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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.09.2019

Tolles Debüt, das Lust auf mehr macht

Bis ihr sie findet
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Klappentext:

Südengland an einem heißen Juliabend des Jahres 1983. Sechs Schulfreunde treffen sich, um gemeinsam im Wald zu zelten. Sie alle sind aufgeweckte Jugendliche und anarchisch, unerschrocken, ...

Klappentext:

Südengland an einem heißen Juliabend des Jahres 1983. Sechs Schulfreunde treffen sich, um gemeinsam im Wald zu zelten. Sie alle sind aufgeweckte Jugendliche und anarchisch, unerschrocken, schön, scheinbar für höhere Ziele geboren. Die erst vierzehnjährige Aurora kann kaum glauben, für ein paar Stunden zu ihrer Clique gehören zu dürfen. Am nächsten Morgen ist sie spurlos verschwunden.
Dreißig Jahre später taucht in eben jenem Wald eine Leiche auf. Detective Chief Inspector Jonah Sheens weiß sofort, wen man nach all der Zeit endlich gefunden hat: Aurora. Die sechs Freunde sind mittlerweile ein jeder auf seine Weise beruflich erfolgreich geworden und halten alle an ihrer Unschuld fest. Was genau ist damals geschehen? War der Mörder die ganze Zeit in ihrer Mitte? Es ist an Jonah Sheens, das Netz aus jahrzehntealten Lügen, polizeilichen Versäumnissen und wohlgehüteten Geheimnissen zu entwirren.


Fazit:

Schon das düstere Cover zog mich magisch an und ich versprach mir Spannung bis zur letzten Seite. Mit dem Lesen begonnen, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, da ich wissen wollte, was 1983 wirklich geschah. Leser, die einen blutrünstigen Thriller erwarten, werden eventuell enttäuscht sein, da sich die Handlung stark auf die Ermittlungsarbeit konzentriert, die sehr detailliert beschrieben wurde. Für Liebhaber von soliden Krimis ist es der richtige Lesestoff. Ich wurde von Anfang an in diese Geschichte gezogen, in der die Spannung stetig steigt.

Jonah Sheen und sein Team werden informiert, als ein 9- jähriges Mädchen durch Zufall eine stark verweste Leiche findet. Jonah hat sofort die Vermutung, dass es sich bei der Leiche um die seit 30 Jahren vermisste Aurora handelt. Damals wurden die Ermittlungen erfolglos eingestellt, um jetzt wieder aufgenommen zu werden. Für das Team folgen viele Tage und Nächte mit akribischer Kleinstarbeit, um den Fall aufzuklären. Dies ist besonders schwer, da die Leiche schon so alt ist und die Spuren dementsprechend schwer auszuwerten. Auch das Wälzen der Ermittlungsakten liefert neue Fakten, denen vor 30 Jahren zu wenig Bedeutung geschenkt wurde. Welche Rolle spielen die anderen Jugendlichen? Wer lügt und wer hat Aurora getötet? Welche Rolle spielt Jonah Sheen, der damals erst seinen Dienst begonnen hat und die Jugendlichen flüchtig kannte? Wer kann wem trauen? Diese Fragen werden im Buch beantwortet und es lohnt sich, es zu lesen.

Die Ermittler waren für mich sehr sympathisch und authentisch beschrieben und überzeugten mich damit, dass auch sie Probleme mit den Dämonen ihrer Vergangenheit haben und dadurch auf dem Boden blieben. Es waren keine Super Cops, sondern ganz normale Menschen, mir ihren alltäglichen Sorgen. Für mich war es spannend, zu verfolgen, wie die Ermittler an diese Ermittlung herangingen und wie viele kleine Schritte nötig sind, um einen Fall neu aufzurollen. Dem Team wird alles abverlangt, um diesen Fall zu lösen.

