Platzhalter für Profilbild

Leseratte1961

Lesejury Star
offline

Leseratte1961 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Leseratte1961 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.08.2019

Überzeugendes Debüt

Clone Designer / Clone Designer - 2984
0

Klappentext:
2984 - Eintausend Jahre später überwachen Großkonzerne den Genpool der Menschen, ihre Wiedergeburt, und Lebensverlängerung gibt es nur über Bonuspunkte. Doch es herrscht Konsummüdigkeit. In ...

Klappentext:
2984 - Eintausend Jahre später überwachen Großkonzerne den Genpool der Menschen, ihre Wiedergeburt, und Lebensverlängerung gibt es nur über Bonuspunkte. Doch es herrscht Konsummüdigkeit. In der größten Weltwirtschaftskrise züchten Allsa Unternehmermit einem Gen Cocktail den Supermanager Castello heran, der jedoch entgleist und sich selbst zum Herrscher des Universums machen möchte. Sein Erfolgskonzept liegt in einem Geheimprojekt namens Multirecon Plus. Dafür verschwinden 100 Top Clone Designer auf mysteriöse Weise. Till Symon beschreibt in seinem Debüt Roman beängstigend nachvollziehbar den Kontrollwahn machtgieriger Geschäftemacher, wenn ihnen die technischen Möglichkeiten der Zukunft in die Hand gegeben werden. Mit skurrilen und witzigen Einlagen, in einer rapiden Handlung, lässt dieser Roman nicht nur nachdenklich werden, sondern auch schmunzeln. Clone Designer - 2984 - ist ein Thriller, der auch Nicht Science-Fiction Fans gefallen wird.

Fazit:

Die Handlung spielt tausend Jahre nach Orwells Vision aus 1984 und da mir Orwells Buch schon gefallen hat, wollte ich dieses auch unbedingt lesen. Was soll ich sagen? Mich konnte dieses Debüt überzeugen und fesseln.

Um was geht es in diesem Buch? Im Jahr 2984 gibt es im Weltall zwei Gruppen Menschen: die Industrialisten mit ihren Clone Designern und die Individualisten, die sich gegen den Konsum entschieden haben. Bei den Industrialisten dominiert der Konzern Allsa, mit dem Stardesigner Castello, den Konsum und greift tief in den menschlichen Willen ein. Eine Wirtschaftskrise macht dem Treiben ein Ende und Allsa muss um das Überleben bangen.

Der Hauptprotagonist Clark war ebenfalls ein Designer bei Allsa, um dann zu Clonedake
Share zu wechseln, da ihm Allsa nicht mehr geheuer erscheint. Durch diesen Wechsel macht er sich zum Verräter und muss mit schärften Sanktionen rechnen. Durch einen Hinweis überzeugt, macht er sich zusätzlich noch auf die Suche nach seinem früheren und seit Jahren verschwundenen Freund. Clark beginnt außerdem, 100 verschwundene Clone Designer zu suchen, da diese genauso wie die Tochter seines Freundes an einem geheimen Projekt von Allsa beteiligt waren. Es beginnt eine wilde Jagd durch das Weltall. Ob Clark erfolgreich ist, dass müsst ihr selbst lesen, es lohnt sich.

Clark wird sehr schnell von Castello verfolgt und muss sich den Ausgestoßenen dieser Gesellschaft anschließen, um zu überleben. Auch seine Frau und seine Tochter geraten schnell in Gefahr und Clark muss viel riskieren, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Ob ihm dies gelingen kann?

Auf der Flucht sammelt Clark nach und nach Informationen zu dem Geheimprojekt namens Multirecon und ist über die Tragweite dieses Projektes erschüttert. Die Menschen werden durch dieses Projekt von Castello noch stärker beeinflusst, als vermutet. Clark und seine neuen Freunde setzen nun alles daran, dieses Projekt zu verhindern, während Castello es weiter vorantreiben will.
Wer wohl am Ende siegen wird?

