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Veröffentlicht am 08.03.2020

Ruhiger Roman, basierend auf wahren Begebenheiten

Die Schule am Meer
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Klappentext:

Juist, 1925: Tatkräftig und voller Ideale gründet eine Gruppe von Lehrern am äußersten Rand der Weimarer Republik ein ganz besonderes Internat. Mit eigenen Gärten, Seewasseraquarien und Theaterhalle. ...

Klappentext:

Juist, 1925: Tatkräftig und voller Ideale gründet eine Gruppe von Lehrern am äußersten Rand der Weimarer Republik ein ganz besonderes Internat. Mit eigenen Gärten, Seewasseraquarien und Theaterhalle. Es ist eine eingeschworene Gemeinschaft: die jüdische Lehrerin Anni Reiner, der Musikpädagoge Eduard Zuckmayer, der zehnjährige Maximilian, der sich mit dem Gruppenzwang manchmal schwer tut, sowie die resolute Insulanerin Kea, die in der Küche das Sagen hat. Doch das Klima an der Küste ist hart in jeder Hinsicht, und schon bald nehmen die Spannungen zu zwischen den Lehrkräften und mit den Insulanern, bei denen die Schule als Hort für Juden und Kommunisten verschrien ist. Im katastrophalen Eiswinter von 1929 ist die Insel wochenlang von der Außenwelt abgeschlossen. Man rückt ein wenig näher zusammen. Aber kann es Hoffnung geben, wenn der Rest der Welt auf den Abgrund zusteuert?

Fazit:

Schon als ich den Klappentext gelesen hatte, war mir klar, dass ich dieses Werk unbedingt lesen muss. Ich wusste bis zu diesem Buch nicht, dass es diese Schule auf Juist tatsächlich gegeben hat und wollte nun mehr erfahren.

Mit ihrem ruhigen und dennoch fesselnden Schreibstil zog mich die Autorin direkt in das Geschehen. Schon auf der Reise nach Juist, in Begleitung von Anni Reimer und einem Teil ihrer Familie, ahnte ich, dass es schwierig für die Lehrer und Schüler werden wird. Warum? Das lest bitte selbst, es lohnt sich.

Aus der Perspektive verschiedener Protagonisten wird die Geschichte dieser ganz besonderen Schule erzählt. Ziemlich schnell habe ich meine Sympathien verteilt und stellte während dem Lesen fest, dass sich meine ersten Gefühle bis zum Ende nur unmerklich änderten. Nur bei einem Protagonisten änderte sich meine Sympathie langsam in Antipathie. Durch den Wechsel der Perspektiven konnte ich die Charaktere sehr gut kennen lernen und ihre Gefühle, Ängste, Sorgen und Gedanken gut nachvollziehen, auch die der unsympathischen Charaktere. Auch bekam ich einem tieferen Einblick in die Ereignisse und scheinbare Nebensächlichkeiten fügten sich letzten Endes zu einem großen Ganzen.

Der unaufgeregte Schreibstil mag eventuell nicht alle Leser ansprechen, mich versetzte er in eine andere Zeit und auf die schöne Insel Juist. Ich konnte mir den Loog und den Rest der Insel sehr gut vorstellen, da ich immer wieder die passenden Bilder im Kopf hatte.

Die Schwierigkeiten, die die Lehrer und die Schüler beim Aufbau „ihrer“ Schule überwinden mussten waren sehr authentisch und bildgewaltig beschrieben, so dass ich oft das Gefühl hatte dabei zu sein. Auch die Insellage mit ihrem von den Gezeiten abhängigen Fährverkehr stellt alle Beteiligten vor ganz besondere Herausforderungen und wurde ebenfalls thematisiert.

Schon ziemlich am Anfang wird klar, dass auch Juist von der immer stärker werdenden Macht der damaligen Regierung beeinflusst wird. Dies bekommen auch die Lehrer und Schüler zu spüren. Die Bevölkerung will sich von diesen Juden und Kommunisten fernhalten und es gibt einige, die der Schule ganz bewusst Schaden zufügen. Ob sich diese Schwierigkeiten bewältigen lassen? Das müsst ihr leider selbst lesen.

Mich hat dieser Roman gefesselt und ich habe voller Freude an der Weiterentwicklung verschiedener Charaktere teilgenommen. Es gab viele Momente des Nachdenkens und auch Momente in denen ich Schmunzeln konnte. Natürlich ist der Inhalt des Buches durch die damaligen Begebenheiten sehr ernst und auch keine leichte Kost, doch durch die Erlebnisse der verschiedenen Protagonisten wird es immer wieder aufgelockert.