Die Jugendlichen schotten sich auch in der Gegenwart ab, um den Ruf ihrer Clique aufrecht zu erhalten, so dass es schwierig ist ihre Aussagen einzuordnen und ihnen die edelmütigen Absichten zu glauben. Auch wenn sie inzwischen ein gutbürgerliches Leben führen, waren sie als Jugendliche aufsässig und feierten in der Nacht von Auroras Verschwinden eine wilde Party mit Alkohol, Drogen und Sex. Es fällt schwer, sie jetzt Erwachsenen einzuordnen, dies erhöht die Spannung umso mehr. Wer sagt die Wahrheit und wer verzerrt sie zu seinen Gunsten? Was wird von der Clique verschwiegen, deckt sie vielleicht sogar den oder die Täter? Lest selbst, es lohnt sich.

Um die Spannung zu erhöhen, arbeitete die Autorin mit Rückblenden in das Jahr 1983 und lässt die Leser an dem Ausflug der Jugendlichen teilnehmen. Die Rückblenden erzählen aus Auroras Sicht, was in dieser Nacht geschah und es baut sich langsam ein Bild der Jugendlichen und der Vorgänge auf. Dadurch bekam ich schnell einen Bezug zum Opfer, weil ich immer mehr Informationen bekam, was sich damals wirklich zugetragen hat. Die Vergangenheit wird immer wieder sehr gut in die laufenden Ermittlungen eingefügt, so dass mein Bild von den Jugendlichen und den Ermittlungen immer klarer wurde und ich immer mehr fieberte, den oder die Täter endlich zu enttarnen. War es nur ein Unfall oder doch ein Mord? Was wurde Aurora angetan? Warum wurde sie damals nicht gefunden? Was verschwiegen die Jugendlichen bis heute? Ich konnte spekulieren und mir meine eigenen Gedanken machen, um am Ende, vom furiosen Finale, doch überrascht zu werden. Toll gemacht.

Was wirklich passierte, das müsst ihr leider selbst lesen, da ich nicht zu viel verraten will. Mich hat dieses Debüt von der ersten bis zur letzten Seite überzeugt und ich warte mit Spannung auf weitere Fälle mit diesem tollen Team. Die gesamte Geschichte war durchgehend gut durchdacht und so konnte ich mitfühlen, mitfiebern und miträtseln. Der lebendige Schreibstil sorgte dafür, dass ich das Gefühl hatte, dabei zu sein. Meine Erwartungen wurden im vollen Umfang erfüllt und ich empfehle dieses Buch gerne an Krimiliebhaber weiter.

Veröffentlicht am 06.09.2019

Schwieriges Thema kindgerecht aufbereitet

Über die Grenze
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Klappentext:

Norwegen unter deutscher Besatzung 1942. Zwei jüdische Kinder müssen über die Grenze nach Schweden, wo ihr Vater wartet. Doch die erwachsenen Helfer werden verhaftet, und zwei norwegische ...

Klappentext:

Norwegen unter deutscher Besatzung 1942. Zwei jüdische Kinder müssen über die Grenze nach Schweden, wo ihr Vater wartet. Doch die erwachsenen Helfer werden verhaftet, und zwei norwegische Kinder springen ein …
Gerda ist zehn und hat gerade ›Die drei Musketiere‹ gelesen. Naiv, abenteuerlustig und ausgestattet mit einem hitzigen Temperament, beschließt sie, Sarah und Daniel auf ihrer Flucht zu helfen. Ihr ängstlicher Bruder Otto geht zögernd mit. Es wird für die vier Kinder ein Abenteuer auf Leben und Tod.

Fazit:

Als ich dieses Buch entdeckte, wunderte ich mich über das sehr düstere Cover, welches meine Neugier weckte. Ich las dann erst mal den Klappentext, um zu wissen, um was es in diesem Buch geht und war schnell überzeugt, dass dieses Cover zum Inhalt passt. Kaum mit dem Lesen begonnen, war ich mitten in der Handlung und konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Gerdas Eltern haben in ihrem Keller zwei jüdische Kinder versteckt, die sie zu ihrem Vater nach Schweden bringen wollen. Dort sind sie in Sicherheit vor den Nazis. Doch kurz vor der Flucht werden die Eltern verraten und verhaftet. Gerda und ihr Bruder Otto bleiben alleine im Haus und entdecken die jüdischen Kinder. Für die mutige Gerda, die von den Abenteuern der drei Musketiere träumt. Ist sofort klar, dass sie den Kindern helfen muss. Gerdas ängstlicher und besonnener Bruder schließt sich in der letzten Minute an und so beginnt ein gefährliches Abenteuer, da die Flucht extrem gefährlich ist.