Ich gebe zu, dass ich mich erst mal über einige Seiten in diese Geschichte einlesen musste. Der Autor gibt anfangs viele Erklärungen zu seiner Zukunftswelt und ich musste diese sortieren, um die Geschichte zu verstehen, da ich mir diese Gesellschaft des ständigen Konsums und der Hierarchien nur schwer vorstellen konnte. Als ich mich dann eingelesen hatte, konnte ich die Geschichte nicht mehr aus der Hand legen und die Seiten flogen nur noch dahin. Die Spannung baute sich schon sehr früh auf um dann immer weiter anzusteigen. Ich wollte die Geheimnisse dieses Geheimprojektes entschlüsseln und auch wissen, warum so viele M4nschn von heute auf morgen verschwanden. Je weiter die Handlung voranschritt, um so bedrückender wurde klar, wie Machthunger und Geschäftemacher die Menschheit beeinflussen können. Menschen dürfen kein selbstbestimmtes Leben mehr führen, sondern sie sind nur noch Mittel zum Zweck um den Konsum anzukurbeln. Eine Zukunftsvision, die mir so manchen kalten Schauer den Rücken hinunterlaufen lies. Doch ich will hier nicht zu viel erzählen, da das den Lesespaß schmälern könnte. Lest bitte selbst und lasst euch begeistern.

Ich habe mich öfter gefragt, ob die Menschen in dieser Geschichte tatsächlich Menschen oder Roboter sind, die nur noch nach dem Willen der Industriebosse funktionieren. Es scheint kaum noch normales menschliches Leben möglich, selbst Kinder werden nicht mehr normal gezeugt und geboren. Eine fürchterliche Vorstellung, wie weit der Machthunger weniger Geschäftemacher die Menschheit beeinflusst.

Mich hat dieser Roman nachdenklich zurückgelassen und ich empfehle ihn an alle Leser, die Thriller mögen.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Biographie bleibt relativ distanziert

Hans Noll in Amazonien
0

Klappentext:

Der dreißigjährige Aufenthalt Hans Nolls in Brasilien beginnt gleich in der ersten Nacht in einem zwielichtigen Vergnügungsviertel von Belém, dem Einfallstor zum tropischen Regenwald. Noll ...

Klappentext:

Der dreißigjährige Aufenthalt Hans Nolls in Brasilien beginnt gleich in der ersten Nacht in einem zwielichtigen Vergnügungsviertel von Belém, dem Einfallstor zum tropischen Regenwald. Noll trifft hier alle, die sich damals in Amazonien herumtrieben, unter ihnen Goldsucher, besserwisserische Entwicklungshelfer und Waffenschmuggler. Nach dem Tod von Maria zieht sich Noll immer mehr auf sein Landhaus zurück, bis eines Tages seine Wachhunde vergiftet werden.

Fazit:

Die Geschichte handelt, wie der Titel schon vermuten lässt von Hans Noll, der als junger Mann nach Brasilien auswandert und sich an das dortige Leben gewöhnen muss. Sie wird von einem Chronisten erzählt, der Hans kennenlernt, als er wieder in seine Heimat zurückkommt. Immer wieder gibt der Chronist seine Einschätzung wieder, und macht die Geschichte so verständlicher. Dies hat mir gut gefallen.

Hans lebt sich in Brasilien mit allen zu erwartenden Schwierigkeiten recht gut ein und macht das Beste aus seinem neuen Leben. Dabei lernt er die verschiedensten Menschen kennen und manche begleiten ihn über viele Jahre als treue Begleiter. Nach und nach konnte ich auch von einer tragisch endenden Liebe erfahren, die dafür sorgte, dass Hans sich zurückzog und abkapselte. Leider wurde diese nur am Rande erwähnt und konnte mich dadurch nur wenig berühren. Auch die erlebten Abenteuer berührten mich eher nicht im vollen Umfang, da überwiegend die Dialoge zwischen Hans und dem Doktor dominierten.

