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Veröffentlicht am 04.12.2024

Gelungene Mischung aus Krimi und Zeitgeschichte der 70er Jahre

Das Fräulein muss sterben
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Der Kriminalroman "Das Fräulein muss sterben" ist am 2. Dezember 2024 im Droemer Taschenbuchverlag erschienen.

Der Krimi spielt Anfang der 70er Jahre und beginnt an dem Abend, als am gleichen Tag Rainer ...

Der Kriminalroman "Das Fräulein muss sterben" ist am 2. Dezember 2024 im Droemer Taschenbuchverlag erschienen.

Der Krimi spielt Anfang der 70er Jahre und beginnt an dem Abend, als am gleichen Tag Rainer Barzel mit seinem Misstrauensvotum gegen Willy Brandt gescheitert ist, Nelie Hendriks, eine Journalistin, feiert dieses Ereignis mit Gästen aus Politik, Journalisten und weiteren zum Teil undurchsichtigen Personen. Am Ende des Abends stürzt sie über die Balkonbrüstung aus dem sechsten Stock. War es ein Unfall? War es Selbstmord oder gar Mord?

Zur gleichen Zeit wird Kommissarin Clara Frings wieder einmal von ihrem Mann Hajo gemaßregelt, weil sie nur ihren Beruf lebt und sich seiner Meinung nach nicht genug für die Familie aufopfert. Er findet ihre Berufstätigkeit überflüssig. Dabei wird sie im Beruf nur für Banalitäten eingesetzt. Sie dagegen würde sich viel lieber um die Fälle kümmern, in denen es nicht nur um Mundraub oder Diebstahl geht. Bis sie in die Ermittlungen im Fall Hendriks einbezogen wird.

Das Cover passt gut zum Thema Anfang der 70er, Es zeigt eine Frau, die mehr vom Leben erwartet. Warum auch immer hat sie mich ein wenig an Jackie Kennedy erinnert.

Der Roman ist eine gelungene Mischung aus Zeitgeschichte und Krimi. Die flüssige Sprache hat mich sofort in die Geschichte eintauchen lassen. Eine spannende Zeit war es damals, politisch in der damaligen BRD und DDR, immer noch Seilschaften aus der Nazi-Zeit, kalter Krieg, RAF und der Kampf der Frauen um mehr Gleichberechtigung inner- und außerhalb der Ehe. Vergewaltigung in der Ehe war noch kein Thema, der §218 noch lange nicht ausdiskutiert. Frauen hatten sich den damaligen Vorstellungen nach um Mann, Kinder und Küche/Haushalt zu kümmern. Und sie lesen zur Entspannung Simmel, der in den 70ern einen Bestseller nach dem anderen geschrieben hat.

All diese Thematiken miteinander in einem Krimi zu verknüpfen, ist den beiden Autorinnen wirklich gut gelungen. Der Roman hat mich bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Auch die politischen Ereignisse wurden allgemeinverständlich erklärt. Besonders gefallen hat mir neben dem Roman das Kapitel über die historischen Ereignisse. Für die LeserInnen, die diese Zeit nicht oder nur als Kind miterlebt haben, eine sehr informative Übersicht, die auch Lust auf weitere Recherchen macht. Vielleicht sollten es gerade jetzt auch Menschen aus der älteren Generation lesen. Es war damals nicht alles besser! Und die jüngeren LeserInnen werden feststellen, dass es zur heutigen Zeit viele Überschneidungen gibt.

Aus den bereits oben angeführten Punkten und da der Roman aus dem üblichen Schema eines Krimis hervorsticht, gebe ich hier sehr gerne 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 01.12.2024

Finanzmachenschaften und Lost Places Atmosphäre

Unterwelten
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Der 4. Fall für Thyra König erscheint am 3. Dezember 2024 bei Edition M. Ich durfte den Krimi schon vorab lesen, herzlichen Dank dafür an netgalley und den Verlag!

In einem Strang des Romans wird Thyra ...

Der 4. Fall für Thyra König erscheint am 3. Dezember 2024 bei Edition M. Ich durfte den Krimi schon vorab lesen, herzlichen Dank dafür an netgalley und den Verlag!

