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Veröffentlicht am 16.04.2023

Starkes Buch!

22 Bahnen
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22 BAHNEN
Caroline Wahl

Tildas Leben läuft nach einem strickten Schema ab: Studieren, an der Kasse sitzen und kassieren und anschließend schwimmen - täglich 22 Bahnen - auch bei Regen, dann kommt sogar ...

22 BAHNEN
Caroline Wahl

Tildas Leben läuft nach einem strickten Schema ab: Studieren, an der Kasse sitzen und kassieren und anschließend schwimmen - täglich 22 Bahnen - auch bei Regen, dann kommt sogar Ida mit. Ida ist ihre kleine, 10-jährige Schwester. Zu dritt, mit ihrer alkoholkranken Mutter, dem Monster, wohnen sie in dem traurigen Haus in der Fröhlichstrasse. Zu ihren Vätern haben sie keinen Kontakt mehr.
Ihre Freundinnen sind nach dem Abi weggezogen, nur Tilda ist noch da. Wie könnte sie auch wegziehen, wer würde sich um Ida kümmern und wer würde Geld verdienen?
All ihre Vorsätze, Ida niemals alleine bei ihrer Mutter zu lassen, geraten ins Wanken, als Tilda eine Promotion, in Berlin, in Aussicht gestellt wird.
Und dann ist da noch Viktor. Der grosse Bruder von Ivan. Ivan, der mit seiner ganzen Familie einen Autounfall hatte, wodurch alle starben - nur eben nicht Viktor.
Ob Viktor weiß, dass sie nicht ganz unschuldig an dem Tod seiner Familie ist?

Carola Wahl hat hier ein berührendes Buch geschrieben. Ich fieberte so stark mit Tilda, die sich so lieb um ihre kleine Schwester kümmert, und im gleichen Zuge hätte ich die Mutter am liebsten zur Hölle geschickt.
Ein starkes Buch, lediglich der Schreibstil war nicht zu 100 % meins. Diese direkte Rede ist stark gewöhnungbedürftig, aber hat der Story keinen Abbruch getan. Erwähnen möchte ich auch noch die Sprecherin des Hörbuchs: Carolin Haupt hat mir sehr gut gefallen und hat eine wunderbare Stimme.

Berührendes Buch, große Leseempfehlung für euch
4½ / 5

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.04.2023

Anders, rasant und wütend!

Nadia
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NADIA
Can Mayaoglu

Nach fünf Jahren kehrt die Installationskünstlerin Nadia erstmals zurück in ihre Heimatstadt Hamburg um ihre Ausstellung STIP ein erstes und letztes Mal zu zeigen. Zuvor tourte sie ...

NADIA
Can Mayaoglu

Nach fünf Jahren kehrt die Installationskünstlerin Nadia erstmals zurück in ihre Heimatstadt Hamburg um ihre Ausstellung STIP ein erstes und letztes Mal zu zeigen. Zuvor tourte sie mit ihrer Ausstellung durch die ganze Welt, vermied es aber ihre Bilder in Hamburg zu zeigen. Anschliessend will sie alle Bilder, die ihre jüngere Schwester Dilhan zeigen, zerstören - das ist zumindest der Plan.

Aber hier in Hamburg kommt es ganz anders und alte Erinnerungen werden wach:
Dilhan, die vor 10 Jahren einfach verschwand, blieb auch nach jahrelanger intensiver Suche unauffindbar. Erst später erfuhren sie, dass Dilhan harte Drogen nahm. Ob es sich um eine geplante Flucht oder eine Gewalttat handelte, konnte nie herausgefunden werden.
Auf einem Konzert trifft sie ihre Ex-Freundin Rahel, die damals der eigentliche Grund für ihre spontane Abreise aus Hamburg war. Diese Begegnung reisst erneut Wunden auf, die offensichtlich nicht verheilt waren.
Und ihre ältere Schweser Minoo spricht Wahrheiten aus, die sie eigentlich nicht hören will.
Doch zum Glück gibt es noch Jean, den Schwager ihrer Schwester. An der Seite dieses Mannes kann sie durchatmen oder hat er doch Geheimnisse vor ihr?

Das Buch ist anders, modern und rasant und kommt direkt mit Spotify Playlist, die uns durch das ganze Buch begleitet.
Leider wurde ich persönlich mit der Protagonistin Nadia nicht sehr warm. Sie war mir zu aufbrausend und motzig, wie ein Kind. Die anderen Personen um Nadia herum fand ich um so sympathischer.
Wie dem auch sei, ich habe das Buch, das in meiner Heimatstadt spielt, gerne gelesen und wäre jetzt zu gerne in die U1 gestiegen um mir die Ausstellung STIP in der Deichtorhalle anzusehen.