Durch den schönen Schreibstil konnte ich die Geschichte sehr flüssig lesen, mir fehlte allerdings der Touch, der mich richtig begeistern konnte. Hans blieb mir recht fremd und ich hatte das Gefühl, dass ich ihn irgendwie nur aus der Ferne betrachten würde, ohne ihm näher zu kommen. Ich konnte zu dieser Geschichte keine richtige Bindung aufbauen, da sie relativ unpersönlich und neutral erzählt wurde. Gerade bei Biographien möchte ich mich auch in die Protagonisten hineinversetzen und mitfühlen können. Dies fehlte mir, da ich keine Bindung zu Hans aufbauen konnte.

Leider konnte mich das Buch nicht so fesseln wie erwartet.

Veröffentlicht am 11.08.2019

Sommerlich leichte Geschichte, mit Tiefgang

Nie wieder Amore!
0

Klappentext:

Küsse niemals einen Sizilianer!
Seit sie Rentnerin ist, hat Moni Renner viel zu viel Zeit. Zeit zum Nachdenken über Vincenzo, ihre große Liebe von einst, und seinen plötzlichen Tod. Da erreicht ...

Klappentext:

Küsse niemals einen Sizilianer!
Seit sie Rentnerin ist, hat Moni Renner viel zu viel Zeit. Zeit zum Nachdenken über Vincenzo, ihre große Liebe von einst, und seinen plötzlichen Tod. Da erreicht Moni eine Nachricht von Lena, einer jungen Deutschen, die in Italien lebt. Von ihr erfährt sie Unglaubliches: Vincenzo ist gar nicht tot, sondern lebt als Orangenbauer auf Sizilien. Wie kann das sein? Moni ist empört und reist mit ihrem Enkel Jan nach Palermo. Gemeinsam mit Lena versuchen sie, Vincenzo zu finden und klappern jede Orangenplantage der Insel ab. Monis Engagement ruft aber nicht nur die Behörden, sondern auch windige Mafiosi auf den Plan. Doch zu Jans Überraschung kann Oma Moni es selbst mit dem furchteinflößendsten Mafiaboss aufnehmen ...

Fazit:

Moni fällt in der Seniorenresidenz die Decke auf den Kopf. Soll es das jetzt gewesen sein? Gibt es noch mehr, als hier zu versauern? Ein Highlight wurde von ihrer Tochter schon geplant. Sie will mit ihrer Mutter eine Kreuzfahrt machen. Aber muss es unbedingt Norwegen sein? Hat sich Moni nach ihrer eher unglücklichen Ehe nichts Besseres verdient? Moni zweifelt an ihrem nutzlosen Dasein, als sie die Nachricht von Lena erreicht. Moni wurde vor vielen Jahren mitgeteilt, dass ihre große Liebe Vincenzo nach einem Unfall verstorben ist. Laut Lena soll er noch leben? Wie kann das sein?

Für Moni bleibt nur der Entschluss, Koffer packen und ab nach Sizilien. Sie will der Wahrheit auf die Spur kommen. Dafür nimmt die quirlige Moni, die so gar nicht in das Bild der üblichen Rentner passt, sogar in Kauf, dass ihr spießiger Enkel sie als Aufpasser begleitet.

In Sizilien angekommen, lernen Moni und Jan zuerst Francesca und dann auch Lena kennen. Nachdem Lena glaubhaft versichert, dass Vincenzo noch lebt, beginnt die Suche nach ihm. Werden sie ihn tatsächlich finden und was ist damals wirklich passiert?
Die Suche nach Vincenzo tritt teilweise in den Hintergrund, da auch Francesca und Lena Probleme haben. Sie wollen in Francescas Elternhaus eine Sprachschule eröffnen und ihnen werden immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen. Da kommt Moni mir ihren ungewöhnlichen Ideen gerade recht, um einzugreifen. Steckt da wirklich die Mafia dahinter, oder ist es am Ende doch harmlos? Lest selbst, es lohnt sich.