Ohne den sonst üblichen erhobenen Zeigefinger wird von der Autorin in kindgerechter und eindrucksvoller Art ein sehr schwieriges Thema aufbereitet. Vier Kinder auf der Flucht vor den Nazis, und trotzdem bleiben die Kinder im gesamten Verlauf Kinder mit ihren Ideen und ihren normalen Verhaltensweisen. Alle Kinder werden mit ihren Gefühlen und Handlungen glaubwürdig dargestellt, so dass ich mich in sie hineinversetzen konnte. Sie sind mutig, ängstlich, fröhlich, manchmal leichtsinnig und für sie ist die Flucht erst einmal ein neues, abenteuerliches Spiel. Ganz normale Kinder, die es schaffen, Lesern den Wert von Mut, Aufrichtigkeit, Zusammenhalt und Rückgrat vor Augen zu führen. Sie wachsen über sich selbst hinaus und erleben teilweise völlig neue Seiten an sich.

Ich halte es für sehr wichtig, auch Kindern diese schlimme Zeit zu erklären und dieses Buch ist ein guter erster Schritt. Auf ehrliche und behutsame Weise werden Kinder an dieses Thema herangeführt und das Interesse für diese Zeit geweckt, gerade weil die Thematik in ein Abenteuer verpackt wurde, mit dem sich Kinder identifizieren können.

Mich hat dieses Buch begeistert und ich empfehle es allen Eltern, mit Kindern im passenden Alter, um es gemeinsam mit den Kindern zu lesen.

Veröffentlicht am 05.09.2019

Völlig unterschiedliche Kurzgeschichten

Die artgerechte Haltung von Gedanken
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Klappentext:

14 Geschichten über Selbstfindung, Ängste, Sehnsüchte und den Umgang mit Gedanken und Ideen:
Eine Verabredung, die nicht stattfindet. Eine wunderbare Aussicht, wenn da der Zaun nicht wäre. ...

Klappentext:

14 Geschichten über Selbstfindung, Ängste, Sehnsüchte und den Umgang mit Gedanken und Ideen:
Eine Verabredung, die nicht stattfindet. Eine wunderbare Aussicht, wenn da der Zaun nicht wäre. Schädlingsbekämpfung, die letztendlich auch nur eine Form des Tötens ist. Das Raubtier, das zur Beute wird. Der Freund, der auf einmal nicht mehr da ist. Und eine Begegnung mit dem früheren Ich.
Vielleicht sind Menschen in der Theorie frei. Doch der Tausch von Freiheit gegen Sicherheit beginnt bereits in der Gedankenwelt.


Fazit:
Wie frei sind wir wirklich? In den 14 Kurzgeschichten nimmt uns die Autorin mit auf die Reise, um über unsere Ängste, Sehnsüchte und vielfältigen Gedanken, die uns im Weg stehen können, nachzudenken. Sie hat eine bunte Sammlung von Geschichten zusammengestellt, die tief in das Gefühlsleben der Charaktere eintauchen lassen. Dadurch werden die Handlungen der Charaktere nachvollziehbar und authentisch.

Die Geschichten laden ein, über Berührungspunkte nachzudenken und zu überlegen, wie wir selbst in dieser Situation reagieren würden. Auch wenn auf den ersten Blick der rote Faden zu fehlen scheint, ist allen Geschichten gemeinsam, dass sie Momentaufnahmen im Leben darstellen, die wir so oder ähnlich kennen und denen wir nur uns mit Mut stellen können. Die Geschichten konnten mir oft das Gefühl vermitteln in der Haut des Protagonisten zu stecken, da sie alltägliche Episoden erzählen und zusätzlich viel Raum für eigene Überlegungen lassen.

