und sich als die ‚dreckige Verführerin‘ tituliert. Als das Verhältnis droht aufzufliegen, schützt sie ihren Lehrer, indem sie sich als Lügnerin stellt und die Schule verlässt.
'Denn wenn es keine Liebesgeschichte ist, was ist es dann?' (Tolino S.318)

Das Buch wird in zwei Zeitebenen erzählt:
- In der ersten Ebene lernt Vanessa Mr. Strane kennen.
- In der anderen Zeitebene ist die #metoo - Bewegung in vollem Gang und Vanessa, mittlerweile eine Erwachsene Frau, leidet noch immer unter den Geschehnissen ihrer Kindheit. Noch einmal muss sie sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzten, denn Mr. Strane wird ein weiteres Mal angeklagt: Eine andere 14-jährige beschuldigt Mr. Strane von ihm sexuell belästigt worden zu sein.

‚Nein hören sie mir zu. Behandeln sie mich nicht, als wüsste ich nicht, wovon ich rede. Er hat mich nie genötigt, okay? Er hat darauf geachtet, dass ich allem immer erst zugestimmt habe, besonders damals, als ich noch jünger war. Er war behutsam. Er war gut. Er hat mich geliebt.‘ Ich wiederhole es immer wieder, ein Refrain, der rasch jede Bedeutung verliert. Er hat mich geliebt, er hat mich geliebt. (Tolino S.317)

ufff, schwere Kost, ein wunderbar fesselndes Buch, aber es ist so schrecklich zu lesen, wie Vanessa daran festhält geliebt und nicht ausgenutzt/ vergewaltigt worden zu sein.
**** Sterne für ein wichtiges Thema - auch als Klassensatz in der Oberstufe hervorragend geeignet.

Macht euch selber ein Bild, ob Vanessa vergewaltigt wurde oder nicht:

'Er versucht einzudringen, sein Daumen drückt sich schmerzhaft in mein Becken. Es passt nicht.
'Du musst dich beruhigen, Süße’, sagt er. ‚Schön tief durchatmen.‘
Mir kommen die Tränen, aber das stört ihn nicht. Er sagt bloß, dass ich das prima mache, während er weiter in mich einzudringen versucht. Ich soll ein- und wieder ausatmen, sagt er, und als ich ausatme, stößt er fest zu und dringt ein Stückchen weiter ein. Ich fange an zu weinen, richtig zu weinen - doch er hört nicht auf.
‚Du machst das prima‘, sagt er. ‚Jetzt noch mal tief durchatmen, okay? Es ist okay, wenn es wehtut. Es wird nicht immer wehtun. Und noch mal tief durchatmen, okay? Na also. Das ist doch schön. Das ist so schön.‘
(Tolino S.107)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.01.2022

Genial

Zum Paradies
0

Da ist es endlich: Das Buch, auf das ich so lange gewartet habe:

Zum Paradies von Hanya Yanagihara. Übersetzt ins Deutsche von Stephan Kleiner.

Ich bin so gespannt: Am liebsten würde ich die Fortsetzung ...

Da ist es endlich: Das Buch, auf das ich so lange gewartet habe:

Zum Paradies von Hanya Yanagihara. Übersetzt ins Deutsche von Stephan Kleiner.

Ich bin so gespannt: Am liebsten würde ich die Fortsetzung von „Ein wenig Leben“ lesen, aber wie soll das gehen? (Vorsichtig Spoiler:) Jude ist tot.
Und wäre Hanya Yanagihara nicht auch eine schlechte Autorin, wenn sie einfach eine ähnliche Story schreibt, einen Abklatsch?

Nein, hier kommt etwas total anderes:

Drei Geschichten, in drei verschiedenen Zeitebenen.
Geschichten, die in der Vergangenheit und in der Zukunft spielen.

Ich beginne die erste Geschichte, die in 1893 spielt, zu lesen. Amerika gehört zu den Free States, jeder darf seine Liebe ausleben: So sind Männer mit Männern verheiratet oder Frauen mit Frauen. Kinder werden einfach adoptiert.
David Bingham ist ein Sohn einer wohlhabenden Familie und verliebt sich in einen zweifelhaften jungen Mann, der es nur auf sein Geld abgesehen hat, so scheint es.
Doch was ist das? Gerade als es so richtig spannend wird, hört die Geschichte auf! Oh nein!