Der Ruhestand von Moni taucht in weite Ferne und sie blüht regelrecht auf. Leider taucht dann auch noch völlig unerwartet ihre Tochter Tanja auf und will Moni zur Heimreise in die Residenz und zur Kreuzfahrt überreden. Wird Tanja ihr Ziel erreichen, oder wirkt der Flair von Sizilien und den Menschen auch auf sie? Lasst euch überraschen. Auch von dem Geheimnis das dann noch gelüftet wird, werdet ihr überrascht sein. Plötzlich ist alles ganz anders und doch so logisch.

Moni, Francesca und Lena sind sehr authentische Charaktere, die mir sehr sympathisch waren. Mit Jan hatte ich anfangs meine Probleme, da er sehr spießig und steif schien. Zum Glück entwickelt er sich weiter und greift sogar helfend ein, als seine Begabungen gefragt sind. Auch Lena wirkt sich positiv auf ihn aus, lasst euch einfach überraschen und geniest die Fronten, die da aufeinanderprallen. Auch mit Tanja musste ich erst einmal warm werden und war dann über ihre Wandlung überrascht.

Besonders gut gefielen mir die tiefschürfenden Gespräche zwischen Mutter und Tochter, so dass sie sich noch einmal neu begegnen konnten. Toll gemacht.

Der Schreibstil ist locker flockig, so wie bei Tessa üblich und er sorgt dafür, dass die Seiten einfach so davonfliegen. Ich war sofort in der Handlung und Moni habe ich schon auf den ersten Seiten in mein Herz geschlossen. Der Abschied fiel mir wieder einmal schwer.

Wer einen schönen Sommerroman sucht, der auch noch Generationenkonflikte im Gepäck trägt und mit Spannung und leisem Humor glänzt, ist hier richtig. Ich hatte sehr schöne Lesestunden und empfehle dieses Buch gerne weiter.

Veröffentlicht am 10.08.2019

Was passiert, wenn verschiedene Lebensmodelle aufeinandertreffen?

Die Verleugnung
0

Klappentext:

Der Drehbuchautor Peter Siegmund verfasst die Vorlage für einen Dokumentarfilm über Alexandras ergreifendes Lebensschicksal, die kürzlich unter tragischen Umständen verstorben ist. Die Ursache ...

Klappentext:

Der Drehbuchautor Peter Siegmund verfasst die Vorlage für einen Dokumentarfilm über Alexandras ergreifendes Lebensschicksal, die kürzlich unter tragischen Umständen verstorben ist. Die Ursache für den nachhaltigen Bruch in ihrem Leben ist er selbst, als er sich vor vielen Jahren aus der Liebesbeziehung feige fortgestohlen hat. Auch nach der langen Zeit ist er nicht bereit, sich damit auseinanderzusetzen. Er blendet seine Verantwortung für ihr unglückliches Schicksal einfach aus. Im Gegenteil: Auf Druck des Film-Produzenten und entgegen aller Dokumentarfilm-Regeln fälscht er in dem Drehbuch sogar Alexandras Lebensweg und leugnet alle Verbindungen zu ihr. Das hat Folgen...


Fazit:

Auch bei diesem Buch wurde ich durch das minimalistisch gestaltete Cover angezogen. Da ich schon „Carls Verzweiflung“ gelesen habe, kannte ich den tollen Schreibstil von Gregor Bähr und war gespannt, wie er mich diesmal in den Bann ziehen wird. Ich durfte wieder in die Abgründe des menschlichen Handelns und Tuns hineintauchen und voller Spannung das furiose Finale erleben.

Um welche Charaktere geht es in diesem Roman?