Für mich waren alle Geschichten sehr gelungen und haben mich sehr nachdenklich gemacht. Da der Hintergrund so ernst ist, ist dies keine Lektüre für nebenbei. Mir haben mehrere Geschichten sehr gut gefallen, jeder Leser sollte sich seine eigene aussuchen.

Veröffentlicht am 05.09.2019

Plötzlich Prinzessin in einem Land voller Drachen, und jetzt?

Dragon Tale - Kind des Feuers
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Klappentext:

Seit Monica denken kann, hat Feuer auf sie eine anziehende und beruhigende Wirkung. In ihren Träumen redet es sogar mit ihr. Doch verstehen tut sie es nie.
Das alles ändert sich, als Monica ...

Klappentext:

Seit Monica denken kann, hat Feuer auf sie eine anziehende und beruhigende Wirkung. In ihren Träumen redet es sogar mit ihr. Doch verstehen tut sie es nie.
Das alles ändert sich, als Monica eine unverhoffte Begegnung mit einem magischen Wesen hat, das zu allem Überfluss auch noch behauptet, sie zu kennen.
Durch dieses Ereignis scheint Monica ihrem inneren Feuer noch näher gekommen zu sein, was von dunklen Mächten nicht unbemerkt bleibt. Kurzerhand findet sie sich Hals über Kopf in Draconica, einer fremden Welt voller magischer Geschöpfe, wieder.
Dies ist ihre Geschichte über Feuer, Freundschaft und Abenteuer, aber vor allem - Drachen.

Fazit:

Monica ist Waise und wurde von liebevollen Eltern adoptiert. Wie sie vor ihrer Adoption lebte, daran kann Monica sich nicht erinnern. Die 15-jährige Monica lebt ein ganz normales Leben als Teenie, mit all seinen Freuden und Sorgen. Eines Tages muss sie auf dem Weg zu ihrem mysteriösen Geigenlehrer einen Umweg einschlagen und ab jetzt überschlagen sich die Ereignisse. Auf dem Friedhof gibt es plötzlich ein bedrohliches Monster, und nur ein anderes Monster kann Monica retten. Dieses Monster, das Monica zu Hilfe eilt, behauptet auch noch, Monica zu kennen und will ihr einreden eine Prinzessin zu sein. Dieser Ansatz kommt euch spätestens seit Harry Potter bekannt vor? Doch halt, lasst euch überraschen, denn nur der Ansatz ist ähnlich, dann kommt es ganz anders.

Seit dieser Begegnung hat Monica echte Probleme, denn sie muss plötzlich zwei völlig verschiedene Welten miteinander vereinbaren. Da gibt es die „normale“ Welt mit den Eltern, der Schule und den Freunden und dann auch noch Draconia mit seinen Drachen, Monstern und den neuen Freunden. Monica muss sich nun immer häufiger in Draconia aufhalten und dies möglichst unbemerkt von ihren Eltern. Sie lernt die Besonderheiten von Draconia langsam kennen und lieben. Nach und nach erfährt Monica immer mehr vom Schicksal ihrer leiblichen Eltern und aus ihrer Vergangenheit. Sie lernt auch neue Freunde kennen, die sie in ihrer tollpatschigen und lustigen Art bei all den Abenteuern unterstützen. Welche Abenteuer auf Monica warten, das lest bitte selbst, es lohnt sich.