Mir hat sehr gut gefallen, wie es der Autorin gelungen ist, fiktive Charaktere mit historisch belegten Charakteren zu verbinden. Für mich hat es dieses Buch noch lesenswerter gemacht, bekannte Namen zu lesen und aus einer anderen Perspektive mehr über deren Wirken und Denken zu erfahren.

Die Fotos der Innencover, die Skizze der Schule und das Nachwort runden die Geschichte ab und tragen zu einem schönen Leseerlebnis bei.

Dieses Buch hat mir sehr gut gefallen und ich konnte es kaum aus der Hand legen.

Von mir eine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 07.03.2020

Missstände in der Altenpflege auf den Punkt gebracht

Opakalypse
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Klappentext:

Ein bitterböser, Tod(!)komischer und zugleich nachdenklicher Roman über die Missstände in der Altenpflege, soziale Ungerechtigkeit und den medizinischen Nutzen von Marihuana.

Jules Wicküler ...

Klappentext:

Ein bitterböser, Tod(!)komischer und zugleich nachdenklicher Roman über die Missstände in der Altenpflege, soziale Ungerechtigkeit und den medizinischen Nutzen von Marihuana.

Jules Wicküler hat ein Problem: Dem Endzwanziger aus reichem Elternhaus wird der Geldhahn zugedreht – er braucht einen Job. In seiner Not bewirbt er sich bei einer Zeitarbeitsfirma, die ihn als Pflegehelfer an das Altenheim Haus Nikolaus vermittelt. Dort erwarten ihn Demenz, Körperausscheidungen, Stress, eine fiese Oberschwester und jede Menge Pflegemissstände. Nach anfänglichem Fluchtimpuls entwickelt Jules bald den Ehrgeiz, den alten Menschen im häufig urkomischen, doch leider viel zu oft auch furchtbaren Heimalltag zur Seite zu stehen.

»Wenn man klug ist, und so klug wird hier zwangsläufig jeder, zieht man den Bewohnern nichts an, was zugeknöpft werden muss. Jeder Knopf, egal, ob zu- oder aufgeknöpft, ist Zeitverschwendung. Weite T-Shirts und Jogginghosen sind erste Wahl.«


Fazit:

Ich lernte zuerst Jules kennen, der hauptberuflich Sohn ist und sich als Couchpotato betätigt. Er war mir auf den ersten Blick erst einmal unsympathisch und als er aus Trotz den Job im Altersheim annahm, änderte dies meine Antipathie nicht. Für Jules steht schnell fest, dass sein erster Tag im Altersheim auch sein letzter sein wird. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Nach anfänglicher Abscheu, entwickelt sich in Jules dann der Ehrgeiz, den alten Menschen den schwierigen Alltag im Pflegeheim erträglicher zu gestalten. Ob das gelingen kann?

In sehr kurzweiliger und humorvoller Art brachte mir der Autor die Tücken des Pflegeberufes näher. Wenn es weniger tragisch wäre, hätte ich oftmals laut loslachen können. Der bitterböse Humor zieht sich durch das gesamte Buch und sorgt dafür, dass dieses schwierige Thema, mit einem lachenden und einem weinenden Auge, erträglich geschildert wird. Der schnodderige und lockere Schreibstil sorgte bei mir für einige Schmunzler und dafür, dass ich immer weiterlesen wollte. Die Seiten flogen nur so dahin und ich wollte immer mehr über den Alltag im Pflegeheim erfahren. Leider sind viele der geschilderten Missstände inzwischen Realität in vielen Pflegeheimen. Dies macht Angst, alt zu werden und wir sollten überlegen, wie sich dies ändern lässt.

Ingo Bartsch ist es gelungen, dieses schwierige Thema gewitzt auf den Punkt zu bringen und auf leichtfüßige Weise und überspitzt auf die Missstände in Altersheimen hinzuweisen. Da ich einige Altenpfleger/innen kenne, ist mir bewusst, dass es in der Realität wirklich so ist, wenn auch nicht so geballt. Altenheime sind Wirtschaftsunternehmen und auf den Profit ausgerichtet. Um den Profit auf einem hohen Level zu halten, wird dann oft an den falschen Stellen gespart und dies zu Lasten der Bewohner und des Pflegepersonals.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich habe es in kürzester Zeit gelesen. Jules, der mir am Anfang eher unsympathisch war wurde mir immer sympathischer und der Schluss der Geschichte versöhnte mich mit Jules egoistischem Verhalten am Anfang. Mit einigen Aufs und Abs hat er eine positive Wandlung vollzogen und seinen Weg gefunden. Mehr verrate ich an dieser Stelle nicht, lest das Buch bitte selbst, es lohnt sich.