Da ist erst mal Alexandra, die nach der fürchterlichen Enttäuschung mit Peter Siegmund, ein Leben in der Einsamkeit fristet. Ihr größter Traum war eine gesicherte Beziehung und Familie und Peters Verhalten hat tiefe Wunden hinterlassen, die sie in der selbst gewählten Einsamkeit und Traumwelt heilen will. Ob ihr dies gelingt?

Peter Siegmund ist in jungen Jahren ein aufstrebender Drehbuchautor, der einen falschen Weg eingeschlagen hat und nun vor den Scherben seines Ruhmes steht. Bei Frauen sucht er nur das flüchtige Abenteuer, ohne weitere Verpflichtung. Auch Alexandra war nur ein Abenteuer für ihn und er hat ihre frühere Beziehung völlig verdrängt. Ob er sich wieder an Alexandra erinnern wird?

Als sehr wichtigen Charakter gibt es noch Ferry Stein, ein Reporter, dem die ethischen Grundsätze der Berichterstattung am Herzen liegen. Er ist immer auf der Suche nach einer guten Story und so berichtet er auch über den Unfalltod der „Einsiedlerin von Rehlingen“.

Was passiert nun in diesem Roman?

Als Ferry Stein zu dem Brand von Rehlingen gerufen wird, ist es natürlich seine Aufgabe, darüber zu berichten. Er recherchiert auch die Hintergründe zu dem Leben dieser Frau und schreibt noch mehrere ergreifende Artikel über diese ungewöhnliche Einsiedlerin.

Da Alexandra seit sie in Rehlingen lebt, Tagebuch führt, vererbt sie diese Aufzeichnungen an Peter Siegmund, mit der Bitte, eine Dokumentation über ihr Leben zu schreiben und verfilmen zu lassen. Peter sieht darin seine große Chance, an frühere Erfolge anzuknüpfen und beginnt sein Werk. Auf Druck der Produzenten muss er dieses jedoch auf gravierende Weise ändern und verfälschen.

Ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten, da sich das Lesen dieses Romans lohnt.

Die Geschichte besteht aus verschiedenen Handlungssträngen, da sie je nach Kapitel von den verschiedenen Charakteren erzählt. Sie wird immer wieder durch die Tagebucheinträge von Alexandra ergänzt, so dass ich die Hintergründe sehr gut verstehen konnte. Zwei Jahre nach dem Brand in Rehlingen passieren unerwartete Dinge und ab dieser Zeit steigt die Spannung rasant. Doch halt, was jetzt passiert und welche Rolle Peter und Ferry spielen, dass müsst ihr selbst lesen.

Ich habe den Roman in sehr kurzer Zeit gelesen und ihn dann sacken lassen, bevor ich diese Rezension geschrieben habe, da er mich sehr nachdenklich zurückgelassen hat. Das Buch hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen und die überraschenden Wendungen am Schluss haben für Krimifeeling gesorgt. Die Geschichte war sehr vielschichtig und regt zum Nachdenken über Ehrlichkeit, Anstand und Beziehungen an.

Von mir eine absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 05.08.2019

Tolles Debüt, mit viel Gefühl

Schokolade aufs Brot
0

Klappentext:

„Das Meer macht durch seine Wellen Spaß. Dort, wo das Wasser steht, sind bloß Stechmücken.“

Eines kann die unkonventionelle Kinderärztin Flora Sandig bei ihrem Neuanfang gar nicht brauchen: ...

Klappentext:

„Das Meer macht durch seine Wellen Spaß. Dort, wo das Wasser steht, sind bloß Stechmücken.“

Eines kann die unkonventionelle Kinderärztin Flora Sandig bei ihrem Neuanfang gar nicht brauchen: diesen irritierenden Kollegen. Sie hat schon genug Bälle zu jonglieren, seit sie mit ihren Kindern wieder bei den Eltern eingezogen ist.
Das Zusammenleben in der Drei-Generationen-WG bietet ausreichend Zündstoff, doch bald fliegen auch knisternde Funken zwischen ihr und dem gebügelten Julian Klee.
Eine Dienstreise nach Glücksburg an die Ostsee bringt keine Abkühlung, sondern heizt die Stimmung weiter auf. Doch nicht nur Flora verschweigt einiges, auch ihr Kollege hat Geheimnisse …

Eine romantische Komödie mit einem bunten Durcheinander aus Zimtzahnpasta, schielenden Cockerspaniels, einem Oldtimer namens Hermann sowie verhängnisvollen Buschbohnen. Und natürlich: Schokolade.