Ich gebe zu, dass ich die vielen Charaktere die in der Handlung auftauchten, erst mal sortieren musste, bis ich ihre Namen (in Draconia hat jedes Lebewesen zwei Namen) und Eigenheiten unterscheiden konnte. Trotz dieser Besonderheit habe ich mich sehr schnell in die Geschichte eingelesen und war fasziniert von der Phantasie und Spannung. Dabei geht die Autorin nie den geraden Weg, um auf das nächste Abenteuer hinzuleiten, sondern es dürfen auch Umwege beschritten werden oder es wird auch mal ein Zickzackkurs eingeschlagen. Dadurch wurden immer wieder neue Aspekte beleuchtet und ich konnte die verschiedenen Charaktere noch besser kennen lernen und ins Herz schließen. Alle Charaktere sind einzigartig und individuell und können gerade dadurch punkten.

Ihr fragt euch jetzt: Was hat es nun mit dem mysteriösen Geigenlehrer auf sich? Das lest bitte selbst. Ob es auf Draconia außer den Drachen noch andere magische Wesen gibt? Nur so viel: Es gibt noch viele magische Wesen, die euch überraschen werden in ihrer Vielfalt und ihrer Art. Lasst euch überraschen. Was hat es mit dem Feuer auf sich, von dem Monica so fasziniert ist? Auch hier will ich nicht zu viel verraten.

Es gibt einige Rätsel zu lösen und einige Abenteuer zu bestehen, um den Fluch von Monicas neuer Freundin zu nehmen. Auf dem Weg dorthin lasst euch von den schlagfertigen und humorvollen Dialogen genauso gefangen nehmen, wie von der Handlung, die immer wieder überraschen kann.

Mich begeisterte die Hingabe, mit der die Autorin ihre Charaktere und die Phantasiewelt beschrieb. Ich konnte mir Draconia regelrecht vorstellen und tauchte schnell in diese Welt ab.

Ich empfehle dieses Buch für jugendliche Leser und für alle anderen Leser, die immer noch träumen können und gerne in Phantasiewelten abtauchen. Dies ist der erste Teil einer Reihe und ich freue mich auf die weiteren Folgen, um mit den Bewohnern von Draconia weitere Abenteuer zu bestehen und um zu sehen, wie Monica die beiden Welten zufrieden stellt.

Veröffentlicht am 03.09.2019

Einfach schockierend

Ich stehe noch - AYAKTAYIM
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Klappentext:

Die türkischstämmige Buket erzählt von ihrer arrangierten Ehe im Alter von 15 Jahren und den katastrophalen Folgen für ihren weiteren Lebensweg. Über viele Jahre hinweg erduldet sie Einschüchterung, ...

Klappentext:

Die türkischstämmige Buket erzählt von ihrer arrangierten Ehe im Alter von 15 Jahren und den katastrophalen Folgen für ihren weiteren Lebensweg. Über viele Jahre hinweg erduldet sie Einschüchterung, Gewalt und extreme Einschränkungen in einer Parallelgesellschaft mitten in Berlin. Erst als es für sie um Leben und Tod geht, gelingt es Buket, sich aus den Fesseln ihres Mannes und seiner Familie zu befreien.
Bukets Geschichte ist kein Einzelfall, in Deutschland gab es 2018 laut Bundeskriminalamt über 138.000 gemeldete Fälle von häuslicher Gewalt.

Fazit:

Mich hat dieses Buch schockiert zurückgelassen, da mir wieder einmal vor Augen geführt wird, dass es bei uns diese Parallelgesellschaft wirklich gibt. Auch wenn unsere Politiker anderes behaupten, gibt es bei uns schon No-Go-Areas in großen Städten und von der viel besungenen Integration keine Spur. Vom Leben in einer solchen Gesellschaft erzählt dieses Buch.

Um was geht es? Buket wächst in der Türkei bei modernen Eltern auf, die dafür sorgen, dass sie selbstständig und intelligent ihr Leben gestalten kann. Sie darf mit Jungen und Mädchen spielen, Kleidung tragen, die ihr gefällt und ein freies Leben genießen. Auch Bildung wird großgeschrieben, so dass Buket mit 15 Jahren einen weiteren Schulbesuch plant, statt an eine Hochzeit zu denken. Dennoch wird sie in diesem Alter nach Deutschland verheiratet, da ihre Eltern das Beste für sie wollen und in Deutschland eine lebenswerte Zukunft für ihre Tochter erhoffen. Was dann passiert, konnten die Eltern nicht ahnen.