Mir taten oft die Bewohner des Heimes leid, für die es zu wenig Zeit und Verständnis gab. Kein Wunder, dass dies zu seltsamen Verhaltensweisen führt. Ich blieb sehr nachdenklich und mit einem mulmigen Gefühl im Bauch zurück. Die geschilderten Zustände können schließlich jeden von uns so oder ähnlich treffen.

Von mir ein großes Kompliment an Ingo Bartsch, dem es hoffentlich gelingt, mit dieser bewegenden Geschichte vielen Menschen die Augen zu öffnen, damit sich etwas ändern kann.

Von mir eine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 01.03.2020

Wahrheit oder Lüge?

Lämmels Syndrom
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Klappentext:

Lämmel, Haushaltswarenvertreter mit Doktortitel, entdeckt an sich die Fähigkeit, durch Dinge hindurchzusehen.
Als wäre das Leben mit geschärftem Blick nicht schon kompliziert genug, stellt ...

Klappentext:

Lämmel, Haushaltswarenvertreter mit Doktortitel, entdeckt an sich die Fähigkeit, durch Dinge hindurchzusehen.
Als wäre das Leben mit geschärftem Blick nicht schon kompliziert genug, stellt ein seltsamer Anruf sein Leben endgültig auf den Kopf. Denn am anderen Ende ist Dom Alfonso. Der lebt hinter der Fußleiste in Lämmels Küche und ernährt sich von den herabfallenden Krümeln. Und er droht mit Krieg, sollte die reibungslose Krümelversorgung eingestellt werden.
Lämmel will den ungebetenen Gast loswerden und schließt einen Pakt mit ihm. Fortan erzählt er ihm Geschichten, deren Wahrheitsgehalt der temperamentvolle Untermieter erraten muss. Sollte Dom Alfonso falsch liegen, so die Abmachung, muss er Lämmels Haus verlassen.
Schon bald muss Lämmel jedoch feststellen, dass Wahrheit und Lüge gar nicht so leicht zu unterscheiden sind, besonders, wenn es um die eigene Vergangenheit geht.
„Lämmels Syndrom oder Die fünf Dimensionen der Wahrheit“ ist ein surrealer Wahnsinnsroman über Realitäten und Ideale, über deren Vergänglichkeit und ein bisschen auch über den Samsa in uns allen.

Fazit:

Lämmel entdeckt seine Fähigkeit, durch Dinge hindurchzusehen. Menschen erscheinen ihm unter ihrer Kleidung nackt und auch der Inhalt von Paketen bleibt vor ihm kein Geheimnis. Als ihn eines Tages ein Anruf auf Portugiesisch erreicht steht sein Leben Kopf. Wer ist dieser unheimliche Dom Alfonso, der ihm mit Krieg droht? Lämmel sieht nur noch die Möglichkeit, einen Pakt mit diesem seltsamen Bewohner seiner Küche zu schließen. Der ungebetene Gast langweilt sich und so erzählt Lämmel ihm Geschichten, deren Wahrheitsgehalt Dom Alfonso erraten soll. Sollte er daneben liegen, muss er Lämmels Haus sofort verlassen. So weit, so gut. Mehr verrate ich nicht, um euch das Lesevergnügen zu erhalten.

Ich wurde neugierig, als ich das schlichte Cover gesehen habe. Am Ende des Buches war mir klar, dass dieses Cover sehr passend gewählt wurde.

Der Schreibstil des Autors ist sehr flüssig, so dass sich das Buch sehr gut lesen lässt. Die verschiedenen Charaktere wurden sehr überspitzt dargestellt und ich konnte sie nur aus der Ferne kennenlernen, da sie mir seltsam fremd blieben.

Das Buch fordert volle Aufmerksamkeit und ist keines, dass sich einfach mal zwischendurch lesen lässt, da der Inhalt nicht so einfach ist, wie vermutet. Durch die unterschiedlichen Erzählstränge und die verschiedenen Ebenen gestaltet sich das Lesen recht anspruchsvoll.
Mir gefielen die vielen kleinen historischen Ereignisse und der abwechslungsreiche Inhalt. Die vielen ungewöhnlichen Wendungen konnten mich überraschen. Am Ende stand für mich die Frage: Was ist wahr und gibt es überhaupt die eine Wahrheit? Für mich blieb diese Frage bis zum Ende offen. Auch weitere Fragen blieben für mich offen und ich hatte Spielraum für meine eigenen Interpretationen.