In einem Strang des Romans wird Thyra König, eine Investigativjournalistin im Rahmen ihrer Tätigkeit bei einer Finanzberatungsfirma von der Security erwischt und eingesperrt. Da sie bereits viel über die Machenschaften der Firma herausbekommen hat, hat sie verständlicherweise Angst. Kann sie entkommen? Und erhält sie Hilfe von außen?

Im zweiten Strang geht die Maskenbildnerin Isa in einem Lost Place, einer Bunkeranlage aus dem 2. Weltkrieg, einem gut bezahlten Nebenjob nach und gerät dabei in tödliche Gefahr. In der Zwischenzeit sind ihre beiden Kinder allein zu Hause, ihr Sohn leidet unter schweren Asthmaanfällen. Ihre Freundin Sandra, die versprochen hatte auf die Kinder aufzupassen, sitzt in der Firma fest und muss Überstunden leisten. Mehr kann ich vom Inhalt leider nicht verraten ohne zu spoilern.

Das Cover des Buches hat mich sofort angesprochen, es vermittelt die düstere Atmosphäre der Bunkeranlagen und verspricht einen spannenden Krimi.

Ich habe erst abends mit der Lektüre begonnen, sonst hätte ich wahrscheinlich in einem Rutsch durchgelesen. So musste ich leider unterbrechen… Der Krimi ist in gut zu lesender Sprache verfasst, die Kapitel sind nicht allzu lang. Der Autor beschreibt die Schauplätze sehr bildhaft und genau, bei mir ist sofort Kopfkino entstanden. Auch die Protagonisten und die weiteren Personen sind sehr authentisch beschrieben. Ich habe sofort Sympathien und Antipathien entwickelt und mitgefiebert. Besonders in den kleinen David konnte ich mich gut hineinversetzen und er tat mir von Herzen leid. Ein schneller Szenenwechsel sorgt für einen guten Spannungsaufbau, und das von Anfang an. Die Spannung steigert sich kontinuierlich bis zum Ende. Irgendwann konnte ich das Buch nicht mehr weglegen. Ich wollte unbedingt das Ende erfahren, das für mich auch schlüssig war.

Ich kann diesen Thriller guten Gewissens allen LeserInnen empfehlen, die Investigativkrimis und Lost Places lieben. Die rund 300 Seiten sorgen für ein spannendes Lesevergnügen. Daher gibt es von mir auch volle 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 30.11.2024

Mein erster Kai Meyer und bestimmt nicht mein letzter!

Das Haus der Bücher und Schatten
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Endlich mein erster Kai Meyer, und bestimmt nicht mein letzter!

Der im November 2024 im Knaur-Verlag erschienene Roman wird in zwei Zeitsträngen erzählt.

Im Jahr 1933 ermittelt Kommissar Cornelius Frey ...

Endlich mein erster Kai Meyer, und bestimmt nicht mein letzter!

Der im November 2024 im Knaur-Verlag erschienene Roman wird in zwei Zeitsträngen erzählt.

Im Jahr 1933 ermittelt Kommissar Cornelius Frey in einem Doppelmord. Die Opfer: ein Mädchen, das er einen Tag zuvor vor dem Suizid bewahrt hat und ein ehemaliger Polizeikollege. Frey war wegen seiner nicht zur rechten Gesinnung passenden Ermittlungsergebnissen aus dem Dienst suspendiert worden und nun hat man ihn wegen Personalmangels wieder zurückgeholt. Der Satz "Sie weinen alle im Keller ohne Treppe", den das Mädchen Frey zugeflüstert hat, als er sie vor dem Selbstmord bewahrte, wird auch im weiteren Verlauf des Romans noch eine Rolle spielen.

Im zweiten Zeitstrang, der im Jahr 1913 spielt, reist die Lektorin Paula Engels mit ihrem Verlobten Jonathan ins Baltikum. Sie soll dort im Auftrag ihres Verlags das Manuskript des Schriftstellers Aschenbach abholen, der sie bis dahin immer wieder mit der Fertigstellung vertröstet hat. Nach 5 Tagen sind die beiden endlich da. Sie finden im weit abgelegenen Anwesen der Familie Choriander lediglich Aschenbach und die Haushälterin Rasa vor. Familie Choriander ist nach Riga gereist, um dort den Winter zu verbringen.

Bereits das Cover macht Lust auf mehr. Wunderschön anzuschauen mit der großen Bibliothek im Hintergrund strahlt es zugleich Düsternis aus. Es passt gut zum Roman.