Ich wünsche Can Mayaoglu eine grosse Leserschaft und drücke ihr für ihr Debüt die Daumen.
Leseempfehlung für Indie Pop-Begeisterte und Leser, die wütende Protagonisten mit rasanter Handlung mögen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.04.2023

Wunderschöne Hommage!

Der heutige Tag
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DER HEUTIGE TAG
Helga Schubert

Unsere Ich-Erzählerin betreut ihren 94-jährigen, an Demenz erkrankten Ehemann Derden, liebevoll zu Hause. Zum ersten Mal trafen sie sich vor 66 Jahren, doch sie beide waren ...

DER HEUTIGE TAG
Helga Schubert

Unsere Ich-Erzählerin betreut ihren 94-jährigen, an Demenz erkrankten Ehemann Derden, liebevoll zu Hause. Zum ersten Mal trafen sie sich vor 66 Jahren, doch sie beide waren damals bereits mit anderen Partnern verheiratet und hatten Kinder. Es brauchte ein wenig Zeit, bis sie sich das Jawort gaben, aber ab dem Zeitpunkt waren sie unzertrennlich.
Jetzt, nach 47 Ehejahren, schreiben sie gemeinsam das letztes Kapitel ihrer Ehe.

„Ich gab ihm unter der Decke die Hand und drückte sie. Und er drückte meine Hand. Wie ein Versprechen. In guten und in schlechten Zeiten. Aber es sind gar keine schlechten Zeiten.
Ich bin immer bei dir, auch wenn ich tot bin. Ich werde dich immer beschützen. Und so lange wird es nicht dauern, bis du nachkommst, sagte er.
In der Ewigkeit gibt es keine Zeit mehr, oder? Dann saßen wir noch eine Weile so. Und nichts fehlte. Und zu allem Überfluss sah ich auch noch einen hellen Stern über unserem Glasdach und zeigte auf ihn. Und wollte nicht woanders sein. Ich war glücklich in diesem Moment mit ihm, und die Zeit dehnte sich, und ich hatte keine Angst vor dem Morgen.“ (S. 96)

Zärtlich, geduldig und liebevoll erzählt Schubert Rückblicke aus ihrer Ehe, von seinem Malen, ihrem Schreiben, seiner Krankheit und Geschichten von Freunden und Bekannten, kommt zwischendurch immer wieder ins Hier und Jetzt und lässt uns teilhaben - an ihrem Leben, das sich überwiegend in ihrem Landhaus in Ostdeutschland abspielte. Ihre Beschreibungen sind dabei so lebendig und bildlich, dass wir förmlich den Duft der Rosen in ihrem Garten riechen können. Zwischendurch werden wir dann wieder in die DDR geschickt, nur um dem Eheleben der Protagonisten im Plattenbau beizuwohnen. Nicht immer waren ihre politischen Ansichten die selben, aber ihrer Liebe konnte dem nichts anhaben.

Helga Schubert hat hier eine wunderbare Hommage auf ihren Mann geschrieben.
Ich bin nur so durch dieses kleine Buch, mit seinem schönen Cover geflogen. Dieses Buch, was zärtlicher nicht sein könnte, hat mich an einigen Stellen wirklich tief berührt.
Leseempfehlung für alle, die ruhige und schöne Geschichten lieben und keine Ängste vor dem Älterwerden haben.
4½ / 5

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.04.2023

Sehr beeindruckend!

Macht
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Eines vorab: Dieses wunderschöne Cover, dieser Handschmeichler, der auf einen geschmeidigen und sanften Inhalt schließen könnte, wird dich mit aller Macht in die Tiefe reißen.

TW: Vergewaltigung, Depression

MACHT
Heidi ...

Eines vorab: Dieses wunderschöne Cover, dieser Handschmeichler, der auf einen geschmeidigen und sanften Inhalt schließen könnte, wird dich mit aller Macht in die Tiefe reißen.

TW: Vergewaltigung, Depression

MACHT
Heidi Furre

„Ich versuchte mir einzureden, dass es nicht so schlimm war. Vergewaltigt zu werden ist wie eine Reise an einen Ort, den man schon einmal in einem Film gesehen hat. So war das. Wie wenn einem die Weisheitszähne gezogen werden. Wenn man zum ersten Mal betrunken ist. Ja, so ist es. Jetzt bin ich dran. Ich hatte so viele Porträts von Frauen gesehen, die getötet oder verschwunden waren. Nun war ich auch so ein Gesicht.“ (S.63)