Buket landet in einem Stadtteil von Berlin, in dem überwiegend Türken mit niedrigem Bildungsstand leben und dadurch an den alten Traditionen festhalten. Auch ihr Mann schlägt sich mit seinen mangelnden Kenntnissen der deutschen Sprache durch und das schöne Eheleben entpuppt sich für Buket bald als Alptraum. Sie soll sich ihrem Mann und seiner Familie völlig unterwerfen und an den alten Rollenbildern festhalten. Anfangs hat sie noch die Kraft zu kämpfen, um sich ein freieres Leben zu gestatten. Doch nach jedem kleinen Sieg kommt eine harte Niederlage. Irgendwann sieht sie nur noch die Möglichkeit zu fliehen, um sich und ihre zwei Töchter vor diesem gewalttätigen Ehemann in Sicherheit zu bringen. Doch ist sie noch stark genug um diese Flucht durchzustehen, oder wurde ihr Wille schon gebrochen?

Auf mich wirkt es sehr erschreckend, wie Buket anfangs noch versucht, sich ihrer neuen Familie anzupassen und ihr zu gefallen und wie dann nach und nach die Angst und Verzweiflung immer größer wird. Sie ist einsam und hilflos, da sie die deutsche Sprache nicht beherrscht und ihr Mann alle Versuche von ihr unterbindet, sich zu integrieren und die Sprache zu lernen. Mir war schon vorher bekannt, wie im Islam Frauen unterdrückt werden und wir sollten aufstehen, um dies zu unterbinden. Allerdings ist in dieser Beziehung auch schon unser Wille gebrochen, da wir dazu erzogen wurden, diese „Religion“ anzuerkennen und deren Auswüchse unter dem Siegel der Religionsfreiheit zu akzeptieren. Auf dieser Basis wird die Unterdrückung von Frauen und Gewalt gegen Frauen billigend in Kauf genommen. Eine Unterdrückung und Gewalt, die auch gebildeten, modernen Moslems übel aufstößt.

Was soll ich zu diesem Buch sagen? Ich musste es häufiger aus der Hand legen, weil ich so schockiert war. In manchen Momenten hätte ich Buket gerne mal geschüttelt, um sie auf den rechten Weg zurückzubringen. Eine Beurteilung ihres Handelns kann ich mir nicht erlauben, da ich zwar dieses Buch gelesen habe, aber nie in solch einer toxischen Beziehung gefangen war. Manche Handlungen wirken auf uns vielleicht nicht nachvollziehbar, für Buket war das Überleben in diesen Momenten allerdings wichtiger, als rationell und vernünftig zu handeln. Ich bewundere den Mut, mit dem sie der Autorin ihre Geschichte erzählte, um auch andere Frauen wachzurütteln, die unter ähnlichen Verhältnissen leben.

Mir hat das Buch gefallen und es hat mich nachdenklich zurückgelassen. Leider ist mir wieder einmal klar, dass Frauen in solchen Situationen viel mehr Hilfe benötigen und selten den Mut haben werden, diese auch zu fordern. Ich frage mich wieder, wie oft die Augen verschlossen werden, um nicht eingreifen zu müssen. Hinter verschlossenen Türen dieses Glaubens geschehen noch viel mehr Dinge, die uns unbekannt sind.

Ich habe einige Rezensionen zu diesem Buch gelesen, in denen sich über die vielen Wiederholungen aufgeregt wurde. Gerade diese Wiederholungen machen meiner Meinung noch viel deutlicher in welcher negativen Spirale Buket gefangen war.

Von mir eine absolute Leseempfehlung für alle Leser, die begreifen wollen, was unter dem Siegel der Verschwiegenheit, im Namen dieses Glaubens geschieht. Dieses Buch sollte ein Aufruf an alle Frauen sein, endlich zusammenzuhalten und gemeinsam für unsere Freiheit zu kämpfen.