Die Handlung hat mich von Anfang gefangen genommen und ich konnte tief in den Roman eintauchen. Der Autor bedient sich einer äußerst bildhaften Sprache, sowohl die Protagonisten Cornelius Frey und Paula Engels als auch die weiteren handelnden Personen konnte ich mir gut vorstellen und mich mit ihnen identifizieren. Landschaften in Livland (heute Teile von Estland und Litauen) mit ihrer schier unendlichen Weite und das Anwesen der Chorianders werden sehr plastisch und atmosphärisch geschildert. Auch bei der Schilderung des Grafischen Viertels in Leipzig mit den Fabriken, Buchhandlungen und dem über allem schwebenden Dampf und Rauch hatte ich sofort Bilder vor Augen. Ich hätte es mir gerne einmal persönlich angesehen, aber leider wurde es 1943 komplett zerstört. Insgesamt würde ich mir eine eventuelle Verfilmung (so es denn eine geben sollte) wahrscheinlich nicht anschauen. Ich würde Gefahr laufen, die in mir entstandenen Bilder zu zerstören.

Die Sprache von Kai Meyer hat mich begeistert. Einerseits leicht zu lesen, auf der anderen Seite mit viel Tiefe. Zitat: "Ich mag ihre Neugier. Und dass sie keine Angst haben. Neugier ist das Gegenteil von Angst. Mit Angst kann es keine Neugier geben." Genau diese Neugier und auch den Mut, Unerklärliches zu ergründen, haben die beiden Protagonisten Cornelius und Paula. Der Lesende erfährt im Laufe des Romans außerdem viel über Geschichte, Okkultismus, Freimaurerlogen und mafiöse Gruppierungen in und um Leipzig.

Die Auflösung und Verbindung der beiden Zeitstränge ist sehr gut gelungen, ebenso die Mischung aus Krimi und Gruselfaktor. Dazu immer wieder die Wut auf die Nazis und darüber, zu was diese Menschen fähig waren.

Insgesamt kann ich das Buch nur wärmstens weiterempfehlen. Wer 528 Seiten nicht scheut, wird an diesem Werk viel Freude haben! Von mir gibt es daher volle 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 18.11.2024

Psychologin wird zum Serienkiller???

Mordscoach
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Die traumatisierte Psychologin, die zur Serienkillerin wird! Hmmm…

Nach der Leseprobe hatte ich eine humorige Story erwartet. Aber von Anfang an: In der Praxis sitzt ein Patient, der mir bereits bei der ...

Die traumatisierte Psychologin, die zur Serienkillerin wird! Hmmm…

Nach der Leseprobe hatte ich eine humorige Story erwartet. Aber von Anfang an: In der Praxis sitzt ein Patient, der mir bereits bei der ersten Begegnung unsympathisch war. Schmierig, verschwitzte Hände,einfach merkwürdig. Sophie bezeichnet ihn als Qualle, bereits in der Leseprobe wird klar, dass er sterben wird. Danach kommt die nächste Patientin, Amelie, die vorgibt unter ihrer Mutter zu leiden aber sich danach als Geliebte von Jakob (dem Ehemann von Sophie) entpuppt. Der Satz "Sie sind ja viel hübscher, als Jakob sie beschrieben hat" trifft Sophie tief, es kommt zum Kampf und Amelie kommt dabei eher versehentlich ums Leben.

Soweit gut! Dieses Erlebnis löst bei der in der Kindheit traumatisierten Sophie einen Trigger aus.

Das Cover hat mir gut gefallen, eine blutverschmierte Psychologencouch lässt auf einen guten Thriller hoffen. Die Sprache fand ich gut: klar, knallhart und mit teilweise witzigen Formulierungen. Allerdings zeigt der Thriller immer wieder Längen, z.B. wenn die Protagonistin sich immer wieder selbst beruhigt, dass ihr Morden durch ihr Kindheitstrauma getriggert ist, auf das im Verlauf des Romans nicht näher eingegangen wird. Trauma als Rechtfertigung für Verbrechen? Kann sein, muss es aber nicht. Das geht mir dann doch etwas zu weit…