Die 30-jährige Liv wurde vor 15 Jahren vergewaltigt. Sie versuchte es zu verdrängen und das gelang ihr auch, zumindest so lange bis vor 5 Jahren ihr kleiner Sohn Johannes geboren wurde, ab da stürzte alles in sich zusammen - aber nur innerlich. Äusserlich versucht sie sich nichts anmerken zu lassen.
Sie arbeitet in Schichten als Pflegerin, beschmiert die Schulbrote ihre Kinder und geht ins Fitnesscenter. Aber wenn sie ehrlich wäre, und sich jemanden anvertrauen würde, müsste sie zugeben, dass sie in keinem geschlossenen Raum sein kann, keine Straße in einem Wald begehen könnte, dass sie hinter jeder Hecke einen Vergewaltiger erwartet und heimlich Tabletten schluckt - nämlich genau dann, wenn sie weiss, dass der berühmte Schauspieler, der damals eine Frau vergewaltigt haben soll, aber freigesprochen wurde, morgen im Pflegeheim wieder seine Schwester besuchen wird - außerdem müsste sie endlich alles ihrem Ehemann erzählen.

„Manchmal ist es schlimmer zu sagen, ich bin vergewaltigt worden, als tatsächlich vergewaltigt zu werden.“ (S. 135)

Liv hat viele Zwänge. Einer lässt sie bei jeder Gelegenheit zählen, wie viele Frauen sich in einem Raum befinden - wie viele von ihnen wurden bereits vergewaltigt? Ein anderer zwingt sie in jeder Parfümerie den Duft ihres Peinigers aufzutragen.

„In den Umkleidekabinen war einiges los. Die Leute kamen und gingen, die Frauen um mich herum zogen sich um, duschten, schminkten sich, föhnten sich die Haare. Es war gut, dass sie da waren, sie waren auch nackt. Ich zählte nach, wir waren zu acht im Raum. Eine von zehn Frauen in Norwegen wird Opfer einer Vergewaltigung. In diesem Fall war ich diejenige, die in dieser Umkleide die Statistik erfüllte.“ (S. 27/28)

Macht ist schwere Kost, ein bedrückendes Buch und ich habe mich beim Lesen immer wieder gefragt, wer hier Macht über wen hat. Der ganze Schreibstil des Debüts schrie förmlich mit all seiner Wut und Metaphern nach Hilfe!
Ein Buch, welches mir unter die Haut ging und lange in Erinnerung bleiben wird, aber bestimmt nicht für jedermann geeignet ist.
Sehr lesenswert!
4/ 5

Aus dem Norwegischen ins Deutsche übersetzt von Karoline Hippe

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Veröffentlicht am 06.04.2023

Gelungene Fortsetzung

Sturmtage
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STURMTAGE - Die Schwestern vom Waldfriede III
Corina Bomann

Berlin - Zehlendorf, 1939:
In dem 3. Teil der Walfriede-Saga steht Frau Dr. Helene Jacobs im Vordergrund.
Die junge Assistenzärztin wird dem ...

STURMTAGE - Die Schwestern vom Waldfriede III
Corina Bomann

Berlin - Zehlendorf, 1939:
In dem 3. Teil der Walfriede-Saga steht Frau Dr. Helene Jacobs im Vordergrund.
Die junge Assistenzärztin wird dem leitendenden Chefarzt Dr. Hintze, einem überzeugten NSDAP-Anhänger, unterstellt. Das dieser nichts von weiblichen Chirurgen hält, lässt er Helene täglich spüren.
Als Helene wieder einmal vor dem gesamten Operationsteam bloßgestellt wird, sucht sie eine Auszeit im Waldfriede-Park und lernt dort den Gärtner Timo kennen.
Helene, die sich fest vorgenommen hat, sich niemals zu verlieben, und konsequent alle Heiratsvermittlungen seitens ihrer Eltern erfolgreich im Keim erstickt, kann sich dem natürlichen Charme Timos nicht verwehren.
Helenes Eltern sind alles andere als begeistert, als sie von ihrer Verbindung zu einem Gärtner erfahren. Doch dann bricht der 2. Weltkrieg aus und es kommt viel schlimmer.

Auch in dieser Fortsetzung treffen wir wieder auf unsere Bekannten aus dem 1. und 2. Band, Schwester Hanna und Dr. Conradi.
Gemeinsam versuchen diese den Krieg, trotz rationierten Lebensmitteln, mangelnden medizinischen Utensilien und täglichen Bombenangriffe, zu überstehen.

Corina Bomann hat es wieder wunderbar verstanden historische Fakten mit ihrer fiktiven Frau Dr. Helene Jacobs zu verknüpfen.
Ich bin nur so durch diese 620 Seiten geflogen. Etwas wirklich Neues habe ich nicht erfahren, aber das habe ich auch nicht erwartet. Ich hatte auf eine gute Leseunterhaltung gehofft und wurde nicht enttäuscht.
4½ /5

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