Mir hat der Stil gefallen und ich empfehle dieses Buch an alle Leser, die sich mal auf etwas Neues einlassen wollen.

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Veröffentlicht am 23.02.2020

Was macht den perfekten Bruder aus?

Hilfe, ich habe meinen Bruder im Internet getauscht!
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Klappentext:

Jonny hat genug von seinem älteren Bruder Ted, also beschließt er, ihn gegen einen neuen auszutauschen. Dass die Tauschbrüder allerdings so seltsam ausfallen würden, damit hat Jonny nicht ...


Klappentext:

Jonny hat genug von seinem älteren Bruder Ted, also beschließt er, ihn gegen einen neuen auszutauschen. Dass die Tauschbrüder allerdings so seltsam ausfallen würden, damit hat Jonny nicht gerechnet.
Neben einem Meerjungen und einem von Erdmännchen aufgezogenen Umtausch-Bruder, der sich wie eine Katze verhält, macht Jonny auf diesem Weg sogar die Bekanntschaft mit dem Geist eines Königs aus dem 16. Jahrhundert! Wird Jonny so den perfekten Bruder für sich finden?

Fazit:

Als ich den Klappentext gelesen habe, wusste ich, diese Geschichte wird mir gefallen, denn auch ich war genervt von meinen Schwestern und hätte sie gerne umgetauscht. Also habe ich mich schnell auf den weg gemacht, um dieses Abenteuer mit Jonny zu erleben.

Jonny ist genervt von seinem älteren Bruder, der ihn immer nur ärgert und auslacht. Als Jonny dann die Seite „Geschwistertausch“ entdeckt, kann er es kaum glauben, wie einfach es sein soll seinen Bruder umzutauschen. Im ersten Moment zögert er noch, doch als sein Bruder ihn wieder ärgert, fällt die Entscheidung leicht. Nun beginnt ein Abenteuer, dass so ganz anders ist, als erwartet. Ob Jonny so seinen perfekten Bruder finden kann, dass müsst ihr selbst lesen, ich will nicht zu viel verraten.

Auf die erste Freude mit dem neuen Bruder folgt schnell die Ernüchterung und Jonny bittet das Team von Geschwistertausch um einen neuen Bruder. Auch dieser Umtausch gestaltet sich ohne Probleme und Jonny freut sich auf seinen Traumbruder. Doch auch diesmal kommt es anders als gedacht und Jonny muss tauscht die Brüder noch mehrmals um. Können seine Wünsche Wirklichkeit werden? Kann diese seltsame Geschäftsidee tatsächlich funktionieren? Das müsst ihr bitte selbst lesen.

Ich habe mich bei der Lektüre köstlich amüsiert und konnte Jonnys Gefühle und Gedanken sehr gut nachvollziehen. Das diese Geschichte unrealistisch sein wird, war mich schon klar, als ich den Klappentext gelesen hatte. Jüngere Leser interessiert dies eher wenig, da sie in dieser Geschichte ihre Gedanken und Gefühle zu ihrem Geschwistern wiederfinden und einfach auf lustige Weise damit konfrontiert werden. Gleichzeitig ist die Geschichte tiefgründig und ein gewisser Lerneffekt ist vorhanden. Nach dem Lesen fällt es bestimmt so manchem Kind leichter, die Macken seiner Geschwister besser zu akzeptieren und die Stärken dieser zu erkennen.

Mich hat dieser lustige und tiefgründige Roman sehr gut und humorvoll unterhalten und auch zum Nachdenken gebracht. Durch seinen leichten Schreibstil und dir große Schrift wird er der anvisierten Lesergruppe gerecht. Auch eine gewisse Spannung ist von Anfang an vorhanden, um sich zum Ende hin noch zu steigern, ohne jugendliche Leser zu überfordern.

Von mir eine klare Leseempfehlung an alle Kinder, die von ihren Geschwistern genervt sind.

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Veröffentlicht am 26.01.2020

Hatte mehr erwartet

Die Frauen vom Alexanderplatz
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Klappentext:

Berlin im Aufbruch: Drei Frauen. Drei Schicksale. Drei Wege, die sich kreuzen.

Berlin 1918: Das Land ist erschüttert von den Folgen des Ersten Weltkrieges. In Berlin tobt die Novemberrevolution. ...

Klappentext:

Berlin im Aufbruch: Drei Frauen. Drei Schicksale. Drei Wege, die sich kreuzen.