Fazit:

Mir hat Flora von Anfang an sehr gut gefallen, da sie eine unkonventionelle Frau wie mitten aus dem Leben gegriffen ist. Nach der Trennung von ihrem Ehemann, kriecht sie mit ihren Kindern erst mal bei ihren Eltern unter. Ihren Neubeginn hat sie sich irgendwie viel leichter vorgestellt. Sie muss sich in ihrem neuen Job beweisen, ihre Mutterrolle erfüllen und sich auch noch gegen die Bevormundung ihrer Eltern durchsetzen. Dann kreuzt auch noch dieser geschniegelte Oberarzt ihren Weg. Wie lässt sich das nur alles unter einen Hut bringen? Die Antwort bekommt ihr, wenn ihr dieses humorvolle Buch, das auch zum Nachdenken anregt, lest.

Der lockere und humorvolle Schreibstil sorgte dafür, dass ich die Geschichte in einem Rutsch verschlungen habe. Der Autorin ist es gelungen, den Humor, der nie platt wurde, mit dem richtigen Schuss Nachdenklichkeit und Tiefgang zu verbinden, um mich zu fesseln. Ich konnte mir Flora in ihrer chaotischen Art, sehr gut vorstellen und an vielen Stellen über sie schmunzeln. Der Spagat zwischen Familie, Arbeit und den Generationen wurde sehr gut dargestellt und ich konnte mit Flora fühlen. Als ihr dann auch noch ihr Herz in die Quere kommt, scheint ihr das Chaos über den Kopf zu wachsen. Wie soll das nur enden? Gibt es Lösungen, oder wächst ihr das Chaos über den Kopf?

Flora und Julian scheinen wie Feuer und Wasser zu sein und ziehen sich dennoch gegenseitig magisch an. Kein Wunder, dass es auch zu Verwicklungen kommt und sie sich in spritzigen Dialogen fetzen. Julian war für mich anfangs zu glatt, um dann immer sympathischer zu werden. Doch welches Geheimnis verbirgt er vor Flora? Lasst euch einfach überraschen.

Auch Floras Eltern spielen eine wichtige Rolle in dieser spritzigen Liebeskomödie. Floras Mutter hält Flora immer wieder den Spiegel vor, weil sie das Beste für ihre Tochter und ihre Enkelkinder will. Der Vater ist der ruhige Pol in der Familie, mit viel Verständnis für Flora und ihr Leben. Dennoch hat Flora auch mit ihm so ihre Probleme, da sie sich aus dem Schatten, den seine Erfolge werfen, befreien will. Kann es Flora gelingen, sich aus der Fürsorge und Allmacht der Eltern zu befreien, ohne allzu viel Porzellan zu zerschlagen?

Simona Pindeus ist es hervorragend gelungen, durch den Schreibstil und die tollen Charaktere, mich für diese Geschichte zu begeistern. Flora hüpft durch ihre kecke Art und spontanen Ideen in so manches Fettnäpfchen und bleibt immer liebenswert und authentisch. Julian fühlt sich dadurch so manches Mal dem Wahnsinn nahe und kann sich Floras Art kaum entziehen. Die Funken fliegen und so manche Überraschung wartet.

Ich habe mit dieser tollen Geschichte schöne Lesestunden verbracht und freue mich auf weitere Werke von Simona Pindeus. Von mir wohlverdiente 4,5 Sterne von 5.