Ich habe mich echt schwer getan das Buch zu Ende zu lesen, immer in der Hoffnung mehr über das Trauma zu erfahren. Und dann kommt ein offenes Ende… Hätte ich vorher gewusst, dass es hier um Band 1 einer Serie geht (informieren hilft, geht aber aus dem Klappentext nicht eindeutig hervor), hätte ich es wohl liegen lassen. Zum Ende des Romans können die LeserInnen sich wohl schon denken, wer als nächstes Opfer bereit steht. Das lässt sich aber erst in Band 2 auflösen. Diesen Band 2 werde ich persönlich aber nicht mehr lesen. Schade eigentlich, die Autorin ist vom Fach und hätte bestimmt interessanter aus ihrem Beruf erzählen können. Fachbegriffe, mit denen ich als Laie nichts anfangen kann erst "googeln" zu müssen oder seitenlang auf Erklärung zu warten, ist für mich nicht Sinn eines Thrillers.

Alles in allem kann ich das Buch nicht wirklich weiterempfehlen, das ist aber meine subjektive Meinung. Ich gebe dem Roman daher nur drei Sterne.

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Veröffentlicht am 11.11.2024

Sensationell

Happy End
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Isa ist mit Mark, einem Kinderarzt verheiratet. Sie haben ein Kind, Ben, um den sich Isa liebevoll kümmert und den sie abgöttisch liebt. Und dann beginnt der Albtraum, den jede Mutter nachvollziehen kann: ...

Isa ist mit Mark, einem Kinderarzt verheiratet. Sie haben ein Kind, Ben, um den sich Isa liebevoll kümmert und den sie abgöttisch liebt. Und dann beginnt der Albtraum, den jede Mutter nachvollziehen kann: Isa geht kurz in den Keller, um sich der Waschmaschine und dem Trockner zu widmen. Der kleine vier Monate alte Ben liegt in der Zwischenzeit im Wohnzimmer. Als sie nach ein paar Minuten wieder nach oben kommt, ist Ben spurlos verschwunden…und Isa ist verzweifelt. Hat sie etwas falsch gemacht, hätte sie Ben nicht allein lassen sollen? Und dann ist Ben genauso plötzlich nach einem guten halben Jahr wieder da. Aber ist es wirklich der kleine Ben? Isa meint, Veränderungen an ihm festzustellen, die sich nicht erklären kann…

Ich gebe Linus Geschke mit seinem Kommentar absolut recht: Dieser Psychothriller ist absolut sensationell!! Der Debütroman der Autorin, dem man in jedem geschriebenen Satz anmerkt, dass Sarah Bestgen vom Fach ist, ist unglaublich spannend! Allein das Weglegen des Romans war fast schon Folter. Ich habe noch niemals in einem Krimi so viel gerätselt und alle im Buch vorkommenden Personen als verdächtig eingestuft. Der Roman entwickelt einen immer tiefer werdenden Sog, aus dem ich mich nur schlecht befreien konnte. Die Spannung steigert sich von Kapitel zu Kapitel in atemberaubendem Tempo. Zum Ende des Buchs löst sich alles auf, auch das in unglaublichem Tempo. In den letzten Kapiteln musste ich doch ein paarmal zurück blättern, um auch ja nichts zu überlesen. Die letzten 100 Seiten hätten meiner Meinung nach auch genügend Stoff für weitere 100 Seiten geboten.

Der Schreibstil der Autorin gefällt mir ausgesprochen gut und ich wünsche mir, dass ich bald wieder ein neues Werk von Sarah Bestgen lesen kann. Sie versteht es hervorragend, die Gefühle der Protagonisten zu beschreiben, das alles gut nachvollziehbar. Traurigkeit, Verzweiflung, Wut, Ratlosigkeit, Skepsis, kurz die ganze Bandbreite an Gefühlen.

Das Cover gefällt mir ebenfalls gut. Der Blumenstiel mit den Dornen passt gut zur inneren Zerrissenheit von Isa, die grüne Farbe und der Titel spiegeln die Hoffnung auf ein gutes Ende wieder.

Alles in allem wird dieser Thriller wohl zu meinem persönlichen Jahreshighlight. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass dieses grandiose Buch in diesem Jahr noch getoppt wird. Ich vergebe Sarah Bestgen und Happy End (trotz des "zuviels"am Schluss) gerne volle 5 Sterne und werde diesen Thriller auf jeden Fall weiterempfehlen und auch zu Weihnachten verschenken.

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