Berlin 1918: Das Land ist erschüttert von den Folgen des Ersten Weltkrieges. In Berlin tobt die Novemberrevolution. In diesen Tagen begegnen sich der Matrose Benno und die Schneiderstochter Vera und verlieben sich sofort ineinander. Was Benno nicht ahnt: Seine Jugendliebe Fritzi ist auf der Suche nach ihm und will ihn zurückholen. Auch die Fabrikantentochter Hanna reist in diesen Tagen in die verschneite Hauptstadt und schmiedet Pläne für eine selbstbestimmte Zukunft. Die drei Frauen sind davon überzeugt, dass endlich besser Zeiten vor ihnen liegen und sie sind bereit, alles dafür zu tun, ihre Träume zu verwirklichen.

Fazit:

Als ich den Klappentext gelesen hatte, habe ich eine gut recherchierte und spannende Geschichte mit gut eingearbeiteten geschichtlichen Fakten erwartet. Vielleicht war meine Erwartungshaltung zu hoch, denn leider habe ich nicht ganz das bekommen, was ich erwartet habe.

Nach dem ersten Weltkrieg ist es in Deutschland nicht einfach, es herrscht Hunger und Not und die Novemberrevolution erschüttert Berlin. Die Frauen sollen wieder zurück an den Herd, obwohl sie in den letzten Jahren viele Aufgaben für ihre Männer gemeistert haben. Die Kriegsheimkehrer sind krank an Körper und Geist und das Volk leidet. Vor diesem Hintergrund kämpfen drei Frauen darum, ihren eigenen Lebensweg zu gehen.

Fritzi wartet auf ihren Verlobten, der nach dem Krieg nicht nach Hause kam. Da sie sicher ist. ihn in Berlin zu finden, macht sie sich Weihnachten auf die Reise, um ihn zu holen, damit er sie heiratet und der gemeinsamen Tochter ein Vater ist.

Vera begegnet durch einen dummen Zufall dem Matrosen Benno, der auf der Flucht ist. Da sie ein großes Herz hat, gewährt sie ihn Unterschlupf in der ehemaligen Werkstatt des Vaters und entdeckt nach einer gewissen Zeit ihre Gefühle für ihn. Sie träumt zusätzlich davon, als Schneiderin die Werkstatt gemeinsam mit ihrem Bruder wieder zu eröffnen, so wie sie es ihrem Vater versprochen hat. Ihr Bruder, der inzwischen von der Front zurück ist, nutzt die Werkstatt allerdings als Waffenlager für einen Freikorps, den er anführt.

Hanna hat als Hilfskrankenschwester an der Front gedient und kehrt Weihnachten in die Fabrikantenvilla zurück. Ihre Eltern verbieten ihr, eine Ausbildung zu beginnen, da sie schnellstmöglich standesgemäß heiraten soll. Doch Hanna hat ihr Herz schon längst vergeben, allerdings nicht an einen Mann.

Deutschland liegt in Schutt und Asche und die Bevölkerung hat keinen Schimmer, wie es weitergehen soll. Während die eine Gruppe resigniert, lehnt sich die andere auf und gibt den Sozialisten und den Juden die Schuld an den schlimmen Verhältnissen. Vor diesem Hintergrund habe ich mir einen spannenden Roman versprochen, leider wurden die Hintergründe nur am Rande erwähnt und oberflächlich abgehandelt. Dabei war diese Zeit sehr spannend und voller Umbrüche.

Leider wurden Nebensächlichkeiten ziemlich ausgebreitet, statt wie erwartet die Hintergründe stärker in die Geschichte einzubinden. Dadurch plätscherte die Geschichte so vor sich hin, ohne mich wirklich zu erreichen.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und leicht lesbar, allerdings fehlte mir die Spannung. Die Charaktere, die mir anfangs noch sehr interessant erschienen, verloren für mich nach und nach an Tiefe, da sie lange Zeit scheinbar auf der Stelle blieben und sich nicht weiter entwickelten. Ich hätte mit viel mehr Widerspruchsgeist gerechnet. Da sie auf mich recht steif und stellenweise sehr naiv wirkten, konnte ich auch keine Bindung zu den Charakteren aufbauen, um mit ihnen zu fühlen und zu leiden. Als die Frauen dann beginnen, sich aufzulehnen, ist die Geschichte sehr schnell am Ende, obwohl ich gerade an diesem Punkt gerne weitergelesen hätte, um mehr von ihrem weiteren Leben zu erfahren.

Von einem historischen Roman hatte ich mir mehr versprochen. Das Buch konnte mich zwar unterhalten, aber nicht so fesseln, wie andere Bücher aus dem Genre, zumal ich mir auch sehr früh vorstellen konnte, was aus den Träumen der drei Frauen wird.

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