Gut, ich beginne also mit der zweiten Geschichte, die hundert Jahre später spielt: Aber was ist das wieder: Alle Protagonisten haben ja dieselben Namen wie in der ersten Geschichte?.
Mein Gehirn versucht ständig beide Geschichten miteinander zu verknüpfen, aber es gelingt mir nicht. .. Ist das der Sohn? Nein, zu jung, es kann ja nur der Großvater sein .. Nein, passt nicht.
Und auch dieses zweite Buch, wo der Protagonist ein Hawaiianer ist, mitten in der AIDS- Epidemie spielt, hat ein abruptes Ende, aber ich bin gespannt, bestimmt wird die Autorin noch alles auflösen, es gibt ja noch mehr als 450 Seiten.

Die letzte Ebene hat es in sich: 2093, wieder 100 Jahre später, aber die Welt ist von Seuchen und Epidemien zerstört. Reisen, Internet und Nachrichten jeglicher Art sind verboten, der Staat kontrolliert was du sagst, isst, wann du duscht oder deine Wäsche wäscht. Die meisten Menschen sind steril, Liebe zwischen Gleichgeschlechtlichen sind verboten.
Und wieder tragen alle Protagonisten die Namen aus den ersten zwei Geschichten.
Die Enkeltochter eines sehr angesehenen Wissenschaftlers bzw. Tochter eines hingerichteten Staatsfeindes versucht ihr Glück in einer arrangierten Ehe zu finden.

Doch ob am Ende alle Geschichten verknüpft und aufgelöst werden, müsst ihr selber herausfinden.

4½ Sterne

Sie hat es wieder geschafft: Hanya Yanagihara hat, wie auch in ihrem ersten Buch „Das Volk der Bäume“, die Welt auf den Kopf gestellt. Es ist ein anderes Leseerlebnis, eines, das viele Fragen aufwirft, die allerdings unbeantwortet bleiben.
Meiner Meinung nach kann das Buch nicht an „Ein wenig Leben“ anknüpfen, aber es ist ein wirklich lesenswertes und spannendes Buch auf 895 Seiten, das zum Nachdenken anregt.

Eine Leseempfehlung von mir, aber nur wenn man sich auf die manipulierende Schreibintention der Autorin einlässt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.01.2022

Zu wenig Tiefgang

Tante Helene und das Buch der Kreise
0

Kennt ihr das? Ihr beendet ein Buch, aber eigentlich wisst ihr gar nicht wie ihr das Buch bewerten sollt?
Es war phasenweise wirklich gut, aber dann plätscherte es wieder dahin. Was fehlte hier - der Tiefgang? ...

Kennt ihr das? Ihr beendet ein Buch, aber eigentlich wisst ihr gar nicht wie ihr das Buch bewerten sollt?
Es war phasenweise wirklich gut, aber dann plätscherte es wieder dahin. Was fehlte hier - der Tiefgang?

Den Krieg hatte Helenes geliebter Vater überlebt, aber dann raffte ihn eine Krankheit dahin. Helene blieb mit der Frau zurück, mit der sie nie warm wurde, die sie züchtigte und sich Mutter nannte.
Erst als sie Harald kennenlernt und nicht mal sicher ist, wirklich in ihn verliebt zu sein - aber trotzdem das Aufgebot bestellt - stellt sie fest, dass Mutter gar nicht ihre Leibliche ist.
Helene wurde direkt nach ihrer Geburt zur Adoption freigegeben.
Ihre leibliche Mutter ist nicht einfach zu finden, denn diese ist früh nach Amerika ausgewandert. Eine Adlige, deren Familie mit den Nazis sympathisierte.
Doch sie nimmt Kontakt mit ihr auf und stellt dabei fest, dass sie eine Halbschwester hat.
Diese neue adlige Familie passt nicht zu ihrem künstlerischen Leben und erst recht nicht zu der politisch autonomen Meinung ihres Mannes Harald. Komplikationen sind vorprogrammiert.

Dann gibt es noch Alex, den Sohn ihrer verstorbenen Halbschwester. Er wird von Tante Helene inspiriert, die schneidert, malt und seit über 50 Jahren an dem Buch der Kreise schreibt.
Wir erfahren seine Leidensgeschichte und lernen seine neue Liebe kennen, aber richtig sympathisch wird er nicht.

Schade, die Ansätze waren gut und zeitweise war das Buch eine gute Unterhaltung. Ich hätte gern mehr über die Verbindung der Familie zu den Nazis erfahren und Helenes Kunst kam auch zu kurz.
Der Schreibstil gefiel mir, auch wenn er ein wenig gewöhnungsbedürftig ist.

3½ von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere